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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg<br />
Königin Luise - Miss Preussen 2010<br />
Königin Luise (1776-1810) ist die populärste Frau <strong>de</strong>r preußischen Geschichte und<br />
neben Friedrich <strong>de</strong>m Großen die herausragen<strong>de</strong> Persönlichkeit <strong>de</strong>r Hohenzollern-<br />
Dynastie. Zu Lebzeiten als junge, schöne und liebenswerte Königin verehrt, begann<br />
nach ihrem frühen Tod ein Kult, <strong>de</strong>r Luise zu einem „Medienstar“ machte – lange<br />
vor Sisi, Evita Perón o<strong>de</strong>r Princess Diana. Anlässlich ihres 200. To<strong>de</strong>stages im Jahr<br />
2010 steht die „Königin <strong>de</strong>r Herzen“ im Mittelpunkt vielfältiger Aktivitäten <strong>de</strong>r<br />
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg.<br />
Luise Auguste Wilhelmine Amalie<br />
wur<strong>de</strong> als dritte überleben<strong>de</strong> Tochter<br />
<strong>de</strong>s Erbprinzen Karl Ludwig Friedrich<br />
von Mecklenburg-Strelitz in Hannover<br />
geboren. Luises Jugendzeit verlief in<br />
ruhigen Bahnen bei <strong>de</strong>r Großmutter in<br />
Darmstadt. Ihre Erziehung übernahm<br />
eine Schweizerin, Fräulein von Gelieux.<br />
Sie wur<strong>de</strong> in Französisch, Englisch,<br />
Geschichte, Geographie, Deutsch und<br />
Religion unterrichtet; ihre schulischen<br />
Leistungen waren jedoch eher mäßig.<br />
Sich ihrer oberflächlichen Bildung<br />
durchaus bewusst, versuchte Luise<br />
später, tatkräftig unterstützt von ihrer<br />
engsten Freundin Karoline von Berg<br />
und ihrem Bru<strong>de</strong>r Georg, ihre Unwissenheit<br />
zu beseitigen.<br />
1790 verweilte sie mit ihren Geschwistern<br />
anlässlich <strong>de</strong>r Krönung Leopolds<br />
II. zum Kaiser <strong>de</strong>s Heiligen Römischen<br />
Reiches Deutscher Nation in Frankfurt.<br />
Zwei Jahre später wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r alten<br />
Reichsstadt <strong>de</strong>ssen Nachfolger Franz<br />
II. gekrönt. Diesmal nahm sie mit ihrer<br />
Schwester Frie<strong>de</strong>rike und ihrem Bru<strong>de</strong>r<br />
Georg an <strong>de</strong>n Feierlichkeiten und einem<br />
Ball teil, <strong>de</strong>n sie mit Clemens Lothar<br />
von Metternich, <strong>de</strong>m späteren österreichischen<br />
Kanzler, eröffnete. So in die<br />
Gesellschaft eingeführt und als Heiratskandidatin<br />
präsentiert, hatte ihr Auftreten<br />
auch das Interesse König Friedrich<br />
Wilhelms II. von Preußen geweckt, <strong>de</strong>r<br />
sich während <strong>de</strong>r französischen Revolutionskriege<br />
in Frankfurt aufhielt und für<br />
seine bei<strong>de</strong>n ältesten Söhne auf Brautschau<br />
war. Nach einer Begegnung mit<br />
<strong>de</strong>n Mecklenburger Prinzessinnen ließ<br />
er sie – begeistert von ihrer Schönheit –<br />
im März 1793 seinen Söhnen vorstellen<br />
und ermöglichte ihnen, ihre Wahl zu<br />
treffen.<br />
Anfangs unsicher, entschied sich <strong>de</strong>r<br />
ältere, Kronprinz Friedrich Wilhelm<br />
(III.), schließlich für Luise, während sein<br />
Bru<strong>de</strong>r Louis <strong>de</strong>utlich zu erkennen gab,<br />
daß ihm bei<strong>de</strong> Schwestern völlig gleichgültig<br />
wären, da er an<strong>de</strong>rweitig verliebt<br />
sei. Am 24. April 1793 fand in Darmstadt<br />
<strong>de</strong>nnoch die Doppelverlobung<br />
statt. Acht Monate später, am Heiligen<br />
Abend, wur<strong>de</strong> Luises Hochzeit mit <strong>de</strong>m<br />
Kronprinzen im Berliner Schloss gefeiert;<br />
zwei Tage danach heiratete Frie<strong>de</strong>rike<br />
<strong>de</strong>n Prinzen Louis.<br />
Am 15. Oktober 1795 schenkte Luise<br />
<strong>de</strong>m späteren König Friedrich Wilhelm<br />
IV. und am 22. März 1797 ihrem zweiten<br />
Sohn, <strong>de</strong>m nachmaligen Kaiser Wilhelm<br />
I. das Leben. Insgesamt brachte<br />
Luise 10 Kin<strong>de</strong>r zur Welt; drei davon<br />
starben sehr früh.<br />
Die Ehe <strong>de</strong>s Kronprinzenpaares war von<br />
großer Zuneigung füreinan<strong>de</strong>r geprägt,<br />
ihr Familienleben ausgesprochen glücklich.<br />
Der Alltag <strong>de</strong>s Paares verlief recht<br />
gleichmäßig und wur<strong>de</strong> nur von Reisen<br />
