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Zahnstatus und zahnmedizinische Probleme von Trekkingreisenden

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Zahnmedizinische <strong>Probleme</strong> beim Trekking<br />

Epidemiologische Untersuchung <strong>von</strong> <strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

Notfällen, Erkrankungen <strong>und</strong> Dentalhygiene an Trekkern in<br />

der Annapurna-Region, Nepal<br />

<strong>von</strong><br />

Malaika Michaela Hettlich<br />

2011


Zahnmedizinische <strong>Probleme</strong> beim Trekking<br />

Epidemiologische Untersuchung <strong>von</strong> <strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

Notfällen, Erkrankungen <strong>und</strong> Dentalhygiene an Trekkern in<br />

der Annapurna-Region, Nepal<br />

Von der Medizinischen Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule<br />

Aachen zur Erlangung des akademischen Grades einer<br />

Doktorin der Zahnmedizin genehmigte Dissertation<br />

vorgelegt <strong>von</strong><br />

Malaika Michaela Hettlich<br />

aus<br />

Münster<br />

Berichter:<br />

Univ.-Prof. Dr. med. dent. F. Lampert<br />

Priv. Doz. Dr. med. Thomas Küpper<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 20.7.2011<br />

2011


Mein Vater sagte einmal:<br />

„Man soll das Leben nicht an der Anzahl der Atemzüge messen, sondern an der Zahl<br />

atemberaubender Momente die man erlebt hat.“<br />

(Anonym)<br />

Dank meiner Familie habe ich schon viele atemberaubende Momente erlebt.<br />

Daher widme ich diese Arbeit meinen Eltern, Dorise <strong>und</strong> Frank,<br />

<strong>und</strong> meinen Geschwistern <strong>und</strong> meinem Schwager<br />

Claudia, Bianca <strong>und</strong> Robin


Abkürzungsverzeichnis:<br />

A<br />

AB<br />

ADEMED<br />

AI<br />

AMS<br />

Beh.<br />

Bltg<br />

bzw.<br />

CHX<br />

Dez.<br />

DMFT<br />

DP<br />

DV<br />

e.g.<br />

F<br />

HACE<br />

HAPE<br />

Höhenmed.<br />

HRA<br />

Int.<br />

IQR<br />

KETE<br />

LG<br />

M<br />

med<br />

Med Beruf<br />

Med Stud<br />

Min<br />

mod<br />

MP<br />

MV<br />

MWU<br />

NS<br />

N<br />

O<br />

P<br />

PA-Sonde<br />

PB<br />

PBI<br />

PCR<br />

Analgetika<br />

Antibiotika<br />

Aachen Dental and Medical Expedition<br />

Antiinflammatorische Medikamente<br />

Acute Mountain Sickness<br />

Behandlung<br />

Blutung<br />

Beziehungsweise<br />

Chlorhexidin<br />

Dezember<br />

decayed (zerstört/kariös), missing (fehlend), filled (gefüllt) teeth (Zähne)<br />

Distalpalatinal<br />

Distalvestibulär<br />

exempli gratia (for example/zum Beispiel)<br />

Female/ Frau<br />

High Altitude Cerebral Edema<br />

High Altitude Pulmonary Edema<br />

Höhenmedizin<br />

Himalaya Rescue Association<br />

International<br />

Interquartile range<br />

Knowledge and Education in Trekking Emergencies<br />

(epidemiologische Studie)<br />

Lockerungsgrad<br />

Male/ Mann<br />

Medizinisch<br />

medizinischer Beruf<br />

Medizinstudent<br />

Minute<br />

Moderat<br />

Mesialpalatinal<br />

Mesialvestibulär<br />

Mann Whitney U - Test<br />

Nasenspray<br />

No (nein)<br />

Ohrentropfen<br />

Palatinal<br />

Parodontal Sonde<br />

Proband<br />

Papillenblutungsindex<br />

Polymerase Chain Reaktion (Polymerase Kettenreaktion)


QH<br />

reisemed.<br />

RIMAT<br />

s.o.<br />

temp.<br />

TMG<br />

TT<br />

tx<br />

UIAA<br />

USD<br />

V<br />

Vit<br />

VOS<br />

WHO<br />

Y<br />

z.B.<br />

zahnmed.<br />

ZM<br />

Quigley Hein<br />

Reisemedizinisch<br />

Risk Management of Trekking Emergencies (epidemiologische<br />

Studie)<br />

siehe oben<br />

Temporär<br />

Temporomandibulargelenk<br />

Taschentiefe<br />

Treatment<br />

Union Internationale des Associations d`Alpinisme<br />

US Dollar<br />

Vestibulär<br />

Vitalitätsprobe<br />

Voluntary Service Overseas (Freiwillige Helfer in Übersee)<br />

World Health Organisation<br />

Yes (ja)<br />

zum Beispiel<br />

Zahnmedizinisch<br />

Zahnmedizin


Inhalt<br />

1 Einleitung ............................................................................................................................................11<br />

1.1 Hintergr<strong>und</strong> der Untersuchungen...............................................................................................11<br />

2 Geographie <strong>und</strong> Infrastruktur der Untersuchungsregion ....................................................................22<br />

2.1 Geographie Nepals ....................................................................................................................22<br />

2.1.1 Terai-Region (Tiefland) .....................................................................................................22<br />

2.1.2 Berg-Region (Mittelland) ...................................................................................................22<br />

2.1.3 Himalaya-Region (Hochgebirgsregion) .............................................................................23<br />

2.2 Das Klima Nepals.......................................................................................................................23<br />

2.3 Wirtschaftliche Situation der Bevölkerung .................................................................................24<br />

2.4 Ges<strong>und</strong>heitssystem....................................................................................................................24<br />

2.5 Tourismus in der Untersuchungsregion .....................................................................................28<br />

3 Aktuelle Fragestellungen ....................................................................................................................33<br />

3.1 Überblick über die „<strong>zahnmedizinische</strong> Trekkingepidemiologie“.................................................33<br />

3.2 Ziel der vorgelegten Studie ........................................................................................................34<br />

4 Material <strong>und</strong> Methode .........................................................................................................................35<br />

4.1 Studienort...................................................................................................................................35<br />

4.2 Probandenkollektiv <strong>und</strong> Studiendesign......................................................................................35<br />

4.2.1 Einschluss-/Ausschlusskriterien ........................................................................................35<br />

4.2.1.1 Einschlusskriterien für beide Studien.......................................................... 35<br />

4.2.1.2 Ausschlusskriterien für die mikrobiologische Studie....................................... 36<br />

4.2.1.3 Ausschlusskriterien für den Fragebogen ..................................................... 36<br />

4.2.2 Studiendesign....................................................................................................................36<br />

4.3 Zahnmedizinisch-epidemiologische Untersuchungen ...............................................................36<br />

4.4 Untersuchung der Oralflora........................................................................................................42<br />

4.4.1 Probengewinnung..............................................................................................................42<br />

4.5 Datenauswertung <strong>und</strong> Statistik ..................................................................................................43<br />

5 Ergebnisse ..........................................................................................................................................44<br />

5.1 Untersuchungskollektiv ..............................................................................................................44<br />

5.2 Auswertung des <strong>zahnmedizinische</strong>n Fragebogens ...................................................................47<br />

5.2.1 Zahnärztliche Anamnese vor Reiseantritt .........................................................................47<br />

5.2.2 Zahnpflegeverhalten, <strong>Probleme</strong> <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e...................................................................48<br />

5.2.2.1 Zeitpunkt des letzten Zahnarztbesuches <strong>und</strong> <strong>Probleme</strong> während der Reise........ 48<br />

5.2.2.2 M<strong>und</strong>hygiene/Zahnpflegeverhalten vor <strong>und</strong> während der Reise ....................... 50<br />

5.2.2.3 Alter <strong>und</strong> <strong>Probleme</strong> ................................................................................ 51<br />

5.2.2.4 Zahnprobleme während der Reise............................................................. 52<br />

5.2.2.5 Mitgeführte <strong>zahnmedizinische</strong> Notfallkits <strong>und</strong> Medikamente ............................ 53<br />

5.3 Auswertung des Ernährungsfragebogens..................................................................................55<br />

5.4 <strong>Zahnstatus</strong>..................................................................................................................................58<br />

5.4.1 Taschentiefe ......................................................................................................................58<br />

5.4.2 Plaqueindex.......................................................................................................................60


5.4.3 Sensibilität, Lockerung <strong>und</strong> Vitalität ..................................................................................61<br />

5.5 Zusammenfassung der Ergebnisse ...........................................................................................66<br />

6 Diskussion...........................................................................................................................................67<br />

6.1 Probandenkollektiv – Repräsentativität <strong>und</strong> Vergleichbarkeit....................................................67<br />

6.2 <strong>Probleme</strong> während der Trekkingreise <strong>und</strong> Faktoren, die mit <strong>Probleme</strong>n zusammenhängen....69<br />

6.2.1 Prävalenz <strong>und</strong> Art zahnärztlicher <strong>Probleme</strong>......................................................................69<br />

6.2.2 Herkunftsland <strong>und</strong> zahnärztliche <strong>Probleme</strong> ......................................................................69<br />

6.2.3 Zigarettenrauchen <strong>und</strong> zahnärztliche <strong>Probleme</strong> ...............................................................70<br />

6.2.4 Alter <strong>und</strong> Vorerkrankungen & zahnärztliche <strong>Probleme</strong> ...................................................71<br />

6.2.5 Geschlechtsunterschiede bei M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> <strong>zahnmedizinische</strong>n <strong>Probleme</strong>n .......72<br />

6.2.6 Zahnärztliche <strong>Probleme</strong> <strong>und</strong> Putzverhalten bzw. Zahnarztbesuche.................................72<br />

6.2.7 Plaqueindex, Blutungsindex <strong>und</strong> potentieller Einfluss der Ernährung ..............................74<br />

6.2.8 Zahnspezifisches Notfallkit <strong>und</strong> andere Notfallmedikamente............................................75<br />

6.2.9 Übertragung der Studienergebnisse auf das Gesamtkollektiv der Annapurna-Trekker ...76<br />

6.2.10 Zahnmedizinischer Rat für Reisende ................................................................................77<br />

6.3 Konsequenzen <strong>und</strong> Ausblick......................................................................................................78<br />

7 Literatur...............................................................................................................................................83<br />

8 Zusammenfassung .............................................................................................................................86<br />

9 Anhang................................................................................................................................................88<br />

9.1 Ernährungsfragebogen, deutsche Fassung...............................................................................88<br />

9.2 Ernährungsfragebogen in englischer Übersetzung ...................................................................89<br />

9.3 Klassifikation der Schwierigkeiten <strong>von</strong> Fels- <strong>und</strong> Eisgelände....................................................90<br />

9.4 Aufklärungsformular <strong>und</strong> Einverständniserklärung ....................................................................92<br />

9.5 Zahnmedizinischer Fragebogen ................................................................................................95<br />

9.6 Datenbogen für den <strong>Zahnstatus</strong> ..............................................................................................100<br />

10 Danksagung......................................................................................................................................101<br />

11 Erklärung § 5 Abs. 1 zur Datenaufbewahrung..................................................................................102<br />

12 Lebenslauf ........................................................................................................................................103


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Hintergr<strong>und</strong> der Untersuchungen<br />

Trekking ist eine Wanderart, die folgendermaßen definiert werden kann:<br />

„Trekking bezeichnet das Zurücklegen einer längeren Strecke mit Gepäck, über einen<br />

längeren Zeitraum <strong>und</strong> unter weitestgehendem Verzicht auf eventuell vorhandene<br />

Infrastruktur. Trekking kann als Weitwanderung, als Reittour, aber auch mit dem<br />

Fahrrad (siehe Trekkingrad), dem Kanu, mit Langlaufskiern, Schneeschuhen, oder<br />

anderen Outdoor-Fortbewegungsmitteln durchgeführt werden.<br />

Synonyme sind die ebenfalls aus dem englischen stammenden Begriffe hiking, bush<br />

walking, wilderness backpacking; in Afrika auch Safari (Anmerkung der Autorin:<br />

Swahili wörtlich: „auf der Reise sein“).<br />

Meist zeichnen sich Gebiete für Trekking-Touren durch Zivilisationsferne (nicht vorhandene<br />

bis spärliche Besiedlung <strong>und</strong> entsprechend geringe Infrastruktur) aus, prinzipiell<br />

ist Trekking jedoch in jedem Gebiet der Erde möglich. Die äußerste, vorwiegend<br />

professionelle Form des Trekkings sind Expeditionen (Wikipedia).“<br />

In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der gut erschlossenen Trekkinggebiete,<br />

sowie die Zahl der <strong>Trekkingreisenden</strong> stetig erhöht. So war in Nepal in den Jahren<br />

1982-1994 nach Angaben des Nepalesischen Tourismusministeriums ein Anstieg der<br />

Besucherzahlen um 330% zu verzeichnen <strong>und</strong> im Folgezeitraum 1994-2000 um weitere<br />

450% (Details siehe Tab. 1.1.1). Nach einem starken Einbruch im Zeitraum<br />

2007-2008 haben die aktuellen Zahlen die Größenordnungen <strong>von</strong> vor den Maoistenunruhen<br />

wieder erreicht <strong>und</strong> steigen weiterhin. Zeitgleich hat sich das Altersprofil<br />

verbreitert – mit mehr Wanderern im mittleren <strong>und</strong> höheren Alter.<br />

Tabelle 1.1.1: Trekkingreisende in Nepal<br />

1950 1982 1994 2000<br />

Expeditionen 2 108 149 488<br />

Trekker - 23.507 74.865 350.000<br />

(Quelle: http://welcomenepal.com/promotional/statistics.php)<br />

11


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Typische Trekking-Regionen sind weltweit auf allen Kontinenten zu finden: in Asien<br />

z.B. Nepal, in Afrika z.B. Kenia, Tansania, in Süd Amerika z.B. Peru <strong>und</strong> Patagonien,<br />

in Nord Amerika die Rocky Mountains, in Australien <strong>und</strong> Neuseeland, in Europa die<br />

Schweiz.<br />

Mit steigender Anzahl <strong>von</strong> Trekking Begeisterten haben aber auch die Notfälle <strong>und</strong><br />

Zwischenfälle - <strong>und</strong> damit die Arbeit der örtlichen medizinischen Einrichtungen zugenommen.<br />

Eine nepalesische Studie hat gezeigt, dass vom Jahr 1983 bis 1995 die Anzahl der<br />

<strong>Trekkingreisenden</strong> in der Annapurna-Region <strong>und</strong> in der Everest-Region linear angestiegen<br />

ist (Basnyat et al. 1999). Man untersuchte hierbei die Patientenfälle die bei<br />

den Himalaya Rescue Association (HRA) Stationen in Manang (3499m, Annapurna<br />

