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Schnitz | Stand | Ort - Kreuzbergallianz

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<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Vorkonzept<br />

Januar 2011


Vorkonzept zum Kooperationsprojekt<br />

„Holzbildhauer, Holzschnitzkunst, Gebrauchswaren<br />

der Gemeinde Sandberg<br />

und Spielzeugherstellung<br />

in der Rhön“<br />

und der Stadt Bischofsheim a. d. Rhön


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Inhalt<br />

Einleitung: Aufgabenstellung 3<br />

- Genese der Projektidee 3<br />

- Holzschnitzerei in der Rhön 4<br />

Rahmenbedingungen 1: Holzschnitzerei im regionalen Umfeld 7<br />

- Museum Obere Saline Bad Kissingen 7<br />

- Rhönmuseum Fladungen 8<br />

- Kreisgalerie Mellrichstadt und Kloster Wechterswinkel 9<br />

- <strong>Schnitz</strong>ermuseum Empfertshausen 10<br />

- Schaufenster der Region Kreuzberg 11<br />

Rahmenbedingungen 2: Gemeinde Sandberg 13<br />

- Geschichte und Gegenwart der Holzschnitzerei 15<br />

- Protagonisten und Akteure in der Gemeinde Sandberg 18<br />

- Historische Objekte und Sammlungsbestände 20<br />

- Mögliche Projektstandorte 21<br />

o Rathaus Sandberg 22<br />

o Alte Schule Sandberg 24<br />

o Alternativstandorte Langenleiten 25<br />

o Dorfgemeinschaftshaus Kilianshof (Schaufenster) 27<br />

Rahmenbedingungen 3: Stadt Bischofsheim a. d. Rhön 28<br />

- Geschichte und Gegenwart der Holzschnitzerei 30<br />

- Protagonisten und Akteure in Bischofsheim a. d. Rhön 33<br />

- Ausstellungsobjekte und Sammlungsbestände 36<br />

- Möglicher Projektstandort 37<br />

o Schneidmühle Bischofsheim a. d. Rhön 37<br />

Zielsetzung: Vision mit Augenmaß 40<br />

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Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Projektvorschlag: <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön 42<br />

- Gesamtkonzept und Teilprojekte 42<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d. Rhön:<br />

Holzschnitzschule und Bildschnitzerkunst 46<br />

- Baustein 1: Dauerausstellung (inkl. Anforderungen an die Räumlichkeiten) 46<br />

- Baustein 2: Wechselausstellung 49<br />

- Baustein 3: Werkstatt 51<br />

- Didaktische Zielsetzung 52<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Sandberg:<br />

<strong>Schnitz</strong>gewerbe und Hausierhandel 53<br />

- Baustein 1: Dauerausstellung (inkl. Anforderungen an das Ausstellungsgebäude)53<br />

- Baustein 2: Dokumentationsstelle 56<br />

- Baustein 3: Schaufenster 56<br />

- Didaktische Zielsetzung 57<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Langenleiten:<br />

Kunst auf dem Dorfanger 58<br />

- Baustein: Kunstanger 58<br />

- Didaktische Zielsetzung 60<br />

Betriebskonzept 61<br />

- Träger und Betreiber 61<br />

- Personalbedarf 62<br />

- Qualifizierungsmaßnahmen 63<br />

- Veranstaltungsprogramm 63<br />

- Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Kooperation 64<br />

Budgetrahmen 66<br />

ANHANG<br />

- Arbeitsgespräche und –termine 71<br />

- Literatur 73<br />

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Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Einleitung: Aufgabenstellung<br />

Der Auftrag zum vorliegenden Konzept wurde am 8. September 2010 unter der<br />

Projektbezeichnung „Holzbildhauer, Holzschnitzkunst, Gebrauchswaren und Spiel-<br />

zeugherstellung in der Rhön“ an das Kulturbüro FranKonzept vergeben. In dieser<br />

Benennung, in der ein Berufszweig, eine Kunstrichtung, eine Objektgruppe und ein<br />

Produktionsform miteinander kombiniert werden, spiegelt sich bereits unübersehbar<br />

die grundsätzliche Problematik der Themenstellung: Denn so scheinbar naheliegend<br />

und griffig das Thema „<strong>Schnitz</strong>erei in der Rhön“ auf den ersten Blick zu sein scheint,<br />

so vielgestaltig fasert es sich bei genauerer Betrachtung auf – in verschiedene<br />

Berufszweige (oder –auffassungen), unterschiedliche handwerkliche oder künstle-<br />

rische (Aus)Richtungen, stark differierende Produktpaletten bzw. (Kunst)Werke und<br />

nicht zuletzt in weit auseinander liegende Arbeitsweisen und Absatzmärkte.<br />

Genese der Projektidee<br />

Auslöser für das <strong>Schnitz</strong>erei-Projekt in der Rhön ist ein Ausstellungsprojekt des<br />

Museums Obere Saline in Bad Kissingen, das ab 13. Mai 2011 die Spielzeugsamm-<br />

lung „Hilla Schütze“ dauerhaft öffentlich präsentieren wird. Diese Präsentation will<br />

nicht allein historisches Spielzeug ausstellen, sondern insbesondere auch Herstel-<br />

lungsorte und Vertriebswege von Spielwaren in und aus der Rhön aufzeigen, um so<br />

auch die Region um das Kurbad Kissingen mit einzubeziehen. Gemeinsam mit dem<br />

Leader-Regionalmanagement der Landkreise Bad Kissingen und Rhön- Grabfeld<br />

wurde nach möglichen Anknüpfungspunkten in den ehemaligen <strong>Ort</strong>en der Spielzeug-<br />

herstellung und damit auch nach Projektpartnern vor <strong>Ort</strong> gesucht. In der Gemeinde<br />

Sandberg hatte sich in Verbindung mit Maßnahmen der Dorferneuerung bereits ein<br />

aktiver „Arbeitskreis Kunst und Kultur“ gebildet, der sich unter anderem um Ausstel-<br />

lungsräumlichkeiten für örtliche Künstler – darunter auch Bildschnitzer – bemühte.<br />

Bei Gesprächen wurde 2009 eine Zusammenarbeit zwischen dem Museum Bad Kis-<br />

singen und der Gemeinde Sandberg vereinbart. Ziel sollte die (Weiter)Entwicklung<br />

3


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

von zwei inhaltlich zusammengehörigen, zeitlich und fördertechnisch aber voneinan-<br />

der unabhängigen Projekten sein: zum Einen die Realisierung der Spielzeugausstel-<br />

lung im Museum Obere Saline bis Mai 2011 und zum Anderen die Einrichtung einer<br />

ergänzender Aus- und Darstellung vor <strong>Ort</strong> in Sandberg. Auch die Stadt Bischofsheim<br />

a. d. Rhön zeigte Interesse an einer solchen örtlichen Ausstellung und schloss sich<br />

daher mit der Gemeinde Sandberg zusammen, um das nun vorliegende Konzept er-<br />

stellen zu lassen. Grundlagen des Interesses in Bischofsheim a. d. Rhön bildete ei-<br />

nerseits die in der Stadt beheimatete Holzschnitz- bzw. Holzbildhauerschule und<br />

andererseits die bereits bestehenden Vorüberlegungen zur Einrichtung eines „Kultur<br />

ErlebnisZentrums“. Letztlich entstand so eine Projektidee, die durchaus disparate<br />

Handlungsansätze und Interessenslagen unter dem Thema „Holzschnitzerei“ zusam-<br />

menbringen will. Ein entsprechendes Konzept muss den Anforderungen aller beteilig-<br />

ten Kommunen und Akteure gerecht werden, ohne dabei die übergeordnete themati-<br />

sche und strategische Zielsetzung des Gesamtprojektes aus den Augen zu verlieren.<br />

Holzschnitzerei in der Rhön<br />

Unzweifelhaft ist es sinnvoll und wünschenswert, das Thema „<strong>Schnitz</strong>erei in der<br />

Rhön“ vor <strong>Ort</strong> sowohl für Gäste und Touristen als auch für die einheimische Bevöl-<br />

kerung verständlich, modern und unterhaltsam aufzubereiten und darzustellen. Doch<br />

anders als womöglich in anderen traditionellen <strong>Schnitz</strong>regionen, wie etwa dem Erz-<br />

gebirge, dem Berchtesgadener Land oder in Oberammergau, lässt sich in der Rhön<br />

weder die Entstehung des <strong>Schnitz</strong>handwerks noch dessen Entwicklung oder gar<br />

seine heutigen handwerklichen und künstlerischen Formen zu einem einheitlichen<br />

Gesamtbild zusammenfassen. Die Vorstellung von einer „typisch rhönerischen<br />

<strong>Schnitz</strong>kunst“ mit einem bestimmten Stil, bestimmten Produkten oder Themen, wie<br />

sie zeitweise – insbesondere seit den 1950er Jahren – durchaus bestanden hatte, ist<br />

mittlerweile längst obsolet. Elke Böhm zeigte, dass die Anfertigung von „Rhöner Krip-<br />

pen“ auf die Anregung eines Kreuzberg-Besuchers aus Fulda Ende der 1930er Jahre<br />

zurückgeht und es meist Auftragsarbeiten sind; Wolfgang Brückner benannte singu-<br />

läre Bildschnitzer vor der Rhön – in Mühlfeld und Ostheim – als Produzenten der so<br />

4


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

genannten „Rhönwackler“ und Walter Stolle lokalisierte den Ursprung der „Rhöner<br />

Masken“ kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts punktgenau in Oberelsbach. Statt<br />

uralter, einheitlicher, tiefverwurzelter, landschaftsgebundener<br />

und landschaftstypischer Traditionen findet die moderne<br />

Forschung also vergleichsweise junge singuläre Ereignisse,<br />

konkret benennbare vereinzelte Protagonisten und genau<br />

lokalisierbare einzelne <strong>Ort</strong>schaften. Das „Rhönerische“ zerfällt<br />

in Einzelteile. Wirkliche regionale – um nicht zu sagen<br />

gesamt- “rhönerische“ – Bedeutung konnte allein die Holz-<br />

schnitzschule beanspruchen, die 1862 von Poppenhausen nach Bischofsheim a. d.<br />

Rhön verlegt wurde und sämtliche <strong>Schnitz</strong>erei im Gebiet (zumindest der bayerischen<br />

Rhön) maßgeblich prägte. Sie machte die Holzschnitzerei zu einem verbreiteten Ge-<br />

werbe im Rhöngebirge, das insbesondere der großen Armut entgegenwirken sollte.<br />

Dabei wandelte sich die Ausrichtung und Zielsetzung der Holzschnitzschule im Laufe<br />

der Zeit von der anfänglichen Vermittlung grundlegender Fertigkeiten zur Herstellung<br />

einfacher Figuren und Massenware bis hin zur expliziten Ausbildung von künstleri-<br />

schen Bildhauern in der heutigen Staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer. Die<br />

Absolventen der <strong>Schnitz</strong>schule ihrerseits fertigten (zumindest anfangs) vor allem das<br />

in Serie, was sich verkaufen ließ, wobei sich<br />

– je nach Nachfrage – Wellen in der Pro-<br />

duktion abzeichneten, wie etwa die Ferti-<br />

gung einfacher Spielzeugfiguren für den<br />

Bad Kissinger Souvenirhandel Ende des 19.<br />

Jahrhunderts, die massenhafte Produktion<br />

von Galanteriewaren für US-Soldaten nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg oder die Herstellung von Wurzelmännchen seit den 1970er<br />

Jahren. Auch ungelernte Arbeitskräfte verdienten an der Massenproduktion, sei es,<br />

dass sie ebenfalls zum Messer griffen, oder aber den Vertrieb der Ware übernah-<br />

men. Daneben fanden sich aber auch stets künstlerisch arbeitende Bildschnitzer, die<br />

individuelle Werke schufen, wie beispielsweise Emil Arnold aus Langenleiten. Auch<br />

5


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

heute bietet die Holzschnitzerei in der Rhön weiterhin ein ähnlich uneinheitliches<br />

Bild: Neben den Ateliers ausgebildeter Künstler finden sich handwerklich arbeitende<br />

Betriebe, in der Erwachsenenbildung tätige Kunst-<br />

handwerker, auf den Verkauf maschinell (vor)produ-<br />

zierter <strong>Schnitz</strong>ereien spezialisierte Werkstätten oder<br />

gar ein Fräsbetrieb. Die angebo-<br />

tenen Produkte reichen von<br />

maschinell hergestellten rohen<br />

Fräslingen über handgearbeitete<br />

Einzelstücke bis hin zu Kunst-<br />

werken. Dabei sind aktuell die<br />

mitunter scharfen und heftigen Abgrenzungsbemühungen<br />

zwischen den einzelnen <strong>Schnitz</strong>betrieben und den jeweils<br />

vertretenen künstlerischen Vorstellungen vom eigenen Beruf<br />

klar erkennbar. Somit ist weder in der Vergangenheit noch in<br />

der Gegenwart eine in irgendeiner Form einheitliche „Rhöner<br />

Holzschnitzerei“ nachweisbar – und doch ist die Aufarbeitung<br />

der „<strong>Schnitz</strong>erei in der Rhön“ Themenstellung des Projekts.<br />

6


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Rahmenbedingungen 1:<br />

Holzschnitzerei im regionalen Umfeld<br />

Die große Relevanz des Themas „Holzschnitzerei“ in der Rhön hat selbstverständlich<br />

bereits sichtbaren Niederschlag auch in anderen – hauptsächlich musealen – Ein-<br />

richtungen der Region gefunden. Jede dieser Einrichtungen legt ihren ganz eigenen<br />

Schwerpunkt auf einzelne Teilbereiche des Gesamtthemas und beleuchtet Aus-<br />

schnitte des Rhöner <strong>Schnitz</strong>wesens. Dabei stehen alle Institutionen bisher weitge-<br />

hend unverbunden nebeneinander. Die Initiierung eines neuen <strong>Schnitz</strong>projektes in<br />

der Region muss sich sehr präzise im Umfeld der bestehenden Einrichtungen<br />

positionieren, um regionale Konkurrenzen zu vermeiden und stattdessen Synergie-<br />

effekte zu befördern. Die Kooperation mit dem Museum Obere Saline in Bad<br />

Kissingen weist bereits in die richtige Richtung. Es bestehen zudem gute Chancen,<br />

das <strong>Schnitz</strong>projekt in Sandberg und Bischofsheim a. d. Rhön auch mit dem<br />

zukünftigen Rhönmuseum in Fladungen und der Kreisgalerie in Mellrichstadt zu<br />

vernetzen.<br />

Museum Obere Saline Bad Kissingen<br />

Das Museum in der Oberen Saline beherbergt derzeit zum Einen das Bismarck-<br />

Museum, das in z.T. original eingerichteten Wohnräumen die Verbindung des<br />

Reichskanzlers zur Kurstadt Kissingen<br />

beleuchtet, und zum Anderen Museums-<br />

abteilungen zur Stadt- und Regionalge-<br />

schichte, die sich insbesondere auf die<br />

Salzvorkommen und deren Nutzung bzw.<br />

auf die Entwicklung des Heilbades<br />

Kissingen konzentrieren und damit ein<br />

prägnantes Charakteristikum der Lokal-<br />

und Regionalgeschichte in den Vordergrund der Präsentation rücken. Am 13. Mai<br />

2011 wird eine weitere, rund 130 qm große Ausstellungsabteilung eröffnet<br />

7


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

werden, die auf der Spielzeugsammlung der Sammlerin Hilla Schütze basiert. Das<br />

Konzept der künftigen Ausstellung kreist um die Spielzeugherstellung in der Rhön<br />

und den folgenden Verkauf der geschnitzten Spielwaren vor allem auch in Bad<br />

Kissingen. Geplant ist eine Einleitung ins Ausstellungsthema, in der die Spielzeug-<br />

produktion als Noterwerb in den armen Rhöndörfern vorgestellt wird. Dabei sollen<br />

alle nachweisbaren Produktionsorte für Spielzeuge aufgezeigt werden: U.a. Bischofs-<br />

heim a. d. Rhön, Sandberg, Langenleiten, Empfertshausen, Frankenheim, Motten<br />

und Oberbach. Die Handelsbeziehungen nach Bad Kissingen lassen sich vor allem<br />

über den Ladenbesitzer Friedrich Meinel greifen, der seine Spielwaren – insbeson-<br />

dere die „weißen Pferde“ – in Sandberg produzieren ließ und sie in Bad Kissingen<br />

verkaufte. Auch zwischen der Holzschnitzschule in Bischofsheim a. d. Rhön und Bad<br />

Kissingen bestanden zeitweise Handelsbeziehungen.<br />

Die neue Ausstellung im Museum Obere Saline wird sich explizit der Spielzeugher-<br />

stellung und dem –handel, und damit lediglich einem (wenn auch durchaus bedeut-<br />

samen) Teilaspekt der <strong>Schnitz</strong>erei in der Rhön widmen. Die Idee, mit ergänzenden<br />

dezentralen Ausstellungen auf die Produktionsorte in der Rhön zu verweisen, ist da-<br />

bei wegweisend – eröffnet sie doch die Möglichkeit, die große Vielfalt des <strong>Schnitz</strong>the-<br />

mas räumlich aufzuschlüsseln. Die Beschränkung auf die Spielwarenproduktion, die<br />

im Rahmen der Ausstellung in Bad Kissingen aus verschiedenen Gründen unum-<br />

gänglich ist, muss im Hinblick auf ein Konzept für Sandberg und Bischofsheim a. d.<br />

Rhön allerdings aufgebrochen werden.<br />

Rhönmuseum Fladungen<br />

Das Rhönmuseum in Fladungen besteht seit 1921 und verfügt – neben<br />

älteren, größeren plastischen Werken aus Holz – auch über eine an-<br />

sehnliche Sammlung hölzerner <strong>Schnitz</strong>waren. Es ist nicht zuletzt dem<br />

zentralen Charakter des Rhönmuseums zu verdanken, dass die dortigen<br />

Sammlungsstücke letztlich auch die falsche Vorstellung von einer<br />

„Rhöner Volkskunst“ schufen. Hier fanden erstmals Oberelsbacher<br />

Holzmasken größere Aufmerksamkeit (1939 besaß das Museum fünf<br />

8


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

solcher Stücke), und es wurde mit dem Ankauf des sog. „Hochzeitszuges“ 1954 erst-<br />

mals einer „Rhönerische“ Kleinfigurenschnitzerei postuliert. Seither fielen <strong>Schnitz</strong>-<br />

waren, die den Exponaten im Rhönmuseum glichen, unter den Begriff des „Rhöneri-<br />

schen“, den erst jüngere Forschungen, wie von Elke Böhm, Wolfgang Brückner oder<br />

Walter Stolle, dekonstruierten. Derzeit ist die gesamte Samm-<br />

lung des Rhönmuseums eingelagert, um die im Jahr 2011<br />

anlaufende Sanierung des großen Amtsgebäudes zu ermög-<br />

lichen. Nach Abschluss der Arbeiten (voraussichtlich 2013)<br />

wird sich die Ausstellung nach einem neuen, derzeit noch<br />

nicht weiter ausgearbeiteten Konzept in einem anderen Ge-<br />

bäudeflügel wieder präsentieren. Angedacht sind einzelne Themenschwerpunkte,<br />

etwa zur Keramik oder zur Schreinerei, wobei sicherlich die Holzschnitzerei erneut<br />

eine Rolle spielen wird. Nachdem das Betriebskonzept und die künftige Personal-<br />

struktur noch nicht abschließend geklärt sind, sind gesicherte Aussagen über Koope-<br />

rationsoptionen derzeit nicht sicher möglich. Allerdings sieht die Leiterin des Fränki-<br />

schen Freilandmuseums Fladungen Dr. Sabine Fechter, die derzeit als fachliche Be-<br />

raterin fungiert und deren Haus das Rhönmuseum womöglich angeschlossen werden<br />

wird, wünschenswerten Abstimmungsbedarf zwischen einem <strong>Schnitz</strong>ereiprojekt in<br />

