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System zur Decoder-unabhängigen Reduktion von Blockartefakten

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<strong>System</strong> <strong>zur</strong> <strong>Decoder</strong>-unabhängigen <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong><br />

Dipl.-Ing. Patrick Piastowski, Arbeitsgebiet Schaltungen der Informationsverarbeitung * , Universität Dortmund<br />

E-Mail: patrick.piastowski@uni-dortmund.de<br />

Kurzfassung<br />

Aktuelle Videokompressionsverfahren, die in <strong>System</strong>en wie DVB, DVD, etc. eingesetzt werden, führen bei hohen<br />

Kompressionsraten zu Datenverlusten. Dadurch entstehen Kompressionsartefakte, insbesondere Blockartefakte,<br />

die die Bildqualität negativ beeinflussen. Dieser Beitrag stellt ein adaptives Verfahren <strong>zur</strong> <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong><br />

vor, das eine lokale Bildanalyse <strong>zur</strong> Steuerung <strong>von</strong> zwei Filtern einsetzt. Da das Verfahren ausschließlich<br />

auf bereits decodierte Bilddaten zugreift, ist ein decoder-unabhängiger Einsatz, z.B. in Displays, möglich.<br />

Stichworte: Artefaktreduktion, Deblocking, adaptive Filterung, Videokompression<br />

1 Einleitung<br />

In nahezu allen aktuellen <strong>System</strong>en <strong>zur</strong> Übertragung<br />

und Speicherung <strong>von</strong> Videosequenzen (z.B. DVB,<br />

DVD, HD-DVD) werden moderne Videokompressionsverfahren<br />

(z.B. MPEG-2, MPEG-4, H.264) eingesetzt.<br />

Diese Videokompressionsverfahren nehmen bei<br />

der Verarbeitung <strong>von</strong> Intra-Bildern zunächst eine Einteilung<br />

der Bilder in Blöcke vor (z.B. 8x8 Pixel bei<br />

MPEG-2). Es schließt sich eine getrennte Transformation<br />

(meist DCT) der einzelnen Blöcke und eine<br />

Quantisierung der Transformationskoeffizienten an.<br />

Die Steuerung der Stärke der Quantisierung und somit<br />

der Datenrate der Verfahren ist über Quantisierungsparameter<br />

möglich.<br />

Quantisierung führt zwangsläufig zu Datenverlust. Da<br />

alle Blöcke unabhängig <strong>von</strong>einander verarbeitet werden,<br />

kann der Quantisierungsfehler bei der Decodierung<br />

in Form <strong>von</strong> Diskontinuitäten im Bereich <strong>von</strong><br />

