Holographie in Wissenschaft und Technik - Pro-Physik.de
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Überblick<br />
Abb. 10:<br />
Datenspeicherung mit Mikrohologrammen.<br />
Fokussierte Laserstrahlen schreiben<br />
<strong>in</strong> Reflexionsgeometrie Mikrohologramme<br />
(l<strong>in</strong>ks). An je<strong>de</strong>m Ort s<strong>in</strong>d mehrere<br />
mikroholographische Gitter im selben<br />
Volumen überlagert (rechts). Die Spei-<br />
Abb. 12:<br />
�� L<strong>in</strong>ks: Schematische Darstellung e<strong>in</strong>es<br />
„LLL-Interferometers“ mit holographisch<br />
hergestellten Beugungsgittern. H<strong>in</strong>ter<br />
<strong>de</strong>m dritten Gitter kommt es zu Interferenz.<br />
Die Phasenlage <strong>de</strong>r <strong>in</strong>terferieren<strong>de</strong>n<br />
Neutronen kann durch e<strong>in</strong>e drehbare<br />
planparallele Platte zwischen <strong>de</strong>m 1. <strong>und</strong><br />
2. Gitter variiert wer<strong>de</strong>n.<br />
�� Rechts: Intensität <strong>de</strong>r Neutronen <strong>in</strong><br />
42<br />
Weitere Anwendungen<br />
<strong>Holographie</strong> lässt sich vielfältig zur Untersuchung<br />
photosensitiver Materialien e<strong>in</strong>gesetzen [18]. Wer<strong>de</strong>n<br />
etwa photosensitive Materialien, die also durch Beleuchtung<br />
ihren Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>x o<strong>de</strong>r ihre Absorption<br />
än<strong>de</strong>rn, mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong>tensiven kohärenten<br />
Laserstrahl beleuchtet, so können h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>m Objekt<br />
<strong>in</strong>teressante Streumuster, z. B. Kreise auftreten. Dieser<br />
<strong>Physik</strong> Journal<br />
2 (2003) Nr. 3<br />
cherkapazität wird im Vergleich mit <strong>de</strong>r<br />
e<strong>in</strong>er Compact-Disk (CD) um e<strong>in</strong>en Faktor<br />
erhöht, <strong>de</strong>r gleich <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r bei<br />
verschie<strong>de</strong>nen Wellenlängen überlagerbaren<br />
Gitter ist. (H. J. Eichler,<br />
S. Orlic, TU Berl<strong>in</strong>)<br />
Abb. 11:<br />
Holographische Streuung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em photorefraktiven Lithiumniobat-Kristall.<br />
Der Streukreis h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>m Kristall entsteht<br />
durch die holographische Verstärkung schwacher Streuwellen.<br />
Das Streulicht ist senkrecht zum e<strong>in</strong>fallen<strong>de</strong>n Licht polarisiert<br />
(anisotrope Beugung) <strong>und</strong> kann mit e<strong>in</strong>em Polarisator, <strong>de</strong>r h<strong>in</strong>ter<br />
<strong>de</strong>m Kristall sichtbar ist, unterdrückt wer<strong>de</strong>n. (M. Imlau, U<br />
Osnabrück)<br />
e<strong>in</strong>em Ausgang <strong>de</strong>s Interferometers über<br />
<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r geometrischen Weglängendifferenz<br />
∆x zwischen <strong>de</strong>n Neutronenstrahlen.<br />
Der Abfall <strong>de</strong>s Kontrasts <strong>de</strong>r<br />
Neutronen<strong>in</strong>terferenz für größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
∆x ist auf die erhöhte Phasendifferenz<br />
<strong>und</strong> die begrenzte Kohärenz <strong>de</strong>r Neutronen<br />
zurückzuführen. (M. Fally, R. A.<br />
Rupp, U Wien,)<br />
Effekt wird als „holographische Streuung“ bezeichnet.<br />
Das e<strong>in</strong>fallen<strong>de</strong> Licht („Pumplicht“) <strong>in</strong>terferiert mit<br />
Streuwellen, die an immer vorhan<strong>de</strong>nen Oberflächeno<strong>de</strong>r<br />
Volumenstreuzentren entstehen. Pump- <strong>und</strong><br />
Streuwellen schreiben somit e<strong>in</strong> Hologramm. Unter<br />
geeigneten Bed<strong>in</strong>gungen wird das Pumplicht daran so<br />
gebeugt, dass die Streuwellen verstärkt wer<strong>de</strong>n. Das<br />
führt dazu, dass das Hologramm weiter geschrieben<br />
wird <strong>und</strong> größere Beugungseffizienzen erzielt. Dadurch<br />
wird noch mehr Pumplicht <strong>in</strong> Richtung <strong>de</strong>r Streuwellen<br />
