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Mittelalter - Spektrum der Wissenschaft

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501–1450<br />

<strong>Mittelalter</strong><br />

Die Schließung des letzten großen Zentrums <strong>der</strong> antiken <strong>Wissenschaft</strong>en und Gelehrsamkeit, <strong>der</strong><br />

Akademie in Athen, im Jahre 529 und die Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 sowie<br />

die damit verbundene Flucht zahlreicher Gelehrter nach Europa können die formalen Randpunkte<br />

des <strong>Mittelalter</strong>s markieren. Die Abgrenzung des <strong>Mittelalter</strong>s ist unter Historikern sehr umstritten, die<br />

obige Datierung orientiert sich vorrangig an <strong>der</strong> europäischen <strong>Wissenschaft</strong>sentwicklung.<br />

Mit den Völkerwan<strong>der</strong>ungen des 4. bis 6. Jahrhun<strong>der</strong>ts und dem Nie<strong>der</strong>gang des weströmischen<br />

Reiches war einer kontinuierlichen Fortsetzung <strong>der</strong> römisch-antiken Kultur und <strong>Wissenschaft</strong> in<br />

Süd- und Mitteleuropa zunächst die wirtschaftlich-soziale Basis entzogen worden. In den folgenden<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten bildeten sich neue soziale und politische Verhältnisse heraus und es kam allmählich zu<br />

einem Rückgriff auf Kenntnisse und Erfahrungswissen <strong>der</strong> Antike bzw. zu <strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>entdeckung.<br />

Neue Erfindungen för<strong>der</strong>ten ab dem 9. Jahrhun<strong>der</strong>t die Entfaltung <strong>der</strong> Landwirtschaft, gleichzeitig<br />

trennte sich die gewerblich handwerkliche Produktion von <strong>der</strong> Landwirtschaft ab und die Städte wuchsen<br />

seit dem 11. Jahrhun<strong>der</strong>t zunehmend zu Zentren <strong>der</strong> sich entfaltenden Handwerksproduktion und<br />

des Handels heran. Das Zivilisationsgefälle war jedoch in Europa beträchtlich, es verlief von Süden<br />

und Westen nach Norden und Osten. Das Leben war geprägt durch deutliche rechtsständische und<br />

soziale Unterschiede sowie eine nahezu permanente Unsicherheit, u. a. verursacht durch Kriege,<br />

insbeson<strong>der</strong>e viele regionale Konflikte, und Epidemien.<br />

Für die Kultur des <strong>Mittelalter</strong>s bildeten religiöse Vorstellungen die entscheidende Basis. Christentum<br />

und Islam, sowie mit einigen Einschränkungen Buddhismus und Hinduismus, entwickelten sich zu<br />

Weltreligionen. Gleichzeitig erlebte Europa eine wachsende politische Macht kirchlicher Einrichtungen,<br />

die selbst Eigentümer an Grund und Boden wurden.<br />

Dies gipfelte in einem universalen Kaiser- und Papsttum, das aber im Hoch- und Spätmittelalter durch<br />

innerkirchliche Reformbewegungen und aufkommende nationalstaatliche Interessen wie<strong>der</strong> zerfiel.<br />

Die Etablierung des Christentums bedingte zugleich eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Ideen und<br />

Lehren <strong>der</strong> antiken griechisch-römisch-hellenistischen Philosophie und an<strong>der</strong>en <strong>Wissenschaft</strong>en,<br />

die im staatlich fester gefügten oströmischen Reich (Byzanz) de facto mit weniger Brüchen und<br />

Konfrontationen verbunden war als in dem sich im völligen Umbruch befindlichen Süd-West-Europa.<br />

Während im byzantinischen Reich durch Bewahrung und Kommentierung antiken Wissens das<br />

erreichte Kultur- und Bildungsniveau erhalten werden konnte, schwand es im ehemaligen weströmischen<br />

