LiCa - Human-Computer Interaction - Universität Konstanz
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Mobile LifeCare System – <strong>LiCa</strong><br />
Stephan Huber<br />
Fachbereich<br />
Mensch-<strong>Computer</strong>-Interaktion<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong><br />
huber@inf.uni-konstanz.de<br />
KURZFASSUNG<br />
In dieser Seminararbeit wird eine Auswahl an wissenschaftlichen<br />
Projekten, Studien und kommerzielle Produkten aus dem<br />
medizinischen Bereich vorgestellt, welche sich im gesamten oder<br />
teilweise mit dem Einsatz von mobilen Endgeräten beschäftigen.<br />
Anschließend wird auf unser weiterentwickeltes Konzept<br />
eingegangen, bei dem der Fokus auf der Verwendung von<br />
mobilen Geräten liegt, deren Interfacedesign sich durch die<br />
Aufnahme von Kontextinformationen an die Umgebung anpasst<br />
Das Ziel dabei ist es örtlich bezogene Funktionalitäten, wie das<br />
Bereitstellen von patientenspezifischen Informationen, zu<br />
ermöglichen, um einen schnelleren Arbeitsablauf gewährleisten<br />
zu können.<br />
Categories and Subject Descriptors<br />
H5.2. [Information interfaces and presentation (e.g., HCI)]:<br />
User Interfaces – Adaptive user interface<br />
General Terms<br />
Design, Security, <strong>Human</strong> Factors<br />
Keywords<br />
Context awareness, Mobile healthcare, Location-based-services<br />
1. EINLEITUNG<br />
Ein zunehmendes Informationsbedürfnis und steigende<br />
Mobilitätsanforderungen machen es heutzutage unabdingbar, sich<br />
im Bereich der mobilen Endgeräte weiterzuentwickeln. Bereits<br />
2005 besaß ein Drittel der Weltbevölkerung ein Mobiltelefon [1].<br />
Laut einer Studie telefoniert statistisch gesehen sogar jede Person<br />
in Deutschland mit einem Handy (siehe Abbildung 1) [2].<br />
Abbildung 1: Entwicklung der Mobilfunkanschlüsse in<br />
Deutschland, 2006 [2]<br />
Oliver Runge<br />
Fachbereich<br />
Mensch-<strong>Computer</strong>-Interaktion<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong><br />
runge@inf.uni-konstanz.de<br />
Dies betrifft sowohl den privaten als auch den professionellen<br />
Bereich und gerade in Krankenhäusern könnten sich durch den<br />
Einsatz von mobilen Endgeräten vorteilhafte Möglichkeiten<br />
ergeben. Zur effizienteren Bedienbarkeit kann es zudem hilfreich<br />
sein, Kontextinformationen zu erfassen und das Interfacedesign an<br />
die Umgebung, z.B. den Arbeitsbereich des Arztes, anzupassen.<br />
Zeit ist im klinischen Arbeitsbereich ein wichtiger Faktor, gegen<br />
den das Krankenhauspersonal täglich ankämpfen muss. Viele<br />
Patienten müssen schnell versorgt werden, sowie Informationen in<br />
kürzester Zeit abrufbar sein. Um dies zu gewährleisten ist ein<br />
hoher Verwaltungsaufwand nötig, welcher sich dementsprechend<br />
in weniger Behandlungszeit für den Patienten wiederspiegelt.<br />
Natürlich macht es keinen Sinn alle Tätigkeiten auf einem<br />
mobilen Gerät ausführen zu können, um die Beschaffung von<br />
Informationen zu erleichtern. Es ist wichtig, die genauen<br />
Bedürfnisse der Benutzer zu identifizieren und in sinnvolle<br />
Aufgabenbereiche einzuteilen, um für beispielsweise nur groß<br />
visualisierbare Daten, stationäre Geräte zu verwenden, welche vor<br />
Ort erreichbar sind.<br />
2. CONTEXT AWARENESS<br />
Information findend man nicht nur in Büchern oder dem World<br />
Wide Web. Vielmehr lassen sich solche in einer großen Anzahl<br />
auf der Straße oder in Gebäuden On-Demand erfassen. Man<br />
spricht hierbei von Kontextinformationen wie z.B. die genaue<br />
Position eines Menschen oder eines Objektes. Im weiteren Ablauf<br />
lassen sich diese Informationen zu Funktionalitäten umwandeln.<br />
Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Navigationssystem. So können<br />
wir bei einer guten GPS-Verbindung unsere Position und<br />
umliegende Straßen ermitteln lassen. Einige dieser Systeme<br />
beinhalten schon einen kleinen Bestandteil mehr an Context<br />
Awareness. Dies macht sich z.B. bei den Navigationssystemen der<br />
Firma Garmin, 2008 [3] durch die Anpassung der<br />
Displayhelligkeit bemerkbar. Anhand der Tageszeit wird die<br />
Helligkeit angepasst und versucht, einerseits Energie zu sparen,<br />
sowie eine optimale Sichtbarkeit der ausgeführten Funktionen für<br />
den Benutzer zu garantieren. Ein weiterer Hersteller geht sogar<br />
einen Schritt weiter und reguliert durch einen Lichtsensor die<br />
Helligkeit des Displays (siehe Abbildung 2) [4].
