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Seminar Mensch Maschine Kommunikation WS 01/02 - Universität ...

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Glyphen<br />

Symbole zur Visualisierung von mehreren<br />

Objekteigenschaften<br />

Version 09.04.20<strong>02</strong><br />

Anthea Merkle<br />

<strong>Seminar</strong> <strong>Mensch</strong>-Computer-Interaktion<br />

<strong>WS</strong> 20<strong>01</strong>/20<strong>02</strong><br />

<strong>Universität</strong> Konstanz<br />

FB Informatik und Informationswissenschaft


Inhalt<br />

1. Einleitung .............................................................................................................................................3<br />

2. Definition und Abgrenzung von verwandten Konzepten ............................................................4<br />

2.1. Definition ..........................................................................................................................................4<br />

2.2. Verwandte Begriffe ..........................................................................................................................4<br />

3. Historische Meilensteine ....................................................................................................................6<br />

3.1. Hieroglyphen und andere Bildschriften ........................................................................................6<br />

3.2. Bildstatistik nach “Wiener Methode”............................................................................................8<br />

4. Anwendungsgebiete von Glyphen..................................................................................................10<br />

5. Ausgewählte Praxisbeispiele ............................................................................................................10<br />

5.1. Chernoff-Faces ...............................................................................................................................10<br />

5.2. Shape Coding ..................................................................................................................................12<br />

5.3. Visualisierung von Dokumenten..................................................................................................13<br />

5.3.1. Envision ...................................................................................................................................13<br />

5.3.2. Visualisierung in digitalen Bibliotheken ..............................................................................15<br />

5.4. GeoVis .............................................................................................................................................17<br />

6. Aufbau und Entwicklung eines Glyphen.......................................................................................19<br />

6.1. Die Visualisierungspipeline...........................................................................................................19<br />

6.2. Kriterien zur Glyphenerstellung...................................................................................................21<br />

6.3. Glyphenerzeugung mit PS-Explore.............................................................................................21<br />

7. Andere Visualisierungsmöglichkeiten multidimensionaler Daten .............................................23<br />

7.1. Scatterplot-Matrizen.......................................................................................................................23<br />

7.2. Parallel Coordinates .......................................................................................................................24<br />

8. Entwicklung eigener Glyphen.........................................................................................................25<br />

9. Fazit.....................................................................................................................................................27<br />

10. Quellennachweis................................................................................................................................28<br />

10.1. Printmedien...................................................................................................................................28<br />

10.2. Online-Quellen .............................................................................................................................29<br />

10.3. Abbildungen..................................................................................................................................30<br />

2


1. Einleitung<br />

Der Begriff „Glyph“ ist mit unterschiedlichen Bedeutungen verbunden. Der Schwerpunkt dieser<br />

Arbeit behandelt Glyphen als Symbole zur Visualisierung von multivarianten Daten. Glyphen<br />

(oftmals – wenn auch nicht korrekt nach unserer Definition - auch als Ikonen, Bildstatistiken<br />

oder Piktogramme bezeichnet) sind demnach graphische Instanzen, die ein oder mehrere<br />

Datenwerte über Attribute wie Form, Größe, Farbe und Position übermitteln.<br />

Neben anderen graphischen Methoden werden sie zur Visualisierung von komplexen und<br />

multivarianten Daten und Informationen benutzt.<br />

Die Anwendbarkeit von Glyphen ist vielfältig, z.B. werden sie bei Geodaten eingesetzt, um bei<br />

Karten ortsbezogen verschiedene Merkmale zu visualisieren. Auch in der Statistik finden wir<br />

einige Beispiele für die Datenvisualisierung mit Glyphen. Beispiele für diese Art von Glyphen<br />

sind u.a. die Chernoff-Gesichter und das „Shape Coding“ nach Beddow.<br />

Die Visualisierung von komplexen Sachverhalten mittels Symbolen ist keine neuzeitliche<br />

Erfindung, in den urgeschichtlichen Bildschriften z.B. der Maya oder Ägypter finden wir die<br />

Vorläufer dieser Technik.<br />

Die Entwicklung eines Glyphen ist in eine „Visualisierungspipeline“ eingebunden. Anhand dieser<br />

wird die Entwicklung eines Glyphen in Teilprozesse aufgespalten, bei der zunächst die Daten<br />

aufbereitet werden, um sie dann nach bestimmten Kriterien auf den gewählten Glyphen<br />

abzubilden. Die Wahl des Glyphen, auf den die Daten abgebildet werden, spielt eine grosse Rolle<br />

für seine spätere Verwendung.<br />

Ein selbstentwickeltes Beispiel, in welchem multivariante Daten auf einen Glyphen abgebildet<br />

werden, soll dieses aufzeigen.<br />

Keywords: Glyph, Visualisierung, multivariante Daten<br />

1 Schumann 2000, S. 140<br />

3


2. Definition und Abgrenzung von verwandten Konzepten<br />

2.1. Definition<br />

Aus typographischer Sicht wird ein Glyph als „any graphic symbol not in the ASCII character set“ 2<br />

definiert. Ein simples Beispiel wäre der deutsche Umlaut „Ö“, welcher sich nach dieser<br />

Definition aus den Glyphen O und “ zusammensetzt.<br />

Um diese Definition allerdings allgemeingültig zu machen, müsste sie lauten: „any graphic symbol<br />

not in ANY international character set“. Also alle Zeichen, welche nicht im Alphabet einer Sprache zu<br />

finden sind.<br />

Im Griechischen hat das Wort „Glyph“ die Bedeutung Schnitzerei oder Skulptur. 3<br />

Im Bereich Informationsvisualisierung spricht man von einem Glyph als einer<br />

Visualisierungsprimitive, die exakt positioniert werden kann und Werte von Variablen in<br />

geometrische Charakteristika wie z.B. Länge, Winkel oder Form bzw. in Darstellungsattribute wie<br />

Farbe oder Transparenz verschlüsselt. Diese Definition wird in dieser Arbeit benutzt.<br />