Region) <strong>und</strong> Pheriche (4243m, Everest Region) vorstellig wurden im Vergleich zu<br />

den Permits, die für die Naturreservate ausgegeben wurden. Hierbei handelte es sich<br />

um 4655 Trekker, die meisten <strong>von</strong> ihnen Kaukasier, <strong>und</strong> 4792 Nepalis, die meisten<br />

Träger oder Einheimische. Man stellte fest, dass circa 20% der Probanden (Nepalis<br />

<strong>und</strong> Trekkingreisende), welche in Pheriche vorstellig wurden, unter AMS (acute<br />

mountain sickness) litten, wohingegen nur 6% der Probanden in Manang unter AMS<br />

litten.<br />

Repräsentative Studien im Bereich der Höhenmedizin <strong>und</strong> speziell zur Epidemiologie<br />

der Notfälle beim Trekking in der Höhe sind in Tabelle 1.1.2 zusammengefasst.<br />

12


Tabelle 1.1.2: Epidemiologie der Trekking Reisenden<br />

Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Quelle N Durchschnittsalter<br />

(Boggild et al. 2007) 07/98-03/05<br />

N=15.462<br />

Reisende:<br />

10.499<br />

Auswanderer:<br />

4.854<br />

(Basnyat et al. 2000)<br />

Nicht angegeben<br />

(Leshem et al. 2008) 1999-2006<br />

N=406<br />

Retrospektiv:<br />

N=327<br />

Prospektiv:<br />

N=79<br />

46,4% Männer<br />

Altersmedian:<br />

31 (0-91) Jahre<br />

Nicht angegeben<br />

Altersverteilung<br />

15-73 Jahre<br />

Mittelwerte:<br />

Trekkingreisende<br />

44 +/- 13 Jahre<br />

Kontrollprobanden<br />

38 +/- 13 Jahre<br />

Nationalität<br />

USA, Kanada,<br />

West Europa,<br />

Japan,<br />

Australien,<br />

Neuseeland<br />

Nicht angegeben<br />

53% Europäer<br />

18% Asiaten<br />

<strong>und</strong> Indischer<br />

Subkontinent<br />

16% Nord<br />

Amerika<br />

11% Ozeanien<br />

Unfall/Notfallarten<br />

Verletzungen: N=788 (6,1%) Reisende, N=328 (4,9%) Auswanderer<br />

Höhenerkrankung: N=611 (4,7%) Reisende, N=8 (0,1%) Auswanderer<br />

Bissw<strong>und</strong>en/Tollwutprophylaxe: N=423 (3,3%) Reisende, N=121 (1,8%)<br />

Auswanderer.<br />

Signifikant höhere Problemrate bei Männern <strong>und</strong> Leuten; die ohne Reiseberatung<br />

unterwegs waren.<br />

Zahnärztliche Notfälle nicht angegeben.<br />

Meist gesehen:<br />

1. Neurologische Notfälle (müssen immer als Differentialdiagnose zum<br />

Höhenhirnödem in Erwägung gezogen werden)<br />

2. Lungenerkrankungen<br />

3. Psychologische <strong>Probleme</strong>, Magen-Darm <strong>und</strong> andere Erkrankungen.<br />

Höhenhirnödem (HACE) N=85 (21%)<br />

Höhenlungenödem (HAPE) N=136 (34%)<br />

HAPE & HACE N=111 (27%)<br />

Akute Höhenkrankheit (AMS) N=74 (18%)<br />

Durchschnittsalter der Trekking Reisenden höher als das des Kontroll-<br />

Kollektivs<br />

13


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Das Gebiet der Reiseberatung hat sich in den letzten Jahren verändert <strong>und</strong> erweitert.<br />

Jeder Trekking-Reisende kann sich heutzutage ausgiebig über Internet, Bücher oder<br />

bei reisemedizinisch ausgebildeten Ärzten gezielt über die Gegend, Präventionsmaßnahmen,<br />

Impfungen etc. in der jeweiligen Zielregion informieren. Reiseapotheken<br />

<strong>und</strong> Reisenotfall-‚Kits’ werden aktiv über das Internet <strong>und</strong> Outdoor-Shops<br />

vermarktet. Es ist allerdings dem Reisenden selbst überlassen sich vorzubereiten<br />

<strong>und</strong> die Qualität der Information <strong>und</strong> der verfügbaren Materialien einzuschätzen –<br />

Eigeninitiative ist nötig.<br />

Reisespezifische <strong>zahnmedizinische</strong> Beratung ist im Gegenteil zur medizinischen Beratung<br />

schwer zu finden. Zahnmedizinische Notfall-Kits sind einfach zu bestellen,<br />

allerdings variiert die Qualität der Kits <strong>und</strong> der Anleitungen stark (siehe Abb. 1.1.1).<br />

14


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

„Dental travel kit“<br />

Bestandteile:<br />

- Spülbecher - Temporärer Zement<br />

- Stopfer - Pinzette<br />

- Sterile Gaze - Watte-Pelletts/-Rollen<br />

- Zahnwachs - Zahnseide<br />

- Ibuprofen - Antibakterielle Tücher<br />

- Nelkenöl - Temp. Füllmaterial<br />

- Anleitung - Preis ~ 30 USD<br />

(Ausmaße: 19 x 7.6 x 3.2cm, Gewicht 85g)<br />

www.worldtravelguide.com/travel-gear<br />

FIL-O-DENT ist ein DO IT YOURSELF Set zur selbständigen Behebung<br />

dentaler Notfälle durch den Endverbraucher.<br />

Bestandteile:<br />

- 40% Zinkoxid<br />

- 30% Calcium Sulfat<br />

- 15% synthetischer Härter<br />

- 10% Kalium Sulfat<br />

- Anteilig Aroma (Minze)<br />

- Aushärtung nach ca.2 Minuten<br />

- Preis: 9,50 EUR<br />

www.sportprofishop.de/Fil_O_Dent_Provisorische_Zahnfüllungen.htm<br />

Erste Hilfe Set "Dental Kit" zur Zahnbehandlung <strong>von</strong> Travel Safe. „Zahnbehandlung<br />

für Unterwegs“<br />

Bestandteile:<br />

- Injektionsspritzen 2ml<br />

- Injektionsnadeln subkutan<br />

- Notfüllungspaste<br />

- M<strong>und</strong>spiegel<br />

- Montageinstrument<br />

- Nelkenöl<br />

- Wattetupfer<br />

- Ärztliche Erklärung<br />

- Anleitung<br />

(Ausmaße: 9x18x25cm, Gewicht: 95g) www.yatego.com/outdoorspezial<br />

Abbildung 1.1.1:<br />

„Mit dem <strong>zahnmedizinische</strong>n Erste-Hilfe-Zahn-Set Dentanurse® kann man<br />

eine provisorische Erstversorgung selbst vornehmen…“<br />

Bestandteile:<br />

- 1 M<strong>und</strong>spiegel<br />

- 1 Mehrzweckinstrument<br />

- 1 Dental- Kanüle<br />

- 1 Anmischspatel<br />

- 1 Anmischfolie<br />

- 1 Tube „Basis-Paste“<br />

- 1 Tube „Aktivator-Paste“<br />

- Reparaturhandbuch<br />

- Preis: 26 Euro<br />

http://www.outdoor-selbstversorgung.de/seo/de /Ausrüstung/Der-<br />

Reisezahnarzt Dentanurse.html<br />

Beispiele für Zahn-Notfall-Kits<br />

Über <strong>zahnmedizinische</strong> Notfälle <strong>und</strong> ‚Zwischenfälle’ beim Reisen – <strong>und</strong> speziell beim<br />

Trekking - gibt es kaum Daten. In der Literatur wird das Phänomen der Barodontalgie<br />

beschrieben, welches bei plötzlichem Aufstieg in große Höhen auftreten kann<br />

15


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

(Robichaud & McNally 2005, Auerbach 2007). Während des Zweiten Weltkrieges gab<br />

man Zahnschmerz, der während des Fluges auftrat, den Namen Aerodontalgie. Da<br />

dieser Schmerz auch bei Tauchern auftritt, benannte man ihn schließlich als Barodontalgie.<br />

Barodontalgie kann bei Tauchern, Piloten sowie Passagieren auftreten, die<br />

einem plötzlichen Druckwechsel ausgesetzt sind. Dieses Phänomen der Barodontalgie<br />

kann durch das Boyle-Mariotte Gesetz erklärt werden, welches besagt, dass „der<br />

Druck idealer Gase bei gleichbleibender Temperatur <strong>und</strong> gleichbleibender Stoffmenge<br />

umgekehrt proportional zum Volumen ist, erhöht man den Druck auf ein Gaspaket,<br />

wird durch den erhöhten Druck das Volumen verkleinert; verringert man den<br />

Druck so dehnt es sich aus“ .<br />

Barodontalgie kann ab Höhen <strong>von</strong> circa 3000m <strong>und</strong> ab Wassertiefen <strong>von</strong> circa 10m<br />

auftreten (Kollmann 1993).<br />

Es sind bislang folgende Ursachen für die Barodontalgie genannt worden:<br />

- Expansion <strong>von</strong> Luftblasen die unter der Wurzelfüllung gefangen sind<br />

- Luftblasen die gegen das Dentin drücken <strong>und</strong> somit Nozizeptoren reizen<br />

- Stimulation <strong>von</strong> Nervenendigungen in einer chronisch entzündeten Pulpa<br />

Es muss allerdings betont werden, dass dieses pathophysiologische Modell nach wie<br />

vor hypothetisch ist.<br />

In den meisten Fällen <strong>von</strong> Barodontalgie waren die betroffenen Zähne nicht ges<strong>und</strong>.<br />

Beschriebene Zahnbef<strong>und</strong>e sind zum Beispiel Sek<strong>und</strong>ärkaries an oder unter der Füllung,<br />

sehr tiefe <strong>und</strong>/oder <strong>und</strong>ichte Füllungen, akute oder chronische periapikale Entzündungen<br />

der Wurzel, Sinusitis, vor kurzem durchgeführte Chirurgie, Residualzysten.<br />

Man muss zudem zwischen Barosinusitis <strong>und</strong> Barodontalgie unterscheiden. Barosinusitis<br />

tritt meistens beim Abstieg aus der Höhe auf, während Barodontalgie beim<br />

Aufstieg Beschwerden hervorruft (Robichaud & McNally 2005).<br />

Obwohl man Barodontalgie wahrscheinlich nicht komplett verhindern kann, ist es zur<br />

Vorbeugung wichtig, dass ein regelmäßiger Zahnarztbesuch stattfindet, der defekte<br />

oder <strong>und</strong>ichte Füllungen oder Kronen aufdeckt. Zum Teil sind die Defekte aber <strong>von</strong><br />

außen nicht ersichtlich <strong>und</strong> selbst im Röntgenbild nicht nachweisbar, daher lässt sich<br />

Barodontalgie sicherlich nicht zu 100% verhindern.<br />

16


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Um das Risiko der Barodontalgie beim Trekking zu minimieren sollten vor der Reise<br />

eventuelle Reparaturen durchgeführt werden.<br />

Zahnärztliche Zwischenfälle werden in reisemedizinischen Studien nur gelegentlich<br />

am Rande erwähnt. Eine Literatursuche zeigte zum Zeitpunkt der Planung der hier<br />

vorgelegten Studie nur wenige Veröffentlichungen über zahnärztliche <strong>Probleme</strong> beim<br />

Trekking <strong>und</strong> Reisen. Paul Auerbach widmet in seinem Buch „Wilderness medicine“<br />

ein Kapitel zu <strong>zahnmedizinische</strong>n <strong>Probleme</strong>n während der Reise (Auerbach 2007).<br />

Er beschreibt verschiedene <strong>Probleme</strong> <strong>von</strong> Pulpitis, Sinusitis, Kiefergelenksbeschwerden<br />

bis zu Zahnfleischentzündungen.<br />

In den letzten zwei Jahren sind einige Studien veröffentlicht worden, in denen <strong>zahnmedizinische</strong><br />

<strong>Probleme</strong> erwähnt werden. Bhatta et al. untersuchten Teilnehmer vom<br />

VSO (Voluntary Service Overseas, Englische Hilfsorganisation) auf <strong>Probleme</strong> am<br />

Einsatzort <strong>und</strong> fanden, dass 22,8% der Probanden während des Auslandsaufenthaltes<br />

an „Zahnproblemen“ gelitten hatten. Diese <strong>Probleme</strong> wurden allerdings nicht<br />

weiter beschrieben (Bhatta et al. 2009).<br />

Eine weitere Studie beschrieb das Erkrankungsspektrum <strong>von</strong> Auslandsreisenden in<br />

beliebte Reiseländer (Rack et al. 2005). Zahnmedizinische <strong>Probleme</strong> wurden allerdings<br />

nicht erwähnt.<br />

Sobotta et al. untersuchten wie häufig <strong>und</strong> warum Kreuzfahrtpassagiere auf Weltumr<strong>und</strong>ung<br />

den Bordzahnarzt aufsuchten <strong>und</strong> fanden eine niedrige Problemrate<br />

(70/1619, 4,3%) (Sobotta et al. 2008).<br />

Shaw et al. begleiteten eine paläontologische Expedition <strong>von</strong> Ärzten <strong>und</strong> Zahnärzten<br />

in die Wüste Gobi <strong>und</strong> beschrieben M<strong>und</strong>hygienezustand <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e. Die Anzahl<br />

der Probanden war mit 53 Problempatienten niedrig (Shaw et al. 2009).<br />

Das Zahnprobleme den Reisenden nicht unbekannt sind, kann man auch daran erkennen,<br />

dass es auf dem freien Markt eine relative Vielfalt an <strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

Notfall-Kits zu kaufen gibt [siehe Abbildung 1.1.1]. Tabelle 1.1.3 zeigt den <strong>von</strong> der<br />

Autorin vorgeschlagenen Inhalt eines Standard- <strong>und</strong> eines erweiterten Zahn-Notfall-<br />

Kits.<br />

Einige Trekking-Reisen <strong>und</strong> viele Expeditionen haben heutzutage einen ‚Expeditionsarzt’<br />

der sich um das Wohlbefinden der Reisenden kümmert. Zudem gibt es in<br />

abgelegenen Gegenden medizinische Notstationen, wie z.B. die Himalaya Rescue<br />

17


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Station, in der die medizinische Notversorgung <strong>von</strong> Freiwilligen (Medizinern) geleistet<br />

wird (Basnyat et al. 1999). Die Ärzte sind Volontäre, die zumeist flüssiges Englisch<br />

sprechen <strong>und</strong> vorab spezielle Kurse zur Höhenmedizin in Kathmandu besuchen. Die<br />

eigentlichen Stationen befinden sich in Manang (Annapurna-Gebiet) sowie in<br />

Pheriche (Everest-Gebiet).<br />

18


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 1.1.3: Ideal-Inhalt für zahnärztliches Notfall-Kit (Vorschlag der Autorin)<br />