Sandberg und Bischofsheim und dem Rhönmuseum im Vorfeld von dessen<br />

Neuaufstellung.<br />

Kreisgalerie Mellrichstadt und Kloster Wechterswinkel<br />

In der Kreisgalerie Mellrichstadt findet sich unter den zahlreichen Kunstwerken ver-<br />

schiedenster Epochen, die durchweg mit der Rhön in Verbindung stehen, auch eine<br />

Reihe von Werken aus Holz. Dabei handelt es sich gemäß der kunstgeschichtlichen<br />

Ausrichtung der Galerie nicht um hölzerne Gebrauchsgegenstände, Galanteriewaren<br />

oder sog. „Volkskunst“, sondern um Arbeiten z.T. durchaus namhafter Bildschnitzer.<br />

Als 1973 der Kreis die Trägerschaft der kurz vor ihrer Schließung stehenden<br />

Bischofsheimer Holzschnitzschule übernahm, übernahm er damit auch die noch<br />

vorhandenen künstlerischen Arbeiten, die mittlerweile in der Kreisgalerie präsentiert<br />

9


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

werden. Darüber hinaus steuerte die Holzschnitzschule bzw.- Holzbildhauerschule<br />

auch in jüngerer Zeit aktuelle Arbeiten zur Ausstellung in Mellrichstadt bei. Präsen-<br />

tiert werden die Kunstwerke der Schule<br />

heute in einem Dachraum der Kreisgalerie.<br />

Mit der Eröffnung des sanierten Klosters<br />

Wechterswinkel steht dem Landkreis Rhön-<br />

Grabfeld neben der Dauerausstellung zur<br />

regionalen Kunstgeschichte in der Kreis-<br />

galerie nun auch eine stattliche Wechselaus-<br />

stellungsfläche zur Verfügung: Im Erdgeschoss wird zeitgenössische Kunst ausge-<br />

stellt, wobei der Schwerpunkt auf der Bildhauerei liegt. Verwiesen sei auf die Richard<br />

Mühlemeier Retrospektive im Herbst 2010. Mit der Aus-<br />

stellung zum „Rhöner Krippenweg“ im Winter 2009/10<br />

widmete sich Kloster Wechterswinkel auch der traditio-<br />

nelleren <strong>Schnitz</strong>kunst. In seinen beiden inhaltlich von der<br />

Kulturagentur des Landkreises betreuten Einrichtungen<br />

in Mellrichstadt und Wechterswinkel bemüht sich der<br />

Kreis Rhön-Grabfeld demnach um aktuelle künstlerische Entwicklungen auf dem Ge-<br />

biet der Plastik im Allgemeinen und der Holzskulptur im Besonderen, ohne dass je-<br />

doch die beiden betreffenden Einrichtungen sich ausschließlich der künstlerisch an-<br />

spruchsvollen Holzbearbeitung widmen oder gar den Begriff der „Holzschnitzerei“ in<br />

irgendeiner Form zur Selbst- und Außendarstellung nutzen. Eine künftige Zusam-<br />

menarbeit zwischen einem <strong>Schnitz</strong>projekt in Sandberg / Bischofsheim und den Ein-<br />

richtungen des Kreises scheint in jedem Fall sinnvoll und wohl auch realisierbar, zu-<br />

mal der Kreis – vertreten durch die Kulturagentur – an Vorbereitungsgesprächen in<br />

Sandberg/Bischofsheim bereits beteiligt war und die Konzentration auf Bildschnitze-<br />

rei in keiner seiner Einrichtungen explizit im Mittelpunkt steht.<br />

<strong>Schnitz</strong>ermuseum Empfertshausen<br />

1898 wurde im thüringischen Empfertshausen eine <strong>Schnitz</strong>schule gegründet, die bis<br />

heute existiert und – im Gegensatz zur Bischofsheimer Einrichtung – von Beginn an<br />

eine handwerkliche Ausbildung mit Meisterprüfung im Bildschnitzerhandwerk<br />

10


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

anbietet. Im ehemaligen Schulgebäude von Empfertshausen, das heute an der Stelle<br />

der ersten <strong>Schnitz</strong>schule steht, wurde am 22. September 2000 ein kommunal getra-<br />

genes und von einem eigens gegründeten Verein („Rhöner<br />

Holzbildhauerverein e.V.“) betriebenes <strong>Schnitz</strong>ermuseum<br />

mit „kultureller und touristischer Begegnungsstätte“ eröff-<br />

net. Das Gebäude verfügt über einen Seminarraum für Vor-<br />

träge, über Möglichkeiten für<br />

Schauschnitzvorführungen und<br />

über Ausstellungsräume, in<br />

denen die „Holzschnitztradition“<br />

des <strong>Ort</strong>es dargestellt wird.<br />

Gezeigt werden historische <strong>Schnitz</strong>arbeiten an<br />

Fachwerkbalken, Möbeln und Ge-brauchsgegenständen,<br />

religiöse <strong>Schnitz</strong>arbeiten oder die im thüringischen Raum<br />

verbreitet hergestellten hölzernen Pfeifenköpfe. Vor allem<br />

aber werden Arbeiten aus ört-lichen <strong>Schnitz</strong>werkstätten<br />

präsentiert. Aktuelle Produkte lokaler Hersteller werden dabei auch zum Kauf<br />

angeboten. Die Ausstellung selbst ist in Inhalt und Gestaltung eher schlicht gehalten<br />

und von vordergründig lokalem An-spruch. Thematische Überschneidungen oder<br />

eine Konkurrenzsituation zum geplan-ten <strong>Schnitz</strong>projekt in Sandberg/Bischofsheim<br />

sind nicht zu erwarten. Eine künftige lockere Zusammenarbeit (wechselseitige<br />

Ausstellungen) scheint indes denkbar, ohne dass jedoch die beiden Einrichtungen<br />

direkten Bezug aufeinander nehmen müssten.<br />

„Schaufenster der Region“ Kreuzberg<br />

Das „Schaufenster der Region“ am Kreuzberg existiert momentan nur als ein Vor-<br />

haben der <strong>Kreuzbergallianz</strong> (Zusammenschluss von 5 Gemeinden im Umkreis des<br />

Kreuzbergs, beraten vom Ingenieurbüro für Planung und Umwelt IPU in Erfurt). Im<br />

Zuge einer Neuregelung des fließenden und parkenden Verkehrs auf dem Kreuzberg<br />

soll das sanierungsbedürftige Parkwächterhäuschen einem Ausstellungspavillon<br />

weichen, der rund 50 qm Ausstellungsfläche bieten soll. Angedacht sind dort die<br />

11


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Präsentation und die Vermarktung regionaler Produkte und Spezialitäten, worunter in<br />

jedem Fall auch die Holzschnitzerei gefasst würde. Damit würde am Kreuzberg eine<br />

explizit kommerziell ausgerichtete Einrichtung entstehen, die eine wichtige Aufgabe<br />

im Bereich des Verkaufs regional produzierter <strong>Schnitz</strong>waren erfüllen und damit den<br />

wirtschaftlichen Bedürfnissen der <strong>Schnitz</strong>werk-<br />

stätten entgegenkommen könnte. Eine solche<br />

Einrichtung wäre im Hinblick auf ein LEADER-<br />

gefördertes „nicht-produktives“ <strong>Schnitz</strong>projekt<br />

eine überaus wünschenswerte Ergänzung, da<br />

sich so die förder-technisch nicht unproblema-<br />

tische Einbeziehung von Verkaufsaktivitäten in<br />

das Projekt vermeiden ließe und so an einer anderen Stelle – jenseits von ökonomi-<br />

schen Erfordernissen – eine verstärkte Konzentration auf die inhaltlichen Aspekte<br />

des Themas möglich wäre.<br />

Zusammenfassung<br />

Der knappe Überblick über die mit der Holzschnitzerei in der Rhön befassten, öffent-<br />

lichen Einrichtungen zeigt, dass es trotz unverkennbarer neuer Aktivitäten in dieser<br />

Hinsicht an einer umfassenden und gezielten Bearbeitung des Gesamtthemas unter<br />

wissenschaftlicher-künstlerischen Prämissen und in identitätsstiftender und touris-<br />

musfördernder Absicht bislang mangelt. Sämtliche bestehenden oder im Entstehen<br />

begriffenen Institutionen widmen sich nur Teilbereichen der Gesamtthematik und<br />

gliedern diese in der Regel größeren Zusammenhängen (Geschichte der Rhön,<br />

Kunst der Rhön, Vermarktung regionalere Produkte) ein, so dass der Begriff der<br />

„Holzschnitzerei“ – ausgenommen in Empfertshausen – nirgends explizit mit dem<br />

Namen der Einrichtung in Verbindung gebracht wird. Hier könnte ein neues Projekt in<br />

Sandberg und Bischofsheim a. d. Rhön ansetzen. Unzweifelhaft gilt aber auch, dass<br />

dieses neue Projekt den engen Kontakt mit bestehenden oder geplanten Einrichtun-<br />

gen suchen muss, um inhaltliche Überschneidungen oder gar Konkurrenzsituationen<br />

zu vermeiden. Es scheint im Gegenteil sinnvoll, die bestehenden Einrichtungen und<br />

deren inhaltlichen Schwerpunkte in das Konzept für Sandberg/Bischofsheim mit<br />

einzubeziehen, um auf diese Weise die gesamte Region in die Aufarbeitung des<br />

vielgestaltigen Themas zu integrieren.<br />

12


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Rahmenbedingungen 2:<br />

Gemeinde Sandberg<br />

Die Gemeinde Sandberg liegt mit ihren fünf <strong>Ort</strong>steilen inmitten der Hohen Rhön am<br />

südlichen Hang des Kreuzberges im Landkreis Rhön-Grabfeld auf Höhen zwischen<br />

372 m (Schmalwasser) und 562 m über NN (Kilianshof). Insgesamt leben auf einer<br />

Gemeindefläche von rund 28 qkm 2.752 Einwohner (<strong>Stand</strong> 2008), davon mit 943<br />

Einwohnern die meisten am Verwaltungssitz in Sandberg. Es folgen nach der Ein-<br />

wohnerzahl Langenleiten, Waldberg, Schmalwasser und Kilianshof. Insgesamt ist in<br />

den vergangenen Jahren ein Bevölkerungsrückgang durch Abwanderung aus den<br />

Walddörfern zu verzeichnen.<br />

Die <strong>Ort</strong>steile Sandbergs sind historisch junge Gründungen. Schmalwasser - der am<br />

niedrigsten gelegene <strong>Ort</strong> - ging 1506 aus einer illegalen Rodung zur Ansiedlung von<br />

Köhlern inmitten des gewaltigen fürstbischöflichen Forstgebietes im Amt Aschach<br />

hervor. Erst knapp 200 Jahre später kam es dann mit Erlaubnis des Landesherrn zur<br />

Rodung der vier höhergelegenen sog. „Walddörfer“ Waldberg (1683), Langenleiten<br />

(1689), Sandberg (1691) und Kilianshof (1690/95). Die Dörfer wurden als regelmäßi-<br />

ge Straßenangerdörfer auf Ausläufern des Kreuzbergs angelegt: Entlang der zu<br />

einem langgestreckten Anger verbreiterten Dorfstraße reihten sich gleichmäßig die<br />

Gehöfte. Diese Struktur prägt die <strong>Ort</strong>sbilder – mit Ausnahme von Schmalwasser - bis<br />

heute.<br />

13


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Das Leben in den Walddörfern war hart, der Boden stei-<br />

nig, das Klima rau – Bedingungen, die die Landwirt-<br />

schaft enorm erschwerten. Im 19. Jahrhundert fanden<br />

sich in den Walddörfern nicht zuletzt aufgrund der Real-<br />

erbteilung fast ausschließlich kleine und mittlere landwirt-<br />

schaftliche Betriebe sowie ein stattliche Zahl (nahezu)<br />

besitzloser Tagelöhner. Die Einwohner waren auf Ein-<br />

kommensquellen außerhalb der Landwirtschaft – etwa im<br />

Kleinhandwerk, in der Waldarbeit (z.B. Köhlerei) oder im<br />

Müllerhandwerk – dringend angewiesen. Verschiedenste<br />

Versuche zur gezielten Gewerbe- und Hausindustrieförderung vom 18. Jahrhundert<br />

bis in die Zeit des Nationalsozialismus blieben weitgehend erfolglos. Lediglich die<br />

Leinenproduktion gegen Ende des 18. Jahrhunderts und die Holzschnitzerei 100<br />

Jahre später konnten zeitweise als Erfolg verbucht werden. Seit den 1970er Jahren<br />

schließlich nahm die Ackernutzung im Bereich der Walddörfer rapide ab, die Land-<br />

wirtschaft verlor ihre Bedeutung als Erwerbszweig und der Wald eroberte viele<br />

Flächen zurück. Die Einwohner verdienen ihr Einkommen heute zumeist außerhalb<br />

und pendeln in die erreichbaren Städte Bad Neustadt, Bad Kissingen oder Schwein-<br />

furt. In der Gemeinde Sandberg selbst bestehen einige kleinere Unternehmen –<br />

darunter auch Holzschnitzbetriebe und Künstlerateliers – sowie einige Einzelhändler<br />

und wenige gastronomische und touristische Betriebe, vor allem Pensionen und<br />

Anbieter von Privatunterkünften.<br />

Die Stärkung des Tourismus in den Walddörfern – die sich<br />

selbst auf der „Sonnenseite des Kreuzbergs“ (BM Beinhauer)<br />

sehen – ist ein erklärtes Ziel der künftigen <strong>Ort</strong>sentwicklung.<br />

Dabei helfen die durch Maßnahmen der Regionalentwicklung<br />

deutlich verbesserten Rahmenbedingungen. So passieren<br />

heute „Jakobsweg“ und „Hochrhöner“ Langenleiten, bevor sie<br />

den Kreuzberg erreichen, und seit 2008 durchquert auch der<br />

beliebte „K-Weg“ (Kreuzbergtour) das Gemeindegebiet in<br />

Kilianshof und nördlich von Sandberg.<br />

14


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Auch die projektierte Mundart-Scheune in Waldberg (Kooperationsprojekt der Mund-<br />

artakteure der Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, und der Gemeinde<br />

Sandberg) und der Ausbau des Waldberger Pfarrgemeindehauses als Pilgerstelle<br />

(Projekt der Kirche) weisen in Richtung neuer touristischer Konzepte. Es gilt, die Auf-<br />

enthaltsqualität in den Walddörfern zu steigern, um zu verhindern, dass sie weiterhin<br />

nur als Durchgangsstation oder Parkplatz auf dem Weg zum Kreuzberg dienen.<br />

Geschichte und Gegenwart der Holzschnitzerei<br />

Die gewerbliche <strong>Schnitz</strong>erei in den Walddörfern geht auf die 1862 von Poppenhau-<br />

sen nach Bischofsheim a. d. Rhön verlegte Holzschnitzschule des „Polytechnischen<br />

Zentralvereins für Unterfranken und Aschaffenburg“ zurück, die auch von Schülern<br />

aus Sandberg besucht wurde. Als 1877 der Spielwarenfabrikant Friedrich Meinel in<br />

Pferde aus Zitterpappelholz – schnitzen. Offenbar instal-<br />

lierte er auf diese Weise ein Zwischenmeistersystem: Ein<br />

Meister leitet ungelernte Arbeiterinnen und Arbeiter an,<br />

versorgt sie mit den notwendigen Rohstoffen und lässt<br />

dann in der eigenen Werkstatt und/oder in Heimarbeit die<br />

bei ihm bestellten Waren fabrizieren. Ende des 19. Jahr-<br />

hunderts schnitzten 30 Arbeiter Reiseandenken und<br />

Spielwaren für den Verkauf in Bad Kissingen. Meinels<br />

Bad Kissingen eine Filiale eröffnete,<br />

suchte und fand er geeignete Produzenten<br />

seiner Ware in Sandberg. Er richtete im<br />

<strong>Ort</strong> gleich neben der Kirche eine „<strong>Schnitz</strong>-<br />

schule“ ein, machte mit Hilarius<br />

Katzenberger einen Bischofsheimer<br />

Absolventen zum Lehrer und ließ dort<br />

Spielwaren – insbesondere die weißen<br />

Tod 1911 und der Rückgang im Badebetrieb aufgrund der politischen Lage vor dem<br />

Ersten Weltkrieg ließ das Sandberger <strong>Schnitz</strong>gewerbe kurzfristig einbrechen.<br />

15


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Mit Galanteriewaren im Stil der <strong>Schnitz</strong>waren<br />

aus Empfertshausen wurden neue Märkte er-<br />

schlossen. Es etablierte sich in der Zwischen-<br />

kriegszeit vor allem in Sandberg und Waldberg<br />

ein ausgeprägter Hausierhandel, der die Holz-<br />

und <strong>Schnitz</strong>waren – aber auch Stoffe – in weitem Umkreis vertrieb. Zeitzeugenbefra-<br />

gungen durch den Arbeitskreis Kunst und Kultur ergaben, dass zur Mitte des 20.<br />

Jahrhunderts über die Hälfte der Sandberger Haushaltungen zumindest im winterli-<br />

chen Nebenerwerb mit der <strong>Schnitz</strong>erei beschäf-<br />

tigt waren – sei es als gelernte <strong>Schnitz</strong>er, als<br />

Hilfsarbeiter oder Hausierhändler. Insbesondere<br />

mit den US-amerikanischen Besatzungstruppen<br />

gewannen die Sandberger <strong>Schnitz</strong>er und Händ-<br />

ler einen neuen Kundenstamm, der schlichte<br />

Dekorationswaren (z.B. Schornsteinfeger) und einfachsten Wandschmuck in großen<br />

Mengen abnahm und in die Vereinigten Staaten schickte. Ein massiver Einbruch er-<br />

folgte in den 1970er Jahren. Er konnte zum Teil durch die Ferti-<br />

gung von Wurzelmännchen aufgefangen werden, die bis heute in<br />

Kilianshof von Werner Holzheimer angefertigt und in die süddeut-<br />

schen Mittelgebirge (Schwarzwald, Bayerischer Wald) geliefert<br />

werden. Insgesamt jedoch wandelte sich der Konsumentenge-<br />

schmack. Die Zahl der Holzschnitzer und <strong>Schnitz</strong>warenhändler<br />

ging in Sandberg drastisch zurück – heute existiert im <strong>Ort</strong> selbst<br />

keine <strong>Schnitz</strong>werkstatt mehr. In enger Abhängigkeit von Sand-<br />

berg entwickelte sich auch die <strong>Schnitz</strong>erei in Schmalwasser.<br />

Allein der Betrieb Theo Holzheimers, der am letzten Boom der<br />

Rhöner <strong>Schnitz</strong>waren in den 1960er und 1970er Jahren Anteil<br />

hatte, wird heute noch von dessen Sohn Günther fortgeführt.<br />

Robert Holzheimer – ein Lehrling Theo Holzheimers – gab<br />

hingegen seine Werkstatt vor einigen Jahren altersbedingt auf.<br />

Insgesamt hatte sich die wirtschaftliche Situation der Holzschnitzer in den Walddör-<br />

fern während der letzten dreißig Jahre deutlich verschlechtert.<br />

16


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Eine in Teilen andere Entwicklung nahm die Bildschnitzerei in Langenleiten insbe-<br />

sondere durch die Aktivitäten des Gemeindepfarrers Johann Kippes, der 1913 die<br />

Pfarrei übernahm. Aus der Zeit vor dessen Amtsantritt<br />

sind weniger <strong>Schnitz</strong>arbeiten, als vielmehr die sog. „Rhön-<br />

tische“ überliefert; Tische mit verschiebbarer Platte und<br />

Einlegearbeiten, die Ende des 19. Jahrhunderts in fast<br />

jedem Langenleitener Haushalt standen. Als Hersteller<br />

bekannt ist der „Zoudlschreiner“ Phillip Kessler. Pfarrer<br />

Kippes, der sich mit zahlreichen Maßnahmen der Armutsbekämpfung in Langenleiten<br />

widmete, veranstaltete schließlich 1916 einen<br />

ersten Kurs zur Herstellung von Holzschuhen<br />

und kümmerte sich um den Vertrieb der von 47<br />

oft kriegsinvaliden Männern hergestellten<br />

Schuhe. Aus diesen und anderen Anläufen zur<br />

Gewerbeförderung ging 1924/25 letztlich die<br />

„Rhönindustrie Langenleiten“ hervor, ein statt-<br />

liches mit Maschinen zur Holzverarbeitung ausgestattetes Fabrikgebäude, in dem vor<br />

allem Kleinmöbel für Kindergärten produziert wurden. Es bestand allerdings auch<br />

eine kunstgewerbliche Abteilung, in der Holzschnitzereien – unter anderem für die<br />

