TB021-Abschlaemmung durch Leitfaehigkeitsmessung.pdf
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1000/1103<br />
TECHNISCHER BERICHT<br />
H. Auer: Abschlämmung <strong>durch</strong> Leitfähigkeitsmessung<br />
I. Einführung in die Abschlämmtechnik<br />
TB: 21-7/03<br />
Reines Wasser, H O, lässt sich in der Natur nirgends fi nden. Der Grund dafür ist, dass reines Wasser das beste natürliche<br />
2<br />
Lösungsmittel für viele Stoffe, insbesondere für Ionenverbindungen, aber auch für Gase, darstellt. Darüber hinaus enthält<br />
das natürliche Wasser gelöste organische Verbindungen und suspendierte Feststoffe, Mikroorganismen, Spurenelemente<br />
und Staub. H O hat das Bestreben, Stoffe in fast jeder sich bietenden Form aufzunehmen. Aus diesem Grunde sind im<br />
2<br />
Wasser stets viele verschiedene Stoffe gelöst und in verschiedener Konzentration enthalten.<br />
Das mit Fremdstoffen angereicherte Wasser wird als Kühlwasser verwendet, wobei es zur mehrmaligen Nutzung, unter<br />
anderem in Verdunstungskühltürmen für offenen oder solchen für geschlossenen Kreislauf, rückgekühlt wird. Zur<br />
Rückkühlung wird ein bestimmter Betrag des Umlaufwassers, und zwar nur reines Wasser mit geringen Gasanteilen,<br />
verdunstet. Die Fremdstoffe des verdunsteten Wassers bleiben im restlichen Umlaufwasser zurück und dicken dieses<br />
da<strong>durch</strong> ein. Eine weitere Konzentration ergibt sich <strong>durch</strong> die Verunreinigungen, die aus der <strong>durch</strong> den Kühlturm<br />
geblasenen Luft ausgewaschen werden. Das sich auf diese Weise eindickende Kühlwasser bewirkt an den mit ihm in<br />
Berührung kommenden Anlagenteilen im wesentlichen folgende negativen Auswirkungen:<br />
* Korrosion verschiedener Arten (Flächen-, Lochfraß-, Spannungs- und Spaltkorrosion)<br />
* Ablagerungen (Salz-, Härte- und Schmutzablagerungen)<br />
* mikrobiologisches Wachstum (Algen, Bakterien, Pilze)<br />
Ablagerungen schaden vorwiegend dem Wärmeübergang im Kondensator und der Funktion der Rohrleitungsarmaturen.<br />
Der Kühlturm selbst ist dagegen weniger empfi ndlich, da Ablagerungen bis zu 3 mm Dicke an Gehäusewandungen,<br />
Füllkörpern oder Rohraußenseiten der Rohrschlangenbündel wegen meist poröser Ablagerungsschichten kaum zu einer<br />
Leistungsminderung führen. Die Korrosion hingegen wirkt sich vorwiegend auf den Kühlturm aus, weshalb wir uns seit<br />
Jahren erfolgreich bemühen, die Kühltürme immer korrosionsbeständiger zu fertigen.<br />
Um die vorgenannten Auswirkungen in Grenzen zu halten, ist die Abschlämmung eines Teils des Umlaufwassers<br />
unbedingt vorzunehmen, selbst bei Verwendung von vollentsalztem Wasser. Die Höhe dieses Teilbetrages richtet<br />
sich nach der Qualität des Frischwassers, der Außenluftbeschaffenheit und nach der Anlagenspezifi kation. Bei<br />
ungünstigen Frischwasserbedingungen, wenn bestimmte Grenzwerte, z. B. pH-Wert 7,5 bis 9,0, Karbonathärte ca. 2°dH,<br />
Chlorionengehalt 50 mg/l, Sulfationengehalt 105 mg/l, Gesamt-Salzgehalt 500 mg/l etc. überschritten werden, ist eine<br />
besondere Behandlung des Zuspeisewassers, wie Impfung mit Härtestabilisatoren oder Korrosionsschutzinhibitoren oder<br />
gar Teil- bzw. Totalaufbereitung unumgänglich. Entgegen den Veröffentlichungen mancher Wasseraufbereitungsfi rmen<br />
sind wir jedoch aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen der Meinung, dass nicht grundsätzlich jedes Wasser eine<br />
Aufbereitung erfordert, sofern es in seiner Beschaffenheit einigermaßen im Rahmen liegt. Wir erachten es für wichtiger,<br />
dass in jedem Falle so ausreichend abgeschlämmt wird, dass sich die Fremdstoffgehalte im Umlaufwasser gegenüber<br />
den Grenzwerten des Frischwassers nicht viel mehr als verdoppeln. Über solche Grenzwerte gibt es Empfehlungen<br />
und Richtlinien, z. B. die FGB-Kühlwasserrichtlinie oder die Richtlinien des „TÜV-Bayern“. Wir empfehlen die<br />