Kit Inhalt Anleitung<br />

“Ideal-Kit” Standard<br />

“Ideal-Kit” Erweitert<br />

(Nutzer sollte vorher<br />

eingewiesen<br />

werden, z.B. Mediziner<br />

oder Pflegepersonal)<br />

• 1 M<strong>und</strong>spiegel (Plastik)<br />

• 1 Pinzette (Plastik)<br />

• 1 Kombinationsspatel (Heidemannspatel/Zementstopfer) für Füllungsapplikation<br />

(Plastik)<br />

• Wattepellets<br />

• Cavit (provisorische Verschlussfüllung, enthält Zinkoxid, Zink <strong>und</strong><br />

Calciumsulfat; härtet unter Einfluss <strong>von</strong> Speichel aus)<br />

• Ledermix® (entzündungshemmendes Medikament, unter Füllung)<br />

• Einmalhandschuhe<br />

• Draht für Schienung<br />

• Kleber zur Fixierung des Drahtes<br />

• Einmal-Skalpell zur Abszessinzision<br />

• 10ml Chlorhexidin Spülung vor/nach Behandlung<br />

• Antibiotikum (Amoxicillin <strong>und</strong>/oder Clindamycin)<br />

• Schmerzmittel (Ibuprofen <strong>und</strong>/oder Paracetamol)<br />

• 3cm sterile Iodoformgaze, falls Abszess (Applikation: Heidemannspatel)<br />

• 2ml Injektionsspritzen<br />

• 5 Injektionsnadeln, subkutan<br />

• 2 Ampullen Anästhesiemittel Ultracain 1,7%<br />

(alternativ: Karpule; ermöglicht Aufbewahrung vom Rest für später)<br />

• Dentanursebox (Aufbewahrung ausgeschlagener Zähne)<br />

Inhalt, wie Standard Kit, plus:<br />

• Nahtmaterial<br />

• Nadelhalter<br />

• Schere<br />

• Zange<br />

• Alkohol zum desinfizieren<br />

• Tupfer<br />

• Gaze<br />

• Chlorhexidin Spülung<br />

• Sonde<br />

• Lockere Krone/Inlay: temp. Zement, Zementspatel <strong>und</strong> Watterollen<br />

• Wie wird die Füllung gelegt<br />

• Wie härtet das Material aus<br />

• Wie wird ein Abszess inzidiert, (wann kann man inzidieren; vorab<br />

sollte erst Antibiotikum genommen werden, man kann dann oft Inzision<br />

vermeiden)<br />

• Einlage <strong>von</strong> Drainagestreifen nach Abszessinzidierung, wie lange<br />

drin lassen, wie oft wechseln<br />

• Wie wird anästhesiert <strong>und</strong> wo<br />

• Wie findet man heraus welcher Zahn es ist (Klopftest bzw. schon<br />

sichtbar?)<br />

• Verhalten nach Sturz wenn Zahn luxiert, rausgeschlagen, intrudiert,<br />

extrudiert.<br />

Anleitung, wie Standard Kit, plus:<br />

• Wie legt man eine Naht, wann wird sie entfernt, ggf. resorbierbare<br />

Naht verwenden<br />

• Wie entfernt man Molaren oder Frontzähne<br />

• Wie verhält man sich nach Zahnextraktion<br />

• W<strong>und</strong>kontrolle mehrere Tage nach Behandlung.<br />

• Wie befestigt man eine Krone ein Inlay mit temporärem Zement<br />

(wichtig dass sie gut sitzt <strong>und</strong> man feste zubeißt, dass es nachher<br />

nicht zu hoch ist, etc.)<br />

19


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Die <strong>zahnmedizinische</strong> Ausbildung der Expeditionsärzte <strong>und</strong> Ärzte in abgelegenen<br />

Gegenden ist gering. Eine Suche im Internet zeigte, dass es eher die Ausnahme ist,<br />

wenn <strong>zahnmedizinische</strong> Notfälle im Lehrplan angesprochen werden (Tab.1.1.4).<br />

Tab.1.1.4: Beispiele für anerkannte Alpin-/Höhenmedizinische Kurse <strong>und</strong> <strong>zahnmedizinische</strong><br />

Inhalte nach Lehrplan<br />

Webseite<br />

Zahnmed.<br />

Wenn ja, was wird ver-<br />

Deutscher oder<br />

Ausbildung<br />

mittelt?<br />

englischer Kurs?<br />

ja/nein<br />

www.alpinmedizin.org<br />

Webseite -<br />

Ausbildung analog zu<br />

Österreichische<br />

sekretariat@alpinmedizin.org<br />

nein.<br />

UIAA Curriculum (keine<br />

Gesellschaft für<br />

E-mail Anfrage<br />

<strong>zahnmedizinische</strong>n In-<br />

Alpin- & Höhenmed.<br />

– nein<br />

halte)<br />

www.hoehenmedizin.org<br />

Soweit ersicht-<br />

Ausbildung analog zu<br />

Schweizerische<br />

Kontakt: sekretariat@sggm.ch<br />

lich - nein<br />

UIAA Curriculum (keine<br />

Gesellschaft für<br />

<strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

In-<br />

Gebirgsmedizin<br />

halte)<br />

www.bexmed.de<br />

Die Kurse<br />

Ein Hinweis: Vorberei-<br />

Deutsche Gesell-<br />

info@bexmed.de<br />

werden zu-<br />

tung zu Hause, „vorab<br />

schaft für Berg- &<br />

sammen mit<br />

wäre ein Zahnarztbesuch<br />

Expeditionsmedizin<br />

der ÖGAHM<br />

<strong>und</strong> die Restaurierung<br />

durchgeführt<br />

defekter Zähne/Füllung<br />

(s.o.) <strong>und</strong> be-<br />

sinnvoll“<br />

inhalten daher<br />

keine<br />

(http://www.bexmed.de/info_vor<br />

bereitung.html)<br />

<strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

Themen<br />

www.expeditionmedicine.co.uk<br />

Webseite - Ja<br />

Jeder Diplomkurs enthält<br />

UK<br />

admin@expeditionmedicine.co.uk<br />

2 St<strong>und</strong>en Expeditionszahnheilk<strong>und</strong>e<br />

mit praktischen<br />

Anteilen.<br />

Das allgemeine Wissen zum Thema Höhenzahnmedizin, Beratung vor extremeren<br />

Reisen <strong>und</strong> <strong>zahnmedizinische</strong>r Notfälle ist allerdings beim Allgemeinzahnarzt auch<br />

limitiert. Die <strong>zahnmedizinische</strong> sowie die medizinische Ausbildung in Deutschland<br />

geht auf dieses Thema nicht ein. Erst in den letzten Jahren sind an vereinzelten<br />

20


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Hochschulen Vorlesungen zum Thema Reisemedizin eingeführt worden – wobei das<br />

Thema der <strong>zahnmedizinische</strong>n Notfälle oft nicht angesprochen wird. Die einzige<br />

Hochschule weltweit, die bislang <strong>zahnmedizinische</strong> Notfälle regulär im Rahmen des<br />

Schwerpunktfaches (sog. Qualifikationsprofil) „Sport-, Flug- <strong>und</strong> Reisemedizin“ in die<br />

ärztliche Ausbildung integriert hat, ist die RWTH Aachen. Diese offensichtlichen Limitierungen<br />

im Bereich <strong>zahnmedizinische</strong>r Reiseberatung, Reiseversorgung <strong>und</strong> der<br />

Daten über Verhalten <strong>und</strong> Zahn-Notfälle beim Trekking haben zur vorgelegten Arbeit<br />

geführt.<br />

21


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

2 Geographie <strong>und</strong> Infrastruktur der Untersuchungsregion<br />

2.1 Geographie Nepals<br />

Nepals angrenzende Nachbarn sind zum einen Tibet/China im Norden <strong>und</strong> Indien im<br />

Süden, Osten <strong>und</strong> Westen. Nepal hat eine Fläche <strong>von</strong> 14.181 km², die Länge beträgt<br />

885km <strong>von</strong> Ost nach West. An der weitesten Stelle <strong>von</strong> Nord nach Süd ist Nepal<br />

193km breit. Ein Großteil des Landes liegt ca. 69 Meter über dem Meeresspiegel,<br />

wobei die Himalayaregion bis zu 8850 Metern über dem Meeresspiegel liegt.<br />

Geographisch gesehen ist Nepal eine Übergangszone zwischen dem tibetischen<br />

Hochland im Norden <strong>und</strong> des Ganges-Tieflandes im Süden. Das Land wird je nach<br />

Höhenlage, in drei Regionen eingeteilt (Mountaintiger 2010).<br />

2.1.1 Terai-Region (Tiefland)<br />

Ein schmaler Streifen Tiefland dehnt sich im Süden <strong>von</strong> Osten nach Westen entlang<br />

der Ausläufer der Himalaya Region aus. Er liegt nur 65-750m über dem Meeresspiegel.<br />

Das Klima ist eher tropisch <strong>und</strong> somit ist das Land sehr fruchtbar. Die Terai Region<br />

umfasst 17% der Landesregion <strong>und</strong> ist verantwortlich für 60% des Bruttosozialproduktes<br />

<strong>und</strong> für 75% der Einkünfte. Über 40% der Bevölkerung Nepals lebt in dieser<br />

Region. Im dichten Regenwald leben bedrohte Tierarten wie Panzernashörner,<br />

der Bengalische Königstiger, Nashornvogel etc. Der Royal Chitwan National Park<br />

<strong>und</strong> der Royal Bardia National Park befinden sich ebenfalls in der Terai Region. Abgesehen<br />

vom Nationalpark spielt diese Region touristisch keine wesentliche Rolle.<br />

2.1.2 Berg-Region (Mittelland)<br />

Das Mittelland ist flächenmäßig die größte Region Nepals (68% der Gesamtfläche),<br />

ist aber lediglich für 40% des Bruttosozialproduktes zuständig.<br />

Ein Großteil der nepalesischen Population lebt in dieser Region, mit ihrem gemäßigtem<br />

Klima <strong>und</strong> Höhnunterschieden <strong>von</strong> 750-4500m über Meeresspiegel. Die meisten<br />

berühmten Täler <strong>und</strong> Touristenziele wie Kathmandu, Pokhara, Tansen <strong>und</strong> das<br />

Khaptadand Arun Tal befinden sich im Mittelland.<br />

22


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

2.1.3 Himalaya-Region (Hochgebirgsregion)<br />

Die Himalaya-Region beansprucht 15% des Landes <strong>und</strong> die Höhe variiert <strong>von</strong><br />

4.500m bis 8.850m über Meeresspiegel. Acht der vierzehn höchsten Berge der Welt<br />

(>8.000m) liegen hier zusammen mit 1.310 benannten <strong>und</strong> zahllosen unbenannten<br />

Berggipfeln. Diese sind zum Beispiel der Mount Everest (Chomolungma, Sagarmatha,<br />

8.850m), Kanchan Junga (Kanchenzönga, 8.598m), Lhotse (8.516m), Makalu<br />

(8.481m), Cho-Oyu (8.201m), Dhaulargiri (8.167m), Manaslu (8.163m), Annapurna<br />

(8.091m).<br />

Die meisten dieser Berge sind ganzjährig mit Schnee bedeckt. Bedingt durch die<br />

zahlreichen Pässe <strong>und</strong> tiefen Schluchten ist das Wetter meistens sehr kalt <strong>und</strong> windig.<br />

Das Land ist weniger fruchtbar <strong>und</strong> kaum landwirtschaftlich nutzbar, dagegen ist<br />

es ein sehr beliebtes Touristenreiseziel (Mountaintiger).<br />

2.2 Das Klima Nepals<br />

Das Klima in Nepal wird durch den Monsun in zwei Jahreszeiten geteilt. Von Oktober<br />

bis Mai ist das Wetter trocken (Geo). Hochsaison für den Tourismus sind zum einen<br />

die Monate März bis Mai „Vor-Monsunzeit“ <strong>und</strong> September bis November „Nach-<br />

Monsunzeit“. Eine Übersicht über wesentliche Klimadaten gibt Tabelle 2.2.1.<br />

Tabelle 2.2.1: Klima in Nepal; März-Mai <strong>und</strong> September-November<br />

Kathmandu<br />

Namche Bazaar<br />

Pokhara<br />

Chitwan Nat. Park<br />

1337m NN<br />

3446m NN<br />

890m NN<br />

190m NN<br />

Tageshöchsttemp. 25 - 30 Grad 8 - 15 Grad 23 - 30 Grad 29 - 35 Grad<br />

Tagestiefsttemp. 7 - 19 Grad -3 - 7 Grad 11 –20 Grad 12 –22 Grad<br />

Niederschlag in<br />

mm<br />

6 - 178 mm 9-165 mm 20 - 575 mm 5 – 400 mm<br />

23


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

2.3 Wirtschaftliche Situation der Bevölkerung<br />

Das Auswärtige Amt stuft Nepal mit einem jährlichen Pro-Kopf Einkommen <strong>von</strong><br />

$470/Jahr als eines der ärmsten Länder der Welt ein (Auswärtiges). Im Vergleich<br />

liegt das jährliche Pro-Kopf Einkommen in Deutschland ca. 90x höher<br />

(ca.40.000$/Jahr, 2009 www.wikipedia.org). Haupteinkommensquelle (ca. 38% des<br />

Bruttoinlandsproduktes) ist die Landwirtschaft, in der 70-80% der Nepalesen arbeiten<br />

<strong>und</strong> vor allem Reis, aber auch Kartoffeln, Mais <strong>und</strong> anderes Getreide anbauen. Wasserkraft<br />

<strong>und</strong> Tourismus haben das größte zukünftige Wachstumspotential. Mit 50 Millionen<br />

Euro beträgt der Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt etwa 30% der<br />

Gesamtdevisen (Wikipedia).<br />

2.4 Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

Ein Ges<strong>und</strong>heitssystem, wie wir es in Deutschland kennen, gibt es in Nepal nicht. Es<br />

stehen ca. 14$ pro Einwohner für die medizinische Versorgung zur Verfügung.<br />

29 Millionen Einwohner haben Zugang zu 120 Krankenhäusern <strong>und</strong> ungefähr 1000<br />

Versorgungsposten, sogenannten „health posts“. Auf 5.000 Einwohner kommt ein<br />