Sandberger Händler – angefertigt wurden. Der Betrieb florierte nur wenige Jahre, war<br />

bald überschuldet und wurde nach dem Tod von Pfarrer<br />

Kippes 1939 von verschiedenen Personen weitergeführt, bis<br />

ein Brand die Fabrik 1945 zerstörte. Nach dem Wieder-<br />

aufbau der Rhönindustrie wurde die Möbelproduktion zur<br />

einzigen Betriebssparte. Neben der Förderung der gewerb-<br />

lichen Holzverarbeitung und <strong>Schnitz</strong>erei förderte Pfarrer<br />

Kippes auch selbstständige, künstlerisch tätige <strong>Schnitz</strong>er,<br />

insbesondere den Autodidakten Friedrich Arnold, der vor<br />

allem Verzierungen an Möbeln, Spazierstöcken etc. schnitz-<br />

te und mehr noch dessen Sohn Emil Arnold, der seine hoch-<br />

wertigen Arbeiten (vor allem Kruzifixe, Madonnen und Krip-<br />

penfiguren) in der „Rhönindustrie“ anfertigte und sie unter<br />

17


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Vermittlung von Kippes in weitem Umkreis verkaufen konnte. Es ist insbesondere<br />

diese künstlerisch anspruchsvolle Holzschnitzerei, die sich in Langenleiten bis heute<br />

zu einer Tradition verfestigte, die über Günther Metz zu dessen Sohn Klaus und<br />

seiner Ehefrau Heike führt und natürlich in Herbert Holzheimer einen weiteren<br />

wichtigen Vertreter findet.<br />

Protagonisten und Akteure in der Gemeinde Sandberg<br />

Die Gemeinde Sandberg ist nomineller Auftraggeber des vorliegenden Konzeptes.<br />

Hinter diesem Engagement steht zum einen die Gemeinde selbst mit dem Gemein-<br />

derat und ihrem Bürgermeister Detlef Beinhauer, zum anderen aber auch ein bereits<br />

existierender Arbeitskreis Kunst und Kultur, der sich im Zusammenhang mit der Ein-<br />

leitung von Dorferneuerungsmaßnahmen im Gemeindegebiet zusammengefunden<br />

hat. Zentrale Personen des Arbeitskreises sind die Journalistin Barbara Hippeli aus<br />

Schmalwasser, das Bildhauerehepaar Klaus und Heike Metz aus Langenleiten, der<br />

Holzbildhauer Herbert Holzheimer ebenfalls aus Langenleiten und der Sandberger<br />

Bürgermeister Detlef Beinhauer. Außerdem gehören dem Arbeitskreis an: Ludmilla<br />

Barwitzki (Schmalwasser), Manfred Bühner (Sandberg), Alfons und Werner Holzhei-<br />

mer (Kilianshof), Günther Metz (Langenleiten), Michael Popp (Schmalwasser), Sieg-<br />

fried Söder (Waldberg) und Rosa Strauß-Carl (Langenleiten). Insgesamt scheinen im<br />

Arbeitskreise die maßgeblichen Akteure aus dem Bereich der (Holzschnitz-)Kunst<br />

Sandbergs zusammengefasst. Zahlreiche Arbeitskreismitglieder nahmen zudem aktiv<br />

an den vorbereitenden Sitzungen für die Erstellung des vorliegenden Konzepts teil<br />

und unterstützten die Konzeptionsarbeiten bereitwillig und mit großem Engagement.<br />

18


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Den bisherigen Aktivitäten nach zu schließen möchte der Arbeitskreis die künftige<br />

Entwicklung der Gemeinde Sandberg aktiv in allen <strong>Ort</strong>steilen mitgestalten. Die Be-<br />

gleitung und Steuerung möglicher Maßnahmen der Dorferneuerung im Hinblick auf<br />

deren kulturelle Wirkung und Bedeutung soll dazu ebenso beitragen, wie die Initiie-<br />

rung eigener künstlerischer, kultureller oder lokalhistorischer Projekte. So sollen zum<br />

Beispiel die Möglichkeiten für kulturelle Aktivitäten in den Gemeindeteilen, etwa<br />

durch einen Ausstellungsraum, gestärkt und die ästhetisch ansprechende Gestaltung<br />

der <strong>Ort</strong>sbilder befördert werden. Mit einer Zeitzeugenbefragung zur Geschichte der<br />

Holzschnitzerei im <strong>Ort</strong>steil Sandberg wurden zudem bereits Schritte hinsichtlich der<br />

Aufarbeitung der lokalen Vergangenheit unternommen.<br />

2009 griff der Arbeitskreis Kunst und Kultur kurzentschlossen die Idee einer Vernet-<br />

zung mit der neuen Spielzeugausstellung im Museum Obere Saline Bad Kissingen<br />

auf und traf sich mehrfach mit den dortigen Projektverantwortlichen Herrn Weidisch<br />

und Frau Schmalz. Eigene Überlegungen hinsichtlich eines Ausstellungsraumes<br />

wurden mit der Idee „dezentraler Zusatzausstellungen“ kombiniert und so zur Grund-<br />

lage des nunmehr vorkonzipierten <strong>Schnitz</strong>projekts in den Walddörfern. Grundsätzlich<br />

stand von Beginn an die Idee einer historischen Dauerausstellung und eines lebendi-<br />

gen Wechselausstellungsbereichs im Raum. Die Arbeitskreismitglieder sicherten da-<br />

rüber hinaus zu, das (Ausstellungs-)Projekt auch nach dessen Fertigstellung zu be-<br />

treuen und zu begleiten, mithin also dessen nachhaltige Lebensfähigkeit zu gewähr-<br />

leisten. Es wurde die Bereitschaft signalisiert, beispielsweise Wechselausstellungen<br />

zu organisieren, eine Sammlung aufzubauen oder geschichtliche Forschung zu be-<br />

treiben. Im Hinblick auf derartige Zukunftsaufgaben wird die Gründung eines Förder-<br />

und Betreibervereins unerlässlich sein. Erfahrungsgemäß ist allerdings die Bereit-<br />

schaft zur Mitarbeit in einem solchen Verein größer, wenn bereits erste Realisie-<br />

rungsschritte im Projektverlauf zu verzeichnen sind und die künftige Aufgabenvielfalt<br />

für einen Betreiberverein klarer überschaubar ist. Insgesamt muss das vorhandene<br />

bürgerschaftliche Engagement in Sandberg als außerordentlich günstig für die Reali-<br />

sierung eines <strong>Schnitz</strong>ereiprojektes in der Gemeinde angesehen werden.<br />

19


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Historische Objekte und Sammlungsbestände<br />

Grundlage für die Einrichtung einer Dauer- und die Veranstaltung von Wechselaus-<br />

stellungen ist die Verfügbarkeit von Ausstellungsstücken. Geeignete kommunale<br />

Sammlungsbestände sind in Sandberg nicht vorhanden, doch befinden sich zahl-<br />

reiche historisch aufschlussreiche und bedeutsame Einzelstücke in Privatbesitz, nicht<br />

zuletzt bei den Mitgliedern des Arbeitskreises Kunst und Kultur. Bei Manfred Bühner<br />

tion seines Vaters (z.B. Schornsteinfeger) auch einen<br />

Schuhkarton mit dessen handgezeichneten Schablo-<br />

nen auf, nach denen Gesellen die Entwürfe in Serie<br />

schnitzen konnten. Hochwertige künstlerische Arbei-<br />

ten hat Herbert Holzheimer in Langenleiten gesam-<br />

melt. Er besitzt zwei „Rhöntische“ mit Einlegearbeiten<br />

befindet sich in der Scheune in Sandberg ein Lei-<br />

terwagen, wie er bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

für Verkaufsfahrten bis ins Ochsenfurter Gäu Ver-<br />

wendung fand, wobei darauf sowohl Stoffe als auch<br />

<strong>Schnitz</strong>waren angeboten wurden. Entsprechende<br />

einfache Galanterieware besitzen sowohl Manfred<br />

Bühner als auch Herbert Holzheimer in Langenleiten.<br />

Günther Holzheimer in Schmalwasser bewahrt ne-<br />

ben nicht verkauften Einzelstücken aus der Produk-<br />

des „Zoudlschreiners“ und kennt die Besitzer wie-terer solcher Tische. Er weiß auch,<br />

wo sich einige der verzierten Spazierstöcke von Friedrich Arnold befinden. Krippen-<br />

figuren und eine Kreuzigungsgruppe von dessen Sohn Emil Arnold besitzt Herbert<br />

Holzheimer hingegen selbst. Nach vielfachen Berichten befindet sich in der ehema-<br />

ligen Sandberger <strong>Schnitz</strong>schule noch die vollständig erhaltene Werkstatteinrichtung<br />

der Holzschnitzfamilie Katzenberger, die allerdings bislang aufgrund der familiären<br />

Verhältnisse keinem der Arbeitskreismitglieder zugänglich war.<br />

20


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Insgesamt sind in der Gemeinde Sandberg zahlreiche historische Objekte aus dem<br />

Themenfeld der Holzschnitzerei in Privatbesitz erhalten geblieben und es ist mit Si-<br />

cherheit davon auszugehen, dass genauere Nachforschungen weitere interessante<br />

Objekte zum Vorschein bringen würden (dasselbe gilt im Übrigen auch für historische<br />

Fotografien zum Thema). Dennoch sind gerade diese Besitzverhältnisse für die Ein-<br />

richtung einer öffentlich geförderten Dauerausstellung nicht unproblematisch. Nach-<br />

haltigkeitsanforderungen und Zweckbindungsfristen verlangen eine gesicherte Über-<br />

lassung von Exponaten für einen Zeitraum von rund 15 Jahren. Im Gegenzug muss<br />

ein möglicher Leihnehmer den Besitzern der Objekte eine konservatorisch einwand-<br />

freie und sichere Unterbringung langfristig garantieren. In der Regel lassen sich dies-<br />

bezüglich in Einzelfällen befriedigende Lösungen finden, doch ist es schwierig und<br />

riskant, eine komplette historische Dauerausstellung allein auf der Grundlage privater<br />

Leihgaben einzurichten. Unproblematisch ist hingegen die Bestückung wechselnder<br />

Ausstellungen mit Exponaten aus Privatbesitz. Nicht zuletzt die eigenen Werke der<br />

im Arbeitskreis Kunst und Kultur engagierten Künstler könnten dafür herangezogen<br />

werden.<br />

Mögliche Projektstandorte<br />

Gemäß der Vorüberlegungen, die diesem Konzept zugrunde liegen, wird die Einrich-<br />

tung einer lokalen Ausstellung angestrebt, die historische Entwicklungslinien des<br />

<strong>Schnitz</strong>gewerbes in Sandberg ebenso aufzeigt, wie sie auf das aktuelle Kunstschaf-<br />

fen in der Gemeinde hinweist. Verschiedene <strong>Stand</strong>ortvarianten für ein solches Vor-<br />

haben wurden geprüft. Die folgenden Ausführungen betreffen insbesondere die<br />

Tauglichkeit der entsprechenden Lokalitäten für die Nutzung als Ausstellungsraum,<br />

wie sie von Ausstellungsmachern unter gestalterischen und didaktischen Gesichts-<br />

punkten beurteilt werden kann. Aussagen zum baulichen Zustand, wie sie zum Auf-<br />

gabengebiet von Architekten und Statikern gehören, werden nicht gemacht.<br />

21


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Rathaus Sandberg<br />

Präferiert wurden zu Beginn der Konzeptionsarbeiten Räumlichkeiten im Unterge-<br />

schoss des 1989 fertiggestellten Rathauses der Gemeinde Sandberg in der Schul-<br />

straße 6. Das Verwaltungsgebäude liegt<br />

abseits der breiten Hauptstraße (Kreuzberg-<br />

straße) von Sandberg am Rand des Dorfes.<br />

Der Haupteingang im Erdgeschoss führt den<br />

Besucher zum großen Ratssaal und über<br />

einen Flur zum Verwaltungstrakt. Hier befindet<br />

sich ein Treppenhaus, das einerseits die Bü-<br />

ros im Obergeschoss erschließt und andererseits die Kellerräume. Für Ausstellungs-<br />

zwecke sind prinzipiell zwei Kellerräume denkbar: Zum einen ein etwa 76 qm großer<br />

Mehrzweckraum, der sich mit einer Glasfront<br />

ebenerdig ins Freie öffnet und als direkter Zu-<br />

gang zur Ausstellung genutzt werden könnte,<br />

und zum anderen ein über einen weiteren kur-<br />

zen Flurabschnitt zu erreichender fensterloser,<br />

von Betonpfeilern gegliederter Lagerraum von<br />

rund 163 qm Fläche direkt unterhalb des Rats-<br />

saales. Eine ganze Reihe von Gründen sprechen gegen eine Nutzung der Räum-<br />

lichkeiten für die Einrichtung von Dauer- und Wechselausstellungsräumen. Generell<br />

problematisch ist bereits die Lage des Rat-<br />

hauses abseits der Kreuzbergstraße. Es wird<br />

kaum gelingen, durchfahrende Kreuzbergbe-<br />

sucher aufzuhalten und in eine schmale Sei-<br />

tenstraße umzulenken. Diese Situation wird<br />

zudem verschärft durch die Lokalisierung der<br />

Ausstellungsräume im Keller des Rathauses.<br />

Der Zugang über eine Terrasse an der straßenabgewandten Gebäudeseite ist für<br />

<strong>Ort</strong>sfremde nur schwer zu finden und zudem gänzlich unattraktiv.<br />

22


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Auch die Räume selbst sind für Ausstellungszwecke problematisch. Zwar ließe sich<br />

die noch bestehende Zweckbindung für den Mehrzweckraum bei Bedarf wohl ab-<br />

lösen und es könnte mit dem derzeit darin beheimateten Rhönclub sicherlich ein<br />

23<br />

Arrangement gefunden werden, doch<br />

wäre der Raum dann noch immer ein<br />

unattraktiver Mehrzweckraum. Eine<br />

Umgestaltung des Raumes selbst wäre<br />

für die Einrichtung einer Ausstellung un-<br />

umgänglich. Dies gälte umso mehr für<br />

den weit größeren Lagerraum, der mo-<br />

mentan über keinen ausstellungstaug-<br />

lichen Fußboden, keine adäquate Wand-<br />

oder Deckenbehandlung und über keine ausstellungstaugliche Beleuchtung verfügt.<br />

Angesichts der beträchtlichen Raumgröße – als Ausstellungsfläche für Sandberg<br />

ohnehin überdimensioniert – wür-<br />

de allein die Instandsetzung des<br />

Raumes einen hohen fünf- bis<br />

sechsstelligen Betrag kosten, so<br />

dass das immer wieder für die<br />

Kellerlösung ins Feld geführte<br />

Argument der Kostenersparnis<br />

nicht mehr zuträfe. Zusammen-<br />

fassend lässt sich festhalten, dass<br />

die ungünstige Lage abseits der<br />

touristischen Wege, die unattrak-<br />

tive Unterbringung im Kellerge-<br />

schoss und die überdimensio-<br />

nierten Raumgrößen (verbunden<br />

mit hohen Instandsetzungskosten)<br />

gegen die Einrichtung einer Ausstellung im Rathauskeller sprechen. Ein mangelnder<br />

Besucherzuspruch wäre abzusehen.


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Alte Schule Sandberg<br />

Die Alte Schule von Sandberg steht giebelseitig zur Kreuzbergstraße, in die sie ein<br />

Stück weit über die sonstige Häuserflucht hineinragt, und markiert dabei zugleich die<br />

Abzweigung der Schulstraße zum Rathaus<br />

der Gemeinde. Mit Ausnahme der Kirche ist<br />

die Alte Schule das städtebaulich derzeit<br />

prägnanteste Gebäude des <strong>Ort</strong>es, nicht we-<br />

gen seiner architektonischen Gestaltung, son-<br />

dern allein aufgrund der exponierten Lage am<br />

Dorfanger. Die Alte Schule umgeben in den<br />

Nachbarhäusern ein Bäcker, ein Metzger, ein Einzelhandelsgeschäft und eine Bank-<br />

filiale, so dass im Umkreis der Alten Schule von einem <strong>Ort</strong>skern gesprochen werden<br />

kann. Architektonisch handelt es sich bei der<br />

Alten Schule um einen teilunterkellerten,<br />

zweigeschossigen Fachwerkbau auf einem<br />

Steinsockel, der von der Schulstraße her<br />

traufseitig mittig erschlossen wird und derzeit<br />

im oberen Abschnitt Schindelverkleidung auf-<br />

weist. Die letzte Nutzung als Wohnhaus spie-<br />

gelt sich in einer sehr kleinräumigen Zimmerstruktur. Sowohl im Erdgeschoss als<br />

auch im Ober- und Dachgeschoss sind jeweils mehrere kleine Zimmer abgetrennt.<br />

Die über den zentralen Flur erreichbare Trep-<br />

pe ist eng und gewunden. Derzeit steht das<br />

Gebäude zum Teil leer, das Obergeschoss<br />

wird jedoch bewohnt und der kommunale<br />

Bauhof nutzt im Erdgeschoss einen Aufent-<br />

haltsraum, da er derzeit die zum Haus ge-<br />

hörigen Freiflächen nutzt. Der Zustand des<br />

Gebäudes scheint dem Alter und der Nutzung entsprechend zu sein. Es ist die Lage<br />

des Gebäudes in der <strong>Ort</strong>smitte an der Kreuzbergstraße in direkter Blickachse zum<br />

zweiten örtlichen Zentrum – der Kirche –, die die Alte Schule zu einem geeigneten<br />

24


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

<strong>Stand</strong>ort für das <strong>Schnitz</strong>projekt in Sandberg macht. An dieser Stelle ließe sich die<br />

Aufmerksamkeit von Gästen und Touristen so weit erregen, dass sie bereit sind, für<br />

einen offensichtlich interessanten, kurzen Aufenthalt die Fahrt zum Kreuzberg zu<br />

25<br />

unterbrechen. Anderer-<br />

seits brächte ein ästhe-<br />

tisch modernes Gebäude<br />

(saniert oder neu) an die-<br />

ser Stelle des Dorfes<br />

eine wichtige städtebau-<br />

liche Aufwertung. Leider<br />

ist das Gebäude selbst<br />

für eine museale Nutzung nur wenig geeignet. Die mit insgesamt 150 qm durchaus<br />

großflächigen Stockwerke sind in viele enge Einzelzimmer unterteilt, die Raumhöhe<br />

ist durchgängig niedrig und die Zugänglichkeit durch die schmale gewundene Treppe<br />

eingeschränkt. Die für eine Ausstellungsnutzung not-<br />

wendige Gebäudesanierung könnte allerdings die<br />

Kleinteiligkeit auflösen und die Zugänglichkeit verbes-<br />

sern, so dass es im Hinblick auf die Möglichkeiten zur<br />

Einrichtung von Ausstellungsflächen durchaus mög-<br />

lich wäre, das Gebäude zu nutzen. Die Kosten für<br />

Erhalt und Sanierung der Alten Schule wären aller-<br />

dings beträchtlich. Eine Alternative könnte im Abriss<br />

der alten Schule und in der Aufrichtung eines Neu-<br />

baus bestehen. So würde der zentrale, überaus ge-<br />

eignete <strong>Stand</strong>ort weiterhin genutzt werden und es<br />

böten sich zudem größere Spielräume bei der Gestal-<br />

tung des städtebaulich wichtigen Gebäudeumfeldes in diesem Bereich der Kreuz-<br />

bergstraße. Ein älterer Beschluss des Gemeinderates zum Abriss der Alten Schule<br />

liegt bereits vor. Denkmalschutz besteht für das Gebäude nicht, so dass Abriss und<br />

bedarfsgerechter Neubau letztlich durchaus als Optionen erscheinen, die allen An-<br />

forderungen an Besucherfreundlichkeit und Nachhaltigkeit gerecht werden könnten.


