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Liebesgrüße aus Moskau - Impulse - Campus für Christus

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<strong>Liebesgrüße</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>Moskau</strong><br />

F O T O : C L A U D I A D E WA L D<br />

Wenn das Leben zum Krimi wird<br />

Ganz entspannt sitzen sie da und plaudern völlig unaufgeregt <strong>aus</strong> ihrem Leben:<br />

Constanze und Achim Gramsch. Ein Paar wie zig andere, wären da nicht dann<br />

und wann diese Momente, in denen man als Zuhörer stutzt: „Wie? Ihr musstet<br />

innerhalb von zehn Tagen eure Wohnung räumen und das Land verlassen?“ –<br />

„Zwei Männer haben am helllichten Tag an deiner Tür geklingelt, um dich <strong>aus</strong>zurauben?<br />

„Ja“, „ja“ und nochmals „ja“. Aber fangen wir vorne an …<br />

F O T O : P R I VAT<br />

Für Constanze Gramsch<br />

(2.v.li.) wurde Russland<br />

zur zweiten Heimat.<br />

Es gab eine Zeit, da die<br />

Leute staunend zuhörten,<br />

wenn man von Gott<br />

erzählt hat.<br />

Constanze wächst bei Chemnitz auf. Sie ist<br />

zwölf, als sie 1983 ihr Leben Gott zur Verfügung<br />

stellt. Seit diesem Tag ist in ihrem<br />

Herzen der Wunsch verankert: Sie möchte<br />

ihr Leben einsetzen, um Menschen vom<br />

Glauben an Jesus zu erzählen. Sechs Jah-<br />

re später lernt sie bei einer Vorführung<br />

des Jesusfilms Mitarbeiter von <strong>Campus</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Christus</strong> <strong>aus</strong> Magdeburg kennen. Als sie<br />

19 ist, führt ihr Studium sie ebenfalls nach<br />

Magdburg, wo sie Kontakt zu diesen Mitarbeitern<br />

sucht und daraufhin die Jüngerschaftsschule<br />

von CfC durchläuft.<br />

Achims Glaubensweg beginnt auf einer<br />

Jugendfreizeit in Sachsen. Mit 14 kommt<br />

er zum Glauben und erinnert sich noch<br />

heute sehr genau an das Schulungsmaterial,<br />

das er und die anderen erhalten: „Hefte<br />

mit christlichem Inhalt gab es ja bei uns<br />

nicht. Die wurden von Christen <strong>aus</strong> dem<br />

Westen ins Land geschmuggelt. CfC hatte<br />

ganze Produktreihen, denen man von außen<br />

nicht ansehen konnte, dass ihr Inhalt<br />

fromm war. Leere Cover, braune Pappe –<br />

nichts drauf. Wir haben sie gehegt und gepflegt,<br />

damit sie ja recht lange hielten.“ Er<br />

beginnt eine dreijährige Berufs<strong>aus</strong>bildung<br />

mit Abitur. Als er 1986 <strong>aus</strong> der FDJ <strong>aus</strong>tritt,<br />

darf er zwar noch die Berufs<strong>aus</strong>bildung,<br />

nicht aber sein Abitur abschließen.<br />

1992 kreuzen sich Achims und Constanzes<br />

Wege. Sie, immer noch überzeugt<br />

von dem Gedanken, in den christlichen<br />

Dienst zu gehen, hört von „Mission Wolga“,<br />

einer Initiative von <strong>Campus</strong> <strong>für</strong> <strong>Christus</strong>,<br />

um die Menschen entlang der Wolga<br />

mit dem Evangelium zu erreichen. Constanze<br />

ist Feuer und Flamme und geht 1992<br />

nach Uljanowsk in Zentralrussland. Achim,<br />

der nun nicht studieren kann, entschließt<br />

sich 1993 ebenfalls, dort mitzuarbeiten. Im<br />

Laufe der Zeit wächst in beiden die klare<br />

Überzeugung: Sie wollen auch weiterhin<br />

mit <strong>Campus</strong> <strong>für</strong> <strong>Christus</strong> tätig sein und ihren<br />

