Nobilia kündigt Begros-Vertrag - Wulf Rabe Design Oy
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13.02.09 WOHN-MARKT-MAGAZIN 819 36. Jhg.<br />
Dr. Oliver Streit<br />
Dr. Oliver Streit<br />
B20095D ®<br />
<strong>Nobilia</strong> <strong>kündigt</strong><br />
<strong>Begros</strong>-<strong>Vertrag</strong>
Nr. 819 13.02.2009<br />
Stockholm Furniture Fair<br />
Nordisch Hamstern<br />
Die Möbelmesse Stockholm schaffte es, der allgemeinen<br />
Krise mit Leichtigkeit zu begegnen.<br />
Die Anfahrt vom Flughafen zum Älvsjöer Messegelände<br />
war mit den üblichen Schwierigkeiten verbunden, da das<br />
Busticket nur mit Kreditkarte zu lösen war, der Busfahrer<br />
aber das Ablesegerät nicht bedienen konnte. Endlich auf<br />
der Messe angekommen, war das Erstaunen groß, auch<br />
bei deutschen Möbeltouris wie Himolla-Boss Karl Sommermeyer:<br />
volle Hallen, tolle Stände, lockerste Atmosphäre<br />
und Kunden über Kunden. Was macht Köln bloß falsch?<br />
Begeistert von Stockholm:<br />
Karl Sommermeyer mit seinem <strong>Design</strong>er Franz Woller (Himolla)<br />
Gut, die schwedische Messe hat sich in den vergangenen<br />
Jahren Schritt für Schritt zu der weltgrößten<br />
Plattform für Nordic <strong>Design</strong> entwickelt, was<br />
alle skandinavischen Mitspieler verpflichtet, nur<br />
dort und nicht woanders auszustellen. So kamen<br />
von den 751 Ausstellern nur 82 aus anderen Regionen,<br />
was die Messemanagerin Cecilia Nyberg so kommentierte:<br />
„Wir sind sehr glück lich, dass unsere Messe voll<br />
gebucht ist und wir ein so großes Interesse unserer nordischen<br />
Nachbarn verzeichnen können.“<br />
Die 57. Ausgabe dieser Veranstaltung war zu aller Überraschung<br />
nicht sonderlich von den wirtschaftlichen Problemen<br />
überschattet, so dass die jetzigen 56.500 Ausstellungsquadratmeter<br />
in 2010 um eine neue große Halle<br />
erweitert werden. Josef Höbenreich, Export-Chef des<br />
Objekt- und Tischspezialisten Edsbyverken, bestätigte<br />
„das unheimlich hohe Level der Messe“ und vermeldete<br />
für sein Haus in 2008 „das beste Geschäftsjahr der<br />
Geschichte“. Das Geheimnis sei das Eingehen auf die Kundenwünsche<br />
und die Flexibilität. Und so freute sich Höbenreich<br />
als österreichisches Schlitzohr über den Coup, die<br />
schwedische Vertriebsgröße für Objektmöbel Senab<br />
Inredningar mit Niederlassungen in Göteborg, Malmö und<br />
Stockholm und der Muttergesellschaft zur Edsby Senab<br />
AB vereint zu haben. „Die Gefahr, dass Kollege Kinnarps<br />
sie schluckte, war einfach zu groß“, sagt Höbenreich, denn<br />
in Skandinavien werden die Bürovertriebskanäle generell<br />
von den Herstellern kontrolliert. Und nicht nur das, auch<br />
das Netzwerk der Zulieferer wird mit eingeschlossen.<br />
Jüngstes Beispiel ist die wiedererstarkte EFG (European<br />
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Furniture Group AB), deren norwegische Investoren grünes<br />
Licht für eine Neuorientierung gaben: Die heißt, so<br />
Mats Berglund, Manager für Marketing und Produktentwicklung<br />
im Haus, „Formierung von Partnerschaften mit<br />
diversen <strong>Design</strong>brands, um dem Kunden ganzheitliche<br />
Lösungen anbieten zu können“. Real sind dies Kooperationsverträge<br />
