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das langfristige diversifikationspotential von immobilienaktien

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DAS LANGFRISTIGE DIVERSIFIKATIONSPOTENTIAL VON<br />

IMMOBILIENAKTIEN – KORRELATION UND KOINTEGRATION<br />

Dr. Roland Hübner Dr. Markus S. Schwaiger Dr. Gerhard Winkler<br />

Lehrstuhl für BWL – Schwerpunkt<br />

Finanzierung und Banken<br />

Ordinariat für Betriebliche<br />

Finanzierung Institut für Kreditwirtschaft<br />

Universität Potsdam Wirtschaftsuniversität Wien Wirtschaftsuniversität Wien<br />

August-Bebel-Str. 89<br />

D-14482 Potsdam<br />

Tel.: +43/331/977-3348<br />

Augasse 2 – 6<br />

A-1090 Wien<br />

Tel.: +43/1/31336/4254<br />

Augasse 2 – 6<br />

A-1090 Wien<br />

Tel.: +43/1/31336/4685<br />

rhuebner@rz.uni-potsdam.de markus.schwaiger@wu-wien.ac.at gerhard.winkler@wu-wien.ac.at


DAS LANGFRISTIGE DIVERSIFIKATIONSPOTENTIAL VON<br />

IMMOBILIENAKTIEN – KORRELATION UND KOINTEGRATION<br />

Zusammenfassung<br />

Wegen ihrer relativ geringen Korrelation mit dem Aktienmarkt sind Immobilienaktien gerade<br />

für <strong>das</strong> <strong>langfristige</strong> Aktienfondsmanagement <strong>von</strong> besonderem Interesse. Dieses<br />

Diversifikationspotential kann jedoch durch einen <strong>langfristige</strong>n Zusammenhang, der in<br />

Korrelationskoeffizienten unberücksichtigt bleibt, geschmälert werden. Während Erkenntnisse<br />

über eventuelle Langfristzusammenhänge für die USA widersprüchlich sind, fehlen sie für<br />

Deutschland gänzlich. Anhand eines aktuellen Betrachtungszeitraums wird die Existenz<br />

<strong>langfristige</strong>r Gleichgewichte zwischen dem Aktien- und Immobilienmarkt für beide Länder<br />

überprüft. Für die USA kann eine deutlichere Bestätigung für eine schwache langfristig stabile<br />

Beziehung zwischen REITs und US-Aktien als bisher gefunden werden. Für Deutschland sind<br />

die Ergebnisse nicht eindeutig, deuten jedoch insbesondere bei einem Vergleich mit den US-<br />

Resultaten ebenfalls auf eine kointegrierende Beziehung hin.<br />

Abstract<br />

Due to their diversification benefits, real estate investments are especially interesting for the<br />

management of stock funds. The diversification potential of real estate can however be<br />

reduced by a long-term interdependence not included in (short-term) correlation coefficients.<br />

With both assets depending to some extent on the overall economic environment, a long term<br />

relationship between the two may be plausible and – if it does exist – should be considered in<br />

the selection of (long-term) efficient portfolios. This paper empirically investigates the<br />

existence of any long-term relationship between equity and real estate for the US and<br />

Germany based on a co-integration and error correction analysis. We provide evidence for a<br />

weak long-term relation between REITs and US-stocks with the evidence being stronger than<br />

in former studies. Results for Germany are ambiguous, although we find indications pointing<br />

towards a similar long term interdepence.<br />

Schlagworte: Immobilienanlagen, Kointegration, Portfoliomanagement<br />

JEL Klassifikation: C12, G11, L85


1 Einleitung<br />

1<br />

Die Attraktivität <strong>von</strong> Immobilienaktien im Aktienfondsmanagement, gerade bei<br />

<strong>langfristige</strong>n Anlagestrategien wie beispielsweise im Rahmen der Altersvorsorge, geht<br />

insbesondere <strong>von</strong> den Immobilienanlagen generell innewohnenden beachtlichen<br />

Diversifikationseffekten auf ein Aktienportfolio aus. Während dessen Ertrag dem<br />

durchschnittlichen Ertrag der im Portfolio enthaltenen Titel gleicht, sinkt <strong>das</strong><br />

Portfoliorisiko im Vergleich zum durchschnittlichen Risiko der einzelnen Werte. Die<br />

Risikoreduktion ist im so stärker, je geringer die Korrelation zwischen den Renditen der<br />

Einzelwerte ist.<br />

Die vergleichsweise geringe Korrelation zwischen Aktien- und Immobilienaktien<br />

konnte empirisch mehrfach nachgewiesen werden, wobei die Stärke des<br />

Zusammenhangs vom untersuchten Land und vom Zeitraum abhängt. Für Deutschland<br />

wurden signifikante Korrelationskoeffizienten im Bereich 0,2 bis 0,6 ermittelt, für die<br />

USA können Zusammenhänge vornehmlich um 0,5 bis zu 0,8 als typisch bezeichnet<br />

werden. 1 Entsprechend kann die Portfolioeffizienz durch die Hinzunahme <strong>von</strong><br />

Immobilienaktien, je nach Risikoeinstellung der Investoren und Breite der<br />

Investmentalternativen (beispielsweise auch Rentenanlagen und/oder Immobilienfonds),<br />

zum Teil deutlich gesteigert werden. 2<br />

Zu beachten ist allerdings, <strong>das</strong>s Korrelationskoeffizienten in der Regel auf der Basis<br />

periodischer – und damit kurzfristiger – Wertänderungen entsprechender Indikatoren<br />

errechnet werden. Da viele ökonomische Zeitreihen Realisationen nicht-stationärer<br />

stochastischer Prozesse darstellen, muss eine Berechnung der Korrelationskoeffizienten<br />

1 Für Deutschland vgl. Beck (2000), Maurer/Sebastian (1999), Maurer et al. (2000), Rehkugler (2002),<br />

Stähn (2000), Hübner (2002) oder Hübner et al. (2003b), für US-amerikanische Immobilienaktien<br />

Chandrashekaran (1999), Giliberto (1993), Gyourko/Kein (1993), Graff et al. (1997) oder Rehkugler<br />

(2002). Untersuchungen in weiteren Ländern bestätigen eine grundsätzlich recht geringe Korrelation <strong>von</strong><br />

Aktienmarkt und Immobilienaktien. Vgl. bspw. Eichholtz (1997), Sivitanidis (1997), Dotzauer et al.<br />

(1999), Maurer et al. (2000), oder Hübner et al. (2003a).<br />

2 Zu Untersuchungen zum Diversifikationspotential, auch <strong>von</strong> direkten Immobilieninvestments oder<br />

Immobilienfonds, vgl. für Deutschland insbesondere Maurer/Stephan (1996), Martin/Maurer (1997),<br />

Maurer/Sebastian (1998) und (1999), Hübner et al. (2003b), Schwaiger et al. (2003c) oder Rehkugler<br />

(2002), für den US-Markt bspw. Mueller et al. (1994), Firstenberg (1988), Rubens (1998), Kallberg et al.<br />

(1996), Webb et al. (1988) oder die Übersicht <strong>von</strong> Seiler et al. (1999). Auch Analysen zur Einbeziehung<br />

internationaler Immobilienanlagen bestätigen deren Diversifikationswirkung. Vgl. Conover et al. (2002),<br />

Eichholtz (1996), Ziobrowski/Curcio (1991), Ziobrowski/Ziobrowski (1993) und (1995), Gordon (1998),<br />

Cheng et al. (1999) oder Maurer/Reiner (2002).