Abbildung 2: Asus R700t mit Lichtsensor, 2008 [4]<br />
Dies ermöglicht z.B. nicht nur bei Nacht, wie im vorherigen<br />
genannten Produkt, sondern auch in einem Tunnel eine<br />
automatische Anpassung der Displayhelligkeit.<br />
Ein positiver Nebenaspekt ist die zusätzlich entstandene<br />
Sicherheit, da der Fahrer selbst seine Konzentration auf die Straße<br />
und den umliegenden Verkehr richten kann. Man könnte ein<br />
System als context-aware bezeichnen, wenn es den Kontext aus<br />
der Umgebung aufnimmt und dem Benutzer passende<br />
Informationen oder Dienste anbietet [5] [6]. Zusätzlich sollte der<br />
angebotene Service die Tätigkeit des Anwenders unterstützen und<br />
somit versucht werden, ausschließlich relevante Funktionen<br />
bereitzustellen. Warum sollte man also nur auf der Straße<br />
navigierte werden und nicht auch in einem beruflichen Umfeld,<br />
wie beispielsweise einem Krankenhaus ?<br />
In vielen Projekten und kommerziellen Produkten wird von<br />
Location Awareness gesprochen, welches als eine spezifischere<br />
Art des Context Awareness zu sehen ist, bei der der Kontext des<br />
Ortes im Vordergrund steht. Natürlich gibt es neben der Erfassung<br />
des geographischen Kontextes auch weitere Möglichkeiten, wie<br />
beispielweise die aktuelle Tageszeit oder Helligkeit, um das<br />
Interface des Gerätes entsprechend anzupassen. In unserem<br />
Konzept spielt jedoch die Bestimmung des Aufenthaltsortes<br />
(Location Awareness) eine entscheidende Rolle. Der direkte<br />
Fokus liegt auf der Umgebung, in der sich der Benutzer befindet,<br />
um wiederum zu entscheiden, welche Aufgaben der Anwender zu<br />
erledigen hat [7].<br />
3. RELATED WORK<br />
Es gibt bereits einige wissenschaftliche Projekte und Ansätze,<br />
welche sich mit dem Thema Context-Awareness für mobile<br />
Geräte im klinischen Bereich beschäftigen. Bevor man sich<br />
allerdings mit der Entwicklung von neuen Konzepten befasst ist<br />
es ebenso wichtig, die heutigen Probleme einer klinischen<br />
Einrichtung zu analysieren.<br />
3.1 Administrativer Aufwand<br />
Aus heutiger Sicht besteht in Krankenhäusern ein teilweise sehr<br />
großer administrativer Zeitaufwand, der des Öfteren die<br />
Patientenpflege zeitlich gesehen übertrifft. Das manuelle Erstellen<br />
und Archivieren von Patientendaten, das Abrufen von<br />
Informationen, sowie die Terminplanung und Aufgabenverteilung<br />
stellen dabei die größten Probleme dar. Laut einer Fallstudie der<br />
Capgemini Deutschland GmbH im Jahre 2005 [8], muss die<br />
Patientenpflege im Vordergrund stehen und der administrative<br />
Aufwand automatisiert und somit einfacher und weniger<br />
zeitaufwendig gestaltet werden. Ein weiterer Problembereich<br />
medizinischer Einrichtungen ist das kollaborative Arbeiten des<br />
Krankenhauspersonals untereinander. Einige Projekte, welche die<br />
oben genannten Probleme behandeln und Lösungsansätze<br />
präsentieren, werden im Folgenden vorgestellt und analysiert.<br />
3.2 Activity-Based-Computing<br />
Gerade um diesen Aufwand zu verringern oder sogar vollständig<br />
zu eliminieren, empfiehlt sich die Verwendung des Activity-<br />
Based-Computing [6] (2005). Das Ziel dieser Methode ist es,<br />
Daten und Aufgaben, der verschiedenen medizinische Bereiche in<br />
einer Klinik, nicht geographisch an einen Ort zu binden, sondern<br />
in wichtigen Situationen einen problemlosen Zugriff zu gewähren.<br />
Des Weitern sollten anwendungsspezifischen Einschränkungen,<br />
wie z.B. ein medizinischer Befund, welcher über einen stationären<br />
<strong>Computer</strong> in einem Büro abgerufen werden muss, verhindert<br />
werden. Um diese bearbeiten zu können wird beispielsweise ein<br />
Textbearbeitungsprogramm benötigt. Geht man davon aus, dass<br />
zu einem Krankenbefund weitere Daten wie Röntgenbilder oder<br />
Wertetabellen über die Vitalfunktionen eines Patienten anfallen,<br />
entsteht ein verwaltungstechnisches Problem. Es zeichnet sich<br />
durch das Interagieren zwischen den verschiedenen<br />
Anwendungen, zur Bearbeitung, der zu einem Krankenbericht<br />
erfassten Daten aus. In vielen Fällen kommen des Öfteren weitere<br />
Aufgaben dazwischen und garantieren somit für einen weniger<br />
reibungslosen und ineffizienten Arbeitsablauf. Ordnet man nun<br />
aber die Daten, unabhängig von den notwendigen Anwendungen,<br />
den Aktivitäten einer arbeitenden Person zu, werden alle wirklich<br />
wichtigen Informationen in einer „Activity“ zusammengefasst.<br />
Bricht der Anwender eine Aktivität ab und möchte sich mit etwas<br />
anderem beschäftigen, werden die Daten einfach gespeichert und<br />
können im gleichen Gesamtbild, ohne das Öffnen von unzähligen<br />
Anwendungen, wieder geladen werden. Dies ermöglicht ein<br />
einfacheres „Umschalten“ zwischen verschiedenen<br />
Arbeitsaufgaben und sichert so einen schnelleren Ablauf.<br />
Natürlich ist es ebenso wichtig den Benutzern die Möglichkeit zu<br />
geben, „Activities“ untereinander zu tauschen oder<br />
weiterzugeben. Es stärkt das kollaborative Arbeiten da z.B. ein<br />
Anwender die „Activity“ beendet und ein andere sie wieder<br />
aufnehmen kann. Eine weitere wichtige Voraussetzung, die durch<br />
das Activity-Based-Computing gegeben wird ist, dass jeder<br />
Benutzer gleiche Möglichkeiten zur Bearbeitung der Aufgaben<br />
besitzt. Wobei zu beachten ist, dass natürlich die Aufgaben eines<br />
Arztes nicht mit denen einer Krankenschwester gleichzusetzen<br />
sind und somit ein Austausch jeglicher Art keinen Sinn machen<br />
würde.<br />
Jedoch könnte ein solches System als Grundvoraussetzung für die<br />
Entwicklung eines adaptiven mobilen Gerätes dienen, welches<br />
zusätzlich verschiedene Kontextinformationen zur genaueren<br />
Bestimmung der „Activities“ mit einbezieht.<br />
In einem Videoprototyp [9] des ABC Frameworks werden Ideen<br />
zur Erfassung und Verwendung solcher Kontextinformationen<br />
ansatzweise vorgestellt. So wäre es möglich, Arbeitspersonal über<br />
einen RFID Scanner zu lokalisieren (siehe Abbildung 3) und z.B.<br />
beim Betreten eines Patientenzimmers spezifische Informationen<br />
anzuzeigen zu lassen. Dies könnten Vitalwerte auf dem gerade<br />
aktivierten Bildschirm am Bett des Patienten oder die zu ihm<br />
gehörenden Medikamente auf einem Medikamentenwagen sein.<br />
Die Krankenschwester oder der Arzt haben somit die Möglichkeit<br />
Informationen vor Ort abrufen zu können, sowie diese direkt zu<br />
manipulieren.