mit Abstracta, Amper, Luxo, Erik Jörgensen,<br />
Savo, Miljöexpo, Bla Station, um den Kunden Komplettlösungen<br />
als so genannten One-Stop-Shop anbieten<br />
zu können. Heißt also auch lupenreiner Direktvertrieb<br />
durch 200 eigene Verkäufer. Mats berichtet nicht ohne<br />
Stolz, dass nach dem Ausscheiden von Ebbe Krogh die<br />
Produktionseffektivität um 40% erhöht werden konnte. Die<br />
EFG erzielte ihre rund 160 Mio. Euro Umsatz primär in Norwegen<br />
und sieht sich dort wie auch in Dänemark als die<br />
Nr. 1.<br />
Ungekrönter Star ist und bleibt<br />
Kinnarps, nun mit 2.200 Mitarbeitern<br />
und 350 Mio Euro<br />
aktuell die Nr. 3 in Europa. Und<br />
genau unter diesem internationalen<br />
Anspruch und unter dem<br />
Motto „Better at Work“ trat das<br />
kapitalstarke Familien-Unternehmen<br />
in Stockholm an und<br />
strich besonders den Umweltanspruch<br />
heraus als Lieferant<br />
für das neue Headquarter der<br />
International Union for Conservation<br />
of Nature. Von den zahlreichen<br />
Kinnarps-Töchtern, die<br />
in den letzten Jahren ge schluckt<br />
worden sind, sei Skan diform<br />
er wähnt, die neben dem Seniorenprogramm<br />
„Care“ mit der<br />
aufregenden Kombination von tradtionellem Holzuntergestell<br />
und genialer Kunststoffschale zu „Dune Medium“ das<br />
schönste Möbel der Messe hatten, gezaubert vom jungen<br />
Talent Jonas Lynby Jensen.<br />
Der erste Drehstuhl für Frauen: Von und<br />
mit Monica Förster für Officeline<br />
Die überraschende Entscheidung von HAG, RH Chairs,<br />
RBM, im letzten Moment nicht auszustellen (die Kronen<br />
waren längst an die Messegesellschaft überwiesen) nutzte<br />
u.a. Mitbewerber Officeline zur Präsentation des angeblich<br />
„ersten Drehstuhls für Frauen“. Topstar und Steifensand<br />
werden hier schmunzeln. Mit dem ungewöhnlichen<br />
„Lei“ kreierte die schwedische <strong>Design</strong>-Ikone Monica Förster<br />
mit der Ergonomin Ellen Wheatley genauso einen<br />
Diskussionsbeitrag zur nordischen Sitzphilosophie wie<br />
Back App dies mit einer Weiterinterpretation des Sattelsitzes<br />
versuchte. Dagegen unterstrich der selbsternannte<br />
Erfinder eben dieser Reitersitzposition, Veli-Jussi Jalkanen,<br />
seinen Ursprung als bärbeißiger Gutsbesitzer mit dem<br />
Salli Hunter – mit Anschlag für die Doppelrohrflinte und<br />
schützendem Regenschirm bei Salli Systems.<br />
Knackpunkte für Export nach Norden<br />
Für Ulf Weinert sind die beiden divergierenden Sitzphilosophien<br />
der größte Knackpunkt, um deutsches Drehgestühl<br />
in den Norden zu tragen. Der Exportleiter der Sedus<br />
Stoll AG spürt in seinem nordischen Engagement, dass
13.02.2009<br />
u.a. Kinnarps und HAG ihre Stammpositionen „bis aufs Blut<br />
verteidigen“. In Norwegen weit erfolgreicher, basteln die<br />
Waldshuter in Schweden noch an ihrer Vertrauensfindung.<br />
All dies wäre in der aktuellen Zeit viel leichter, „würden die<br />
Medien mal wieder positiver schreiben“, grummelt Weinert.<br />
Auch für Malte Lenkeit ist ein Dauphin ohne eigenen<br />
Showroom in Schweden nicht denkbar – pünktlich wurde<br />
dieser zur Messe eröffnet. Wie wichtig der jahrelange Aufbau<br />
einer Vertrauensbasis ist, bestätigt auch die estnische<br />
Standard AS, deren jahrelange Messebeteiligung sich<br />
