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LESEPROBEN AUS DEM MITTELTEIL DES BUCHES<br />

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Mediziner und Pharmazeuten weisen eine deutlich höhere Rate an Selbsttötungen auf<br />

als die Allgemeinbevölkerung. Bei den Ärzten liegt die Rate mehr als drei Mal so hoch<br />

wie bei den Männern, bei den Ärztinnen ist die Rate mehr als fünf Mal so hoch wie der<br />

Durchschnittswert der anderen Frauen. (2006)<br />

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Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation, WHO, sterben jährlich weltweit etwa<br />

eine Million Menschen durch Selbsttötung. 10 bis 20 Mal so hoch ist die geschätzte<br />

Zahl der gescheiterten Versuche.<br />

Oder: Alle 40 Sekunden nimmt sich auf dieser Erde ein Mensch sein Leben!<br />

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Wie verdutzt wäre der Patient, der seinen Arzt um Sterbehilfe bittet, und dieser dann,<br />

weil er der Bitte seines Patienten nicht nachkommen kann Selbsttötung begeht<br />

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Der stramme, unerbittliche Kirchemann Aurelius Augustinus beschäftigte sich in seinen<br />

Werken unter anderem auch mit den Themen Keuschheit und Selbsttötung und kam in<br />

diesem Zusammenhang auch auf Lucretia zu sprechen. Eine Frau - ob Sagengestalt<br />

oder Wirklichkeit – deren Vorbildlichkeit an Tugend seit mehr als 900 Jahren<br />

hochgehalten wurde, die schon zur damaligen Zeit ein Mythos war, stürzte er vom<br />

Sockel und stieß sie in den Dreck.<br />

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Noch einmal lesen. Dann tief Luft holen: In diesen und ähnlichen Schriften wurden die<br />

ethischen Werte der Antike auf dem Altar Gottes zerschlagen. Augustinus macht aus<br />

einer Selbsttötung aus Scham einen Selbstmord aus Schuldbewusstsein. Kurz gesagt<br />

und noch einmal wiederholt: Lucretia war nicht keusch und hat sich deswegen getötet.<br />

Sprich, sie hatte mit Lust und/oder mit ihrer Einwilligung den Akt der Vergewaltigung<br />

passieren lassen.<br />

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Wer heute das Wort „Selbstmord“ benutzt, und mag es noch so gebräuchlich weil<br />

umgangssprachlich sein, der sei an die Worte des Augustinus erinnert:<br />

„Allerdings nämlich ist (...) auch der Selbstmörder ein Mörder,(...)“<br />

Die Wertung, die mit diesem Wort einhergeht, ist für Täter-Opfer und die<br />

Hinterbliebenen gleichermaßen unerträglich. In diesem Zusammenhang wird die<br />

(zerstörerische) Macht der Sprache zu sehr unterschätzt.<br />

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Aber was Matthäus und die anderen Schreiber des Neuen Testamentes versäumt<br />

haben, holt Kirchenvater Augustinus nach. Er argumentiert Judas in wenigen Sätzen<br />

vom Verräter zum Verbrecher im doppelten Sinne. Wobei sein „Selbstmord“ als<br />

Verbrechen noch schwerer zu bewerten ist als sein Verrat.<br />

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Wer sich selbst tötet aus welchem Motiv auch immer macht sich also laut Augustinus<br />

nach dem 5. Gebot vor Gott strafbar. Er begeht eine Todsünde. Und wie vorher schon<br />

klar gesagt, steht er mit dem Mörder auf einer Stufe.<br />

Augustinus liefert das Gedankengut aus dem Philosophen, Kirchenlehrer, Päpste und<br />

Konzile in den nächsten Jahrhunderten den Selbstmörder zu einem Schwerverbrecher<br />

machen, der sich an Gott, an der Gesellschaft und sich selbst vergeht.<br />

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