Abbildung 3: Krankenschwester wird von RFID Scannern<br />
erfasst, 2002 [9]<br />
3.3 Das Hermes Framework<br />
Das „Hermes Framework“, der <strong>Universität</strong> von Dublin aus dem<br />
Jahr 2005 [10], basiert auf einem mobilen Context-awarepfadgesteuertem<br />
System. Jeder Arzt plant seine täglichen Termine<br />
und Aufgaben und pflegt diese in das System ein. Die<br />
Anwendung generiert dabei eine Art Pfad durch das Krankenhaus,<br />
an dem sich der Arzt orientieren kann (siehe Abbildung 4). Je<br />
nach dem was der User ausgewählt hat, kann das System Pfade<br />
nach dem kürzesten Weg oder nach der Wichtigkeit der Visiten<br />
erstellen. Es wird zusätzlich angeboten, wichtige Patientendaten<br />
auf dem Weg zur Visite zu erhalten und auf dem mobilen Gerät zu<br />
betrachten. Das Besondere am „Hermes Framework“ ist außerdem<br />
der Ansatz der Aufgabenverteilung. Ärzte können beispielsweise<br />
Aufgaben, die während der Visite neu auftreten, an andere<br />
Kollegen, per Knopfdruck an ihrem PDA, zuteilen (siehe<br />
Abbildung 5). Diese bekommen die neue Aufgabe automatisch in<br />
ihren Pfad eingebunden. Je nach Wichtigkeit entscheidet das<br />
System, wo es den neuen Termin einfügt. Bei plötzlich<br />
auftretenden Notfällen wird der Arzt außerdem auf seinem<br />
Display darauf hingewiesen und der Pfad so umgestellt, dass der<br />
Notfall als erstes abgehandelt werden muss. Ein weiterer positiver<br />
Aspekt des Systems isteine Funktion, welche automatisch sich in<br />
der Nähe befindenden Ärzte erkenn. Dadurch schlägt das mobile<br />
Gerät gegebenenfalls vor, Termine mit dieser Person<br />
vorzuverlegen und Aufgaben somit vorzeitig erledigen zu können.<br />
Abbildung 4: Screenshot des „Hermes Framework“ – Prototypen<br />
mit aktivem Pfadsystem, 2007 [10]<br />
Der Ansatz der <strong>Universität</strong> von Dublin ist ein aktueller Versuch<br />
bisherige Probleme mit einer Anwendung zu lösen. Das<br />
Aufgabenmanagement durch das angesprochene Pfadsystem zu<br />
erledigen ist eine hilfreiche Erleichterung im Bezug auf<br />
administrative Arbeiten. Screenshots versprechen ein<br />
übersichtliches Interface mit einer Karte des Krankenhauses. Der<br />
Arzt sieht somit immer, welche Termine er als nächstes erledigen<br />
sollte und in welcher Reihenfolge dies geschieht. Negativ könnte<br />
allerdings die Beurteilung der Wichtigkeit von Aufgaben sein.<br />
Ärzte haben meist eine unterschiedliche Ansicht wie wichtig eine<br />
solche ist. Durch die Verteilung einer neuen Aufgabe und deren<br />
Einstufung durch einen Arzt, könnte ein Problem auftreten, da der<br />
Mediziner, der die Aufgabe erhält, eventuell anders einstufen<br />
würde. Trotz der Konfliktgefahr durch die Aufgabenverteilung ist<br />
das „Hermes Framework“ ein guter Ansatz, um die bestehenden<br />
Probleme des Aufgabenmanagements zu lösen.
Abbildung 5: Screenshot des „Hermes Framework“ – Prototypen<br />
mit neuer Aufgabenübermittlung, 2007 [10]<br />
3.4 IBITECH GmbH<br />
Dass mobile Geräte in Krankenhäusern und anderen klinischen<br />
Einrichtungen überhaupt akzeptiert werden und heute schon<br />
regelmäßig zum Einsatz kommen, kann man an einem Produkt der<br />
Firma IBITECH GmbH aus der Schweiz sehen.<br />
Bei IBI-Care [11] handelt es sich um ein mobiles wie auch<br />
stationäres System, durch welches das Verpflegungsmanagement<br />
einer klinischen Einrichtung verwaltet werden kann. Wie schon<br />
erwähnt, hat man nicht nur über ein mobiles Gerät die<br />
Möglichkeit Informationen zu erfassen, sondern kann ebenso<br />
einen stationären <strong>Computer</strong> verwenden. Jedoch eignet sich die<br />
mobile Variante beispielsweise gut für die Planung der<br />
verschiedenen Malzeiten eines Tages. Vor Ort kann das<br />
zuständige Personal über einen PDA Bestellungen aufnehmen<br />
(siehe Abbildung 6) und auch Besonderheiten wie z.B.<br />
vegetarisches Essen zu berücksichtigen. Die anfallenden Daten<br />
werden dann mit dem Server synchronisiert und können vom<br />
Küchenpersonal abgerufen werden. Ebenso können auch<br />
patientenspezifische Informationen erfasst und abgerufen werden,<br />
um eine genaue Auswahl der Nahrungsmittel zu vereinfachen.<br />
Abbildung 6: Screenshot der IBI-Care Software auf einem<br />
PDA, 2005 [11]<br />
Allerdings besitzt dieses System noch über keine direkte<br />
Aufnahme von Kontextinformationen, um automatische<br />
Änderungen der anzuzeigenden Informationen zu ermöglichen.<br />
Jedoch wäre dies sicherlich ein weiterer Schritt zur Verbesserung,<br />
wenn beispielsweise, wie im Videoprotoyp von Badram<br />
vorgestellt, die Informationen über den Patienten beim Betreten<br />
des Zimmers angezeigt werden und man nicht erst durch<br />
verschieden Tabs oder Listen navigieren muss.<br />
IBI-Care wird heute an über 30 klinischen Einrichtungen<br />
(vergleiche Abbildung 7) in der Schweiz verwendet. Dabei<br />
handelt es sich nicht nur um große Krankenhäuser sondern auch<br />
um kleinere Eichrichtungen [12].<br />
Abbildung 7: Übersichtskarte der klinischen Einrichtungen,<br />
welche IBI-Care verwenden, 2008 [12]<br />
3.5 Intelligent Hospital<br />
In einem Krankenhaus geht es oft sehr hektisch zu und gerade im<br />
ambulanten Bereich zählt bei Notfällen jede Minute. So ist es<br />
wichtig schnelle Diagnosen und Befunde über den gerade<br />
eingelieferten Patienten zu bekommen, um eine schnellstmögliche
Behandlung zu garantieren. Damit dies aber funktioniert, muss<br />
das Fachpersonal immer erreichbar sein. In den meisten<br />
Einrichtungen besitzen die Ärzte einen sogenannten „Pager“ oder<br />
auch den zu deutsch bezeichneten „Piepser“ (vergleiche<br />
Abbildung 8).<br />
Abbildung 8: Handelsübliche Pager, 2008 [13]<br />
Hierbei handelt es sich um ein mobiles Gerät, über welches das<br />
Personal gerufen werden kann. Außer einer kleinen Anzeige und<br />
einem „Pieps“-Geräusch funktioniert dieses Gerät sehr einfach<br />