Hospitalbett, <strong>und</strong> ein Arzt hat in Nepal 4.800 Patienten zu versorgen. Es wird geschätzt,<br />

dass ungefähr 700.000 Schamanen knapp 90% der Behandlungen übernehmen.<br />

Fast 8% der Säuglinge <strong>und</strong> Kleinkinder unter 5 Jahren sterben in Nepal an<br />

den Folgen <strong>von</strong> Trinkwasserverschmutzung, Mangelernährung oder einfachen Infekten.<br />

Da es kein Kranken- oder Unfallversicherungssystem gibt, müssen anfallende<br />

Kosten <strong>von</strong> den Patienten oder deren Angehörigen selbst bezahlt werden. Nach einem<br />

Ranking der WHO liegt das Ges<strong>und</strong>heitssystem Nepals auf einem der untersten<br />

10 Ränge der Welt (Zahnmedizin).<br />

24


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Abbildung 2.4.1: Apotheke in Kathmandu (Foto: Th. Küpper)<br />

Der aktive Bergtourismus hat 1973 zur Gründung der Himalayan Rescue Organisation<br />

(HRA) geführt (http://www.himalayanrescue.org). Diese Organisation leistet kostenfreie<br />

Volontärarbeit im Hinblick auf die stetig steigende Anzahl Trekkingreisender<br />

die die Bergregionen besuchen, <strong>und</strong> betreut gleichzeitig – soweit möglich – die lokale<br />

Bevölkerung. Dr. John Winter war im Herbst 1974 der erste Arzt, der für die HRA am<br />

Stützpunkt Pheriche gearbeitet hat. Der HRA Stützpunkt in Manang wurde im November<br />

1981 eröffnet.<br />

Eine der Zwei Himalayan Rescue Stationen liegt auf 3.540 Meter Höhe in Manang.<br />

Die Station ist zwei Mal im Jahr, im Frühling <strong>von</strong> März bis Mai <strong>und</strong> im Herbst <strong>von</strong> Oktober<br />

bis Dezember, mit 1-2 Ärzten, einer Schwester, einem Übersetzer <strong>und</strong> einer<br />

Köchin besetzt. Die Ärzte sind meistens Allgemeinmediziner <strong>und</strong> haben unterschiedliche<br />

Vorerfahrung im Bereich der Höhenmedizin, bzw. werden vorab in Kathmandu<br />

speziell über Höhenkrankheiten aufgeklärt <strong>und</strong> geschult. Alle sprechen sehr gut englisch.<br />

Ein weiterer Posten der HRA liegt im Everest Gebiet auf 4.243m in Pheriche<br />

(Basnyat et al. 1999). Beide Stationen sind natürlich nicht nur für die <strong>Trekkingreisenden</strong><br />

sondern auch für die Träger <strong>und</strong> Einheimischen offen.<br />

Die zahnärztliche Versorgung in Nepal ist völlig unzureichend. Auf einen Zahnarzt<br />

kommen schätzungsweise 100.000 Patienten (http://www.zm-online.de/m5a.htm?/<br />

25


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

zm/23_02/pages2/titel1.htm). Zahnärzte findet man fast ausschließlich in Kathmandu<br />

<strong>und</strong> Pokhara, während im Rest des Landes zumeist nur „Dental hygienists“ tätig sind.<br />

Dabei handelt es sich um angelernte Kräfte, deren Tätigkeiten sich im Wesentlichen<br />

darauf beschränkt erkrankte Zähne zu extrahieren. Zudem kann sich der Großteil der<br />

Bevölkerung <strong>zahnmedizinische</strong> Behandlungen nicht leisten, somit versterben die Nepali<br />

teilweise an vereiterten Zähnen (Zahnmedizin).<br />

Abbildung 2.4.2: Zahnarztpraxen in Kathmandu, Zahnschrein (Fotos: M. Hettlich)<br />

26


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Zahnärztliche Versorgung für Touristen wird in verschiedenen Privatkliniken /-praxen<br />

angeboten (z.B.: http://smilenepal.com/The%20Dental%20Clinic.html). Verschiedene<br />

Hilfsorganisationen wie z.B. Zahnärzte ohne Grenzen haben Krankenhäuser <strong>und</strong> Kliniken<br />

aufgebaut in denen freiwillige Zahnärzte arbeiten (http://www.fzmev.de/html/nepal.html).<br />

Abbildung 2.4.3: Himalaya Rescue Association (HRS) – Manang (Fotos M. Hettlich)<br />

In der HRS in Manang wird zahnärztliche Notfallhilfe normalerweise <strong>von</strong> den Ärzten<br />

<strong>und</strong>/oder Schwestern, die dort stationiert sind, angeboten. Deren zahnärztliche Ausbildung<br />

ist gering oder nicht vorhanden. Im Gr<strong>und</strong>studium Medizin wird nicht auf<br />

zahnärztliche Behandlungsmethoden eingegangen <strong>und</strong>, wie oben beschrieben, Kurse<br />

für Reise- oder Alpin- <strong>und</strong> Höhenmedizin gehen nicht auf <strong>zahnmedizinische</strong> Notfälle<br />

ein.<br />

27


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Die <strong>zahnmedizinische</strong> Ausrüstung in Manang beinhaltet:<br />

• Verschiedene Zangen zur Extraktion<br />

• Verschiedene Instrumente um temporäre Füllungen zu legen<br />

• Provisorischer Zement (TempBond®, enthält Zinkoxid-Eugenol)<br />

• Definitiver Zement (Harvard Zement®, enthält Zinkoxidphosphat)<br />

• Kältespray, Chlorhexidin- Spüllösung<br />

• Spritzen <strong>und</strong> Ampullen<br />

• Tupfer, Wattepellets, Watterollen<br />

• Nahtmaterial<br />

• Antibiotika (Amoxicillin)<br />

• Scaler, Kuretten<br />

Die Instrumente werden vor Ort durch Abkochen „sterilisiert“. In Anbetracht der Tatsache,<br />

dass Wasser in 3.500m Höhe bei nur 88°C kocht, kann nicht da<strong>von</strong> ausgegangen<br />

werden, dass eine echte Sterilisation im Sinne der Definition „Abtötung aller<br />

Keime“, ja noch nicht einmal sicher eine Desinfektion im Sinne der Elimination potentiell<br />

pathogener Keime dabei stattfindet (Kupper et al. 2009). Damit muss zumindest<br />

<strong>von</strong> einer potentiellen Infektionsgefahr <strong>von</strong> Hepatitis B <strong>und</strong> einigen anderen Erkrankungen<br />

ausgegangen werden.<br />

2.5 Tourismus in der Untersuchungsregion<br />

Die Annapurna Conservation Area zeigte in den Jahren 1989-1996 eine Besucherzahl<br />

zwischen 36.000 <strong>und</strong> 50.000 Trekkern (Abbildung 2.5.1). 1997 bis 1999 stiegen<br />

diese Besucherzahlen dann <strong>von</strong> 53.000 auf 67.500 an, <strong>und</strong> fanden im Jahre 2000<br />

ihren Höhepunkt mit 76.400 <strong>Trekkingreisenden</strong>.<br />

28


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Abbildung 2.5.1: Besucher des Annapurna Conservation Areas 1989-2007. Originalabbildung<br />

der Naturparkverwaltung, Wiedergabe mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Rangerbüros Muktinath<br />

Danach kam es zu einem Einbruch der Besucherzahlen, bedingt durch die politischen<br />

Unruhen seitens der Maoisten. Lagen die Zahlen 2001 noch bei ca. 65.000,<br />

sanken sie 2002 auf 36.600. Diese Zahlen sind bis 2006 konstant geblieben.<br />

Politisch ist seit 2007 wieder Ruhe eingekehrt, was sich anhand der wieder steigenden<br />

Besucherzahlen erkennen lässt (Abbildung 2.5.1).<br />

Bis Oktober 2008 reisten 50.567 Touristen nach Nepal, was einem Anstieg um ca.<br />

16% im Vergleich zum Jahr davor entspricht (http://www.monstersandcritics.com/<br />

news/southasia/news/article_1440822.php/Nepal_tourist_arrivals_in_October_highes<br />

t_in_eight_years, http://welcomenepal.com/promotional/statistics.php). Hauptreisemonate<br />

sind April, Mai, August bis Oktober da dies die Monate außerhalb der Monsunzeit<br />

<strong>und</strong> der Winterzeit sind.<br />

Frankreich, Amerika, Italien, Deutschland <strong>und</strong> Großbritannien sind die touristischen<br />

Herkunftsländer, die am meisten in der Annapurna Region vertreten sind. Die in 2.5.2<br />

wiedergegebenen Zahlen beziehen sich nur auf den Checkpoint in Kagbeni. Kagbeni<br />

ist die Pforte zum - für Touristen nur mit Sondergenehmigung zugänglichen - semiautonomen<br />

Königreich Lo (Upper Mustang Region). Sie repräsentieren aber sehr gut<br />

29


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

die Relation der Besucher der übrigen Annapurna Conservation Area <strong>und</strong> damit des<br />

Annapurna-Treks.<br />

Abbildung 2.5.2: Verteilung der Nationalitäten der Besucher am Checkpoint Kagbeni am Zugang<br />

zum semiautonomen Königreich Lo (Upper Mustang), Wiedergabe mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung<br />

des Rangerbüros Kagbeni<br />

Der Trek um die Annapurnaregion, der 1977 für die Öffentlichkeit zugänglich wurde,<br />

ist heutzutage einer der beliebtesten Trekkingtouren. Normalerweise wird der Trek<br />

gegen den Uhrzeigersinn gewandert, um dem sonst sehr steilen Anstieg über den<br />

Thorong-La Pass aus dem Weg zu gehen, der außerdem über eine höhenphysiologisch<br />

riskante Höhendifferenz führt. Im Schnitt braucht man drei Wochen um die<br />

Annapurna R<strong>und</strong>e zu wandern, bei zügigem Tempo ist sie auch in 16 Tagen zu<br />

30


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

schaffen. Dabei muss man eventuelle zusätzliche Aufenthalte einkalkulieren, wie<br />

zum Beispiel in Manang zur Akklimatisierung oder bei schlechtem Wetter im<br />

Thorong-La Base Camp. Die Höhenunterschiede reichen <strong>von</strong> 445m bis 5.416m <strong>und</strong><br />

das Klima wechselt zwischen subtropisch bis alpin.<br />

6000<br />

Meter<br />

Höhe<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

Akklimatisationstag<br />

Flugplatz<br />

Flugplatz<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Besisahar<br />

Khudi<br />

Bhulebhule<br />

Jagat<br />

Tal<br />

Bagarchap<br />

Latamrang<br />

Chame<br />

Bhratang<br />

Pisang<br />

Ongre<br />

Manang<br />

Yak Kharka<br />

Letdar<br />

Thorung Pedi<br />

Thorung La<br />

Muktinath<br />

Jharkot<br />

Kagbeni<br />

Jomsom<br />

Marpha<br />

Tukuche<br />

Larjung<br />

Lete<br />

Ghasa<br />

Rupse Chhahara<br />

Dana<br />

Tatopani<br />

Sikha<br />

Ghorepani<br />

Ulleri<br />

Hille<br />

Birethanti<br />

Abbildung 2.5.3: Höhenprofil des Annapurna-Trails<br />

Abbildung 2.5.4: Karte <strong>von</strong> Nepal<br />

(Quelle: http://www.nepaldia.de/LL_Ubersicht_Nepal_Land_/LL_Karte_<strong>von</strong>_Nepal/ll_karte_<strong>von</strong>_nepal.html)<br />

31


Einleitung<br />

___________________________________________________________________<br />

Abbildung 2.5.5: Annapurna Region<br />

(Quelle: http://www.volunteers.org.np/Nepal_Maps/trekking_index.php?page=apt)<br />

32


Aktuelle Fragestellungen<br />

___________________________________________________________________<br />

3 Aktuelle Fragestellungen<br />

3.1 Überblick über die „<strong>zahnmedizinische</strong> Trekkingepidemiologie“<br />

Zum Thema Zahnmedizin <strong>und</strong> Trekking gibt es zurzeit noch keine ausreichenden<br />

Studien, obwohl sich nach Schätzungen der WHO zufolge weltweit jährlich etwa<br />

40 Millionen Trekkingreisende auf den Weg in große (3.500-5.300m) <strong>und</strong> extreme<br />

Höhen (5.300-8.850m) machen (Mees & Olzowy 2008). Es existieren keine guten<br />

Daten über die Häufigkeit <strong>und</strong> Behandlung <strong>von</strong> <strong>zahnmedizinische</strong>n Notfällen oder die<br />

Folgen dieser Zwischenfälle.<br />

Zudem ist nicht bekannt, ob <strong>und</strong> inwieweit sich die <strong>Trekkingreisenden</strong> vorab noch<br />

einmal zahnmedizinisch untersuchen lassen <strong>und</strong> ob der behandelnde Zahnarzt gegebenenfalls<br />

z.B. Antibiotikaempfehlungen ausspricht oder sogar ein Dental-Aid-Kit,<br />

welches im Notfall dem <strong>Trekkingreisenden</strong> die Erste Hilfe geben würde, empfiehlt<br />

(Abbildung 1.1.1). Es ist unklar, ob es zu eingeschränkter M<strong>und</strong>hygiene kommt, weil<br />

die <strong>Trekkingreisenden</strong> einfach ihr Putzschema ändern, oder weil die sanitären Anlagen<br />

nicht dem westlichen Standard entsprechen. Verändert sich die M<strong>und</strong>flora ab<br />

einer gewissen Höhe, weil z.B. bei den parodontalpathogenen Keimen die Anaerobier<br />

gegebenenfalls <strong>Probleme</strong> verursachen können? Hängt dies evtl. auch mit der<br />

veränderten Ernährung in Nepal zusammen? Kommt es zu einer erhöhten Plaqueausbildung,<br />

weil die <strong>Trekkingreisenden</strong> entweder nicht genauso putzen wie zu<br />

Hause, oder liegt es auch daran, dass bei steigender Höhe, sinkendem Sauerstoffangebot<br />

<strong>und</strong> Anstrengung die Tendenz dazu, durch den geöffneten M<strong>und</strong> zu atmen,<br />

steigt? Es gibt viele ungeklärte <strong>zahnmedizinische</strong> Fragen <strong>und</strong> diese führten zur<br />

vorgelegten Arbeit.<br />

33


Aktuelle Fragestellungen<br />

___________________________________________________________________<br />

3.2 Ziel der vorgelegten Studie<br />

1. Datenerhebung zur Zahnhygiene während des Trekking Reisens<br />

2. Zahnmedizinische Risiken, <strong>Probleme</strong> <strong>und</strong> Notfälle beim Trekking<br />

3. Erarbeitung <strong>von</strong> Vorschlägen zur zahnspezifischen Vorbereitung <strong>und</strong> Ausrüstung<br />

der Trekking-Reisenden<br />

4. Probengewinnung der Gingivaltaschenflora zur späteren semiquantitativen<br />

molekularbiologischen Profilierung. Dies war Bestandteil einer Studie, über die<br />

getrennt <strong>von</strong> dieser Arbeit berichtet wird.<br />

34


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

4 Material <strong>und</strong> Methode<br />

4.1 Studienort<br />

Für die <strong>zahnmedizinische</strong> Arbeit wurden zwei Studienorte gewählt:<br />