Weg fortan gemeinsam gehen.<br />

Menschen im Aufbruch<br />

„Mission Wolga“ gibt ihnen erste Einblicke<br />

in die russische Seele. 1992 kann man getrost<br />

als eine Zeit geistlicher Offenheit und<br />

geistlichen Aufbruchs in Russland bezeichnen.<br />

Nachdem 70 Jahre nicht offen über<br />

den Glauben geredet werden durfte, besteht<br />

nun die Möglichkeit dazu. Die Leute<br />

hören staunend zu, wenn man von Gott<br />

erzählt, nehmen gern geistliche Literatur an<br />

und sind begeistert, dass Neue Testamente<br />

verschenkt werden. Wie auch in anderen<br />

Städten wird in Uljanowsk eine neue Gemeinde<br />

gegründet, die in „Mission Wolga“<br />

14<br />

!mpulse 4/11


REPORTAGE<br />

ihren Anfang sieht. Anatoli, heute Jugendpastor<br />

der Gemeinde, sagt: „Die Studentenarbeit<br />

damals war die effektivste christliche<br />

Bewegung <strong>für</strong> unsere Gemeinde.“<br />

Das Projekt „Mission Wolga“ endet,<br />

Gramschens Weg geht weiter und führt sie<br />

nach <strong>Moskau</strong>. Achim absolviert dort eine<br />

Bibelschul<strong>aus</strong>bildung. Constanze ist nun<br />

vollzeitliche Mitarbeiterin in der Studentenarbeit<br />

und mittlerweile auch Mutter von<br />

zwei Kindern. Sie fühlen sich wohl, <strong>Moskau</strong><br />

wird ihr Zuh<strong>aus</strong>e, obwohl vieles anders<br />

läuft als in Deutschland. Ganz nebenbei<br />

fängt man als Zuhörer an zu ahnen, wie<br />

anders es sein kann. „Ja, es kann schon mal<br />

vorkommen, dass man <strong>aus</strong>geraubt wird …“<br />

Als Achim Gramsch 1986 <strong>aus</strong> der FDJ <strong>aus</strong>tritt, darf er zwar noch<br />

die Berufs<strong>aus</strong>bildung, nicht aber sein Abitur abschließen. 1993 geht<br />