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Alternativstandorte Langenleiten<br />

Das derzeitige Zentrum der Bildschnitzkunst in der Gemeinde Sandberg ist der <strong>Ort</strong>s-<br />

teil Langenleiten. Dort arbeiten gleich mehrere Bildhauer und –schnitzer sowie Grafi-<br />

ker; darüber hinaus ist dort einer der wenigen deutschen Betriebe zur Herstellung<br />

von Holzfräslingen beheimatet. Mehrere <strong>Stand</strong>orte für ein Projektmodul wurden hier<br />

diskutiert:<br />

- Das griechische Restaurant Akropolis, das zum Verkauf<br />

steht. Der große Gebäudekomplex aus den 1970er Jah-<br />

ren steht am Dorfrand (Ende der Rhönstraße) direkt an<br />

der Umgehungsstraße St 2267 und verfügt über große<br />

Parkflächen. Für ein Projektmodul erscheint das Gebäude allerdings über-<br />

dimensioniert, das Ambiente ist wenig einladend und letztlich befindet sich die<br />

Gastwirtschaft noch in Privatbesitz und müsste von der Gemeinde eigens<br />

angekauft werden.<br />

- Die Alte Schule von Langenleiten, ein ruinöser Zweck-<br />

bau der 1960er Jahre am <strong>Ort</strong>srand (Abzweigung vom<br />

Kippesweg), der derzeit als Jugendtreff und Atelier einer<br />

Künstlerin genutzt wird. Nur im Rahmen eines größeren<br />

Nutzungskonzeptes (etwa als multifunktionales Gemeindehaus) könnte das<br />

Gebäude saniert werden; für ein Projektmodul zur Holzschnitzerei ist es viel<br />

zu groß.<br />

- Die Posthalle in Langenleiten steht am Kippesweg in<br />

unmittelbarer Nähe der alten Schule jedoch deutlich<br />

näher an der Lindenstraße. Es handelt sich um eine<br />

ehemalige Wagenhalle zur Unterbringung des Postbus-<br />

ses und einem kleineren heute als Garage eingerichteten Anbau. Die Gesamt-<br />

anlage ist in schlechtem Zustand. Eine sinnvolle Sanierung erscheint proble-<br />

matisch, wenngleich Größe und Lage des Gebäudes für ein kleineres Projekt-<br />

modul durchaus denkbar wären.<br />

26


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

-<br />

- Der Dorfanger von Langenleiten zieht sich als breiter,<br />

beidseitig von Straßen (Lindenstraße) begrenzter<br />

Grünstreifen mitten durch den <strong>Ort</strong>, allein unterbro-<br />

chen durch die <strong>Ort</strong>skirche. Derzeit befinden sich auf<br />

dem Dorfanger neben Parkplätzen im Kirchenumfeld und Verkehrsschildern<br />

auch einige Denkmäler, etwa Bildstöcke, Hochkreuze und eine Madonnen-<br />

figur, sowie einige Informationstafeln für Wanderer und Touristen. Im Zuge der<br />

Dorferneuerung soll der Dorfanger neu gegliedert und gestaltet werden. Denk-<br />

bar und sinnvoll wäre dabei die Einbindung von Freiluftelementen aus dem<br />

<strong>Schnitz</strong>projekt, um auch in Langenleiten auf die Rhöner <strong>Schnitz</strong>tradition zu<br />

verweisen.<br />

Dorfgemeinschaftshaus Kilianshof (Schaufenster)<br />

An das frisch sanierte Dorfgemeinschaftshaus Kilianshof – gelegen an der zentralen<br />

Kreuzung des <strong>Ort</strong>es – wurde außen ein verglaster Erker mit rund 2 qm Grundfläche<br />

(ca. 2,5 m x 0,7 m) angefügt. Am Gemein-<br />

schaftshaus und mithin am Schaufenster führt<br />

der K-Weg vorbei, der nur in Kilianshof bebau-<br />

tes Gemeindegebiet durchschneidet. Für ein<br />

eigenständiges Projektmodul ist das Schaufens-<br />

ter aufgrund seiner Abmessungen sicherlich zu<br />

klein. Als Werbeplattform könnte es allerdings<br />

dazu dienen, Wanderer auf ein größeres Projektmodul in Sandberg, das der K-Weg<br />

am nördlichen <strong>Ort</strong>srand passiert, hinzuweisen.<br />

27


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Rahmenbedingungen 3:<br />

Stadt Bischofsheim a. d. Rhön<br />

Die Stadt Bischofsheim an der Rhön (448 m. ü. NN) am Fuße des Kreuzbergs liegt<br />

im Landkreis Rhön-Grabfeld. Geologisch zählt sie zur Hohen Rhön bzw. Hochrhön,<br />

die sich über Teile des Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen erstreckt, sowie<br />

zum „Naturpark Bayerische Rhön“ und zum „UNESCO Biosphärenreservat Rhön“.<br />

Zur Stadt Bischofsheim a. d. Rhön zählen die fünf<br />

Stadtteile Frankenheim mit der Ruine Osterburg,<br />

Haselbach mit dem Weiler Kreuzberg, Oberweißen-<br />

brunn, Unterweißenbrunn und Wegfurt. Auf einer<br />

Fläche von 67,72 qkm leben hier insgesamt 4887<br />

Einwohner (<strong>Stand</strong> 2008). Die Stadt als ehemaliger<br />

Verwaltungssitz des Bistums Würzburg (Erstnen-<br />

nung 1270) verfügt über einen historisch gewachse-<br />

nen <strong>Ort</strong>skern, der sich um den zentralen Marktplatz<br />

gruppiert und von einer gut erhaltenen Stadtmauer<br />

eingefasst wird. Nördlich des Marktplatzes mit ei-<br />

nem Brunnen von 1582/92 schließen sich die Stadt-<br />

pfarrkirche aus der Regierungszeit des Fürstbi-<br />

schofs Julius Echter von Mespelbrunn (Grundsteinlegung 1607), der Zentturm aus<br />

dem 13. Jahrhundert, das historische Rentamt und das Rathaus an. Bei drei großen<br />

Stadtbränden wurde die alte, aus Ackerbürger- und Handwerkerhäusern bestehende<br />

Bausubstanz empfindlich dezimiert. Im Westen der Stadt fließt die Brend, die von<br />

zahlreichen Mühlen genutzt wurde.<br />

Die traditionell von der Landwirtschaft lebenden Ackerbürger in Bischofsheim erleb-<br />

ten dank der bereits seit dem 16. Jahrhundert ansässigen Tuchmanufaktur im An-<br />

schluss an den Dreißigjährigen Krieg einen gewaltigen Aufschwung dieses Betriebs-<br />

zweiges und ihrer Stadt. Bis zu 100 Meister waren hier tätig, wobei die Tuchherstel-<br />

28


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

lung mit Schwankungen bis in das 19. Jahr-<br />

hundert hinein eine große Bedeutung für<br />

den <strong>Ort</strong> besaß. Südwestlich der Stadt er-<br />

hebt sich mit 928 m ü. NN das höchstgele-<br />

gene Wallfahrtsziel in der Diözese Würz-<br />

burg, das nach dem Bau des Klosters und<br />

der Wallfahrtskirche (1681) im 18. Jahrhun-<br />

dert eine Blüte erlebte, die wiederum auch auf Bischofsheim a. d. Rhön ausstrahlte.<br />

Berühmtheit erlangte die bis heute von den Franziskanern betriebene und bei<br />

Wallfahrern wie Besuchern gleichermaßen beliebte Klosterbrauerei.<br />

Ihre wirtschaftliche Kraft schöpft die Stadt heute aus den ansässigen Einzelhändlern,<br />

Dienstleistern, Gastronomen und Handwerksbetrieben. Die touristische Attraktivität<br />

Bischofsheims resultiert einerseits direkt aus der geografischen Zugehörigkeit zur<br />

Natur- und Kulturlandschaft Rhön, andererseits aber vor allem aus der unmittelbaren<br />

Nähe zum Franziskanerkloster und Wallfahrtsort Kreuzberg. Mit 18.210 Übernach-<br />

ungen pro 1.000 Einwohner ist die touristische Intensität in Bischofsheim a.d. Rhön<br />

vergleichsweise hoch. Die durchschnittlich kurze Aufenthaltsdauer von 2,8 Tagen<br />

liegt dabei im Trend. Seine Rolle als Unterzentrum innerhalb einer ländlich strukurier-<br />

en Region und in räumlicher Nähe zur prosperierenden Kreisstadt Bad Neustadt a.d.<br />

Saale versucht die Stadt Bischofsheim a. d. Rhön zu behaupten und mit einem breit<br />

angelegten städtebaulichen Entwicklungskonzept zu festigen (Integriertes städte-<br />

bauliches Entwicklungskonzept Bischofsheim a.d. Rhön, Oktober 2010). Hierzu ist<br />

ein tiefgreifender Transformationsprozess und Strukturwandel in den Bereichen<br />

Städtebau, Einzelhandel und Tourismus notwendig (Integriertes städtebauliches<br />

Entwicklungskonzept Bischofsheim a.d. Rhön<br />

– Maßnahmenkatalog, Oktober 2010). Das<br />

Kloster Kreuzberg mit dem 2008 eröffneten<br />

„Bruder Franz Haus“ wird in der touristischen<br />

Bedeutung für die Region weiterhin großen<br />

Stellenwert einnehmen. Es zählt schon heute<br />

zu den beliebtesten Ausflugszielen der<br />

bayerischen Rhön.<br />

29


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Geschichte und Gegenwart der Holzschnitzerei<br />

Die Herstellung von Holzwaren als winterlicher Nebenerwerb einer in kargen land-<br />

wirtschaftlichen Verhältnissen lebenden Bevölkerung stellt in der Rhön ein histori-<br />

sches Faktum dar, das sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts professionalisierte<br />

und – in Abhängigkeit von Konjunktur- und Modewellen – zu einem eigenen teils<br />

sogar hauptberuflichen Betriebszweig entwickelte. Einen besonderen Anteil an der<br />

Festigung des holzverarbeitenden Hausgewerbes<br />

und der –industrie hatte die ab 1862 in Bischofs-<br />

heim a. d. Rhön ansässige Holzschnitzschule. Sie<br />

bildete nicht nur in der Fertigung bestimmter Holz-<br />

waren aus, sondern produzierte und vermarktete<br />

auch in großem Stil zur Refinanzierung des Eigen-<br />

betriebs und wirkte durch ihre Vorbildfunktion stil-<br />

bildend. Die hier ausgebildeten Holzschnitzer lies-<br />

sen sich zum Teil in unmittelbarer Nähe mit einem<br />

eigenen Betrieb nieder. Parallel zur schulischen<br />

Ausbildung gab es aber auch weiterhin den un- oder angelernten Nebenerwerbs-<br />

schnitzer in der groben wie feineren Holzwarenproduktion, der seine Produkte in Ei-<br />

genregie direkt oder über Händler vermarktete.<br />

Insgesamt jedoch stellt den zentralen Ausgangspunkt für die Holzschnitzerei in Bi-<br />

schofsheim a. d. Rhön die im Jahr 1862 von Poppenhausen bei Weyhers hierher<br />

(Pfarrgasse 12) verlegte Holzschnitzschule dar, die 1852/53 vom „Polytechnischen<br />

Zentralverein für Unterfranken und Aschaf-<br />

fenburg“ gegründet worden war. Sie setzte<br />

die vorangegangen Anstrengungen des Ver-<br />

eins in Verbindung mit staatlichen Hilfsmaß-<br />

nahmen zur Förderung des Hausgewerbes<br />

in der Rhön fort. Die angefertigten Holz-<br />

schnitzereien wurden anfangs vom Verein und seinen sog. „Rhöndepots“, später<br />

teilweise über Kaufleute in den Handel gebracht. Vermutlich hatten strategische<br />

30


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Überlegungen der Vermarktung schließlich auch für die Verlegung der Schule in das<br />

besser an den Verkehr angeschlossene Bischofsheim a. d. Rhön verantwortlich ge-<br />

zeichnet. Kamen die Schüler in den Anfangsjahren noch aus der näheren Umgebung<br />

oder aus Bischofsheim a. d. Rhön selbst, so dehnte sich das Einzugsgebiet der<br />

Schule ab den 1870er Jahren aus. Es folgte 1876 der Umzug der Schule in den<br />

Pfarrgrund (heute Anwesen Michael Wagner), wo ihr ein Ausstellungsraum im<br />

Schweizerstil angegliedert wurde. Eine grundlegende Reform führte 1902 zur Um-<br />

wandlung der „<strong>Schnitz</strong>schule“ mit Massen-<br />

produktion in eine staatlich anerkannte<br />

Lehrwerkstätte, die 1913 einen Neubau an<br />

der Straße nach Unterweißenbrunn erhielt<br />

(heute Anwesen des Ateliers Warrings). Der<br />

Verkauf der in der Schule produzierten Holz-<br />

waren diente mithin zur Finanzierung der<br />

auch an der Unterstützung mittelloser Schü-<br />

ler interessierten Schule, führte jedoch nach jahrzehntelanger Ausbildung in den<br />

1920er Jahren schließlich zu einer ernsten Konkurrenzsituation mit den niedergelas-<br />

senen selbstständigen Holzschnitzern. 1939 übernahm der Bezirksverband Main-<br />

franken die Trägerschaft. Der Neubeginn in der Nachkriegszeit gestaltete sich<br />

schwierig: Er wurde von künstlerischen Auseinandersetzungen und schwindenden<br />

Schülerzahlen belastet und von der Streichung der Fördermittel bedroht. Auch mit<br />

dem Umzug der Schule in die ehemalige Villa des Fabrikanten Hoesch 1952 konnte<br />

ein weiterer Rückgang der Schülerzahlen nicht verhindert werden. Der damalige<br />

Landkreis Bad Neustadt a.d. Saale – heute Landkreis Rhön-Grabfeld – übernahm<br />

1972 schließlich die Schule vom Bezirk Unterfranken und garantierte so nach einer<br />

kurzen Schließzeit von 1971/72 bis 1973/74<br />

ihren Fortbestand in einem 1978 errichteten<br />

Neubau. Seit 1980/81 führt sie den Titel und<br />

Status einer „Staatlichen Berufsfachschule für<br />

Holzbildhauer“, seitdem teilen sich Freistaat<br />

und Landkreis die Aufgaben der Trägerschaft.<br />

Im Jahr 1996 übernahm der langjährige Leh-<br />

rer und Bildhauer Rudolf Schwarzer<br />

31


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

die Schulleitung. Die dreijährige Ausbildung zum Holzbildhauer zielt<br />

auf eine breite Vermittlung der Grundtechniken des Bildhauerhand-<br />

werks und die Förderung individueller künstlerischer Gestaltungsfä-<br />

higkeiten: „Ziel ist es, das plastische Gestalten als persönlichen Aus-<br />

druck zu entdecken und darin eine Könnerschaft zu entwickeln.“<br />

(http://www.holzschnitzschule.de/htm/berufsfachschule.htm#ziele-grundsaetze;<br />

Zugriff 11.1.2011). Der Abschluss befähigt zum eigenständigen Arbeiten<br />

und qualifiziert für ein weiterführendes Kunsthochschulstudium.<br />

Die Tradition der Holzschnitzerei wird auch heute noch in Bischofsheim a. d. Rhön<br />

sicht- und greifbar. So führt vom Marktplatz aus ein mit einem Altstadt-Rundgang<br />

kombinierter Holzskulpturen-Weg entlang von 19 Stationen durch Bischofsheim a. d.<br />

Rhön. Ein Flyer informiert über den Verlauf des Rundwegs und die dabei gestreiften<br />

Sehenswürdigkeiten. Sämtliche dabei präsen-<br />

tierten 19 Holzskulpturen wurden von Schülern<br />

der örtlichen Schule für Holzbildhauer geschaf-<br />

fen. Die Installationen setzen im Rundgang auf<br />

freie Assoziationen der Spaziergänger und<br />

verzichten weitestgehend auf erläuternde<br />

Beschilderungen.<br />

Initiiert vom Diözesanbüro Bad Neustadt entstanden im<br />

Jahr 2007 – wiederum unter Beteiligung von Arbeiten der<br />

SchülerInnen der Holzbildhauerschule Bischofsheim a. d.<br />

Rhön – zehn Kunststationen am Franziskusweg auf Höhe<br />

der Thüringer Hütte. Sie setzen die zehn Strophen des<br />

„Sonnengesangs“ künstlerisch um und bieten in Kombi-<br />

nation mit sieben Lesestationen Anreize zur Reflexion<br />

und Meditation. Ein Flyer informiert über die Wegefüh-<br />

rung, eine Ergänzung erfährt das Projekt durch die Pub-<br />

likation „Atem-Wege“ mit zahlreichen Abbildungen und<br />

inspirierenden Texten.<br />

32


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Letztlich weist auch das sanierte und 2008 eröffnete Bruder Franz<br />

Haus am Franziskanerkloster Kreuzberg Anknüpfungspunkte zur<br />

Holzschnitzerei auf. Es bietet neben der Dauerausstellung „Franz<br />

von Assisi und Gottes Schöpfung“ auch Räume der Stille und ein<br />

Informationszentrum mit touristischen Informationsbroschüren zur<br />

Stadt Bischofsheim a. d. Rhön, dem Kreuzberg und der Rhön. In<br />

den Veranstaltungsräumen des Mehrfunktionenhauses können<br />

auch Ausstellungen stattfinden, so etwa die Sonderausstellung<br />

„Rhöner Weihnachtskunst“ (28.11.2010 – 9.1.2011), zum Beispiel mit Arbeiten der<br />

Holzschnitzer- und Bildhauerfamilie Metz (Langenleiten), von Herbert Holzheimer<br />

(Langenleiten), Günther Holzheimer (Schmalwasser) und der Bischofsheimer Holz-<br />

schnitz-Meisterbetriebe Karin Barth, Uli Klemm und dem Künstlerehepaar Warrings.<br />

Neben den öffentlichen Einrichtungen sind es die noch immer vor<br />

<strong>Ort</strong> in Bischofsheim a. d. Rhön tätigen Holzschnitzbetriebe, die<br />

heute das Bild der Stadt als einem aktiven Zentrum der Rhöner<br />

Holzschnitzerei mitbestimmen. Dabei handelt es sich durchweg<br />

um Familienbetriebe, die ohne Angestellte ihren eigenen Lebens-<br />

unterhalt durch Herstellung und Vertrieb von gewerblichen<br />

<strong>Schnitz</strong>waren oder auch ambitionierter <strong>Schnitz</strong>kunst bestreiten.<br />

Protagonisten und Akteure in Bischofsheim a. d. Rhön<br />

Lokaler Hauptakteur ist die traditionsreiche, seit über 150 Jahren in Bischofsheim a.<br />

d. Rhön ansässige Staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer unter der Leitung<br />

von Rudolf Schwarzer. Aufgrund ihrer spezifischen individuellen Ausbildungssituation<br />

und der konsequent verfolgten künstlerischen Grundsätze genießt die Schule als<br />

Ausbildungszentrum großes Ansehen. Sie ist ein für Bischofsheim a. d. Rhön wert-<br />

volles Alleinstellungsmerkmal. Im Bewusstsein um ihre Tradition lenkt die Einrichtung<br />

die gestalterische Ausbildung ihrer Schülerinnen und Schüler in eine von zeitgenös-<br />

33


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

sischer Formensprache und künstlerischer Modernität inspirierte Zukunft.<br />

Interessante Bezüge zum aktuellen Kunstgeschehen ergeben sich auch durch das<br />

Lehrerkollegium der Schule, das – z.B. mit Herbert Holz-<br />

heimer (Langenleiten) – zum Teil freischaffend von künst-<br />

lerischer Arbeit lebt. Viele ehemalige Absolventen sind<br />

ebenfalls als herausragende Künstler in der Rhön ansäs-<br />

sig, z.B. Jan Polacek (Oberwaldbehrungen), Martin Bühner<br />

(Hohenroth), Lothar Bühner (Bad Neustadt) oder Günter<br />

Metz (Langenleiten).<br />

Mit verschiedenen Aktionen – wie etwa mit dem oben beschriebenen Bischofsheimer<br />