1. Bhulbhule (Nebenstudienort)<br />

2. Manang (Hauptstudienort)<br />

Nebenstudienort war Bhulbhule (840m Höhe). Das Dorf liegt ca. zwei St<strong>und</strong>en Fußweg<br />

<strong>von</strong> Besisahar (820m Höhe) entfernt. Besisahar ist ein kleines Dorf, welches mit<br />

Auto <strong>und</strong> Bus erreichbar ist. Eine nicht befestigte Straße ermöglicht einen halbwegs<br />

regelmäßigen Bus- & Jeep Verkehr in das Dorf wo die Straße endet. Mit 6-8 kleinen<br />

Hotels ist Bhulbhule ein Zwischenstopp für die <strong>Trekkingreisenden</strong> auf ihrem Weg<br />

nach Manang. Der Studienort Bhulbhule diente vor allem dazu, die Ausgangsproben<br />

für die unter 3.2 erwähnte molekularbiologische Profilierung zu gewinnen.<br />

Hauptstudienort war Manang. Er liegt auf ca. 3.540 Metern Höhe am Marsyangdi<br />

Fluss. Zurzeit ist Manang nur durch einen ca. 5 Tages Fußmarsch ab Bhulbhule oder<br />

mit dem Helikopter zu erreichen. Im ca. 2 ½ St<strong>und</strong>en entfernten Hongde gibt es die<br />

Möglichkeit mit Kleinflugzeugen zu landen. In einigen Jahren wird die schon im Bau<br />

befindliche Straße vermutlich Manang erreichen. Im März 2008 reichte diese Straße,<br />

nur für Geländefahrzeuge befahrbar, etwas weiter als Bhulbhule, der Bereich um<br />

Jagat war im Bau.<br />

In Manang selber befindet sich eine Medizinstation der Himalaya Rescue Association<br />

(HRA), die zweimal im Jahr für drei Monate mit ärztlichem Personal besetzt ist um<br />

die Bevölkerung zu versorgen <strong>und</strong> die <strong>Trekkingreisenden</strong> über medizinische Risiken<br />

wie Höhenkrankheit aufzuklären <strong>und</strong> bei Bedarf zu behandeln.<br />

Während der Wanderung <strong>von</strong> Besisahar bis Manang können die <strong>Trekkingreisenden</strong><br />

in kleinen Hotels übernachten. Diese sind mit Betten <strong>und</strong> sanitären Anlagen ausgestattet.<br />

Warmes Wasser gibt es, solange die Sonne die Solaranlagen bescheint. Entsprechend<br />

der Abgelegenheit der Region sind die hygienischen Bedingungen also<br />

eingeschränkt. Dies gilt insbesondere für Einheimische <strong>und</strong> die Zahnpflege (siehe<br />

Abbildung 4.1.1). Die sich daraus für die Einheimischen ergebenden Infektionsrisiken,<br />

wie beispielsweise Hepatitis B wurden nie untersucht (Mayhew et al. 2006). Dies<br />

35


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

erscheint vor dem Hintergr<strong>und</strong> lokaler Gebräuche, z.B. die „kommunale“ Benutzung<br />

<strong>von</strong> Zahnbürsten durch die durchziehenden Träger (Abbildung 4.1.1) höchst bedenklich.<br />

Tabelle 4.1.1 <strong>und</strong> Abbildung 4.1.2 fassen die durchgeführte Arbeit <strong>und</strong> einige<br />

Basisinformationen zusammen.<br />

Abbildung 4.1.1: „Kommunale Zahnbürsten“ für Träger in Dharapani (Foto: Th.Küpper)<br />

Tabelle 4.1.1: Beschreibung der Studienorte<br />

Bhulebhule<br />

Manang<br />

Höhe 840 Meter 3540 Meter<br />

Einwohner Ca. 50 Haushalte Ca. 200 Haushalte<br />

Probandenrekrutierung<br />

- Mehrere Hotels<br />

- Brücke die passiert werden musste<br />

- Mehrere Hotels im Dorf<br />

- Wege/Straße <strong>und</strong> Trail-Beginn<br />

Rekrutierungsmaterial<br />

Studien-Plätze<br />

Parallelstudien<br />

Studienpersonal<br />

Ablauf<br />

- Trail<br />

- Studienpersonal<br />

- Schilder/Poster<br />

Hotelzimmer, zu Untersuchungsraum<br />

umgerüstet<br />

Trekkingmedizinische Studien<br />

(KETE, RIMAT)<br />

PD Dr. Th. Küpper (Arzt)<br />

K. Lechner (cand. med.)<br />

C. Scharfenberg (cand. med.)<br />

- Aufklärung<br />

- Einverständniserklärung<br />

- Gingivalprobe 1<br />

- [ggf. KETE, RIMAT Fragebogen]<br />

- HRA-Informationsabend<br />

- Studienpersonal<br />

- Schilder/Poster<br />

- HRA-Personal<br />

Hotelzimmer, zu Untersuchungsraum<br />

umgerüstet<br />

Trekkingmedizinische Studien<br />

(KETE, RIMAT)<br />

M. Hettlich (Zahnärztin)<br />

Dr. S. Schroeder (Ärztin) später<br />

auch: PD Dr. Th. Küpper (Arzt)<br />

K. Lechner (cand. med.)<br />

C. Scharfenberg (cand. med.)<br />

- Aufklärung<br />

- Einverständniserklärung<br />

- Gingivalprobe 2 (falls 1 entnommen)<br />

- Zahnmedizinischer Fragebogen<br />

- <strong>Zahnstatus</strong> (Detail s.u.)<br />

- Plaqueanfärbung<br />

- [ggf. KETE, RIMAT Fragebogen]<br />

36


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

2. Probenentnahme<br />

3000<br />

2000<br />

Zahnmedizinische<br />

Fragebögen <strong>und</strong><br />

Untersuchung<br />

1000<br />

0<br />

Besisahar<br />

Khudi<br />

Bhulebhule<br />

Jagat<br />

1. Probenentnahme<br />

Tal<br />

Bagarchap<br />

Latamrang<br />

Chame<br />

Bhratang<br />

Pisang<br />

Ongre<br />

Manang<br />

Yak Kharka<br />

Letdar<br />

Thorung Pedi<br />

Thorung La<br />

Muktinath<br />

Jharkot<br />

Kagbeni<br />

Jomsom<br />

Marpha<br />

Tukuche<br />

Larjung<br />

Lete<br />

Ghasa<br />

Rupse Chhahara<br />

Dana<br />

Tatopani<br />

Sikha<br />

Ghorepani<br />

Ulleri<br />

Hille<br />

Birethanti<br />

Abbildung 4.1.2:<br />

Annapurna Trail – Probeentnahmen <strong>und</strong> Untersuchungsstellen<br />

4.2 Probandenkollektiv <strong>und</strong> Studiendesign<br />

Trekkingreisende wurden angesprochen <strong>und</strong> eingeladen an der Studie teilzunehmen.<br />

Die Teilnahme war nach detaillierter Aufklärung freiwillig. Das Studienprotokoll war<br />

vor Studienbeginn der Ethikkommission der Universität Salzburg als damals für den<br />

Studienleiter (Th. Küpper) zuständige Kommission vorgelegt <strong>und</strong> <strong>von</strong> dieser genehmigt<br />

worden (Schreiben <strong>von</strong> Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Wolbert, Fachbereich praktische<br />

Theologie, Moraltheologie, vom 8.3.2008).<br />

4.2.1 Einschluss-/Ausschlusskriterien<br />

4.2.1.1 Einschlusskriterien für beide Studien<br />

• mindestens 18 Jahre alt<br />

• Trekkingreisender<br />

• keine Sprachbarriere (d.h. Sprache Englisch, Deutsch, Französisch oder kompetenter<br />

Übersetzer zur Hand)<br />

37


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

4.2.1.2 Ausschlusskriterien für die mikrobiologische Studie<br />

• aktiver Raucher<br />

• Antibiotika Therapie in den letzten drei Monaten<br />

4.2.1.3 Ausschlusskriterien für den Fragebogen<br />

• Sprachbarrieren, die eine bias-freie Beantwortung des Fragebogens als fragwürdig<br />

erscheinen ließen<br />

4.2.2 Studiendesign<br />

Es handelt sich bei dem epidemiologischen Teil der Studie um eine Kohortenstudie<br />

(Querschnittstudie). Über einen Zeitraum <strong>von</strong> vier Wochen wurden alle <strong>Trekkingreisenden</strong>,<br />

die durch die Studienorte gereist sind, eingeladen teilzunehmen. Für die<br />

prospektiv angelegte mikrobiologische Studie wurden Probanden zweimal gesehen,<br />

ansonsten nur einmal.<br />

Die Rekrutierungsmethode ist in Tabelle 4.1.1 aufgeführt, Aufklärungsbogen <strong>und</strong><br />

Einverständniserklärung sind im Anhang zu finden.<br />

4.3 Zahnmedizinisch-epidemiologische Untersuchungen<br />

Ein Fragebogen wurde speziell für die Studie entworfen. Fragen <strong>und</strong> Bereich basierten<br />

auf Literatur <strong>und</strong> klinischer Erfahrung. Unter der Annahme, dass die meisten Reisenden<br />

Englisch sprechen können, wurde Englisch als Sprache gewählt. Eine deutsche<br />

Version existierte. Falls der Proband kein bzw. wenig Englisch sprach, wurden<br />

die Fragen mündlich übersetzt. Der Fragebogen wurde unter Aufsicht des Studienpersonals<br />

ausgeführt, sodass eventuelle Unklarheiten direkt geklärt werden konnten.<br />

Der gesamte Fragebogen ist im Anhang zu finden. Hier eine kurze Beschreibung:<br />

38


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

Drei Bereiche wurden angesprochen, nachdem demographische Daten erhoben<br />

wurden:<br />

• Fragen zur M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> oraler Zustand zu Hause inklusive zahnärztlicher<br />

Anamnese<br />

• Fragen zur M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> oraler Zustand während dieser Reise<br />

• Fragen zum oralen Zustand nach vorherigen Reisen allgemein (falls schon<br />

einmal gereist)<br />

Zusätzlich gab es Fragen zum <strong>Zahnstatus</strong> <strong>und</strong> einen Ernährungsfragebogen bezogen<br />

auf die Essgewohnheiten zu Hause.<br />

Im ersten Teil wurde gefragt, ob der Proband regelmäßig <strong>und</strong> in welchen Abständen<br />

seinen Zahnarzt aufsucht, ob es vor der Reise bzw. beim letzten Zahnarztbesuch<br />

irgendwelche Behandlungen gab <strong>und</strong> wenn ja, ob dies Schmerzbehandlungen oder<br />

Routinebehandlungen wie z.B. Zahnreinigung <strong>und</strong> Kontrolle waren.<br />

Wichtig für den mikrobiologischen Teil der Studie war die Frage, ob der Proband in<br />

den letzten drei Monaten Antibiotika zu sich genommen habe.<br />

Der Bereich der M<strong>und</strong>hygiene befragte die Häufigkeit des Zähneputzens <strong>und</strong> ob zudem<br />

noch Hilfsmittel wie Zahnseide, Zahnstocher, Interdentalbürstchen oder M<strong>und</strong>dusche<br />

benutzt werden. Für die vorgelegte Studie wurden nach Holtfreter et al. folgende<br />

Definitionen verwendet (Holtfreter et al. 2010):<br />

- Gute M<strong>und</strong>hygiene: 2x pro Tag <strong>und</strong> ≥ 2min Putzen<br />

- Regelmäßiger Zahnarztbesuch: ≥ 1x pro Jahr<br />

- Unregelmäßiger Zahnarztbesuch: ≤ 1x pro Jahr <strong>und</strong>/oder Besuch nur bei<br />

Beschwerden<br />

Zudem gab es einen Abschnitt wo die Probanden angeben konnten ob sie nachts<br />

schnarchen, knirschen oder pressen würden <strong>und</strong> ob dies z.B. mittels einer Knirscherschiene<br />

therapiert würde.<br />

Der zweite Teil des Fragebogens befasste sich mit <strong>zahnmedizinische</strong>n <strong>Probleme</strong>n<br />

während der Reise, z.B. ob es zu Zahnfleischblutungen, Zahnschmerzen, Füllungsverlust,<br />

Kälteempfindlichkeiten oder Ähnlichem gekommen sei, sowie ob dieses dann<br />

vor Ort therapiert wurde <strong>und</strong>, wenn ja, wie.<br />

39


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

Der Bereich M<strong>und</strong>hygiene fragte ebenfalls nach Häufigkeit des Zähneputzens, den<br />

Hilfsmitteln <strong>und</strong> etwaigen Gewohnheiten wie Knirschen, Pressen oder Schnarchen<br />

<strong>und</strong> ob/wie dieses therapiert wurde.<br />

Es wurde nach mitgebrachter Medikation <strong>und</strong> Notfallausrüstung gefragt. Die Probanden<br />

konnten angeben, welche Art <strong>von</strong> Antibiotika, Antiphlogistika, Analgetika, Nasenoder<br />

Ohrenspray sie mitgenommen hatten <strong>und</strong> welcher Art ihre Notfallausrüstung für<br />

den Bereich Zähne war.<br />

Der dritte Teil des Fragebogens befasste sich mit <strong>zahnmedizinische</strong>n <strong>Probleme</strong>n, die<br />

ggf. nach einer vorherigen Reise aufgetreten waren (Zahnfleischbluten, Zahnschmerzen,<br />

Füllungsverlust, Kälteempfindlichkeiten etc.) <strong>und</strong> ob diese Beschwerden<br />

dann im Anschluss durch einen Zahnarzt therapiert werden mussten <strong>und</strong>, wenn ja,<br />

wie.<br />

Die zahnärztliche Untersuchung („<strong>Zahnstatus</strong>“) beinhaltete:<br />

1. Visuelle Untersuchung auf Füllungen/Kronen<br />

2. Manuelle Kontrolle der Lockerungsgrade der Zähne<br />

Einteilung einer krankhaft erhöhten Zahnbeweglichkeit bzw. Auslenkung in 3<br />

Grade:<br />

Grad 1:<br />

Grad 2:<br />

Grad 3:<br />

Gerade tast- <strong>und</strong> spürbare horizontale Beweglichkeit bis 1mm Abweichung<br />

