CAROLINE
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WER IST WANN WO UND MACHT WAS?<br />
Zu Besuch bei Charlotte Keck und Stephanie Georgi im Künstlerischen Betriebsbüro des Theaters<br />
Das Telefon klingelt alle paar Minuten,<br />
man könnte meinen, bei Charlotte Keck<br />
und Stephanie Georgi ist das sieben Tage<br />
die Woche der Fall. Die zwei jungen Frauen<br />
sind umgeben von Klebezetteln und einer<br />
großen Schreibtafel. Größte Sorgfalt und<br />
Organisationstalent werden tagtäglich<br />
von ihnen im Künstlerischen Betriebsbüro<br />
abverlangt. Das ist auch unvermeidlich, denn<br />
sie sind die Anlaufstelle am Haus, wenn es um<br />
Proben- und Veranstaltungspläne geht. Sie<br />
sind die Schaltzentrale in diesem Konstrukt<br />
verschiedenster Gewerke und Mitarbeiter.<br />
VORGESTELLT 9<br />
Doch was genau macht das Künstlerische<br />
Betriebsbüro, kurz KBB, eigentlich<br />
genau? Stephanie Georgi benannte es<br />
ganz treffend: »Wir machen die vielen<br />
W’s. Wer ist wann wo und macht was?«<br />
In ihren Händen liegt es, die Abläufe<br />
einer Theaterproduktion zu planen.<br />
Wann beginnen die Proben, und wie viel<br />
Zeit muss dafür eingerechnet werden?<br />
Wichtig ist, dabei nicht zu vergessen,<br />
dass eine Person nicht an mehreren<br />
Orten zur gleichen Zeit sein kann. Bei<br />
den vielen Mitarbeitern ist das manchmal<br />
aber gar nicht so einfach, vor allem,<br />
wenn der Betreffende gleichzeitig<br />
gebraucht wird. Charlotte Keck: »Wichtig<br />
ist, dass zum Schluss alle dort sind, wo<br />
sie sein müssen.«<br />
Doch nicht nur die Probenplanung,<br />
die auch die Organisation der<br />
Räumlichkeiten umfasst, gehört zum<br />
Aufgabenbereich des KBB, wichtig für die<br />
Zuschauer ist natürlich, wann welches<br />
Stück zur Aufführung kommt. Das muss<br />
langfristig geplant und veröffentlicht<br />
werden. Die Premierendaten werden<br />
gemeinsam mit der Intendanz festgelegt,<br />
um dann bestimmen zu können,<br />
wann der Beginn der Vorbereitungen<br />
und Proben sein muss. Doch woher<br />
bekommen Charlotte Keck und<br />
Stephanie Georgi die notwendigen<br />
Informationen um die Tages-, Wochenund<br />
Monatspläne erstellen zu können?<br />
»Man muss viele Informationen stetig<br />
im Kopf haben, aber wir bekommen<br />
natürlich auch Urlaubsscheine oder<br />
Krankmeldungen, damit wir sehen, wer<br />
da ist und wer nicht «, so Charlotte.<br />
Damit jeder Schauspieler oder auch<br />
Techniker weiß, was am folgenden Tag<br />
dran ist, sind genaue Beschreibungen<br />
unabdingbar. So wird vermerkt,<br />
Charlotte Keck und Stephanie Georgi<br />
nach einer Rückinformation durch<br />
die Regieassistenten, welche Szenen<br />
geprobt werden sollen oder auch,<br />
welche Schauspieler zu bestimmten<br />
Uhrzeiten auf den Bühnen sein müssen.<br />
Ein Dispositionsprogramm auf dem<br />
Computer erleichtert, den Überblick zu<br />
behalten, und gibt eine grobe Anordnung<br />
vor, an der sich die zwei Frauen<br />
orientieren können. Charlotte: »Es<br />
kommt oft vor, dass man auf dem Gang<br />
kurz zugerufen bekommt: ›Samstag<br />
ist Probe!‹, das muss man sich dann<br />
natürlich merken. Sonst fällt es einem<br />
später auf die Füße. Sorgfalt ist ganz<br />
wichtig.«<br />
»Wir sind die Sammelstelle für Fragen<br />
jeglicher Art.«<br />
In Krankheitsfällen ist das KBB immer<br />
vor eine Herausforderung gestellt.<br />
Es ist schwierig, Ersatz für einen<br />
Schauspieler aus einem anderen<br />
Theater zu bekommen. Denn die<br />
Textbücher sind in der Regel Änderungen<br />
unterzogen worden, was ein spontanes<br />
Einspringen schwierig macht. In<br />
solchen Ausnahmefällen und um die<br />
Veranstaltung nicht absagen zu müssen,<br />
kommt es vor, dass Mitarbeiter, die<br />
eng mit dem Produktionsprozess<br />
verbunden waren, spontan für eine<br />
Rolle einspringen müssen. Das war<br />
beispielsweise bei dem vergangenen<br />
Märchen »Schneewittchen und die 2<br />
Zwerge« der Fall. Der Part der Königin<br />
musste neu besetzt werden, und so<br />
wurde es vielen Kindern ermöglicht, die<br />
Vorstellungen zu besuchen.<br />
»Man ist ganz nah dran, obwohl man<br />
nicht mit drin steckt.«<br />
Wenn man an das Künstlerische<br />
Betriebsbüro denkt, steht das oft im<br />
Zusammenhang mit einem niemals<br />
endenden Arbeitstag. »Der Kopf ist<br />
immer an«, meint Charlotte. »Doch es<br />
ist nicht mehr so, dass man selbst am<br />
Wochenende im Theater sein muss.«<br />
Die Pläne für Samstag, Sonntag und<br />
Montag werden bereits am Freitag zuvor<br />
erstellt, und somit steht einem fast<br />
freien Wochenende nichts im Weg. »Es<br />
kommt aber gelegentlich vor, dass man<br />
am Wochenende angerufen wird. Wir<br />
müssen tatsächlich jederzeit erreichbar<br />
bleiben«, sagt Charlotte. Kann man<br />
da seine Arbeit wirklich immer gern<br />
machen? Stephanie sagt dazu: »Das<br />
Schöne an unserem Beruf ist aber, dass<br />
man nie weiß, was einen am neuen<br />
Tag erwartet.« Als Schnittstelle für alle<br />
Mitarbeiter der Inszenierungen lernt<br />
man jeden am Haus kennen und das in<br />
kürzester Zeit. Charlotte genießt das,<br />
denn »man steckt einfach mitten drin. Es<br />
ist ein gutes Gefühl.«<br />
Wichtige Voraussetzungen für die Arbeit<br />
im KBB sind die Liebe zum Theater,<br />
Flexibilität, Aufnahmebereitschaft und<br />
die Fähigkeit, mit- und weiter zu denken.<br />
»Die Stelle hier hat viel mit Persönlichkeit<br />
zu tun«, sagt Charlotte. Und die haben<br />
die zwei Damen allemal.<br />
Foto und Text: Lisa Stern