14.11.2012 Aufrufe

Holographie in Wissenschaft und Technik - Pro-Physik.de

Holographie in Wissenschaft und Technik - Pro-Physik.de

Holographie in Wissenschaft und Technik - Pro-Physik.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Optik<br />

<strong>Holographie</strong> <strong>in</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Technik</strong><br />

Sicherheitsmerkmale <strong>und</strong> Datenspeicher s<strong>in</strong>d nur zwei <strong>de</strong>r vielfältigen Anwendungen<br />

von Hologrammen.<br />

Karsten Buse <strong>und</strong> Elisabeth Soergel<br />

<strong>Holographie</strong> ist mehr als nur e<strong>in</strong>e fasz<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong><br />

Metho<strong>de</strong>, wirklichkeitsgetreue <strong>und</strong> dreidimensionale<br />

Abbil<strong>de</strong>r von Gegenstän<strong>de</strong>n herzustellen.<br />

Davon zeugt die breite Palette von Anwendungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Technik</strong>. Zu<strong>de</strong>m<br />

führt die Entwicklung holographischer Aufzeichnungsmaterialien<br />

zu <strong>in</strong>teressanten physikalischen<br />

Fragen.<br />

Das Wort „<strong>Holographie</strong>“ setzt sich aus <strong>de</strong>n griechischen<br />

Vokabeln „holos“ <strong>und</strong> „graphe<strong>in</strong>“, also<br />

„ganz“ <strong>und</strong> „schreiben“, zusammen. Dies soll<br />

ausdrücken, dass die <strong>Holographie</strong> e<strong>in</strong> Verfahren ist,<br />

um die von Objekten ausgehen<strong>de</strong>n Lichtwellen vollständig<br />

aufzuzeichnen, also mit ihrer dreidimensionalen<br />

Tiefen<strong>in</strong>formation. Während dreidimensionale Abbildungen<br />

leicht zu bewerkstelligen s<strong>in</strong>d – je<strong>de</strong> L<strong>in</strong>se<br />

erhält die Tiefen<strong>in</strong>formation – ist es wesentlich schwieriger,<br />

die gesamte Information von Lichtwellen aufzuzeichnen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Fotographie wer<strong>de</strong>n die Intensitäten,<br />

also die Amplitu<strong>de</strong>n, e<strong>in</strong>er Lichtwelle registriert. Fotos<br />

halten aber nicht die Phasenfront e<strong>in</strong>er Lichtwelle fest,<br />

die Tiefen<strong>in</strong>formation <strong>de</strong>r rekonstruierten Objekte geht<br />

verloren: Wenn man e<strong>in</strong> Foto dreht, kann man nicht<br />

h<strong>in</strong>ter Gegenstän<strong>de</strong> schauen. Das ist bei <strong>de</strong>r holographischen<br />

Rekonstruktion an<strong>de</strong>rs: Bewegt sich <strong>de</strong>r Beobachter,<br />

so än<strong>de</strong>rt sich das Bild, wie es für dreidimensionale<br />

Lichtwellen se<strong>in</strong> sollte, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Betrachter<br />

kann – <strong>in</strong>nerhalb gewisser Grenzen – auch h<strong>in</strong>ter Objekte<br />

schauen. Abbildung 1 zeigt e<strong>in</strong> Beispiel für die<br />

Nutzung <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Archäologie.<br />

Die <strong>Holographie</strong> geht auf Dennis Gabor zurück, <strong>de</strong>r<br />

dieses Arbeitsgebiet mit se<strong>in</strong>er Veröffentlichung „A<br />

new microscopic pr<strong>in</strong>ciple“ 1948 begrün<strong>de</strong>t hat [1].<br />

Aber erst mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Lasers <strong>in</strong> <strong>de</strong>n 60er-<br />

Jahren hat die <strong>Holographie</strong> Be<strong>de</strong>utung erlangt, <strong>und</strong><br />

1971 erhielt Gabor für se<strong>in</strong>e Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>n <strong>Physik</strong>-<br />

Nobelpreis. Das holographische Pr<strong>in</strong>zip beruht darauf,<br />

dass mit Hilfe <strong>de</strong>r Interferenz die Form <strong>de</strong>r Phasenfront<br />

e<strong>in</strong>er Welle als Intensitätsmuster sichtbar gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Dazu wird die „Signalwelle“ mit e<strong>in</strong>er<br />

kohärenten „Referenzwelle“ überlagert. Das entstehen<strong>de</strong><br />

Interferenzmuster wird aufgezeichnet, <strong>und</strong> man erhält<br />

e<strong>in</strong> Hologramm. Anschließen<strong>de</strong> Beleuchtung <strong>de</strong>s<br />

Hologramms mit <strong>de</strong>r Referenzwelle rekonstruiert durch<br />

Beugung die Signalwelle [3]. Abbildung 2 veranschaulicht<br />

das Schreiben <strong>und</strong> Lesen e<strong>in</strong>es Hologramms.<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Beispiel macht das holographische<br />

© 2003 WILEY-VCHVerlag GmbH & Co. KGaA, We<strong>in</strong>heim 1617-9439/03/0303-37 $17.50+50/0<br />

Pr<strong>in</strong>zip <strong>de</strong>utlich: Stellen wir uns vor, dass Signal- <strong>und</strong><br />

Referenzwelle ebene Wellen s<strong>in</strong>d. Das Interferenzmuster<br />

ist dann e<strong>in</strong> Gitter. Dieses wird auf e<strong>in</strong>em Film<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> periodisches Muster umgesetzt. Nachfolgen<strong>de</strong><br />

Beleuchtung mit <strong>de</strong>r Referenzwelle erzeugt durch<br />

Beugung e<strong>in</strong>e ebene Welle, die ursprüngliche Signalwelle.<br />

In diesem S<strong>in</strong>n kann e<strong>in</strong> Gitter als elementares<br />

Hologramm bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Dass sich mit <strong>de</strong>m Verfahren auch beliebige Lichtwellen<br />

vollständig aufzeichnen <strong>und</strong> rekonstruieren las-<br />

Abb. 2:<br />

Schreiben <strong>und</strong> Lesen e<strong>in</strong>es Hologramms. Die Signalwelle S <strong>und</strong><br />

die kohärente Referenzwelle R wer<strong>de</strong>n überlagert. Das entstehen<strong>de</strong><br />

Interferenzmuster wird aufgezeichnet, <strong>und</strong> man erhält<br />

e<strong>in</strong> Hologramm. Nachfolgen<strong>de</strong> Beleuchtung <strong>de</strong>s Hologramms<br />

mit <strong>de</strong>m Referenzlicht R rekonstruiert durch Beugung vollständig<br />

die ursprüngliche Signalwelle S.<br />

<strong>Physik</strong> Journal<br />

2 (2003) Nr. 3<br />

Überblick<br />

Abb. 1:<br />

Die <strong>Holographie</strong><br />

lässt sich z. B. <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Archäologie<br />

bei <strong>de</strong>r Entzifferung<br />

von Keilschrift<br />

anwen<strong>de</strong>n —<br />

wie hier auf e<strong>in</strong>er<br />

antiken Tontafel<br />

aus <strong>de</strong>m Zypern-<br />

Museum <strong>in</strong> Nicosea.<br />

Wichtige<br />

Informationen verbergen<br />

sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

E<strong>in</strong>drucktiefe, die<br />

sich beson<strong>de</strong>rs gut<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />

dreidimensionalen<br />

holographischen<br />

Abbildung sichtbar<br />

machen lässt. (G.<br />

von Bally, F. Dreesen,<br />

H. Deleré, Uni<br />

Münster [2])<br />

<strong>Pro</strong>f. Dr. Karsten<br />

Buse, Dr. Elisabeth<br />

Soergel, Universität<br />

Bonn, <strong>Physik</strong>alisches<br />

Institut, Wegelerstraße<br />

8, 53115<br />

Bonn<br />

37


Überblick<br />

Abb. 3:<br />

�� Oben: Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Mikroskops aufgenommenes<br />