Blockgrenzen sichtbar werden. Man spricht dann <strong>von</strong><br />

<strong>Blockartefakten</strong>. Derartige Artefakte in Videosequenzen<br />

werden <strong>von</strong> Betrachtern als störend wahrgenommen<br />

und beeinflussen Signalverarbeitungsalgorithmen,<br />

die der Decodierung nachfolgen, oft negativ. Je<br />

gröber die Quantisierung der Koeffizienten durchgeführt<br />

wird, umso stärker werden in einem decodierten<br />

Bild Blockartefakte sichtbar.<br />

In Inter-Bildern können durch Bewegungskompensation<br />

auch Blockartefakte an Stellen auftreten, die<br />

nicht durch das übliche Blockraster gegeben sind.<br />

Durch Addition eines Differenzsignals innerhalb typischer<br />

Videokompressionsverfahren wird diese Problematik<br />

jedoch deutlich verringert und soll hier nicht<br />

näher behandelt werden.<br />

Für nähere Informationen <strong>zur</strong> Videocodierung siehe<br />

z.B. [3]. Ein ausführlicher Beitrag zum Thema Kodierartefakte<br />

findet sich in [4].<br />

Blockartefakte treten in der Praxis häufig auf, da <strong>zur</strong><br />

Zeit hauptsächlich MPEG-2 basierte <strong>System</strong>e eingesetzt<br />

werden, die im Standard keine Maßnahmen gegen<br />

derartige Störungen enthalten. Auch bei der Verwendung<br />

neuer Videokompressionsverfahren muss<br />

mit <strong>Blockartefakten</strong> gerechnet werden, da die in den<br />

Standards vorgesehenen Gegenmaßnahmen nicht in<br />

jedem Falle implementiert sein müssen und meist<br />

auch nicht alle Artefakte beseitigen.<br />

Dieser Beitrag stellt ein aufwandgünstiges Verfahren<br />

<strong>zur</strong> <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> vor, das eine lokale<br />

Analyse <strong>von</strong> Blockgrenzen in Bildsequenzen vornimmt,<br />

um mögliche Blockartefakte zu erkennen und<br />

zu klassifizieren. Abhängig <strong>von</strong> der Analyse wird eine<br />

Filterung, angepasst an die aktuelle Bildumgebung,<br />

vorgenommen. Das decoder-unabhängige Verfahren<br />

benötigt keinen Zugriff auf Zusatzinformationen (z.B.<br />

Quantisierungsparameter) und eignet sich daher hervorragend<br />

für einen Einsatz in reinen Postprocessing-<br />

Umgebungen wie z.B. LC-Displays, die Kodierartefakte<br />

oft besonders deutlich sichtbar werden lassen<br />

(siehe [8]). Gegenüber bekannten Lösungen mit<br />

Zugriff auf Zusatzinformationen müssen trotzdem<br />

keine Abstriche bzgl. der Wirksamkeit gemacht werden.<br />

In Abschnitt 2 wird das Verfahren vorgestellt und in<br />

Abschnitt 3 finden sich Simulationsergebnisse und<br />

Bildbeispiele. In Abschnitt 4 wird der Beitrag zusammengefasst.<br />

2 <strong>Decoder</strong>-unabhängige <strong>Reduktion</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong><br />

An dieser Stelle soll ein neues Verfahren <strong>zur</strong> decoderunabhängigen<br />

<strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> vorgestellt<br />

werden. In Bild 1 ist das Blockschaltbild des<br />

Verfahrens dargestellt.<br />

Auf der linken Seite ist eine lokale Bildanalyse erkennbar,<br />

die sich in mehrere Komponenten aufteilen<br />

lässt. Zweck der für jede horizontale und vertikale<br />

Blockgrenze durchzuführenden Bildanalyse sind ei-<br />

* Die Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit der Firma Micronas GmbH (München) durchgeführt. Ansprechpartner<br />

dort ist Herr Dipl.-Ing. Markus Schu.