und ist dank seiner Größe auch überall mobil verwendbar [13].<br />
Allerdings können keine kompletten Befunde oder eine synchrone<br />
Kommunikation über so einen „Pager“ stattfinden. Der Arzt wird<br />
gerufen und muss dann zu dem betreffenden Patienten gelangen,<br />
um sich ein genaueres Bild machen zu können. Dies kostet<br />
wichtige Zeit bei der Rettung eines Patienten. Eine Lösung für<br />
dieses Problem bietet das Intelligent Hospital [7]. Durch<br />
stationäre Terminals können die Mitarbeiter eines Krankenhauses<br />
miteinander kommunizieren und auch z.B. Laborergebnisse<br />
weitergeben. Durch ein auf Infrarot basierendes System, auch<br />
Active-Badge-System genannt, wird erkannt, wo sich die<br />
Angestellten befinden um anschließend über das zur Verfügung<br />
stehende Terminal zu kommunizieren. Jedes dieser Terminals<br />
verfügt über einen Bildschirm (touchable) und eine Kamera,<br />
welche Bild und Ton übertragen kann. Außerdem tragen alle<br />
Mitarbeiter einen sichtbaren Sensor, welcher ein Infrarotsignal<br />
ausstrahlt. Dieses wird von den im Krankenhaus installierten<br />
Empfängern erkannt und an das Hauptsystem weiter übermittelt.<br />
Wenn ein Assistent aus der Ambulanz eine wichtige Frage an den<br />
zuständigen Spezialisten hat, kann er sich mit ihm, über das sich<br />
in der Nähe befindende Terminal, verbinden lassen ohne jegliche<br />
Information über den Aufenthaltsort des Arztes zu wissen. So<br />
können wichtige Informationen schnell ausgetauscht werden, um<br />
gerade bei lebensbedrohlichen Fällen schnell handeln zu können.<br />
Abbildung 9: Prototyp des „Intelligent Hospitals“ mit aktiver<br />
Kommunikation, 2000 [7]<br />
3.6 AWARE Projekt<br />
Das „AWARE Projekt“ [14] von der Aarhus <strong>Universität</strong> bietet<br />
einen weiteren Lösungsansatz. Ein Krankenhaus wurde hierbei<br />
mit TFT-Touchmonitoren und Mobiltelefonen ausgestattet. Die<br />
Monitore sollten dem Krankenhauspersonal dabei helfen,<br />
kollaborativ Termine und Aufgaben zu verwalten. Beispielsweise<br />
konnten Ärzte und Krankenschwestern gemeinsam OP-Pläne per<br />
Drag & Drop Funktion organisieren und somit einfacher und<br />
komfortabler arbeiten. In die OP-Säle wurde unter anderem eine<br />
kleine Kamera installiert, um es dem Personal zu ermöglichen den<br />
Operationsablauf live auf Monitoren verfolgen zu können. Die<br />
veraltete Variante des Bullauges an der OP-Tür wurde somit<br />
verbessert . Ärzte und Krankenschwestern wurden ebenfalls mit<br />
mobilen Geräten, in diesem Fall ein Nokia Serie 60 Mobiltelefon,<br />
ausgestattet und waren dadurch überall erreichbar. Das Besondere<br />
an den „AWARE Phones“ war außerdem, die Funktion<br />
Nachrichten empfangen und senden zu können. Dabei wurden<br />
empfangene Nachrichten automatisch nach der Wichtigkeit<br />
sortiert und konnten so abgehandelt werden. Des Weiteren gab es<br />
eine Möglichkeit, ähnlich wie bei aktuellen Instant Messengern,<br />
einen eigenen Status anlegen zu können (siehe Abbildung 10).<br />
Dieser wurde zusätzlich zur Anzeige eines aktuellen Termins in<br />
der Kontaktliste einer anderen Person visualisiert. Anhand dessen<br />
konnte festgestellt werden, wo sich jeder Arzt gerade aufhält und<br />
ob es sinnvoll ist, ihn anhand der Statusmeldung und des<br />
eingetragenen Termins telefonisch zu kontaktieren oder besser<br />
eine Textnachricht zu hinterlassen.<br />
Abbildung 10: AWARE Phone mit Statusmeldung anderer<br />
Kollegen, 2003-2005<br />
Das „AWARE Projekt“ zeigt, wie komfortabel und hilfreich es<br />
funktioniert, kollaboratives Arbeiten und Mobilität in einem<br />
Krankenhaus unterzubringen. Ärzte und Krankenschwestern<br />
genießen somit eine gute Unterstützung in ihrem täglichen<br />
Arbeitsbereich. Lästiges Suchen oder Ausrufen von Kollegen fällt<br />
durch das „AWARE Phone“ aus, indem man in der Kontaktliste<br />
jederzeit sehen kann, wo sich der Arzt aufhält und bei welchem<br />
Termin er sich befindet. Gemeinsames Planen und Arbeiten wird<br />
durch die Touchscreen Monitore vereinfacht und ermöglicht eine<br />
bessere Abstimmung untereinander. Die zusätzlichen Funktionen,<br />
wie beispielsweise die OP-Kamera und der aktuelle Status der<br />
Operation, bieten ebenfalls eine hilfreiche Unterstützung. Negativ<br />
fällt auf, dass das gewählte mobile Gerät einen sehr kleinen<br />
Bildschirm hat, auf dem nur begrenzte Informationen abbildbar
sind. Ein größeres Display erscheint wesentlich übersichtlicher für<br />
das Anzeigen von bedeutsamen Informationen. Das Interface des<br />
stationären Monitors ist sehr überschaulich gestaltet und kann<br />
durch die Touch-Funktion intuitive bedient werden. Das<br />
„AWARE Projekt“ wurde im Jahr 2005 erfolgreich getestet und<br />
abgeschlossen.<br />
Abbildung 11: stationäre TFT-Monitor (touchable), 2003-2005<br />
4. KONZEPT<br />
Im diesem Abschnitt wird ein Konzept sowie die Idee einer<br />
adaptiven Benutzerschnittstellen, in Form eines mobilen, sowie<br />
stationären Gerätes vorgestellt, welche möglicherweise in<br />
Krankenhäusern und anderen klinischen Einrichtungen zum<br />
Einsatz kommen könnten. Der Fokus liegt allerdings auf der<br />
mobilen Benutzerschnittstelle für den Arbeitsalltag eines Arztes.<br />
4.1 Einführung und Ziele<br />
Der Name des Konzeptes lautet Mobile LifeCare System (kurz<br />
<strong>LiCa</strong>) und soll auf einem PDA oder ähnlichem mobilen Gerät<br />
ausgeführt werden.<br />
4.1.1 Einsatzgebiet<br />
Benutzt wird das System von einem Arzt, welcher in<br />
verschiedenen Bereichen des Krankenhauses tätig ist. Unter der<br />
Annahme, dass der Arzt bestimmte Aufgaben in ebenso<br />
festgelegten Bereichen ausführt, können wir das System in vier<br />
grundlegende Abschnitte einteilen:<br />
Büro: Hier werden meist administrative Aufgaben, wie<br />
die genaue Terminplanung, das Abrufen von E-Mails<br />
oder beispielsweise die Nachbearbeitung von<br />