gebeugt. Es liegt e<strong>in</strong> sich selbst verstärken<strong>de</strong>r <strong>Pro</strong>zess<br />
vor [19].<br />
In doppelbrechen<strong>de</strong>n Kristallen kommt es dabei zu<br />
<strong>in</strong>teressanten Variationen. Wird z. B. e<strong>in</strong> Spektrum an<br />
Streugittern mit außeror<strong>de</strong>ntlich polarisiertem Licht<br />
geschrieben, so s<strong>in</strong>d auch Gittervektoren dabei, die die<br />
Bragg-Bed<strong>in</strong>gung für die „anisotrope Beugung“ erfüllen,<br />
bei <strong>de</strong>r or<strong>de</strong>ntlich polarisiertes Licht entsteht. Dieses<br />
lässt sich leicht mit e<strong>in</strong>em Polarisator von <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />
Licht trennen (Abb. 11).<br />
Aus <strong>de</strong>m Öffnungsw<strong>in</strong>kel <strong>de</strong>s Streukreises lässt sich<br />
die Doppelbrechung <strong>de</strong>s Materials bestimmen [20]. Damit<br />
kann z. B. bei LiNbO 3 auf die Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>s Materials (Li-Gehalt) geschlossen wer<strong>de</strong>n, da<br />
LiNbO 3 -Kristalle bis zu 5 % Li-Defizit aufweisen. Diese<br />
Information ist z. B. wichtig, wenn LiNbO 3 für die<br />
nichtl<strong>in</strong>eare Optik e<strong>in</strong>gesetzt wird [21].<br />
E<strong>in</strong> weiteres Beispiel für die holographische Materialcharakterisierung:<br />
In photorefraktiven Kristallen<br />
trägt die Diffusion zum Transport <strong>de</strong>r Ladungsträger<br />
bei. Die räumliche Lage <strong>de</strong>r resultieren<strong>de</strong>n Brechungs<strong>in</strong><strong>de</strong>xgitter<br />
im Kristall hängt davon ab, ob Elektronen<br />
o<strong>de</strong>r Löcher diff<strong>und</strong>ieren. Das erlaubt „holographische<br />
Hall-Messungen“, die zur Bestimmung <strong>de</strong>s Vorzeichens<br />
<strong>de</strong>r Ladungsträger herangezogen wer<strong>de</strong>n können, da<br />
die Phase <strong>de</strong>r holographisch gebeugten Welle diese<br />
Information trägt [22].<br />
Als abschließen<strong>de</strong> Anwendung <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> sei<br />
erwähnt, dass sich mit holographisch hergestellten<br />
Gittern kalte Neutronen mit Beugungseffizienzen von<br />
mehr als 50 % beugen lassen. Drei h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r positionierte<br />
Gitter bil<strong>de</strong>n e<strong>in</strong> so genanntes „LLL-Interferometer“,<br />
wie es <strong>in</strong> Abb. 12 gezeigt ist. Damit ist erstmals<br />
die Interferometrie mit kalten Neutronen gelungen;<br />
e<strong>in</strong>e Fülle von gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Experimenten <strong>und</strong><br />
angewandten Untersuchungen wird dadurch ermöglicht<br />
[23].<br />
Ausblick<br />
Die ausgewählten Anwendungen zeigen, wie vielfältig<br />
das von Gabor ent<strong>de</strong>ckte holographische Pr<strong>in</strong>zip<br />
e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> fortentwickelt wer<strong>de</strong>n kann. Die <strong>Holographie</strong><br />
wird e<strong>in</strong>e zunehmen<strong>de</strong> Rolle auf <strong>de</strong>m großen<br />
Themengebiet „Licht <strong>und</strong> Information“ spielen. Dabei<br />
wer<strong>de</strong>n beispielsweise die Ultrakurzzeitphysik <strong>und</strong> die<br />
Atomphysik von <strong>de</strong>r <strong>Holographie</strong> bee<strong>in</strong>flusst <strong>und</strong> bereichert<br />
[24, 25], <strong>und</strong> wir können gespannt se<strong>in</strong>, welche<br />
Entwicklungen <strong>in</strong> naher Zukunft h<strong>in</strong>zukommen.<br />
Literatur<br />
[1] D. Gabor, Nature 161, 777 (1948)<br />
[2] http://medweb.uni-muenster.<strong>de</strong>/<strong>in</strong>stitute/<br />
biophys/projekt7/projek7.htm<br />
[3] R. J. Collier, C. B. Burckhardt <strong>und</strong> L. H. L<strong>in</strong>, Optical<br />
Holography, Aca<strong>de</strong>mic Press, New York 1980<br />
[4] H. Kogelnik, Bell. Syst. Tech. J. 48, 2909 (1969),<br />
J. W. Goodman, Introduction to Fourier Optics,<br />
McGraw-Hill (1996)