2.2. Verwandte Begriffe<br />

Begriff Glyph wird in der Visualisierung auch manchmal als Ikone bezeichnet (nicht zu<br />

verwechseln mit dem User Interface-Ausdruck “Icon”). Nach Umberto Eco ist die Ikone ein<br />

Zeichen, das aufgrund einer Ähnlichkei und, aufgrund innerer Merkmale, die in irgendeiner Weise Merkmale des<br />

Gegenstandes korrespondieren, auf den bezeichneten Gegenstand verweist. Er grenzt dieses ab von Zeichen,<br />

welche in dem Maß ikonisch sind, wie es die Merkmale des von ihm Bezeichneten besitzt. Ikonisch sind also eine<br />

Fotographie, eine Zeichnung, ein Diagramm, aber auch eine logische Formel und insbesondere ein mentales Bild. 4<br />

Ein Icon ist ein kleines Piktogramm oder Symbol, das in Hypermedia-Programmen, Computer-<br />

Anwendungen oder graphischen Benutzerschnittstellen integriert ist. Icons sollen Objekte,<br />

Befehle, Anwendungen, Dateien o.ä. visualisieren und eventuell Operationen aktivieren.<br />

Ein Piktogramm, welches gerne als Synomym zu Icon benutzt wird, wird aber häufig im Bereich<br />

der „Infografik“ mit Glyph gleichgesetzt. Nach der hier angewendeten Definition eines<br />

Glyphen 5 , kann diesem nicht zugestimmt werden.<br />

Unter Piktogrammen versteht man einfache Bilder, die auf einen Blick ohne Vermittlung durch<br />

die Sprache einen Begriff aktivieren oder eine Handlung auslösen sollen.<br />

Ebenfalls wird der Begriff der Infografik häufig gleichgesetzt mit dem Begriff Glyph. Auch dieses<br />

stimmt mit der hier gewählten Definition von Glyphen nicht mit überein und muss klar<br />

abgegrenzt werden, denn die Infografik bildet die Wirklichkeit nicht direkt ab, sondern<br />

visualisiert abstrakte Vorgänge, die in der Regel nicht leicht verständlich sind, wenn man nur ein<br />

Abbild des Gegenstandes betrachtet. Der Begriff entstammt der Medien– und Werbebranche.<br />

Infografiken wurden schon in den 30er Jahren auf sehr „professionelle“ Weise zu<br />

Propagandazwecken eingesetzt. Mit diesen Grafiken sollte auch dem ungebildetsten Arbeiter<br />

klargemacht werden, in welcher Gefahr das Land sich befindet. Wie wir aus der Vergangenheit<br />

wissen, hat diese Botschaft funktioniert.<br />

2 http://www.its.bldrdoc.gov/projects/t1glossary2000/_glyph.html<br />

3 http://whatis.techtarget.com/definition/0,,sid9_gci212200,00.html<br />

4 Eco 1977, S. 60<br />

5 siehe 2.1 Definition<br />

4


Abbildung 1 – Antisemitistische Propaganda<br />

Ebenfalls aus den 30er Jahren stammt die Abbildung 2, welche ebenfalls dazu diente, weniger<br />

gebildeten wissenschaftliche Sachverhalte zu übermitteln. Diese Grafik ist schon mehr im Bereich<br />

der Glyphenvisualisierung als der der Infografiken anzusiedeln.<br />

Abbildung 2 – Vererbung der Minderwertigkeit<br />

5


3. Historische Meilensteine<br />

3.1. Hieroglyphen und andere Bildschriften<br />

Das Wort „Hieroglyphen“ stammt aus dem griechischem von hieros:heilig und glyphe:(in<br />

Stein)geritztes. Im Allgemeinen verbindet man mit Hieroglyphen fast ausschließlich die<br />

Schriftzeichen der alten Ägypter, aber auch die Schriften der Hethiter, Kreter und Maya werden<br />

heute Hieroglyphen genannt. Der einzige Zusammenhang zwischen diesen Sprachen besteht aber<br />

darin, dass sie Bildschriften hatten.<br />

Die Hieroglyphenschrift ist eine Bilderzeichenschrift und die älteste geschriebene Form von<br />

antiker Sprache. Trotz ihrer Bilderzeichenschrift sind die Hieroglyphen nicht primitiv. Sie<br />

formten ein völlig entwickeltes Schriftsystem, mit dem komplizierte semantische Informationen<br />

dargestellt werden konnten. 6<br />

Die Ägyptische Sprache setzte sich aus Ideogrammen (Begriffszeichen) und Phonogrammen<br />

zusammen. Phonogramme haben keinen Bezug zu den Begriffen, den sie darstellen, sondern nur<br />

zu ihrem Lautwert. Ein Zeichen kann in einem Satz ein Ideogramm sein, während es im nächsten<br />

ein Phonogramm ist. Meistens wurde in einer Mischung aus Phono- und Ideogrammen<br />

geschrieben. Durch Anfügen einiger Phonogrammen an ein Ideogramm kann dessen Bedeutung<br />

verändert werden. 7 So gesehen ist diese Schrift nicht weniger entwickelt als unser eigenes<br />

Alphabet.<br />

Die Mayaglyphe bestehen aus einer Mischung aus Symbolen und naturalistischen Bildern. Sie<br />

stellen Wortteile, Begriffe, Zahlen, Tage oder Monate dar. Ihre Glyphen können Logogramme<br />

(eine Glyphe steht für ein ganzes Wort oder einen Begriff) und Silben (für jede Glyphe ein<br />

Sprachlaut) darstellen.<br />

6 http://www.hieroglyphen.de/hiero_allg2.html<br />

7 http://www.kbs-koeln.de/gbg/information/vergangenh/hierogly/bastian.htm<br />

6


Abbildung 3 – Vereinfachtes Hieroglpyhen-Alphabet<br />

7


3.2. Bildstatistik nach “Wiener Methode”<br />

Otto Neurath, Ökonom und Philosoph, entwickelte Mitte der 20er Jahre die “Wiener Methode”<br />

der Bildstatistik für das neu gegründete Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum. Er sah in der<br />