2<br />

auf der Grundlage <strong>von</strong> Daten in Leveln – bei Aktien beispielsweise in Form einer<br />

fortlaufenden Kursreihe – aufgrund der Möglichkeit <strong>von</strong> Scheinkorrelationen abgelehnt<br />

werden. Es ergeben sich sehr hohe Korrelationskoeffizienten, die den tatsächlichen<br />

Zusammenhang nicht korrekt widerspiegeln. Derartige Zeitreihen werden daher<br />

üblicherweise durch Bildung der ersten Differenzen stationär gemacht. Auf dieses so<br />

gewonnene Datenmaterial, <strong>das</strong> entweder aus absoluten (bei Aktien entsprächen diese<br />

den Kurssteigerungen) oder relativen (<strong>das</strong> wären bei Aktien die Renditen) Differenzen<br />

bestehen kann, ist <strong>das</strong> Instrumentarium der Korrelations- und Regressionsanalyse<br />

sinnvoll anwendbar.<br />

Unterstellt man allerdings die Relevanz ökonomischer Gleichgewichtshypothesen, so ist<br />

zu vermuten, <strong>das</strong>s langfristig stabile Gleichgewichtsbeziehungen existieren, die sich nur<br />

im Niveau der Zeitreihen widerspiegeln. Denn Korrelation beziehungsweise Regression<br />

in Differenzen impliziert, <strong>das</strong>s sich die Niveaus der Variablen beliebig weit <strong>von</strong>einander<br />

entfernen können. Dies steht jedoch im Gegensatz zu der Beobachtung, <strong>das</strong>s<br />

Finanzmarkt-Zeitreihen vielfach durch gemeinsame <strong>langfristige</strong> Trends gekennzeichnet<br />

sind. 3 Eine Differenzenbildung mit Verzicht auf die Niveaugrößen kann somit zu einem<br />

erheblichen Informationsverlust führen. Streng genommen lassen die aus den<br />

periodischen Steigerungsraten ermittelten Korrelationskoeffizienten daher nur Aussagen<br />

über kurzfristige Zusammenhänge zu. So bleibt auch eine langfristig stabile Relation<br />

zwischen Aktien- und Immobilienaktieninvestments, die möglicherweise nicht zu allen<br />

Zeitpunkten exakt erfüllt ist, aber dennoch existiert, unbeachtet, obwohl sie aufgrund<br />

der Abhängigkeit beider Anlageklassen <strong>von</strong> der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

plausibel erscheint.<br />

Als Argument für derartige Zusammenhänge können dabei neo-klassiche<br />

Gleichgewichtshypothesen dienen, nach denen sich risikoadjustierte marginale Renditen<br />

über verschiedenen Anlageklassen langfristig ausgleichen sollten. Im speziellen sind<br />

eventuelle Unterschiede/Gemeinsamkeiten in den werttreibenden Faktoren <strong>von</strong><br />

Anlageklassen (hier Aktien und Immobilienaktien) beispielsweise hinsichtlich deren<br />

Reaktionen auf den allgemeinen Konjunkturzyklus, Zinsänderungen, aber auch<br />

(unerwartete) Inflationsschübe zu diskutieren. So dürfte insbesondere hinsichtlich<br />

3 Vgl. Greene (2000)


3<br />

Gewerbeimmobilien der Konjunkturzyklus auf beide Anlagekategorien eine ähnliche<br />

Wirkung haben, wenngleich Gewerbeimmobilien aufgrund vertraglicher Komponenten<br />

eine gegenüber Aktien verzögerte Reaktion auf den Konjunkturzyklus aufweisen<br />

werden. 4 (Unerwartete) Zinsänderungen werden langfristig aufgrund gestiegener<br />

Finanzierungskosten negativ auf Aktien und Immobilien wirken, wenngleich Umfang<br />

und Ausmaß unklar bleiben. Auch die u.U. unterschiedlichen Auswirkungen <strong>von</strong><br />

(unerwarteter) Inflation werden hinsichtlich eventueller Langfristzusammenhänge<br />

zwischen den Anlageformen zu berücksichtigen sein. Ob beispielsweise<br />

Immobilienanlagen einen oftmals angeführten besseren Schutz vor unerwarteter<br />

Inflation liefern, ist jedenfalls strittig. 5 An speziellen Effekten wird weiters zu beachten<br />

sein, inwieweit Boom-Bust Zyklen in Immobilienmärkten losgelöst <strong>von</strong> der<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erfolgen. Es soll daher aus empirischer Sicht<br />

geprüft werden, ob die aus den Korrelationskoeffizienten zu schließenden<br />

Zusammenhänge zwischen den Vermögensklassen und die daraus abzuleitenden<br />

Diversifikationseffekte <strong>von</strong> Immobilienaktien auch langfristig Bestand haben.<br />

Mit dem Instrumentarium der Kointegration und der Fehlerkorrektur ist ein<br />

Analyseansatz verfügbar, der die Modellierung solcher <strong>langfristige</strong>r<br />

Gleichgewichtsbeziehungen und <strong>von</strong> ihnen ausgehender kurzfristiger<br />

Anpassungsprozesse erlaubt. Kann eine Kointegrationsbeziehung zwischen den<br />

verschiedenen Assetklassen hergestellt werden, so existiert ein <strong>langfristige</strong>r<br />

Zusammenhang zwischen den untersuchten Anlageformen, der ihre<br />

Diversifikationspotentiale schmälert und daher auch in der Portfolio Selection zu<br />

berücksichtigen ist.<br />

Bisher ist die Fragestellung eines Langfristzusammenhanges zwischen<br />

Immobilieninvestments und anderen Assetklassen, insbesondere Aktien und Renten, nur<br />

am Rande der sehr umfangreichen Literatur zum Diversifikationspotential <strong>von</strong><br />

Immobilienanlagen behandelt worden. Erste Untersuchungen existieren für die USA<br />

und Großbritannien. So finden etwa Okunev/Wilson (1997) für den Zeitraum 1979 bis<br />

4 vgl. dazu u.a. Key et al. (1994)<br />

5<br />

Vgl. dazu etwa Maurer/Sebastian (2002) für den europäischen Raum beziehungsweise Seilter et al.<br />

(1999) für den US-Markt.


4<br />

1993 schwache Langfristzusammenhänge zwischen US-Aktien und Immobilienaktien.<br />

Die Resultate <strong>von</strong> Wilson/Okunev (1999) für den Zeitraum 1971 bis 1993 schwächen<br />

diese Ergebnisse jedoch ab, da sie sowohl für die Vereinigten Staaten als auch<br />

Großbritannien keine beziehungsweise ebenfalls nur sehr schwache <strong>langfristige</strong><br />

Beziehungen i.S.v. Kointegrationszusammenhängen ergeben. Fraser et al. (2002)<br />

zeigen, <strong>das</strong>s keine Langfristzusammenhänge zwischen direkten Immobilienanlagen und<br />

Aktien existieren und finden darüber hinaus auch keine <strong>langfristige</strong>n<br />

Gleichgewichtsbeziehungen zwischen direkten Immobilienanlagen und Anleihen.<br />

Tuluca et al. (1998) hingegen stellen eine Kointegrationsbeziehung zwischen<br />

Immobilienfonds und kurzfristigen Anleihen fest. 6<br />

Angesichts widersprüchlicher Ergebnisse und mangels Untersuchungen mit aktuellem<br />

