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Der Kampf gegen Schmutz und Schimmel - Klosterarchiv Einsiedeln

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G E M E I N S C H A F T<br />

«Diligam te Domine» von Alberich Zwyssig: Aus diesem Notenmaterial entstand die Schweizer<br />

Nationalhymne «Trittst im Morgenrot daher...».<br />

sikbiliothek erschlossen sein. Für die zum Teil<br />

sehr kostbaren Handschriften, unter ihnen<br />

das berühmte Mozart-Autograph (von Mozart<br />

eigenhändig geschrieben), gibt es einen<br />

Katalog auf CD-Rom, die älteren Drucke (bis<br />

etwa 1800) sind in einem mehrbändigen gedruckten<br />

Quellenlexikon erfasst <strong>und</strong> ein Teil<br />

der jüngeren Quellen können online in der<br />

Datenbank des «Répertoire Internationale<br />

des Sources Musicales» RISM nachgeschlagen<br />

werden. Hier zeigt sich eindrücklich, dass die<br />

Einsiedler Musikbibliothek auch quantitativ<br />

die bedeutendste in der Schweiz ist: RISM<br />

führt unter dem Bibliothekssiegel «CH-E,<br />

Kloster <strong>Einsiedeln</strong>, Musikbibliothek» nicht<br />

weniger als 21’832 Quellen auf. Die nächst<br />

kleinere Bibliothek, jene des Chorherrenstiftes<br />

Beromünster, kommt auf 5032 Quellen,<br />

die Musikabteilung der Zentralbibliothek<br />

Zürich an fünfter Stelle hat bei RISM 2703<br />

Quellen verzeichnet.<br />

Im weltweiten Vergleich kann sich <strong>Einsiedeln</strong><br />

punkto Handschriften ebenfalls sehen<br />

lassen: Die Musikbibliothek liegt mit<br />

4125 Handschriften weltweit an siebter<br />

Stelle. Den grössten Handschriftenbestand<br />

(14'678 Quellen) hütet übrigens die berühmte<br />

Santini-Bibliothek in Münster (Westfalen).<br />

Dass die Einsiedler Musikbibliothek so<br />

reichhaltig ist, hat sie ihrem Gründer Pater<br />

Gall Morel (1803–1872) zu verdanken, der<br />

Musikalien beschaffte, wo immer er ihrer<br />

habhaft werden konnte. Dies war zu seiner<br />

Zeit insbesondere in aufgehobenen Klöstern<br />

der Fall, etwa im Kloster Weingarten,<br />

1803 aufgehoben, mit seinem «sehr bedeutenden<br />

Musikleben».<br />

Für die qualitative Bedeutung der Einsiedler<br />

Musikbibliothek sei stellvertretend<br />

für viele andere Juwelen das Autograph<br />

des Wettinger Mönches Alberich Zwyssig<br />

(1808–1854) erwähnt. Die Motette trägt den<br />

unscheinbaren Titel «Diligam te Domine»,<br />

enthält aber auf ein paar wenigen Notenzeilen<br />

fast wörtlich genau den Tonsatz, dem Leonhard<br />

Widmer später den Text ‹Trittst im<br />

Morgenrot daher› unterlegte <strong>und</strong> der in dieser<br />

Form zu unserer Nationalhymne geworden<br />

ist. Alberich Zwyssig war Zisterzienser-<br />

Mönch, zunächst in Wettingen, dann, nach<br />

der Aufhebung seines Klosters, in Wurmsbach<br />

<strong>und</strong> in Mehrerau.<br />

Feierabend für heute, Schachtel 576 ist<br />

erledigt. Aber noch ist die Entdeckungsreise<br />

lang, bis sie bei Nummer 1147 angelangt<br />

<strong>und</strong> das Werk vollendet ist. So, wie ich Pater<br />

Lukas kenne, wird er das Ereignis würdig zu<br />

feiern wissen. Und alle, die die Einsiedler<br />

Musikbibliothek schätzen <strong>und</strong> nutzen – Verleger,<br />

Musiker, Wissenschaftler oder auch<br />

Fre<strong>und</strong>e anlässlich einer Führung –, werden<br />

es ihm danken.<br />

Erich Liebi<br />

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