Statistik den entscheidenden Faktor zur Beurteilung ökonomischer Zusammenhänge, gleichzeitig<br />

erkannte er, dass Zahlenkolonnen wenig attraktiv auf das heterogene Museumspublikum wirken<br />

würden. Bildtafeln sollten deshalb die abstrakten Zahlen massenwirksam präsentieren. Heute<br />

wird die “Wiener Methode” auch “Isotype” genannt.<br />

Abbildung 4 – Vergleich Tabelle / Grafik<br />

Diese Abbildung soll zeigen, das Tabellen und Formeln für die breite Masse meist schwer<br />

verständlich sind, da sie eine gewisse Vorbildung voraussetzen. Bildhafte Darstellungen hingegen<br />

können leichter verstanden werden.<br />

Im Wiener Museum entstanden zwischen 1925 und 1934 nicht nur Hunderte von Bildstatistiken.<br />

Museumsleiter Neurath formulierte auch die didaktischen Prinzipien: Isotype-Grafiken sollen<br />

immer anschaulich und gegenständlich sein sowie die Mengen korrekt visualisieren. Die Wiener<br />

Museumspädagogen sahen ihr wesentliches Anliegen darin, Gesellschaft und Ökonomie<br />

verständlich darzustellen. Die Grafik mußte also einfach sein und jeweils nur ein ausgewähltes<br />

Thema veranschaulichen. Handelte es sich dabei um Zahlen, so bestand der erste didaktische<br />

Kunstgriff – ähnlich wie in der Mengenlehre – darin, sich von den exakten Werten abzuwenden<br />

und sich den dahinter verborgenen Beziehungen und Verhältnissen zuzuwenden. Nicht<br />

lückenloses Wissen, das nur Fachwissenschaftler interessiert, sondern größere Zusammenhänge<br />

in überschaubaren Einheiten sollten präsentiert werden. Ihre Bildstatistiken zeigen deshalb statt<br />

spröder Zahlen anschauliche Mengenverhältnisse.<br />

Zweitens verwendete man gegenständliche Symbole zur Mengendarstellung, um es dem<br />

Betrachter leicht zu machen, sich sowohl an den Gegenstand als auch an die Verhältnisse visuell<br />

zu erinnern.<br />

8


Und drittens wurden in Isotype-Grafiken größere Mengen stets durch eine größere Anzahl von<br />

Symbolen und nicht durch größere Symbole wiedergeben. Diese Darstellung erleichtert zum<br />

einen den korrekten Mengenvergleich, zum anderen liefert sie auch logisch meistens das richtige<br />

Bild, nämlich dann, wenn es sich um eine wachsende Anzahl und nicht um größer werdende<br />

Gegenstände handelt.<br />

Die gegenständliche Mengendarstellung erforderte einen umfangreichen Symbolvorrat. Dem<br />

Grafiker Arntz, der seit 1929 zum Museumsteam gehörte, gelang es, die anspruchsvollen Inhalte<br />

bildlich adäquat umzusetzen. 8<br />

8 Jansen 1999, S. 39<br />

9


4. Anwendungsgebiete von Glyphen<br />

Die Visualisierungstechnik von Glyphen, mittels einer Grafik auf einfache und<br />

allgemeinverständliche Weise komplexe Sachverhalte darzustellen, kann in den verschiedensten<br />

Bereichen angewandt werden.<br />

Beispiele wären:<br />

� Kartographie (z.B. Visualisierungsunterstützung von Geodaten)<br />

� Graph Drawing (statt Diagrammen)<br />

� Interface Design (Icons, Piktogramme)<br />

� Katastrophen- und andere Warnsysteme<br />

� Data Mining Visualisierung<br />

� Statistik<br />

� Marketing und Werbung<br />

� Kognitive Psychologie<br />

5. Ausgewählte Praxisbeispiele<br />

5.1. Chernoff-Faces<br />

Die von Herman Chernoff 1973 entwickelten Chernoff-Glyphen sind eines der bekanntesten<br />

Beispiele von Glyphen. Die oft auch als Chernoff-Faces oder zu deutsch Chernoff-Gesichter<br />

bezeichneten Glyphen sind mit die ersten Glyphen, die zur Visualisierung von Multiparameter-<br />

Daten eingesetzt wurden. Sie nutzen die beim <strong>Mensch</strong>en besonders geschulten Fähigkeiten zum<br />

Erkennen von Nuancen und Veränderungen in Gesichtsmimiken aus und kommen in<br />

verschiedenen Statistik- und Visualisierungstools zum Einsatz. 9<br />

Abbildung 5 – Beispiel einer Darstellung von Chernoff-Faces<br />

Chernoff verwendete diese Technik ursprünglich am Beispiel von Geodaten, welche<br />

charakterisiert nach verschiedenen Attributen (z.B. Salzgehalt, Wassergehalt), dargestellt wurden.<br />

Mit dieser Visualisierungstechnik konnte er bis zu 18 verschiedene Merkmale mittels<br />

Unterscheidung in Form und Größe des Kopfes, der Nase, der Augen und Brauen und des<br />

Mundes darstellen.<br />

9 Schumann 2000, S. 194<br />

10


Eine Variante der klassischen Chernoff-Faces stellt das untenstehende Beispiel dar. Sie besteht<br />

darin, von bekannten Bildern auszugehen, zum Beispiel von Mona Lisa. Diese Bilder werden<br />

parametrisiert und anschließend entsprechend der Merkmalsausprägung einer gegebenen<br />

Datenmenge verzerrt.<br />

Abbildung 6 – Chernoff-Variante „Mona Lisa“<br />

Mittels der unterschiedlichen Gesichtsausdrücke der Mona Lisa sollen Eigenschaften (neutral,<br />

good economics, many recreational facilities, high crime rate, bad healthcare situtation)<br />

ausgewählter amerikanischer Städte dargestellt werden. 10<br />

10 Schumann 2000, S. 198<br />

11


5.2. Shape Coding<br />

Die von J. Beddow 1990 entwickelte Glyphenvisualisierung des Shape Coding wird auch als<br />