Beobachtungszeitraum für den US-Markt besteht <strong>das</strong> erste Ziel dieser Arbeit darin, die<br />

Zusammenhänge auf dem US-Markt einer nochmaligen Untersuchung zu unterziehen.<br />

Zum zweiten soll <strong>das</strong> Diversifikationspotential <strong>von</strong> Immobilienaktien auch für<br />

Deutschland auf seine <strong>langfristige</strong> Stabilität geprüft werden, da hierzu Untersuchungen<br />

gänzlich fehlen. Ein Vergleich der beiden Länder bietet den Vorteil, weitere<br />

Ansatzpunkte zur Beurteilung des bislang vergleichsweise wenig entwickelten<br />

Segments deutscher Immobilienaktien zu erhalten.<br />

Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut. Abschnitt 2 beschreibt <strong>das</strong> zugrundeliegende<br />

Datenmaterial. Der darauf folgende Abschnitt 3 beschäftigt sich mit dem methodischen<br />

Fundament der Untersuchungen – dem <strong>von</strong> Johansen (1988, 1991, 1992) und<br />

Johansen/Juselius (1990) entwickelten Verfahren zum Testen und Schätzen<br />

kointegrierter Beziehungen. Im Zentrum der Arbeit steht die Kointegrationsanalyse in<br />

6 Vgl. auch Ambrose et al. (1992), die auf Basis fraktalgeometrischer Analysen keine Segmentierung<br />

zwischen Aktien und Immobilienmärkten feststellen können. Ansonsten wurde <strong>das</strong> Instrumentarium der<br />

Kointegration bei Immobilieninvestments v.a. zur Überprüfung ihrer Inflationsschutzeigenschaften sowie<br />

zur Feststellung <strong>von</strong> Langfristzusammenhängen zwischen einzelnen Immobilienmärkten oder -arten<br />

eingesetzt. Zur Inflationsschutzeigenschaft vgl. etwa Tarbert (1996), beziehungsweise Barkham et al.<br />

(1996) für Untersuchungen zum britischen Markt beziehungsweise Chatrath/Liang (1998), Ganesan/Chian<br />

(1998), oder Stevenson/Murray (1999) für den US-Markt. Die Resultate differieren jedoch je nach<br />

betrachteter Untersuchung. Bezüglich der Zusammenhänge zwischen mehreren nationalen<br />

Immobilienmärkten finden Kleiman et al. (2002) im Gegensatz zu Stevenson (2003) <strong>langfristige</strong><br />

Beziehungen. Chaudhry et al. (1999) und He/Winder (1999) belegen Kointegrationszusammenhänge<br />

zwischen regionalen Märkten. He (1998) oder He/Webb (2000) finden diese auch zwischen mehreren<br />

Immobilienanlageformen.


5<br />

Abschnitt 4. Der Beitrag schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten<br />

Ergebnisse und einem kurzen Ausblick.<br />

2 Datenbasis<br />

Zur Untersuchung des Langfristzusammenhanges zwischen Aktien und<br />

Immobilienaktien fanden jeweils nur Performanceindizes Verwendung, d.h. in den<br />

Renditen sind Kursbewegungen und sämtliche Erträge erfasst. Zur Abbildung des US-<br />

amerikanischen Aktienmarktes wurde auf den Standard&Poors 500 Total Return Index<br />

zurückgegriffen, der ca. 80% der Gesamtkapitalisierung des US-Aktienmarktes abdeckt.<br />

Die 500 enthaltenen Aktien wiesen Ende 2002 eine Marktkapitalisierung <strong>von</strong> 8.100<br />

Mrd. $ auf. Als Indikator für US-Immobilienaktien wurde der NAREIT-Equity Index<br />

der National Association of Real Estate Investment Trusts verwendet. Real Estate<br />

Investment Trusts (REITs) sind geschlossene, börsengehandelte US-Immobilienfonds.<br />

Die praktisch als Immobilienaktien behandelten REITs genießen bei Erfüllung<br />

bestimmter Bedingungen einen steuerlichen Sonderstatus, der sie insbesondere <strong>von</strong> der<br />

US-Körperschaftssteuer befreit. Die als Bestandshalter zu klassifizierenden Equity<br />

REITs dominieren den REITs-Markt. 7 Der NAREIT-Equity Index inkludiert alle Equity<br />

REITs, die an der New York Stock Exchange, dem NASDAQ National Market System<br />

oder der American Stock Exchange notieren. Er enthielt Ende 2002 Gesellschaften mit<br />

einer Kapitalisierung <strong>von</strong> 151 Mrd. $. Der US-Immobilienaktienmarkt gilt angesichts<br />

seiner absoluten Größe als einer der entwickeltsten Märkte seiner Art. Das US-Sample<br />

umfasst die Periode <strong>von</strong> 01/1988 bis 05/2003.<br />

Für Deutschland wurde als Indikator für den Aktienmarkt der alle Werte des Prime und<br />

General Standard Marktes der Deutschen Börse inkludierende CDAX sowie der<br />

Deutsche Immobilienaktienindex DIMAX des Bankhauses Ellwanger & Geiger<br />

herangezogen. Letzterer ist der bedeutendste Index für diesen Markt. Ende 2002<br />

umfasste er 55 Werte, die aufgrund fehlender Untergrenzen bezüglich der<br />

Marktkapitalisierung oder Mindestquoten des Streubesitzes de facto den Gesamtmarkt<br />

7 Zur Erlangung des steuerlichen Sonderstatus müssen bspw. Equity REITs mindestens 75% ihres<br />

Vermögens in Immobilien angelegt haben und mindestens 75% der Erträge aus diesem Geschäft stammen.<br />

Weitere Formen sind Mortgage-REITs und Hybrid-REITs, als Kombination aus Equity- und Mortgage-<br />

REITs.


6<br />

beschreiben. 8 Wegen der geringen Kapitalisierung und des kleinen Streubesitzes vieler<br />

Gesellschaften ergeben sich negative Auswirkungen auf die Preis- beziehungsweise<br />

Indexermittlung. Der niedrige Entwicklungsstand des Marktes ist auch der Grund dafür,<br />

<strong>das</strong>s im Index neben Bestandshaltern auch Unternehmen mit den<br />

Geschäftsschwerpunkten Immobilienverwaltung, Immobilienhandel,<br />

Projektentwicklung und Immobilienberatung erfasst sind. Die Marktkapitalisierungen<br />

<strong>von</strong> CDAX und DIMAX betrugen zum Jahresende 2002 ca. 350 Mrd. €<br />

beziehungsweise 9,8 Mrd. €. Das deutsche Sample erstreckt sich vom Zeitpunkt der<br />

erstmaligen Berechnung des DIMAX, 01/1989, bis 05/2003.<br />

Alle Indizes gingen zum jeweiligen Beginn des Samples (01/1989 beziehungsweise<br />

01/1988) mit den auf Basis der „Inception Dates“ der jeweiligen Indizes berechneten<br />

Indexstände ein. Für den S&P500TR ist dies 01/1988 für den NAREIT 12/1971, für den<br />

CDAX 01/1988 und für den DIMAX 12/1988. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen die<br />

Kursverläufe und die (stetige) Renditen der verwendeten Indizes.<br />

2400<br />

2000<br />

1600<br />

1200<br />

800<br />

400<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

0<br />

1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

Abbildung 1: Daten für die USA<br />

SP500TR - Kurs<br />

500<br />

1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

NAREIT - Kurs<br />

.12<br />

.08<br />

.04<br />

.00<br />

-.04<br />

-.08<br />

-.12<br />

-.16<br />

1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

.12<br />

.08<br />

.04<br />

.00<br />

-.04<br />

-.08<br />

SP500TR - Renditen<br />

-.12<br />

1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

NAREIT - Renditen<br />

8<br />

Einzige Bedingung für eine Aufnahme in den Index ist, <strong>das</strong>s mindestens 75% des Ertrags aus dem<br />

Immobiliengeschäft resultieren.