<strong>von</strong> der Normalstellung<br />

Deutlich sicht- <strong>und</strong> spürbare horizontale Beweglichkeit über 1mm<br />

Sehr deutlich sicht- <strong>und</strong> spürbare horizontale <strong>und</strong> vertikale Beweglichkeit<br />

– auch ohne Betasten erkennbar, da Lockerungen schon<br />

beim Wangen- <strong>und</strong> Zungendruck auftreten<br />

3. Kältetest an den Ramfjord Zähnen (Ramfjord 1959), (Fleiss et al. 1987):<br />

Ramfjord-Zähne: maxillarseitig, 1.rechter Molar (16)<br />

maxillarseitig, linker mittlerer Schneidezahn (21)<br />

maxillarseitig, linker erster Prämolar (24)<br />

mandibularseitig, 1.linker Molar (36)<br />

mandibularseitig, rechter mittlerer Schneidezahn (41)<br />

mandibularseitig, rechter erster Prämolar (44)<br />

40


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

Ein Wattepellet wurde mit Kältespray eingesprüht, das Wattepellet wurde an<br />

die jeweiligen Zähne gehalten, bis vom Probanden das Signal kam, dass ein<br />

Kältegefühl/-schmerz vorhanden war (Schmerz ja/nein). (HS – Kältespray,<br />

Endo-Coldspray, Henry Schein Dental Depot, Wattekügelchen r<strong>und</strong>, roeko®)<br />

4. Messung der Zahntaschentiefe mittels PAR-Sonde (HS-Parodontometer, Probe,<br />

Henry Schein Dental Depot). Hierbei wird die Sonde in den Zahnfleischsulkus<br />

eingeführt, je straffer/gesünder das Zahnfleisch, desto weniger kann die Sonde<br />

eindringen.<br />

5. Papillenblutungsindex:<br />

Hierbei fährt man mit einer Sonde entlang des Zahnfleischsulkus. Für die einzelnen<br />

Zähne wird das Ausmaß der Blutung gemäß Tabelle 4.3.1 bestimmt, <strong>und</strong><br />

dann zur Bestimmung des Gesamtindex aufsummiert <strong>und</strong> durch die Anzahl der<br />

untersuchten Zähne dividiert. Da in der Literatur kein Standard definiert ist, nachdem<br />

der Papillenblutungsindex eingestuft wird, wurde in der vorliegenden Arbeit<br />

die Einstufung gemäß des Vorgehens der Zahnklinik der Heinrich Heine-<br />

Universität Düsseldorf vorgenommen. Diese definiert Werte des eben beschriebenen<br />

Gesamtindex über 1,0 als erhöht (Tabelle 4.3.1) (Saxer & Muhlemann<br />

1975).<br />

Tabelle 4.3.1: Einteilung des Blutungsindex nach Saxer <strong>und</strong> Mühlemann<br />

Grad 0<br />

Grad 1<br />

Grad 2<br />

Grad 3<br />

Grad 4<br />

Keine Blutung<br />

Auftreten eines „Blutungspunktes“<br />

Auslösen eines schmalen „Blutbandes“ oder mehrerer „Blutungspunkte“<br />

Ausfüllen des Interdentalraumes „interdentales Dreieck“ mit Blut<br />

Erhebliche Blutung bei Sondierung mit Tropfenbildung <strong>und</strong> Verlaufen<br />

über das gesamte benachbarte Zahnfleisch<br />

41


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

6. Erhebung des Plaquestatus nach Anfärbung der Zähne mit Methylenblau:<br />

- Anfärbung der vestibulären <strong>und</strong> oralen Zahnflächen mit Mira-2-Ton (Hager&Werken®),<br />

welches auf ein Wattepellet gegeben wurde. Anschließend<br />

ausspülen des M<strong>und</strong>es mit Wasser.<br />

- Dann Erhebung des Plaqueindex nach Quigley <strong>und</strong> Hein (Quigley & Hein<br />

1962, Hellwig E et al. 2003). Er bewertet den Plaquebefall der koronalen<br />

Zahnoberflächen (Siehe Tabelle 4.3.2)<br />

- Alle Werte wurden im Anschluss zusammengerechnet, <strong>und</strong> durch die Anzahl<br />

vorhandener Zähne geteilt. Ausgeschlossen <strong>von</strong> der Wertung waren dritte Molaren<br />

<strong>und</strong> überkronte Zähne. Alle Werte über 1,0 wurden nach der Definition<br />

der Zahnklinik Düsseldorf (s.o.) als erhöht definiert.<br />

Tabelle 4.3.2: Plaquestatus nach Quigley Hein<br />

Grad 0<br />

Grad 1<br />

Grad 2<br />

Grad 3<br />

Grad 4<br />

Grad 5<br />

Keine Plaque<br />

Vereinzelte Plaqueinseln am Gingivarand<br />

Deutliche, zusammenhängende, bis zu 1mm breite Plaquelinie am<br />

Gingivarand<br />

Plaqueausdehnung im zervikalen Zahndrittel<br />

Plaqueausdehnung bis ins mittlere Zahndrittel<br />

Plaqueausdehnung bis ins koronale Zahndrittel<br />

42


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

Mira-2-Ton<br />

Kältespray<br />

PA-Sonde<br />

Scaler<br />

Harvard Zement Temp Bond Cavit<br />

Abbildung 4.3.1: Mitgeführte Materialien <strong>und</strong> Instrumente (Fotos M. Hettlich)<br />

Die Prävalenz <strong>von</strong> erhöhter Taschentiefe wurde nach Holtfreter et al. (2010) definiert<br />

(Holtfreter et al. 2010):<br />

Prozent der Probanden mit<br />

> 2 Zähne mit ≥ 3mm Taschentiefe milde Parodontose<br />

> 2 Zähne mit mindestens ≥ 4mm Taschentiefe moderat/schwere<br />

Parodontose<br />

> 2 oder 1 Zahn mit mindestens ≥ 5mm Taschentiefe moderat/schwere<br />

Parodontose<br />

> 2 Zähne mit mindestens ≥ 6mm Taschentiefe schwere Parodontose<br />

43


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

7. Ernährungsfragebogen<br />

Der Ernährungsfragebogen stammte aus der Abteilung für Zahnerhaltung, Parodontologie<br />

<strong>und</strong> Präventive Zahnerhaltung der RWTH Universität Aachen. Der Originalfragebogen<br />

wurde ins Englische übersetzt <strong>und</strong> bezog sich lediglich auf die Speisen,<br />

die die Probanden zu Hause einnehmen.<br />

Der Ernährungsfragebogen beinhaltete sechs Teilbereiche. Fleisch, Getränke, Milchspeisen,<br />

Süßigkeiten, Gemüse <strong>und</strong> Brot bzw. Müsli. Des Weiteren sollten die Probanden<br />

ankreuzen wie häufig sie die einzelnen Speisen zu sich nehmen würden.<br />

Dabei standen die Kategorien „täglich“, „fast täglich“, „3-4-mal die Woche“, „1-3-mal<br />

die Woche“ oder „selten bis nie“ zur Verfügung.<br />

4.4 Untersuchung der Oralflora<br />

4.4.1 Probengewinnung<br />

Die Probengewinnung fand mittels genormter Papierspitzen (Alfred Becht, ISO 45®)<br />

statt, welche nach der Probenentnahme an der Luft im Halbschatten getrocknet <strong>und</strong><br />

dann für den Transport in Eppendorf-Döschen® verstaut wurden (Hartroth et al.<br />

1999).<br />

Ablauf der Probenentnahme:<br />

1. 1 Papierspitze je Zahn (Zähne 24 <strong>und</strong> 44)<br />

2. 10 Sek<strong>und</strong>en Verbleib im Zahnsulkus<br />

3. Mindestens 10 Minuten Trockenphase in geöffnetem Eppendorf-Döschen<br />

4. Beschriftung mit anonymer Probandennummer<br />

5. Aufbewahrung <strong>und</strong> Transport bei Raumtemperatur bis zur Analyse<br />

6. A-Probe in Bhulbhule (840m Höhe) entnommen (Dr. Th. Küpper)<br />

7. B-Probe 4-5 Tage später in Manang (3.540m Höhe) entnommen (M.Hettlich)<br />

44


Material <strong>und</strong> Methode<br />

___________________________________________________________________<br />

4.5 Datenauswertung <strong>und</strong> Statistik<br />

Daten wurden primär anonymisiert <strong>und</strong> in eine selbst entwickelte Datenbank für die<br />

weitere Auswertung eingegeben. Für die statistische Auswertung wurde das Programm<br />

SPSS V15 angewendet.<br />

Folgende statistische Tests wurden angewendet:<br />

• Normalverteilte Daten - parametrischer Test (T-Test)<br />

• Nicht normalverteilte Daten - Mann-Whitney-U Test<br />

• Kreuztabellen - Χ²-Koeffizient, Vierfeldertest/ Chi-Quadrat Unabhängigkeitstest,<br />

Exakt Test nach Fischer<br />

Als signifikant wurde ein p-Wert <strong>von</strong> ≤ 0,05 definiert.<br />

45


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

5 Ergebnisse<br />

5.1 Untersuchungskollektiv<br />

Der Untersuchungszeitraum umfasste die Vormonsunzeit 2008 (März-April). Drei<br />

Studien wurden parallel als Teil des ADEMED Projektes durchgeführt: KETE, RIMAT<br />

<strong>und</strong> die hier dargestellte <strong>zahnmedizinische</strong> Studie (Tabelle 5.1.1). Manche Probanden<br />

nahmen an mehr als einer Studie teil. Da die drei Studienzweige völlig unabhängig<br />

<strong>von</strong>einander waren, ist kein Cross-over Effekt anzunehmen.<br />

Die drei Studien hatten eine Probandenstärke <strong>von</strong> 516 Teilnehmern. Der Anteil der<br />

männlichen Probanden war in allen Studien höher als der der Frauen. Dies unterschied<br />

sich nicht signifikant zwischen den Studien.<br />

Tabelle 5.1.1: Vergleich Männer- <strong>und</strong> Frauen Verhältnis in den drei Studien<br />

ADAMED-Studie Männer Frauen Gesamt<br />

KETE 279 [61%] 178 [39%] 457<br />

RIMAT 278 [61%] 178 [39%] 456<br />

Zahnmed.; epidemiologisch<br />

189 [59,4%] 129 [40,6%] 318<br />

Zahnmed.; mikrobiologisch<br />

35 [57,4%] 26 [42,6%] 61<br />

Alle Studien 315 [61,0%] 201 [39%] 516<br />

Während der Untersuchungsphase wurden 318 Probanden in die <strong>zahnmedizinische</strong><br />

Studie aufgenommen:<br />

• 309/318 (97,2%) haben an der Fragebogenstudie teilgenommen, hatten vollständige<br />

Daten-Sets <strong>und</strong> sind damit in die Auswertung eingegangen.<br />

• 301/309 (97,4%) haben sich zahnärztlich untersuchen lassen<br />

46


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.1.2: Kollektivdaten der <strong>zahnmedizinische</strong>n Studie<br />

Gesamtkollektiv<br />

Fragebogenstudie mit<br />

ZM Untersuchung<br />

N 318 301 61<br />

Männer<br />

189 (59,4%) 178 (59,1%)<br />

Frauen<br />

129 (40,6%) 123 (40,9%)<br />

Alter in Jahren Mittelwert +/-<br />

Standardabweichung 35,7 +/- 12,9 35,7 +/- 12,9<br />

[Range]<br />

[18-69]<br />

[18-69]<br />

Alterskategorien<br />

18-30 Jahre<br />

> 30 – 50 Jahre<br />

> 50 Jahre<br />

Mikrobiologische<br />

Studie<br />

35 (57,4%)<br />

26 (42,6%)<br />

36,8 +/- 13,5<br />

[19-66]<br />

157 (49,4%)<br />

104 (32,7%)<br />

57 (17,9%)<br />

150 (49,8%)<br />

97 (32,2%)<br />

54 (17,9%)<br />

30 (49,2%)<br />

19 (31,1%)<br />

12 (19,7%)<br />

Raucher 30 (9,4%) 30 (10,0%) 2 (ausgeschlossen)<br />

Herkunftsland<br />

- Europa<br />

- Nord/Zentralamerika<br />

- Australien/Neuseeland<br />

- Israel<br />

- Asien<br />

- Afrika<br />

- Andere<br />

Bergerfahrung<br />

Keine Bergerfahrung<br />

238 (74,8%)<br />

34 (10,7%)<br />

10 (3,1%)<br />

31 (9,7%)<br />

3 (0,9%)<br />

1 (0,3%)<br />

1 (0,3%)<br />

135 (42,5%)<br />

183 (57,5%)<br />

227 (75,4%)<br />

34 (11,3%)<br />

10 (3,3%)<br />

27 (9,0%)<br />

1 (0,3%)<br />

1 (0,3%)<br />

0 (-)<br />

122 (40,5%)<br />

179 (59,5%)<br />

53 (86,9%)<br />

6 (9,8%)<br />

1 (1,6%)<br />

1 (1,6%)<br />

0 (-)<br />

0 (-)<br />

0 (-)<br />

24 (39,3%)<br />

37 (60,7%)<br />

Vorherige Reise >3.000m<br />

Noch nie<br />

120 (37,7%)<br />

198 (62,3%)<br />

110 (36,5%)<br />

191 (63,5%)<br />

23 (37,7%)<br />

38 (62,3%)<br />

Regelmäßige Höhenreisen 70 (21,9%) 68 (22,5%) 9 (14,8%)<br />

Mit Führer unterwegs 73 (23%) 68 (22,5%) 9 (14,8%)<br />

Lehrgänge<br />

- Bergsteiger<br />

- Erste Hilfe<br />

- Sonstige<br />

36 (11,3%)<br />

146 (45,9%)<br />

26 (8,2%)<br />

34 (11,3%)<br />

135 (44,7%)<br />

24 (7,9%)<br />

8 (13,1%)<br />

25 (41,0%)<br />

7 (11,5%)<br />

Medizinische Vorerfahrung:<br />

- Sanitäter, Pfleger<br />

Rettungsassistent<br />

Zahnmediziner<br />

- Arzt/Med. Stud.<br />

- Kein Med. Beruf<br />

23 (7,3%)<br />

64 (20,2%)<br />

229 (72,2%)<br />

21 (7,0%)<br />

62 (20,7%)<br />

216 (72,0%)<br />

6 (10,0%)<br />

6 (10,0%)<br />

47 (78,3%)<br />

(Keine Angabe 2)<br />

Der Großteil der Probanden kam aus Europa (74,8%). Abbildung 5.1.1 zeigt die einzelnen<br />

