Lieber Walter Frie, sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr ... - BApÖD
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<strong>Lieber</strong> <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong>, <strong>sehr</strong> <strong>geehrte</strong> <strong>Frau</strong> <strong>Vorsitzende</strong>, <strong>sehr</strong> <strong>geehrte</strong> Fredericus‐Preisträger der Vorjahre,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
der Bundesverband der Apotheker im Öffentlichen Dienst (<strong>BApÖD</strong>) verleiht den Fredericus‐Preis<br />
2011 an Kollegen <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong>, Apotheker und Ministerialrat im Ministerium für Gesundheit,<br />
Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein‐Westfalen.<br />
Namensgeber dieser hohen Auszeichnung unseres Verbandes ist <strong>Frie</strong>drich II von Hohenstaufen, der<br />
mit seiner Medizinalordnung von 1241die Grundlage für staatliche Regelungen im Gesundheitswesen<br />
gelegt hat. Vor diesem Hintergrund vergibt der <strong>BApÖD</strong> den Fredericus‐Preis an Kolleginnen und<br />
Kollegen, die sich um die Pharmazie im Öffentlichen Dienst in herausragender Weise verdient<br />
gemacht haben.<br />
<strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong>, der Preisträger 2011, erfüllt diese Voraussetzungen ohne Einschränkungen.<br />
Vor mir liegt nun die ehren‐ und anspruchsvolle Aufgabe, die Verdienste des diesjährigen Preisträgers<br />
in einer Laudatio zu würdigen.<br />
Ich möchte diese kurze Rede unter die Überschrift „Gute Pharmazie für alle Patientinnen und<br />
Patienten“ stellen.<br />
Dieses prägnante Credo stammt aus der Überschrift eines Artikels der Fachpresse, in dem <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong><br />
nach einem kürzlichen Auftritt auf einem Fachseminar zitiert wird.<br />
„Gute Pharmazie für alle Patientinnen und Patienten“ – das könnte aber auch gut als Motto und<br />
Leitsatz über der beruflichen Tätigkeit von <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> stehen.<br />
Für mich ein klarer Beleg dafür, dass die verantwortungsvolle Aufgabe des Apothekers und das<br />
gesellschaftliche Ansehen unseres Berufstandes nicht allein durch die Kolleginnen und Kollegen in<br />
Offizin, Krankenhaus, Industrie, Ausbildung und Überwachung, sondern auch durch Kolleginnen und<br />
Kollegen wie <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> geprägt werden. Kolleginnen und Kollegen, die, vielleicht etwas blumig<br />
formuliert, in der „Politikberatung“ (d.h. an der Schnittstelle zwischen Fachöffentlichkeit, Verwaltung<br />
und Politik) tätig sind.<br />
Ich halte diese Mittlerposition auch deshalb für so wichtig, weil sie losgelöst von der Institution<br />
Apotheke erfolgt. Sie ermöglicht es dem Berufsstand, objektiv und fachlich Beurteilungen in die<br />
politischen Diskussionen einzubringen, ohne dabei vordergründige wirtschaftliche Interessen<br />
vertreten zu müssen (Die sicherlich nicht unwichtig sind, aber für strukturelle Entscheidungen zum<br />
Arzneimittel‐ und Apothekenwesen allein nicht ausreichen.).<br />
Dass in den letzten 17 Jahren die öffentliche Pharmazie in Nordrhein‐Westfalen ein wichtiger<br />
Impulsgeber in das Land hinein, für andere Bundesländer und auch für die Bundes‐ und Europaebene<br />
war, ist ein klarer und eindeutiger Verdienst unseres Preisträgers. Ich darf in diesem Zusammenhang<br />
an den von <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> oft und gern verwendeten Slogan „Wir in NRW“ erinnern.<br />
Nun kurz einige Daten zum beruflichen Werdegangs unseres Preisträgers:
Nach dem Studium der Pharmazie und Lebensmittelchemie in Münster war <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> von 1974 bis<br />
1993 Pharmaziedezernent bei der Bezirksregierung in Arnsberg. In diese Zeit fällt auch seine<br />
Abordnung nach Brandenburg zum Aufbau der pharmazeutischen Überwachung in diesem<br />
ostdeutschen Bundesland und seine Tätigkeit als Leiter von Einrichtungen der ehemaligen DDR, die<br />
zentrale Aufgaben bei der Überwachung der Arzneimittelhersteller innehatten, z.B. des Institutes für<br />
Arzneimittelwesen (IfAR). In diese Zeit seiner „Ostbereisungen“ fallen auch meine ersten Kontakte zu<br />
<strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong>.<br />
Seit 1994 begleitete <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> die Funktion des für Arzneimittel‐ und Apothekenwesen zuständigen<br />
Referatsleiters im Landesministerium Nordrhein‐Westfalen. Das alles zwar unter nicht seltenen<br />
administrativen und politischen Veränderungen, aber mit einer beeindruckenden fachlichen<br />
Kontinuität.<br />
Zu den ganz entscheidenden und erfolgreichen Vorhaben, für die <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> die Verantwortung<br />
trug, gehört der Aufbau und die Fortentwicklung der ZLG, der Zentralstelle der Länder für<br />
Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten in Bonn.<br />
Eine Stelle, die für alle Bundesländer übergreifend und zentral bestimmte Aufgaben im<br />
Zusammenhang mit der pharmazeutischen Überwachung wahrnimmt.<br />
