Hannes Helmke - mundus
Hannes Helmke - mundus
Hannes Helmke - mundus
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Künstlerporträt<br />
Wartender 2010, 15 cm, Bronze<br />
Liebespaar 2010, 23 cm, Bronze<br />
abgeschaut und nachempfunden werden. Doch obwohl<br />
sie sehr lebensnah wirken, sind sie alles andere<br />
als naturalistisch. Sie bilden keine konkreten Individuen<br />
ab noch stellen sie Charaktere im Sinne von Elias<br />
Canetti dar. <strong>Helmke</strong>s Menschengestalten haben keine<br />
Haare und keine Kleider. Sie sind nackt und damit verletzlich.<br />
Weil ihnen jeder zeitliche Kontext fehlt, wirken<br />
sie überpersönlich. Sie stellen keine Archetypen dar,<br />
wohl aber archetypische Gefühlszustände und Verhaltensweisen.<br />
Das ist gut zu beobachten beim Liebespaar,<br />
beim Kleinen Sitzenden, beim Wartenden, bei der<br />
Figur mit Pferd oder dem Utkieker. Diese Kunst muss<br />
nicht intellektuell begründet werden. Sie erklärt sich<br />
aus sich selbst heraus, allein aufgrund der Haltung ihrer<br />
Figuren. Es ist auffällig, dass <strong>Helmke</strong>s männliche<br />
Gestalten oft einen Titel tragen, der eine Aktivität ausdrückt.<br />
Sie heißen z. B. Figur, die auf’s Meer schaut oder<br />
Sitzender, während die Plastiken, die eine Frau darstellen,<br />
meist nur den Titel Frau tragen oder schlicht einen<br />
Zustand beschreiben wie bei Schwangere. Hier rührt<br />
<strong>Hannes</strong> <strong>Helmke</strong> intuitiv an das im chinesischen Taoismus<br />
geläufige Bild vom Mann als dem aktiven (Yang)<br />
und der Frau als dem in sich ruhenden Pol (Yin). Seine<br />
Arbeiten spiegeln auf selbstverständliche Weise die Polarität<br />
menschlichen Daseins mit den naturgegebenen<br />
Unterschieden zwischen Mann und Frau wider, ohne<br />
dies zu ideologisieren. Vielmehr zeigen diese Plastiken<br />
ein Menschsein, das ganz natürlich und entspannt ist,<br />
gleichzeitig aber eine große Intensität besitzt.<br />
<strong>Hannes</strong> <strong>Helmke</strong> hat sich für sein bildnerisches<br />
Schaffen den Werkstoff Bronze ausgesucht. Das Metall<br />
gehört zu den haltbarsten Materialien und kann Millionen<br />
Jahre überdauern, ohne zu zerfallen. Diese<br />
Qua lität ist für den Künstler wertvoll, denn er möchte<br />
mit seinen Figuren unabhängig von seiner Person, die<br />
er im Vergleich zum Werk als unwichtig empfindet,<br />
nach geborenen Generationen einen Eindruck davon<br />
hinterlassen, was es bedeutet hat, in unseren Zeiten ein<br />
Mensch gewesen zu sein. Er will ihnen zeigen, wie wir<br />
gewartet, gehockt, nachgedacht, geschaut und geliebt<br />
haben oder mit unseren Tieren umgegangen sind. Und<br />
wie wir uns dabei fühlten. <strong>Hannes</strong> <strong>Helmke</strong> bildet ganz<br />
bewusst keine negativen Zustände ab, sondern nur neutrale<br />
oder positive. In seinen Werken ist er Phil anthrop<br />
und Humanist. Seine persönliche Wahrnehmung<br />
grenzt die dunklen Seiten des Menschseins zwar nicht<br />
aus, findet sie aber der Überlieferung nicht wert. Deshalb<br />
bildet er nur Szenen ab, die einem Betrachter deutlich<br />
machen, weshalb es ein Geschenk ist, ein Mensch zu sein:<br />
ein fühlendes und sich seiner selbst bewusstes Wesen.<br />
10 <strong>mundus</strong> 4 /12