Einhaltung der VDI 3803, Tabelle 10.<br />
Die Eindickung, also das Verhältnis Umlaufwasser-Salzgehalt zu Frischwasser-Salzgehalt, sollte wirtschaftlicherweise<br />
zwischen 1,5 und 3,5 betragen.<br />
Beim Abschlämmen bieten sich verschiedene Verfahren an. Man kann grob unterteilen in:<br />
1. Periodische Abschlämmung<br />
Mit Hilfe eines Zeitschaltwerkes oder <strong>durch</strong> manuelle Betätigung wird das Ventil der Kühlturmwannen-Entleerung<br />
zeitweise geöffnet. Das angereicherte Umlaufwasser fließt ganz oder teilweise ab, und Frischwasser wird<br />
nachgespeist. Die Nachteile dieses Verfahrens überwiegen, denn entweder ist der Frischwasserverbrauch<br />
unwirtschaftlich hoch oder die Eindickung zeitweilig über dem zulässigen Wert.<br />
2. Kontinuierliche Abschlämmung<br />
Diese erfolgt immer dann, wenn im Kühlturm Wasser verrieselt wird. Entweder ist an der Druckleitung eine<br />
separate Verlustwasserleitung montiert, deren Durchfl uss z. B. mit einem Handventil eingestellt wird. Oder es ist,<br />
wie in unseren Geräten standardmäßig enthalten, eine mit dem Überlauf kombinierte Verlustwasserauffangschale<br />
im Rieselquerschnitt im Innern des Kühlturms angebracht, deren Eintrittsquerschnitt mit verstellbaren Abdeckungen<br />
reguliert werden kann.<br />
Die Abschlämmung wird bei Inbetriebnahme des Geräts – bei Besprühung und großer Ventilatordrehzahl – auf die<br />
bei 100% Kühlleistung gewünschte Abfl ußmenge einreguliert.<br />
Es ist einleuchtend, dass diese einfach konstruierten, robusten und leicht zu bedienenden Vorrichtungen, besonders<br />
noch bei drehzahlgeregelten Ventilatoren, nicht genau proportional zur Kühllast und auch nicht genau auf die<br />
gewünschte Eindickung, sondern nur grob annähernd abschlämmen.<br />
3. Quantitäts- oder leistungsabhängige Abschlämmung<br />
Soll bei Vollast die Abschlämm-Menge in kg/h geringer als das Produkt 0,4 x Kühlleistung in kW sein, also weniger<br />
als ca. 25% der Verdunstungsmenge, oder ist ein etwas genaueres Verfahren als das kontinuierliche gewünscht,<br />
bietet sich evtl. eine Dosiereinrichtung an. Diese Apparatur ermöglich die proportionale Abschlämmung, also<br />
im Verhältnis zur eingespeisten Wassermenge, die aufgrund der Verdunstung fast direkt von der jeweiligen<br />
Kühlleistung abhängt.<br />
4. Qualitätsabhängige Abschlämmung<br />
Sie ist am genauesten und am geeignetsten, aber auch am teuersten, sowohl in der Anschaffung als auch in der<br />
Wartung und empfi ehlt sich besonders bei relativ hohen Wasserpreisen oder bei strengen Forderungen an die<br />
Qualität des Umlaufwassers. Die Zuspeisung von Frischwasser erfolgt von der Abschlämmung unabhängig, entweder<br />
<strong>durch</strong> ein Schwimmerventil oder ein Magnetventil mit Schwimmerschalter bzw. Elektrodenniveauregler.<br />
Die qualitätsabhängige Abschlämmung wird gesteuert <strong>durch</strong> die fortwährende „Messung der elektr. Leitfähigkeit“<br />
des Umlaufwassers. Derartige Steuerungen werden in diesem Einsatzgebiet immer häufi ger angewendet, weshalb<br />
hier etwas näher darauf eingegangen werden soll.<br />
II. Grundlagen der Leitfähigkeitsmessung<br />
Die abgeleitete SI-Einheit des elektrischen Leitwertes ist das Siemens mit dem Einheitszeichen S. 1 Siemens ist gleich<br />
dem elektr. Leitwert eines Leiters oder Elektrolyten vom elektr. Widerstand 1 Ohm; der Leitwert hat den reziproken<br />
Wert des Widerstandes, 1 S = 1/Ω = 1 Ω -1 . Das Mikrosiemens ist ein millionstel Teil des Siemens und entspricht dem<br />
Widerstand von 1 MW. Die Leitfähigkeit mit der Einheit µS/cm, ist Leitwert geteilt <strong>durch</strong> Leiterlänge. In unserem Falle<br />
haben wir jedoch keine eindeutige Leiterlänge wie z. B. bei festen Kabeln, sondern der Elektrolyt umspült die beiden<br />
Tauchelektroden (Messzellen) ringsum, deren Durchmesser, Oberfl äche und Material verschieden sein können. Diese<br />