Foto e<strong>in</strong>es Hologramms.<br />

Die von <strong>de</strong>m Interferenzmuster bei <strong>de</strong>r<br />

Hologrammaufzeichnung hervorgerufenen<br />

Schwärzungen s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>utlich zu<br />

erkennen.<br />

�� Unten: Aufgezeichnetes Bild (l<strong>in</strong>ks)<br />

<strong>und</strong> rekonstruiertes Bild (rechts) (Quelle:<br />

Nobelstiftung, Gabor 1948)<br />

38<br />

sen, zeigt e<strong>in</strong>e sehr e<strong>in</strong>fache Rechnung: Wir bezeichnen<br />

die komplexen Amplitu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Signal- <strong>und</strong> Referenzwelle<br />

mit S <strong>und</strong> R. Die Wellen wer<strong>de</strong>n überlagert,<br />

<strong>und</strong> für die Intensitätsverteilung I <strong>de</strong>s Interferenzmusters<br />

gilt<br />

I � �R + S� 2 = �R� 2 + �S� 2 + R ∗ S + RS ∗ . (1)<br />

Der Stern zeigt dabei die komplexe Konjugation an.<br />

Das Interferenzmuster wer<strong>de</strong> durch e<strong>in</strong>en Film aufgezeichnet.<br />

Die Transmission t <strong>de</strong>s Films soll l<strong>in</strong>ear mit<br />

<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>gefallenen Lichtmenge abnehmen, d. h. t = a –<br />

b (�R + S� 2 ), wobei a <strong>und</strong> b konstante Parameter s<strong>in</strong>d,<br />

die <strong>de</strong>n Film charakterisieren. Der entwickelte Film<br />

wird mit <strong>de</strong>m Referenzlicht beleuchtet, <strong>und</strong> wir erhalten<br />

h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>m Film die folgen<strong>de</strong> Lichtverteilung:<br />

R t = R [a – b (�R� 2 + �S� 2 + R ∗ S + R S ∗ )]. (2)<br />

Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Term auf <strong>de</strong>r rechten Seite ist<br />

RR ∗ S = �R� 2 S. Dabei steht �R� 2 für e<strong>in</strong>en konstanten<br />

Faktor, <strong>de</strong>r ke<strong>in</strong>en Beitrag zur Phase liefert. Die Signalwelle<br />

S wird also vollständig mit <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />

Phasen<strong>in</strong>formation rekonstruiert. Die an<strong>de</strong>ren Terme<br />

<strong>in</strong> Gleichung (2) stellen <strong>de</strong>n transmittierten Teil <strong>de</strong>r<br />

Referenzwelle sowie weiteres gebeugtes Licht dar. Da<br />

die Wellen S <strong>und</strong> R <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regel verschie<strong>de</strong>ne Ausbreitungsrichtungen<br />

haben, fällt e<strong>in</strong>e räumliche Trennung<br />

<strong>de</strong>r Lichtwellen leicht.<br />

Die physikalische Größe <strong>de</strong>s Hologramms legt fest,<br />

welcher W<strong>in</strong>kelbereich <strong>de</strong>s 3D-Bilds später rekonstruiert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Je<strong>de</strong>r Punkt <strong>de</strong>s Hologramms stellt<br />

quasi e<strong>in</strong>en Beobachter dar. Die Summe <strong>de</strong>r Informationen,<br />

die alle Beobachter sehen, wird gespeichert.<br />

Schauen wir uns e<strong>in</strong> Hologramm unter <strong>de</strong>m Mikroskop<br />

an (Abb. 3), so ist das aufgezeichnete Bild nicht<br />

zu erkennen. Nur das während <strong>de</strong>r Aufzeichnung vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Interferenzmuster ist als Schwärzung zu sehen.<br />

Die Rekonstruktion <strong>de</strong>s Bilds erfolgt erst durch<br />

Lichtbeugung. Letztlich bee<strong>in</strong>flusst je<strong>de</strong>r Punkt <strong>de</strong>s<br />

aufgezeichneten Objekts das ganze Interferenzmuster.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> lassen sich auch mit nur teilweise<br />

beleuchteten Hologrammen noch Bil<strong>de</strong>r rekonstruieren.<br />

Klassifizierung von Hologrammen<br />

Für das obige Beispiel wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> absorbieren<strong>de</strong>s<br />

Aufzeichnungsmaterial verwen<strong>de</strong>t. E<strong>in</strong> solches Hologramm<br />

wird als Amplitu<strong>de</strong>nhologramm bezeichnet,<br />

weil beim Lesen die Beugung durch e<strong>in</strong>e räumliche<br />

Modulation <strong>de</strong>r Amplitu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lichtwelle hervorgerufen<br />

wird. Aber auch durch die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bre-<br />

<strong>Physik</strong> Journal<br />

2 (2003) Nr. 3<br />

chungs<strong>in</strong><strong>de</strong>xes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Dicke e<strong>in</strong>es transparenten Materials<br />

lassen sich Wellen holographisch aufzeichnen.<br />

Dann spricht man von Phasenhologrammen.<br />

Das Schreiben <strong>de</strong>r Hologramme erfor<strong>de</strong>rt Interferenz.<br />

Die Lichtquelle muss e<strong>in</strong>e ausreichen<strong>de</strong> zeitliche<br />

<strong>und</strong> räumliche Kohärenz aufweisen, wobei die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

durch die Größe <strong>de</strong>s aufzuzeichnen<strong>de</strong>n Objekts<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n. Daher s<strong>in</strong>d als Lichtquellen Laser<br />

prä<strong>de</strong>st<strong>in</strong>iert. Auch ist es wichtig, dass <strong>de</strong>r optische<br />

Aufbau während <strong>de</strong>s Schreibens <strong>de</strong>r Hologramme mechanisch<br />

stabil ist. Vibrationen von e<strong>in</strong>em Bruchteil<br />

<strong>de</strong>r Wellenlänge verwaschen das Interferenzmuster <strong>und</strong><br />

reduzieren die Bildqualität. Um die <strong>Pro</strong>bleme beim<br />

Schreiben zu vermei<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n auch computergenerierte<br />

Hologramme verwen<strong>de</strong>t. Dabei wird das Interferenzmuster<br />

berechnet <strong>und</strong> das Hologramm hergestellt,<br />

z. B. <strong>in</strong><strong>de</strong>m e<strong>in</strong>e Na<strong>de</strong>l Punkt für Punkt Vertiefungen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Polymer drückt, sodass nach e<strong>in</strong>er Verspiegelung<br />

e<strong>in</strong> Reflexions-Phasenhologramm vorliegt.<br />

Das Lesen <strong>de</strong>r Hologramme ist verglichen mit <strong>de</strong>m<br />

Schreiben unproblematisch: E<strong>in</strong>e Glühlampe <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Farbglasfilter erzeugen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regel schon genügend<br />

Monochromasie, um Hologramme zu lesen, weil es ja<br />

dabei auf die Beugung von Licht <strong>und</strong> nicht auf die Interferenz<br />

ankommt. Aus <strong>de</strong>m selben Gr<strong>und</strong> stören auch<br />