Herrschaftsgebiet bis auf wenige Relikte dahin. Lediglich in den Klöstern erfolgte eine Pflege<br />

des antiken Wissens, doch war diese durch die fast völlig fehlende Kenntnis <strong>der</strong> griechischen Sprache<br />

sehr eingeschränkt und durch den Einfluß <strong>der</strong> christlichen Theologie sehr selektiv. Im Mittelpunkt<br />

standen die „sieben freien Künste“, Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Geometrie<br />

und Astronomie, die als einziger Wissensbestand aus dem Altertum übriggeblieben waren. Erst die<br />

Bestrebungen Karls des Großen sowie die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> innerhalb des Christentums entstandenen<br />

Schulwissenschaft (Scholastik) in den Kloster- und Kathedralschulen leiteten einen Neuanfang auf<br />

niedrigem Niveau ein.<br />

63


Der für Europa entscheidende Aufschwung begann mit dem am Ende des 11. Jahrhun<strong>der</strong>ts einsetzenden<br />

Wandlungsprozeß, <strong>der</strong> nahezu alle Lebensbereiche erfaßte und bis zum Beginn des 14.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts andauerte. Das Bevölkerungswachstum in jenen Jahrhun<strong>der</strong>ten erzwang sowohl die<br />

Erschließung neuer Anbauflächen als auch eine Verbesserung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Methoden<br />

und löste einen Aufschwung von Handwerk, Gewerbe und Handel aus. Dies war verbunden mit<br />

<strong>der</strong> Gründung neuer und dem Wachsen bestehen<strong>der</strong> Städte. Im 12./13. Jahrhun<strong>der</strong>t erlebte das<br />

Geistesleben eine große Blütezeit. Das Grundmuster <strong>der</strong> scholastischen Methode: Herausarbeiten<br />

<strong>der</strong> Fragen, Abgrenzen und Unterscheiden <strong>der</strong> Begriffe sowie Disputation mit logischem Beweis<br />

<strong>der</strong> Antwort und Erörterung <strong>der</strong> Begründung, wurde verfeinert und mehrfach methodisch bereichert.<br />

Das Bestreben, eine Übereinstimmung von kirchlicher Lehre und Philosophie nachzuweisen, blieb<br />

weiterhin wichtigstes Motiv wissenschaftlicher Tätigkeit. Die Bekanntschaft mit naturphilosophischen<br />

Schriften des Aristoteles und <strong>der</strong> jüdisch-arabischen Philosophie, die Gründung <strong>der</strong> ersten Universitäten<br />

und die wissenschaftlichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen den christlichen Orden <strong>der</strong><br />

Dominikaner und <strong>der</strong> Franziskaner för<strong>der</strong>ten diesen Aufschwung und verschafften auch <strong>der</strong> Naturforschung<br />

einen gewissen Spielraum. Die dabei erzielte Einheit des mittelalterlichen Denkens mit <strong>der</strong><br />

Überzeugung, die Philosophie sei die Magd <strong>der</strong> Theologie, zerbrach an verän<strong>der</strong>ten Akzentuierungen<br />

philosophisch-theologischer Fragen und an neuen Auffassungen zum <strong>Wissenschaft</strong>sbegriff sowie zur<br />

Sprachphilosophie. Dies führte im 14./15. Jahrhun<strong>der</strong>t zur Abkehr von <strong>der</strong> zunehmend in inneren<br />

Streitigkeiten <strong>der</strong> einzelnen Schulen erstarrten scholastischen Lehre und zu ersten Ansätzen eines<br />

neuen Selbstverständnisses von Philosophie und Naturforschung.<br />

Wesentliche Impulse erhielt die europäische Geistesentwicklung auch durch den Kontakt mit den<br />

arabischen <strong>Wissenschaft</strong>en und dem tradierten Wissen <strong>der</strong> Antike. Die Entstehung des arabischen<br />