Parameter werden in der Zellenkonstante zusammengefasst und als Korrekturfaktor mit der Einheit cm -1 ausgedrückt,<br />
der bei der Eichung des Messgerätes zu berücksichtigen ist. Eine Polarisation der Elektroden und damit die Bildung<br />
von Kontaktwiderstand zwischen den einzelnen Elektroden und dem Elektrolyten verhindert man weitgehend mit<br />
großer effektiver Elektrodenoberfl äche und <strong>durch</strong> Anlegen eines Wechselstromes mit Niederspannung und einer<br />
bestimmten hohen Frequenz, die im Bereich 100 bis 10000 µS/cm etwa 2000 Hz betragen soll. Bei kleinerer Frequenz<br />
wird die Polarisation stärker, bei höherer besteht die Gefahr von Nebenschlüssen.<br />
Formelableitung<br />
R = U<br />
I<br />
p = R q<br />
l<br />
K = 1 1<br />
=<br />
p R<br />
k = l<br />
q =<br />
l<br />
q<br />
k R =<br />
G<br />
Bei k=1 ergibt sich<br />
K = 1<br />
= L<br />
R<br />
k<br />
= k G<br />
R<br />
K<br />
R = Leiterwiderstand [Ω]<br />
U = angelegte Spannung [V]<br />
I = Stromstärke [A]<br />
p = spez. Widerstand [Ω]<br />
l = Elektrodenabstand [cm]<br />
K = spez. Leitfähigkeit [S/cm]<br />
L = Leitfähigkeit [S/cm]<br />
q = Oberfl äche einer Elektrode [cm2 ]<br />
k = Zellenkonstante [cm-1 ]<br />
G = Leitwert [S]<br />
Die Temperatur des Elektrolyten, in unserem Falle des Wassers, ist für das Messergebnis bestimmend, da die Löslichkeit<br />
(Dissoziation) und Beweglichkeit der Ionen stark temperaturabhängig ist und sich mit steigender Temperatur die<br />
Leitfähigkeit erhöht. Deshalb sind für Labormessungen und für Vergleichszwecke die Werte für die Bezugstemperatur<br />
20°C angegeben. Eine elektronische Temperatur-Kompensation ist möglich, für unseren Anwendungsbereich aber zu<br />
aufwendig und zu kostspielig. Die Leitfähigkeitsänderung beträgt etwa 2% je K; (K = Kelvin). Unser Temperaturbereich<br />
liegt bei Wasserabkühlung von 34 auf 28°C bzw. 31 auf 26°C etwa um 27°C, so dass die Leitfähigkeit hierbei schon ca.<br />
14% höher ist als gegebene Leitfähigkeitsrichtwerte, die sich immer, sofern nicht ausdrücklich anders angegeben, auf<br />
20°C beziehen. Die spezifi sche Leitfähigkeit einer gemessenen Lösung ergibt sich aus:<br />
K = k x L - 0,02 x (t - 20) x k x L 20 t t<br />
bei k = 1 und Messtemperatur 27°C:<br />
K = L - 0,02 x 7 x L = 0,86 L 20 t t t<br />
Als Bezugslösung und zum Eichen dient verdünnte NaCl-Lösung mit einem Temperatur-Koeffi zienten von 2,5%; 550<br />
mg NaCl/l (Kochsalz, als Salz mittlerer Leifähigkeit) entsprechen 1000µS/cm.<br />
Reinstes Wasser, also H O, ist kein Elektrolyt, es leitet elektr. Strom kaum, sein Widerstand ist sehr hoch. Auch eine<br />
2<br />
Anreicherung mit reinen Staubpartikeln ändert daran nichts. Hingegen sind Salze in gelöster Form hervorragende elektr.<br />
Leiter. Die Leitfähigkeit eines bestimmten Salzes ist proportional seiner Konzentration. Die Werte der einzelnen<br />
Salze sind aber sehr verschieden hoch. Um angenähert auf die spezifi sche Leitfähigkeit in µS/cm zu kommen,<br />
multipliziert man den Gesamtsalzgehalt in mg/l mit dem Faktor etwa 1,5 (der oft genannte Faktor 2 gilt u. E.<br />
lediglich für eine bestimmte Natriumchlorid-Konzentration). Vom pH-Wert oder der Härte kann die Leitfähigkeit<br />
nicht direkt abgeleitet werden.
III. Richtbeispiele (ca.-Angaben) von Konzentrationen<br />
Reinstwasser 0,05 µS/cm<br />
einfach destilliertes Wasser 10 µS/cm<br />
<strong>durch</strong>schnittliches Frischwasser 250-800 µS/cm<br />
Die Wahnbachtalsperre bei Bonn liefert<br />
Frischwasser mit ca. 300 – 460 µS/cm<br />
Die Bodenseewasserversorgung<br />
BWV vergibt Frischwasser mit ca. 325 µS/cm<br />
7,9 pH<br />
8,9 °dH (Gesamthärte)<br />
Richtlinie des VDI 3803 für Umlaufwasser in Rückkühlwerken unter Berücksichtigung der verwendeten Materialien<br />
(unvollständig dargestellt)<br />
C-Stahl C-Stahl,<br />
und andere Metalle,<br />
Buntmetalle beschichtet<br />
pH-Wert 7,5-9,0 7,5-9,0<br />
Gesamt Salzgehalt mg/l