Autoglyph bezeichnet und ist ein Spezialfall der Farbikone. 11 Der Glyph besteht aus einem<br />

achsenparallelem Rechteck, das mit einem regelmäßigen Gitter überzogen ist. Jeder Gitterzelle<br />

wird genau ein Merkmal zugeordnet. Die Ausprägung des Merkmals wird in der Farbe der<br />

entsprechenden Gitterzelle verschlüsselt.<br />

Abbildung 7 – Shape Coding Rechteck<br />

Die Shape-Coding-Technik eignet sich besonders für nominale Merkmale mit einem begrenzten<br />

Wertebereich, insbesondere für binäre Merkmale. Ansonsten bieten sich Klasseneinteilungen an<br />

(z.B. in hohe, niedrige und mittlere Werte), damit die Darstellung interpretierbar bleibt.<br />

Abbildung 8 – Shape Coding Matrix eines mikrobiologischen Datensatzes<br />

Ursprünglich wurde die Shape-Coding-Technik entwickelt, um Korrelationen bei einer großen<br />

Anzahl von Variablen zu studieren. Die Muster, die durch die Attributierung des Autoglyphen<br />

entsprechend der gegebenen Datenwerte entstehen, können spontan wahrgenommen und<br />

unterschieden werden. Damit lassen sich Korrelationen intuitiv erkennen. Die Wahrnehmung<br />

von Korrelationen kann zudem verbessert werden, wenn korrelierende Variable in benachbarten<br />

Feldern des Autoglyphen angeordnet sind. 12<br />

11 Levkowitz 1991<br />

12 Schumann 2000, S. 196<br />

12


5.3. Visualisierung von Dokumenten<br />

5.3.1. Envision<br />

Die „Envision Digital Library“ wurde als Prototyp der digitale Bibliothek für Informatik am<br />

Virginia Tech mit Unterstützung des ACM und NSF Grant Iri-9116991 entwickelt. Ungefähr<br />

200.000 Dokumente, meistens von den ACM-Publikationen, wurden in SGML umgewandelt und<br />

in das MARIAN-DL-Suchsystem geladen. Der größte Teil der Dokumente bestand nur aus<br />

Metadaten, häufig mit Auszügen, aber auch aus einigen Volltextdokumenten. Auch einige<br />

Multimedia-Dokumente waren enthalten.<br />

Der innovative Teil des Projektes ist jedoch die Visualisierung von Envision. Die Suchresultate<br />

werden als Glyphenmatrix angezeigt, welche semantisch vom Benutzer veränderbar ist.<br />

In einem Teil des Fensters hat der Benutzer Zugriff auf bibliographischen Informationen.<br />

Während viele Visualisierungssschnittstellen für Information Retrieval Systeme<br />

Dokumentanfragen bildlich ähnlich geordnet darstellen, stellt Envison graphisch eine Vielzahl<br />

von Dokumenteigenschaften dar und unterstützt eine umfangreiche Benutzersteuerung. 13<br />

Abbildung 9 – Envision Übersichtsfenster<br />

In einem Teil des Fensters hat der Benutzer Zugriff auf bibliographischen Informationen.<br />

Während viele Visualisierungssschnittstellen für Information Retrieval Systeme<br />

Dokumentanfragen bildlich ähnlich geordnet darstellen, stellt Envison graphisch eine Vielzahl<br />

von Dokumenteigenschaften dar und unterstützt eine umfangreiche Benutzersteuerung. 14<br />

13 http://www.dlib.vt.edu/projects/Envision/<br />

14 http://www.dlib.vt.edu/projects/Envision/<br />

13


Das in Abbildung 9 gezeigte Envision Result Window besteht aus drei interaktiven Fenstern:<br />

� ein kleines Abfragefenster, indem der Benutzer Zugriff auf ein editierbares<br />

Formular für die Anzeige der Abfrage auf dem Bildschirm hat<br />

� ein scrollbares graphisches Ansichtsfenster, welches mit Glyphen die Resultate<br />

der Anfrage darstellt<br />

� ein Fenster, in dem die bibliographischen Information über die ausgewählten<br />

Dokumente graphisch dargestellt werden<br />

Abbildung 10 – Envision Result Fenster<br />

Das Layout des graphischen Ansichtfenster, ist an einem Scatterplot orientiert. Jedes gefundene<br />

Dokument wird als Glyph dargestellt. Eine Legende erläutert dem Benutzer die aktuell<br />

angewandte Semantik und bietet ihm gleichzeitig auch die Möglichkeit, diese abzuändern.<br />

Der Benutzer hat verschiedene Symbole, Attribute oder graphische Einstellmöglichkeiten zur<br />

Verfügung:<br />

� Glyphenpositionierung entlang der X- und Y-Achse<br />

� Glyphengröße<br />

� Glyphenfarbe (oder den Sättigungsgrad bei schwarz-weiß Monitoren)<br />

� die Form des Glyphen<br />

� der alphanummerische Zeichensatz jedes Symbols 15<br />

Durch Farb- und Formgebung erkennt der Benutzer des Systems auf einen Blick, ob das<br />

Dokument für ihn relevant ist oder nicht.<br />

15 http://www.dlib.vt.edu/projects/Envision/CS5604Proj99/Adv-Envision.html<br />

14


5.3.2. Visualisierung in digitalen Bibliotheken<br />

Ein weiteres Beispiel, wie Dokumente in Retrieval Systemen visuell dargestellt werden können,<br />

haben Kate Beard und Vyjayanti Sharma ausgearbeitet.<br />

Ihr Ziel war es auch, den Anfragenden eine möglichst einfach verständliche Darstellung der<br />

Relevanz der gefundenen Dokumente zu ermöglichen. Das Ranking wurde in einem 3-teiligen<br />

Glyphen umgesetzt. Die Marke an der Unterseite des Glyphen kennzeichnet die Datei. 16<br />