700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

440<br />

400<br />

360<br />

320<br />

280<br />

240<br />

200<br />

160<br />

120<br />

80<br />

7<br />

Abbildung 2: Daten für Deutschland<br />

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

CDAX - Kurs<br />

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

DIMAX - Kurs<br />

.2<br />

.1<br />

.0<br />

-.1<br />

-.2<br />

-.3<br />

.20<br />

.15<br />

.10<br />

.05<br />

.00<br />

-.05<br />

-.10<br />

-.15<br />

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

CDAX - Renditen<br />

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002<br />

DIMAX - Renditen<br />

Vor allem zwei Aspekte erscheinen bei näherer Betrachtung der Abbildungen 1 und 2<br />

erwähnenswert: Dies ist einerseits der für den deutschen Aktienmarkt nach dem Platzen<br />

der „New-Economy-Bubble“ wesentlich ausgeprägtere Kursrückgang und andererseits<br />

die Tatsache, <strong>das</strong>s auch der DIMAX offensichtlich <strong>von</strong> den Schocks am Aktienmarkt<br />

wesentlich beeinflusst wurde, stark an Wert verlor und erst jetzt zu einer (eventuellen)<br />

Erholung ansetzt, während US-Immobilienaktien in dieser Hinsicht eine lediglich<br />

vorübergehende Kurskorrektur hinnehmen mussten. Diesbezüglich zeigt sich <strong>das</strong><br />

Immobilienaktien teilweise immanente Aktienmarktrisiko.<br />

Einen Überblick über die statistischen Eigenschaften der Rendite-Samples gewährt<br />

Tabelle 1.


8<br />

Tabelle 1: Statistische Eigenschaften der Daten-Samples für USA und Deutschland<br />

∆ln(SP500TR) ∆ln (NAREIT) ∆ln(CDAX) ∆ln(DIMAX)<br />

Mittelwert 0.009344 0.008627 0.004154 0.005346<br />

Standardabw. 0.042844 0.034068 0.060502 0.039172<br />

Schiefe -0.590795 0.105187 -0.899853 0.410422<br />

Kurtosis 3.777448 3.440679 5.605546 5.662467<br />

Jarque-Bera 15.42113 1.838089 72.70164 55.95479<br />

Prob. 0.000448 0.398900 0.000000 0.000000<br />

Korrelation 0.385312 0.389594<br />

Observationen 185 185 173 173<br />

Gemeinsamkeiten zwischen den Daten der beiden Länder treten einerseits in den<br />

Korrelationen der beiden jeweiligen Anlageklassen auf, die mit einem Wert <strong>von</strong> ca. 0,39<br />

bisherigen Untersuchungen gleichen. Darüber hinaus sind sowohl in den USA als auch<br />

in Deutschland Aktien links- und Immobilienaktien rechtsschief verteilt. Die<br />

Unterschiede zwischen den Daten beider Länder hängen stark mit der bereits<br />

angesprochenen Reaktion der deutschen Werte auf <strong>das</strong> Platzen der „New-Economy-<br />

Bubble“ 2000 zusammen. So ist diese Reaktion beispielsweise ein Mitgrund für die<br />

sowohl für Aktien als auch Immobilienaktien höhere Kurtosis deutscher Titel, als auch<br />

für den Umstand, <strong>das</strong>s US-Aktien und REITs höhere Renditen bei geringerem Risiko<br />

aufwiesen. Ferner ist zu beobachten, <strong>das</strong>s in Deutschland Aktien über die betrachtete<br />

Sampleperiode eine geringere durchschnittliche monatliche Rendite bei gleichzeitig<br />

höherer Varianz aufwiesen als Immobilienaktien, wogegen die US Daten zeigen, <strong>das</strong>s in<br />

der Vergangenheit <strong>das</strong> höhere Risiko <strong>von</strong> Aktien auch mit einer höheren<br />

Durchschnittsrendite belohnt wurde. Hinsichtlich der Renditeverteilungen ist<br />

anzumerken, <strong>das</strong>s, während US-Aktienrenditen wie in Deutschland nicht als<br />

normalverteilt angenommen werden können, für REITs die Nullhypothese einer<br />

Normalverteilung auf Grundlage eines Jarque-Bera Test nicht verworfen werden kann.<br />

3 Methodik<br />

Johansen´s Maximum Likelihood (ML) Methode erlaubt es, kointegrierte Beziehungen<br />

in multivariatem Kontext zu untersuchen. Den Ausgangspunkt der Analysen stellt ein p-<br />

dimensionaler Vektor-Autoregressiver-Prozess (VAR) k-ter Ordnung der Form


Yt � Π Y � ... � Π Y � � � � � t � ΦD � �<br />

9<br />

1 t � 1 k t k<br />

t t , ( t 1,<br />

2,...<br />

T<br />

mit dem p �1<br />

Vektor endogener Variablen Y t , Störtermen t � � ,...,<br />

� ) (1)<br />

1 ~ IIN p ( 0,<br />

�)<br />

gegebenen Werten <strong>von</strong> 1 0 ,...,Y Y� k � , der Konstanten � , einem Trendterm � t und den<br />

Dummy-Variablen D t dar. Die meisten ökonomischen Variablen sind jedoch in ihren<br />

Leveln nicht-stationär, wohl aber in ihren ersten Differenzen und somit I ( 1)<br />

, d.h.<br />

integriert der Ordnung 1. Daher werden VAR-Prozesse wie in (1) im allgemeinen in<br />

ihren ersten Differenzen geschätzt. Obwohl eine derartige Modellierung die<br />

Voraussetzung der Stationarität der Daten in der Regel gewährleistet, führt sie doch zum<br />

Verlust der ausschließlich in den Leveln enthaltenen Informationen über einen<br />

Langzeitzusammenhang zwischen den Zeitreihen und stellt eine Fehlspezifikation der<br />

Beziehungen dar, sofern die Variablen kointegriert sind. Dabei nennt man allgemein die<br />

Variablen y i,<br />

t mit i=1,...,N und t = 1,...,T kointegriert der Ordnung (d,b), also CI (d,b)<br />

mit d � b � 1,<br />

wenn<br />

� sie alle integriert der Ordnung d sind, also � : I ( d)<br />

, und<br />

� eine Linearkombination dieser Variablen existiert, die integriert der Ordnung (d-<br />

N<br />

b) ist, also �� i yi,<br />

t : I(<br />

d � b)<br />

.<br />

i�1<br />

Johansen und Juselius (1990) schlagen daher vor, ein VAR-Modell wie in (1), in<br />

yi, t<br />

folgende Vektor-Fehler-Korrektur-Darstellung (VEC) überzuführen:<br />

k<br />

� t � ΠYt<br />

�1<br />

� �<br />

i�1<br />

Y Γ �Y<br />

� � � � t �ΦD<br />

� �<br />

i<br />

t �i<br />

mit Γ � � Ι � Π � ... � Π ) , ( i � 1,..., k �1)<br />

(2a)<br />

i<br />

( 1 i<br />

und ) Π ... Π Ι Π � � � � � (2b)<br />

( 1 k<br />

t<br />

t<br />

,<br />

(2)