endlich auszuzahlen scheint. 50 Kontakte schon nach dem<br />
2. Messetag bestätigen den Aufwand des neuen Vorzeigeladens<br />
in der schwedischen Hauptstadt. „Doch ohne unsere<br />
Hotelprojekte hätten wir sicher ernsthafte Probleme“,<br />
gesteht Exportleiterin Tiiu Mamers und spricht stellvertretend<br />
für die katastrophale Situation im Baltikum, von der<br />
Kenner befürchten, dass sie<br />
nur jeder Zweite überlebt.<br />
Der schwedische Büromöbelmarkt,<br />
der noch im vergangenen<br />
Jahr Rekordumsätze<br />
erzielte, wird nach<br />
Meinung aller Befragten<br />
Beste Innereien:<br />
Hettichs Ulf Svensson<br />
Zwischen zwei Sitzphilosophien:<br />
Ulf Weiner (Exportleiter Sedus Stoll)<br />
auch in diesem Jahr nur<br />
geringfügig zurückgehen.<br />
Viel dürften dazu die mittleren<br />
Projektausstatter<br />
wie Horreds oder SA<br />
Möbler beitragen, die sich weit schneller auf die Wünsche<br />
der Bauträger und Architekten einstellen können. So ist auch<br />
der Modellwechsel zu modernem, meist in Weiß gehaltenem<br />
Bürodesign auffällig. Auch eine Mitab entwickelt sich<br />
zunehmend zu einem Projektdienstleister, diesmal mit<br />
einem Strauß von Hotelmöbel-Lösungen für die Nordic Sea<br />
Hotel-Kette aus der Feder der Form us with Love. Als der<br />
absolute Shootingstar wird jedoch Ragnar aus Tenhult<br />
gehandelt, der trotz Einsatz hochwertigster Innereien (über<br />
die Hettich-Manager Ulf Svensson so glücklich ist) jede<br />
zweite Ausschreibung gewinnt. Johan Ragnar, Chef des 10<br />
Mio Euro starken Unternehmens, glaubt für dieses Jahr an<br />
weiteres Wachstum, besonders im Export dank schwacher<br />
Schwedenkrone und natürlich der bildschönen BY.M-<br />
Modelle von Christoffer Näs. „Speziell kleinere Unternehmen<br />
haben jetzt größere Chancen“, hofft Johan.<br />
Ähnlich Götessons, die das Segment der Tischaccessoires<br />
zur Perfektion entwickelten. All das, was an, unter und<br />
über den Tisch – Hub- oder Konferenz- – geschraubt werden<br />
kann, liefert Götessons innerhalb von 2 bis 4 Tagen.<br />
Kunden sind alle Großen im Norden, denn die wollen selber<br />
keine teure Lagerhaltung von Kabelwannen und Monitorarmen<br />
mehr. Johan Götesson ist zuversichtlich, mit<br />
Nr. 819<br />
seinem neuen Exportleiter John de Boer jetzt auch die<br />
Mitteleuropäer mit ihrem schnellen Service beglücken zu<br />
können.<br />
Andererseits ist selbst die für ausländische Lieferanten<br />
negative Kursentwicklung kein Hinderungsgrund, so Casalas<br />
Exportleiter Frank van der Winkel, und schwärmt von<br />
realisierten Projekten u.a. für die Universität in Karlstad.<br />
Chancen hin oder her, die Stände der Neuteilnehmer wie<br />
Moroso, La Palma, Driade, Paustian etc. waren auffällig<br />
leer – gerade das notwendige Vertrauen zu schaffen,<br />
bedarf im Norden vieler Jahre. Interessant ist aber auch<br />
der Fakt, dass fast alle die vielen Krisen in den vergangenen<br />
Jahrzehnten überlebt haben.<br />
Alles, was ein Tisch braucht: John de Boer (Export), Johan Götesson<br />
Eingesessene Firmen wie die Expanda <strong>Design</strong> Group mit<br />
dem ersten Gemeinschaftstand der Töchter Lammhults,<br />
Eurobib, BCI und Expanda sind natürlich überlagert und<br />