Patientenberichten vorgenommen.<br />
Visite: Unter diesem Bereich versteht man den Besuch<br />
beim Patienten, in der sich der Arzt unter anderem über<br />
das Wohlbefinden des Patienten erkundigt.<br />
Notruf: In der Regel gibt es einen Operationsplan.<br />
Allerdings kann es auch vorkommen, dass ein bereits<br />
operierter Patient einen Rückfall bekommt oder<br />
schlechte Werte aufweist. In diesem Fall muss der<br />
Spezialist, sofern verfügbar, in den OP gerufen werden.<br />
Meeting: In fast allen Krankenhäusern ist es üblich, dass<br />
sich die Ärzte mindestens einmal täglich zu einer<br />
Besprechung treffen. Hier werden beispielsweise das<br />
weitere Vorgehen eines Patienten besprochen, sich<br />
beraten und weitere Termine festgelegt.<br />
Natürlich handelt es sich bei diesen vier Bereichen um eine sehr<br />
abstrakte Sicht. Es gibt weiterhin noch viele kleine Abschnitte in<br />
denen sich ein Arzt bewegt, auf die aber hier kein Fokus gelegt<br />
werden soll, um die Grundidee des Systems einfacher zu<br />
verstehen und die Basis der User Needs zu identifizieren. Mit<br />
Ausnahme des üblichen Weges zwischen den Bereichen, werden<br />
im vorgestellten Konzept keine weiteren spezifiziert. Somit dient<br />
das Gesamte als eine Art Framework, mit dem später weiter<br />
gearbeiten werden kann.<br />
4.1.2 Ziele<br />
Wie im ersten Kapitel dieser Arbeit vorgestellt, gibt es gewisse<br />
administrative Probleme, welche ein Krankenhaus immer mehr zu<br />
einer „Abfertigungsmaschinerie“ werden lassen. Der Mensch ist<br />
nicht perfekt, wichtige Informationen können vergessen werden<br />
und Fehler entstehen. Ebenso kommt die eigentliche Pflege und<br />
Aufmerksamkeit für den Patienten zu kurz. Eines der Hauptziele<br />
von „<strong>LiCa</strong>“ ist es, Informationen schnell und möglichst einfach<br />
bereitzustellen, sowie eine einfache Interaktion zur Bearbeitung<br />
zu bieten. Ebenso sollen die Daten automatisiert und in<br />
Abhängigkeit der vorliegenden Kontextinformationen präsentiert<br />
werden. Dies hat zum Vorteil, dass der Arzt sich weniger<br />
Gedanken über die Beschaffung der Informationen machen muss<br />
und somit mehr Zeit für den Patienten hat. Außerdem wird er<br />
durch das System entlastet und kann die zum jeweiligen Zeitpunkt<br />
anfallenden Daten direkt speichern.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „<strong>LiCa</strong>“ den Arbeitsalltag<br />
eines Arztes vereinfachen kann und ein effizienteres Erledigen<br />
seiner Aufgaben bewirken soll.<br />
4.2 Szenario<br />
Zum besseren Verständnis dient das nun folgende Szenario. Es<br />
handelt von dem Arbeitsalltag eines Herzchirurgen, welcher das<br />
mobile Gerät verwendet.<br />
Herr Dr. D. Fröhlich ist ein neu eingestellter Arzt in einem<br />
städtischen Krankenhaus. Sein Fachgebiet ist die Herzchirurgie in<br />
welcher er chirurgische Behandlungen angeborener und<br />
erworbener Fehler des Herzens und der herznahen Gefäßen, der<br />
Herzkranzgefäße sowie Herzverpflanzungen vornimmt.<br />
Er beginnt seinen Arbeitstag im Büro wo er sich als erstes die<br />
aktuellen Termine und Aufgaben ansieht. Das mobile Device<br />
ermittelt kontinuierlich die Position des Arztes und kann somit<br />
bürospezifische Funktionen wie Terminverwaltung oder E-Mail<br />
zur Verfügung stellen. Da sein Arbeitstag gerade erst anfängt geht<br />
das System davon aus, dass die Belastung des Arztes gering ist<br />
und somit seine Konzentration und Aufnahmefähigkeit sehr hoch.<br />
Es werden folglich alle anstehenden Termine und Aufgaben zur<br />
Verwaltung angezeigt. Allerdings hat Herr Fröhlich in seinem<br />
Zimmer einen TFT mit dazugehörenden Eingabegeräten welche<br />
mit dem PDA in seiner Tasche synchronisiert werden. Nach dem<br />
Dr. Fröhlich eine E-Mail eines Kollegen beantwortet hat, macht er<br />
sich auf den Weg zur morgentlichen Besprechung mit den<br />
anderen Ärzten des Hauses.<br />
Es wird vom System erkannt, dass der Arzt das Büro verlassen hat<br />
und somit in einen Modus gewechselt, der seinen zeitlich ersten
Termin und die damit verbundenen Informationen bereitstellt. Da<br />
Herr Fröhlich neu in der Klinik ist kann er die<br />
Navigationsfunktion nutzen.<br />
Bei dem nun anstehenden täglichen Meeting werden die<br />
Problemfälle und geplanten Operationen des Tages besprochen.<br />
Der Raum wird von <strong>LiCa</strong> erkannt und der Meeting-Modus<br />
aktiviert. Dr. Fröhlich (alle anderen anwesenden Ärzte auch) hat<br />
nun die Möglichkeit seine Patienten und deren Information an<br />
einer großen Leinwand zu präsentieren um gemeinsam darüber<br />
diskutieren zu können. Neu hinzukommende Termine kann<br />
Fröhlich gleich in sein mobiles Gerät eintragen.<br />
Nach seinem Meeting begibt sich der Arzt auf seine Visite. Auch<br />
hier kann er sich von seinem mobilen Device zum Patienten<br />
führen lassen und die wichtigsten Informationen wie zum Beispiel<br />
Name und Zustand des Patienten abrufen.<br />
Das Mobile Device hat ihn nun wie erwartet vor die Tür des<br />
Patienten geführt. Er betritt den Raum, was wiederum erkannt<br />
wird und somit der Checklisten-/Patienten spezifischen Aufgaben-<br />
Modus aktiv ist. Dr. Fröhlich arbeitet diese ab, wobei die neu von<br />
ihm eingetragenen Informationen über den Patienten per WLAN<br />
Netzwerk an das Hauptsystem übermittelt werden. Außerdem hat<br />
Herr Fröhlich die Möglichkeit den stationären Monitor beim<br />
Patienten zur Erledigung seiner Aufgaben zu nutzen. Nach<br />
getaner Arbeit trägt er sich noch schnell den nächsten Visite-<br />
Termin für seinen Patienten ein, verabschiedet sich und verlässt<br />
den Raum. Der Modus ändert sich wiederum und der nun als<br />
nächstes anstehende Termin samt Informationen steht bereit.<br />
Kurz bevor der Arzt den Raum zur anstehenden Visite betreten<br />
will schlägt sein Gerät Alarm. Der OP Modus ist aktiv und zeigt<br />
