Holographie in Wissenschaft und Technik - Pro-Physik.de
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Überblick<br />
40<br />
<strong>de</strong>xän<strong>de</strong>rungen s<strong>in</strong>d hier die Vorteile. Von <strong>de</strong>r Anwendung<br />
her ergänzen sie komplementär die photorefraktiven<br />
Kristalle.<br />
Die Untersuchung <strong>de</strong>r Ursachen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Dynamik<br />
<strong>de</strong>s licht<strong>in</strong>duzierten Ladungstransports <strong>in</strong> photorefraktiven<br />
Kristallen be<strong>in</strong>haltet viele spannen<strong>de</strong> physikalische<br />
Fragen, die bis heute erst teilweise beantwortet<br />
s<strong>in</strong>d [11]. Die Kenntnisse erlauben es aber bereits jetzt,<br />
die Materialien für Anwendungen gezielt maßzuschnei<strong>de</strong>rn.<br />
Beispielsweise ist die Lebensdauer <strong>de</strong>r Hologramme<br />
häufig sehr wichtig. In photorefraktiven Kristallen<br />
lässt sich das elektronische Raumladungsmuster<br />
durch Erwärmen <strong>de</strong>r <strong>Pro</strong>ben <strong>in</strong> e<strong>in</strong> ionisches Muster<br />
umkopieren, welches dann bei Raumtemperatur stabil<br />
ist. In Kristallen wie LiNbO 3 spielen bei diesem thermischen<br />
Fixieren bewegliche H + -Ionen e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />
Wir haben zeigen können, dass <strong>de</strong>r <strong>Pro</strong>zess aber immer<br />
noch funktioniert, wenn die H + -Ionen vollständig<br />
entfernt wer<strong>de</strong>n [12]. Es gibt starke Indizien, dass <strong>in</strong><br />
diesem Fall die Li + -Ionen diff<strong>und</strong>ieren <strong>und</strong> damit das<br />
Hologramm fixieren. Aus Messungen bei höheren<br />
Temperaturen <strong>und</strong> Messungen <strong>de</strong>r Aktivierungsenergie<br />
lässt sich schließen, dass optimal fixierte Hologramme<br />
Lebensdauern von mehr als 100 000 Jahren erreichen.<br />
Für e<strong>in</strong>e Reihe praktischer Anwendungen war die<br />
Lösung <strong>de</strong>s „Lebensdauer-<strong>Pro</strong>blems“ entschei<strong>de</strong>nd.<br />
Hologramme als Sicherheitsmerkmale<br />
Hologramme zu kopieren ist schwierig, da es sich<br />
um e<strong>in</strong>e Mikrostruktur mit makroskopischen Aus<strong>de</strong>hnungen<br />
han<strong>de</strong>lt. Diese Struktur muss mikroskopisch<br />
vermessen <strong>und</strong> dann Punkt für Punkt kopiert wer<strong>de</strong>n,<br />
o<strong>de</strong>r das Orig<strong>in</strong>al-Hologramm muss optisch rekonstruiert<br />
<strong>und</strong> erneut mit e<strong>in</strong>er Referenzwelle zur Überlagerung<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> Verfahren s<strong>in</strong>d aufwändig.<br />
Daher wer<strong>de</strong>n Hologramme gern als Sicherheitsmerkmal<br />
verwen<strong>de</strong>t, z. B. auf Kredit- <strong>und</strong> Scheckkarten,<br />
auf Banknoten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Reisepässen. Für massenhaft<br />
e<strong>in</strong>gesetzte gleiche Hologramme kommt die<br />
Prägetechnik zum E<strong>in</strong>satz: Von e<strong>in</strong>em Tiefenrelief,<br />
welches e<strong>in</strong> Reflexionsphasenhologramm darstellt,<br />
wird zunächst e<strong>in</strong> Stempel abgeformt. Dieser wird<br />
Abb. 6:<br />
Die neuen <strong>de</strong>utschen Ausweise <strong>und</strong> Reisepässe nutzen <strong>in</strong>dividualisierte<br />
Hologramme als fälschungssichere Sicherheitsmerkmale<br />
(1: Hologramm <strong>de</strong>r Pass<strong>in</strong>haber<strong>in</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Pass<strong>in</strong>habers,<br />
2: Hologramm <strong>de</strong>s dreidimensionalen B<strong>und</strong>esadlers, 3–5: „k<strong>in</strong>etische“<br />
Strukturen, 6 <strong>und</strong> 7: masch<strong>in</strong>enlesbare Schrift). Die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Hologramme ersche<strong>in</strong>en nur unter bestimmten<br />