Großreiches im 7. und 8. Jahrhun<strong>der</strong>t, das von Nordwestindien über Nordafrika bis zur Pyrenäenhalbinsel<br />

reichte, gehörte zu den wichtigen Ereignissen, die zur endgültigen Auflösung <strong>der</strong> antiken Mittelmeerwelt<br />

führten. Obwohl sich in diesem Reich sehr bald einzelne Dynastien herausbildeten, wurde<br />

die kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung nicht gestört und erlebte im 10./11. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

einen Höhepunkt. In Bagdad, Buchara und Cordoba entstanden bedeutende Bildungszentren. Den<br />

arabischen Gelehrten kommt nicht nur das große Verdienst zu, den antiken Wissensschatz bewahrt<br />

und durch vielfältige Kommentare erläutert zu haben, son<strong>der</strong>n sie fügten diesem auch zahlreiche<br />

neue Erkenntnisse hinzu. Ab dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t verlor das arabische Großreich zunehmend an<br />

Einfluß, ohne daß dies unmittelbar einen Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>en zur Folge hatte.<br />

In China stand am Beginn des hier betrachteten Zeitraums die Reichseinigung durch die Sui-<br />

Herrscher (581–618) und die Schaffung eines geeigneten institutionellen Rahmens für die Verwaltung<br />

und Sicherung des Reiches. Die nachfolgenden Herrscher <strong>der</strong> Tang-Dynastie entwickelten auf dieser<br />

Basis eine leistungsfähige Zentral- und Lokalverwaltung und dehnten die Beziehungen Chinas bis<br />

Europa aus. Etwa 100 Jahre lang, bis zur Mitte des 8. Jahrhun<strong>der</strong>ts, pflegte China einen reichen<br />

Austausch geistiger und materieller Güter mit westlichen Völkern. Nach langen Machtkämpfen und<br />

einer Reichsteilung konnte die Song-Dynastie 960 nochmals große Teile des Reiches vereinen und<br />

günstige Bedingungen für <strong>Wissenschaft</strong> und Kunst schaffen. Die Basis dafür bildete ein wirtschaftlicher<br />

Aufschwung in Landwirtschaft, Handwerk und Handel (einschließlich des Überseehandels<br />

nach Japan, Malaysia, Südindien u. a.). Bei rasch wachsen<strong>der</strong> Bevölkerung bildeten sich bereits<br />

Ballungsgebiete mit mehr als einer Million Einwohner. Die Song-Dynastie war jedoch zunehmend<br />

den Angriffen äußerer Feinde ausgesetzt und unterlag schließlich den Mongolen, die 1278 das<br />

ganze Reich eroberten. Die Mongolen-Herrscher schufen eine völlig neue Staatsorganisation, die<br />

die chinesische Bevölkerung unterdrückte, Kultur und <strong>Wissenschaft</strong>en aber gewisse Freiräume ließ.<br />

In dieser Zeit erhielt man in Europa durch Reisende wie Marco Polo u. a. auch erstmals direkt Kunde<br />

von China und den Leistungen <strong>der</strong> chinesischen <strong>Wissenschaft</strong>en, die sich insbeson<strong>der</strong>e durch die<br />

praktische Ausnutzung von Naturerkenntnissen auszeichneten.<br />

64


65 505 – 525<br />

um 505<br />

A. M. S. Boethius W<br />

A. M. S. Boethius beginnt mit <strong>der</strong> Übersetzung<br />

und Kommentierung von Schriften griechischer<br />

Autoren, insbeson<strong>der</strong>e Aristoteles, und beeinflußt<br />

damit sehr stark die <strong>Wissenschaft</strong>sentwicklung<br />

im <strong>Mittelalter</strong>. Seine mathematischen Abhandlungen<br />

überliefern wichtige Teile des Nikomachosschen<br />

Werkes sowie einige Auszüge aus Euklids<br />

Elementen.<br />

A. M. S. Boethius W<br />

A. M. S. Boethius kommentiert Schriften des Porphyrios<br />

und setzt sich ausführlich mit <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sklassifikation<br />