Diese graphische Lösung hat einige Vorteile. Zuerst vermeidet sie eine bedeutungslose<br />

mathematische Kombination der unterschiedlichen Attribute. Zweitens kann der menschliche<br />

Sinnenapparat den Glyphen als eine graphische Maßeinheit leicht verarbeiten und doch die<br />

einzelnen Ränge noch sichtlich trennen.<br />

Jedes der drei Teile des Glyphen kann durch eine andere Farbe dargestellt werden. Weiß bedeutet<br />

in allen Fällen, das kein Wert vorhanden ist. Die einzelnen Ränge können mit Sättigung angezeigt<br />

werden. 17<br />

Abbildung 11 – 3-teiliger Glyph mit Ranking Schema<br />

Wie in Abbildung 12 dargestellt, können auch mehrere Glyphen simultan angeordnet auf dem<br />

Bildschirm angezeigt werden. In Verbindung mit einer Karte erhält der Benutzer schnell einen<br />

Gesamteindruck des Ergebnisses seiner Anfrage.<br />

16 Beard 1995, S. 158<br />

17 Beard 1995, S. 158<br />

15


Abbildung 12 - Glyphenkombination<br />

16


5.4. GeoVis<br />

Zum besseren Verständnis der Entstehung von nächtlichen Hang- und Talwinden hat das<br />

Institut für GeoInformatik in Münster das Simulationsmodell S_KIMO 3 entwickelt. Dabei<br />

werden 12 verschiedene Datentypen zu verschiedenen Zeitpunkten simuliert. Diese<br />

Informationen sind als Rasterdaten verhanden und präsentieren 17 Schichten über dem Gelände.<br />

Diese Daten werden in einem dreidimensionalen Raum visualisiert, durch den eine frei zu<br />

definierende Flugbahn gewählt werden kann.<br />

Die Verwendung von dreidimensionalen Glyphen ist ein Ansatz, einige Datentypen auf einmal<br />

darzustellen. Die hier verwendeten Glyphen kann man als dreidimensionale Pfeilspitzen ansehen,<br />

die Daten des Raumquaders präsentieren, in dem sie erscheinen. Die Richtung, in die sie zeigen,<br />

ist die resultierende Windrichtung. Nun kann man wählen, welchen Datensatz die Ausdehnung<br />

dieses Glyphen in der jeweiligen Raumdimension hat. Für die Farbe und Transparenz kann man<br />

in beiden Darstellungsarten einen Datentyp frei wählen, somit kann ein Glyph insgesamt 5 (+<br />

resultierende Windrichtung) Datentypen und eine Oberfläche 3 Datentypen anzeigen. Die<br />

Zeitdynamik wird dadurch erreicht, daß sich die Daten dem jeweiligen Zeitraum anpassen, also<br />

durch eine Animation über die Zeit.<br />

Abbildung 13 – GeoVis Bildschirmansicht 1<br />

17


Abbildung 14 – GeoVis Bildschirmansicht 2<br />

In Abbildung 13 und 14 werden zusätzlich zu den Landnutzungs-, Gebäude und Höhendaten die<br />

absolute Temperatur (die Farbe der Glyphen bzw. Oberflächen), die gesamte resultierende<br />

Windstärke (jede der Glyphdimensionen bzw. die Höhe der Oberfläche) und die relative Feuchte<br />

(Transparenz) dargestellt.<br />

Mit Hilfe dieser Visualisierung erkennt man schnell Zusammenhänge zwischen den einzelnen<br />

Datentypen, auch fallen extreme Datenwerte auf. Bei der Zeitanimation versteht man schnell die<br />

Dynamik der Daten, der Flug durch die Landschaft hilft beim Betrachten von Details. Das<br />

Programm muß noch in der Anwendung evaluiert werden. Mögliche Weiterentwicklungen sind<br />

ein anderer Glyph, verstärkter Einsatz von Detail und Kontext sowie eine echte<br />

Datenminimierung, um die Performance der Darstellung zu verbessern. 18<br />

18 http://www.uni-paderborn.de/fachbereich/AG/agdomik/diplomarbeiten/mking/da3.html<br />

18


6. Aufbau und Entwicklung eines Glyphen<br />

6.1. Die Visualisierungspipeline<br />

Der Visualisierungsprozess der Daten auf ein Glyphenmodell ist wie auch bei anderen<br />

Visualisierungsmethoden mit bestimmten Einzelschritten verknüpft. Anhand einer<br />

Visualisierungspipeline sollen diese verdeutlicht werden. 19<br />

Filtering Datenauswahl Mapping Rendering<br />

Evaluierung Auswahl von Abbildung der Erzeugung<br />

der Daten - Datensätzen Datenwerte auf der Bilder<br />

Bearbeitung - Beobachtungsfällen abstrakte<br />

der Daten - Variablen geometrische<br />

- Selektion von Primitive und<br />

Wertebereichs- ihre Attribute<br />

eigenschaften<br />

Daten Bild<br />

Die Abbildung zeigt die vier wesentlichen Schritte der Visualisierungspipeline: Die<br />

Datenaufbereitung (Filtering), die Datenauswahl, die Erzeugung eines Geometriemodells<br />

(Mapping) und die Bildgenerierung (Rendering).<br />

Die Datenaufbereitung realisiert eine Daten-zu-Daten-Abbildung. Ausgangspunkt sind die in<br />

einer Anwendung erhobenen Daten, auch als Rohdaten bezeichnet. Diese werden für die<br />

nachfolgenden Visualisierungsschritte aufbereitet. Dazu gehören z.B. Operationen zur<br />

Vervollständigung oder Reduzierung einer Datenmenge. 20<br />

Eine weitere wichtige Aufgabe der Datenaufbereitung ist das Filtern der Daten. Hierauf ist auch<br />

die englische Bezeichnung „Filtering“ zur Benennung des Schrittes der Datenaufbereitung<br />

zurückzuführen. Durch das Filtern lassen sich Datenwerte glätten, eventuelle Fehler korrigieren<br />

oder Werte nach bestimmten Kriterien extrahieren, z.B. durch Anwendung von<br />

Schwellwertoperationen. Im Ergebnis der Datenaufbereitung liegen die so bezeichneten<br />

aufbereiteten Daten vor.<br />

Bei multivarianten Daten ist eine anschließende Auswahl der Daten nach bestimmten Kriterien<br />

nötig, z.B. welche Wertebereiche dargestellt werden sollen oder ob nur bestimmte<br />

