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Die Landschaft des Obererzgebirges - Streifzüge durch die ...

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Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Städte in Sage und Geschichte. Annaberg 1903<br />

sich. Der Kurfürst aber lacht und spricht: „Einen solchen tölpischen Fichtelberger<br />

habe ich im Gebirge noch nicht gesehen“, und läßt ihm venedische Seife geben, d. i.<br />

ergänzt der Chronist, <strong>die</strong> Haare ein wenig zausen. Von Crottendorf schickte der Kurfürst<br />

zwei Waldhüter mit drei Wildtauben nach Annaberg und verehrte dem Superintendenten,<br />

dem Kapellenprediger und dem Hospitalpfarrer jedem eine. Als er in<br />

S t e i n b a c h 300 Stück Wild abgeschossen und auch ein Abschießen in Mauersberg<br />

gehalten hatte, kam er von Crottendorf nach S c h l e t t a u und fischte daselbst zwei<br />

Teiche. Hier ereignete sich's, daß der Bäcker Auersbach auf dem Teichdamm einen<br />

Fußfall vor dem Kurfürsten that und um Verzeihung seinen Herrn anflehete. Er hatte<br />

nämlich an seinem Krautzaun ein Stück Wild am Fuß in einer Schlinge gefangen.<br />

Kurfürst: Was wolltest Du damit machen ? Bäcker: Ach, gnädigster Kurfürst und<br />

Herr, ich wollte dem Stück Wild nichts am Leben thun, sondern nur ein paar Schläge<br />

geben, weil es mir das Kraut abgefressen hatte. Kurfürst: Ja, Dir sollte man Schläge<br />

geben. Wenn ich Deines grauen Kopfes nicht scheute, wollte ich Dir weisen, wie Du<br />

mein Vieh hegen solltest, laß ich doch Dein Vieh auf meinem Grund und Boden gehen<br />

und zürne nicht darum, gehe und hüte Dich.<br />

Am 9. August 1628 hielt der Kurfürst ein Abschießen zwischen S t e i n b a c h und<br />

G r u m b a c h , er erlegte dabei 570 Stück Wild. Er ließ auch den Herrn Peter Bersmann,<br />

Pfarrer zu Arnsfeld, vor sich predigen, und da ihm seine Gaben wohl gefielen,<br />

versorgte er nicht allein sein Haus mit Wildbret, sondern er befahl auch seinen Leibärzten,<br />

sie sollten den armen Mann, weil er wassersüchtig war, doch heilen. <strong>Die</strong><br />

Ärzte versuchten ihr Heil, trieben zwar das Wasser heraus, aber der Pfarrer fiel in <strong>die</strong><br />

Schwindsucht, woran er starb. „Gesegne euch Gott, ihr Hölzer, ich sehe euch nicht<br />

wieder,“ waren <strong>die</strong> Abschiedsworte <strong>des</strong> Kurfürsten an sein erzgebirgisches Jagdgebiet.<br />

<strong>Die</strong> Fanfaren der kurfürstlichen Jäger sind in unserem Erzgebirge schon seit langer<br />

Zeit verstummt, der Reichtum an Wild ist verschwunden, dennoch ist <strong>die</strong> Poesie in unseren<br />

Wäldern nicht ganz dahin, denn noch hört man, wenn auch vereinzelt, in unseren<br />

Staatsforsten auf dem Kamme <strong>des</strong> Gebirges den Schrei <strong>des</strong> Hirsches und noch<br />

lacht in hoher Krone der Auerhahn !<br />

Nach Lungwitz.<br />

c. Jagdfronden der Obererzgebirger.<br />

Eine große Last waren <strong>die</strong> Jagd<strong>die</strong>nste, welche <strong>die</strong> Unterthanen zu leisten hatten.<br />

Im Amte C r o t t e n d o r f hatten von 302 Mann <strong>die</strong> eine Hälfte <strong>die</strong> seile in <strong>die</strong> Wildhecken<br />

einzubinden, wieder aufzuheben und vor den Seilen aufs Wild zu warten; <strong>die</strong><br />

andere Hälfte hatte <strong>die</strong> Netze, Tücher und Seile aufzuhängen und zu trocknen, sowie<br />

das Jagdzeug auf <strong>die</strong> Wolfsjagd zu fahren. Zu den Netzfuhren mußten auch <strong>die</strong><br />

Hammermeister Vorspann leisten und erhielten dann von den <strong>die</strong>nstpflichtigen Dorfschaften<br />

für 4 Pferde 16 Groschen, für 2 Pferde 8 Groschen. Außerdem hatten <strong>die</strong><br />

Dorfschaften noch <strong>die</strong> Wildbretfuhren, <strong>die</strong> Abfuhr <strong>des</strong> erlegten Wil<strong>des</strong>, zu leisten, <strong>die</strong><br />

Hammermeister, zwei Jäger mit Jägerburschen, Hundebuben und Hunden, nach Gelegenheit<br />

der angestellten Jagden mit Herberge und Mahl zu versorgen. Zu einer im<br />

Jahre 1564 beabsichtigten kurfürstlichen Jagd im Erzgebirge wurden erfordert: im<br />

Amte L a u e n s t e i n 6 Wagen und 268 Mann, im Amte A l t e n b e r g 36 Wagen und<br />

352 Mann, im Amte D i p p o l d i s w a l d e 17 Geschirre ohne Lohn, 13 für 12 Groschen<br />

täglich und 64 Mann, im Amte S t o l l b e r g 77 Geschirre und 293 Mann, im ganzen<br />

also 155 Geschirre und 1277 Mann zu Fuß. Im Amte L a u t e r s t e i n waren 700 Mann<br />

zu Jagd<strong>die</strong>nsten verpflichtet. Von den Dorfschaften <strong>des</strong> Amtes A u g u s t u s b u r g<br />

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