Herkunftsländer <strong>und</strong> die Anzahl der <strong>Trekkingreisenden</strong> aus diesen Ländern.<br />

Die Probanden wurden nach ihrer Bergerfahrung gefragt. Eingeteilt wurde diese<br />

nach der UIAA Klassifikation (siehe Anhang).<br />

183/318 (57,5%) gaben an noch nie im Hochgebirge (>3.000m) unterwegs gewesen<br />

zu sein <strong>und</strong> 73/318 (23,0%) der Probanden unternahmen den Annapurna-Trek als<br />

organisierte Reise. Die meisten der Probanden waren zum ersten Mal auf >3.000m<br />

47


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Höhe gereist (198/318, 62,3%) <strong>und</strong> 120/318 (37,7%) waren mindestens schon einmal<br />

zuvor in dieser Höhe unterwegs.<br />

Die Mehrheit der Probanden hatte keine persönliche berufliche medizinische Vorerfahrung.<br />

Mehr als die Hälfte hatten vorbereitende Lehrgänge, wie z.B. Bergsteiger-<br />

Lehrgänge 36/318 (11,3%), Erste Hilfe 146/318 (45,9%) oder Sonstige 26/318 (8,2%)<br />

Kurse besucht, wobei hinsichtlich der Erste-Hilfe Kurse beachtet werden sollte, dass<br />

es sich um „übliche“ Erste Hilfe-Kurse <strong>und</strong> nicht um Gebirgs- oder Outdoorspezifische<br />

Lehrangebote handelte.<br />

Anzahl<br />

Abb. 5.1.1:<br />

Herkunftsländer der Probanden<br />

48


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

5.2 Auswertung des <strong>zahnmedizinische</strong>n Fragebogens<br />

(Epidemiologische Ergebnisse)<br />

5.2.1 Zahnärztliche Anamnese vor Reiseantritt<br />

Von den 309 ausgewerteten Probandenbögen stellte sich die Vorabanamnese wie<br />

folgt dar:<br />

258/309 (83,5%) Probanden gaben an regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen <strong>und</strong><br />

264/309 (85,4%) gaben die in Tabelle 5.2.1 beschriebenen Untersuchungsintervalle<br />

an.<br />

Tabelle 5.2.1: Abstand zwischen Zahnarztbesuchen<br />

3 Monate 6 Monate 9 Monate 12 Monate 24 Monate<br />

Regelmäßige Kontrolle 13 (4,9%) 86 (32,5%) 25 (9,4%) 115 (43,4%) 25 (9,4%)<br />

Mehrere Gründe konnten für den letzten Zahnarztbesuch angegeben werden. Die<br />

Mehrheit der Probanden besuchte den Zahnarzt für einen „Check-Up“ (241/309;<br />

78%) <strong>und</strong>/oder professionelle Zahnreinigung 102/309 (33%). 35/309 (11,3%) unterzogen<br />

sich einer konservierenden (z.B. Füllungstherapie) <strong>und</strong> 19/309 (6,1%) einer<br />

prothetischen Zahnbehandlung. Lediglich 28/309 (9,1%) kamen zur akuten<br />

Schmerzbehandlung.<br />

Die Probanden wurden zur letzten invasiven Behandlung, an die sie sich erinnern<br />

konnten, befragt. 193/309 (62,5%) gaben hierzu Auskunft <strong>und</strong> beschrieben die folgenden<br />

Behandlungen:<br />

• 130/193 (67,4 %) Füllungstherapie<br />

• 37/193 (19,2%) Prothetische Versorgung (z.B. Krone, Brücke, anderer Zahnersatz)<br />

• 18/193 (9,3%) Wurzelkanalbehandlung<br />

• 2/193 (2,2%) Medikamentöse Einlage<br />

• 6/193 (3,1%) Parodontose Behandlung (4/6 Curettage, 1/6 Antibiotika, 1/6<br />

nicht bekannt)<br />

49


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Die Anzahl der Probanden mit <strong>Probleme</strong>n unterwegs, die in den sechs Monaten vor<br />

Reisebeginn noch invasive Behandlungen hatten, unterschied sich nicht <strong>von</strong> denen,<br />

die keine invasive Behandlung in dem Zeitraum hatten.<br />

21/309 (6,8%) Probanden hatten auf früheren Reisen schon einmal Zahnprobleme,<br />

wobei zwei Probanden unter Zahnfleischentzündung litten, vier hatten gebrochene<br />

oder verlorene Füllungen. Eine Probandin gab an, dass sie Beschwerden unter einer<br />

Füllung hatte, als sie <strong>von</strong> 5545m abstieg, drei gaben an, dass sie <strong>Probleme</strong> mit ihrem<br />

Zahnersatz hatten (verlorene Kronen oder gebrochene Interimsprothesen). Zwei<br />

Probanden gaben an, dass sie unter heiß-kalt Empfindlichkeit der Zähne litten, zwei,<br />

dass sie eine akute Entzündung eines Zahnes hatten <strong>und</strong> dieser durch eine Wurzelkanalbehandlung<br />

therapiert werden musste. Ein Proband gab zwei abgebrochene<br />

Zähne als Problem an. Bei den anderen sechs Probanden waren die <strong>Probleme</strong> nicht<br />

klar.<br />

5.2.2 Zahnpflegeverhalten, <strong>Probleme</strong> <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e<br />

5.2.2.1 Zeitpunkt des letzten Zahnarztbesuches <strong>und</strong> <strong>Probleme</strong> während<br />

der Reise<br />

Der letzte Zahnarztbesuch vor der Trekkingreise im März 2008 lag bei den Probanden<br />

bis zu sechs Jahre zurück, obwohl die Mehrheit im Jahr vor der Reise noch beim<br />

Zahnarzt war (218/309, 70,6%; Tabelle 5.2.2). Es gab keine signifikanten Unterschiede<br />

für die Gründe des letzten Zahnarztbesuches wie z.B. Schmerz, Reinigung,<br />

Check-up.<br />

172/267 (64 %) der Probanden waren ein bis sechs Monate vor Reiseantritt noch bei<br />

einem Zahnarzt. Als Gr<strong>und</strong> für diesen Besuch gaben 139/172 (80,8%) an, dass sie<br />

zum „Check-up“ gingen.<br />

Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen in der Häufigkeit<br />

der Zahnarztbesuche. Probanden, die in den sechs Monaten vor Reiseantritt<br />

noch den Zahnarzt aufgesucht hatten, berichteten tendenziell <strong>von</strong> weniger Zahnproblemen<br />

während der Reise (p=0,063; Tabelle 5.2.3), mit signifikant weniger Blutungsproblemen<br />

(p=0.022). Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Anzahl<br />

<strong>von</strong> Probanden die sich über verlorene Füllungen oder Schmerzen beklagten.<br />

50


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.2.2: Zeit seit dem letzten Zahnarztbesuch <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> für den Besuch<br />

(Statistik: Pearson’s Chi-Square Test )<br />

Letzter ZA<br />

Besuch vor<br />

Reisebeginn<br />

Total [268] Männer [%] Checkup [%] Schmerz [%] Reinigung<br />

[%]<br />

≤ 3 Monate 127 (47,4%) 73 (57,9%) 106 (83,5%) 11 (8,7%) 45 (35,4%)<br />

3-6 Monate 45 (16,8%) 24 (53,3%) 33 (73,3%) 6 (13,3%) 22 (48,9%)<br />

6-12 Monate 46 (17,2%) 28 (60,9%) 34 (73,9%) 4 (8,7%) 11 (23,9%)<br />

12-24 Monate 27 (10,1%) 16 (59,3%) 25 (92,6%) 2 (7,4%) 10 (37,0%)<br />

2-3 Jahre 12 (4,5%) 6 (50,0%) 8 (66,7%) 2 (16,7%) 3 (25,0%)<br />

3-6 Jahre 11 (4,1%) 7 (63,6%) 7 (63,6%) 1 (9,1%) 4 (36,4%)<br />

p-Wert - p=0,96<br />

p=0,11 p=0,89 p=0,23<br />

(♀ : ♂ kein<br />

Unterschied)<br />

Wenn nur der Zeitpunkt der letzten Reinigung analysiert wurde, war dieses Ergebnis<br />

statistisch nicht mehr signifikant (kleineres Kollektiv, da nur 108 Probanden in den<br />

sechs Monaten vor Reisebeginn beim Zahnarztbesuch auch eine Reinigung erhielten).<br />

Es gab keinen deutlichen Vorteil bei der Vorbeugung <strong>von</strong> Blutungsproblemen,<br />

obwohl es einen Trend zu weniger Blutungsproblemen gab (p=0,093, Fisher’s Exakt<br />

Test, 2-sided, p=0,072 1-sided)<br />

Tabelle 5.2.3: Letzter Zahnarztbesuch <strong>und</strong> <strong>Probleme</strong> während der Reise<br />

(ZA=Zahnarzt; Chi-Quadrat Test)<br />

Letzter ZA<br />

Besuch<br />

<strong>Probleme</strong> Blutung Blutung Bürste Schmerz Verlorene Füllung<br />

Total<br />

N=268<br />

Ja<br />

n= 51<br />

Nein<br />

n= 217<br />

Ja<br />

n=16<br />

Nein<br />

n=252<br />

Ja<br />

n=13<br />

Nein<br />

n=255<br />

Ja<br />

n=9<br />

Nein<br />

n=259<br />

Ja<br />

n=5<br />

Nein<br />

n=263<br />

≤ 6 Monate<br />

27<br />

(15,7%)<br />

145<br />

(84,3%)<br />

6<br />

(3,5%)<br />

166<br />

(96,5%)<br />

5<br />

(2,9%)<br />

167<br />

(97,1%)<br />

6<br />

(3,5%)<br />

166<br />

(96,5%)<br />

2<br />

(1,2%)<br />

170<br />

(98,8%)<br />

> 6 Monate<br />

24<br />

(25,0%)<br />

72<br />

(75%)<br />

10<br />

(10,4%)<br />

86<br />

(89,6%)<br />

8<br />

(8,3%)<br />

88<br />

(91,7%)<br />

3<br />

(3,1%)<br />

93<br />

(96,9%)<br />

3<br />

(3,1%)<br />

93<br />

(96,9%)<br />

p-Wert p=0,063 p=0,022 p=0,047 p=0,87 p=0,26<br />

Auch gab es keinen signifikanten Unterschied im Plaqueindex (p>0,8, Mann-<br />

Whitney-U Test) <strong>und</strong> Blutungsindex (p>0,8) zwischen Probanden, die in den letzten<br />

sechs Monaten beim Zahnarzt waren <strong>und</strong> denen, die es nicht waren. Eine profes-<br />

51


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

sionelle Zahnreinigung in den letzten sechs Monaten führte auch nicht zu einem besseren<br />

Plaque- (p>0,35) oder Blutungsindex (p>0,6).<br />

5.2.2.2 M<strong>und</strong>hygiene/Zahnpflegeverhalten vor <strong>und</strong> während der Reise<br />

Vor Reiseantritt reinigte die Mehrheit 183/309 (59,2%) der Probanden zwei Mal am<br />

Tag ihre Zähne mit einer Handzahnbürste (Tabelle 5.2.4). Die überwiegende Anzahl<br />

putzte ihre Zähne zwei Minuten lang 172/309 (55,7%).<br />

Während der Reise änderte sich wenig an der Anzahl der manuellen Zahnreinigungen<br />

am Tag (vorher: 183/309, 59,2%, währenddessen: 210/309, 68,0%),<br />

wohingegen die Anzahl der Zahnreinigungen mit elektrischer Zahnbürste - zwei Mal<br />

am Tag - deutlich zurückgingen (vorher: 58/309, 18,8%, währenddessen: 4/309,<br />

1,3% p


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Die Zahnputzfrequenz pro Tag änderte sich während der Reise ebenfalls – <strong>von</strong> 28<br />

Personen, die vor der Reise drei Mal pro Tag mit einer manuellen Bürste putzten,<br />

reduzierten 20 dies auf zwei Mal pro Tag. Ebenso verschob sich die Frequenz der<br />

zwei Mal pro Tag pflegenden Probanden - 34 stiegen <strong>von</strong> 2x/Tag auf 1x/Tag bürsten<br />

um.<br />

Vor Reiseantritt gaben 254/309 (82,2%) der Probanden an, mindestens zwei Minuten<br />

zu putzen (definiert als „gute M<strong>und</strong>hygiene“). Während der Reise änderte sich dies<br />

signifikant <strong>und</strong> die Zahl der Probanden die angaben mehr als zwei Minuten zu putzen<br />

reduzierte sich auf 228/309 (73,8%; p


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.2.5: M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> <strong>Zahnstatus</strong> in verschiedenen Alterskategorien<br />

<strong>Probleme</strong> mit Taschentiefe: Keine: ≤ 2mm/≤1 Stelle mit 3mm, Mild ≥2Stellen 3mm/≤1 Stelle mit 4mm,<br />

Moderat-Schwer ≥2Stellen mit 4mm oder mehr<br />

18-30 Jahre<br />

n=157 (49,4%)<br />

30,1-50 Jahre<br />

n=104 (32,7%)<br />

>50 Jahre<br />

n=57 (17,9%)<br />

p-Wert<br />

ZA in letzten 6Monaten 76 (58,5%) 55 (65,5%) 40 (75,5%) 0,089<br />

Gute M<strong>und</strong>hygiene 115 (75,7%) 75 (75%) 37 (66,1%) 0,36<br />

<strong>Probleme</strong> (ja) 31 (20,4%) 18 (18,0%) 6 (10,7%) 0,27<br />

Plaqueindex<br />

(MWU)<br />

Median [IQR]<br />

A<br />

2,29 [2,11-2,57]<br />

B<br />

2,31 [2,14-<br />

2,51]<br />

C<br />

2,43 [2,16-<br />

2,70<br />

A v. B 0,86<br />

A v. C 0,18<br />

B v. C 0,14<br />

Blutungsindex<br />

A<br />

B<br />

C<br />

(MWU)<br />

0,0 [0,0-0,173]<br />

0,07 [0,0-0,27]<br />

0,0 [0,0-0,158] A v. B 0,055<br />

Median [IQR]<br />

A v. C 0,42<br />

B v. C 0,043<br />

Problem mit Taschentiefe<br />

- keine<br />

132 (88,0%)<br />

69 (71,1%)<br />

27 (50%)<br />

2mm traten auf.<br />

5.2.2.4 Zahnprobleme während der Reise<br />

Während der Reise gaben 51/309 (16,5%) Probanden an, dass sie unter Zahnproblemen<br />

oder Symptomen im Hals-Nasen-Ohren Bereich litten. Genauere Details finden<br />

sich in Tabelle 5.2.6. Beschrieben waren unter anderem <strong>Probleme</strong> wie Zahnfleischbluten,<br />