Phasenfluktuationen <strong>de</strong>r Lichtquelle <strong>de</strong>n Leseprozess<br />

nicht. Selbst bei <strong>de</strong>r Nutzung weißen Lichts lassen sich<br />

Hologramme häufig noch auslesen, nur ersche<strong>in</strong>t das<br />

rekonstruierte Bild dann je nach Betrachtungsw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong><br />

verschie<strong>de</strong>nen Farben. Das kann man z. B. schön bei<br />

Hologrammen auf EC-Karten beobachten. Wer<strong>de</strong>n Hologramme<br />

mit roten, grünen <strong>und</strong> blauen Laserstrahlen<br />

geschrieben <strong>und</strong> im selben Aufzeichnungsmaterial<br />

überlagert, so entsteht beim Lesen mit weißem Licht<br />

die Superposition aus <strong>de</strong>n drei Bil<strong>de</strong>rn. Solche Weißlichthologramme<br />

liefern dreidimensionale Bil<strong>de</strong>r <strong>in</strong><br />

Echtfarben.<br />

Ist die Dicke <strong>de</strong>s Aufzeichnungsmaterials kle<strong>in</strong>er<br />

o<strong>de</strong>r vergleichbar mit <strong>de</strong>r Lichtwellenlänge, so wird<br />

von e<strong>in</strong>em dünnen Hologramm gesprochen. Entspre-<br />

Abb. 4:<br />

Bragg-Bed<strong>in</strong>gung beim Lesen von dicken Hologrammen. Veranschaulichung<br />

im Photonenbild (l<strong>in</strong>ks) <strong>und</strong> im Wellenbild<br />

(rechts).<br />

�� L<strong>in</strong>ks: Bei <strong>de</strong>r Beugung von Licht an e<strong>in</strong>em Gitter mit <strong>de</strong>m<br />

Gittervektor K kann das Gitter <strong>de</strong>n Impuls !K übertragen. Der<br />

Stoß ist elastisch, die Wellenvektoren kR <strong>und</strong> kS haben also die<br />

gleiche Länge. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Impulserhaltung bil<strong>de</strong>n daher kR ,<br />

kS <strong>und</strong> K e<strong>in</strong> gleichseitiges Dreieck. Unter Berücksichtigung,<br />

dass <strong>de</strong>r Betrag <strong>de</strong>s Gittervektors K gleich 2p/L <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Betrag<br />

<strong>de</strong>r Wellenvektoren gleich 2p/l ist, führt das zu <strong>de</strong>r Beziehung<br />

l =2 L s<strong>in</strong>OO<br />

.<br />

�� Rechts: An verschie<strong>de</strong>nen Gitterebenen (Abstand L) reflektiertes<br />

Licht muss <strong>in</strong> Phase se<strong>in</strong>, damit es gebeugt wird. Dazu<br />

muss die Strecke s gleich l/2 se<strong>in</strong>. Auch diese Herleitung führt<br />

zu <strong>de</strong>r Beziehung l = 2 L s<strong>in</strong> OO<br />

.


chend ist bei dicken Hologrammen das Aufzeichnungsmaterial<br />

wesentlich dicker als die Lichtwellenlänge.<br />

Dicke Hologramme zeichnen sich dadurch aus, dass<br />

die Signalwelle nur rekonstruiert wer<strong>de</strong>n kann, wenn<br />

die Bragg-Bed<strong>in</strong>gung erfüllt ist [4]. Der Name macht<br />

schon <strong>de</strong>utlich: Der <strong>Pro</strong>zess ist analog zur Beugung<br />

von Röntgenlicht an Kristallen. Die Beugungseffizienz<br />

hängt stark von Wellenlänge <strong>und</strong> E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel <strong>de</strong>s<br />

Referenzlichts ab. Der Übergang zwischen dünnen <strong>und</strong><br />

dicken Hologrammen ist fließend. Mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Dicke müssen Lesewellenlänge <strong>und</strong> -w<strong>in</strong>kel immer genauer<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n, damit das Hologramm gelesen<br />

wird. Höhere Beugungsordnungen kommen bei dünnen<br />

Hologrammen vor, treten bei dicken Hologrammen,<br />

die auch als Volumenhologramme bezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n, aber nicht auf.<br />

Die Bragg-Bed<strong>in</strong>gung lässt sich sowohl im Photonenbild<br />

als Konsequenz <strong>de</strong>r Impulserhaltung als auch<br />

im Wellenbild veranschaulichen, wie es <strong>in</strong> Abb. 4 für<br />

elementare Hologramme gezeigt ist. In bei<strong>de</strong>n Fällen<br />

folgt aus <strong>de</strong>r Konstruktion, dass die Wellenlänge l <strong>de</strong>s<br />

Leselichts über l =2 L s<strong>in</strong>O mit <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong>nlänge L<br />

<strong>de</strong>s holographischen Gitters <strong>und</strong> <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>falls- <strong>und</strong> Lesew<strong>in</strong>kel<br />

O verknüpft ist. Die Signalwelle wird also nur<br />

dann erzeugt, wenn das Referenzlicht die Bragg-Bed<strong>in</strong>gung<br />

erfüllt. Was wie e<strong>in</strong> Nachteil kl<strong>in</strong>gt, ist e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r<br />

wesentlichen Vorzüge <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong>: In e<strong>in</strong>em Volumen<br />

lassen sich viele Hologramme multiplexen, also<br />

überlagern, wenn von Aufzeichnung zu Aufzeichnung<br />

z. B. die E<strong>in</strong>fallsrichtung <strong>de</strong>r Referenzwelle um wenige<br />

h<strong>und</strong>ertstel Grad verän<strong>de</strong>rt wird. Auf diese Art ist es<br />

gelungen, bis zu 10 000 Hologramme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Volumen<br />

zu überlagern <strong>und</strong> später e<strong>in</strong>zeln auszulesen [5].<br />

Beliebige Hologramme können allgeme<strong>in</strong> als Fourier-<br />

Summe holographischer Gitter dargestellt wer<strong>de</strong>n, sodass<br />

die anhand von Gittern besprochenen Eigenschaften<br />

auch ganz allgeme<strong>in</strong> für Hologramme gelten.<br />

Schließlich unterschei<strong>de</strong>t man noch zwischen statischen<br />

<strong>und</strong> dynamischen Hologrammen. Hologramme,<br />

die während <strong>de</strong>s Schreibens nicht auf die Schreibwelle<br />

zurückwirken, wer<strong>de</strong>n als statisch bezeichnet. Demgegenüber<br />

wird bei dynamischen Hologrammen bereits<br />

während <strong>de</strong>s Schreibens e<strong>in</strong> Teil <strong>de</strong>s Referenzlichts an<br />

<strong>de</strong>m Hologramm gebeugt. Ist die Signalwelle <strong>in</strong>tensitätsschwach,<br />

so kann diese Selbstbeugung das Signallicht<br />

bereits während <strong>de</strong>s Schreibens verstärken. Damit<br />

wächst aber bei dicken Hologrammen im h<strong>in</strong>teren,<br />

<strong>de</strong>m e<strong>in</strong>fallen<strong>de</strong>n Licht abgewandten Bereich <strong>de</strong>r Kontrast<br />

<strong>de</strong>s Interferenzmusters, das Hologramm wird stärker,<br />

<strong>und</strong> die Intensität <strong>de</strong>r Signalwelle wächst weiter.<br />

Auf diese Art wur<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>r optisch vieltausendfach <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Intensität verstärkt [6].<br />

Holographische Aufzeichnungsmaterialien<br />

Bei <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> erfor<strong>de</strong>rt das Aufzeichnungsmaterial<br />

beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit [7, 8]: Für sichtbares<br />

Licht liegen die Perio<strong>de</strong>nlängen L <strong>de</strong>r Interferenzmuster<br />

typischerweise zwischen 0,2 <strong>und</strong> 10 mm. Das<br />

holographische Aufzeichnungsmaterial muss also <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Lage se<strong>in</strong>, diese kle<strong>in</strong>en Strukturen aufzulösen.<br />

Standard-Fotofilme s<strong>in</strong>d dafür schlecht geeignet. Spezielle<br />

Silber-Halogenid-Emulsionen mit beson<strong>de</strong>rs kle<strong>in</strong>en<br />

Kristalliten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Auflösung von typisch 5000<br />

