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Ingo Degenhardt - Bonn stellt sich quer

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Dokumentation „<strong>Bonn</strong> <strong>stellt</strong> <strong>sich</strong> <strong>quer</strong>“ 2008<br />

<strong>Ingo</strong> <strong>Degenhardt</strong><br />

DGB-Region <strong>Bonn</strong>/Rhein-Sieg/Oberberg<br />

- Es gilt das gesprochene Wort -<br />

Als die Nazis die Kommunisten holten,<br />

habe ich geschwiegen,<br />

ich war ja kein Kommunist.<br />

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,<br />

habe ich geschwiegen,<br />

ich war ja kein Sozialdemokrat.<br />

Als sie die Gewerkschafter holten,<br />

habe ich geschwiegen,<br />

ich war ja kein Gewerkschafter.<br />

Als sie die Juden holten,<br />

habe ich geschwiegen,<br />

ich war ja kein Jude.<br />

Als sie mich holten,<br />

gab es keinen mehr,<br />

der protestieren konnte.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

liebe Freunde<br />

Mit diesem Gedicht des Theologen und Widerstandskämpfer, Martin Niemöller, will<br />

ich Sie und Euch alle heute morgen hier in <strong>Bonn</strong>-Duisdorf begrüßen und eröffne<br />

unsere Kundgebung im Namen des Bündnisses »Kein Fußbreit den Faschisten«<br />

Dieses Gedicht ist heute so aktuell, wie in der Zeit in der es geschrieben wurde.<br />

10 Jahre hat es gedauert bis die Neonazis wieder in unserer Stadt demonstrieren<br />

wollen.<br />

Und darum müssen wir heute - und hier an dieser Stelle unseren Protest zum<br />

Ausdruck bringen, liebe Freundinnen und Freunde.<br />

Die geplante Demonstration des neonazistischen »Aktionsbüros Mittelrhein« richtet<br />

<strong>sich</strong> gegen die hier nebenan ansässige Bundesprüfstelle für jugendgefährdende<br />

Medien. Die »Kameradschaften« und »Autonomen Nationalisten« wenden <strong>sich</strong> mit<br />

ihrer Aktion gegen die Indizierung rechtsextremer CDs.<br />

Sie wollen für die Freiheit der Verbreitung rassistischer, fremdenfeindlicher und<br />

antisemitischer, Hass und Gewalt verherrlichender Musik demonstrieren.<br />

Sie fordern Meinungsfreiheit statt staatliche Zensur - und das kurz nach dem 75.


Jahrestag der Bücherverbrennung.<br />

Dagegen richtet <strong>sich</strong> unser heutiger Protest.<br />

Heute ist der Tag wo wir Flagge zeigen müssen.<br />

Ich bin begeistert, dass so viele unseren Aufruf unterstützen und das ihr alle hier<br />

seid, um an diesem Platz friedlich und entschlossen gegen den geplanten Aufmarsch<br />

der Neonazis zu demonstrieren.<br />

Viele reisen auch noch aus dem Umland an und kommen deshalb etwas später.<br />

Eine Menge Vorbereitungszeit liegt hinter uns.<br />

Auf diesen Tag haben wir hingearbeitet, weil wir es nicht zulassen wollen, dass hier<br />

und nirgends wo anders die Nazis ihre menschenverachtenden Parolen zum<br />

Ausdruck bringen können.<br />

Mit CD-Verteilaktionen auf Schulhöfen und mit Konzerten aus dem Bereich des<br />

Rechtsrocks wollen sie unsere Kinder für <strong>sich</strong> gewinnen.<br />

Dagegen setzen wir uns friedlich zur Wehr.<br />

<strong>Bonn</strong> ist unsere Stadt. <strong>Bonn</strong> ist vielfältig und bunt - aber nicht braun, liebe Freunde.<br />

Friedlich und entschlossen den Naziaufmarsch verhindern, so steht es auf den<br />