Beobachtungsfälle visualisiert werden sollen.<br />

Der anschließende Mapping-Schritt ist das Kernstück des Visualisierungsprozesses.<br />

Ausgangspunkt sind die aufbereiteten Daten. Diese können geometrischer und nichtgeometrischer<br />

Natur sein. Die nicht-geometrischen Daten werden vom Mapping-Schritt in<br />

Geometriedaten überführt, d.h. es wird eine Daten-zu-Geometrie-Abbildung realisiert.<br />

Beim Mapping wird in entscheidendem Maße Einfluss auf die spätere visuelle Repräsentation der<br />

Daten genommen. Hier wird entschieden, welche geometrischen Primitive erzeugt und mit<br />

welchen Attributen (z.B. Farbe, Größe) sie belegt werden sollen.<br />

19 nach Haber 1990<br />

20 Schumann 2000, S. 15 ff<br />

19


Der letzte Schritt der Visualisierungspipeline ist die Bildgenerierung (Rendering). Hier erfolgt die<br />

Abbildung der Geometriedaten in Bilddaten.<br />

Aus der Sicht des Datenflusses stellt die Visualisierungspipeline wie folgt dar:<br />

Rohdaten aufbereitete Geometrie- Bilddaten<br />

Daten daten<br />

In folgender Abbildung soll der Visualisierungsprozeß an einem Beispiel gezeigt werden:<br />

Abbildung 15 – Visualisierungsprozeß<br />

Die Rohdaten werden an den rot gezeichneten Punkten erfasst.<br />

Die Daten werden aufbereitet und vorverarbeitet, damit ihre Struktur der gewählten Form des<br />

Glyphen angepasst werden kann.<br />

Die Datenwerte werden gemappt und auf das Gitter projiziert. Der Datenwert „Druck“ wird auf<br />

die Höhe, der Datenwert „Temperatur“ wird auf die Farbe des Glyphen abgebildet.<br />

20


6.2. Kriterien zur Glyphenerstellung<br />

Üblicherweise werden die Werte eines Datensatzes in einer Glyphe zusammengefasst. Ein nicht<br />

triviales Problem ist das Entwickeln eines effektiven geometrischer Kodes zur Konstruktion der<br />

Glyphen. Hierfür lassen sich einige Regeln angeben: 21<br />

die einzelnen Merkmale sollten in einer Glyphe gut kombinierbar und unterscheidbar sein<br />

Glyphen sollten separat erkennbar sein<br />

Glyphen sollten sich erkennbar unterscheiden, wenn die zugehörigen Merkmalsausprägungen<br />

differieren<br />

Glyphen sollten vom Betrachter interpretierbar sein<br />

6.3. Glyphenerzeugung mit PS-Explore<br />

Das Statistiktool PS-Explore bietet neben anderen Funktionalitäten auch die Visualisierung<br />

mittels Glyphen an.<br />

Die Glyph-Prozedur in PS-Explore ist mit einer Ähnlichkeitssortierung gekoppelt, wie sie etwa<br />

auch in der Matrixanalyse benutzt wird. Somit ist es möglich, den in die Analyse einbezogenen<br />

Einzelfällen Gruppen von Fällen zuzuordnen, die hinsichtlich der Analysemerkmale<br />

Gemeinsamkeiten aufweisen.<br />

Es ist auch möglich, von vorneherein eine Gruppenvariable festzulegen. Die einzelnen Glyphen<br />

werden dann entsprechend ihrer Gruppenzugehörigkeit farblich differenziert.<br />

Abbildung 16 – Glyphenerstellung mit PS-Explore<br />

21 Schumann 2000, S. 192<br />

21


Üblich sind zwei Variationen der Glyphendarstellung. Im ersten Fall sind die Strecken<br />

proportional zu den jeweiligen Merkmalswerten (wobei diese natürlich positiv sein müssen). Im<br />

zweiten Fall werden alle Werte einer Datenmatrix (alle Werte aller Merkmale und aller Objekte)<br />

in drei Teile aufgespalten. Die Werte des unteren (kleinsten) Drittels werden durch Punkte auf<br />

der Kreislinie, die Werte des mittleren Drittels als Strecken fester Länge c und die Werte im<br />

oberen Drittel durch Strecken der Länge 2c kodiert. 22<br />

Letztere Darstellungsart ist speziell dann sinnvoll, wenn die verschiedenen Objekte kontrastiert<br />

werden sollen, um spezifische Unterschiede besser hervorzuheben. 23<br />

Abbildung 17 – Glyphendarstellung mit PS-Explore<br />

Die in Abbildung 17 dargestellte Glyphenvisualisierung soll die Zufriedenheit der Patienten eines<br />

Krankenhauses visualisieren. Die einzelnen evaluierten Kriterien 24 werden anhand der „Haare“<br />

des Glyphen dargestellt. Je länger das Haar desto zufriedener waren die Patienten mit der<br />

jeweiligen Leistung. Dem „Kopf“ des Glyphen kommt keine Bedeutung zu, er dient lediglich als<br />

Grundlage und um dem Glyphen ein „Bild“ zu geben.<br />

22 http://www.ps-explore.de/html/glyphen_0.html<br />

23 http://www.ps-exlore.de/html/glyphen_0.html<br />

24 wie in der Legende rechts in Abbildung 17 dargestellt<br />

22


7. Andere Visualisierungsmöglichkeiten multidimensionaler Daten<br />

7.1. Scatterplot-Matrizen<br />

Beim Scatterplot wird jeder Datenwert als Punkt in einem kartesischen Koordinatensystem<br />

eingezeichnet. Bei dreidimensionalen Scatterplots sind die Daten als Punktwolke über einem<br />