investieren massiv in Neuentwicklungen, um möglichst<br />
viele Teilbereiche des Marktes abzudecken. Besonders der<br />
Bereich der Akustik mit so tollen Produkten wie dem Airflake<br />
von Stefan Borselius oder Alumi von Nina Jobs,<br />
beide für Expanda, sind weiter auf dem Vormarsch. Ähnliches<br />
bei Kollege Glimakra, der mit dem Wannatree die<br />
strengen Vorstellungen einer Akustik-Trennwand sprengte<br />
und jetzt weitere formal aufregende Serien nachlegt. Es<br />
scheint geradezu ein Entwicklungsboom in Skandinavien<br />
ausgebrochen zu sein – ein Resultat der jahrelangen<br />
Nachwuchs-<strong>Design</strong>förderung?<br />
Der finnische Wunderbaum stammt vom Altmeister Eero<br />
Aarnio, von Martela erstmals in Milano vorgestellt. Das ist<br />
umso ungewöhnlicher, hatte doch die finnische Nr. 1<br />
zuletzt auf eine breite Masse an Neuheiten verzichtet.<br />
Doch nach zwei angeblich guten Jahren war Stockholm<br />
erneut die Plattform für Neuheiten, darunter die erweiterbare<br />
Konferenztisch-Anlage Exceed vom Hausteam Pekka<br />
Toivola und Iiro Viljanen. Und natürlich wurden die finnischen<br />
Kunden hierzu eingeflogen, denn die finnische<br />
Habitare steckt weiter auf einer untergehenden Scholle<br />
fest, auch wenn sie jetzt jedes Jahr durchgezogen werden<br />
soll. Hierzu hat der finnische Küchenverband soeben sein<br />
geschlossenes „Ja“ abgegeben.<br />
Nach wie vor ist die nordische Formholztechnologie auf<br />
dem Vormarsch. Swedese präsentierte hierzu die lustige<br />
Garderobenlösung „Hananhana“ von Setsu & Shinobu.<br />
Dahinter stecken Formholzspezialisten wie Backman für<br />
7
Nr. 819 13.02.2009<br />
Secto, Klaessons, Howe, Avarte etc., aber auch für deutsche<br />
Bürohersteller, wie Boss Jorma Rajala auf dem Messegang<br />
verriet.<br />
Apropos Avarte: Die <strong>Design</strong>möbel-Firma von Großmeister<br />
Yrjö Kukkapuro sei angeblich in deutschen Besitz<br />
gewechselt. GF Antti Wuorenjuuri verneinte, bestätigte<br />
aber gleichzeitig, dass die Firma zum Verkauf stünde,<br />
„doch wer kauft in diesen Zeiten?“.<br />
Aber wie sind diese Zeiten? Seit November 2008 hat der<br />
Wohnmöbelmarkt um bis zu 20% verloren – einheitlich von<br />
Dänemark bis Finnland. Gleichzeitig begann die lang erwartete<br />
Bereinigung des Marktes: in Finnland mit den Vepsälainen-<br />
und Koti-Idea-Ketten, in Dänemark mit der überraschenden<br />
Übernahme der Ilvars-Kette durch Mitbewerber<br />
ID Mobler. Unter dem Strich sind für Schweden minus<br />
3,8% für 2008 aufgelaufen. Anders Strömberg, Sprecher<br />
des Möbelhandels, macht sich trotzdem Mut: „Die Medien<br />
erzählen uns nur von Katastrophen, obwohl im Zeit raum<br />
von 1995 bis 2007 der Umsatz im Möbelhandel um 120%<br />
gewachsen ist. Für 2009 erwarten<br />
wir einen leichten Rückgang<br />
auf das Niveau von vor 3 Jahren.<br />
Aber auch die waren positiv<br />
für uns. Die Einkommen werden<br />
erneut steigen um ca. 4,5%. Es<br />
ist somit eine Herausforderung<br />
an den Mö bel handel, den Verbraucher<br />
von der Risikolosigkeit<br />
des Verbrauchens zu überzeugen,<br />
und da für benötigen wir<br />
die Unterstützung der Medien.<br />
Die Händler, die neue Wege in<br />
die Zukunft gehen, werden die<br />
Umsätze nicht nur in 2009, sondern<br />