Zu den Inhalten der Diskussionen, die <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> angestoßen hat, z.B. zur „Apotheke der Zukunft“,<br />
zum „Verblistern“ oder zur „Beobachtung des Arzneimittelverkehrs im Internet“, kann man durchaus<br />
unterschiedlicher Meinung sein. Aber dafür, dass er sie angestoßen hat, sind wir ihm zu großem Dank<br />
verpflichtet.<br />
Und es geht auch nicht nur um den Anstoß allein (nach der Devise „Bewegung ist alles, das Ziel ist<br />
nichts!“ – Eduard Bernstein), sondern darum, dass das Wirken von <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> die öffentliche<br />
Pharmazie in der Bundesrepublik Deutschland in ihren Teilen und als Ganzes entscheidend voran<br />
gebracht hat.<br />
Ich möchte diese Behauptung an drei Beispielen erläutern:<br />
Da ist zum Einen der Beitrag von <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> zur Wiedervereinigung der deutschen Pharmazie.<br />
Ich erlaube mir hierzu eine Äußerung, weil ich ja, wie Sie wissen oder hören, Ostdeutscher bin.<br />
Es mag zunächst ein Spezifikum unserer Berufsgruppe sein (Weil Apothekerinnen und Apotheker<br />
eben so nette und kluge Menschen sind.), dass der Vereinigungsprozess in der Pharmazie ganz<br />
allgemein reibungslos und ohne sinnlose Ost‐West‐Klischees abgelaufen ist.<br />
Das gilt aber ganz besonders für das öffentliche Pharmaziewesen, und ist hier auch ein wichtiger<br />
Verdienst von <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong>.<br />
Ich selbst kann mich noch gut an Treffen mit <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> in seiner Brandenburger Zeit 1991 erinnern:<br />
Der Fredericus‐ Preisträger 2011 ist seinen ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen immer auf<br />
Augenhöhe, ohne vorgefasste Urteile und unter Achtung der geleisteten Arbeit gegenüber getreten.<br />
Kein „Beamter mit Buschzulage“ und „selbst ernannter Heilsbringer“, sondern ein Kollege, der<br />
zuhören, einordnen, mit guten Argumenten überzeugen konnte und sich auch von anderen<br />
Meinungen überzeugen ließ.
Und der durchaus in der Lage und bereit war, das pharmazeutische System der ehemaligen DDR<br />
objektiv (Will sagen: nicht nur negativ). zu beurteilen.<br />
Dieses <strong>sehr</strong> integere und menschliche Verhalten haben Dir die ostdeutschen Kolleginnen und<br />
Kollegen bis heute nicht vergessen!<br />
Und da ist zum Anderen der Verdienst von <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> beim Aufbau und der Weiterentwicklung der<br />
schon erwähnten ZLG.<br />
Ausgehend von der Überprüfung der deutschen Arzneimittelüberwachung und –untersuchung durch<br />
wichtige Nicht‐EU‐Staaten (wie z.B. Kanada) ist es uns mit dem Aufbau der ZLG gelungen,<br />
einerseits die föderalen Zuständigkeiten im Arzneimittelbereich nicht aufzugeben, sie aber<br />
andererseits auf höherer Ebene weiterzuentwickeln:<br />
Wichtige Aufgaben, die alle Bundesländer und Landesbehörden betreffen, wie z.B. die Vertretung in<br />
europäischen Gremien oder die Pflege unseres Qualitätssicherungshandbuches, werden zentral<br />
durch die ZLG koordiniert.<br />
Damit konnten wir zeigen: Auch unter modernen und globalen Herausforderungen kann der<br />
Föderalismus gut und sicher funktionieren.<br />
Zu Detailfragen der ZLG haben wir als Länder oft mit <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> hart gerungen, der natürlich die<br />
Belange des Sitzlandes Nordrhein‐Westfalen und die Wünsche der übrigen Finanziers unter einen<br />
Hut bringen musste. Den Titel „Vater der ZLG“ würde ich ihm gleichwohl nicht streitig machen<br />
wollen. Vielmehr bin ich mir sicher, dieser Titel gebührt ihm vollkommen zu Recht.<br />
Und zum Schluss noch eine Eigenschaft des Fredericus‐Preisträgers 2011, die mich ebenfalls von<br />
Anfang an <strong>sehr</strong> stark beeindruckt hat:<br />
<strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> hat stets und <strong>sehr</strong> richtig die Begriffe „Minister“ und „Ministerium“ wörtlich aus dem<br />
Lateinischen übersetzt, nämlich als „Der Diener“ und „Der Dienst“.<br />
Manchmal vergisst man allzu schnell, dass wir in den Ministerien nicht Diener einer Person, einer<br />
Gruppe oder Partei, sondern Diener des Parlaments und des ganzen Volkes sind.<br />
Diese Philosophie hat nach meinem Empfinden <strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> in seinem Berufsleben in vorbildlicher<br />
Weise gelebt und umgesetzt. Die Beurteilung von grundlegenden pharmazeutischen Sachverhalten<br />
soll und kann nicht der politischen Tagesform unterliegen.<br />
Hier sind auch weiterhin die Apothekerinnen und Apotheker in den Ministerien fachlich gefordert;<br />
<strong>Walter</strong> <strong>Frie</strong> hat uns dazu ein gutes und lang nachwirkendes Beispiel gegeben.<br />
Unsere Arbeit an diesen Stellen muss auch zukünftig unter dem schon vorhin erwähnten Leitspruch<br />
„Gute Pharmazie für alle Patientinnen und Patienten“ stehen. Und damit schließt sich der Bogen<br />
meiner Rede.<br />
<strong>Lieber</strong> <strong>Walter</strong>, ich gratuliere Dir herzlich zu dieser hohen Auszeichnung und wünsche Dir für die<br />
Zukunft (jetzt vor allem privat und auf dem Rücken der Pferde) alles Gute, viel Glück und Gesundheit!