Achsenkreuz im Raum verstreut.<br />

Abbildung 18 – Scatterplot-Matrix<br />

Wie in Abbildung 18 dargestellt, können auch mehrere Scatterplots zusammen in einer<br />

sogenannten Scatterplotmatrix dargestellt werden. Diese Technik ist sehr nützlich wenn mit Hilfe<br />

von mehreren Datenproben gewisse Tendenzen nachgewiesen werden sollen. Die Brauchbarkeit<br />

dieser Technik verringert sich mit 8 oder mehr Dimensionen. 25<br />

25 http://mvc.man.ac.uk/students/summer95/ieuan/MultidimVis/Ohp_6.html<br />

23


7.2. Parallel Coordinates<br />

Diese Technik projiziert eine n-dimensionale Darstellung auf eine 2D-Fläche, indem sie jede<br />

Dimension an der Y-Achse ausrichtet, gleichzeitig die Intervalle auf der X-Achse abbildet.<br />

Abbildung 19 – Parallel Coordinates<br />

Auch in der Abbildung 19 werden die Merkmale Zylinderanzahl, PS, Gewicht und<br />

Beschleunigung eines Fahrzeugs abgebildet.<br />

Diese Technik kann verwendet werden, um Wechselbeziehungen der Datensätze hervorzuheben.<br />

Mit Erhöhung der darzustellenden Daten verschlechtert sich allerdings die Qualität der Grafik.<br />

24


8. Entwicklung eigener Glyphen<br />

Viele glyphbasierte Visualisierungen basieren auf dem stick figure icon.<br />

Das stick figure icon besteht aus fünf verbundenen Segmenten, den Gliedern. Ein weiteres<br />

Segment, der Körper, dient als Basis für die verschiedenen geometrischen Transformationen.<br />

Jedes Glied hat drei Parameter, in denen die Daten abgebildet werden können: der Winkel, die<br />

Intensität und die Länge. 26<br />

Abbildung 20 – Grundgerüst Stick figure icon<br />

Angelehnt an die stick figure icon wurde ein Modell entwickelt, bei dem fünf Personenmerkmale auf<br />

eine Glyphe abgebildet werden sollen.<br />

Merkmal Ausprägung<br />

Geschlecht �<br />

Weiblich<br />

Bildungsstand<br />

Einkommen<br />

Familienstand<br />

Besitzstand<br />

Hoch<br />

Hoch<br />

single<br />

Immobilieneigentümer<br />

Mittel<br />

Mittel<br />

26 http://www.cs.uml.edu/~fjara/thesis/active/proposal/node6.html<br />

25<br />

�<br />

Männlich<br />

liiert<br />

Mieter<br />

Niedrig<br />

Niedrig


Beispiele:<br />

Weiblich, mit hohem Bildungsstand, hohem<br />

Einkommen, Single und zur Miete wohnend.<br />

Männlich, mittlerer Bildungsstand, mittleres<br />

Einkommen, nicht Single, in eigenem Haus /<br />

Wohnung wohnend.<br />

Durch die Anordnung der fertigen Glyphen auf einer Karte oder einen könnte noch das Merkmal<br />

„geographische Lage“ dazukommen. Bei einer chronologischen Entwicklung könnten die<br />

Glyphen auch auf einem Zeitstrahl angeordnet sein.<br />

26


9. Fazit<br />

Glyphen werden in den unterschiedlichsten Bereichen der Datenvisualisierung eingesetzt.<br />

Gemeinsam haben all die vorgestellten Beispiele, dass durch den Einsatz von Glyphen die<br />

Sachverhalte allgemeinverständlich dargestellt werden sollen, sozusagen „auf einen Blick“<br />

erkennbar.<br />

Durch eine geeignete Wahl in der Form und Art des Glyphen kann dies z.B. mittels<br />

Musterbildung auch erreicht werden. Wichtig ist es, die Zielgruppe der Benutzer dabei zu<br />

beachten, damit der erzeugte Glyph auch im richtigen Kontext dargestellt wird.<br />

Im Vergleich zu den anderen erwähnten Visualisierungsmethoden – dem Scatterplot und den<br />

Parallel Coordinates – sind Glyphen auch ohne Vorbildung verständlich, allerdings kommen die<br />

wenigsten Glyphen ohne eine Legende aus. Dies wird vor allem bei den Chernoff-Faces deutlich.<br />

Klar muss auch abgrenzt werden, wann der Einsatz einer Glyphenvisualisierung der<br />

Tabellendarstellung vorzuziehen ist. Der Nutzen und die Sinnhaftigkeit sollte gut abgewägt<br />

werden, denn einige Glyphenvisualisierung bringen keinen Mehrwert, sondern sind nur für die<br />

„schöne Optik“ erstellt worden – eher eine Spielerei. Im gezeigten Beispiel von PS-Explore wäre<br />

eine Tabellenauflistung wohl besser geeignet.<br />

Auch sind nicht alle Glyphen für die Visualisierung von multivarianten Daten geeignet, wie man<br />

an dem Beispiel des Autoglyphen nach Beddow sieht.<br />

Aber gerade neuere Entwicklungen auf dem Bereich der Glyphenvisualisierung machen sich die<br />

menschliche Eigenschaft des Bilderkennens zu Nutze, um multivariante Daten mittels Glyphen<br />

zu präsentieren. Und dies ist auch vonnöten.<br />

Gerade durch den Boom in den neuen Medien (wie z.B. dem Internet oder CD-ROMs) haben<br />

mittlerweile nicht nur höher- oder fachgebildete <strong>Mensch</strong>en leichten Zugang zu Informationen.<br />

Durch den Einsatz von Glyphenvisualisierung kann das Informationsverständnis erheblich<br />

gefördert und verbessert werden.<br />

27


10. Quellennachweis<br />

10.1. Printmedien<br />

Beard, Kate / Sharma, Vyjayanti:<br />

Multidimensional ranking for data in digital spatial libraries. Special issue of Metadata.<br />