10<br />

Das Gleichungssystem in (2) gleicht einem VAR-Modell in ersten Differenzen mit<br />

Ausnahme des Terms ΠY t 1 . Dieser kann Langzeitinformationen enthalten, wobei drei<br />

Fälle zu unterscheiden sind 9 :<br />

�<br />

i. Rang( Π)<br />

� p , d.h. die Matrix Π besitzt vollen Rang. Dann ist der VAR-Prozess<br />

Y t (in Leveln) stationär.<br />

ii. Rang ( Π)<br />

� 0 , d.h. die Matrix Π ist die Nullmatrix und (2) entspricht dann einem<br />

VAR-Modell in ersten Differenzen.<br />

iii. 0 < Rang( Π)<br />

� r < p . In diesem Fall existieren r Kointegrationsbeziehungen<br />

zwischen den Elementen <strong>von</strong> Y t und Π ergibt sich als Produkt Π � � � � zweier<br />

Matrizen der Ordnung p � r . Die Elemente der Anpassungs- beziehungsweise<br />

Feedback-Matrix � geben die Anpassungsgeschwindigkeit zurück zur<br />

gleichgewichtigen Entwicklung an, während die Elemente der kointegrierenden<br />

Matrix � die <strong>langfristige</strong>n Gleichgewichtsbeziehungen aller p Variablen des VAR-<br />

Modells quantifizieren.<br />

Um den Rang r der geschätzten Matrix Π ˆ zu bestimmen, sind zunächst die Eigenwerte<br />

� i zu berechnen. Die Anzahl der signifikant <strong>von</strong> Null verschiedenen Eigenwerte gibt<br />

den Rang der Matrix Π ˆ an und lässt sich mit zwei Tests bestimmen:<br />

p<br />

� Mit der Trace-Statistik Tr � �T<br />

�ln( 1�<br />

� i ) testet man auf höchstens r0 <strong>von</strong><br />

i�r<br />

�1<br />

0<br />

Null verschiedene Eigenwerte. Die Null-Hypothese lautet daher 0 : r0<br />

r H � , die<br />

Alternativhypothese H r � r � p �1.<br />

1 : 0<br />

� Der maximale Eigenwerttest basiert auf derselben Null-Hypothese wie der<br />

Trace-Test. Die Alternativ-Hypothese lautet nunmehr aber H r � r �1.<br />

Die<br />

Teststatistik errechnet sich wie folgt: max ln( 1 1)<br />

0 �<br />

� � �T<br />

� �r<br />

.<br />

9 Johansen/Juselius (1990), S. 170.<br />

1 : 0


4 Kointegrationsanalyse<br />

4.1 Kointegration in den USA<br />

11<br />

In einem ersten Schritt werden Einheitswurzeltests durchgeführt, um festzustellen, ob<br />

die stochastischen Prozesse integriert derselben Ordnung und damit die<br />

Voraussetzungen für Tests auf Kointegration gegeben sind. Es gelangen Augmented-<br />

Dickey-Fuller - (ADF-) Tests zur Anwendung, die vorsehen, OLS-Schätzungen <strong>von</strong><br />

Regressionsgleichungen der Form<br />

y y t y y ... y �<br />

� t � � t � 1 � � � � � �1�<br />

t �1<br />

� �2�<br />

t �2<br />

� � �k<br />

� t �k<br />

�<br />

durchzuführen. Die Null-Hypothese einer Einheitswurzel H : � � 0 kann nun getestet<br />

werden, indem die t-Statistik für den Koeffizienten � errechnet und mit den kritischen<br />

Werten <strong>von</strong> MacKinnon (1996) verglichen wird. Voraussetzung dafür ist allerdings die<br />

Freiheit der Residuen <strong>von</strong> Autokorrelation. Um diese zu gewährleisten, kann es<br />

erforderlich sein, zusätzliche k Lag-Terme der endogenen Variable � yt<br />

als Regressoren<br />

in <strong>das</strong> Regressionsmodell aufzunehmen. Die optimale Anzahl zu berücksichtigender<br />

Lag-Terme wird im Einklang mit Maddala/Kim (1998) nach dem Schwartz´schen<br />

Informationskriterium bestimmt. Zusätzlich wird geprüft, ob bei dem so gewählten<br />

Modell die Störvariablen tatsächlich einem White-Noise-Prozess folgen. Das konstante<br />

Glied � sowie der Trendterm � t sind in Gleichung (3) optional: Weist der zu<br />

untersuchende Prozess keine deterministische Komponenten auf (Modell I), sind sie<br />

wegzulassen, handelt es sich um einen Random-Walk mit Drift (Modell II) ist nur die<br />

Konstante � aufzunehmen, im Falle eines Random-Walks mit Drift und Trend (Modell<br />

III) sind konstantes Glied � und Trendterm � t zu berücksichtigen. Die Entscheidung<br />

über die Relevanz <strong>von</strong> deterministischen Komponenten und somit die Wahl des korrekt<br />

spezifizierten Regressionsmodells (I, II oder III) wird mittels Dickey-Fuller F-Test<br />

gefällt. 10 Tabelle 2 gewährt einen Überblick über die Ergebnisse der Integrationstests.<br />

10 Zum Verfahren vgl. Dickey/Fuller (1979), Dickey/Fuller (1981) und Kugler (2002).<br />

0<br />

t<br />

(3)


12<br />

Tabelle 2: Integrationstests für die US-Daten<br />

Null-Hypothese: H : � � 0<br />

0<br />

t-Statistik Prob.* Modell Lag-Terme<br />

ln(SP500TR) 2.7774 0.99 I 0<br />

∆ln(SP500TR) -13.4558 0.00 I 0<br />

ln(NAREIT) 3.4022 0.99 I 0<br />

∆ln(NAREIT) -11.3620 0.00 I 0<br />

* p-Werte auf Basis MacKinnon (1996)<br />

Beide Prozesse sind integriert der Ordnung (1) und damit in ihren ersten Differenzen<br />

stationär. Die Entscheidungen für Modell I lassen weiters klar erkennen, <strong>das</strong>s beide<br />

Prozesse keine deterministischen Trendkomponenten aufweisen.<br />

Da beide Prozesse integriert derselben Ordnung sind, kann nunmehr daran gegangen<br />

werden, ein unrestringiertes VAR-Modell zu spezifizieren. 11 Die Ordnung des VAR-<br />

Modells wird auf Basis des Aike´schen Informationskriteriums (AIC) sowie des Final-<br />

Prediction-Error-Kriteriums (FPE) bestimmt. 12 Wie aus Tabelle 3 ersichtlich, deuten<br />

beide Informationskriterien für die US-amerikanischen Daten auf einen VAR 2.<br />