Holzskulpturenweg und dem Franziskusweg – rückt die Schule immer wieder ins<br />

Licht der Öffentlichkeit und wird als künstlerisch prägende Kraft in der Region wahr-<br />

nehmbar. Als Institution mit großem kreativen Potential und dichter Vernetzung in die<br />

Kunstszene zählt die Holzbildhauerschule zweifellos zu den wichtigsten Partnern für<br />

ein <strong>Schnitz</strong>projekt in der Rhön. Die ausdrückliche Dialog- und Kooperationsbereit-<br />

schaft der Schule wäre in eine Arbeitsgemeinschaft fruchtbar zu integrieren.<br />

In Bischofsheim a. d. Rhön ist eine Anzahl an handwerklich und künstlerisch arbei-<br />

tenden Holzschnitz-Meisterbetriebe tätig. Ihre Werkstätten und Ateliers sind mit gere-<br />

gelten Öffnungszeiten für Gäste, Besucher und interessierte Käufer geöffnet. Zu den<br />

Betrieben und Ateliers zählen:<br />

- Karin Barth (Bauersbergerstr. 39)<br />

- Uli Klemm (Ahornstr. 36)<br />

- Herbert Lucht (Gerberzwinger 35)<br />

- Martin Sitzmann (Floßgrabenweg 6)<br />

- Christel und Detlef Warrings (Neustädter Str. 12)<br />

34


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Darüber hinaus haben die beiden ehemaligen Schüler der Bischofs-<br />

heimer Holzbildhauerschule Claudia Fink – akademische Bildhaue-<br />

rin – und Roland Ehmig – Holzbildhauermeister – am Marktplatz 19<br />

ihre „Schauwerkstatt“ eingerichtet. Mit der öffentlich wirksamen Prä-<br />

senz ihrer Werkstatt möchten sie auch einen Beitrag zur Identitäts-<br />

stiftung der Stadt Bischofsheim a. d. Rhön mit dem Thema Holzbild-<br />

hauerei leisten und das Sujet gleichzeitig in der Öffentlichkeit stär-<br />

ker verankern. In der „Schauwerkstatt“ können Besucher kleinere<br />

Kunstwerke erwerben und einen Blick ins Atelier werfen. Neben<br />

ihren Auftragstätigkeiten bieten die beiden Künstler als zweites un-<br />

ternehmerisches <strong>Stand</strong>bein auch Mal- und <strong>Schnitz</strong>kurse an, die sie<br />

aufgrund der großen Nachfrage mit Teilnehmern aus dem gesam-<br />

ten Bundesgebiet in den Werkräumen der kommunalen Kreuzberg-<br />

schule durchführen, die ihnen während der Ferienzeiten zugänglich<br />

sind. Dadurch beschränken sich die Kursangebote auf die Ferienzeiten, während je-<br />

doch nach geäußerten persönlichen Erfahrungen das Potential für Kurse über den<br />

gesamten Jahresverlauf durchaus vorhanden wäre. Voraussetzung hierfür wäre ein<br />

dauerhaft nutzbarer Werkraum in entsprechender<br />

Größe und Ausstattung. Große Aufgeschlossenheit<br />

äußern Claudia Fink und Roland Ehmig an einer Be-<br />

teiligung an einer größeren gemeinsamen Koopera-<br />

tion zur Präsentation und Vermittlung des histori-<br />

schen Erbes der Holzschnitzerei wie auch an der<br />

Vermittlung der moderne Holzbildhauerei.<br />

Ebenfalls an einer Weiterentwicklung des Themas interessiert zeigt sich Matthias<br />

Wild als Inhaber und Betreiber des seit 2007 in Bischofsheim a. d. Rhön ansässigen<br />

„Hauses der kleinen Wunder“. Das „Haus“ versteht sich als Mitmachmuseum für die<br />

ganze Familie und verspricht spannende Sinneserlebnisse auf neuer Ebene. Durch<br />

seine verkehrsgünstige Lage an der Zufahrtstraße zum Kloster Kreuzberg (Rhön-<br />

straße 6) erfreut sich die Einrichtung einer großen Beliebtheit. Herr Wild signalisierte<br />

unter bestimmten Gesichtspunkten eine mögliche Beteiligung an einer Präsentation<br />

des Themas <strong>Schnitz</strong>ens in der nahe gelegenen Schneidmühle.<br />

35


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Ein betriebsübergreifendes, kommunikatives oder strategisches Netzwerk zur Popu-<br />

larisierung der historischen oder aktiven Holzschnitzerei und Holzbildhauerei in Bi-<br />

schofsheim a. d. Rhön existiert zur Zeit nicht. Vielmehr scheinen für den Außenste-<br />

henden die Partikularinteressen der einzelnen Akteure die öffentliche Wahrnehmung<br />

dieses Themas in der Stadt zu dominieren. So lässt es etwa die Einzel-Präsentation<br />

der Werkstätten auf einer städtischen Info-Tafel auf dem Marktplatz vermuten. Auch<br />

eine gemeinsam organisierte Anlaufstelle sucht der interessierte Gast vergeblich.<br />

Flyer zum Holzskulpturen-Weg und teils zu einzelnen Werkstätten sind jedoch in der<br />

Tourist-Information im 2004 sanierten Messnerhäuschen erhältlich. Eine Arbeitsgrup-<br />

pe „Kultur“ unter Einbindung auch der Akteure in der Holzbildhauerei wird als „Run-<br />

der Tisch“ mit Vertretern aus Vereinen, Kultur und Stadtverwaltung im Maßnahmen-<br />

katalog des städtischen Entwicklungskonzept jedoch kurz- bis mittelfristig empfohlen.<br />

Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf die im Entwicklungskonzept formulierten<br />

Überlegungen zur Einrichtung eines KulturErlebnisZentrums in der Schneidmühle,<br />

wie weiter unten auszuführen sein wird.<br />

Ausstellungsobjekte und Sammlungsbestände<br />

Die in der Holzbildhauerschule angefertigten Schülerarbeiten gehen gemäß den Ver-<br />

einbarungen zwischen dem Freistaat Bayern und dem Landkreis Rhön-Grabfeld in<br />

das Eigentum des Landkreises über, der auch Sachaufwandsträger ist. Im Regelfall<br />

führt diese Vereinbarung zur Aufbewahrung der Objekte in der Holzbildhauerschule.<br />

Hier wäre im Einzelfall die Verfügbarkeit möglicher Ex-<br />

ponate abzustimmen. Auch im Dialog mit ehemaligen<br />

SchülerInnen und Akteuren der Schule sollte nach Mög-<br />

lichkeiten des Sammlungsaufbaus gesucht werden.<br />

Einen eigenen, bereits vorhandenen Sammlungskom-<br />

plex bilden im Handel erworbene Hinterlassenschaften<br />

des ehemaligen Leiters der Holzschnitzschule (1981-<br />

1996) Uwe Günther. Hierunter befinden sich neben Bü-<br />

chern und Bleistiftskizzen auch etwa 25 eigene Kunst-<br />

werke aus Bronze, Aluminium, Stein, Terrakotta und<br />

Holz.<br />

36


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Wünschenswert wären auch Exponate des ehemaligen Schülers (1954-1956) und<br />

Schulleiters (1973-1981) sowie Vorgängers von Uwe Günther, Philipp Mendler, des-<br />

sen figurative Kunst mit Freiplastiken in Mellrichstadt sowie in Bad Neustadt a.d.<br />

Saale und in Bischofsheim a. d. Rhön vertreten ist. 1999 vergab der Landkreis erst-<br />

mals den Mendler-Preis für eine Absolventenarbeit der Bischofsheimer Holzbild-<br />

hauerschule.<br />

Zur weiter zurückliegenden Geschichte der Holzschnitzerei im Allgemeinen und der<br />

Holzschnitzschule im Besonderen sind leider nur wenige Exponate erhalten. Das<br />

Atelier Warrings hat der Stadt einige Leihgaben zur Verfügung gestellt, die in einer<br />

Vitrine hinter der Eingangstür zum Rentamt<br />

präsentiert werden. Es handelt sich um 3<br />

weiße Spielzeugpferde, eine Kreuzigungs-<br />

gruppe, gerahmte Einzelblätter aus Muster-<br />

büchern der Spielzeughersteller, um zwei<br />

Lehr- und Unterrichtsbücher der Holz-<br />

schnitzschule, um eine gerahmte Kohle-<br />

skizze (Maske) und ein geschnitztes Möbel-<br />

fragment.<br />

Ferner bewahrt die Stadt eine Fundsammlung von Objekten aus der ab 1897 durch-<br />

geführten Ausgrabungen an der Osterburg auf, die derzeit von Dr. Joachim Zeune<br />

aufgearbeitet wird.<br />

Möglicher Projektstandort<br />

Im Rahmen intensiver Bemühungen um ein städtebauliches Gesamtkonzept kon-<br />

zentriert die Stadt Bischofsheim a. d. Rhön alle kulturellen Impulse und Anregungen<br />

momentan auf das geplante KulturErlebnisZentrum Schneidmühle.<br />

Schneidmühle Bischofsheim a. d. Rhön<br />

Im Zuge der Erstellung eines städtischen Entwicklungskonzeptes wurde unter reger<br />

Anteilnahme der Bevölkerung der Wunsch nach einem Kultur- und Begegnungs-<br />

37


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

zentrum laut. Ein das Entwicklungskonzept begleitender Arbeitskreis Tourismus,<br />

Freizeit und Kultur formulierte 2009 erste Vorstellungen hierzu im Hinblick auf ein<br />

mögliches KulturErlebnisZentrum am <strong>Stand</strong>ort Schneidmühle.<br />

Die Schneidmühle liegt<br />

nördlich außerhalb des<br />

von der alten Stadtmauer<br />

eingefassten Stadtkerns<br />

an der verkehrsreichen<br />

Rhönstraße (Kreisstraße<br />

10) direkt am kanalisierten<br />

Bachlauf der Brend. Sie<br />

besteht aus einem<br />

zweigeschossigen Haupt-<br />

und Wohnhaus und der diagonal anschließenden alten Säge. Die aufgegebene Müh-<br />

le befindet sich in städtischem Eigentum und ist stark sanierungsbedürftig. Das<br />

Wohn- und Haupthaus bietet im Erd- und Obergeschoss<br />

jeweils ca. 200 qm Nutzfläche, hinzu kommt ein Dachraum<br />

mit etwa 170 qm Grundfläche. Das gesamte Anwesen liegt<br />

von der Straße zurückgesetzt hinter einem größeren Vor-<br />

platz. Geplant ist zudem der Neubau einer großen Veran-<br />

staltungshalle in direkter Verbindung mit dem historischen<br />

Mühlenanwesen. 7.200 qm umfasst das Areal der Schneid-<br />

mühle insgesamt; es zählt damit zu den sechs Schlüssel-<br />

gebieten für Maßnahmen im Rahmen des Stadtumbaus<br />

West und ist somit vorrangig und mit besonderem Augen-<br />

merk zu behandeln. Der Maßnahmenzeitraum für die Sa-<br />

nierung und Einrichtung wurde auf 2013-15 gelegt und mit einem Kostenvolumen<br />

von 3,18 Mio. Euro beziffert.<br />

Um der Bedeutung des Areals an der Schneidmühle gerecht zu werden, veranstal-<br />

tete die Stadt Bischofsheim a. d. Rhön in Kooperation mit der Hochschule Coburg –<br />

38


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Fakultät Design – unter dem Motto „KulturErlebnisZentrum Schneidmühle Bischofs-<br />

heim“ im Sommersemester 2010 einen Studentenwettbewerb. Den Studierenden der<br />

Fachrichtung Architektur unter der Leitung von Prof. Hans-Peter Hebensperger-<br />

Hüther wurde die Aufgabe gestellt, das Areal der Schneidmühle unter Einbeziehung<br />

des bestehenden Baudenkmals selbst und mittels Ergänzung durch einen Neubau<br />

für kulturelle und touristi-<br />

sche Zwecke sowie für das<br />

städtische Vereinsleben<br />

nutzbar zu machen. Die<br />

Ergebnisse wurden von<br />

einer fachkundigen Jury<br />

prämiert und in einer Bro-<br />

schüre publiziert (Doku-<br />

mentation zum Studen-<br />

tenwettbewerb KulturErlebnisZentrum Schneidmühle Bischofsheim, 2010). Den 1.<br />

Preis errang Johanna Vogt mit ihrem Vorschlag für einen „behutsamen Umgang mit<br />

historischer Bausubstanz“, der nicht nur das Wohngebäude sondern auch die „alte<br />

Schneide“ selbst erhält, und der geschickten landschaftlichen Integration eines Hal-<br />

lenneubaus in nordwestlicher Richtung.<br />

In den Vorüberlegungen im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes wurden zum<br />

Projekt Schneidmühle verschiedene Nutzungsideen formuliert, die neben einer Ver-<br />

anstaltungshalle auch Ausstellungsflächen für verschiedene Zwecke (Osterburgfunde<br />

/ Holzschnitzschule / Rhönclub / Faschingsverein) umfassten.<br />

39


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Zielfestsetzung: Vision mit Augenmaß<br />

Ein multikommunales Projekt zur <strong>Schnitz</strong>erei in der Rhön sollte ein anspruchsvolles<br />

Ziel vor Augen haben und dabei zugleich eine Reihe pragmatischer Anforderungen<br />

erfüllen. Es geht darum, eine Vision mit Augenmaß zu entwickeln. Als Leitlinien der<br />

Projektidee gelten folgende, nicht zuletzt aus Gesprächen mit verschiedensten<br />

Projektbeteiligten gewonnenen, Grundsätze und Ziele:<br />

1. Das Projekt soll das ungemein vielseitige Phänomen der Holzschnitzerei in<br />

der Rhön für Gäste und Einheimische auf moderner wissenschaftlicher Basis an-<br />

schaulich und unter Benennung der Fakten aufbereiten. Es gilt, ein regional wichti-<br />

ges und kulturlandschaftlich verwurzeltes Thema auf einem adäquaten Niveau so zu<br />

präsentieren, dass sich Einheimische in der Darstellung wiederfinden und Gäste<br />

spannende Einblicke in die Region gewinnen können. Es handelt sich in erster Linie<br />

um ein Projekt zur Aufwertung des regionalen Selbst- und Außenbildes in kultureller<br />

Hinsicht und weniger um ein Projekt zur kommerziellen Absatzsteigerung für einzelne<br />

Holzschnitzbetriebe.<br />

2. Das Projekt soll als multikommunales Kooperationsprojekt nicht nur an ei-<br />

nem <strong>Ort</strong> Informationen bieten, sondern in der <strong>Schnitz</strong>region in der (bayerischen)<br />

Hohen Rhön jeweils lokale thematische Schwerpunkte bilden und darstellen. Es gilt,<br />

Gäste und Einheimische auf die Spur der Rhöner <strong>Schnitz</strong>erei zu setzen und sie auf<br />

ihrer thematischen Entdeckungsreise durch die Region und auch in <strong>Ort</strong>e zu führen,<br />

die sie womöglich ohne diesen thematischen Leitfaden nicht besucht hätten. Dazu<br />

sind eine klare Strukturierung und eine taugliche Besucherlenkung notwendig.<br />

3. Das Projekt soll jeder beteiligten Kommune stets auch Anknüpfungspunkte<br />

zu eigener, gemeindeinterner Kulturarbeit bieten, indem es beispielsweise entspre-<br />

chend nutzbare Räumlichkeiten vorhält oder einen Ausgangspunkt für kulturelle Ini-<br />

tiativen jeder Art (z.B. lokalhistorische Forschung etc.) bildet. Die enge Einbeziehung<br />

lokal agierender und kulturinteressierter Gruppierungen ist dazu unerlässlich.<br />

40


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

4. Das Projekt soll keine beteiligte Gemeinde finanziell und personell über-<br />

fordern. Grundsätzlich gilt, dass das Projekt in den beteiligten Kommunen nach Mög-<br />

lichkeit jeweils an andere Maßnahmen angegliedert werden sollte (z.B. Dorferneue-<br />

rung, städtisches Entwicklungskonzept). Ehrenamtlich engagierte Personen müssen<br />

in die Projektplanung aktiv integriert werden.<br />

41


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Projektvorschlag: <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Unter dem Titel „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ soll – wie unter einer Dachmarke – eine<br />

ganze Reihe denkbarer Maßnahmen in der Region gebündelt und umgesetzt wer-<br />

den. Dabei will der Projekttitel bewusst keine Anklänge an eine völlig unhistorische<br />

romantisierende Verklärung der Rhönschnitzerei zur „traditionellen Volkskunst“ zu-<br />

lassen, sondern vielmehr andeuten, dass es sich bei der <strong>Schnitz</strong>erei in der Rhön zu-<br />

nächst explizit um ein Gewerbe handelt, das in der Region angesiedelt wurde. Die<br />

knappen vier Wortbestandteile erlauben zudem eine knackige grafische Übersetzung<br />

in eine Wort-Bildmarke, die es erlaubt, das Gesamtprojekt gezielt zu bewerben. Aus<br />

dem übergreifenden Projekttitel selbst lassen sich auch problemlos Titel und Be-<br />

zeichnungen der einzelnen Teilprojekte entwickeln, die einfach als „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> |<br />

Sandberg“ oder „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim“ geführt werden, und so ihre Zugehörig-<br />

keit zur Dachmarke „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ auf den ersten Blick zu erkennen<br />

geben. Dabei erlaubt die Offenheit des Titels, dass durchaus unterschiedliche<br />

Teilprojekt mit womöglich weit differierenden Themenstellungen unter der<br />

Dachmarke vereinigt werden können.<br />

Gesamtkonzept und Teilprojekte<br />

Das Gesamtkonzept „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ möchte in Form einer dezentralen<br />

Präsentationsweise die verschiedenen Facetten der <strong>Schnitz</strong>erei in der Rhön an un-<br />

terschiedlichen <strong>Ort</strong>en für Gäste und Einheimische erlebbar machen. Interessierte<br />

sollen – so die Idee – auf eine Entdeckungsreise durch die Region gelockt werden.<br />

An jedem Projektstandort wird auf die anderen <strong>Stand</strong>orte verwiesen, so dass der Be-<br />

sucher neue themenspezifische Ziele auswählen und ansteuern kann, ohne dass er<br />

auf einen festgelegten Rundkurs geschickt wird. Alle Projektstandorte würden mit<br />

einem einheitlichen Logo gekennzeichnet.<br />

42


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Um dem Besucher der Rhön die Orientierung zu erleichtern gilt es, ein klar struk-<br />

turiertes regionales Gesamtkonzept zu erstellen, das inhaltliche und organisatorische<br />

„Doppelungen“ und Überschneidungen verhindert, um auf diese Weise alle lokalen<br />

Ressourcen optimal zu nutzen. Dabei kann es nicht darum gehen, die <strong>Stand</strong>orte hie-<br />

rarchisch zu gliedern, sondern jeden <strong>Stand</strong>ort als selbstständiges Element im Ge-<br />

samtverbund zu werten. Die Teilprojekte in Sandberg und Bischofsheim a.d. Rhön<br />

sollten sich – nicht zuletzt im Hinblick auf die Spielzeugausstellung an prominenter<br />

Stelle in Bad Kissingen – als gleichberechtigte Einrichtungen zum selben regionalem<br />

Phänomen verstehen. Eine Differenzierung zwischen den Teilprojekten erfolgt ledig-<br />

lich über die Zuweisung unterschiedlicher thematischer Schwerpunkte und unter-<br />

schiedlicher organisatorischer Aufgaben, die auch der Besucherlenkung dienen kön-<br />

nen. Dabei spielen stets die spezifische lokale Geschichte und die aktuellen Rah-<br />

menbedingungen eine entscheidende Rolle. In den beiden Kommunen Sandberg<br />

und Bischofsheim a.d. Rhön - schlagen wir insgesamt drei <strong>Stand</strong>orte vor:<br />