L<strong>in</strong>ien/mm s<strong>in</strong>d erfor<strong>de</strong>rlich. Auch Polymere, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen<br />

das Licht <strong>de</strong>n Polymerisationsprozess auslöst <strong>und</strong> damit<br />

zu Dichte- <strong>und</strong> Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>xmustern führt, erreichen<br />

die benötigte Auflösung [8].<br />

Der photographische <strong>Pro</strong>zess <strong>und</strong> die Photopolymerisation<br />

s<strong>in</strong>d nicht reversibel. Vielfach ist es jedoch<br />

wünschenswert, das Aufzeichnungsmaterial mehrfach<br />

zu verwen<strong>de</strong>n. Hier wer<strong>de</strong>n hauptsächlich Thermoplaste<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Dabei führt das Lichtmuster zu e<strong>in</strong>er<br />

Ladungsverteilung an <strong>de</strong>r Oberfläche, die sich bei Erwärmung<br />

entsprechend <strong>de</strong>r elektrostatischen Kraftverteilung<br />

<strong>de</strong>formiert <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong> Phasenhologramm<br />

bil<strong>de</strong>t. Spätere Erwärmung zu noch höheren Temperaturen<br />

sorgt wie<strong>de</strong>r für e<strong>in</strong>en gleichmäßigen Polymerfilm.<br />

Thermoplaste zeigen jedoch im Dauere<strong>in</strong>satz Verschleißersche<strong>in</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re schlecht<br />

geeignet, um mehrere Hologramme zu überlagern. Als<br />

reversibles Aufzeichnungsmaterial für Phasenhologramme<br />

wer<strong>de</strong>n auch photoadressierbare Polymere untersucht.<br />

Dabei führt das Licht zu e<strong>in</strong>er Ausrichtung<br />

von Chromophoren, die als Seitenketten an die Polymerhauptkette<br />

geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Große polarisationsabhängige<br />

Absorptions- <strong>und</strong> Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>xän<strong>de</strong>rungen<br />

s<strong>in</strong>d die Folge [8].<br />

Photorefraktive Kristalle s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiteres reversibles<br />

Aufzeichnungsmaterial [8, 9]. Abbildung 5 veranschaulicht<br />

<strong>de</strong>n photorefraktiven <strong>Pro</strong>zess. Lithiumniobat<br />

(LiNbO 3 ), Bariumtitanat (BaTiO 3 ) <strong>und</strong> Gallium-<br />

Arsenid (GaAs) zeigen beispielsweise photorefraktive<br />

Eigenschaften. Inhomogene Beleuchtung regt aus Störstellen<br />

Elektronen <strong>in</strong> das Leitungsband o<strong>de</strong>r Löcher <strong>in</strong><br />

das Valenzband an. Die Ladungsträger wer<strong>de</strong>n aufgr<strong>und</strong><br />

von Diffusion, Drift <strong>und</strong> <strong>de</strong>m so genannten volumenphotovoltaischen<br />

Effekt umverteilt <strong>und</strong> bevorzugt<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n dunkleren Gebieten von Störstellen wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>gefangen.<br />

Elektrische Raumladungsfel<strong>de</strong>r bauen sich<br />

auf, die über <strong>de</strong>n l<strong>in</strong>earen elektrooptischen Effekt <strong>de</strong>n<br />

Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>x än<strong>de</strong>rn. Auch mit diesem <strong>Pro</strong>zess lassen<br />

sich Volumenphasenhologramme schreiben.<br />

Die große Dicke <strong>und</strong> die ausgezeichnete Stabilität<br />

photorefraktiver Kristalle erlauben es, Volumenphasenhologramme<br />

über lange Zeiten zu speichern. Neben<br />

<strong>de</strong>n Kristallen wur<strong>de</strong>n auch photorefraktive Polymere<br />

entwickelt [8, 10]. Preiswerte <strong>und</strong> flexible Herstellung<br />

sowie kle<strong>in</strong>e Antwortzeiten <strong>und</strong> große Brechungs<strong>in</strong>-<br />

<strong>Physik</strong> Journal<br />

2 (2003) Nr. 3<br />

Überblick<br />

Abb. 5:<br />

Photorefraktiver <strong>Pro</strong>zess <strong>in</strong> elektrooptischen<br />

Materialien. E<strong>in</strong>e räumlich<br />

<strong>in</strong>homogene Intensitätsverteilung I regt<br />

Elektronen aus Störstellen <strong>in</strong> das Leitungsband<br />

an. Die freien Elektronen<br />

<strong>de</strong>r Dichte N wer<strong>de</strong>n z. B. aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Diffusion <strong>in</strong> die dunkleren Gebiete transportiert<br />

<strong>und</strong> dort von Störstellen e<strong>in</strong>gefangen.<br />

E<strong>in</strong> Raumladungsmuster r baut<br />

sich auf <strong>und</strong> sorgt für e<strong>in</strong> elektrisches<br />

Raumladungsfeld E, welches über <strong>de</strong>n<br />

elektrooptischen Effekt <strong>de</strong>n Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>x<br />

n moduliert (x: Ortskoord<strong>in</strong>ate, L:<br />

Perio<strong>de</strong>nlänge).<br />

39


Überblick<br />

40<br />

<strong>de</strong>xän<strong>de</strong>rungen s<strong>in</strong>d hier die Vorteile. Von <strong>de</strong>r Anwendung<br />

her ergänzen sie komplementär die photorefraktiven<br />

Kristalle.<br />

Die Untersuchung <strong>de</strong>r Ursachen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Dynamik<br />

<strong>de</strong>s licht<strong>in</strong>duzierten Ladungstransports <strong>in</strong> photorefraktiven<br />

Kristallen be<strong>in</strong>haltet viele spannen<strong>de</strong> physikalische<br />

Fragen, die bis heute erst teilweise beantwortet<br />

s<strong>in</strong>d [11]. Die Kenntnisse erlauben es aber bereits jetzt,<br />

die Materialien für Anwendungen gezielt maßzuschnei<strong>de</strong>rn.<br />

Beispielsweise ist die Lebensdauer <strong>de</strong>r Hologramme<br />

häufig sehr wichtig. In photorefraktiven Kristallen<br />

lässt sich das elektronische Raumladungsmuster<br />

durch Erwärmen <strong>de</strong>r <strong>Pro</strong>ben <strong>in</strong> e<strong>in</strong> ionisches Muster<br />

umkopieren, welches dann bei Raumtemperatur stabil<br />

ist. In Kristallen wie LiNbO 3 spielen bei diesem thermischen<br />

Fixieren bewegliche H + -Ionen e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

Wir haben zeigen können, dass <strong>de</strong>r <strong>Pro</strong>zess aber immer<br />

noch funktioniert, wenn die H + -Ionen vollständig<br />

entfernt wer<strong>de</strong>n [12]. Es gibt starke Indizien, dass <strong>in</strong><br />

diesem Fall die Li + -Ionen diff<strong>und</strong>ieren <strong>und</strong> damit das<br />

Hologramm fixieren. Aus Messungen bei höheren<br />

Temperaturen <strong>und</strong> Messungen <strong>de</strong>r Aktivierungsenergie<br />

lässt sich schließen, dass optimal fixierte Hologramme<br />

Lebensdauern von mehr als 100 000 Jahren erreichen.<br />

Für e<strong>in</strong>e Reihe praktischer Anwendungen war die<br />

Lösung <strong>de</strong>s „Lebensdauer-<strong>Pro</strong>blems“ entschei<strong>de</strong>nd.<br />

Hologramme als Sicherheitsmerkmale<br />

Hologramme zu kopieren ist schwierig, da es sich<br />

um e<strong>in</strong>e Mikrostruktur mit makroskopischen Aus<strong>de</strong>hnungen<br />

han<strong>de</strong>lt. Diese Struktur muss mikroskopisch<br />

vermessen <strong>und</strong> dann Punkt für Punkt kopiert wer<strong>de</strong>n,<br />

o<strong>de</strong>r das Orig<strong>in</strong>al-Hologramm muss optisch rekonstruiert<br />

