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Einsatz in der Lagunenstadt

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<strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lagunenstadt</strong><br />

Hun<strong>der</strong>te Helfer schuften fröhlich für "E<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> Venedig"<br />

Solistenprobe: Noch wird ohne Mikrofon geübt. Am heutigen Samstag stehen<br />

die Chöre auf <strong>der</strong> Bühne.<br />

Die Werfthalle verwandelt sich <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Festspielhaus - für die<br />

Vorführungen von "E<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> Venedig". Viele Freiwillige stemmen <strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong> rekordverdächtiges Arbeitspensum für das Kulturprojekt .<br />

ARND WOLETZ<br />

Göpp<strong>in</strong>gen Es herrscht noch e<strong>in</strong>e entspannte Atmosphäre an diesem Mittag <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> riesigen Werfthalle im Göpp<strong>in</strong>ger Stauferpark - zwei Wochen vor <strong>der</strong><br />

Premiere <strong>der</strong> Operette "E<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> Venedig" am 4. September. Sche<strong>in</strong>werfer<br />

werden ausgerichtet. H<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> durchquert e<strong>in</strong> Helfer mit Kisten die Halle.<br />

Doch das Geschehen konzentriert sich ganz vorne an <strong>der</strong> Bühne. Die Proben<br />

laufen, heute s<strong>in</strong>d die Solisten dran. Die Sänger üben noch ohne Mikrofon.<br />

Trotzdem kommt schon e<strong>in</strong> Hauch von Operettenflair auf. Dafür sorgt die bereits<br />

fertige venezianische Stadtkulisse, 45 Meter breit, erstreckt sie sich über die<br />

gesamte Breite <strong>der</strong> Halle. Schon jetzt fühlt man sich <strong>in</strong> die <strong>Lagunenstadt</strong><br />

versetzt. Alexan<strong>der</strong> Warmbrunn, <strong>der</strong> Intendant <strong>der</strong> Stauferfestspiele, ist ganz<br />

h<strong>in</strong>gerissen, wie gut alles läuft. Die "Werfthalle wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Festspielhaus<br />

verwandelt", jubelt er. Die eigens für die Stauferfestspiele angefertigte Bühne<br />

hat unerreichte Ausmaße: 550 Quadratmeter ist sie groß. 2000 Quadratmeter<br />

schwarzer Vorhang br<strong>in</strong>gen Theater-Atmosphäre.<br />

"Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Glücksfall für die Werfthalle", sagt Warmbrunn selbstbewusst. Die<br />

Halle bietet aber auch ideale Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e Produktion dieser Größe.<br />

Platz ist fast unerschöpflich verfügbar: ob h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Bühne o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den nicht<br />

enden wollenden Gar<strong>der</strong>obenräumen auf <strong>der</strong> Empore <strong>der</strong> sanierten Halle. "In<br />

Baden-Württemberg gibt es ke<strong>in</strong>e Veranstaltung <strong>in</strong> dieser Größe und<br />

Professionalität mehr", ist Warmbrunn sicher. Ohne die 250 Mitwirkenden und<br />

Helfer im H<strong>in</strong>tergrund wäre das alles nicht möglich gewesen, betont <strong>der</strong><br />

Intendant. Vor allem nicht bezahlbar. Monatelang haben sich alle vorbereitet -<br />

je<strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufgabenbereich. So wie Wolfgang Riedel, <strong>der</strong> als Technischer<br />

Leiter auch für die Lichtanlage verantwortlich ist und nicht nur viel Arbeit<br />

unentgeltlich leistet, son<strong>der</strong>n selbst e<strong>in</strong>en Mitarbeiterstab hat. "So e<strong>in</strong> Team gibt<br />

es nicht noch e<strong>in</strong>mal", sagt <strong>der</strong> Dürnauer.<br />

Dieter Ripberger aus Wäschenbeuren studiert normalerweise Philosophie <strong>der</strong><br />

Künste und Medien <strong>in</strong> Hildesheim. Doch für die Regieassistenz bei <strong>der</strong> "Nacht <strong>in</strong><br />

Venedig" hat <strong>der</strong> 21-Jährige die kompletten dreimonatigen Semesterferien<br />

sausen lassen. "Der Zeitaufwand ist so enorm, dass es unmöglich ist, e<strong>in</strong>e<br />

Hausarbeit zu schreiben", sagt <strong>der</strong> Regieassistent schmunzelnd.<br />

Währenddessen wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>em Gebäude im Stauferpark <strong>der</strong><br />

Schlussspurt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kostümwerkstatt e<strong>in</strong>geläutet. Seit Februar wird dort<br />

gemessen, geschnitten und genäht was das Zeug hält. Auch hier läuft alles<br />

ehrenamtlich, berichtet Gewandmeister<strong>in</strong> Susanne Weiss-Dickoré. "Es hat sehr<br />

viel Elan erfor<strong>der</strong>t, aber auch viel Spaß gebracht", sagt die Frau, die im<br />

September die Gewandmeister<strong>in</strong> für Oper und Ballett am Stuttgarter<br />

Staatstheater wird. In <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong>ei herrscht emsige Betriebsamkeit. Überall<br />

liegt Stoff. Pläne hängen aus, wer wann zur Kostümprobe antreten muss,<br />

Bügelbretter stehen umher, Nähmasch<strong>in</strong>en surren. Hun<strong>der</strong>te Kostümteile im Stil<br />

des Comedia dellArte haben die fleißigen Hände entworfen und angefertigt, sie


haben kilometerweise Stoff verarbeitet - vieles davon aus Privatspenden. 30<br />

Helfer<strong>in</strong>nen haben alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong>ei tausende Stunden geleistet, um das<br />

zu schaffen. E<strong>in</strong>e von ihnen ist Renate Müller aus Göpp<strong>in</strong>gen. Jetzt sitzt sie an<br />

<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e und näht Blumen auf e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Hüftpolster für die Tanzgruppe. 24<br />

Tage hat sie geopfert, seit ihr Sohn, <strong>der</strong> selber bei <strong>der</strong> Produktion mitwirkt, ihr<br />

erzählte, dass jede helfende Hand gebraucht wird. Das sei ihr aber leicht<br />

gefallen, denn das Team stimmt.<br />

"Wenn man Feuer gefangen hat, geht es fast von alle<strong>in</strong>e", schmunzelt Susanne<br />

Weiss-Dickoré. Für die Venedig-Produktion wurden, im Gegensatz zum<br />

"Vogelhändler" vor zwei Jahren, die meisten Kostüme extra angefertigt- auch als<br />

e<strong>in</strong>e Art Grundstock für mögliche weitere Produktionen. Doch das bedeutet auch,<br />

dass niemand die Arbeit ausgeht. In den kommenden Tagen wird wohl fast<br />

nonstop gewerkelt. Schließlich muss zur Premiere alles sitzen im Festspielhaus<br />

Werfthalle.<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: Samstag 23.08.2008<br />

Quelle: http://www.suedwest-aktiv.de/<br />

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