Herr Fröhlich, dass er so schnell wie möglich zu OP 105 im ersten<br />
Stock kommen muss. Wiederum kann er, sofern schon vorliegend,<br />
Informationen über die nun bevorstehende Not OP abrufen und<br />
das Navigationssystem benutzen. Die sich vor Ort befindende<br />
Krankenschwester hat die Möglichkeit den Arzt sofort per<br />
Sprachfunktion zu kontaktieren und nutzt dies. Die<br />
Sprachfunktion blinkt auf und Dr. Fröhlich bestätigt seine<br />
Bereitschaft. Die Krankenschwester informiert ihn über den<br />
Zustand des Patienten und welche schwerwiegenden Verletzungen<br />
vorliegen. Dr. Fröhlich hat nun auf dem Weg zum OP die<br />
Möglichkeit sich ein Bild über den Zustand des Patienten zu<br />
machen. Herr Fröhlich stellt das Gerät in Station, welche vor<br />
jedem OP vorzufinden ist. Das Gerät kann nun geladen werden.<br />
Im System wird vermerkt, dass Herr Fröhlich sich in einer OP<br />
befindet. Während des Eingriffes werden von einem OP<br />
Assistenten patientenspezifische Informationen über einen<br />
Touchscreen eingegeben. Der Arzt kann diese in einer<br />
Großansicht auf einem weiteren, für alle in der OP Anwesenden<br />
sichtbaren, Bildschirm überprüfen. Außerdem kann Dr. Fröhlich<br />
über diesen Bildschirm zu einer anderen OP gerufen werden die<br />
seine speziellen Fähigkeiten erfordern<br />
Die OP verlief erfolgreich und der Arzt geht seinen noch<br />
anstehenden Terminen nach.<br />
Dr. Fröhlichs Arbeitstag endet wie er angefangen hat in seinem<br />
Büro. Er sieht noch ein paar E-Mails nach und legt sich für den<br />
kommenden Arbeitstag Termine an.<br />
Natürlich begleitet ihn das Device auch beim Verlassen der<br />
Klinik. Denn Fröhlich hat Bereitschaftsdienst. Wie in allen<br />
Situationen zuvor wechselt das Gerät auch beim Verlassen der<br />
Klinik in den richtigen Modus. So kann er gleiche Informationen<br />
wie heute vor dem OP auch unterwegs erhalten. Heute hat Dr.<br />
Fröhlich aber Glück und wird zu keinem weiteren Notfall gerufen<br />
da seine Konzentrationswerte geringer sind als von anderen<br />
ebenfalls sich in Bereitschaft befindenden Ärzte.<br />
4.3 Domäne und Kontext<br />
Wie im Szenario vorgestellt und auch zuvor angesprochen, gibt es<br />
verschiedene Bereiche in denen ein Arzt tätig ist. Um hier einen<br />
besseren Überblick zu gewinnen, teilen wir die Hautdomäne<br />
Krankenhaus in vier Unterkategorien ein. Dazu gehören das Büro,<br />
das Meeting, die Visite und der Notruf zum OP. Auf dem mobilen<br />
Gerät werden je nach Standort des Arztes einer, der diesen<br />
Bereichen zugeordneten Dienste, aufgerufen und angezeigt. Im<br />
folgenden Abschnitt werden die Domänen in Form von<br />
ortsbezogenen Diensten näher erläutert. Durch je ein<br />
ontologisches Modell [15] wird schnell sichtbar, welche Kontexte<br />
sich auf die Domäne auswirken und welche nicht einfließen.<br />
4.3.1 Bürodienst (siehe Abbildung 12 Anhang )<br />
Der Bürodienst unterstützt den Arzt mit relevanten Funktionen<br />
und Informationen. Er wird dementsprechend auf dem mobilen<br />
Gerät aktiviert, wenn die Person das eigene Büro betritt. Es<br />
werden Daten, die am eigenen Arbeitsplatz vorrangig benötigt<br />
werden, wie beispielsweise Termine, Nachrichten oder das<br />
Internet, angeboten. Der Arzt hat so die Möglichkeit ohne<br />
Zeitaufwand sofortigen Zugriff auf relevante Informationen zu<br />
erlangen. Um die Arbeit im Büro komfortabler zu gestalten bietet<br />
der Dienst zusätzlich die Synchronisation des mobilen Gerätes mit<br />
einem aktiven Desktop, in Form eines stationären TFT-Monitor<br />
mit Maus und Tastatur, an. Die Arbeit an einem größeren<br />
Bildschirm ist angenehmer und übersichtlicher. Die Funktionen<br />
des Bürodienstes können auch an anderen Orten manuell betätigt<br />
werden. Allerdings sind hierbei einige Einschränkungen zu<br />
machen. Beispielsweise sollte man den Funktionen im OP-Saal<br />
nicht ausführen können. Bei der Visite oder im Meeting könnten<br />
Funktionen, wie der Kalender, allerdings hilfreich sein. Die<br />
Arbeitszeit spielt auch hier eine wichtige Rolle. In der Dienstzeit<br />
und in der Bereitschaft wird der Bürodienst ohne Einschränkung<br />
angeboten. Eine Ausnahme ist die Freizeit des Arztes.<br />
4.3.2 Meetingdienst (siehe Abbildung 13 Anhang)<br />
Der Meetingdienst unterstützt Ärzte in einem Meeting. In<br />
morgendlichen OP-Besprechungen gibt es beispielsweise die<br />
Möglichkeit, Daten und Informationen über den betroffenen<br />
Patienten mit Kollegen zu besprechen und auszutauschen. Hierzu<br />
kann der Arzt sein PDA mit einem Beamer synchronisieren, um<br />
die Informationen übersichtlicher darstellen zu können. In<br />
Meetings werden wichtige Abläufe besprochen und ebenfalls neue<br />
Termine festgelegt. Funktionen, wie der Kalender oder das<br />
interaktive Zusammenstellen eines OP-Planes werden<br />
dementsprechend angeboten. Allerdings sollte man außerhalb des<br />
Meetings keinen Zugriff auf diesen Dienst haben. Außerdem ist<br />
der Meetingdienst abhängig von der Arbeitszeit des Arztes.<br />
Außerhalb der Anwesenheit verfügt die Person über keinen<br />
Zugriff auf die Meeting-Funktionen.<br />
4.3.3 Patientendienst (siehe Abbildung 14 Anhang )<br />
Sobald der Arzt einen der oben genannten Dienste und somit<br />
Räumlichkeiten verlässt, wechselt das System in eine Art<br />
Zwischendienst. Es zeigt den bzw. die nun zeitlich nahe-liegenden<br />
Termine an, um mit der Arbeit fortzufahren. Wird der Arzt dabei<br />
zu einer Visite geleitet, kann er beispielsweise schon auf dem
Weg patientenspezifische Daten abrufen, um sich im Voraus ein<br />
Bild zu machen. Betritt der Arzt das Patientenzimmer, wechselt<br />
der Modus in den Patientendienst. Hier steht ihm nun z.B. eine<br />
Checkliste mit Fragen über das Befinden des Patienten zur<br />
Verfügung, um einfach und schnell zu einem Befund oder anderen<br />
Ergebnis zu kommen. Ebenso kann es sein, dass der Arzt die<br />