nerseits die Entscheidung, ob Blockartefakte vorliegen<br />

und eine Filterung durchgeführt werden sollte,<br />

und andererseits die Auswahl eines <strong>von</strong> zwei an den<br />

Bildinhalt (homogen/nicht homogen) angepasster Filter.<br />

Input<br />

Berechnung<br />

Hauptgrad<br />

Berechnung<br />

Nebengrad<br />

Lokale Bildanalyse<br />

Blocking-Detekt./<br />

Bypass Steuerung<br />

Aktivitätsdetekt./<br />

Filterauswahl<br />

Filter für<br />

homogene<br />

Bereiche<br />

Filter für<br />

detaillierte<br />

Bereiche<br />

Output<br />

Bild 1: Artefaktreduktion mit lokaler Bildanalyse<br />

Zentrale Bestandteile der lokalen Bildanalyse sind die<br />

Ermittlung <strong>von</strong> so genannten Haupt- und Nebengradienten.<br />

Diese basieren auf der Summe absoluter Pixeldifferenzen<br />

im Bereich <strong>von</strong> Blockgrenzen. Dazu<br />

müssen Lage und Größe <strong>von</strong> Blöcken bekannt sein,<br />

was bei gängigen Videokompressionsverfahren der<br />

Fall ist.<br />

Zur Berechnung der lokalen Hauptgradientensumme<br />

werden die absoluten Pixelintensitätsdifferenzen<br />

zwischen den direkten Blockgrenzpixeln aufaddiert.<br />

Die Hauptgradientensumme ergibt sich beispielsweise<br />

für eine horizontal verlaufende Blockgrenze mit dem<br />

oberen linken Pixel des unteren betroffenen Blockes<br />

im Bild s an den Koordinaten (x 0 ,y 0 ) zu<br />

7<br />

∑<br />

HG = abssx (( + ny , −1) − sx ( + ny , )).<br />

x0, y0<br />

0 0 0 0<br />

n=<br />

0<br />

Die entsprechende lokale Nebengradientensumme,<br />

die sich aus Pixelintensitätsdifferenzen innerhalb der<br />

beiden betroffenen Blöcke ergibt, lässt sich durch<br />

7<br />

⎛<br />

⎞<br />

NGx0, y<br />

= 0,5 ⋅<br />

0 ⎜∑abssx ( (<br />

0<br />

+ ny ,<br />

0<br />

−2) − sx (<br />

0<br />

+ ny ,<br />

0<br />

−1))<br />

⎟<br />

⎝ n=<br />

0<br />

⎠<br />

7<br />

⎛<br />

⎞<br />

+ 0,5 ⋅ ⎜∑abs( s( x0 + n, y0) − s( x0 + n, y0<br />

+ 1)) ⎟<br />

⎝ n=<br />

0<br />

⎠<br />

berechnen.<br />

Auf Basis der Nebengradientensumme erfolgt, wie in<br />

Bild 1 dargestellt, direkt eine Aktivitätsdetektion. Mit<br />

Hilfe eines Schwellwertvergleichs wird entschieden,<br />

ob der untersuchte Bildbereich homogen ist (niedrige<br />

Aktivität) oder nicht (höhere Aktivität). Die Aktivitätsdetektion<br />

dient der Umschaltung zwischen zwei<br />

Filtern <strong>zur</strong> Blocking-<strong>Reduktion</strong>. Da die nachfolgenden<br />