und <strong>der</strong> Einteilung <strong>der</strong><br />

Logik bei Aristoteles auseinan<strong>der</strong>.<br />

Tao Hongjing<br />

C<br />

Tao Hongjing entdeckt neue Reaktionen zur „Verdrängung<br />

von Metallionen“ bei Eisen- und Kupfersalzen<br />

und beschreibt eine Kristallform vom<br />

weißen Quarz sowie die Flammprobe von Salpeter.<br />

Tao Hongjing<br />

B<br />

Der Arzt und Alchemist Tao Hongjing bearbeitet<br />

das älteste chinesische pharmazeutische Werk<br />

Materia Medica. Er beschreibt 730 medizinische<br />

Substanzen, davon 365 neue, und verbessert <strong>der</strong>en<br />

Klassifikation, indem er die Heilwirkung <strong>der</strong><br />

Arzneien berücksichtigt.<br />

um 510<br />

A. M. S. Boethius M<br />

A. M. S. Boethius führt wohl erstmals den Begriff<br />

„Quadrivium“ für die vier mathematischen<br />

Fächer Arithmetik, Geometrie, Astronomie und<br />

Musik ein und schreibt zu ersteren Handbücher,<br />

die lange als Lehrbücher dienten. In <strong>der</strong> neupythagoreischen<br />