bevorstehende Operation, aufkommende Komplikationen oder<br />
sonstige Anliegen näher erklären möchte und vielleicht zu einer<br />
einfacheren Darstellung ein Röntgenbild benötigt. Da nun zwei<br />
Personen an einer Information interessiert sind, macht es keinen<br />
Sinn, diese auf einem mobilen Gerät (PDA, oder PDA ähnliche<br />
Größe) zu visualisieren. Ein stationärer Bildschirm wäre von<br />
Vorteil. Somit ist nicht nur bei dem PDA des Arztes eine<br />
Veränderung zu sehen, sondern auch auf dem, am Patientenbett<br />
installierten, stationären Bildschirm. Alle für den Arzt wichtigen<br />
Informationen können darauf angezeigt werden. Ein großer<br />
Vorteil bei Daten, die eine höhere Auflösung benötigen und auf<br />
einem kleinen Display schlechter darstellbar sind. Wir gehen nun<br />
davon aus, dass wie im Szenario beschrieben, der Arzt seine<br />
Checkliste bearbeitet und danach die Möglichkeit hat, neue<br />
Termine mit seinem Patienten festzulegen. Auch diese kann er<br />
direkt auf seinem mobilen Gerät eintragen. Er muss sich also<br />
weniger merken und wird vor Eintritt des Termins automatisch<br />
benachrichtigt. Wie auch in den beiden oben genannten Diensten,<br />
kann sich der OP-Dienst jederzeit einschalten, da es sich um einen<br />
Notfalldienst handelt. Die bis zu diesem Zeitpunkt bearbeiteten<br />
Daten werden gespeichert und können zu einem späteren<br />
Zeitpunkt wieder aufgenommen werden.<br />
4.3.4 OP-Dienst (siehe Abbildung 15 Anhang)<br />
Kommt es zu einem Notfall im Krankenhaus, welcher die<br />
Kompetenz und das Fachwissen des Spezialisten verlangt, wird<br />
der OP-Dienst automatisch aktiv. Der bis dahin ausgeführte<br />
Dienst wird pausiert und kann später wieder aktiviert werden. Der<br />
Arzt hat nun die Möglichkeit, sich mit den vor Ort befindenden<br />
Assistenten oder Krankenschwester in Verbindung zu setzten, um<br />
selbst eine Diagnose und schnell durchzuführende Maßnahmen zu<br />
bestimmen. Hierbei ist es hilfreich, wenn es eine Live-Video-<br />
Übertragung gibt, in der sich der Arzt mit den zuständigen<br />
Personen unterhalten kann. Ebenso ist es hilfreich, veränderte<br />
Werte oder weitere Informationen über den Patienten einholen zu<br />
können. Zum Zeitpunkt des OP-Dienstes kann der Arzt über keine<br />
weiteren anstehenden Termine informiert werden, damit seine<br />
volle Konzentration auf den vielleicht bevorstehenden Eingriff<br />
liegt.<br />
4.4 System<br />
Um das Projekt „<strong>LiCa</strong>“ umsetzen zu können, benötigt es einer<br />
guten Planung. Die automatische Anpassung des mobilen Gerätes<br />
an die Umgebung und die Bedürfnisse des Arztes, werden durch<br />
die Erfassung der verschiedenen Kontextinformationen<br />
ermöglicht. Im Folgenden wird erläutert, welche Anforderungen<br />
an die Hardware zu stellen und welche Kontexte zu erfassen sind.<br />
4.4.1 Hardware<br />
Unser Projekt beruht auf der Anpassung der mobilen Einheit an<br />
die umliegenden Gegebenheiten und der Synchronisation mit<br />
stationären Geräten, um wichtige Informationen übersichtlicher<br />
darstellen zu können. Am sinnvollsten erscheint es ein Endgerät<br />
mit großem Bildschirm zu verwenden, wie beispielsweise ein<br />
PDA, um die nötigen Daten übersichtlich anzeigen zu können,<br />
ohne die Inhalte immer scrollen zu müssen. An Betten, OP-Sälen<br />
und Schwesternzimmern erleichtern berührungsempfindliche<br />
TFT-Monitore die Arbeit und fördern kollaboratives Interagieren.<br />
Ärzte können z.B. die nächste Operation zusammen mit<br />
Krankenschwestern planen und interaktiv die Vorbereitungen<br />
treffen. Des Weiteren wären in Büroräumen stationäre Monitore<br />
und in Konferenzsälen Beamer denkbar, die mit den mobilen<br />
Geräten synchronisierbar sind, um Termine, Emails oder<br />
Meetings an einem noch größeren Bildschirm bearbeiten zu<br />
können. Um Context-Awareness im Krankenhaus zu ermöglichen<br />
ist es in diesem Fall erforderlich, verschiedene Sensoren im<br />
Gebäude zu installieren, die Signale senden, welche von dem<br />
PDA erfasst und verarbeitet werden. Wir haben uns auf Grund<br />
von Reichweiten und der Genauigkeit für Infrarotsensoren<br />
entschieden (vergleichbar mit einem „Active-Badge-System“).<br />
Für eine zuverlässige Ortung der Personen, müssen in allen<br />
Räumen und Fluren solche Sensoren angebracht werden. Als<br />
Empfänger benötigt der Arzt einen Active-Badge-Sensor, der<br />
beispielsweise im Namensschild des Arztes untergebracht ist. Da<br />
eine Übetragung des Signalesnicht durch Wände möglich ist,<br />
handelt es sich hierbei um eine sehr genaue Ortung. Der User<br />
befindet sich genau in dem Raum, in dem der Sensor installiert ist.<br />
Das System empfängt das Signal und ändert somit, je nach<br />
Aufenthaltsort und Bedürfnissen, die Ansicht und schlägt<br />
passende Funktionen vor. Der entstehende Datenaustausch bei<br />
Anfragen oder Änderungen des Users, nach beispielsweise<br />
Patientendaten oder Diensten, wird durch ein WLAN-Netzwerk<br />
ermöglicht, das mit speziellen krankenhausfähigen Routern<br />
ausgestattet ist. Die notwendigen Daten und Funktionen auf dem<br />
mobilen Gerät, stelltein Server zur Verfügung, der im Hintergrund<br />
alle Veränderungen und Anfragen registriert und auswertet. Da<br />
dieser sehr wichtige Daten enthält und auch bereitstellen soll,<br />
muss sichergestellt werden, dass der er vor Ausfällen gesichert ist<br />
und oft aktuelle Datensicherungen vornimmt.<br />
4.4.2 Kontexterfassung und -verarbeitung<br />
Es müssen verschiedene Kontextinformationen erfasst und<br />
verarbeitet werden, um die automatische Anpassung der Dienste<br />
zu ermöglichen. Ein wichtiger Kontext ist der Ort. Er wird durch<br />
die Infrarotsensoren in den verschiedenen Räumen aufgenommen<br />
und von einem Gerät verarbeitet. Das System registriert den Ort<br />
und stellt dem User passende Funktionen zur Verfügung. Das<br />