Filterungen im direkten Blockgrenzbereich erfolgen,<br />

erstreckt sich die Aktivitätsdetektion zweckmäßigerweise<br />

auf denselben Bildbereich, was auch die<br />

notwendigen Zeilenspeicher minimiert.<br />

Die im Verfahren vorgesehene Blocking-Detektion<br />

basiert auf dem Verhältnis <strong>von</strong> Hauptgradientensumme<br />

zu Nebengradientensumme. In natürlichen unkomprimierten<br />

Bildern ist dieses Verhältnis etwa Eins,<br />

da Haupt- und Nebengradienten im Schnitt gleich<br />

groß sind. Folgen einer Bildkompression sind eine<br />

Vergrößerung der Hauptgradienten durch Diskontinuitäten<br />

an Blockgrenzen und eine Verkleinerung der<br />

Nebengradienten durch Informationsverlust innerhalb<br />

<strong>von</strong> Blöcken. Dies führt mit steigender Kompression<br />

zu einer Vergrößerung des Verhältnisses, das somit als<br />

lokales Blocking-Maß dient. Durch einen Schwellwertvergleich<br />

kann nun entschieden werden, ob eine<br />

Filterung durchgeführt wird, oder nicht.<br />

Die Zuverlässigkeit des lokalen Blocking-Maßes kann<br />

durch einige Erweiterungen und Behandlung <strong>von</strong><br />

Sonderfällen noch gesteigert werden, worauf hier<br />

nicht näher eingegangen werden soll.<br />

Für homogene Bildbereiche wird ein Filter mit einer<br />

Wirkungsbreite <strong>von</strong> 6 Pixeln eingesetzt, das in Bild 2<br />

dargestellt ist.<br />

Bild 2: Filter für homogene Bildbereiche<br />

Für jede Blockgrenzposition wird die Höhe des Signalsprungs<br />

über die Blockgrenze gemessen. Die Ausgangspixelintensitäten<br />

des Filters ergeben sich nun<br />

durch Addition bzw. Subtraktion des mit festen Faktoren<br />

gewichteten Signalsprungs zu bzw. <strong>von</strong> den Intensitäten<br />

der Originalpixel. Die ungewollte Filterung<br />

kontrastreicher „echter“ Kanten, die sich durch einen<br />

großen Intensitätssprung äußern, kann durch einen<br />

weiteren Schwellwertvergleich vermieden werden.<br />

In detaillierten Bildbereichen wird ein Filter mit kleiner<br />

Wirkungsbreite eingesetzt, da möglichst viele Details<br />

erhalten werden sollen. Dazu wird an den Blockgrenzpositionen<br />

eine 4-Punkt-DCT senkrecht <strong>zur</strong><br />

Blockgrenze durchgeführt. In Bild 3 ist exemplarisch<br />

dargestellt, auf welche Pixel zugegriffen werden<br />

muss.<br />

DCT<br />

Bild 3: Filter für detaillierte Bildbereiche<br />

Der errechnete hochfrequente antisymmetrische DCT-<br />

Koeffizient ist hauptsächlich für das Auftreten <strong>von</strong><br />

<strong>Blockartefakten</strong> verantwortlich (siehe [2]). Dieser<br />

Koeffizient wird um einen festen Faktor vermindert,<br />

bevor eine unvollständige IDCT durchgeführt wird,<br />

die nur die beiden inneren Pixel neu berechnet. Die<br />

Intensitätsänderung der beiden Blockgrenzpixel darf<br />

nicht größer als die halbe Signalsprunghöhe an der<br />

Blockgrenze ausfallen.<br />

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die mit einfachen<br />

Operationen implementierbare lokale Bildanalyse für<br />

eine Unabhängigkeit <strong>von</strong> sämtlichen Seiteninformationen<br />

wie Quantisierungsparametern sorgt und somit<br />

eine decoder-unabhängige <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong><br />

ermöglicht.


Blocking-Messung<br />

1,60<br />

Blocking-Wert<br />

1,40<br />

1,20<br />

1,00<br />

0,80<br />

0,60<br />

0,40<br />

0,20<br />

unkompr.<br />

kompr.<br />

[1]<br />

[2]<br />

[7]<br />

[5]<br />

UniDo<br />

0,00<br />

football<br />

1,5 MBits/s<br />

football<br />

3 MBits/s<br />

matphone_lauf0<br />

1,5 MBit/s<br />

matphone_lauf0<br />

3 MBit/s<br />

wheel<br />

1,5 MBit/s<br />

wheel<br />

3 MBit/s<br />

Bild 4: Ergebnisse der Blocking-Messungen<br />

3 Simulationsergebnisse<br />

Neben dem vorgestellten Verfahren (UniDo) wurden<br />

im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen weitere<br />

Verfahren implementiert, um die Wirksamkeit bei<br />

der <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> in MPEG-2 codierten<br />

Sequenzen vergleichen zu können. Dies waren<br />

ein Verfahren mit statischer Tiefpassfilterung <strong>von</strong><br />

Blockgrenzen nach [1], ein adaptives Filterverfahren<br />

mit Auswertung <strong>von</strong> Quantisierungsinformationen<br />

nach [2], ein Wavelet-basiertes Verfahren nach [5]<br />

und ein Verfahren mit Subtraktion <strong>von</strong> Fehlervektoren<br />

nach [7].<br />

Objektiv wurden die Verfahren mit Hilfe eines an [6]<br />

angelehnten Blocking-Maßes bewertet, das die Summe<br />

aller Hauptgradienten einer ganzen Bildsequenz<br />

<strong>zur</strong> Summe aller Nebengradienten ins Verhältnis setzt<br />

(siehe Abschnitt 2), da der üblicherweise gemessene<br />

PSNR kaum <strong>zur</strong> Bewertung <strong>von</strong> Artefaktreduktionsverfahren<br />