Arithmetik greift er auf Nikomachos<br />

zurück.<br />

Eutokios<br />

M<br />

Eutokios kommentiert die Kreismessung und<br />

Über Kugel und Zylin<strong>der</strong> von Archimedes, die<br />

Bücher 1 bis 4 <strong>der</strong> Conica des Apollonios<br />

u. a. Für einige Probleme überliefert er mehrere<br />

historisch interessante Lösungen.<br />

Āryabhaṭa<br />

A<br />

Āryabhaṭa lehrt die tägliche Drehung <strong>der</strong> Erde<br />

um ihre Achse, an<strong>der</strong>e indische Astronomen lehnen<br />

dies aus physikalischen Gründen ab. Seine<br />

Lehre wird nicht aufgegriffen.<br />

um 517<br />

Johannes Philoponos<br />

P<br />

Johannes Philoponos kritisiert die Bewegungslehre<br />

des Aristoteles. Die Himmelskörper bewegen<br />

sich durch die ihnen innewohnende Kraft,<br />

die vom göttlichen Beweger als Impetus übertragen<br />

wird. Auch geworfene Körper bewegen sich<br />

nach <strong>der</strong> Trennung vom Beweger ohne Hilfe des<br />

umgebenden Mediums auf Grund des erteilten<br />

Impetus bis dieser verbraucht ist und <strong>der</strong> Körper<br />

zum Stillstand kommt bzw. zum natürlichen Ort,<br />

die Erde, zurückkehrt. Ein Vakuum ist prinzipiell<br />

möglich.<br />

um 520<br />

Johannes Philoponos<br />

P<br />

Johannes Philoponos schreibt ausführlich über<br />

Aristoteles, die philosophischen Aspekte <strong>der</strong><br />

Arithmetik von Nikomachos und die erste Abhandlung<br />

über ein Astrolabium. Er ist einer<br />

<strong>der</strong> bedeutendsten byzantinischen Aristoteles-<br />

Kommentatoren.<br />

Johannes Philoponos<br />

G<br />

Johannes Philoponos wendet sich gegen die Auffassung<br />

von <strong>der</strong> Ewigkeit <strong>der</strong> Welt.<br />

Johannes Philoponos<br />

G<br />

Johannes Philoponos schließt aus den heißen<br />

Quellen sowie den „Feuerkesseln“ auf Sizilien,<br />

Lipari und in an<strong>der</strong>en Gegenden, daß die Erde im<br />

Inneren Feuer bergen müsse, ein Gedanke, <strong>der</strong><br />

letztlich auf Empedokles zurückgeht.(vgl. 450<br />

v. Chr.)<br />

um 525<br />

Anthemios von Tralleis<br />

M • P<br />

Der Architekt Anthemios von Tralleis verfaßt<br />

eine Schrift über Brennspiegel, die aus kleinen<br />

Planspiegeln zusammengesetzt sind. Er wendet<br />

dabei Kenntnisse über Kegelschnitte an, gibt<br />

die Fadenkonstruktion <strong>der</strong> Ellipse, bestimmt den<br />

Brennpunkt <strong>der</strong> Parabel u. a. Er soll eine Reihe<br />

interessanter mechanischer Experimente durchgeführt<br />

haben, wie das Vortäuschen eines Blitzes<br />

mittels Brennspiegeln usw.<br />

525<br />

Dionysius Exiguus<br />

A<br />

Die chronologischen Studien des Abts Dionysius<br />

Exiguus bilden die Basis für die Einführung <strong>der</strong><br />

christlichen Zeitrechnung und die Festlegung des<br />

Osterfestes.


529 – 570 66<br />

529<br />

Benedikt von Nursia<br />

W<br />

Benedikt von Nursia stiftet das Kloster Montecassino<br />

und for<strong>der</strong>t von den Mönchen eine ausgewogene<br />

Aufteilung <strong>der</strong> Arbeit in manuelle und<br />

geistige Tätigkeit.<br />

Justinian I.<br />

W<br />

Schließung <strong>der</strong> Akademie und an<strong>der</strong>er Philosophenschulen<br />

in Athen durch Kaiser Justinian I.<br />

als Stätten heidnischen Glaubens. Dies verursacht<br />

ein zeitweises Auswan<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gelehrten an den<br />

persischen Hof und trägt zur Verbreitung griechischen<br />

Gedankengutes in Asien bei.<br />

um 530<br />

Sergios von Resaina<br />

W<br />

Sergios von Resaina (Mesopotamien) übersetzt<br />

Werke von Platon, Aristoteles, Porphyrios,<br />

Pseudo-Dionysios und Galen ins Syrische. Er ist<br />

einer <strong>der</strong> bedeutendsten Vermittler griechischer<br />

Philosophie und <strong>Wissenschaft</strong> ins Syrische und<br />

schafft wichtige Voraussetzungen für die Rezeption<br />

dieses Wissens durch die Araber.<br />

um 535<br />

Damaskios, Isidoros von Milet<br />

M<br />

Das sog. Buch XV <strong>der</strong> Elemente von Euklid zur<br />

Geometrie regulärer Körper wird von Damaskios<br />

o<strong>der</strong> von Isidoros von Milet verfaßt.<br />

um 540<br />

Simplikios<br />

M<br />

Simplikios schreibt wichtige Kommentare zu<br />

Werken des Aristoteles und zu Buch I <strong>der</strong><br />

Elemente von Euklid.<br />

Simplikios<br />

A<br />

Simplikios, bedeutendster Repräsentant des Neuplatonismus<br />

im 6. Jahrhun<strong>der</strong>t, versucht die Stabilität<br />

<strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Himmelskörper zu erklären<br />

und spricht von Unverän<strong>der</strong>lichkeit <strong>der</strong><br />

Himmelserscheinungen.<br />

um 550<br />

Varahamihira<br />

A • M<br />

Varahamihira faßt fünf klassische astronomische<br />

Werke zusammen und gibt u. a. wichtige Relationen<br />

zwischen Sinus, Cosinus und Sinus versus<br />

sowie eine Sinustafel an.<br />

Aetios von Amida<br />

B<br />

Aetios von Amida verfaßt ein medizinisches<br />

Sammelwerk, in dem er neben den Erkenntnissen<br />

älterer Autoren auch eigene Erfahrungen einbezieht.<br />

Kosmas Indikopleustes<br />

G<br />

Der Kaufmann Kosmas Indikopleustes befuhr<br />

nach 525 Nil, Rotes Meer sowie Indischen Ozean<br />

und gelangte nach Abessinien, Ostafrika, Persien,<br />

Indien und Ceylon. Als Mönch beschreibt er um<br />

550 diese Gebiete in seiner Topographia Christiana,<br />

die zugleich eine naiv-dogmatische Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Weltbild des „Heiden“<br />