mobile Gerät selber ist ebenfalls ein Kontext, der erfasst wird.<br />
Dadurch, dass jeder PDA einer bestimmten Person zugeordnet ist,<br />
weiß das System nicht nur wann jemand den Raum betritt,<br />
sondern auch wer. Je nach Status der Person bekommt man<br />
beispielsweise andere Informationen auf den stationären<br />
Bildschirmen in Patientenzimmern angezeigt. Krankenschwestern<br />
benötigen im Allgemeinen nicht die gleichen Daten und<br />
Informationen wie Ärzte. Ein weiterer Kontext ist das<br />
Patientenbett. Dieses verfügt ebenfalls über ein Active-Badge und<br />
ist genau einer Person zugeordnet. Dadurch wird ermöglicht, dass<br />
relevante Daten über den Patienten direkt vor Ort abgerufen<br />
werden, auch wenn der Patient nicht an seinem Platz sein sollte.<br />
Der Kontext Termine ist ebenfalls relevant. Es können Funktionen<br />
und Dienste, wie zum Beispiel die Navigation zu einem Zimmer,<br />
abhängig vom nächsten eingetragenen Termin, bereitgestellt<br />
werden. Diese Unterstützung spart Zeit und ermöglicht somit<br />
mehr Aufmerksamkeit gegenüber dem Patienten. Der in Notfällen<br />
bereitgestellte OP-Dienst wird nur anwesendem Personal<br />
angezeigt. Dadurch ist die Arbeitszeit ebenfalls ein wichtiger<br />
Kontext.<br />
Das Zusammenspiel der Kontexte ist der Wichtigste Teil unseres
Systems. Ohne Kontextinformationen wäre es nicht möglich, dass<br />
Krankenhauspersonal auf diesem Wege zu unterstützen.<br />
5. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Ist das System umsetzbar?<br />
Wir haben gesehen, dass die technischen Voraussetzungen heute<br />
bereits vorhanden sind und sogar teilweise in einigen vorgestellten<br />
Projekten zum Einsatz kamen. Es wäre somit möglich ein solches<br />
System zu realisieren. Ein Problem könnten die anfallenden<br />
Kosten zur Realisierung und Installation des Produktes sein,<br />
welche sich aber später durch geminderte Kosten in der<br />
administrativen Ebene relativieren würden.<br />
Außerdem ist zu beachten, dass in einer klinischen Einrichtung<br />
nur eingeschränkt technische Geräte verwendet werden dürfen.<br />
Gerade im Bezug auf die Strahlung und Frequenz der WLAN<br />
Router, ist man teilweise durch das Angebot der Produkte<br />
eingeschränkt.<br />
Ist Adaption notwendig?<br />
Man könnte hier argumentieren, dass die Krankenhäuser von<br />
heute auch ohne Adaption funktionieren und mobile Geräte<br />
bereits ohne wirkliche Context-Awareness im Einsatz sind.<br />
Allerdings liegen die klaren Vorteile unseres Konzeptes in<br />
folgenden Punkten:<br />
Kontextspezifische und relevante Informationen nicht<br />
nur auf Abruf, sondern automatisiert bereitgestellt.<br />
Synchronisation der Daten unterstützt ein besseres<br />
kollaboratives Arbeiten<br />
Direkte Manipulation der Informationen am<br />
Entstehungsort<br />
Dadurch geringerer administrativer Aufwand und mehr<br />
Zeit für Patientenpflege<br />
Wir wollen nicht das grundlegende Konzept eines Krankenhauses<br />
ersetzten sondern die Arbeitsabläufe beschleunigen und trotzdem<br />
die Qualität der zu erfassenden Informationen steigern. Betrachtet<br />
man unter diesen Gesichtspunkten unser Konzept ist Adaption<br />
sinnvoll.<br />
6. DANKSAGUNG<br />
Wir bedanken uns bei ACM SIGCHI für die Erlaubnis, ihre<br />
Vorlagen verwenden und bearbeiten zu dürfen. Speziell möchten<br />
wir auch dem Leiter des Seminares Mathias Heilig sowie Jens<br />
Gerken und allen weiteren Beteiligten für die Unterstützung und<br />
das Einbringen von Ideen und Vorschlägen bedanken.<br />
7. REFERENZEN<br />
[1] Zahl der Handynutzer durchbricht 2-Milliarden-Marke,<br />
Heise Online, 2005<br />
http://www.heise.de/newsticker/Zahl-der-Handynutzerdurchbricht-2-Milliarden-Marke--/meldung/64069Referenz<br />
[2] Mehr Handys als Einwohner in Deutschland, Poolalarm.org,<br />
2006<br />
http://www.poolalarm.de/kindersuchdienst/handy-smogsteuer.html<br />
[3] Garmin Nüvi 200 PNA Personal Travel Assistant<br />
Navigationssystem im Test, Testberichte Online, 2008<br />
http://www.testberichteonline.de/garmin-nuevi-200-pna<br />
[4] Asus bringt 3D-Navigation mit Lichtsensor Referenz, Golem<br />
News, 2008<br />
http://www.golem.de/0803/58600.html<br />
[5] Towards a Better Understanding of Context and Context-<br />
Awareness, Anind K. Dey and Gregory D. Abowd, 2001<br />
[6] From Desktop Task Management to Ubiquitous Activity-<br />
Based Computing, Jakob E. Bardram, 2005<br />
[7] Context-Aware Multimedia Computing in the Intelligent<br />
Hospital, Scott Mitchell, Mark D. Spiteri, John Bates,<br />
George Coulouris, 2000<br />
[8] Mobile Lösungen im Gesundheitsbereich, Capgemini<br />
Deutschland GmbH, 2005<br />
[9] Videoprototyp, Activity-Based-Computing, Bardram, J.,<br />
Bossen C., Lykke-Olesen, A., Madsen, K.H. & Nielsen, 2002<br />
activitybasedcomputing.org/video.html<br />
[10] Facilitating Dynamic Schedules for Healthcare<br />
Professionals, Cormac Driver, Éamonn Linehan, Mike<br />
Spence, Shiu Lun Tsang, Laura Chan and Siobhán Clarke,<br />
University of Dublin, 2007<br />
[11] IBI-care Factsheet, Leistungserfassung IBI-care, IBITECH<br />
GmbH, 2005<br />
[12] IBI-care, Kurzbeschreibung, IBITECH GmbH, 2008<br />
http://www.ibitech.com/CH/Produkte/ibicareinfo.aspd<br />
[13] Funkmeldeempfänger Wikipedia, 2008<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Funkmeldeempf%C3%A4nger<br />
[14] The AWARE Architecture: Supporting ContextMediated<br />
Social Awareness in Mobile Cooperation, Jakob E. Bardram<br />
and Thomas R. Hansen, University of Aarhus, 2003-2005<br />
[15] Ontologiebasiertes Engineering kontextadaptierter<br />
Webanwendungen, J. Wolfgang Kaltz, Steffen Lohmann,<br />
Eike Lang, Tim Hussein und Jürgen Ziegler, 2005
Anhang: Ontologische Modelle<br />
Abbildung 12: Onthologiemodell Bürodienst
Abbildung 13: Ontologiemodell Meetingdienst
Abbildung 14: Ontologiemodell Patientendienst
Abbildung 15: Ontologiemodell OP-Dienst