geeignet ist (siehe [9]). Eine natürliche unkomprimierte<br />

Bildsequenz liefert bei diesem Maß einen<br />

Wert <strong>von</strong> ungefähr Eins.<br />

In Bild 4 ist das Ergebnis der Blocking-Messungen<br />

für verschiedene Sequenzen dargestellt.<br />

Es ist zunächst erkennbar, dass eine Bildkompression<br />

grundsätzlich dazu führt, dass mit sinkender Datenrate<br />

größere Blocking-Werte gemessen werden, während<br />

unkomprimierte Bildsequenzen den zu erwarteten<br />

Wert <strong>von</strong> ca. Eins aufweisen. Werte kleiner als<br />

Eins deuten auf zu starke oder unnötige Filterungen<br />

im Bereich <strong>von</strong> Blockgrenzen hin. Hiermit ist auch<br />

eine große Wahrscheinlichkeit <strong>von</strong> Unschärfebildung<br />

verbunden.<br />

Das Verfahren nach [1] führt zu einer deutlichen Verringerung<br />

des Blocking-Wertes, da bei diesem Verfahren<br />

alle Blockgrenzen statisch gefiltert werden. Auch<br />

das Verfahren nach [7] führt offensichtlich zu einer zu<br />

starken oder zu häufigen Filterung <strong>von</strong> Blockgrenzen.<br />

Die übrigen Verfahren führen zu Blocking-Werten,<br />

die wesentlich besser denen <strong>von</strong> unkomprimierten<br />

Sequenzen entsprechen (ca. Eins), was einer deutlichen<br />

Verringerung <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> bei gleichzeitiger<br />

Vermeidung <strong>von</strong> zu starken Filterungen entspricht.<br />

Diese Tendenz gilt auch bei unterschiedlichen Datenraten,<br />

was für eine zuverlässige Adaption der Verfahren<br />

an die Datenrate bzw. die Stärke und Häufigkeit<br />

<strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> spricht.<br />

Auch subjektiv konnte die Wirksamkeit des vorgestellten<br />

Verfahrens, aber auch der anderen Verfahren,<br />

bei der <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> nachgewiesen<br />

werden. In Bild 5 ist das Ergebnis der Anwendung<br />

mehrerer Artefaktreduktionsverfahren an einem vergrößerten<br />

Ausschnitt aus einem Frame der Sequenz<br />

football dargestellt.<br />

Der unbearbeitete Bildausschnitt enthält eine Vielzahl<br />

an <strong>Blockartefakten</strong> sowohl in detaillierten, als auch in<br />

homogenen Bildbereichen. Die statische Filterung<br />

<strong>von</strong> Blockgrenzen nach [1] verringert die Sichtbarkeit<br />

dieser Artefakte, weist aber deutliche Defizite in homogenen<br />

Bildbereichen auf.<br />

Eine subjektiv wesentlich bessere Wirksamkeit bei<br />

der <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> bietet das Verfahren<br />

nach [2] und das in diesem Artikel vorgestellte<br />

<strong>System</strong>. Blockartefakte werden sowohl in detaillierten<br />

als auch in homogenen Bildbereichen zuverlässig verringert,<br />

wobei das Verfahren nach [2] tendenziell<br />

mehr relevante Details in homogenen Bereichen zerstört.<br />

Das neu vorgestellte Verfahren ist also in Bezug auf<br />

die Wirksamkeit mit dem Verfahren nach [2], das als<br />

Teil des MPEG-4 Standards in den durchgeführten<br />

Untersuchungen als Referenz diente, mindestens e-<br />

benbürtig. Es besteht jedoch keine Notwendigkeit des<br />

Zugriffs auf Quantisierungsparameter, was eine flexiblere<br />

Einsetzbarkeit bedeutet. Der Rechenaufwand<br />

der beiden Verfahren ist vergleichbar, der Speicheraufwand<br />

des neu vorgestellten Verfahrens ist geringer.<br />

Es konnte eine Implementierung entwickelt werden,<br />

die nur fünf Zeilenspeicher benötigt. In diesem Zusammenhang<br />

ist ein großer Nachteil bei dem ebenfalls<br />

sehr wirksamen Verfahren nach [5] darin zu sehen,<br />

dass ein kompletter Bildspeicher benötigt wird.