<strong>und</strong> erneut mit e<strong>in</strong>er Referenzwelle zur Überlagerung<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> Verfahren s<strong>in</strong>d aufwändig.<br />

Daher wer<strong>de</strong>n Hologramme gern als Sicherheitsmerkmal<br />

verwen<strong>de</strong>t, z. B. auf Kredit- <strong>und</strong> Scheckkarten,<br />

auf Banknoten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Reisepässen. Für massenhaft<br />

e<strong>in</strong>gesetzte gleiche Hologramme kommt die<br />

Prägetechnik zum E<strong>in</strong>satz: Von e<strong>in</strong>em Tiefenrelief,<br />

welches e<strong>in</strong> Reflexionsphasenhologramm darstellt,<br />

wird zunächst e<strong>in</strong> Stempel abgeformt. Dieser wird<br />

Abb. 6:<br />

Die neuen <strong>de</strong>utschen Ausweise <strong>und</strong> Reisepässe nutzen <strong>in</strong>dividualisierte<br />

Hologramme als fälschungssichere Sicherheitsmerkmale<br />

(1: Hologramm <strong>de</strong>r Pass<strong>in</strong>haber<strong>in</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Pass<strong>in</strong>habers,<br />

2: Hologramm <strong>de</strong>s dreidimensionalen B<strong>und</strong>esadlers, 3–5: „k<strong>in</strong>etische“<br />

Strukturen, 6 <strong>und</strong> 7: masch<strong>in</strong>enlesbare Schrift). Die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Hologramme ersche<strong>in</strong>en nur unter bestimmten<br />

Betrachtungsw<strong>in</strong>keln <strong>und</strong> nur <strong>in</strong> bestimmten Farben. (G. Dausmann,<br />

Holographic Systems München GmbH)<br />

<strong>Physik</strong> Journal<br />

2 (2003) Nr. 3<br />

dann <strong>in</strong> Polymere gedrückt. E<strong>in</strong>e Reflexionsbeschichtung<br />

<strong>de</strong>s Reliefs, z. B. mit Alum<strong>in</strong>ium o<strong>de</strong>r mit Silber,<br />

vervollständigt das Hologramm.<br />

E<strong>in</strong> noch höheres Maß an Sicherheit bieten <strong>in</strong>dividualisierte<br />

Hologramme, die <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

neuen Ausweisen <strong>und</strong> Reisepässen zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d<br />

(Abb. 6) [13]. Das zweidimensionale Bild <strong>de</strong>r Person<br />

wird dabei holographisch auf e<strong>in</strong>er Polymerschicht gespeichert.<br />

Um e<strong>in</strong> dreidimensionales Bild <strong>de</strong>r Person<br />

zu erzielen, müsste e<strong>in</strong>e dreidimensionale Vorlage vorhan<strong>de</strong>n<br />

se<strong>in</strong>, was nicht <strong>de</strong>r Fall ist. Statt<strong>de</strong>ssen wird<br />

e<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re Eigenschaft <strong>de</strong>r Hologramme ausgenutzt:<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bragg-Bed<strong>in</strong>gung ersche<strong>in</strong>t später das<br />

rekonstruierte zweidimensionale Bild nur unter e<strong>in</strong>em<br />

sehr begrenzten W<strong>in</strong>kelbereich <strong>und</strong> nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Farbe. Die Hologramme s<strong>in</strong>d also etwas<br />

dicker als die auf EC-Karten verwen<strong>de</strong>ten Prägehologramme,<br />

die unter e<strong>in</strong>em größeren W<strong>in</strong>kelbereich mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen Farben sichtbar wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig ist hier die Technologie zur Verb<strong>in</strong>dung <strong>de</strong>s<br />

holographischen Aufzeichnungsmaterials, e<strong>in</strong>es Photopolymers,<br />

mit <strong>de</strong>r Drucktechnik <strong>de</strong>r Pässe.<br />

Holographische Interferometrie<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> lassen sich Verformungen<br />

von Objekten sehr genau nachweisen. Wird e<strong>in</strong>e holographisch<br />

gespeicherte Signalwelle rekonstruiert <strong>und</strong><br />

kohärent mit <strong>de</strong>r aktuellen Signalwelle überlagert, so<br />

lässt sich mit hoher Genauigkeit feststellen, ob sich das<br />

Objekt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zwischenzeit verän<strong>de</strong>rt hat: Je<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Objektform führt zu e<strong>in</strong>er Phasenverschiebung<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Signalwelle <strong>und</strong> somit bei <strong>de</strong>r Überlagerung<br />

<strong>de</strong>r ursprünglichen mit <strong>de</strong>r aktuellen Signalwelle<br />

Abb. 7:<br />

Holographisches Doppelbelichtungs-Interferogramm e<strong>in</strong>er<br />

Brücke. Das Foto oben zeigt das Messfeld. Je<strong>de</strong>r Interferenzstreifen<br />

darauf (unten) entspricht e<strong>in</strong>er Verformung <strong>de</strong>s Objekts<br />

um e<strong>in</strong>e halbe Wellenlänge (ca. 0,4 mm). Die Zeitspanne zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hologramm-Aufnahmen beträgt ca. 400 ms.<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>r Untersuchungen soll die Schall-Emission <strong>de</strong>r<br />

Brücke beim Überfahren e<strong>in</strong>es Zuges reduziert wer<strong>de</strong>n. Zur<br />

Unterdrückung <strong>de</strong>r Schallemission s<strong>in</strong>d an <strong>de</strong>n Schw<strong>in</strong>gungsbäuchen<br />

mechanische Verstärkungen anzubr<strong>in</strong>gen. (Ste<strong>in</strong>bichler<br />

Optotechnik GmbH, Neubeuern)


zu Interferenz. E<strong>in</strong> Interferenzstreifen entspricht dabei<br />

e<strong>in</strong>er Verschiebung <strong>de</strong>s Objekts um e<strong>in</strong>e halbe Wellenlänge.<br />

Das Verfahren ist beson<strong>de</strong>rs gut geeignet, um<br />

Verformungen von Objekten durch Erwärmung o<strong>de</strong>r<br />

mechanische E<strong>in</strong>flüsse zu messen. Es gibt ferner zahlreiche<br />

Tricks, um Bewegungen zeitaufgelöst zu messen:<br />

Mit Laserpulsen wer<strong>de</strong>n zwei Hologramme mit gleichen<br />

Referenzwellen aufgenommen. Später wer<strong>de</strong>n die<br />

Hologramme gleichzeitig rekonstruiert. Die Deformation,<br />

die das Objekt zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Aufnahmen<br />

erfahren hat, wird so sichtbar („Doppelpuls-<strong>Holographie</strong>“,<br />

Abb. 7).<br />

Heutzutage wird <strong>in</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Technik</strong> aber<br />

häufiger die elektronische Speckle-Interferometrie<br />

(ESPI) e<strong>in</strong>gesetzt, um Deformationen <strong>und</strong> Schw<strong>in</strong>gungen<br />

zu untersuchen. Dieses Verfahren wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

<strong>Holographie</strong> abgeleitet: Die Beleuchtung e<strong>in</strong>es Objekts<br />

mit kohärentem Licht erzeugt e<strong>in</strong> granuliertes Intensitätsmuster,<br />

da aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rauigkeit <strong>de</strong>s Objekts<br />

Streulicht entsteht, welches lokal zu konstruktiver <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>struktiver Interferenz führt. Dieses Streulicht stellt<br />

das Signallicht dar, welches bei <strong>de</strong>r ESPI mit e<strong>in</strong>er Referenzwelle<br />