Ordnung hin.<br />

Tabelle 3: Ordnung des VARs für die US-Daten<br />

Selektion der Ordnung des unrestringierten VARs<br />

Ord. 0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

AIC 1.23 -7.59 -7.60* -7.58 -7.59 -7.56 -7.54 -7.51 -7.49<br />

FPE 1.17E-02 1.73E-06 1.71E-06* 1.76E-06 1.74E-06 1.79E-06 1.83E-06 1.88E-06 1.93E-06<br />

Da in dieser Arbeit ein etwaiger Langfristzusammenhang zwischen Aktien, repräsentiert<br />

durch den S&P500TR, und Immobilienaktien, repräsentiert durch den NAREIT,<br />

untersucht werden soll und somit p=2 gilt, lautet die in Abschnitt III allgemein<br />

formulierte Hypothese, <strong>das</strong>s r unabhängige kointegrierende Vektoren existieren, i.e.<br />

11 Um die Validität der Ergebnisse aus den nun folgenden Kointegrationstests zu gewährleisten, ist dabei<br />

den Annahmen, die einer Schätzung eines VAR-Modells zugrunde liegen (vgl. Hendry/Juselius (2000)<br />

und (2001)), besonderes Augenmerk einzuräumen, da die auf dem unrestringierten VAR-Modell<br />

basierenden Kointegrationstests sehr sensibel auf Annahmenverletzungen reagieren (vgl. Johansen (1995).<br />

Es wurde daher stets a) mittels Lagrange-Multiplier-(LM-)Test sichergestellt, <strong>das</strong>s die Residuen des VARs<br />

frei <strong>von</strong> Autokorrelation sind und b) mittels Jarque-Bera-Test festgestellt, ob die Residuen normalverteilt<br />

sind.<br />

12 Vgl. Lütkepohl (1991).


13<br />

0 < Rang( Π)<br />

� r < p , im vorliegenden Fall konkret 0 < Rang( Π)<br />

� r


14<br />

Die Vermutung (genau) einer kointegrierenden Beziehung zwischen Aktien- und<br />

Immobilienaktien erfährt durch die Tests starke empirische Bestätigung. So lehnt der<br />

Maximale Eigenwerttest die Null-Hypothese keines Kointegrationszusammenhangs auf<br />

dem 5%-, der Trace-Test gar auf dem 1%-Signifikanzniveau ab. Auch die Annahme der<br />

Absenz einer deterministischen Trendkomponente in Form einer Konstante in der<br />

Kointegrationsbeziehung offenbart sich als konsistent mit den Daten: Zu ihrer<br />

Überprüfung wird <strong>das</strong> restringierte Modell ohne Konstante in der<br />

Kointegrationsbeziehung mit dem unrestringierten Modell mit einer Konstanten<br />

verglichen, indem die folgende Likelihood-Ratio-Teststatistik<br />

r � �<br />

� � 1�<br />

�ˆ<br />

w<br />

LR � T log � ~ �<br />

� * �<br />

i�1<br />

�1�<br />

�i<br />

�<br />

i 2<br />

( r<br />

)<br />

berechnet wird, 15 wobei �i ˆ die Eigenwerte des<br />

restringierten und * � i die Eigenwerte des unrestringierten Modells bezeichnen. Im<br />

vorliegenden Fall ist LR = 1.217 und asymptotisch � ( 1)<br />

und daher nicht signifikant,<br />

wonach <strong>das</strong> Modell hinsichtlich der deterministischen Komponenten korrekt spezifiziert<br />

wurde.<br />

Die Schätzung des Kointegrationsvektors � , normalisiert auf ln(SP500TR), ergibt<br />

� ˆ� � ( 1.<br />

000;<br />

�1.<br />

070)<br />

. Er beschreibt den Fehlerkorrekturmechanismus. Die Werte der<br />

Elemente dieses Vektors � � ( �1;<br />

�2<br />

) �,<br />

i.e. die Kointegrationskoeffizienten � 1 und � 2 ,<br />

bestärken die Vermutung, <strong>das</strong>s sich Aktien- und Immobilienaktienkurse tatsächlich<br />

langfristig gleichartig bewegen. Da dann aber beide Indizes mit exakt demselben<br />

Gewicht in den Fehlerkorrekturmechanismus eingehen sollten, sind dementsprechende<br />

Restriktionen, die in der Hypothese H 0 : �1 � ��2<br />

zum Ausdruck kommen, zu<br />

prüfen. 16 Die diesbezüglichen Ergebnisse finden sich in Tabelle 5. Die Likelihood-<br />

Ratio-Test-Statistik ist LR = 0.237 und nicht signifikant. Tatsächlich haben die<br />

Kointegrationskoeffizienten <strong>von</strong> Aktien und Immobilienaktien denselben Betrag und<br />

unterschiedliche Vorzeichen. Aktien- und Immobilienaktienkurse entwickeln sich daher<br />

langfristig in dieselbe Richtung.<br />

15<br />

Vgl. Johansen (1995), S. 160.<br />

16<br />

Vgl. Johansen (1995), S. 104ff.<br />

2


15<br />

Tabelle 5: Hypothesentest auf Restriktionen<br />

Hypothesentest auf Restriktionen<br />

LL-Teststatistik Freiheitsgrade Prob.<br />

0.237 1 0.626<br />

restringierte<br />

Kointegrationskoeffizienten<br />

ln(SP500TR) 1<br />

ln(NAREIT) -1<br />

Anpassungskoeffizienten<br />

∆ln(SP500TR) -0.013<br />

∆ln(NAREIT) -0.008<br />

Das damit identifizierte VEC-Modell erlaubt eine Interpretation der Elemente des<br />

Feedbackvektors �. Sind die logarithmierten Kurse der beiden Indizes somit aus dem<br />

Gleichgewicht und liegt der (logarithmierte) S&P beispielsweise über dem<br />

(logarithmierten) NAREIT, so ergibt die entsprechende Parametrisierung <strong>von</strong> Gleichung<br />

(2), <strong>das</strong>s die S&P-Rendite in Monat t aufgrund dieses Ungleichgewichtes c.p. stärker<br />

sinkt, als jene des NAREIT:<br />

-0,013*[log(SP500TR) – log(NAREIT)] < -0,008*[log(SP500TR) – log(NAREIT)]<br />

Dementsprechend gilt bei umgekehrtem Vorzeichen des Ungleichgewichtes, i.e. der<br />

S&P liegt unter dem NAREIT, <strong>das</strong>s die Rendite des S&P stärker steigen wird als die<br />

NAREIT-Rendite. Stets kommt es somit zu einer (wenn auch langsamen) Angleichung<br />

der Niveaus beider Indizes an ihr <strong>langfristige</strong>s Gleichgewicht.<br />

4.2 Kointegration in Deutschland<br />

Für den deutschen Datensatz wurde nun <strong>das</strong>selbe, in vorangegangenem Abschnitt<br />

beschriebene Verfahren durchlaufen. Zunächst wurden wiederum Augmented-Dickey-<br />

Fuller - (ADF-) Integrationstests durchgeführt:<br />

Tabelle 6: Integrationstests für die deutschen Daten<br />

Null-Hypothese: H : � � 0<br />

0<br />

t-Statistik Prob.* Modell Lag-Terme<br />

ln(CDAX) 0.7724 0.87 I 0<br />

∆ln(CDAX) -12.2048 0.00 I 0<br />

ln(DIMAX) 1.0696 0.93 I 1<br />

∆ln(DIMAX) -10.1138 0.00 I 0<br />

* p-Werte auf Basis MacKinnon (1996)


16<br />

Tabelle 6 zeigt, <strong>das</strong>s beide stochastischen Prozesse integriert derselben Ordnung sind<br />

und somit eine Kointegrationszusammenhang existieren könnte. Die Entscheidungen für<br />