Bild 5: <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> am Beispiel der Sequenz football (1,5 MBit/s MPEG-2),<br />

oben links: unbearbeitet, oben rechts: [1], unten links: [2], unten rechts: UniDo<br />

4 Zusammenfassung<br />

In diesem Artikel wurde ein neues Verfahren <strong>zur</strong> <strong>Decoder</strong>-unabhängigen<br />

<strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong><br />

vorgestellt. Zentraler Bestandteil des Verfahrens ist<br />

eine lokale Analyse <strong>von</strong> Blockgrenzbereichen, auf<br />

deren Basis einerseits entschieden wird, ob eine Filterung<br />

notwendig ist, und andererseits ein an den Bildinhalt<br />

angepasstes Filter ausgewählt wird. Da das Verfahren<br />

ausschließlich auf bereits decodierte Bilddaten<br />

zugreift und sich sämtliche Teilkomponenten mit einfachen<br />

Operationen und wenigen Zeilenspeichern<br />

implementieren lassen, ist ein flexibler Einsatz in<br />

Endgeräten wie z.B. Displays möglich.<br />

Die Wirksamkeit des Verfahrens wurde objektiv mit<br />

Hilfe eines Blocking-Maßes nachgewiesen.<br />

Auch subjektiv konnte eine hohe Wirksamkeit bei der<br />

<strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong> gezeigt werden. Dies<br />

gilt auch im Vergleich mit anderen untersuchten Verfahren<br />

<strong>zur</strong> Verringerung derartiger Störungen.<br />

5 Literatur<br />

[1] C. Avril & T. Nguyen-Trong: „Linear Filtering<br />

for reducing blocking effects in orthogonal<br />

transform image coding”, Journal of Electronic<br />

Imaging, Vol. 1(2), April 1992<br />

[2] S. D. Kim, J. Yi, H. M. Kim und J. B. Ra: „A<br />

Deblocking Filter with Two Separate Modes in<br />

Block-Based Video Coding”, IEEE Transactions<br />

on Circuits & <strong>System</strong>s for Video Technology,<br />

Vol. 9, No. 1, Februar 1999<br />

[3] I. E. G. Richardson: „Video Codec Design“,<br />

Wiley, ISBN 0471485535, 2000<br />

[4] M. Yuen, H. R. Wu: „A survey of hybrid<br />

MC/DPCM/DCT video coding distortions“, Signal<br />

Processing, Vol. 10, pp 247-278, 1998<br />

[5] N. C. Kim, I. H. Jang, D. H. Kim und W. H.<br />

Hong: „Reduction of Blocking Artifacts in<br />

Block-Coded Images Using Wavelet Transform”,<br />

IEEE Transactions on Circuits & <strong>System</strong>s for<br />

Video Technology, Vol. 8, No. 8, Juni 1998<br />

[6] H. R. Wu und M. Yuen: „A Generalized Block-<br />

Edge Impairment Metric for Video Coding“,<br />

IEEE Signal Processing Letters, Vol. 4, No. 11,<br />

1997<br />

[7] J. Yang, H. Choi und T. Kim: „Noise Estimation<br />

for Blocking Artifacts Reduction in DCT Coded<br />

Images”, IEEE Transactions on Circuits & <strong>System</strong>s<br />

for Video Technology, Vol. 10, No. 7,<br />

Okto-ber 2000<br />

[8] S. Winkler: „Digital Video Quality – Vision Models<br />

and Metrics”, pp. 48-51, Wiley, ISBN<br />

0470024066, 2005<br />

[9] P. Piastowski: „Adaptive <strong>Reduktion</strong> <strong>von</strong> <strong>Blockartefakten</strong><br />

mit lokaler Bildanalyse“, 3. Thüringer<br />

Medienseminar, Erfurt, 2005

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