überlagert wird. Anstelle <strong>de</strong>r holographischen<br />

Platte wird e<strong>in</strong>e digitale Kamera aufgestellt. Das<br />

hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass sich die Daten direkt digital weiterverarbeiten<br />

lassen. Da die Pixel e<strong>in</strong>er CCD-Kamera<br />

m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens e<strong>in</strong>ige Quadrat-Mikrometer groß s<strong>in</strong>d, ist<br />

die Aufnahme holographischer Interferenzmuster<br />

aufgr<strong>und</strong> mangeln<strong>de</strong>r Auflösung nicht möglich. Die<br />

Speckle-Muster s<strong>in</strong>d aber grob genug, um direkt digital<br />

aufgenommen zu wer<strong>de</strong>n. Aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Bild<br />

kann ke<strong>in</strong>e Information gewonnen wer<strong>de</strong>n. Bewegt<br />

sich das Objekt jedoch, so än<strong>de</strong>rt sich die Phasenlage<br />

zwischen Speckle-Muster <strong>und</strong> Referenzwelle, was zu<br />

Intensitätsän<strong>de</strong>rungen führt. Nimmt man also mehrere<br />

Bil<strong>de</strong>r h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r auf, so lässt sich aus <strong>de</strong>n Intensitätsän<strong>de</strong>rungen<br />

auf Bewegungen schließen (Abb. 8).<br />

Holographische Wellenlängenfilter<br />

Dicke Reflexionshologramme können als schmalbandige<br />

Wellenlängenfilter dienen, die für Anwendungen<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Telekommunikation von Interesse s<strong>in</strong>d [14].<br />

Hier ist das oben beschriebene Fixieren <strong>de</strong>r Hologramme<br />

von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung [12]. Als Aufzeichnungsmaterial<br />

für solche Filter dienen photorefraktive<br />

Kristalle (Abb. 9). Licht<strong>in</strong>duzierte Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>xän<strong>de</strong>rungen<br />

von ca. 10 –3 erlauben Beugungseffizienzen<br />

größer als 99,9 %. Die Wellenlängenfilter können dann<br />

als passive optische Komponente genutzt wer<strong>de</strong>n. Abbildung<br />

9 zeigt auch das Wellenlängenprofil e<strong>in</strong>es Filters,<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>m 41 Gitter überlagert, „gemultiplext“ s<strong>in</strong>d.<br />

Diese <strong>de</strong>cken das so genannte „C-Band“ <strong>de</strong>r Telekommunikation<br />

im Wellenlängenbereich um 1550 nm ab<br />

<strong>und</strong> liegen jeweils ca. 0,8 nm ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r. Je<strong>de</strong>r Kanal<br />

entspricht e<strong>in</strong>er Wellenlänge, wie sie <strong>in</strong> Glasfasernetzen<br />

genutzt wird. Filter dieser Art können an Knoten<br />

e<strong>in</strong>zelne Kanäle abtrennen o<strong>de</strong>r h<strong>in</strong>zufügen („tunable<br />

add-drop multiplexer“). Diese <strong>in</strong> <strong>de</strong>r eigenen Gruppe<br />

an <strong>de</strong>r Universität Osnabrück <strong>und</strong> ab 2000 an <strong>de</strong>r<br />

Universität Bonn entwickelte Anwendung ist so vielversprechend,<br />

dass aus <strong>de</strong>r Forschung e<strong>in</strong>e Firmenausgründung<br />

hervorgegangen ist (www.ondax.com).<br />

Holographische Datenspeicher<br />

Seit <strong>de</strong>n 60er Jahren s<strong>in</strong>d holographische Datenspeicher<br />

mit ihren fasz<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong>n Möglichkeiten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Diskussion [15, 16]. Gegenüber konventionellen Spei-<br />

chern ist e<strong>in</strong> Schlüsselvorteil holographischer Systeme,<br />

dass sie das ganze Volumen <strong>de</strong>s Speichermaterials nutzen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bragg-Bed<strong>in</strong>gung lassen sich im selben<br />

Volumen viele Hologramme überlagern. In e<strong>in</strong>em<br />

Würfel, <strong>de</strong>r als Kantenlänge die Wellenlänge aufweist,<br />

sollte sich ca. e<strong>in</strong> Bit speichern lassen. Bei <strong>de</strong>m Volumen<br />

e<strong>in</strong>er Compakt-Disk (CD) entspricht das mehr als<br />

10 Terabyte (10 000 GByte) an Daten. Praktische Demonstrationssysteme<br />

s<strong>in</strong>d aber noch weit von dieser<br />

Grenze entfernt. E<strong>in</strong> neuer Ansatz, e<strong>in</strong> holographisches<br />

Speichersystem zu realisieren, stammt von <strong>de</strong>r<br />

TU Berl<strong>in</strong> [17]. Wie <strong>in</strong> Abb. 10 gezeigt ist, wer<strong>de</strong>n dabei<br />

ke<strong>in</strong>e Bil<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn mikroholographische Gitter geschrieben.<br />

Der Durchmesser beträgt ca. e<strong>in</strong>e Lichtwellenlänge.<br />

Viele Gitter können an je<strong>de</strong>r Stelle überlagert<br />

<strong>und</strong> mit verschie<strong>de</strong>nen Lichtwellenlängen ausgelesen<br />

wer<strong>de</strong>n. Beim Lesen verhält sich das System ähnlich<br />

wie e<strong>in</strong>e CD: An e<strong>in</strong>zelnen Stellen wird viel o<strong>de</strong>r wenig<br />

Licht reflektiert. Diese „holographische CD“ kann aber<br />

mit Licht verschie<strong>de</strong>ner Wellenlänge gelesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei entspricht je<strong>de</strong> neue Farbe wie<strong>de</strong>r neuen Informationen.<br />

Das System hat <strong>de</strong>n Vorzug, dass es auf vorhan<strong>de</strong>ne<br />

<strong>und</strong> sehr weit entwickelte Technologien von<br />

CD <strong>und</strong> DVD („digital versatile disk“) aufbaut.<br />

Abb. 9:<br />

�� L<strong>in</strong>ks: Schreiben e<strong>in</strong>es Reflexionsfilters<br />

für <strong>in</strong>frarotes Licht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em photorefraktiven<br />

Kristall. Zwei ebene grüne<br />

Wellen erzeugen e<strong>in</strong> gitterförmiges<br />

Interferenzmuster, welches <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>xmuster<br />

umgesetzt wird („elementares<br />

Hologramm“). Dieses wirkt für<br />

<strong>in</strong>frarotes Licht wie e<strong>in</strong> Spiegel, aber nur<br />

wenn die Bragg-Bed<strong>in</strong>gung erfüllt ist.<br />

Fällt das <strong>in</strong>frarote Licht praktisch senkrecht<br />

e<strong>in</strong>, so wird nur Licht <strong>de</strong>r<br />

<strong>Physik</strong> Journal<br />

2 (2003) Nr. 3<br />

Überblick<br />

Abb. 8:<br />

Elektronische Speckle-Interferometrie.<br />

Die Tür e<strong>in</strong>es Autos wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Frequenz<br />

240 Hz zu Schw<strong>in</strong>gungen angeregt.<br />

Die Kamera hat im zeitlichen<br />

Abstand von 350 ms drei Aufnahmen<br />

gemacht. Die Bil<strong>de</strong>r zeigen die verstetigten<br />

<strong>und</strong> skalierten Auslenkungen, die<br />

aus <strong>de</strong>n Differenzen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r 1 <strong>und</strong> 2<br />

bzw. 2 <strong>und</strong> 3 erhalten wur<strong>de</strong>n. (Ste<strong>in</strong>bichler<br />

Optotechnik GmbH, Neubeuern)<br />

Wellenlänge l IR ≈ 2Ln gebeugt, wobei l IR<br />

die Vakuum-Wellenlänge <strong>de</strong>s <strong>in</strong>fraroten<br />

Lichts, L die Perio<strong>de</strong>nlänge <strong>de</strong>s Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>xmusters<br />