auch nach 2010 erhöhen können.“<br />
Auf den Spuren von Lutz<br />
„20% weniger Küchen verkauft“:<br />
Marianne Färlin (Vedum Kök)<br />
Große Worte, vor allem in einer Phase, in der der Möbelhandel<br />
höchst verstört nach Gründen für die Einbrüche<br />
sucht, in der andererseits neue deutsche Anbieter wie<br />
Himolla am skandinavischen Kuchen mitknabbern wollen<br />
– was ohnehin gelingt, denn Lutz wird definitiv in der alten<br />
Ikea-Immobilie in Malmö das erste schwedische Haus<br />
eröffnen und damit den Weg für viele deutsche Lieferanten<br />
ebnen.<br />
Die deutsche Küche dürfte es trotz der Erfolge von <strong>Nobilia</strong><br />
vor Ort nicht so leicht haben, denn bis dato sind nur die<br />
Dänen wie Kvik extrem erfolgreich in Schweden. Andererseits<br />
ist ein Rückgang von ca. 20% in Schweden und 25%<br />
in Finnland zu verzeichnen.<br />
Aktuell zeigten in Stockholm Marbodal, Kvänum und<br />
Vedum die Küchenflagge, garniert von Blum, Corian und<br />
dem Arbeitsplatten-Konfektionär LG Collection. Speziell<br />
die Projektküchen sind weniger geworden, berichtet Marianne<br />
Färlin, Marketingleiterin bei Vedum, dafür kleinere<br />
Bauträger wiederum stärker gewachsen. Das 90 Jahre alte<br />
Unternehmen produziert mit 250 Mitarbeitern – Küchen<br />
und Bäder. „Die schwedische Küche ist eindeutig moderner<br />
geworden, wie auch die Nachfrage nach speziellen Arbeitsplatten-Materialien<br />
wie Corian und Silestone weiter steigt,<br />
8<br />
obwohl Granit nach wie vor seine Vormachtstellung behält“,<br />
so Marianne. Dem gestiegenen Verbraucheranspruch will<br />
auch Vedums neue „Winechamber“ Rechnung tragen, individuell<br />
in Größe und Aussehen bis auf 20.000 Weinliter ausbaubar.<br />
Schließlich ist es durchaus ratsam, in so kritischen<br />
Zeiten Vorräte anzulegen. <strong>Wulf</strong> <strong>Rabe</strong><br />
Nordic Easy Chair<br />
Brust breiter als Stressless<br />
Die dänisch-schwedische Vertriebskooperation hatte<br />
in Köln einen neuen Auftritt und rühmt sich nun des<br />
„breitesten Modell-Angebots“ im Bereich Relaxsessel.<br />
Hinter der Vertriebsgesellschaft Nordic Easy Chair AS im<br />
dänischen Aars stecken die dänischen Hersteller Sömo<br />
und New Balance sowie das schwedische Möbelteam.<br />
Der Vertrieb in Deutschland wird von der Handelsagentur<br />
Freiraum im niedersächsischen Bad Essen koordiniert, die<br />
Stefanie Wollbrink inzwischen von ihrem Vater Klaus<br />
Frickemeier übernommen hat.<br />
Front-Begradigung:<br />
Stefanie Wollbrink, Torben Petersen<br />
Auf der IMM Cologne, freute sich Frau Wollbrink, „haben<br />
wir das breiteste Modellangebot im Bereich Relax-Sessel<br />
gezeigt“, insgesamt 8 Produktreihen, von der Einstiegs-<br />
Preislage zum VK 299,- Euro bis hin zur „Stressless“-Klasse<br />
mit 2.000,- Euro. Stressless, die selektivst vermarktete<br />
norwegische Luxus-Marke, deren Bezieher unbestätigten<br />
Meldungen zufolge demnächst per Losverfahren ausgewählt<br />
werden sollen, ist nach wie vor das Maß aller Ruhesessel.<br />
Bei der Easy Chair-Truppe hat inzwischen auch eine gewisse<br />
Frontbegradigung stattgefunden. Der dänische Mitgesellschafter<br />
Henrik Fredriksen, Vertriebsleiter für die<br />
Niederlande, Great Britain und Deutschland, hat das Unternehmen<br />