nach Neustrelitz, an <strong>de</strong>n väterlichen<br />
Hof, o<strong>de</strong>r nach Pyrmont unterbrochen.<br />
1795 hatte Friedrich Wilhelm das bei<br />
Potsdam im Havelland gelegene Gut<br />
Paretz erworben, da ihm <strong>de</strong>r Aufenthalt<br />
im zu großen altehrwürdigen Oranienburger<br />
Schloss wenig zusagte. Hier verbrachten<br />
Luise und er die glücklichste<br />
und unbeschwerteste Zeit ihres Lebens.<br />
Am 16. November 1797 starb Friedrich<br />
Wilhelm II., <strong>de</strong>r Kronprinz übernahm als<br />
Friedrich Wilhelm III. die Regierung und<br />
Luise wur<strong>de</strong> mit 21 Jahren Königin von<br />
Preußen.<br />
Am 13. Juli 1798 kam ihre Tochter<br />
Charlotte, die später <strong>de</strong>n russischen<br />
Zaren Nikolaus I. heiraten sollte, zur<br />
Welt.<br />
In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren stand Luises<br />
Leben im Schatten <strong>de</strong>r napoleonischen<br />
Expansion. Nach <strong>de</strong>r vollständigen Nie<strong>de</strong>rlage<br />
Preußens bei Jena und Auerstädt<br />
am 14. Oktober 1806 floh Luise<br />
über Erfurt, Göttingen und Braunschweig<br />
nach Berlin und von dort mit<br />
ihrem Gemahl und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn nach<br />
Königsberg. Doch erst die Nie<strong>de</strong>rlage<br />
<strong>de</strong>r mit Preußen verbün<strong>de</strong>ten Russen<br />
bei Friedland am 14. Juni 1807 entschied<br />
<strong>de</strong>n Ausgang dieses Krieges.<br />
Trotz eines kurzen Zusammentreffens<br />
zwischen Napoleon und Luise am 6. Juli<br />
1807, bei <strong>de</strong>m sie vermutlich versuchte,<br />
<strong>de</strong>n Imperator von seinem harten Kurs<br />
gegen Preußen abzubringen, diktierte<br />
Napoleon in Tilsit <strong>de</strong>n für Preußen<br />
schwer zu tragen<strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n. Napoleon<br />
setzte die Kriegsschuld Preußens<br />
auf 154 Millionen Francs fest.<br />
Erst im Dezember 1809 kehrte <strong>de</strong>r preußische<br />
Hof unter <strong>de</strong>m Jubel <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
nach Berlin zurück, das teilweise<br />
von <strong>de</strong>n französischen Besatzungstruppen<br />
geräumt war. Luise setzte sich hier<br />
erfolgreich für die Rückkehr August von<br />
Har<strong>de</strong>nbergs ein: Im Mai 1810 wur<strong>de</strong><br />
dieser zum preußischen Staatsminister<br />
berufen. Das von <strong>de</strong>m Freiherrn von<br />
und zum Stein begonnene Reformwerk<br />
wur<strong>de</strong> durch ihn fortgesetzt.<br />
Am 25. Juni 1810 reiste Luise mit ihrer<br />
Familie an <strong>de</strong>n väterlichen Hof nach<br />
Neustrelitz; drei Tage später folgte ihr<br />
Friedrich Wilhelm auf das Sommerschloss<br />
Hohenzieritz. Dort erkrankte die<br />
Königin am 30. Juni an einer Lungenentzündung,<br />
die, da sie nicht sehr ernst<br />
zu sein schien, <strong>de</strong>n König nicht von<br />
einer Abreise nach Berlin zurückhielt.<br />
Doch <strong>de</strong>r Gesundheitszustand Luises<br />
verschlechterte sich: Der behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong><br />
Arzt diagnostizierte eine Art Abzess an<br />
<strong>de</strong>r Lunge. Am 16. Juli wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r König<br />
dringlich zurückgerufen. Er kam unverzüglich,<br />
aber zu spät: Am 19. Juli 1810<br />
gegen 9 Uhr früh starb Königin Luise<br />
von Preußen in seinen Armen.<br />
Nach Entwürfen Friedrich Wilhelms III.<br />
schuf Heinrich Genz unter Mitarbeit<br />
Karl Friedrich Schinkels ihr Mausoleum<br />
im Charlottenburger Schlossgarten. Die<br />
bekannte Grabstatue <strong>de</strong>r Königin, ein<br />
Meisterwerk <strong>de</strong>r Berliner Bildhauerkunst,<br />
fertigte Christian Daniel Rauch<br />
1811–1814.<br />
Ihr früher Tod mit 34 Jahren, ihre Anmut<br />
und Schönheit sowie ihre Beliebtheit als<br />
Lan<strong>de</strong>smutter und ihr Patriotismus trugen<br />
zur umfangreichen Legen<strong>de</strong>nbildung<br />
und einem Jahrzehnte anhalten<strong>de</strong>n<br />
Luisenkult bei.<br />
http://www.spsg.<strong>de</strong>/luise2010<br />
Bild rechts: Kronprinzessin Luise<br />
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />
Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg