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42 Herausforderungen und erste Schritte: Einstieg in die VRE<br />

Inaugenscheinnahme“ 9 , inzwischen auch innerhalb der Bibliotheks- und Editionswissenschaft<br />

verwendet – etwa, wenn es um die bibliografische Autopsie<br />

von Büchern bei der Titelaufnahme geht oder wenn der Stellenkommentar<br />

einer Edition zur Vermeidung von Fehlern nicht auf anderen Kommentaren<br />

beruht, sondern auf Quellenautopsie fußt (vgl. Radecke/Detering 2014: 896).<br />

Die Reflexionen über die Methoden und Arbeitsschritte im Fontane-<br />

Notizbuch-Projekt verdeutlichen nun, dass der editionswissenschaftliche<br />

Begriff der Autopsie auch für die Beschreibung und Analyse des Editionsgegenstandes<br />

geeignet ist. Eine erste Publikation zum Thema Materialautopsie,<br />

die den Begriff aus editionspraktischer Perspektive eingeführt hat, wurde<br />

2013 vorgelegt (vgl. Radecke et al. 2013: 100); ein weiterer Aufsatz auf der<br />

Basis pragmatischer Überlegungen ist im Druck. 10<br />

Dass der Begriff der Materialautopsie inzwischen auch auf andere (Editions-)<br />

Vorhaben übertragbar ist und somit einen universalen Anspruch erheben<br />

darf, zeigt die Workflow-Grafik des Projekts Johann Friedrich Blumenbach<br />

– online, das an der Göttinger Akademie der Wissenschaften in Kooperation<br />

mit <strong>TextGrid</strong> an der SUB Göttingen entsteht (vgl. Kerzel et al. 2013:<br />

125). Auch hier beginnt die wissenschaftliche Arbeit mit einer Materialautopsie,<br />

die im Unterschied zum Fontane-Projekt jedoch nicht nur (Druck-)<br />

Schriften umfasst, sondern auch Objekte von Blumenbachs naturhistorischen<br />

Sammlungen. Der Autopsie der Überlieferung – im Fontane-Projekt sind es<br />

67 Notizbücher, die zwischen dem Ende der 1850er- und dem Ende der<br />

1880er-Jahre benutzt wurden – 11 kommt nun eine konstitutive Bedeutung zu,<br />

weil ihre Ergebnisse die Editionsrichtlinien und das Metadatenschema begründen.<br />

Umgekehrt formuliert bedeutet das, dass sowohl die Transkriptionsregeln<br />

12 , ein wesentlicher Teil der Editionsrichtlinien, als auch das Codie-<br />

99 Duden online; www.duden.de (Stichwort „Autopsie“)<br />

10 Vgl. Radecke et al. (2015; im Druck), Kapitel II Materialautopsie.<br />

11 Zu weiteren Informationen zu Benutzung, Funktionen und Notizbuchinhalten vgl. Radecke<br />

(2010: 98 f.) und Radecke (2013: 156–163).<br />

12 Wie aus der Workflow-Grafik (Abb. 1, Nr. 4 und 6) hervorgeht, wird im editorischen<br />

Arbeitsprozess zwischen der Transkription der Zeichen und der Codierung und Tiefenerschließung<br />

der Transkriptionen unterschieden. Aufgrund der schwer zu entziffernden<br />

Handschrift Fontanes sowie der anspruchsvollen Codierung wurde im Laufe<br />

der Projektzeit entschieden, die Entzifferung zunächst in Word vorzunehmen und<br />

nach der Konvertierung durch OxGarage mit der Tiefencodierung fortzufahren.

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