Betrachtungsw<strong>in</strong>keln <strong>und</strong> nur <strong>in</strong> bestimmten Farben. (G. Dausmann,<br />
Holographic Systems München GmbH)<br />
<strong>Physik</strong> Journal<br />
2 (2003) Nr. 3<br />
dann <strong>in</strong> Polymere gedrückt. E<strong>in</strong>e Reflexionsbeschichtung<br />
<strong>de</strong>s Reliefs, z. B. mit Alum<strong>in</strong>ium o<strong>de</strong>r mit Silber,<br />
vervollständigt das Hologramm.<br />
E<strong>in</strong> noch höheres Maß an Sicherheit bieten <strong>in</strong>dividualisierte<br />
Hologramme, die <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
neuen Ausweisen <strong>und</strong> Reisepässen zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d<br />
(Abb. 6) [13]. Das zweidimensionale Bild <strong>de</strong>r Person<br />
wird dabei holographisch auf e<strong>in</strong>er Polymerschicht gespeichert.<br />
Um e<strong>in</strong> dreidimensionales Bild <strong>de</strong>r Person<br />
zu erzielen, müsste e<strong>in</strong>e dreidimensionale Vorlage vorhan<strong>de</strong>n<br />
se<strong>in</strong>, was nicht <strong>de</strong>r Fall ist. Statt<strong>de</strong>ssen wird<br />
e<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re Eigenschaft <strong>de</strong>r Hologramme ausgenutzt:<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bragg-Bed<strong>in</strong>gung ersche<strong>in</strong>t später das<br />
rekonstruierte zweidimensionale Bild nur unter e<strong>in</strong>em<br />
sehr begrenzten W<strong>in</strong>kelbereich <strong>und</strong> nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Farbe. Die Hologramme s<strong>in</strong>d also etwas<br />
dicker als die auf EC-Karten verwen<strong>de</strong>ten Prägehologramme,<br />
die unter e<strong>in</strong>em größeren W<strong>in</strong>kelbereich mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen Farben sichtbar wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs<br />
wichtig ist hier die Technologie zur Verb<strong>in</strong>dung <strong>de</strong>s<br />
holographischen Aufzeichnungsmaterials, e<strong>in</strong>es Photopolymers,<br />
mit <strong>de</strong>r Drucktechnik <strong>de</strong>r Pässe.<br />
Holographische Interferometrie<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> lassen sich Verformungen<br />
von Objekten sehr genau nachweisen. Wird e<strong>in</strong>e holographisch<br />
gespeicherte Signalwelle rekonstruiert <strong>und</strong><br />
kohärent mit <strong>de</strong>r aktuellen Signalwelle überlagert, so<br />
lässt sich mit hoher Genauigkeit feststellen, ob sich das<br />
Objekt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zwischenzeit verän<strong>de</strong>rt hat: Je<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Objektform führt zu e<strong>in</strong>er Phasenverschiebung<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Signalwelle <strong>und</strong> somit bei <strong>de</strong>r Überlagerung<br />
<strong>de</strong>r ursprünglichen mit <strong>de</strong>r aktuellen Signalwelle<br />
Abb. 7:<br />
Holographisches Doppelbelichtungs-Interferogramm e<strong>in</strong>er<br />
Brücke. Das Foto oben zeigt das Messfeld. Je<strong>de</strong>r Interferenzstreifen<br />
darauf (unten) entspricht e<strong>in</strong>er Verformung <strong>de</strong>s Objekts<br />
um e<strong>in</strong>e halbe Wellenlänge (ca. 0,4 mm). Die Zeitspanne zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hologramm-Aufnahmen beträgt ca. 400 ms.<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r Untersuchungen soll die Schall-Emission <strong>de</strong>r<br />
Brücke beim Überfahren e<strong>in</strong>es Zuges reduziert wer<strong>de</strong>n. Zur<br />
Unterdrückung <strong>de</strong>r Schallemission s<strong>in</strong>d an <strong>de</strong>n Schw<strong>in</strong>gungsbäuchen<br />
mechanische Verstärkungen anzubr<strong>in</strong>gen. (Ste<strong>in</strong>bichler<br />
Optotechnik GmbH, Neubeuern)