Journal of Digital Libraries Vol.1 No.1 pp 153 –160, 1995<br />

Beddow, Jeff:<br />

Shape coding of multidimensional data on a microcomputer display.<br />

Proceedings of IEEE Visualization '90, pages 238--246, Los Alamitos, CA., 1990. IEEE<br />

Computer Society Press.<br />

Eco, Umberto:<br />

Zeichen: Einführung in einen Begriff und seine Geschichte<br />

Frankfurt : Suhrkamp, 1977<br />

Haber, Robert B. / McNabb, D.A.:<br />

Visualization Idioms: A Conceptual Model for Scientific Visualization Systems<br />

In Visualization in Scientific Computing, G. M. Nielson, B. Shriver and L.J. Rosenblum (eds),<br />

IEEE Computer Society Press, 1990<br />

Hauptsache gesund! : Gesundheitsaufklärung zwischen Disziplinierung und Emanzipation [eine<br />

Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden und der Bundeszentrale für<br />

gesundheitliche Aufklärung Köln]<br />

Marburg : Jonas Verl., 1998<br />

Jansen, Angela / Scharfe, Wolfgang:<br />

Handbuch der Infografik: Visuelle Information in Publizistik, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Berlin [u.a.] : Springer, 1999<br />

Levkowitz, Haim:<br />

Color Icons: Merging Color and Texture Perception for Integrated Visualization of Multiple<br />

Parameters.<br />

Proceedings Visualization `91, IEEE Computer Society Press, Los Alamitos, 1991, S. 164 - 170<br />

Meyer, Jörn-Axel:<br />

Visualisierung im Management<br />

Wiesbaden : Dt. Univ.-Verl., 1996<br />

Schumann, Heidrun:<br />

Visualisierung: Grundlagen und allgemeine Methoden<br />

Berlin [u.a.] : Springer, 2000<br />

28


10.2. Online-Quellen<br />

Glyphenvisualisierung mit PS-Explore<br />

http://www.ps-explore.de/html/glyphen_0.html<br />

Matthias König:<br />

Landschaftsflug als dynamische Präsentation mehrdimensionaler Geodaten, Diplomarbeit im<br />

Fach Informatik - Computergraphik/Visualisierung<br />

http://www.uni-paderborn.de/fachbereich/AG/agdomik/diplomarbeiten/mking/da3.html<br />

Hierogyphen<br />

http://www.hieroglyphen.de/hiero_allg2.html<br />

http://www.kbs-koeln.de/gbg/information/vergangenh/hierogly/bastian.htm<br />

Scatterplot<br />

http://mvc.man.ac.uk/students/summer95/ieuan/MultidimVis/Ohp_6.html<br />

Parallel Coordinates<br />

http://mvc.man.ac.uk/students/summer95/ieuan/MultidimVis/Ohp_5.html<br />

Definition Glyph<br />

http://www.its.bldrdoc.gov/projects/t1glossary2000/_glyph.html<br />

Definition Glyph<br />

http://whatis.techtarget.com/definition/0,,sid9_gci212200,00.html<br />

Envision Digital Library Project<br />

http://www.dlib.vt.edu/projects/Envision/<br />

http://www.dlib.vt.edu/projects/Envision/CS5604Proj99/Adv-Envision.html<br />

Stick figure icon<br />

http://www.cs.uml.edu/~fjara/thesis/active/proposal/node6.html<br />

29


10.3. Abbildungen<br />

Abbildung 1 – Antisemitistische Propaganda<br />

Handbuch der Infografik - CD-Beilage<br />

Abbildung 2 - Vererbung der Minderwertigkeit<br />

Hauptsache gesund!, S. 44<br />

Abbildung 3 - Vereinfachtes Hieroglyphen-Alphabet<br />

http://wvw.kbs-koeln.de/gbg/information/vergangenh/hierogly/h2.htm<br />

Abbildung 4 - Vergleich Tabelle / Statistik<br />

Abbildung 5 – Beispiel einer Darstellung von Chernoff-Faces<br />

Abbildung 6 – Chernoff-Variante „Mona Lisa“<br />

Schumann 2000, S. 198<br />

Abbildung 7 – Shape Coding Rechteck<br />

Schumann 2000, S. 196<br />

Abbildung 8 – Shape Coding Matrix<br />

Schumann 2000, S. 196<br />

Abbildung 9 – Envision Übersichtsfenster<br />

http://www.dlib.vt.edu/projects/Envision/<br />

Abbildung 10 – Envision Result Fenster<br />

http://www.dlib.vt.edu/projects/Envision/GV2.pdf<br />

Abbildung 11 – 3-teiliger Glyph mit Ranking Schema<br />

Beard 1995, S. 158<br />

Abbildung 12 - Glyphenkombination<br />

Beard 1995, S. 159<br />

Abbildung 13 – GeoVis Bildschirmansicht 1<br />

http://www.uni-paderborn.de/fachbereich/AG/agdomik/diplomarbeiten/mking/da3.html<br />

Abbildung 14 – GeoVis Bildschirmansicht 2<br />

http://www.uni-paderborn.de/fachbereich/AG/agdomik/diplomarbeiten/mking/da3.html<br />

Abbildung 15 – Visualisierungsprozeß<br />

Schumann 2000, S. 16<br />

Abbildung 16 – Glyphenerstellung mit PS-Explore<br />

http://www.ps-explore.de/html/glyphen_0.html<br />

Abbildung 17 – Glyphendarstellung mit PS-Explore<br />

http://www.ps-explore.de/html/glyphen_0.html<br />

30


Abbildung 18 – Scatterplot-Matrix<br />

http://mvc.man.ac.uk/students/summer95/ieuan/MultidimVis/Ohp_6.html<br />

Abbildung 19 – Parallel Coordinates<br />

http://mvc.man.ac.uk/students/summer95/ieuan/MultidimVis/Ohp_5.html<br />

Abbildung 20 – Grundgerüst Stick figure icon<br />

http://www.cs.uml.edu/~fjara/thesis/active/proposal/node6.html<br />

31

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