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BEYER UND FRIEDEN<br />
24<br />
D<br />
«Ich kann mich nicht daran<br />
gewöhnen, dass mein Name für<br />
eine Kollektion steht.»<br />
as ist nun also Thomas Frieden,<br />
der Patron der Thuner Schmuckmanufaktur<br />
Frieden, bekannt<br />
auch als einer der wichtigen Gemmologen<br />
und Edelsteinhändler des Landes: Er wird<br />
gerufen, wenn Hochkarätiges verkauft oder<br />
eine Sammlung als Wertanlage aufgebaut<br />
werden soll. Denn er kennt die Geheimnisse<br />
der Edelsteine aus jeder Ecke der Welt.<br />
Mit einer Lupe und ein paar Handinstrumenten<br />
bewaffnet, ist es ihm möglich, zu<br />
lokalisieren, aus welcher Mine ein Stein<br />
stammt. Und ziemlich exakt einzuschätzen,<br />
wie und vor allem ob sich dessen Begehrlichkeit<br />
entwickeln wird.<br />
Doch wer ist dieser Thomas Frieden?<br />
Ein gewiefter Geschäftsmann? Ein verwegener<br />
Indiana Jones? Ein auf Steine versessener<br />
Kauz? Wohl ein bisschen von<br />
allem – dabei aber erstaunlich greifbar. So<br />
sagt er etwa über seine eigene «Thomas<br />
Frieden»-Kollektion, mit der er auch im<br />
Beyer-Sortiment vertreten ist: «Ich kann<br />
mich nach drei Jahren noch nicht daran<br />
gewöhnen, dass mein voller Name für eine<br />
Kollektion steht. Ich empfinde das als Prahlerei<br />
und fühle mich unwohl.» Thomas<br />
Frieden, ebenso weltgewandt wie bescheiden<br />
und genauso selbstkritisch wie humorvoll,<br />
pflegt die gute alte Schule wie aus<br />
dem Lehrbuch. Altmodisch aber wirkt er<br />
nicht, im Gegenteil: Der 71-Jährige strahlt<br />
den Schalk und die geistige Wendigkeit<br />
eines fitten Fünfzigers aus.<br />
Weil man sich schätzt, einander aber<br />
viel zu selten über den Weg läuft, hat er<br />
René Beyer ins Berner Oberland eingeladen<br />
und als erste Station das Tropenhaus<br />
in Frutigen gewählt. Hier werden im Thermalwasser<br />
aus dem Lötschberg Sibirische<br />
Störe gezüchtet, die einen hervorragenden<br />
Kaviar liefern. Nebenan, im tropischen<br />
Nutzgarten, gedeihen Bananenbäume,<br />
Papayas und Guaven. Die richtige Umgebung<br />
also, um gegen den Winterblues eine<br />
Prise Exotik zu tanken. Denn Thomas<br />
Frieden, seine Gattin Charlotte und René<br />
Beyer verbindet neben der Uhren- und<br />
Schmuckwelt auch das Fernweh und insbesondere<br />
die Liebe zu Asien.<br />
EIN STEINIGER WEG<br />
Es geht nur einen halben Cappuccino lang,<br />
schon reisen die drei launig durch Zeit<br />
und Raum. Thomas Frieden erzählt in<br />
seinem melodiösen breiten Berndeutsch,<br />
wie er 1970 sein heute legendäres Beziehungsnetz<br />
aufzubauen begann. Er flog<br />
nach Bangkok, griff in einer Telefonkabine<br />
nach den Yellow Pages und rief ganz<br />
einfach jeden an, bei dem etwas mit Edelsteinen<br />
im Firmentitel vorkam. Das führte<br />
nicht immer, aber immer öfter zum<br />
gewünschten Erfolg. Bald wusste man in<br />
Bangkok, wer dieser Mister Frieden aus<br />
Thun ist. Die Händler begannen, die wirklich<br />
guten Steine hervorzuholen.<br />
«Noch heute muss man sich im Edelstein-Business<br />
qualifizieren», erklärt Thomas<br />
Frieden. «Doch wenn man einmal<br />
anerkannt ist, fragt keiner mehr nach Banksicherheiten<br />
oder einem Vorschuss. Dann<br />
gilt der Handschlag.» Von der weltweiten<br />
Edelsteinproduktion kaufen Händler wie<br />
Thomas Frieden (und das Schmuckatelier<br />
Beyer) nur aus den obersten 5 Prozent der<br />
FRIEDEN HERRSCHT<br />
—<br />
Die Schmuckmanufaktur Frieden<br />
ist einer der grössten Schmuckhersteller<br />
der Schweiz. 1898 wurde sie von<br />
Thomas Friedens Grossvater in Langnau<br />
im Emmental gegründet. Über Bern<br />
kam die Familie nach Thun, wo sie seit<br />
1908 an der Hauptgasse 37 auch<br />
ein Ladenlokal betreibt. Heute zählt<br />
die Firma 26 Angestellte und wird von<br />
CEO Markus Lerch geführt. Als<br />
sogenanntes White Label stellt Frieden<br />
Schmuck für Juweliere her, die ihn<br />
unter ihrem Namen anbieten. Seit drei<br />
Jahren ist die eigene Kollektion<br />
«Thomas Frieden» auf dem Markt – mit<br />
bisher drei Linien, die auch bei Beyer<br />
erhältlich sind.<br />
Thomas Frieden (1944) bildete sich in<br />
Paris an der Ecole des Beaux-Arts<br />
im Zeichnen aus und studierte in Los<br />
Angeles Edelsteinkunde am Gemological<br />
Institute of America, wo er mit<br />
dem renommierten Titel «G.G., GIA»<br />
abschloss. Bevor er 1974 in das<br />
elterliche Unternehmen eintrat, erwarb<br />
er den Titel «Experte für Edelsteine» der<br />
Schweizerischen Gemmologischen<br />
Gesellschaft.<br />
_ www.frieden.ch<br />
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