Die Neue Hochschule Heft 1/2015
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. Themenschwerpunkt: Internationalisierung der Hochschulen
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Themenschwerpunkt: Internationalisierung der Hochschulen
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28 LENZ<br />
von Abschlüssen richtet sich auf die<br />
Organisations- und Strukturebene. Mit<br />
Bologna sind hier von der Europäischen<br />
Kommission die entsprechenden Weichen<br />
gestellt worden. Der Prozess der<br />
Internationalisierung der curricularen<br />
Inhalte und deren Vermittlung schreiten<br />
schon seit einigen Jahren kontinuierlich<br />
voran. Qualitätskriterium ist<br />
dabei die inhaltliche Ausrichtung und<br />
nicht ausschließlich die quantitative<br />
Steigerung fremd-, vor allem englischsprachiger<br />
Lehrveranstaltungen.<br />
<strong>Die</strong> Mobilität sowohl der Menschen als<br />
auch der Institutionen wird bereits seit<br />
den 1980er-Jahren durch gezielte Programme<br />
gefördert. Daraus ergibt sich<br />
eine Diversität, mit der <strong>Hochschule</strong>n<br />
umgehen müssen. „Internationalisierung<br />
der Hochschullandschaft zwingt<br />
<strong>Hochschule</strong>n dazu, sich im Rahmen<br />
einer umfassenden Strategie mit Diversität<br />
auseinanderzusetzen“(Allemann-<br />
Ghionda 2014 (b), S. 671).<br />
Heterogenität und<br />
Diversity-Management<br />
<strong>Die</strong> Herausforderung „Heterogenität“<br />
haben sehr viele <strong>Hochschule</strong>n erkannt<br />
und konsequenterweise greifen viele<br />
<strong>Hochschule</strong>n diese Themen als strategische<br />
Ausrichtung auf. In der FH Kiel<br />
werden Internationalität und Diversity<br />
als strategische Ausrichtung in ihren<br />
Leitsätzen benannt: „Unsere <strong>Hochschule</strong><br />
lebt Vielfalt. Sie gestaltet Bildungsprozesse<br />
gendergerecht, interkulturell<br />
und diskriminierungsfrei“ (www.fhkiel.de).<br />
Diversität wird hier unter dem<br />
Stichwort Vielfalt aufgegriffen und mit<br />
der Gründung des „Institutes für Gender<br />
und Diversity“ verfügt die Fachhochschule<br />
Kiel sogar über eine Stabsstelle<br />
zur Unterstützung dieser Ausrichtung.<br />
Diversity-Management und die Internationalisierungsstrategie<br />
sind quasi komplementär<br />
zueinander. Manchmal bleibt<br />
es bei der Benennung solcher Ziele oder<br />
es wird unter dem Label Diversity lediglich<br />
an der Gleichstellung der Ge -<br />
schlechter gearbeitet. Im Fachdiskurs zu<br />
Diversität und Vielfalt wird die Frage<br />
gestellt, ob Diversität und Vielfalt Analysefolien<br />
darstellen oder ob es sich um<br />
eine propagierte Zielstellung handelt.<br />
<strong>Die</strong> Analyse zur Diversität der Studierenden<br />
zeigt, dass neben der internationalen<br />
Mobilität vor allem der Anstieg<br />
der Bildungsbeteiligung seit den 1970er-<br />
Jahren zur Heterogenität der Studierenden<br />
beigetragen haben. Dabei zeigt sich<br />
Diversität je nach Land und akademischer<br />
Kultur in unterschiedlicher<br />
Gestalt, je nachdem, welche Unterscheidungsmerkmale<br />
analysiert werden.<br />
Somit ist eine Diversitäts-Analyse nicht<br />
nur deskriptiv, sondern auch normativ.<br />
Im deutschsprachigen Raum wird derzeit<br />
diskutiert, dass entsprechend der<br />
jeweiligen soziokulturellen Herkunft<br />
von Studierenden von unterschiedlichen<br />