C. Ptolemäus ist.<br />

um 552<br />

B<br />

Vermutlich Nestorianer-Mönche bringen Maulbeerbaum<br />

und Seidenraupe nach Griechenland,<br />

dem bis Mitte des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts einzigen europäische<br />

Land, das eine Seidenraupenzucht besitzt.<br />

553<br />

Prokopios<br />

A<br />

Der byzantinische Geschichtsschreiber Prokopios<br />

erwähnt erstmals die Mitternachtssonne.<br />

555<br />

Cassiodor<br />

W<br />

Cassiodor gründet bei Scylaceum zwei Klöster<br />

und baut den Ansatz des Benedikt von Nursia<br />

zum Grundsatz <strong>der</strong> allgemeinen Pflege <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>en<br />

in den Klöstern aus. Die Realisierung<br />

dieser Ideen hat die Bewahrung antiker Literatur<br />

in den mittelalterlichen Klöstern zur Folge.<br />

569<br />

Zemarchus<br />

G<br />

Der byzantinischer Herrscher Zemarchus entsendet<br />

eine Gesandtschaft, die bis 571 zum Altai<br />

reist, um Handelsbeziehungen mit China anzubahnen.<br />

um 570<br />

Zhen Luan<br />

M<br />

Zhen Luan kommentiert viele frühen chinesischen<br />

mathematischen Schriften, die so vor <strong>der</strong><br />

Vernichtung bewahrt wurden, und überliefert<br />

z. B. ein frühes Problem zur unbestimmten<br />

Analysis.


67 570 – 620<br />

Zhen Luan<br />

M<br />

Zhen Luan berichtet, daß Xu Yue erstmals um<br />

190 eine Beschreibung mehrerer chinesischer<br />

Versionen des Abakus (Suan-pan) und von magischen<br />

Quadraten gab. Da keine weiteren Beweise<br />

für dieses frühe Auftreten von Abakus und magischen<br />

Quadraten in <strong>der</strong> chinesichen Mathematik<br />

bekannt sind, wird Zhen Luan als Autor vermutet.<br />

Trotzdem sind es sehr frühe Belege für beide<br />

Themenkreise, was Zweifel an <strong>der</strong> Authentizität<br />

des Werkes zur Folge hat.<br />

um 580<br />

Alexan<strong>der</strong> von Tralleis<br />

B<br />

Alexan<strong>der</strong> von Tralleis schreibt ein 12bändiges<br />

medizinisch-therapeutisches Sammelwerk<br />

in griechischer Sprache hauptsächlich über die<br />

Pathologie und Therapie <strong>der</strong> inneren Erkrankungen.<br />

Dabei wi<strong>der</strong>spricht er den Lehren <strong>der</strong><br />

Autoritäten, wenn sie nicht mit <strong>der</strong> eigenen<br />

praktischen Erfahrung übereinstimmen.<br />

um 594<br />

B<br />

In Frankreich werden unter römischen Einfluß<br />

Äpfel durch Pfropfen auf Wildformen veredelt.<br />

V. Cordus beschreibt Mitte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

bereits 33 Apfelsorten und 50 Birnensorten.<br />

um 600<br />

B<br />

In Mitteleuropa löst <strong>der</strong> geregelte zeitliche Wechsel<br />

von Acker- und Weideland (geregelte Feldgraswirtschaft)<br />

die wilde Feldgraswirtschaft ab.<br />

Zhen Quan<br />

B<br />

Zhen Quan beschreibt Anfang des 7. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