Modelltyp I zeigt ferner, <strong>das</strong>s beide Prozesse abermals keine deterministischen<br />

Trendkomponenten aufweisen. Zur weiteren Modellspezifikation wird wie zuvor<br />

zunächst ein unrestringiertes VAR-Modell geschätzt. Auf Basis der<br />

Informationskriterien wird ein VAR 2. Ordnung gewählt (siehe Tabelle 7).<br />

Tabelle 7: Ordnung des VARs für die deutschen Daten<br />

Selektion der Ordnung des unrestringierten VARs<br />

Ord. 0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

AIC 0.16 -6.59 -6.63* -6.59 -6.55 -6.51 -6.48 -6.45 -6.42<br />

FPE 4.03E-03 4.67E-06 4.51E-06* 4.71E-06 4.90E-06 5.10E-06 5.25E-06 5.44E-06 5.60E-06<br />

Zur Ermittlung eines etwaigen Langfristzusammenhanges zwischen deutschen Aktien<br />

(CDAX) und deutschen Immobilienaktien (DIMAX) wird die in Abschnitt III allgemein<br />

formulierte Hypothese, <strong>das</strong>s abermals 0 < Rang( Π)<br />

� r


17<br />

in Form einer Konstante in der Kointegrationsbeziehung ist LR = 0,488 und damit<br />

wiederum nicht signifikant.<br />

Betrachtet man jedoch nochmals die Abbildungen 1 und 2, so fällt vor allem der schon<br />

erwähnte auch im Vergleich mit dem US-Markt massive Kursrückgang des CDAX und<br />

des DIMAX Anfang 2000 auf. Da Perron (1989) und Zivot/Andrews (1992) den starken<br />

Einfluss <strong>von</strong> Strukturbrüchen auf Kointegrationsanalysen belegten, erscheint es somit<br />

interessant zu prüfen, ob bis zu diesem Zeitpunkt Langfristzusammenhänge vorlagen. Es<br />

wird daher <strong>von</strong> neuem ein unrestringiertes VAR-Modell spezifiziert, diesmal jedoch<br />

lediglich für <strong>das</strong> Subsample <strong>von</strong> 01/1989 bis 12/1999. Auf Basis der<br />

Informationskriterien erfolgt eine Entscheidung für einen VAR der 1. Ordnung (vgl.<br />

Tabelle 9).<br />

Tabelle 9: Ordnung des VARs für <strong>das</strong> Subsample<br />

Selektion der Ordnung des unrestringierten VARs<br />

Ord. 0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

AIC 2.94E-03 2.97E-06* 2.98E-06 3.01E-06 3.20E-06 3.26E-06 3.44E-06 3.61E-06 3.76E-06<br />

FPE -0.15 -7.052* -7.05 -7.04 -6.98 -6.96 -6.91 -6.86 -6.82<br />

Die Ergebnisse der Kointegrationstests auf Grundlage des Johansen-Verfahrens,<br />

basierend auf dem Subsample <strong>von</strong> 01/1989 bis 12/1999, zeichnen auch für Deutschland<br />

<strong>das</strong> intuitiv plausible Bild (vgl. Tabelle 10): Sowohl der maximale Eigenwerttest als<br />

auch der Trace-Test zeigen die Existenz genau einer Kointegrationsbeziehung auf.<br />

Tabelle 10: Trace- und Max. Eigenwerttests auf Kointegration<br />

Trace- und Max. Eigenwerttests auf Kointegration<br />

H0 Eigenwert<br />

Trace -<br />

Statistik<br />

kritische Werte<br />

5%-Niveau 1%-Niveau<br />

Max.<br />

Eigenwert<br />

Statistik<br />

kritische Werte<br />

5%-Niveau 1%-Niveau<br />

r � 0 0.140823 21.04168** 12.53 16.31 20.03494** 11.44 15.69<br />

r �1<br />

0.007598 1.006743 3.84 6.51 1.006743 3.84 6.51<br />

* bzw. ** bezeichnen Signifikanz auf dem 5%- bzw. 1%-Niveau<br />

Die Schätzung des Kointegrationsvektors � , normalisiert auf ln(CDAX), ergibt<br />

� ˆ� � ( 1.<br />

000;<br />

�0.<br />

971)<br />

. Wiederum wird die Null-Hypothese H 0 : �1 � ��2<br />

, d.h. <strong>das</strong>s sich<br />

Aktien- und Immobilienaktienmärkte langfristig in dieselbe Richtung entwickeln,<br />

getestet.


18<br />

Tabelle 11: Hypothesentest auf Restriktionen<br />

Hypothesentest auf Restriktionen<br />

LL-Teststatistik Freiheitsgrade Prob.<br />

1.241 1 0.265<br />

restringierte<br />

Kointegrationskoeffizienten<br />

ln(CDAX) 1<br />

ln(DIMAX) -1<br />

Anpassungskoeffizienten<br />

∆ln(CDAX) 0.029<br />

∆ln(DIMAX) 0.033<br />

Tabelle 11 zeigt, <strong>das</strong>s diese Hypothese nicht verworfen werden kann. Das vorliegende<br />

VEC-Modell erlaubt abermals die Interpretation der Elemente des Feedbackvektors �.<br />

Die monatlichen Anpassungsgeschwindigkeiten sind sehr gering. Es gilt wie schon<br />

zuvor: Liegt der (logarithmierten) CDAX beispielsweise über/unter dem<br />

(logarithmierte) DIMAX, so steigt/sinkt die CDAX-Rendite im folgenden Monat<br />

aufgrund dieses Ungleichgewichtes c.p. weniger stark, als die des DIMAX. Eine<br />

(langsame) Annäherung der Niveaus beider Indizes an ihr <strong>langfristige</strong>s Gleichgewicht<br />

ist mit der vorliegenden Modellparametrisierung gegeben.<br />

5 Zusammenfassung und Fazit<br />

Die Analyse des amerikanischen Aktienmarktes und US-Immobilienaktien stützt jene<br />

Arbeiten, die zwischen beiden eine Kointegrationsbeziehung respektive einen<br />

Langfristzusammenhang feststellen. Damit entwickeln sich beide Assetklassen<br />

langfristig im Gleichklang. Entsprechend würde die Verwendung (kurzfristiger)<br />

Korrelationskoeffizienten in <strong>langfristige</strong>n Anlagestrategien zur Überschätzung der<br />

Diversifikationseffekte durch REITs führen. Weiterhin fallen die festgestellten<br />

Anpassungsgeschwindigkeiten der beiden verwendeten Indizes aneinander wiederum<br />

gering aus. Sie liegen jedoch über den bisher für die USA ermittelten Werten.<br />

Ausgehend <strong>von</strong> diesen Ergebnissen für die jüngste Vergangenheit kann daher sogar eine<br />

gewisse Verfestigung des Zusammenhangs und demzufolge eine größere Bedeutung für<br />

<strong>das</strong> (<strong>langfristige</strong>) Diversifikationspotential erwartet werden.<br />

Für Deutschland ergibt sich ein uneinheitlicheres Bild. So lässt sich für den Zeitraum<br />

01/1989 bis 05/2003 keine Kointegrationsbeziehung nachweisen. Da die starken


19<br />

Kursrückgänge ab 2000 möglicher Strukturbrüche darstellen, wurde der<br />

Analysezeitraum auf bis 12/1999 verkürzt. Hierbei ergibt sich auch für Deutschland der<br />

aufgrund der Ergebnisse für die USA erwartete <strong>langfristige</strong> Zusammenhang zwischen<br />