<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a.d. Rhön: Holzschnitzschule und Bildschnitzerkunst<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Sandberg: <strong>Schnitz</strong>gewerbe und Hausierhandel<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Langenleiten: Künstlerateliers am Dorfanger<br />

43


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Grundsätzlich weisen die unterschiedlichen aus der örtlichen Geschichte bzw. den<br />

gegenwärtigen Verhältnissen resultierenden Themenstellungen jeden <strong>Stand</strong>ort als<br />

eigenständiges Teilprojekt aus, das sein Thema auch auf eigenständige Weise prä-<br />

sentiert: So soll in Bischofsheim a.d. Rhön eine kultur- und kunsthistorische Aus-<br />

stellung entstehen, die von einer Wechselausstellungsfläche und einer Schau- und<br />

Übungswerkstatt ergänzt wird. Für die Zuweisung dieser beiden für das Gesamtpro-<br />

jekt zentralen Bausteine nach Bischofsheim a.d. Rhön spricht vor allem das geplante<br />

KulturErlebnisZentrum Schneidmühle, das in einer Lage mit hoher touristischer Fre-<br />

quenz entstehen soll und – so die Hoffnung – genügend Raum zur Unterbringung<br />

des <strong>Schnitz</strong>themas bietet. Der „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim“ soll ein Stück weit als er-<br />

ste Anlaufstelle für Besucher dienen und Gäste dann in andere Projektstandorte wie-<br />

terleiten. In Sandberg soll eine kleinere historische Ausstellung den örtlich bedeut-<br />

samen Aspekten der gewerblichen <strong>Schnitz</strong>erei und des Hausierhandels nachgehen.<br />

Angeregt wird dazu eine Dokumentations- und Forschungsstelle, die alle örtlichen<br />

Überlieferungen zur Holzschnitzerei (Objekte, Fotos, Zeitzeugenaussagen) in<br />

Privatbesitz sammelt und/oder katalogisiert. In Langenleiten schließlich verweist eine<br />

Freiluftausstellung einzelner Kunstobjekte auf dem „Kunstanger“ auf die örtlichen<br />

Künstlerateliers.<br />

Derzeit ist das Gesamtkonzept auf die beiden Kommunen Sandberg und Bischofs-<br />

heim a. d. Rhön beschränkt, doch bietet der Ansatz selbstverständlich die Möglich-<br />

keit einer Ausweitung – etwa im Rahmen der <strong>Kreuzbergallianz</strong> oder weiter gefasst im<br />

Rahmen der Landkreise Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen. Für eine Zusammenar-<br />

beit mit dem Museum Obere Saline in Bad Kissingen sind die Weichen in Sandberg<br />

und Bischofsheim a. d. Rhön bereits gestellt. Das dort unabhängig realisierte Aus-<br />

stellungsprojekt könnte durchaus auch nachträglich beispielsweise als „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> |<br />

Bad Kissingen: Spielwaren und Souvenirhandel“ dem Verbund angeschlossen wer-<br />

den. Für einen „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> Oberelsbach: Holzmasken und Faschingsbrauch“ bestün-<br />

den bereits erste mit dem LEADER-Regionalmanagement angestellte Überlegungen.<br />

Auch das Rhönmuseum in Fladungen könnte sich bei der anstehenden Neueinrich-<br />

44


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

tung darauf einstellen und eventuell als „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Fladungen: Rhönschnitzerei als<br />

so genannte Volkskunst“ firmieren. Wünschenswert wäre auch eine Beteiligung im<br />

Umkreis der abgesiedelten <strong>Ort</strong>e des Truppenübungsplatzes Wildflecken, um die Ge-<br />

schichte der einfachen Holzwaren, vor allem aus Dalherda, aufzubereiten. Bei der<br />

Hinzunahme neuer Teilprojekte gilt es durchweg darauf zu achten, dass es sich um<br />

qualitativ adäquate Projekte handelt, die stets dezidiert lokale Spezifika im Zusam-<br />

menhang mit der <strong>Schnitz</strong>erei behandeln. In jedem Projekt muss der enge Zusam-<br />

menhang zwischen dem jeweils behandelten Thema und den lokalen Verhältnissen<br />

eines Rhönortes zum Ausdruck kommen. Für die Sicherstellung dieses Anspruches<br />

gälte es einen Verein zu gründen, der sich der inhaltlichen Weiterentwicklung des<br />

Projektes widmet.<br />

45


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d. Rhön:<br />

Holzschnitzschule und Bildschnitzerkunst<br />

Für den „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d. Rhön“ werden drei einzelne Bausteine<br />

vorgeschlagen. Dabei handelt es sich zum ersten um eine hochwertige<br />

Dauerausstellung insbesondere zu Geschichte und Gegenwart der<br />

Holzschnitzschule, zum zweiten um eine Wechselausstellungsfläche, die allen<br />

Beteiligten am Gesamtprojekt „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ zur Verfügung steht, und<br />

zum dritten um eine Schau- und Lehrwerkstatt, die für Veranstaltungen aus dem<br />

Bereich der bildnerischen Holzbearbeitung genutzt werden soll. Alle Bausteine sind<br />

ausdrücklich im Hinblick auf die Schneidmühle konzipiert, die im Rahmen des<br />

Förderprogramms Stadtumbau West zum „KulturErlebnisZentrum“ ausgebaut werden<br />

soll.<br />

Baustein 1: Dauerausstellung<br />

Thematisch bezieht sich eine im Rahmen des Gesamtkonzeptes „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> |<br />

<strong>Ort</strong> | Rhön“ stimmige Dauerausstellung am „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d. Rhön“<br />

selbstverständlich in erster Linie auf die örtliche Holzschnitz- bzw. Holzbildhauer-<br />

schule, als dem lokalen Spezifikum auf dem Gebiet der Holzverarbeitung. Bei der<br />

Ausarbeitung zu einer Ausstellung ist allerdings zu beachten, dass es sich dabei um<br />

ein grundlegendes Thema für die Entwicklung der <strong>Schnitz</strong>erei in der Rhön insgesamt<br />

handelt. Die Ausstellung in Bischofsheim a. d. Rhön könnte durchaus als „Auftakt“<br />

oder „Einstieg“ ins Thema Holzschnitzen in der Rhön verstanden werden. Um dieser<br />

Aufgabe gerecht werden zu können, muss die Ausstellung in Bischofsheim a. d.<br />

Rhön als selbstbewusste und in sich geschlossene Einrichtung auftreten, die deutlich<br />

und offensiv für sich beworben werden kann. Das gilt es insbesondere im Hinblick<br />

auf die angedachte Eingliederung des <strong>Schnitz</strong>projektes in das KulturErlebnisZentrum<br />

Schneidmühle mitzubedenken. Dabei spricht nichts gegen die Bündelung kultureller<br />

Präsentationen und Aktivitäten an dieser Stelle, solange der Abschnitt „<strong>Schnitz</strong> |<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>“ deutlich und eigenständig erkennbar bleibt und nicht zu einem traurigen<br />

Anhängsel einer unübersichtlichen Kulturangebotsvielfalt verkümmert.<br />

46


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Eine sinnvolle Ausstellungsgliederung in Bischofsheim a. d. Rhön sollte chronolo-<br />

gisch angelegt sein und beginnend mit den Anfängen der <strong>Schnitz</strong>schule in Poppen-<br />

hausen, über ihren Umzug nach Bischofsheim a. d. Rhön berichten, über ihre (wirt-<br />

schaftlichen) Erfolge, die Existenzkrise der Nachkriegs-<br />

zeit und dem – nunmehr verstärkt künstlerischen – Neu-<br />

anfang der Jahre nach 1973 bis hinein in die Gegenwart.<br />

Wünschenswert ist es, nicht allein allgemeine Entwick-<br />

lungslinien darzustellen, sondern womöglich gezielt den<br />

Biografien einzelner Lehrer und Absolventen nachzu-<br />

spüren. Mit deren Lebenswegen ließe sich die Bedeutung<br />

der Schule für das gesamte frühere <strong>Schnitz</strong>gewerbe in der<br />

Rhön und für die heutige Kunstlandschaft weit über die<br />

Grenzen der Region hinaus anschaulich darstellen.<br />

Dieser ausstellungsdidaktische Ansatz, der über einzelne<br />

<strong>Schnitz</strong>er, Unternehmer und Künstler die Geschichte der<br />

Schule und deren Bedeutung für die ökonomische und kul-<br />

turelle Regionalentwicklung aufzeigen will, deckt sich mit der<br />

in Bischofsheim a. d. Rhön bereits vorhandenen Idee zur<br />

Präsentation von Werkgruppen einzelner Kunstschaffender.<br />

Allerdings reichen die momentanen Sammlungsbestände für<br />

eine solche Präsentation leider noch nicht aus. Zur Vorberei-<br />

tung der Ausstellung gälte es daher, zunächst historische<br />

Untersuchungen zu einzelnen Absolventen der Holzschnitzschule durchzuführen und<br />

deren beruflichen Werdegang zu erforschen, wobei es zugleich wünschenswert er-<br />

scheint, auch ältere Produkte und Werke ehemaliger Holzschnitzschüler zu sam-<br />

meln. Weit wichtiger jedoch als die Sammlung solcher älterer <strong>Schnitz</strong>ereien (eine<br />

solche Ausstellungseinheit ließe sich mit Leihgaben des Ateliers Warrings und mit<br />

Flachware gestalten), ist ein verstärktes Engagement beim Aufbau einer Sammlung<br />

mit Kunstwerken von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart. Bisher vorhanden ist<br />

lediglich ein kleiner Bestand aus dem Nachlass des ehemaligen Schulleiters Uwe<br />

Günther.<br />

47


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Da enge Verbindungen zwischen dem Bildhauer Wilhelm Uhlig und der Holzschnitz-<br />

schule bestehen (der mütterlicherseits aus Bischofsheim stammende Künstler ist dort<br />

als Kurator tätig), könnten auch Werke aus seinem Atelier gezeigt werden. Die ande-<br />

re im Zusammenhang mit der angedachten Ausstellung genannte Künstlerpersön-<br />

lichkeit – Ferdinand Lammeyer – steht als Maler leider nicht in direkter persönlicher<br />

Beziehung zur Bischofsheimer Holzschnitzschule und sollte daher auch nicht im<br />

Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Die Chancen für den Aufbau einer Sammlung mit<br />

Arbeiten ehemaliger Holzschnitzschüler stehen im Verlauf von Vorbereitungsarbeiten<br />

zur Einrichtung einer konkreten Ausstellung in der Schneidmühle allerdings gut: Die<br />

Bereitschaft zur Abtretung eines oder mehrerer Werke für ein ganz konkretes Aus-<br />

stellungsprojekt ist erfahrungsgemäß hoch. Selbstverständlich sollte eine solche,<br />

einmal initiierte Sammlung auch nach Fertigstellung der Ausstellung stetig um hoch.-<br />

qualifizierte Schülerarbeiten erweitert werden.<br />

Grundsätzlich würde die Dauerausstellung am „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d.<br />

Rhön“ in einen (aufgrund der Exponatsituation zwingender Weise kleineren) histo-<br />

rischen Abschnitt und einen größeren modernen Abschnitt (in welchem in höherem<br />

Maße dreidimensionale Kunstwerke präsentiert werden) unterteilt sein:<br />

- Die Holzschnitzschule des Polytechnischen Zentralvereins<br />

- Die staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer<br />

Während der historische Abschnitt sich nach derzeitigem <strong>Stand</strong> der Dinge auf wenige<br />

Quadratmeter reduzieren ließe (etwa rund 30 qm) brauchen zeitgenössische Kunst-<br />

werke für eine angemessene Präsentation auch ein angemessenes Platzangebot.<br />

Da die genaue Anzahl der Werke derzeit noch nicht absehbar ist, sind konkrete An-<br />

gaben natürlich problematisch. Um jedoch Großzügigkeit zu signalisieren und einen<br />

gewissen Kunstgenuss zu ermöglichen, erscheinen 100 qm als untere Grenze.<br />

Wünschenswert wären damit also insgesamt 130-150 qm Ausstellungsfläche für die<br />

Dauerausstellung am „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d. Rhön“. Die Schneidmühle böte<br />

mit ihren rund je 200 qm Nutzfläche in Erdgeschoss und Obergeschoss entsprechen-<br />

den Raum. Dabei ist zur Einrichtung einer weitgehend statischen Dauerausstellung<br />

48


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

das Obergeschoss geeigneter. Zusätzliche Ausstellungsabschnitte, etwa zu Künst-<br />

lern, die zwar mit Bischofsheim a. d. Rhön, nicht aber mit der <strong>Schnitz</strong>schule verbun-<br />

den sind (Ferdinand Lammeyer) oder zur Osterburg, wären denkbar. Angesichts der<br />

künftig gezeigten Kunstwerke gilt es bei der Gebäudesanierung - insbesondere im<br />

Hinblick auf Raumklima und Beleuchtung - museale <strong>Stand</strong>ards einzuhalten.<br />

Baustein 2: Wechselausstellung<br />

Die in der Schneidmühle vorhandenen räumlichen Möglichkeiten sowie deren Lage<br />

an der Zufahrt zum Kreuzberg prädestinieren diesen <strong>Stand</strong>ort zur Einrichtung einer<br />

Wechselausstellungsfläche. Der Arbeitskreis Kunst und Kultur in Sandberg sprach<br />

deutlich den Wunsch aus, im Rahmen des <strong>Schnitz</strong>projektes Ausstellungsfläche zur<br />

wechselnden Präsentation aktueller künstlerischer Arbeiten und historischer Erkennt-<br />

nisse zu schaffen. Diese Wechselausstellungsfläche ist im Hinblick auf Lagegunst<br />

und Raumangebot in der Bischofsheimer Schneidmühle ansprechender und öffent-<br />

lichkeitswirksamer einzurichten als in Sandberg. Allerdings muss der entsprechende<br />

Ausstellungsraum dann natürlich auch für Ausstellungsvorhaben der Sandberger<br />

Kulturschaffenden zur Verfügung gestellt werden. Grundsätzlich sollte der Wechsel-<br />

ausstellungsraum allen mit dem Projekt „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ assoziierten<br />

Institutionen und Protagonisten offen stehen, zudem aber auch allgemein von der<br />

Stadt Bischofsheim a. d. Rhön genutzt werden können. Wichtig ist eine dauerhafte<br />

und nachhaltige Belebung der Räumlichkeiten durch mehrfach jährlich wechselnde<br />

Ausstellungen. Erfahrungsgemäß beanspruchen Wanderausstellung für ländlich<br />

strukturierte Regionen und kleinere Präsentationsorte (wie sie beispielsweise der<br />

Bezirk Unterfranken zur Verfügung stellt) selten mehr als 50 qm. Da in Bischofsheim<br />

a. d. Rhön künftig nicht ausschließlich, jedoch als besonderer Schwerpunkt plasti-<br />

sche Kunst präsentiert werden soll, scheint es angemessen, etwas mehr Raum für<br />

Wechselausstellungen anzusetzen. Etwa 70 qm klimatisierter und gut beleuchteter<br />

Wechselausstellungsraum sind wohl ausreichend. Wichtig ist für Wechselausstel-<br />

lungsflächen, dass sie – wenn möglich – schnell und direkt vom Gebäudeeingang<br />

aus erreichbar sind, so dass sie in der Besucherlenkung komplett vom Dauerausstel-<br />

lungsbereich und anderen Gebäudeeinrichtung abgetrennt werden können. Eine<br />

Erdgeschosslage wäre zu bevorzugen, zudem dort auch der häufigere Wechsel der<br />

49


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Präsentation zu einer sicht- und spürbaren Lebendigkeit der Einrichtung führt. In den<br />

vorläufigen, aus dem Coburger Studierendenwettbewerb hervorgegangenen Sanie-<br />

rungsvorschlägen lassen sich zwei grundsätzliche Unterschiede im Umgang mit dem<br />

Erdgeschoss der Schneidmühle erkennen:<br />

Zum einen die strikte Tren-<br />

nung von der benachbar-<br />

ten Veranstaltungshalle<br />

und damit verbunden die<br />

Herstellung von multifunk-<br />

tional nutzbaren Räumen<br />

im Erdgeschoss der<br />

Schneidmühle, und zum<br />

anderen die enge Anglie-<br />

derung an die Veranstal-<br />

tungshalle durch die Unter-<br />

bringung von Funktionsräumen<br />

(Foyer, Garderobe, Toiletten) in<br />

der Schneidmühle. Im Hinblick auf<br />

eine mögliche Wechselausstel-<br />

lungsfläche im Erdgeschoss der<br />

Schneidmühle haben beide Vor-<br />

schläge Vor- und Nachteile: Na-<br />

türlich ist bei der strikten Trennung<br />

von Halle und Mühle das Raum-<br />

angebot im Erdgeschoss größer, zugleich jedoch nimmt die Besucherfluktuation ab.<br />

Veranstaltungsbesucher kommen so nicht direkt in einen eigentlich wünschenswer-<br />

ten Kontakt mit dem „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>“ und den wechselnden Ausstellungsange-<br />

boten. Bei der weiteren Sanierungsplanung sollte dieser Aspekt berücksichtigt<br />

werden.<br />

50


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Baustein 3: Werkstatt<br />

Einige Bildschnitzer in der Rhön bieten in unregelmäßigen Abständen <strong>Schnitz</strong>kurse<br />

für Laien und Hobbyschnitzer an. Die Betreiber der Schauwerkstatt am Bischofs-<br />

heimer Markt - Claudia Fink und Roland Ehmig - betrachten ihre Kursangebote sogar<br />

als wichtiges ökonomisches <strong>Stand</strong>bein. Dabei ist das<br />

Platzangebot in ihrer Werkstatt zu gering und die Zu-<br />

gänglichkeit der Kreuzbergschule eingeschränkt. Auch<br />

Herr Schwarzer als Leiter der Holzbildhauerschule war<br />

durchaus an der Idee einer gläsernen Werkstatt inter-<br />

essiert, wie sie bereits vor geraumer Zeit in Bischofs-<br />

heim a. d. Rhön angedacht war, aber letztlich nur<br />

durch Fink/Ehmig in privatem Rahmen umgesetzt wer-<br />

den konnte. Mit dem „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d.<br />

Rhön“ in der Schneidmühle könnte nun eine solche<br />

gläserne Werkstatt installiert werden. Diese Werkstatt<br />

müsste im Wortsinne gläsern – mithin rundum gut einsehbar – sein, um dem Ziel<br />

einer lebendigen, aktiven Einrichtung zur Rhönschnitzerei zu entsprechen. Es sollten<br />

kleinere Gruppen von rund 10 Personen in der zweckdienlich ausgestatteten Werk-<br />

statt arbeiten können. Das Raumangebot sollte etwa 50 qm betragen. Alle Arbeits-<br />

geräte und Werkzeuge müssten in der Werkstatt dauerhaft untergebracht und ver-<br />

fügbar sein und zudem wäre eine gute Zugänglichkeit direkt vom Hof oder Garten her<br />

wichtig für die Anlieferung von Arbeitsmaterialien. Somit wäre erneut eine Unterbrin-<br />

gung der Schau- und Lehrwerkstatt im Erdgeschoss der Schneidmühle in direkter<br />

Nachbarschaft zur Wechselausstellungsfläche anzustreben.<br />

Hinsichtlich der Nutzung der Werkstatt gilt, dass diese grundsätzlich allen mit der<br />

Holzschnitzerei verbunden Personen, Unternehmen und Institutionen für Veranstal-<br />

tungen zur Verfügung stehen sollte. Über Nutzungsentgelte, etwa für privatwirtschaft-<br />

liche Aktivitäten, müsste im Einzelfall nachgedacht werden. Grundsätzlich jedoch<br />

sollte es das Ziel sein, eine hohe Nutzungsfrequenz und damit eine hohe Auslastung<br />

für die Werkstatt zu erreichen, um so Aktivität und Leben in das Gebäude zu bringen.<br />

51


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Didaktische Zielsetzung<br />