er mit „Mission Wolga“ nach Russland.<br />

„Dies ist ein Überfall!“<br />

Constanze hat es selber erlebt. Eines Tages<br />

klingelt es an ihrer Tür. Zwei Männer stehen<br />

davor mit einem Paket <strong>für</strong> eine Kollegin<br />

und der Bitte, ihr dieses Paket zu geben.<br />

„Das ist nicht ungewöhnlich“, sagt<br />

sie, „die Post ist nicht sehr zuverlässig,<br />

und es ist gang und gäbe, dass man Pakete<br />

via Bekannte übermittelt.“ Sie öffnet<br />

den Männern die Tür und hört dann: „Dies<br />

ist ein Überfall!“ – „Ich hatte von diesen<br />

Überfällen gehört, aber natürlich war ich zu<br />

Tode erschrocken. Ich hab’ sofort alles Geld<br />

r<strong>aus</strong>geholt. Einer ging dann unsere Wohnung<br />

durchforsten, der andere sollte mich<br />

bewachen. Ich habe ernsthaft angefangen,<br />

ihn mit dem Evangelium zu bequatschen“,<br />

erzählt sie schmunzelnd. Mut? Standhafter<br />

Glaube? Reflexartiges Handeln unter<br />

Schock? Geschockt war sie, so viel steht<br />

fest. Sie ist dankbar, dass die Angst nicht<br />

geblieben ist und sie dennoch unbeschwert<br />

die nächsten Jahre in Russland verbringen<br />

kann. Gottes Handeln sei das, findet sie.<br />

1998 erfolgt ein neuerlicher Start ins<br />

Unbekannte. Zusammen mit anderen Mitarbeitern<br />

ziehen sie nach Ufa, in den Ural,<br />

um dort den Baschkiren vom Glauben zu<br />

erzählen. Es finden Bibelkreise und Gesprächsgruppen<br />

statt in einem Volk, das<br />

muslimisch geprägt ist. Eigentlich eine Umgebung,<br />

in der es viel zu tun gäbe, aber die<br />

Lage ist instabil. „Wir waren immer unter<br />

Beobachtung“, erinnern sie sich. Dann,<br />

nach zwei Jahren, der Schock: Man entzieht<br />

allen Mitarbeitern die Aufenthaltsgenehmigung<br />

und weist sie an, das Land<br />

innerhalb von zehn Tagen zu verlassen.<br />

„Wir bekamen eine Vorladung und wurden<br />

vom FSB, der russischen ‚Stasi’, verhört.“<br />

Constanze wirkt beim Erzählen dieser<br />

Ereignisse nach wie vor gelassen, aber<br />

auf die Frage, wie sie sich damals gefühlt<br />

!mpulse 4/11<br />

15


F O T O S : P R I VAT<br />

Abschied vor 19 Jahren.<br />

Nun ist Achim Gramsch<br />

wieder in Deutschland:<br />

Zusammen mit seiner<br />

Frau, 4 Kindern und<br />

14 Umzügen auf dem<br />

Buckel.<br />

hat, gibt sie zu, auch Angst gehabt zu haben.<br />

„Es ging alles so schnell. Wir haben<br />

rund um die Uhr geschafft, um alles geregelt<br />

zu bekommen. Aber die Angst war da.<br />

Ich hab’ mich nicht mehr getraut, frei in<br />

unserer Wohnung zu reden, weil wir nicht<br />

wussten, ob die Räume verwanzt waren.“<br />

Zehn Tage später sind alle in <strong>Moskau</strong>, wo<br />

Kollegen vor Ort in größter Eile alle Hebel<br />

in Bewegung gesetzt haben, um alle irgendwie<br />

unterzubringen. Und in <strong>Moskau</strong> bleiben<br />

sie erst einmal – bis Juli dieses Jahres.<br />

14 Umzüge auf dem Buckel.<br />

Ob sie denn nie in Erwägung gezogen haben,<br />

wieder nach Deutschland zu gehen,<br />

oder in ein anderes Land, in dem es weniger<br />

Hürden zu nehmen gilt als in Russland?<br />

Nein, haben sie nicht, zumindest nicht bis<br />

dieses Jahr. Sie passen nach Russland, die<br />

Mentalität ist ihnen nah und vertraut. Russland<br />

ist „ihr“ Land, da sind sich die beiden<br />

einig. Was also hat sie nun doch wieder in<br />

die Heimat gebracht?<br />

Sie erklären, dass es in den letzten<br />

beiden Jahren immer schwieriger wurde<br />

– nicht die Arbeit mit den Menschen,<br />

mit denen kommen sie gut klar. Sie leiten<br />

Ehekurse und Gesprächskreise, erzählen<br />

Menschen vom Glauben und helfen ihnen,<br />

diesen Glauben im alltäglichen Leben<br />

praktisch werden zu lassen. „Früher haben<br />

wir immerhin ein Jahresvisum bekommen,<br />

aber zum Schluss mussten wir alle drei Monate ein neues Visum<br />

beantragen und jedes Mal das Land da<strong>für</strong> verlassen. Anstrengend,<br />

vor allem, weil diese Reisen ja irgendwie an den Schulalltag der<br />

Kinder angepasst werden mussten!“ Das ging nicht spurlos an ihnen<br />

vorbei. Sie haben sich viele Gedanken gemacht und Gott um<br />

Weisung gebeten. Zum Schluss stand fest: Wenn die Visa-Situation<br />

unverändert bleibt, dann betrachten sie das als Wegweiser zurück<br />

nach Deutschland.<br />

Nun sind sie hier, mit 19 Jahren missionarischem Dienst und<br />

mindestens 14 Wohnungswechseln auf dem Buckel. Als inzwischen<br />

sechsköpfige Familie richten sie sich wieder einmal neu ein,<br />

neue Schule, neue Gemeinde, neue Freunde, neuer Dienst. Wie<br />

der genau <strong>aus</strong>sehen wird, muss sich noch zeigen. Gut möglich,<br />

dass sie nun in Deutschland in die Ehe- und Familienarbeit einsteigen.<br />

Das Leben bleibt spannend <strong>für</strong> sie, doch sie betonen, dass sie<br />

es jederzeit wieder so machen würden. Und sie ermutigen jeden,<br />

Ähnliches zu wagen.<br />

Judith Westhoff<br />

Wenn Sie Interesse haben, mehr von Gramschens persönlich über Ihre<br />

Arbeit zu hören, wenden Sie sich bitte an Achim.Gramsch@<strong>Campus</strong>-D.de<br />

F O T O S : P R I VAT<br />

Wir brauchen Ihre Hilfe!<br />

Die Arbeit in <strong>Moskau</strong> geht weiter. Die Scheidungsrate in Russland<br />

beträgt ca. 80 %. Mischa und Tanja z.B sahen nach außen wie ein<br />

glückliches Paar <strong>aus</strong>, in Wirklichkeit durchlebten sie eine schwere<br />

Krise. Mischa und Tanja suchten sich rechtzeitig Hilfe. Monate intensiver<br />

Gespräche, Gebete und Vergebung haben dieser Familie einen Neuanfang<br />

ermöglicht.<br />

Ehepaar Gramsch wird <strong>für</strong> eine Übergangszeit ihre bisherigen russischen<br />

Mitarbeiter schulen, damit diese in Zukunft die Arbeit eigenständig übernehmen<br />

können. Bitte helfen Sie mit, Familien zu stärken und den christlichen<br />

Glauben in <strong>Moskau</strong> zu verbreiten.<br />

Spendenkonto: <strong>Campus</strong> <strong>für</strong> <strong>Christus</strong>, Volksbank Mittelhessen<br />

BLZ 513 900 00, Kto. 501 688 08<br />

Verwendungszweck: Z575<br />

16

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