die Symptome <strong>der</strong> Zuckerkrankheit (Diabetes<br />

mellitus), einschließlich des süßen Urins.<br />

Die Kropfbildung behandelt er mit Schilddrüsen<br />

von Tieren (Schilddrüsenhormon) und verabreicht<br />

Seetang. Letzteres könnte als Erfahrungswissen<br />

schon vorher bekannt gewesen sein.<br />

604<br />

Shotoku Taishi<br />

M<br />

Prinz Shotoku Taishi führt mit Hilfe des Koreaners<br />

Kwanroku einen chinesischen Kalen<strong>der</strong> in<br />

Japan ein, <strong>der</strong> später mehrfach verbessert wird.<br />

Er soll auch den Abakus (Soroban) und arithmetische<br />

sowie medizinische Kenntnisse verbreitet<br />

haben, was bez. des Saropan wohl eine Legende<br />

ist.<br />

um 610<br />

Zhao Yuanfang<br />

B<br />

Zhao Yuanfang verfaßt eine Abhandlung in 50<br />

Kapiteln über die Ursachen und Symptome einer<br />

großen Anzahl von Krankheiten. Das Buch hat<br />

vor allem theoretischen Charakter und enthält<br />

keine therapeutischen Vorschriften.<br />

um 613<br />

Isidor von Sevilla<br />

G<br />

In dem zwischen 612 und 613 entstandenen Werk<br />

De natura rerum diskutiert Isidor von Sevilla u. a.<br />

Ebbe und Flut, die Nilüberschwemmungen, Erdbeben<br />

und Vulkanismus. Er nennt den Mond als<br />

mögliche Ursache von Ebbe und Flut, daneben<br />

aber auch ein anziehendes Vermögen <strong>der</strong> Sonne<br />

sowie Windlöcher in den Tiefen des Ozeans,<br />

durch welche in wechseln<strong>der</strong> Folge bald ein Aufsaugen,<br />

bald wie<strong>der</strong> ein Ausstoßen des Meerwassers<br />

erfolgt.<br />

Isidor von Sevilla<br />

G<br />

Isidor von Sevilla führt bei seiner Beschreibung<br />

des Ätna die Entstehung <strong>der</strong> Vulkane auf unterirdische<br />

Höhlungen und Gänge zurück, welche<br />

mit Schwefel und Erdpech gefüllt sind, die<br />

durch einen starken Windzug, welcher von außen<br />

in diese Gänge eintritt, entzündet werden. Eine<br />

ähnliche Erklärung geben Beda Venerabilis und<br />

später Peter von Ailly.<br />

Isidor von Sevilla<br />

G<br />

Die Tatsache, daß das Meer trotz des ständigen<br />

Zulaufes durch die Flüsse nicht überläuft, führt<br />

man im <strong>Mittelalter</strong> vor allem auf die Verdunstung<br />

des Meerwassers durch die Sonne zurück sowie<br />

darauf, daß Teile davon ins Erdreich versickern<br />

(welche dann ausgesüßt zu den Quellen zurückgelangen),<br />

so etwa bei Isidor von Sevilla und um<br />

703 bei Beda Venerabilis.<br />

um 620<br />

Vagbatha d. Ä.<br />

B<br />

Vagbatha d. Ä. schreibt eine Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> acht Teile <strong>der</strong> Medizin, die einen umfassenden<br />

Überblick über Therapie sowie chirurgische<br />

und an<strong>der</strong>e Behandlungsmethoden geben. In <strong>der</strong><br />

indischen Medizin ist die Chirurgie hoch entwickelt,<br />

z. B. werden Darmnaht und Blasensteinschnitt<br />

ausgeführt. Da das Werk in zwei nicht<br />

wesentlich verschiedenen Versionen bekannt ist,<br />

werden teilweise zwei Autoren gleichen Namens<br />

angenommen.

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