<strong>und</strong> n <strong>de</strong>n mittleren<br />

Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>x <strong>de</strong>s Materials bezeichnen.<br />

�� Rechts: Beugungseffizienz über <strong>de</strong>r<br />

Lichtfrequenz für e<strong>in</strong> Wellenlängenfilter,<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>m 41 Gitter räumlich überlagert<br />

wur<strong>de</strong>n. (Ondax Inc., Monrovia, USA)<br />

41


Überblick<br />

Abb. 10:<br />

Datenspeicherung mit Mikrohologrammen.<br />

Fokussierte Laserstrahlen schreiben<br />

<strong>in</strong> Reflexionsgeometrie Mikrohologramme<br />

(l<strong>in</strong>ks). An je<strong>de</strong>m Ort s<strong>in</strong>d mehrere<br />

mikroholographische Gitter im selben<br />

Volumen überlagert (rechts). Die Spei-<br />

Abb. 12:<br />

�� L<strong>in</strong>ks: Schematische Darstellung e<strong>in</strong>es<br />

„LLL-Interferometers“ mit holographisch<br />

hergestellten Beugungsgittern. H<strong>in</strong>ter<br />

<strong>de</strong>m dritten Gitter kommt es zu Interferenz.<br />

Die Phasenlage <strong>de</strong>r <strong>in</strong>terferieren<strong>de</strong>n<br />

Neutronen kann durch e<strong>in</strong>e drehbare<br />

planparallele Platte zwischen <strong>de</strong>m 1. <strong>und</strong><br />

2. Gitter variiert wer<strong>de</strong>n.<br />

�� Rechts: Intensität <strong>de</strong>r Neutronen <strong>in</strong><br />

42<br />

Weitere Anwendungen<br />

<strong>Holographie</strong> lässt sich vielfältig zur Untersuchung<br />

photosensitiver Materialien e<strong>in</strong>gesetzen [18]. Wer<strong>de</strong>n<br />

etwa photosensitive Materialien, die also durch Beleuchtung<br />

ihren Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>x o<strong>de</strong>r ihre Absorption<br />

än<strong>de</strong>rn, mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong>tensiven kohärenten<br />

Laserstrahl beleuchtet, so können h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>m Objekt<br />

<strong>in</strong>teressante Streumuster, z. B. Kreise auftreten. Dieser<br />

<strong>Physik</strong> Journal<br />

2 (2003) Nr. 3<br />

cherkapazität wird im Vergleich mit <strong>de</strong>r<br />

e<strong>in</strong>er Compact-Disk (CD) um e<strong>in</strong>en Faktor<br />

erhöht, <strong>de</strong>r gleich <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r bei<br />

verschie<strong>de</strong>nen Wellenlängen überlagerbaren<br />

Gitter ist. (H. J. Eichler,<br />

S. Orlic, TU Berl<strong>in</strong>)<br />

Abb. 11:<br />

Holographische Streuung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em photorefraktiven Lithiumniobat-Kristall.<br />

Der Streukreis h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>m Kristall entsteht<br />

durch die holographische Verstärkung schwacher Streuwellen.<br />

Das Streulicht ist senkrecht zum e<strong>in</strong>fallen<strong>de</strong>n Licht polarisiert<br />

(anisotrope Beugung) <strong>und</strong> kann mit e<strong>in</strong>em Polarisator, <strong>de</strong>r h<strong>in</strong>ter<br />

<strong>de</strong>m Kristall sichtbar ist, unterdrückt wer<strong>de</strong>n. (M. Imlau, U<br />

Osnabrück)<br />

e<strong>in</strong>em Ausgang <strong>de</strong>s Interferometers über<br />

<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r geometrischen Weglängendifferenz<br />

∆x zwischen <strong>de</strong>n Neutronenstrahlen.<br />

Der Abfall <strong>de</strong>s Kontrasts <strong>de</strong>r<br />

Neutronen<strong>in</strong>terferenz für größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

∆x ist auf die erhöhte Phasendifferenz<br />

<strong>und</strong> die begrenzte Kohärenz <strong>de</strong>r Neutronen<br />

zurückzuführen. (M. Fally, R. A.<br />

Rupp, U Wien,)<br />

Effekt wird als „holographische Streuung“ bezeichnet.<br />

Das e<strong>in</strong>fallen<strong>de</strong> Licht („Pumplicht“) <strong>in</strong>terferiert mit<br />

Streuwellen, die an immer vorhan<strong>de</strong>nen Oberflächeno<strong>de</strong>r<br />

Volumenstreuzentren entstehen. Pump- <strong>und</strong><br />

Streuwellen schreiben somit e<strong>in</strong> Hologramm. Unter<br />

geeigneten Bed<strong>in</strong>gungen wird das Pumplicht daran so<br />

gebeugt, dass die Streuwellen verstärkt wer<strong>de</strong>n. Das<br />

führt dazu, dass das Hologramm weiter geschrieben<br />

wird <strong>und</strong> größere Beugungseffizienzen erzielt. Dadurch<br />

wird noch mehr Pumplicht <strong>in</strong> Richtung <strong>de</strong>r Streuwellen<br />

gebeugt. Es liegt e<strong>in</strong> sich selbst verstärken<strong>de</strong>r <strong>Pro</strong>zess<br />

vor [19].<br />

In doppelbrechen<strong>de</strong>n Kristallen kommt es dabei zu<br />

<strong>in</strong>teressanten Variationen. Wird z. B. e<strong>in</strong> Spektrum an<br />

Streugittern mit außeror<strong>de</strong>ntlich polarisiertem Licht<br />

geschrieben, so s<strong>in</strong>d auch Gittervektoren dabei, die die<br />

Bragg-Bed<strong>in</strong>gung für die „anisotrope Beugung“ erfüllen,<br />

bei <strong>de</strong>r or<strong>de</strong>ntlich polarisiertes Licht entsteht. Dieses<br />

lässt sich leicht mit e<strong>in</strong>em Polarisator von <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />

Licht trennen (Abb. 11).<br />

Aus <strong>de</strong>m Öffnungsw<strong>in</strong>kel <strong>de</strong>s Streukreises lässt sich<br />

die Doppelbrechung <strong>de</strong>s Materials bestimmen [20]. Damit<br />

kann z. B. bei LiNbO 3 auf die Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>s Materials (Li-Gehalt) geschlossen wer<strong>de</strong>n, da<br />

LiNbO 3 -Kristalle bis zu 5 % Li-Defizit aufweisen. Diese<br />

Information ist z. B. wichtig, wenn LiNbO 3 für die<br />

nichtl<strong>in</strong>eare Optik e<strong>in</strong>gesetzt wird [21].<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel für die holographische Materialcharakterisierung:<br />

In photorefraktiven Kristallen<br />

trägt die Diffusion zum Transport <strong>de</strong>r Ladungsträger<br />

bei. Die räumliche Lage <strong>de</strong>r resultieren<strong>de</strong>n Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>xgitter<br />

im Kristall hängt davon ab, ob Elektronen<br />

o<strong>de</strong>r Löcher diff<strong>und</strong>ieren. Das erlaubt „holographische<br />

Hall-Messungen“, die zur Bestimmung <strong>de</strong>s Vorzeichens<br />

<strong>de</strong>r Ladungsträger herangezogen wer<strong>de</strong>n können, da<br />

die Phase <strong>de</strong>r holographisch gebeugten Welle diese<br />

Information trägt [22].<br />

Als abschließen<strong>de</strong> Anwendung <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> sei<br />

erwähnt, dass sich mit holographisch hergestellten<br />

Gittern kalte Neutronen mit Beugungseffizienzen von<br />

mehr als 50 % beugen lassen. Drei h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r positionierte<br />