verlassen; die Modalitäten werden noch ausge-
13.02.2009<br />
ZOW 2009<br />
Fahndungsfotos und<br />
viele offene Fragen<br />
Die Sorgen seien größer, als das Geschäft es aktuell hergebe – so in<br />
etwa brachte Erhard John, seines Zeichens Geschäftsführer der Reichelt<br />
Holztechnik, die Stimmung auf der ZOW in Bad Salzuflen auf<br />
den Punkt. De facto habe der Auftragseingang um 5 bis 10% nachgelassen,<br />
das Ganze gepaart mit dem erhöhten Druck der Kunden auf die<br />
Preise, da halt auch die Serien kleiner geworden seien.<br />
„ZOW 2009: spannender denn je!“, so überschrieb unser aller Peter H.<br />
Meyer die 15. Zuliefermesse, die ostwestfälische Haudegen wie<br />
Eggers Martin Plümer, Berg und Vollmer seinerzeit<br />
am Kaffeetisch ausbaldowert hatten. Im Vorjahr war<br />
die Veranstaltung nochmal auf stolze 750 Aussteller<br />
angewachsen. Heuer waren es derer nur noch 410<br />
zahlende Aussteller, so wurde auf den Gängen überschlagsmäßig<br />
nachgerechnet, denn offiziell waren es<br />
über 600. Dabei wurde wohl mancher Aussteller doppelt<br />
gezählt, und mancher soll sogar in den Genuss<br />
kostenloser Ecken gekommen sein, wie die Imagolux<br />
aus Fürth, um die manchmal etwas sehr IMM-ähnlichen<br />
Leerflächen zu kaschieren.<br />
Der Montag begann ohne Staus und Parkplatznot und<br />
endete mit gefühlten 40% weniger Besuch. Gut zu tun<br />
hatten nur die Renommierten. Ein Zeichen mehr, wie wichtig zugkräftige<br />
Namen sind. Der Dienstag, aus den vergangenen Jahren bekannt als<br />
Kampftag, entwickelte sich deutlich besser, endete dennoch nicht wie<br />
gewohnt. Allerdings: „Qualitativ gute Kunden“, wollte ein Großteil der<br />
Aussteller schlussendlich begrüßt haben, was ja auch was wert ist.<br />
Wenigstens hatten die Qualitätskunden mehr Zeit für die kleineren Aussteller,<br />
da viele Große fehlten.<br />
Es sind die unterschiedlichen Firmenkonjunkturen, die kein einheitliches<br />
Bild ermöglichen und eine Analyse des Istzustands der Zuliefererszene<br />
so schwierig machen: So wie ein Häcker gerade vergleichs-<br />
ihren Konsequenzen für die Kreditverhandlungen mittelständischer<br />
Unternehmen an. Nach einem erfolgreichen<br />
Start der Auffanggesellschaft<br />
sei der Auftrageingang<br />
zuletzt je doch abgesackt.<br />
Dazu habe der steigende<br />
Preisdruck des Handels die<br />
Situation er schwert. Hummelt:<br />
„Mit einer deutschen<br />
Produktion sind diese Preise<br />
fast nicht zu machen.“ Die<br />
Produktion ist bis zum 31.3.<br />
gesichert. Die weitere Entwicklung<br />
sei unter anderem<br />
von einer ersten Sitzung des<br />
Lieferantenpools am Ende<br />
der Woche abhängig.<br />
Fortführungschancen offen:<br />
Heinz Hummelt<br />
Auch für Hummelt-Ge schäftsführer Theodor Holtkamp ist<br />
die Entwicklung bitter. Der ehemalige Küchenfabrikant und<br />
Vorstand des Hersteller-Einkaufsverbands Eico versuchte<br />
Vieles im Haus, u.a. mit der Schiene hs design den Schritt<br />
ins Junge Wohnen. Schlussendlich vergeblich.<br />
Messe-Verbot:<br />
ZOW-Ex-Partner Carlo Giobbi<br />
Nr. 819<br />
weise gut zu tun hat, macht Bulthaup Kurzarbeit. Wem es im Zulieferlager<br />
aktuell gut geht, steht und fällt mit seinen Kunden. Insgesamt<br />