Der „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d. Rhön“ soll für die Besucher als „Türöffner“<br />

dienen, gewissermaßen als Foyer zur <strong>Schnitz</strong>landschaft Rhön. Dazu prädestiniert ihn<br />

das hier verhandelte Ausstellungsthema – schließlich begründete die <strong>Schnitz</strong>schule<br />

die gewerbliche <strong>Schnitz</strong>erei in der Rhön – und die herausragende Lage an der<br />

touristisch hochfrequentierten Zufahrt zum Kreuzberg. Dem künftigen Besucher soll<br />

dieser leicht auffind- und erreichbare thematische Einstieg bei der Orientierung im<br />

<strong>Schnitz</strong>gebiet Rhön helfen. Ihm sollen hier einerseits Grundlagen zum inhaltlichen<br />

Verständnis der anderen „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>e“ und ihrer Traditionen vermittelt<br />

werden, und andererseits soll ein Anreiz zum Besuch noch weiterer „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>e“<br />

geboten werden. Schau- und Lehrwerkstatt bzw. Wechselausstellungsfläche sollen<br />

diesen einführenden Effekt weiter unterstützen und möglichst viele Ausstellungs-<br />

bzw. Veranstaltungsbesucher an den <strong>Stand</strong>ort Bischofsheim a. d. Rhön locken, um<br />

diese dann in die anderen „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>e“ weiterzuleiten. Auf diese Weise entsteht<br />

eine für den Besucher nachvollziehbare Struktur, die im Sinne einer gezielten<br />

Besucherlenkung wirkt.<br />

52


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Sandberg:<br />

<strong>Schnitz</strong>gewerbe und Hausierhandel<br />

Für Sandberg sind ebenfalls drei Projektbausteine geplant, nämlich eine kulturhistori-<br />

sche Dauerausstellung, ein lokalhistorisches Forschungs- und Dokumentationspro-<br />

jekt und ein werbendes Schaufenster. Alle Projektbausteine sind möglichst genau auf<br />

die aktuellen Gegebenheiten und zukünftigen Planungen in Sandberg abgestimmt.<br />

Baustein 1: Dauerausstellung<br />

Die Dauerausstellung in Sandberg widmet sich inhaltlich dem <strong>Schnitz</strong>gewerbe und<br />

dem daraus resultierenden Hausierhandel. Zeitweise waren über die Hälfte aller<br />

Sandberger Haushalte an der Herstellung oder dem Vertrieb einfacher <strong>Schnitz</strong>waren<br />

beteiligt, wofür nicht zuletzt das händleri-<br />

sche Engagement des Spielzeugherstel-<br />

lers Friedrich Meinel verantwortlich zeich-<br />

nete, auf den die Einrichtung der als<br />

<strong>Schnitz</strong>schule bekannten Sandberger Pro-<br />

duktionsstätte der Familie Katzenberger<br />

zurückgeht. Hier wurden in erster Linie<br />

Tierfiguren – u.a. die „weißen Pferde“ –<br />

hergestellt, die in Bad Kissingen zahlreiche Abnehmer fanden. Im Zentrum einer<br />

künftigen Ausstellung könnte der historische Hausierwagen stehen, den die Familie<br />

Bühner in ihrer Scheune aufbewahrt, möglicherweise ergänzt um ein (holzgeschnitz-<br />

tes) Zugtier. Hinter dem Wagen und zu beiden Seiten gruppieren sich jeweils drei<br />

Ausstellungsabschnitte:<br />

- Die Herstellung der <strong>Schnitz</strong>waren<br />

- Der Formenwandel der <strong>Schnitz</strong>waren<br />

- Der Verkauf der <strong>Schnitz</strong>waren<br />

53


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Im Bereich der Herstellung gilt es, die Geschichte der Sandberger <strong>Schnitz</strong>schule als<br />

einem örtlichen Produktionszentrum nachzuspüren und dabei – wenn möglich - vor<br />

allem die Betreiberfamilie Katzenberger genauer vorzu-<br />

stellen. Daneben sollten aber auch andere Formen der<br />

Gewerbeausübung (analog zum Ausstellungskonzept in<br />

Bischofsheim a. d. Rhön) am Beispiel einzelner Personen<br />

und Familien aufgezeigt werden, beispielsweise die Ne-<br />

benerwerbsschnitzerei von ungelernten <strong>Schnitz</strong>ern. Im<br />

Bereich zum Formwandel der <strong>Schnitz</strong>waren werden Bei-<br />

spiele für verschiedene Modewellen im Bereich der Rhö-<br />

ner <strong>Schnitz</strong>waren präsentiert, von den Menagerien der<br />

Wende zum 20. Jahrhundert über die Galanteriewaren<br />

der 1920er Jahre und die Andenkenproduktion der Nachkriegszeit bis zu den Wurzel-<br />

männchen. Abschließend werden im Bereich zum Thema Verkauf die verschiedenen<br />

Vermarktungswege aufgezeigt, wobei ein Schwerpunkt auf dem Hausierhandel liegt,<br />

wie er vor allem in Sandberg und (mit Abstrichen) in Waldberg zu besonderer Blüte<br />

gelangte.<br />

Eine solche streng auf ihr Thema konzentrierte Ausstellung ist mit den in Sandberg<br />

vorhandenen Exponaten durchaus zu erstellen. Dabei können je nach Bereitschaft<br />

der privaten Besitzer der Stücke mehr oder weniger Originalexponate in die Ausstel-<br />

lung integriert werden. Ein wesentlicher Teil der Inhaltsvermittlung wird zudem jedoch<br />

auch über Bildmaterial und Texte erfolgen müssen. Grundsätzlich ist der Platzbedarf<br />

für eine solche Ausstellung flexibel, das Raumangebot sollte 50 qm allerdings nicht<br />

unterschreiten. Deutlich mehr als 75 qm scheinen umgekehrt zu groß für das avisier-<br />

te Ausstellungsthema.<br />

Derzeit steht in Sandberg kein lagegünstiger, ausstellungstauglicher Raum in dieser<br />

Größenordnung zur Verfügung. Denkbar wäre angesichts des Platzbedarfs sicherlich<br />

der Mehrzweckraum im Rathauskeller, der jedoch angesichts seiner ungünstigen<br />

Lage im <strong>Ort</strong> kein erkennbares Besucheraufkommen erwarten lässt und – als Räum-<br />

54


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

lichkeit innerhalb des Rathauses – zudem eine personelle Betreuung bei Öffnung<br />

erfordert. Wir möchten daher eine andere Lösung vorschlagen, die sich möglicher-<br />

weise mit Maßnahmen der Dorferneuerung kombinieren lässt, wie sie der Vertreter<br />

der ALE Herr Eisentraut mehrfach angeregt hat. Demnach würde die Alte Schule<br />

gemäß bereits erfolgtem Gemeinderatsbeschluss abgerissen und der kommunale<br />

Bauhof in einem neuen Domizil untergebracht. Die so entstehende, bis zum Pfarrer-<br />

Straub-Haus reichende Freifläche mitten im <strong>Ort</strong>skern könnte dann neu gestaltet wer-<br />

den. Neben der Verbreiterung der Einfahrt zur Schulstraße und gärtnerischen Ele-<br />

menten könnte ein kleiner moderner Ausstellungsbau entstehen, der – je nach ge-<br />

wünschten Aufwand – mehrere Funktionen in sich vereinigen könnte: Hier könnte im<br />

Erdgeschoss des Neubaus eine auf etwa 60 qm ausgelegte Dauerausstellung ent-<br />

stehen, wie sie oben skizziert wurde. Der technische Aufwand dafür könnte gering<br />

gehalten werden, da sich die Ausstellung vor allem auf Bild- und Textreproduktionen<br />

sowie einzelne weniger empfindliche (und weniger wertvolle) Exponate beschränken<br />

ließe. Frostfreiheit müsste garantiert werden und Strom vorhanden sein. Denkbar ist<br />

dabei eine robuste Ausstellungsgestaltung, die eine stetige Aufsicht während der Öff-<br />

nungszeiten überflüssig macht. Während der Saison könnten kommunale Mitarbeiter<br />

den Schließdienst übernehmen. Unterbringen ließe sich in einem solchen Gebäude<br />

bei Bedarf auch eine öffentliche Toilettenanlage, die nicht unerheblich zur Aufent-<br />

haltsqualität im Umfeld der örtlichen Einzelhandelsgeschäfte und eines künftigen<br />

<strong>Schnitz</strong>standorts beitragen könnte. Denkbar wäre auch eine öffentlich begehbare<br />

Dachterrasse mit Sitzgelegenheiten. Insgesamt scheint ein eingeschossiges Gebäu-<br />

de mit rund 80 qm Grundfläche ausreichend, das womöglich kostengünstig in moder-<br />

ner Bauweise erstellt werden könnte.<br />

55


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Baustein 2: Dokumentationsstelle<br />

Die Geschichte der <strong>Schnitz</strong>erei in Sandberg ist bislang keinesfalls ausreichend er-<br />

forscht. Mit einer Zeitzeugenbefragung hat der Arbeitskreis Kunst und Kultur bereits<br />

erste Schritte auf dem Weg zu einer intensiveren Aufarbeitung des Themas unter-<br />

nommen, die in Form kontinuierlicher Forschungsarbeit fort- und weitergeführt wer-<br />

den sollten. Ziel sollte die Erfassung aller in Sandberg und den <strong>Ort</strong>steilen vorhande-<br />

ner Überlieferungen zur Holzschnitzerei im Gemeindegebiet sein. Originale Exponate<br />

– sowohl Produkte der <strong>Schnitz</strong>warenherstellung, als auch Arbeitsgeräte oder ein-<br />

schlägig mit der <strong>Schnitz</strong>erei und dem Handel in Verbindung stehende Objekte –<br />

sollten systematisch in Privathaushalten gesucht und ausführlich mit Foto und Inven-<br />

tarblatt dokumentiert werden. Sollten die Besitzer es wünschen, könnten Einzel-<br />

stücke auch zu einer kommunalen Sammlung zusammengetragen werden. Nur auf<br />

diese Weise lässt sich ein Überblick über die in vielen Haushalten verstreuten histori-<br />

schen Zeugnisse gewinnen. Analog sollte dabei natürlich auch nach einschlägigen<br />

historischen Fotografien geforscht werden. Eventuelle Funde gälte es zu digitalisie-<br />

ren und mit möglichst genauen Angaben zu versehen. Selbstverständlich sollten<br />

auch die Zeitzeugenbefragungen fortgeführt werden. Vielleicht lassen sich Biografien<br />

einzelner Holzschnitzer(familien) erstellen. Solche Biografien müssten auch mithilfe<br />

archivalischer Quellen untermauert werden. Die Ergebnisse könnten schließlich in<br />

eine Online-Dokumentation oder eine Buchpublikation münden.<br />

Baustein 3: Schaufenster<br />

Kilianshof ist der einzige Gemeindeteil Sandbergs, den der beliebte „K-Weg“ rund um<br />

den Kreuzberg durchschneidet. Das an das Dorfgemeinschaftshaus in Kilianshof an-<br />

gesetzte Schaufenster sollte daher unbedingt zur Werbung für den „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> |<br />

Sandberg“ genutzt werden. Die Schaufenstergestaltung sollte das Projekt „<strong>Schnitz</strong> |<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ thematisieren und deutlich auf<br />

den „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Sandberg“ verweisen, wobei nicht<br />

allein die Ausstellung beworben werden sollte, son-<br />

dern auch die für Wanderer oft wichtigen Einrich-<br />

tungen, wie Toiletten, Rastplätze oder Einzelhan-<br />

delsgeschäfte.<br />

56


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Didaktische Zielsetzung<br />

Das Teilprojekt in Sandberg zielt darauf ab, einerseits im Sinne einer lokalen Iden-<br />

titätsbildung die bislang noch nicht zusammenhängend erforschte Geschichte der<br />

<strong>Schnitz</strong>erei im <strong>Ort</strong> aufzuarbeiten und in Form einer Ausstellung als Teil der eigenen<br />

Geschichte zu präsentieren. Andererseits soll die Ausstellung in einem eigenen<br />

Ausstellungsgebäude in der <strong>Ort</strong>smitte und direkt an der Kreuzbergstraße vorbeifah-<br />

rende Touristen und Gäste aufmerksam machen und zum Anhalten verleiten. Die<br />

jedermann kostenlos zugängliche Präsentation zur Geschichte der <strong>Schnitz</strong>erei und<br />

des Hausierhandels in Sandberg soll Interesse für den <strong>Ort</strong> und für das Projekt<br />

„<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ wecken. Der neugeschaffene gärtnerisch gestaltete<br />

Freibereich zwischen Kreuzbergstraße und Pfarrer-Straub-Haus sollte darüber hi-<br />

naus Aufenthaltqualität bieten, etwa durch eine übersichtliche Info-Tafel zur <strong>Ort</strong>sge-<br />

schichte und Dorfanlage oder durch Rast- und Ruheplätze (evtl. auch auf einer<br />

Aussichtsdachterrasse). In diesem Zusammenhang wäre es wichtig, dass auch der<br />

umliegende Einzelhandel Angebote für etwaige Gäste vorhält (Coffee to go,<br />

Getränke, Brotzeit, Zeitungen etc.).<br />

57


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Langenleiten:<br />

Kunst auf dem Dorfanger<br />

In Langenleiten soll im Rahmen der Umgestaltung des Dorfangers als eine Maßnah-<br />

me der Dorferneuerung ein „Kunstanger“ entstehen.<br />

Baustein: Kunstanger<br />

Heute ist Langenleiten der Gemeindeteil Sandbergs, in dem die meisten aktiven<br />

Künstler leben und arbeiten (Herbert Holzheimer, Günther Metz, Klaus und Heike<br />

Metz, Peter Carl und Rosa Strauß-Carl, Karin Quader). Darüber hinaus befindet sich<br />

in Langenleiten die Fräserei Nöth, die Figuren für die Gewerbe- und Hobbyschnitzer<br />

vorfräst. Im <strong>Ort</strong>sbild Langenleitens ist diese hohe Zahl von Künstlern und ihren Ate-<br />

liers kaum ablesbar. Eine Freiluftausstellung auf dem Dorfanger könnte Abhilfe<br />

schaffen und Langenleiten sichtbar zu einem „Künstlerdorf“ machen. Insgesamt<br />

denkbar wären fünf neue Stationen, die jeweils konkreten Ateliers bzw. Betrieben<br />

zugeordnet würden: Den Anfang würde am Beginn der Lindenstraße eine Station der<br />

Fräserei Nöth machen. Ein ganzes Stück weiter in Richtung Kirche stünde eine<br />

Station für das Atelier Carl.Strauss, danach folgte eine Station für die Familie Metz.<br />

Die Kirche von Langenleiten sollte unter Hinweis auf<br />

das große Kruzifix vom Emil Arnold ebenfalls als Station<br />

mit aufgenommen werden. Den Abschluss würde ein<br />

Werk nahe des Ateliers von Herbert Holzheimer am<br />

Ende der Lindenstraße bilden. Prinzipiell sollten die<br />

Werke jeweils aus der Produktion der Ateliers und<br />

Werkstätten stammen, vor denen sie aufgestellt sind.<br />

Wo dies nicht möglich ist (das Atelier Carl Strauß arbei-<br />

tet graphisch und malerisch), gilt es in Absprache eine<br />

adäquate Ersatzlösung zu finden. Prinzipiell muss die<br />

Gemeinde Sandberg die Kunstwerke ankaufen, wobei<br />

mit Unterstützung von LEADER und der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken<br />

eventuell eine hohe Förderquote möglich wäre.<br />

58


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Insgesamt kann ein solcher „Kunstanger“ nur im Zusammenhang mit<br />

einer umfassenden Umgestaltung des gesamten Angers in Langenlei-<br />

ten realisiert werden. Schließlich gilt es, den Kunstwerken auch einen<br />

angemessenen Rahmen zu geben. Dazu muss zum einen die Grün-<br />

fläche insgesamt neu gegliedert werden – eventuell durch einen Was-<br />

serlauf, wie es ihn früher mitten auf dem Anger gab – und zum<br />

anderen müssen die sich heute schon auf der Grünfläche befindlichen<br />

unter-schiedlichen Objekte neu strukturiert werden. Die historischen<br />

Denk-mäler dagegen - ein Bildstock, eine Marienfigur und zwei<br />

Hochkreuze - können in das Konzept des „Kunstangers“ integriert<br />

werden. Wichtig ist zudem eine Überarbeitung der vorhandenen<br />

Informationstafeln und deren Ergänzung um eine Tafel zum „<strong>Stand</strong> |<br />

<strong>Ort</strong> | Langenleiten“.<br />

Die fünf modernen und die fünf historischen Kunstwerke (Bildstock, zwei Hochkreu-<br />

ze, Marienfigur, Kruzifix) sollten für Besucher entweder über eine kleine Broschüre<br />

oder durch kleine Info-Täfelchen neben den betreffenden Werken erschlossen wer-<br />

den. Zudem muss bei der Aufstellung bedacht werden, dass im Winter sämtlicher<br />

59<br />

Schnee aus den Höfen und von den<br />

Straßen Langenleitens auf den<br />

Anger geschoben wird, wo er dann<br />

alle dort befindlichen Kunstwerke<br />

bedeckt. Möglicherweise sollten für<br />

die einzel-nen Werke im Winter<br />

temporäre Schutzvorrichtungen<br />

(Einhausungen) vorgesehen werden.