Gitter bil<strong>de</strong>n e<strong>in</strong> so genanntes „LLL-Interferometer“,<br />

wie es <strong>in</strong> Abb. 12 gezeigt ist. Damit ist erstmals<br />

die Interferometrie mit kalten Neutronen gelungen;<br />

e<strong>in</strong>e Fülle von gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Experimenten <strong>und</strong><br />

angewandten Untersuchungen wird dadurch ermöglicht<br />

[23].<br />

Ausblick<br />

Die ausgewählten Anwendungen zeigen, wie vielfältig<br />

das von Gabor ent<strong>de</strong>ckte holographische Pr<strong>in</strong>zip<br />

e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> fortentwickelt wer<strong>de</strong>n kann. Die <strong>Holographie</strong><br />

wird e<strong>in</strong>e zunehmen<strong>de</strong> Rolle auf <strong>de</strong>m großen<br />

Themengebiet „Licht <strong>und</strong> Information“ spielen. Dabei<br />

wer<strong>de</strong>n beispielsweise die Ultrakurzzeitphysik <strong>und</strong> die<br />

Atomphysik von <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> bee<strong>in</strong>flusst <strong>und</strong> bereichert<br />

[24, 25], <strong>und</strong> wir können gespannt se<strong>in</strong>, welche<br />

Entwicklungen <strong>in</strong> naher Zukunft h<strong>in</strong>zukommen.<br />

Literatur<br />

[1] D. Gabor, Nature 161, 777 (1948)<br />

[2] http://medweb.uni-muenster.<strong>de</strong>/<strong>in</strong>stitute/<br />

biophys/projekt7/projek7.htm<br />

[3] R. J. Collier, C. B. Burckhardt <strong>und</strong> L. H. L<strong>in</strong>, Optical<br />

Holography, Aca<strong>de</strong>mic Press, New York 1980<br />

[4] H. Kogelnik, Bell. Syst. Tech. J. 48, 2909 (1969),<br />

J. W. Goodman, Introduction to Fourier Optics,<br />

McGraw-Hill (1996)


[5] X. An, D. Psaltis <strong>und</strong> G. W. Burr, Appl. Opt. 38,<br />

386 (1999)<br />

[6] F. Laeri, T. Tschudi <strong>und</strong> J. Albers, Opt. Commun.<br />

47, 387 (1983)<br />

[7] H. M. Smith (Hrsg.), Topics <strong>in</strong> Applied Physics 20,<br />

Holographic Record<strong>in</strong>g Materials, Spr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong><br />

(1977)<br />

[8] H. J. Coufal, D. Psaltis <strong>und</strong> G. T. S<strong>in</strong>cerbox<br />

(Hrsg.), Holographic Data Storage, Spr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong>,<br />

Hei<strong>de</strong>lberg, New York (2000)<br />

[9] F. S. Chen, J. T. LaMacchia <strong>und</strong> D. B. Fraser, Appl.<br />

Phys. Lett. 13, 223 (1968); P. Günter <strong>und</strong> J.-P. Huignard<br />

(Hrsg.), Topics <strong>in</strong> Applied Physics 61 and<br />

62: Photorefractive Materials and Their Applications<br />

I and II, Spr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong>, Hei<strong>de</strong>lberg (1988)<br />

[10] K. Meerholz et al., Nature 371, 497 (1994)<br />

[11] K. Buse, Appl. Phys. B 64, 273 <strong>und</strong> 391 (1997)<br />

[12] K. Buse et al., Phys. Rev. B 56, 1225 (1997); I. Nee<br />

et al., Phys. Rev. B 60, 9896 (1999)<br />

[13] www.b<strong>und</strong>esdruckerei.<strong>de</strong>, www.hsm-holography.<strong>de</strong><br />

[14] S. Breer <strong>und</strong> K. Buse, Appl. Phys. B 66, 339<br />

(1998); P. Boffi; D. Picc<strong>in</strong><strong>in</strong> <strong>und</strong> M. C. Ubaldi, Infrared<br />

Holography for Optical Communications,<br />

Spr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong> (2003)<br />

[15] F. S. Chen, J. T. LaMacchia <strong>und</strong> D. B. Fraser, Appl.<br />

Phys. Lett. 13, 223 (1968)<br />

[16] C. Denz, Phys. Bl., April 1999, S. 55<br />

[17] H. J. Eichler et al., IEEE Journal of Selected Topics<br />

<strong>in</strong> Quantum Electronics 4, 840-849 (1998)<br />

[18] R. A. Rupp, Appl. Phys. A 55, 2-20 (1992)<br />

[19] R. A. Rupp <strong>und</strong> F. W. Drees, Appl. Phys. B 39, 223<br />

(1986), M. A. Ellabban et al., „Holographic scatter<strong>in</strong>g<br />

and its applications“, Recent Research Developments<br />

<strong>in</strong> Applied Physics, Vol. 4, Transworld<br />

Research Network, India, 241-275 (2001)<br />

[20] U. van Olfen et al., Ferroelectrics Lett. 10, 133<br />

(1989)<br />

[21] S. Schiller <strong>und</strong> J.-P. Meyn, <strong>Physik</strong> Journal, Juni<br />

2002, S. 35<br />

[22] R. Orlowski <strong>und</strong> E. Krätzig, Solid State Commun.<br />

27, 1351 (1978), R. Orlowski, Phys. Bl. 37, 365<br />

(1981)<br />

[23] U. Schellhorn et al., Physica B 234, 1068 (1997),<br />

M. Fally, Appl. Phys. B 75 (2002)<br />

[24] P. C. Sun et al., Opt. Lett. 20, 1728-1730 (1995)<br />

[25] M. Mützel et al., Phys. Rev. Lett. 88, 083601<br />

(2002)<br />

Die Autoren<br />

Karsten Buse hat bereits während se<strong>in</strong>er<br />

Diplom- <strong>und</strong> Doktorarbeit <strong>in</strong> Osnabrück<br />

Erfahrungen mit <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> gesammelt.<br />

Forschungsaufenthalte führten ihn<br />

u. a. zum California Institute of Technology<br />

(Caltech) <strong>in</strong> Pasa<strong>de</strong>na <strong>und</strong> nach<br />

Camp<strong>in</strong>as (Brasilien). Er habilitierte sich<br />

1997 <strong>in</strong> Osnabrück <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Krätzig <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> im Jahr 2000 auf <strong>de</strong>n<br />

He<strong>in</strong>rich-Hertz-Stiftungslehrstuhl <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Telekom AG an die Universität<br />

Bonn berufen. Häufig ist er <strong>in</strong> Kalifornien;<br />

geme<strong>in</strong>same Forschungsprojekte<br />

mit <strong>Pro</strong>f. Psaltis am Caltech <strong>und</strong> die<br />

Sonne ziehen ihn dort h<strong>in</strong>. In Bonn entledigt<br />

er sich se<strong>in</strong>er überschüssigen Energie<br />

durch alltägliches Joggen am<br />

Rhe<strong>in</strong>. Elisabeth Soergel studierte erst<br />

bis zur künstlerischen Reifeprüfung Violoncello<br />

an <strong>de</strong>r Musikhochschule Detmold,<br />

bevor sie an <strong>de</strong>r Universität München<br />

das <strong>Physik</strong>studium begann. Nach <strong>de</strong>r Diplom- <strong>und</strong><br />

Doktorarbeit im Rasterson<strong>de</strong>nbereich am MPI für<br />

Quantenoptik g<strong>in</strong>g sie als Postdoktorand<strong>in</strong> zum IBM Forschungslabor<br />

nach Rüschlikon. Seit 2000 ist sie an <strong>de</strong>r Universität<br />

Bonn als wiss. Assistent<strong>in</strong> tätig. Die verbleiben<strong>de</strong><br />

Zeit nutzt sie zur kontrollierten Erzeugung akustischer<br />

Wellen auf ihrem Cello.<br />

<strong>Physik</strong> Journal<br />

2 (2003) Nr. 3<br />

Überblick<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!