Gemeindebrief - erloeserkirche-rodenkirchen.de
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Geistlicher Impuls<br />
und in <strong>de</strong>n Abschie<strong>de</strong>n, ist er für uns<br />
da. Wo wir <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zeiten<br />
erleben - ob nun privat o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft - bleibt Gott <strong>de</strong>rselbe,<br />
bleibt er sich und uns treu.<br />
Diese Zusage Gottes erspart uns<br />
keinen Abschied, aber kann uns helfen,<br />
mit Abschie<strong>de</strong>n zu leben. Gera<strong>de</strong><br />
dann, wenn man einen Menschen<br />
verliert, erlebt man ja das Gegenteil:<br />
Alles vergeht, die gemeinsame<br />
Zeit und die gemeinsamen Erlebnisse,<br />
auch die Erinnerungen. Gegen<br />
diese Erfahrung von Vergänglichkeit,<br />
die alles, was einem wichtig ist,<br />
scheinbar entwertet, mel<strong>de</strong>t unser<br />
Glaube Wi<strong>de</strong>rspruch an: Die vergehen<strong>de</strong><br />
Zeit wird umgriffen von Gott,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rselbe bleibt, <strong>de</strong>r trägt und<br />
rettet. Manchmal brauchen wir sicher<br />
solch einen Wi<strong>de</strong>rspruch gegen<br />
die Wirklichkeit, die uns bedrängt,<br />
damit wir wie<strong>de</strong>r auf eigenen Beinen<br />
stehen können.<br />
Und die vielen kleinen Abschie<strong>de</strong>?<br />
Bei ihnen stellen wir ja oft genug<br />
fest, dass sie sogar notwendig sind,<br />
damit wir uns entwickeln, damit wir<br />
reifen und weiterkommen im Leben.<br />
Ohne Abschied von <strong>de</strong>r Kindheit wer<strong>de</strong>n<br />
wir nicht zu Erwachsenen, die<br />
ihr Leben gestalten können. Ohne<br />
Abschied von einer vertrauten Umgebung<br />
lernen wir vielleicht nicht neue<br />
Menschen kennen, die möglicherweise<br />
unser Leben in ganz ungeahnter<br />
Weise bereichern.<br />
Und <strong>de</strong>r Ruhestand kann, bei aller<br />
Wehmut über das, was man zurücklässt,<br />
doch auch die Chance bieten,<br />
Träume und Wünsche aus längst<br />
vergangenen Tagen wie<strong>de</strong>r ans Licht<br />
zu bringen und zu realisieren. Abschie<strong>de</strong><br />
in diesem Licht zu sehen<br />
gelingt freilich erst im Nachhinein<br />
und manchmal nur unter Tränen.<br />
Bei diesen Abschie<strong>de</strong>n stürzt nicht<br />
sofort eine ganze Welt ein. Trotz<strong>de</strong>m<br />
ist es auch dann wichtig, dass man<br />
jeman<strong>de</strong>n an seiner Seite weiß, <strong>de</strong>r<br />
einen begleitet. Das sind ganz oft<br />
Menschen, die uns vertraut sind.<br />
Aber es ist auch Gott, <strong>de</strong>r uns seine<br />
Begleitung zusagt.<br />
Schließlich ist auch <strong>de</strong>r Glaube mit<br />
Abschie<strong>de</strong>n verknüpft. Auch er verän<strong>de</strong>rt<br />
sich im Laufe eines Lebens.<br />
Auch im Glauben müssen wir Abschied<br />
nehmen, von Gottesbil<strong>de</strong>rn<br />
zum Beispiel, die sich als nicht tragfähig<br />
erweisen. Vielleicht auch von<br />
moralischen Vorstellungen, von <strong>de</strong>nen<br />
wir meinten, sie seien unumstößlich,<br />
gewissermaßen gottgegeben,<br />
und die sich dann doch mehr<br />
als das Produkt gesellschaftlicher<br />
Konvention herausstellen. O<strong>de</strong>r davon,<br />
wie wir uns vorstellen, dass Gott<br />
in unser Leben eingreift.<br />
Und auch dabei gilt: Wir wan<strong>de</strong>ln<br />
uns, unsere Bil<strong>de</strong>r von Gott wan<strong>de</strong>ln<br />
sich. Aber Gott, <strong>de</strong>r uns trägt, bleibt<br />
<strong>de</strong>rselbe.<br />
Ihr Michael Miehe<br />
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