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Didaktische Zielsetzung<br />

Das Teilprojekt in Langenleiten hat zuallererst die Aufgabe, auf die Aktualität bild-<br />

künstlerischer Arbeiten in der historischen <strong>Schnitz</strong>landschaft Rhön hinzuweisen und<br />

damit den ganz auf geschichtliche Entwicklungen ausgerichteten Projektstandorten<br />

eine dezidiert zeitgenössische Ergänzung an die Seite zu stellen. Diese inhaltliche<br />

Differenz zum „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Sandberg“ ebenso wie zum „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim<br />

a. d. Rhön“ soll bereits in der Darstellungsform als Freiluftausstellung auf dem Dorf-<br />

anger von Langenleiten zum Ausdruck kommen.<br />

Darüber hinaus soll der Kunstanger – wenn möglich – helfen, Kontakte zwischen<br />

interessierten Besuchern und einheimischen Künstlern herzustellen. Die Stationen<br />

sollen Gäste in die Höfe, Ateliers und Betriebe der ansässigen Bildschnitzer und<br />

anderer Künstler weiterleiten. Dabei sind alle Betriebe auf Besuch eingerichtet und<br />

haben in der Regel Ausstellungs- und Verkaufsräumlichkeiten. Das Atelier Carl.<br />

Strauss gestaltet momentan seinen Hofbereich für den Empfang von Gästen um.<br />

60


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Betriebskonzept<br />

Investitionen in umfangreiche kulturelle Strukturentwicklungsprojekte sind nur ge-<br />

rechtfertigt, wenn die begründete Aussicht auf einen dauerhaften Betrieb und eine<br />

nachhaltige Belebung des Projektes besteht. Im Folgenden soll eine gangbare Mög-<br />

lichkeit aufgezeigt werden, wie der Dauerbetrieb des Projekts „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> |<br />

Rhön“ gewährleistet werden könnte.<br />

Träger und Betreiber<br />

Als Träger der verschiedenen Teilprojekte – der einzelnen „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>e“ also – treten<br />

selbstverständlich die jeweiligen Kommunen auf. Ihnen obliegt es, die Teilprojekte zu<br />

finanzieren, zu realisieren und deren dauerhafte Pflege und Betreuung sicherzustel-<br />

len. Dabei soll den einzelnen Kommunen die enge Anbindung der Teilprojekte an<br />

verschiedene kommunale Vorhaben helfen. Wichtig ist dabei auch die lokale Einbin-<br />

dung ehrenamtlicher Mitarbeiter.<br />

Der Betrieb des Gesamtprojekts „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ kann allerdings nicht in<br />

den Händen einer einzelnen Kommune liegen, insbesondere, wenn sich außer Sand-<br />

berg und Bischofsheim a. d. Rhön weitere Gemeinden dem Vorhaben anschließen<br />

sollten. Dann gälte es, einen Förder- und Betreiberverein zu installieren, der Aufga-<br />

ben im Sinne des Gesamtprojektes übernimmt. Neben Vertretern der beteiligten<br />

Kommunen müssen in einen solchen Verein unbedingt jeweils lokal engagierte Ak-<br />

teure eingebunden werden, die unerlässliche Fachkompetenz in den Förderverein<br />

tragen könnten. Die wesentlichen Aufgaben des Förder- und Betreibervereins wären:<br />

- Weiterentwicklung des Gesamtprojekts (Aufnahme neuer „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>e“)<br />

- Gemeinsames Marketing (Werbematerialien, Medienarbeit, Messeauftritte)<br />

- Programmgestaltung für den Wechselausstellungsraum in Bischofsheim a. d.<br />

Rhön (Organisieren und Kuratieren von Ausstellungen, Veranstaltungen etc.)<br />

61


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Der Förder- und Betreiberverein müsste selbstverständlich von den projektbeteiligten<br />

Kommunen mit angemessenen Finanzmitteln zur Erfüllung seiner Aufgaben<br />

versehen werden.<br />

Personalbedarf<br />

Angesichts der derzeitigen Anzahl von zwei am Projekt beteiligten Kommunen be-<br />

steht für den Förder- und Betreiberverein kein Personalbedarf, der nicht ehrenamtlich<br />

abgedeckt werden könnte. Für die kontinuierliche Betreuung der Teilprojekte hinge-<br />

gen bedarf es sicherlich personeller Unterstützung durch den Träger. Das gilt insbe-<br />

sondere für den Bereich der Instandhaltung der Einzelprojekte: Für ein „Kultur<br />

ErlebnisZentrum“ in der Bischofsheimer Schneidmühle ist eine kommunal getragene<br />

hausmeisterliche Aufsicht über alle Teile des Zentrums sicherlich ebenso notwendig,<br />

wie ein regelmäßiger Reinigungsdienst. Entsprechende Instandhaltungs- und Reini-<br />

gungsaufgaben gilt es in geringerem Maß auch in Sandberg zu erledigen. Dort ist<br />

entsprechend unseres Projektvorschlags keine kontinuierliche Betreuung der Dauer-<br />

ausstellung notwendig; einfaches Auf- und Abschließen durch Gemeindemitarbeiter<br />

genügt. In Bischofsheim a. d. Rhön wird eine personelle Betreuung der Ausstellung<br />

während der (saisonal differierenden) Öffnungszeiten nicht zu vermeiden sein, wobei<br />

zunächst versucht werden kann, eine Regelung auf ehrenamtlicher Basis (mit Auf-<br />

wandsentschädigung) zu finden. Da in der Hauptsaison allerdings eine kontinuier-<br />

liche Öffnung auch unter der Woche angestrebt werden sollte, besteht die Gefahr,<br />

dass diese nicht mit ehrenamtlichen Mitarbeitern realisiert werden kann. In diesem<br />

Fall müsste über andere personelle Lösungen nachgedacht werden. Ggf. ehrenamt-<br />

lich absolviert werden kann hingegen das Führungsprogramm in den einzelnen Ein-<br />

richtungen oder gar an mehreren „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>en“ zugleich im Rahmen von komplet-<br />

ten Rundfahrten. Wichtig ist die organisatorische Anbindung der Aufsichts- und<br />

Führungsdienste an eine zentrale (am besten kommunale) Stelle – etwa an die<br />

Bischofsheimer Tourist-Information.<br />

62


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Qualifizierungsmaßnahmen<br />

Sämtliche Planungs- und Realisierungsarbeiten der Teilprojekte müssen unter enger<br />

Einbindung der lokalen Akteure sowie der gesamten Öffentlichkeit stattfinden. In re-<br />

gelmäßigen Treffen und Sitzungen werden Arbeitsfortschritte vorgestellt und disku-<br />

tiert. Erfahrungsgemäß erwächst aus solchen Sitzungen ein Personenkreis, der sich<br />

weiterhin am nachhaltigen Betrieb der Einrichtung beteiligen möchte. Dieser Perso-<br />

nenkreis ist motiviert genug, um weiteren Qualifizierungsmaßnahmen zu absolvieren.<br />

Dabei gilt es insbesondere GästeführerInnen zu schulen. Denkbar ist – bei entspre-<br />

chendem Bedarf – die Schulung für Stadt- und <strong>Ort</strong>sführerInnen insgesamt oder aber<br />

die Schulung von spezifischem Führungspersonal mit Schwerpunkt „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> |<br />

<strong>Ort</strong> | Rhön“.<br />

Veranstaltungsprogramm<br />

Die Verantwortung für ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm am „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong><br />

| <strong>Ort</strong> | Rhön“ trägt der oben erwähnte Förder- und Betreiberverein. Spezifische Ver-<br />

anstaltungen und Aktivitäten zur <strong>Schnitz</strong>erei stimmt der Verein mit den kommunalen<br />

Projektträgern der einzelnen „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>e“ ab. Das gilt im Besonderen für die Wech-<br />

selausstellungsfläche in Bischofsheim a. d. Rhön. Generell besteht aber selbstver-<br />

ständlich für jede Kommune die Möglichkeit, eigene Veranstaltungen am jeweiligen<br />

„<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong>“ zu initiieren und durchzuführen.<br />

Im Zentrum des Programms stehen die Wechselausstellungen am „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bi-<br />

schofsheim a. d. Rhön“. Empfehlenswert scheint zum Saisonauftakt im Frühjahr eine<br />

zentrale größere Präsentation, und womöglich zwei oder drei weitere Ausstellungen<br />

im Jahreslauf mit eventuell kürzerer Laufzeit. Attraktiv ist sicherlich auch eine vor-<br />

weihnachtliche Sonderausstellung mit jahreszeitlich bedingter Themensetzung. Auch<br />

für die Schau- und Lehrwerkstatt sollten Termine fixiert werden, die sicherstellen,<br />

dass zumindest an erfahrungsgemäß hochfrequentierten Wochenenden ein <strong>Schnitz</strong>-<br />

künstler vor <strong>Ort</strong> ist.<br />

63


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Sicherlich von großem öffentlichen Interesse ist die Veranstaltung von Messen,<br />

Märkten und Verkaufsausstellungen, wobei dabei stets auf die über die ökonomi-<br />

schen Interessen Einzelner stehende Gesamtaufgabe des Projekts „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> |<br />

<strong>Ort</strong> | Rhön“ geachtet werden muss, das in erster Linie als Instrument der Regional-<br />

entwicklung auf kulturellem und touristischem Gebiet und weit weniger der Förderung<br />

eines Berufs- und Gewerbezweiges dient.<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Kooperation<br />

Über die Möglichkeiten der Erweiterung des derzeit auf Sandberg und Langenleiten<br />

sowie Bischofsheim a. d. Rhön beschränkten Projekts „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“<br />

wurde weiter oben bereits ausführlich gesprochen, damit sind die wesentlichen po-<br />

tentiellen Kooperationspartner der Region benannt. Darüber hinaus sind langfristig<br />

sicherlich auch überregionale Partnerschaften, etwa in andere <strong>Schnitz</strong>landschaften,<br />

denkbar und reizvoll.<br />

Insgesamt dienen Kooperationen vor allem der Steigerung der öffentlichen Aufmerk-<br />

samkeit. Eine Ausstellung in einer einzelnen Gemeinde der Hohen Rhön kann in der<br />

Vielfalt der Freizeit- und Informationsangebote leicht übersehen werden. Eine in ei-<br />

nem stringenten Gesamtprojekt vereinte größere Region (mit momentan drei, später<br />

womöglich mehr Teilprojekten) ist hingegen nicht zu übersehen. Öffentlichkeitsarbeit<br />

beginnt im Hinblick auf das Projekt „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“ also nicht erst mit<br />

dem Drucken von Werbebroschüren, sondern vielmehr noch mit der Schaffung des<br />

notwendigen Gewichts, um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Dann<br />

allerdings gilt es, dieses Gewicht auch besucherwirksam nach außen zu vermitteln.<br />

Dazu bedarf es einerseits der Herstellung ansprechender Werbematerialien – Bro-<br />

schüren, Land- und Postkarten, Homepage, Imagefilm – und andererseits einer re-<br />

gelmäßigen Zusammenarbeit mit regionalen und womöglich überregionalen Institu-<br />

tionen. Wichtige Kooperationspartner für das Projekt sind dabei nicht zuletzt die re-<br />

gionale Tourismuswerbung und die Kulturagentur des Landkreises.<br />

64


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Als konkrete Maßnahmen zur Beförderung der internen Kommunikation und einer in<br />

die Zukunft gerichteten Öffentlichkeitsarbeit sollten folgende Maßnahmen ergriffen<br />

werden, sobald in den Partnergemeinden grundsätzliche Zustimmung zu einem<br />

Kooperationsprojekt herrscht.<br />

- Wechselseitige Informationsveranstaltungen zum Projektstand in den<br />

beteiligten Kommunen für Interessierte aus der Partnergemeinde<br />

(Transparenz)<br />

- Einrichtung einer festen Arbeitsrunde („Initiative <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“)<br />

mit Verantwortlichen beider momentan beteiligten Kommunen und anderen<br />

lokalen Akteuren<br />

- Vorbereitung zur Gründung eines Förder- und Betreibervereins für das<br />

multikommunale Projekt „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“<br />

- Entwicklung einer Wort-Bild-Marke „<strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön“<br />

- Frühzeitige Schaffung einer Internetpräsenz des Projektes<br />

- Einleitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zum Gesamtprojekt<br />

65


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Budgetrahmen<br />

1. Gemeinsame Kosten für Bischofsheim a. d. Rhön und Sandberg<br />

Bewerbung und Vermarktung – nicht investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Entwicklung Wort-Bild-Marke 2.500,00 €<br />

2. Faltblatt / Werbeflyer und Plakat 4.500,00 €<br />

3. Messedisplays (2 Stück) 1.000,00 €<br />

4. Homepage 4.000,00 €<br />

5. Pressearbeit zur Eröffnung (Texte, Konferenz) 2.000,00 €<br />

ENDSUMME 14.000,00 €<br />

Starthilfe für den Betrieb – nicht investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Initiierung und Begleitung des Fördervereins (inkl.<br />

Durchführung von 5 Arbeitstreffen)<br />

2. Entwicklung von Führungsprogrammen für 3<br />

<strong>Stand</strong>orte (inkl. Schulung)<br />

66<br />

4.200,00 €<br />

4.300,00 €<br />

ENDSUMME 8.500,00 €<br />

Gesamtsumme Netto: 22.500,00 €<br />

Gesamtsumme Brutto (inkl. 19% MwSt.): 26.775,00 €


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

2. Einzelkosten „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Bischofsheim a. d. Rhön“<br />

Die Kostenschätzung zur Sanierung und zum ausstellungstauglichen Ausbau der Räumlichkeiten in<br />

der Schneidmühle muss von Seiten des künftigen Architekturbüros erstellt werden.<br />

Konzeptionskosten – investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Rahmenkonzept (Dauerausstellung) 9.500,00 €<br />

2. Feinkonzept inkl. Abbildungs- und Textrecherchen<br />

(Dauerausstellung)<br />

67<br />

13.500,00 €<br />

ENDSUMME 23.000,00 €<br />

Kosten für Ausstellungseinrichtung (ca. 150 qm) - investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Ausstellungsgestaltung 7.500,00 €<br />

2. Betextung 6.000,00 €<br />

3. Ausstellungsarchitektur (Vitrinen, Tafeln,<br />

Inszenierungen)<br />

41.000,00 €<br />

4. Grafik (Bildrechte, Layout, Druck, Realisation) 13.000,00 €<br />

5. Audiovisuelle Medien 12.000,00 €<br />

6. Restaurierung, Objektmontage, etc. 6.000,00 €<br />

7. Projektierung, Vorbereitung, Betreuung 4.000,00 €<br />

ENDSUMME 89.500,00 €<br />

Kosten für Wechselausstellungsraum (ca. 70 qm) - investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Gestaltung 3.000,00 €<br />

2. Podeste, Vitrinen 10.000,00 €<br />

3. Stellwandsystem 10.000,00 €<br />

ENDSUMME 23.000,00 €


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Kosten für Werkstatt (ca. 50 qm) - investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Gestaltung 2.000,00 €<br />

2. Möblierung (Schränke, Werkbänke, Arbeitsleuchten) 12.500,00 €<br />

3. Werkzeuge, Arbeitsgeräte (ca. 10 Pers.) 11.500,00 €<br />

ENDSUMME 26.000,00 €<br />

Kosten für bauliche Maßnahmen in Gebäude und Umfeld - investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Empfangstresen / Shop / Garderobe<br />

(Gestaltung und Bau)<br />

68<br />

10.500,00 €<br />

2. Kassensystem 6.500,00 €<br />

3. Werbung am Gebäude (Fahnen, Schaukasten) 4.500,00 €<br />

ENDSUMME 21.500,00 €<br />

Gesamtsumme Netto: 183.000,00 €<br />

Gesamtsumme Brutto (inkl. 19% MwSt.): 217.770,00 €


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

3. Einzelkosten „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Sandberg“ & „<strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Langenleiten“<br />

Die Kostenschätzung zum Abriss der „Alten Schule“ und zur Erstellung eines Ausstellungspavillons<br />

muss von Seiten des künftigen Architekturbüros erstellt werden. Auch die Kosten für die<br />

Gesamtgestaltung des Dorfangers von Langenleiten muss ein geeignetes Planungsbüro ermitteln.<br />

Konzeptionskosten (Gesamtprojekt) - investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Rahmenkonzept (Dauerausstellung, Außenbereich) 4.000,00 €<br />

2. Feinkonzept inkl. Abbildungs- und Textrecherchen<br />

(Dauerausstellung, Außenbereich)<br />

69<br />

5.000,00 €<br />

ENDSUMME 9.000,00 €<br />

Kosten für Ausstellungseinrichtung (ca. 60 qm) - investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Ausstellungsgestaltung 2.500,00 €<br />

2. Betextung 3.500,00 €<br />

3. Ausstellungsarchitektur (Vitrinen, Tafeln, Podeste) 15.000,00 €<br />

4. Grafik (Bildrechte, Layout, Druck, Realisation) 5.000,00 €<br />

5. Beleuchtung 6.000,00 €<br />

6. Projektierung, Vorbereitung, Betreuung 3.000,00 €<br />

7. Werbung am Gebäude (Fahnen, Schaukasten) 3.500,00 €<br />

ENDSUMME 38.500,00 €<br />

Kosten für Dokumentationsprojekt - investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. PC / Laptop 1.000,00 €<br />

2. Digitalkamera mit Stativ 800,00 €<br />

3. Tonaufnahmegerät 500,00 €<br />

ENDSUMME 2.300,00 €


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Kosten für Kunstanger– investiv<br />

KOSTENPUNKT KOSTEN NETTO<br />

1. Vier Plastische Kunstwerke 40.000,00 €<br />

2. Ca. 7 Infotafeln 7.500,00 €<br />

ENDSUMME 47.500,00 €<br />

Gesamtsumme Netto: 97.300,00 €<br />

Gesamtsumme Brutto (inkl. 19% MwSt.): 115.787,00 €<br />

70


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Arbeitstreffen und –gespräche<br />

Zur Vorbereitung des vorliegenden Konzeptes führten wir eine Reihe von Arbeitsge-<br />

sprächen und <strong>Ort</strong>sbegehungen vor <strong>Ort</strong> in den beteiligten Gemeinden durch:<br />

4. Oktober 2010<br />

- Barbara Hippeli (Schmalwasser)<br />

- Robert Holzheimer (Schmalwasser)<br />

- Günther Holzheimer (Schmalwasser)<br />

- Werner Holzheimer (Kilianshof)<br />

- Werner Holzheimer (Langenleiten)<br />

- Familie Metz (Langenleiten)<br />

- Gesprächsrunde im Rathaus (Sandberg)<br />

14. Oktober 2010<br />

- Bürgermeister Baumann (Bischofsheim a. d. Rhön)<br />

- Bruder-Franz-Haus (Kreuzberg)<br />

21. Oktober 2010<br />

- Peter Weidisch und Birgit Schmalz (Bad Kissingen)<br />

- Claudia Fink und Roland Ehmig (Bischofsheim a. d. Rhön)<br />

- Matthias Wild (Bischofsheim a. d. Rhön)<br />

3. November 2010<br />

- Gesprächsrunde im Rathaus (Sandberg), u.a. mit Hr. Eisentraut (ALE)<br />

9. November 2010<br />

- Herbert Holzheimer (Langenleiten)<br />

- Heike und Klaus Metz (Langenleiten)<br />

- Peter Carl und Rosa Strauss-Carl (Langenleiten)<br />

- Fräserei Nöth (Langenleiten)<br />

71


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

18. November 2010<br />

- Rudolf Schwarzer (Bischofsheim a. d. Rhön)<br />

- Bürgermeister Baumann, Gerhard Nägler, Felix Schmigalle (Bischofsheim a.<br />

d. Rhön)<br />

3. Dezember 2010<br />

- Herbert Holzheimer (Langenleiten)<br />

- Manfred Bühner (Sandberg)<br />

- Sabine Fechter (Fladungen)<br />

72


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Literatur:<br />

150 Jahre Holzschnitzschule in Bischofsheim. Staatliche Berufsfachschule für<br />

Holzbildhauer. Hrsg. v. Landkreis Rhön Grabfeld. Bad Neustadt 2003.<br />

300 Jahre Sandberg. Ein Bildband zur 300-Jahr-Feier mit historischen Texten.<br />

Würzburg 1991.<br />

Albert, Reinhold: Chronik von Bischofsheim a. d. Rhön mit Haselbach und dem<br />

Kreuzberg. Bischofsheim a.d. Rhön 2010.<br />

Böhm, Elke: Krippen aus der Rhön. Bilder einer Kulturlandschaft. Lindenberg 1998.<br />

Böhm, Elke: Masken. Volkskunst und Brauchtum der Rhön. München 2002.<br />

Brückner, Wolfgang: Rhöner <strong>Schnitz</strong>figuren aus dem 19. Jahrhundert. Petersberg<br />

2008.<br />

Clauss, Herbert: <strong>Schnitz</strong>en in der Rhön. Hrsg. v. Institut für Volkskunstforschung.<br />

Leipzig 1956.<br />

Ehmig, Roland u. Fink, Claudia: Die Holzbildhauerschule Bischofsheim im Wandel<br />

der Zeit. IN: Region & Nachhaltigkeit. Anregungen und Berichte zum<br />

Biospähenreservat 2007, S.164-172.<br />

Fleischer, Max: Die Holzschnitzerei in der Hohen Rhön. In: Arndt (Hg.): Die<br />

Heimarbeit im rhein-mainischen Wirtschaftsgebiet Bd. 3. Jena 1914, S. 441-488.<br />

Geheimnisvolle Masken aus der Rhön. Von jüdischen und christlichen Bartmännern.<br />

Ausstellungskatalog des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Darmstadt 2005.<br />

73


Vorkonzept<br />

Kooperationsprojekt <strong>Schnitz</strong> | <strong>Stand</strong> | <strong>Ort</strong> | Rhön<br />

Historische Kulturlandschaft der Walddörfer – Sandberg, Waldberg, Langenleiten,<br />

Schmalwasser und Kilianshof (= Historische Kulturlandschaft Rhön 2). Hrsg. v. der<br />

bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön. Petersberg 2010.<br />

Jansen, W.: Die Heimarbeit in der Rhön. Jena 1929.<br />

Mein Dorf Langenleiten. Heimatbuch zur 300-Jahrfeier. Langenleiten 1989.<br />

Schad, Peter: Die sogenannten Hausgewerbe der bayerischen Rhön im 19.<br />

Jahrhundert: Holzwarenindustrien, Krugbäckereien, Webereien. Diss. Nürnberg<br />

1971.<br />

Staubitz, Max: Die Holzschnitzerei in der Hohen Rhön. In: Arndt (Hg.): Die<br />

Heimarbeit im rhein-mainischen Wirtschaftsgebiet Bd. 1. Jena 1914, S. 200-212.<br />

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