Plakaten und Flugblättern - und dass wir jetzt hier stehen ist ein großer Erfolg. Mit<br />

dieser Demonstration und Kundgebung haben wir den Nazis bereits die Stirn<br />

geboten, denn sie wollten auch in die Innenstadt hineinziehen und jetzt stehen wir<br />

hier in unmittelbarer Nähe der Bundesprüfstelle, ihrem geplantem Kundgebungsort.<br />

Unser Bündnis, welches <strong>sich</strong> Anfang Juni gegründet hat, ist ein Zusammenschluss<br />

der unterschiedlichsten Gruppierungen, Vereine, Initiativen, Kirchen,<br />

Gewerkschaften, einzelner Parteien, Studenten, Jugendlicher, aus <strong>Bonn</strong> und dem<br />

Rhein-Sieg-Kreis und einer Vielzahl von <strong>Bonn</strong>erinnen und <strong>Bonn</strong>er.<br />

Der Unterstützerkreis hat <strong>sich</strong> von Tag zu Tag erweitert und das über die<br />

Stadtgrenzen von <strong>Bonn</strong> hinaus.<br />

Wir haben mit diesem unserem Bündnis regional, landesweit und bundesweit bei<br />

vielen Menschen nicht nur Zuspruch sondern auch Anerkennung erzielt.<br />

Ein solches Bündnis hat es so in dieser Form bisher hier noch nicht gegeben.<br />

Geprägt von Glaubwürdigkeit, von Ehrlichkeit, Vertrauen und gegenseitiger<br />

Rück<strong>sich</strong>tnahme haben <strong>sich</strong> die Beteiligten auf den kleinsten gemeinsamen Nenner<br />

einigen können. Das ist unsere Kraft und Stärke, liebe Freundinnen und Freunde.<br />

Unsere gemeinsame Aktion sind der Demonstrationszug und diese Kundgebung.<br />

Darüber hinaus wird es heute noch weitere Aktionen und Mahnwachen geben, u.a. in<br />

der Ladestraße am Duisdorfer Bahnhof, wo nachher mit Sicherheit auch Menschen<br />

sein werden, die jetzt hier mit uns gemeinsam zusammenstehen.<br />

Friedlich und entschlossen wollen wir unseren Protest zum Ausdruck bringen.<br />

Für rassistische und antisemitische Parolen darf es keinen Platz geben, weder in<br />

<strong>Bonn</strong>, noch anderswo.


Ich sage hier ganz deutlich:<br />

In <strong>Bonn</strong> ist für Neonazis und Faschisten kein Platz.<br />

In unserem gemeinsamen Aufruf steht:<br />

- Gemeinsam gegen Rassismus und rechte Gewalt<br />

- Für ein Leben in bunter Vielfalt und gegenseitigem Respekt<br />

- Gemeinsam gegen Neonazi-Organisationen und Parteien<br />

- Für die Umsetzung des antifaschistischen Auftrages unseres Grundgesetzes.<br />

Das sind die Punkte, die uns miteinander verbindet.<br />

Meine sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

liebe Freunde,<br />

schon jetzt möchte ich bereits allen danken, die diese Aktion mit vorbereitet haben,<br />

ein Dank an unsere Künstlerinnen und Künstler und an unseren Moderator, Lorenz<br />

Beckhardt, der uns heute den ganzen Tag über unterstützt.<br />

Und ich möchte noch einen ganz persönlichen Dank an alle Bündnispartner richten.<br />

Auch wenn unsere Treffen nicht immer einfach zu steuern waren, bin ich froh, diese<br />

gemeinsame Zeit habe moderieren zu dürfen.<br />

Gemeinsam haben wir eine Menge erreicht und unsere Anstrengungen werden über<br />

diesen Tag hinaus ein wichtiges Zeichen in der Region setzen.<br />

Ich wünsche uns allen einen erfolgreichen und friedlichen Tag und bedanke mich für<br />

die Aufmerksamkeit.

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