Aktien und Immobilienaktien, wobei die monatlichen Anpassungsgeschwindigkeiten<br />

ähnlich schwach sind. Höchst interessant, aufgrund der Kürze der Datenreihen ab 2000<br />

bislang jedoch nicht fundiert zu beantworten, ist die Frage, ob es sich bei den<br />

Kursentwicklungen <strong>von</strong> CDAX und DIMAX seit 2000 tatsächlich um einen<br />

Strukturbruch handelt. Träfe dies zu, muss da<strong>von</strong> ausgegangen werden, <strong>das</strong>s sich<br />

Langfristzusammenhänge möglicherweise in neuer Form (oder auch nicht mehr) bilden.<br />

Andernfalls würden es sich um einen temporär gestörten Zusammenhang handeln, der<br />

mit fortschreitender Entwicklung wieder „eingefangen“ wird. Für Deutschland muss<br />

dementsprechend defensiv konstatiert werden, <strong>das</strong>s sich deutsche Aktien und<br />

Immobilienaktien vermutlich langfristig gleichgerichtet entwickeln, wobei eine geringe<br />

Anpassungsgeschwindigkeit beider Indexlevel an ihr Langfristgleichgewicht<br />

wahrscheinlich ist.<br />

Bei der Ergebnisbeurteilung und im Rahmen <strong>von</strong> Überlegungen zur künftigen<br />

Entwicklung des <strong>langfristige</strong>n Zusammenhangs sind die teils problematische<br />

Kursbildung und die breite Definition deutscher Immobilienaktien zu berücksichtigen.<br />

Hieraus lassen sich zwei gegenläufige Trends begründen:<br />

Folgt man der zweifellos realistischen Erwartung, <strong>das</strong>s der Markt mittelfristig weiter an<br />

Größe und Bedeutung gewinnt, nähert er sich den Verhältnissen entwickelter<br />

Aktienmärkte. Ausgehend vom US-amerikanischen REITs-Markt kann dann ein sich<br />

verfestigender Langfristzusammenhang erwartet werden, der zur Reduzierung des<br />

(<strong>langfristige</strong>n) Diversifikationspotentials deutscher Immobilienaktien führt und daher<br />

Eingang in die Portfolio Selection finden sollte. Zwei Aspekte stützen diese Erwartung<br />

zusätzlich. So werden mit einem wachsenden Markt unter Immobilienaktien künftig<br />

wahrscheinlich nur die gemeinhin üblichen und der Intention verbriefter<br />

Immobilieninvestments entsprechenden Bestandhalter-AGs subsummiert werden. Damit<br />

entsprächen deutsche Immobilien-AGs weitgehend den betrachteten Equity-REITs.<br />

Außerdem sollten sich die in den Risiko/Rendite-Betrachtungen aufgezeigten<br />

Marktineffizienzen reduzieren.


20<br />

Dem entgegen steht die Beobachtung tendenziell sinkender Korrelationskoeffizienten<br />

zwischen US-Aktienmarkt und REITs, vergleicht man beispielsweise die angeführten,<br />

aus früheren Untersuchungen abgeleiteten typischen Korrelationskoeffizienten mit dem<br />

Koeffizienten <strong>von</strong> 0,39 in dieser Arbeit. Mit der wachsenden Bedeutung resp.<br />

Bekanntheit des Immobilienaktienmarktsegments wird es <strong>von</strong> den Marktteilnehmern<br />

immer deutlicher als eigenständiges (Immobilien)-Investment wahrgenommen, was mit<br />

einer erhöhten Reflektion der immobilienmarktspezifischen Konjunktur verbunden ist.<br />

Damit löst es sich immer stärker vom Einfluss des gesamten Aktienmarktes. 17 Fraglich<br />

ist allerdings, ob sich diese Entkopplung auf kurzfristige Zusammenhänge beschränkt,<br />

mit entsprechend positiven Auswirkungen auf <strong>das</strong> kurze Diversifikationspotential, oder<br />

auch <strong>langfristige</strong> Zusammenhänge tangiert. Einer Beeinflussung entgegen steht in jedem<br />

Fall <strong>das</strong> sachlogisch schlüssige Argument der grundsätzlich gemeinsamen Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Danach könnte sich der Zusammenhang<br />

mit zunehmender Länge des Anlagehorizonts durchaus auch verstärken. So sind bspw.<br />

die hier aufgrund der Datenlage verwendeten 10, 13,5 beziehungsweise 14,5jährigen<br />

Betrachtungszeiträume als Grundlage <strong>von</strong> Investmententscheidungen in den eingangs<br />

erwähnten Altersvorsorge-Anlagestrategien fraglos äußerst knapp bemessen. Es gilt<br />

daher, „Langfristigkeit“ genauer zu definieren und nach dem Anlagehorizont zu<br />

differenzieren.<br />

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, <strong>das</strong>s im Rahmen der Portfolio Selection<br />

<strong>langfristige</strong>r Anlagestrategien für US-Investments der diversifikationsmindernde<br />

<strong>langfristige</strong> Zusammenhang zwischen Aktien und Immobilienaktien zu berücksichtigen<br />

ist. Ein ähnlicher Schluss kann auch für deutsche Aktien und Immobilienaktien gezogen<br />

werden, da zumindest starke Anzeichen auf die Existenz ähnlicher <strong>langfristige</strong>r<br />

Zusammenhänge hindeuten. Eine alleine auf kurzfristigen Zusammenhängen respektive.<br />

den typischerweise ermittelten Korrelationsbeziehungen beruhende Strategie greift zu<br />

kurz. Steht die Eignung des Korrelationskoeffizienten für <strong>langfristige</strong> Anlagestrategien<br />

angesichts der geringen Anpassungsgeschwindigkeiten auch nicht völlig in Abrede,<br />

führen sie jedoch nicht zur Bildung (langfristig) effizienter Portfolios, da<br />

17 Untermauert wird die Argumentation durch Untersuchungen zum amerikanischen Markt, wonach <strong>von</strong><br />

1972 bis 1990 ein sukzessive sinkender Einfluss des Aktienmarktes identifiziert wurde. Vgl. Khoo et al.,<br />

S. 125 ff.


21<br />

Diversifikationseffekte über- und Risiko damit unterschätzt werden. Es ist daher<br />

notwendig, explizit auch Kointegrationsbeziehungen zwischen den genutzten<br />

Assetklassen zu erfassen. Aus ökonometrischer Sicht sei in diesem Zusammenhang<br />

angemerkt, <strong>das</strong>s die Analyse einmal mehr auch die sehr sensible Reaktion des Johansen-<br />

Verfahrens auf die Wahl des Datensamples bestätigt.<br />

Um die Untersuchungsergebnissee grundsätzlich genauer zu spezifizieren und gerade<br />

für Deutschland zu untermauern, sollten sich weitere Forschungsarbeiten insbesondere<br />

der differenzierteren Betrachtung der deutschen Immobilienaktien sowie dem Problem<br />

unterschiedlich langer Anlagehorizonte widmen. Ein weiteres zentrales<br />

Untersuchungsgebiet bildet die Operationalisierung der Erkenntnisse in einer möglichst<br />

gut handhabbaren Form, i.S. „<strong>langfristige</strong>r Korrelationskoeffizienten“ beziehungsweise<br />

<strong>langfristige</strong>r Risiko/Rendite-Charakteristika.


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