notwendig Dramatische Situation - Deutscher Mieterbund
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■Urteile<br />
Karlsruhe - Wer zu Unrecht<br />
die Miete mindert<br />
und einen Rückstand von<br />
mehr als zwei Monatsmieten<br />
auflaufen lässt, dem<br />
droht die Kündigung, entschied<br />
jetzt der Bundesgerichtshof<br />
(BGH VIII ZR<br />
138/11).<br />
Die Mieter eines Einfamilienhauses<br />
hatte die Miete<br />
wegen Schimmel und<br />
Kondenswasserbildung<br />
um 20 Prozent gemindert.<br />
Nach knapp einem Jahr<br />
und einem Mietrückstand<br />
von 3.410 Euro kündigte<br />
der Vermieter fristlos. Aus<br />
seiner Sicht – das hatte er von Anfang an<br />
behauptet – war das Heiz- und Lüftungsverhalten<br />
der Mieter für die Mängel verantwortlich.<br />
Ein vom Amtsgericht eingeholtes<br />
Sachverständigengutachten gab<br />
ihm Recht. Die Mieter wehrten sich gegen<br />
die fristlose Kündigung mit dem Argument,<br />
sie hätten den Zahlungs -<br />
rückstand nicht verschuldet, sie hätten<br />
Wohnungsrückgabe<br />
Gibt der Mieter die Wohnung<br />
nicht in ordnungsgemäßem<br />
Zustand zurück, kann der Vermieter<br />
regelmäßig nur dann<br />
Schadensersatz verlangen,<br />
wenn er dem Mieter zuvor eine<br />
angemessene Frist zur Durchführung<br />
der noch erforderlichen Arbeiten<br />
setzt und die Frist erfolglos verstreicht<br />
(AG Kassel ZwSt. Hofgeismar 40 C<br />
384/08 (20) WuM 2011, 467).<br />
Abrechnungsfrist<br />
Die Betriebskostenabrechnung geht<br />
nur dann rechtzeitig zum Jahresende<br />
zu, wenn unter normalen Umständen<br />
mit einer Kenntnisnahme der<br />
Mieterseite vor Fristablauf gerechnet<br />
werden kann. Dies ist nicht der Fall,<br />
wenn die Abrechnung erst am Silves -<br />
terabend in den Briefkasten der Kanzlei<br />
des Mieteranwalts eingeworfen<br />
wird (AG Köln 220 C 451/10 WuM<br />
2011, 545).<br />
14 MieterZeitung 4/2012<br />
AKTUELL<br />
Kündigung bei<br />
Mietminderung<br />
über die Ursache des Mangels<br />
geirrt, die Gründe für die<br />
Schimmelbildung seien unklar<br />
gewesen.<br />
Der Bundesgerichtshof folgte<br />
dieser Argumentation<br />
nicht. Die Nichtzahlung der<br />
Miete sei verschuldet, den<br />
Mietern sei Vorsatz und Fahrlässigkeit<br />
vorzuwerfen. Ihnen<br />
hätte sich die Vermutung<br />
aufdrängen müssen, dass das<br />
Vorhandensein von zwei<br />
Aquarien sowie eines Terrariums<br />
mit Schlangen Ursache<br />
für die höhere Luftfeuchtigkeit<br />
und die Schimmelbildung<br />
gewesen sein könnte,<br />
wenn das Lüftungsverhalten nicht entsprechend<br />
angeglichen worden sei.<br />
Konsequenz: Mieter sollten vor einer<br />
Mietminderung unbedingt Rechtsrat<br />
beim örtlichen Mieterverein einholen.<br />
Sie können die Miete gegebenenfalls<br />
auch unter Vorbehalt zahlen oder die<br />
gerichtliche Feststellung des Mangels<br />
verlangen. ■<br />
KURZ UND PRÄZISE<br />
§<br />
Rechtsanwaltskosten<br />
Bedient sich ein gewerblicher<br />
Vermieter trotz einfacher Fallgestaltung<br />
anwaltlicher Hilfe,<br />
um eine fristlose Kündigung<br />
wegen Zahlungsverzugs auszusprechen,<br />
besteht kein<br />
Kostenerstattungsanspruch gegenüber<br />
dem säumigen Mieter (AG Darmstadt<br />
315 C 177/09 WuM 2011, 562).<br />
Besenrein<br />
Eine besenreine Rückgabe der Wohnung<br />
beinhaltet nur die Beseitigung von<br />
groben Verschmutzungen (AG Düsseldorf<br />
50 C 3305/11 WuM 2011, 624).<br />
Wespennest<br />
Die Kosten für die Beseitigung eines<br />
Wespennests sind nicht als Betriebskosten<br />
umlagefähig. Umlagefähig<br />
können nur die Kosten einer regelmäßigen<br />
und damit laufenden Ungezieferbekämpfung<br />
sein (AG München<br />
412 C 32370/10 WuM 2011, 629).<br />
Wohnfläche<br />
Mangel<br />
Nur wenn die tatsächliche Wohnfläche<br />
um mehr als zehn Prozent kleiner<br />
ist, als die im Mietvertrag genannte<br />
Fläche, liegt ein Wohnungsmangel<br />
vor. Der Mieter kann dann<br />
die Miete kürzen und zu viel gezahlte<br />
Miete aus der Vergangenheit zurückfordern<br />
(BGH VIII ZR 133/03).<br />
Minderung<br />
Die Höhe der Mietminderung ergibt<br />
sich aus dem Umfang der Abweichungen.<br />
Elf Prozent weniger<br />
Wohnfläche, als im Mietvertrag angegeben,<br />
heißt elf Prozent Mietminderung.<br />
15 Prozent weniger Fläche,<br />
15 Prozent Mietminderung.<br />
Kündigung<br />
Bei einer Flächenabweichung von<br />
mehr als zehn Prozent zum Nachteil<br />
des Mieters kann der das Mietverhältnis<br />
auch fristlos kündigen (BGH<br />
VIII ZR 142/08).<br />
Berechnungsmaßstab<br />
Die Ermittlung der Wohnfläche richtet<br />
sich bei Mietvertragsabschlüssen<br />
bis zum 31. Dezember 2003 normalerweise<br />
nach der II. Berechnungsverordnung.<br />
Seit dem 1. Januar 2004<br />
richtet sie sich grundsätzlich nach<br />
der Wohnflächenverordnung. Anders<br />
nur, wenn Mieter und Vermieter<br />
im Mietvertrag ausdrücklich etwas<br />
anderes vereinbart haben (BGH VIII<br />
ZR 68/08).<br />
Circa-Angaben<br />
Es macht keinen Unterschied, ob im<br />
Mietvertrag die Wohnungsgröße<br />
exakt angegeben ist oder eine Circa-<br />
Fläche genannt wird. Bei Abweichungen<br />
von mehr als zehn Prozent<br />
zur tatsächlichen Wohnfläche stehen<br />
dem Mieter alle Gewährleis -<br />
tungsrechte zu (BGH VIII ZR<br />
144/09).<br />
Mietraumfläche<br />
Steht im Mietvertrag „Mietraum -<br />
fläche 61,5 qm“, ist für einen Durchschnittsmieter<br />
damit die Angabe der<br />
Wohnfläche gemeint und nicht die<br />
der Grundfläche der Wohnung<br />
(BGH VIII ZR 244/08).