Bildungsbiografien und Bildungsvoraussetzungen<br />
ausgegangen werden<br />
kann. <strong>Die</strong> Heterogenität der Studierenden<br />
ist vorhanden, aber auch notwendig,<br />
um die Zielsetzungen von <strong>Hochschule</strong>n<br />
zu erreichen.<br />
Diversität alleine ist noch kein Ziel<br />
Diversity-Management ist an sich noch<br />
kein Erfolgsgarant. Auch wenn mit der<br />
propagierten Vielfalt in Unternehmen<br />
größere Unternehmenserfolge angestrebt<br />
werden, muss hier Vielfalt gezielt<br />
produktbezogen hergestellt werden,<br />
indem die Belegschaft z. B. ein Spiegel<br />
des Absatzmarktes darstellt.<br />
Aber der produktive Umgang mit Vielfalt<br />
kann Chancengerechtigkeit an<br />
<strong>Hochschule</strong>n erhöhen. Es gilt, die Heterogenität<br />
der Studierenden als gegebene<br />
Tatsache wahrzunehmen und damit<br />
umzugehen. Ich bin vor allen Dingen<br />
skeptisch, wenn nun anstatt von einer<br />
oder einem idealtypischen Studierenden<br />
von acht Studierendentypen ausgegangen<br />
wird, die dann mit passgenauen<br />
Unterstützungsmaßnahmen, ganz nach<br />
dem Prinzip von Ursache-Wirkung,<br />
gezielt zum Studienabschluss gebracht<br />
werden sollen. <strong>Die</strong> Analyse zeigt jedoch<br />
auch mit normativen Setzungen, dass<br />
Heterogenität vorhanden und auch notwendig<br />
ist. Und der Wandel ist in Anbetracht<br />
der sich selbstbeschleunigenden<br />
Anforderungen nicht nur willkommen.<br />
Dennoch geht es darum, dass <strong>Hochschule</strong>n<br />
eigene Ziele setzen. Leicht-<br />
Scholten sieht, dass „[die] Einbeziehung<br />
von Vielfalt bedeutet … den kulturellen<br />
Erfahrungsreichtum der Bevölkerung<br />
auszuschöpfen und im Sinne einer produktiven<br />
Vielfalt diese für ein möglichst<br />
reiches und vielfältiges Studienklima<br />
nutzbar zu machen“ (Leicht-Scholten<br />
2011, S. 3). Unter einer Gerechtigkeitsprämisse<br />
liest sich diese Aussage von<br />
Leicht-Scholten deutlich anders als<br />
unter der Zielsetzung von Steigerung<br />
von Humankapital.<br />
Bei der Gestaltung von Heterogenität<br />
wird in Deutschland vor allem die Notwendigkeit<br />
einer neuen Lehr-Lern-Kultur<br />
diskutiert. Im Sinne der Internationalisierungsstrategien<br />
ist das Ziel der<br />
Hochschulausbildung eine Qualifikation<br />
mit starker internationaler Komponente<br />
und die Ausbildung zu Weltbürgern<br />
und Weltbürgerinnen, die in der<br />
Lage sind, internationale Probleme zu<br />
analysieren und zu lösen und die sich<br />
auf dem internationalen globalisierten<br />
Arbeitsmarkt bewegen können.<br />
Zwischenresümee<br />
Als Zwischenresümee lässt sich sagen,<br />
dass die Internationalisierungsstrategien<br />
eine erhöhte Mobilität und größere<br />
Heterogenität der Personen in den<br />
<strong>Hochschule</strong>n bewirken. <strong>Die</strong>s zieht derzeit<br />
eine Veränderung und größere<br />
Diversität der Lehrinhalte und Lernkulturen<br />
nach sich. Trotzdem ist es keineswegs<br />
selbstverständlich, dass die Themen<br />
Internationalität, Interkulturalität<br />
und Diversity in den einzelnen Studienprogrammen<br />
verankert sind. Bei der<br />
Betrachtung der Ebenen der internationalen<br />
Begegnungen (siehe Abbildung)<br />
im Kontext internationaler Bildungspolitiken<br />
zeigt sich zusammenfassend die<br />
DNH 1 ❘ <strong>2015</strong>