läuft es in Deutschland jedoch noch besser als im europäischen Ausland<br />
– was auch der weit geringere Auslandsbesuch auf der ZOW vermittelte.<br />
Dies liegt nicht an den ganzen ZOW-Ablegern in Moskau,<br />
Istanbul oder Shenzen, sondern eher an massiven Einbrüchen auf den<br />
unterschiedlichsten Märkten: ca. 20% weniger in Russland, Skandinavien,<br />
bis zu 50% minus in Spanien.<br />
„Trotzdem sind wir mit der Messefrequenz zu frieden“, frohlockte<br />
Eckhard Halemeier, Chef der Halemeier GmbH. Leg te aber nach: „Was<br />
sich die Deutschen mit ihren Messen leisten, ist peinlich.“ Ein Beispiel<br />
dafür lieferte Messemacher Meyer auf der ZOW höchst selbst: So hingen<br />
Fotos des ehemaligen ZOW-Partners in Italien, Carlo Giobbi, an den<br />
Messezäunen rund um die Hallen in Bad Salzuflen, damit auch jeder<br />
Parkplatzwächter wusste, wer abzuweisen ist. Ein<br />
Hausverbot hatte Meyer seinem ehemaligem Partner<br />
erteilt, ähnlich wie jüngst in Moskau (www.insidenews.de<br />
vom 3.2.2009). Giobbi, der selbsternannte<br />
Macher von Pordenone, saß dann im Arminius-Hotel in<br />
Bad Salzuflen und zählte seine angeblich 220 Messeanmeldungen<br />
– von Blum, Hettich, Grass, Hailo,<br />
Häfele, Schüco bis Xylon – für seine Sicam, die vom<br />
14. bis 17.10.09 in Pordenone stattfinden soll.<br />
Der Meyer’sche ZOW-Auftritt in Verona soll dann vom<br />
21. bis 24. Oktober folgen. Herrlich, dazwischen legt<br />
der Besucher halt dann ein langes Wochenende in<br />
Harri´s Bar am Markusplatz ein.<br />
Ob das alles im Herbst in Italien wirklich so kommt, ist jedoch noch gar<br />
nicht klar. Denn erst einmal nahmen die Richter in Milano am 12.<br />
Februar erneut die Verhandlung auf. Meyer hatte nämlich gegen das<br />
Urteil, das seine Klage gegen die SICAM im Dezember abwies, Einspruch<br />
eingelegt. Etwa in 10 Tagen soll dann die definitive Entscheidung<br />
da sein. Und Giobbi sagt, wenn er wirklich verlieren sollte, was<br />
er natürlich nicht glaube, dann wisse jetzt noch niemand, was aus Pordenone<br />
werden soll oder kann. Ein Gewinner der aktuellen Zuliefermessenposse<br />
steht indes schon fest: die Kölner Interzum.<br />
<strong>Wulf</strong> <strong>Rabe</strong><br />
Lutz<br />
Stress in Bayern<br />
Ver.di macht weiter Front gegen Hiendl, und nun auch<br />
gegen die Lutz-Neuerwerbung Emslander.<br />
In diesen Tagen laufen wieder mal „Messewochen“ bei<br />
XXXLHiendl. Bis zu 60 Prozent Rabatt geboten, zusätzlich<br />
die Mehrwertsteuer auf viele Artikel komplett gestrichen.<br />
Der Kampf an der Kundenfront tobt wie eh und je. Doch<br />
auch an einer anderen Front sind die Hiendl-Eigner aus<br />
Österreich, die Lutz-Inhaber Andreas und Richard Seifert,<br />
derzeit stark gefordert. Der ewige Stress mit der<br />
Gewerkschaft ver.di schaukelt sich gerade in neue Dimensionen<br />
hoch. Das kann den Lutz-Strategen Seifert natürlich<br />
insofern nicht egal sein, als die regionale Presse fleißig<br />
über das Thema schreibt. Imagemäßig tut das nicht gut,<br />
gerade in Zeiten, in denen man eigentlich jeden Kunden<br />
per Handschlag begrüßen muss.<br />
Und wie es aussieht, wird die bayerische Schreibzunft auch<br />
weiter viel Stoff in dieser Angelegenheit bekommen, denn<br />
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