Zahnschmerzen, Zahnhalsempfindlichkeiten, Otitis, Tonsillitis.<br />

54


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.2.6. Zahnprobleme auf dieser <strong>und</strong> auf vorherigen Reisen:<br />

Zahnprobleme Unterwegs Nach<br />

vorheriger<br />

Reise<br />

Behandelte Zähne betroffen<br />

(vor der Reise<br />

behandelt)<br />

Unterwegs Nach vorheriger<br />

Reise<br />

Blutung 19 (6,1 %) 9 (2,9%) Füllungen 3 (1,0%) 6 (1,9%)<br />

Lockerung 1 (0,3 %) 3 (1,0 %) Wurzelkanalbehandelte 0 (0,0%) 1 (0,3%)<br />

Zähne<br />

Halitosis 3 (1,0 %) 0 (0,0 %) Behandlung fertig? 0 (0,0%) 0 (0,0%)<br />

Zahnschmerzen 10 (3,2 %) 5 (1,6 %) Medikamentöse Einlage?<br />

0(0,0%) 0 (0,0%)<br />

Füllung verloren 5 (1,6 %) 9 (2,9 %) Keine Angabe 1(0,3%) 0 (0,0%)<br />

Zahnfraktur 2 (0,6 %) 3 (1,0 %)<br />

Abszess 0 (0,0 %) 1 (0,3 %)<br />

Zahnhalsempfindlichkeiten<br />

12 (3,9 %) 4 (1,3 %)<br />

TMG <strong>Probleme</strong> 4 (1,3%) Keine<br />

Angabe<br />

Otitis 3 (1,0 %) 4 (1,3 %)<br />

Tonsillitis 6 (1,9 %) 3 (1,0 %)<br />

Erbrechen 1 (0,3 %) 2 (0,6 %)<br />

Im Vergleich dazu gaben nur 36/309 (11,6%) Probanden an, dass sie nach vorherigen<br />

Reisen unter den oben aufgeführten <strong>Probleme</strong>n gelitten haben. 17 Probanden<br />

<strong>von</strong> 309 (5,5%) gaben an, dass sie nach vorheriger Reise <strong>von</strong> einem Zahnarzt behandelt<br />

werden mussten. Von diesen 17 Probanden gaben acht an, dass sie nach<br />

einer vorherigen Reise einen Zahnarzt aufsuchten, weil Füllungen/Kronen verloren<br />

oder kaputt gegangen waren oder kontrolliert werden sollten. Ein Patient gab an,<br />

dass seine Interimsprothese gebrochen sei. Andere Probanden gaben an, dass Zähne<br />

gebrochen waren <strong>und</strong> entfernt wurden, Zahnhalssensibilitäten aufgetreten waren,<br />

Zähne weiter wurzelkanalbehandelt werden mussten oder sie zum Check-up <strong>und</strong> für<br />

eine professionelle Zahnreinigung ihren Zahnarzt aufsuchten.<br />

5.2.2.5 Mitgeführte <strong>zahnmedizinische</strong> Notfallkits <strong>und</strong> Medikamente<br />

200/309 (64,7 %) gaben an Medikamente (nicht zahnspezifisch) <strong>und</strong>/oder ein Zahnnotfallkit<br />

mitzuführen, d.h. 109/309 (35,3%) hatten keinerlei Reiseapotheke im Gepäck.<br />

Bei den mitgeführten Medikamenten überwogen Analgetika 171/200 (85,5%),<br />

Antibiotika 145/200 (72,5%) <strong>und</strong> antiinflammatorische Medikamente 142/200<br />

(71,0%). Lediglich 10/200 Probanden (5%) gaben an, ein spezielles Notfallkit für<br />

Zähne mitzuführen, d.h. nur 10/309 (3,2%) des Gesamtkollektivs. Die mitgeführten<br />

55


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Medikamente <strong>und</strong> Notfallkits sind in Tabelle 5.2.7 aufgeführt <strong>und</strong> personenspezifische<br />

Details der Probanden die ein Zahnnotfallkit dabei hatten in Tabelle 5.2.8.<br />

Tabelle 5.2.7: Mitgeführte Notfallmedikamente<br />

Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf das Gesamtkollektiv<br />

Notfallmedikament N=200 mit Kit (%)<br />

Beispiele<br />

N=309 Alle [%]<br />

Antibiotikum 145 (72,5%) [46,9 %] Ciprofloxacin, Penicillin, Amoxicillin, , Moxifloxacin<br />

HCL, Metronidazol, Cephalosporin, Norfloxacin,<br />

Azithromycin, Clindamycin, Augmentan<br />

Analgetikum 171 (85,5%) [55,3 %] Paracetamol, ASS, Codeinsulfat, Ibuprofen,<br />

antiinflamatorische<br />

Medikamente<br />

142 (71%) [46%] Ibuprofen, Etoricoxib, Tilidin, Paracetamol, Diclofenac,<br />

Cortison<br />

Nasenspray 54 (27%) [17,5%] Keine Angaben<br />

Ohrentropfen 22 (11%) [7,1%] Polysporin<br />

Zahnnotfallkit 10 (5%) [3,2%] Dentanurse Kit, Notfallfüllungsmaterialien, Nahtmaterial<br />

56


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.2.8: Berufliche Qualifikation <strong>und</strong> mitgeführte Medikamente/Kits:<br />

(PB 2= Arzt, Leiter der ADEMED Studie, PB 777/778= Paar auf Hochzeitsreise)<br />

PB Was mitgenommen?<br />

Medizinische Reisen/Jahr 1.Hilfe Land Ge-<br />

Alter<br />

Vorkenntnisse? >3000m Kurs? schlecht<br />

2 Dentanurse Set Arzt 15 N DE M 47<br />

19 Notfallfüllung kein med. Beruf 1 N GB M 28<br />

21 Notfallfüllung Sanitäter 1 N GB F 26<br />

85 Dentasan Gel Arzt 2 N IT M 60<br />

530 Zahnnotfall Kit Arzt 0 J GB M 36<br />

556 Naht, Notfallfüllung kein med. Beruf 0 N FR M 68<br />

655 Füllung-/ Kronenreparaturset<br />

kein med. Beruf 0 J GB M 31<br />

681 Notfallfüllung kein med. Beruf 0 J NZ M 25<br />

777 Zahnnotfall Kit kein med. Beruf 2 N NL M 27<br />

778 Zahnnotfall Kit kein med. Beruf 0 N NL F 26<br />

5.3 Auswertung des Ernährungsfragebogens<br />

Die Ergebnisse für den Ernährungsfragebogen (n=302 mit komplettem Datensatz)<br />

sind in Tabelle 5.3.1 zu finden.<br />

Für die weitere Analyse wurden nur „tägliche Einnahme“ <strong>und</strong> „fast nie/nie“ verglichen.<br />

Wir haben den Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheit (zuhause/vor Reise)<br />

<strong>und</strong> den Plaque- <strong>und</strong> Papillenblutungsindex untersucht. Für die meisten Nahrungsgruppen<br />

gab es keinen signifikanten Unterschied in der Höhe des Plaque- oder<br />

Papillenblutungsindexes (siehe Tabelle 5.3.1).<br />

Signifikant weniger Blutungen (niedrigerer Papillenblutungsindex) traten bei Probanden<br />

auf, die angaben täglich frisches Obst zu essen:<br />

• Frisches Obst, täglich n=132/302 (43,3%), Median 0,00 [0,00-0,15]<br />

• Frisches Obst, fast nie/nie n=13/302 (4,3%), Median 0,13 [0,07-0,91]; p=0,003<br />

57


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Probanden, die täglich Kaffee <strong>und</strong>/oder schwarzen Tee tranken hatten hingegen einen<br />

wesentlich höheren Blutungsindex als die, die fast nie/nie Kaffee/Tee zu sich<br />

nahmen.<br />

• Kaffee-Tee, täglich n=179/302 (58,7%), Median 0,04 [0,00-0,248]<br />

• Kaffee-Tee, fast nie/nie n=41/302 (13,4%), Median 0,00 [0,00-0,07]; p=0,03<br />

Probanden, die täglich Fleisch <strong>und</strong>/oder Geflügel zu sich nahmen, hatten einen höheren<br />

Plaqueindex als diejenigen, die dies fast nie/nie einnahmen.<br />

• Fleisch-Geflügel, täglich n=37/302 (12,1%), Median 2,41 [2,25-2,74]<br />

• Fleisch-Geflügel, fast nie/nie n=68/302 (22,3%), Median 2,25 [2,11-2,46];<br />

p=0,004<br />

Ein höherer Plaqueindex fand sich auch bei Probanden, die täglich Limonade<br />

<strong>und</strong>/oder Cola (soft drinks) zu sich nahmen, verglichen mit denjenigen, die dies fast<br />

nie/nie einnahmen.<br />

• Limonade-Cola etc, täglich n=17/302 (5,6%), Median 2,46 [2,24-2,79]<br />

• Limonade-Cola etc, fast nie/nie n=184/302 (60,5%), Median 2,29 [2,12-2,52];<br />

p=0,036<br />

Es gab nur einen Trend zur erhöhten Blutungsneigung bei Probanden, die täglich<br />

Limonade-Cola etc. tranken (täglich, Median 0,11 [0,00-0,36] versus 0,00 [0,00-0,19];<br />

p=0,1).<br />

Ein hochsignifikant geringer Plaqueindex fand sich bei Probanden, die täglich Wasser/Mineralwasser<br />

<strong>und</strong>/oder Früchtetee zu sich nahmen, verglichen mit denjenigen,<br />

die dies fast nie/nie tranken.<br />

• Wasser-Mineralwasser <strong>und</strong>/oder Früchtetee n=182/302 (59,7%), Median<br />

2,29 [2,11-2,52]<br />

• Wasser-Mineralwasser <strong>und</strong>/oder Früchtetee n=31/302 (10,2%), Median 2,54<br />

[2,27-2,89]; p


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.3.1: Ernährungsfragebogen – Ergebnisse. (Fragestellung an Probanden – Angaben über Ernährung zuhause)<br />

Gruppe Essen täglich fast täglich 3-4x pro Woche<br />

59<br />

1-3x pro<br />

Woche<br />

Selten bis<br />

nie<br />

Plaqueindex<br />

(1 vs 5)<br />

p-Wert<br />

1A Volkornbrot/Vollkornbrötchen 113 (37,4%) 79 (26,2%) 34 (11,3%) 41 (13,6%) 35 (11,6%) 0,50 0,10<br />

B Müslies/Getreideflocken natur, Corn Flakes 79 (25,9%) 47 (15,4%) 26 (8,5%) 63 (20,7%) 90 (29,5%) 0,58 0,37<br />

C “Cerealien”, z.B.Frosties,Smacks, Schokomüslies 7 (2,3%) 14 (4,6%) 16 (5,3%) 40 (13,2%) 227 (74,7%) 0,17 0,52<br />

D Mischbrot/ Weißbrot/ Brötchen 45 (14,8%) 44 (14,5%) 32 (10,5%) 82 (27,0%) 101 (33,2%) 0,22 0,17<br />

E Reis/ Nudeln 35 (11,5%) 64 (21,0%) 78 (25,6%) 109 (35,7%) 19 (6,2%) 0,63 0,20<br />

2A Vollkornreis/Vollkornnudeln 8 (2,6%) 19 (6,3%) 47 (15,5%) 112 (36,8%) 118 (38,8%) 0,50 0,94<br />

B Pellkartoffeln/ Salzkartoffeln 8 (2,6%) 17 (5,6%) 46 (15,1%) 178 (58,6%) 55 (18,1%) 0,10 0,23<br />

C Pommes frites/ Bratkartoffeln 2 (0,7%) 7 (2,3%) 18 (5,9%) 96 (31,6%) 181 (59,5%) 0,20 0,023<br />

D Gemüse, frisch oder tiefgekühlt 142 (46,6%) 77 (25,2%) 56 (18,4%) 25 (8,2%) 5 (1,6%) 0,53 0,93<br />

E Gemüsekonserven 5 (1,6%) 10 (3,3%) 26 (8,6%) 62 (20,4%) 201 (66,1%) 0,66 0,14<br />

F Grüne Salate/ Rohkostsalate 81 (26,6%) 68 (22,3%) 68 (22,3%) 69 (22,6%) 19 (6,2%) 0,14 0,14<br />

G Salate mit Mayonnaise/ Sahne 6 (2,0%) 13 (4,3%) 20 (6,6%) 83 (27,3%) 182 (59,9%) 0,45 0,65<br />

H Hülsenfrüchte 13 (4,3%) 28 (9,2%) 54 (17,7%) 138 (45,2%) 72 (23,6%) 0,97 0,95<br />

I Obst, Frisch 132 (43,3%) 68 (22,3%) 50 (16,4%) 42 (13,8%) 13 (4.,%) 0,98 0,003<br />

J Obstkonserven 6 (2,0%) 1 (0,3%) 10 (3,3%) 41 (13,5%) 246 (80,9%) 0,39 0,74<br />

3A Milch 136 (44,6%) 52 (17,0%) 25 (8,2%) 33 (10,8%) 59 (19,3%) 0,37 0,66<br />

B Joghurt natur/ Kefir/ Buttermilch/ Quark 83 (27,3%) 65 (21,4%) 50 (16,4%) 58 (19,1%) 48 (15,8%) 0,37 0,96<br />

C Sahne/ Créme fraiche 8 (2,6%) 12 (3,9%) 30 (9,9%) 79 (26,0%) 175 (57,6%) 0,65 0,81<br />

D Käse 82 (27,0%) 83 (27,3%) 50 (16,4%) 63 (20,7%) 26 (8,6%) 0,50 0,22<br />

4A Fleisch/Geflügel 37 (12,1%) 57 (18,7%) 67 (22,0%) 76 (24,9%) 68 (22,3%) 0,004 0,95<br />

B Innereien 1 (0,3%) 3 (1,0%) 4 (1,3%) 20 (6,6%) 275 (90,8%) 0,21 0,57<br />

C Wurst/Schinken 4 (1,3%) 15 (4,9%) 31 (10,2%) 104 (34,2%) 150 (49,3%) 0,42 0,64<br />

D Fisch, Frisch oder tiefgekühlt 1 (0,3%) 14 (4,6%) 42 (13,8%) 149 (49,0%) 98 (32,2%) 0,43 0,49<br />

E Fischkonserven - 3 (1,0%) 18 (5,9%) 71 (23,4%) 212 (69,7%) - -<br />

F Krabben/ Muscheln/ Meeresfrüchte - 2 (0,7%) 13 (4,3%) 66 (21,7%) 223 (73,4%) - -<br />

G Eier (auch in Speisen) 14 (4,6%) 35 (11,5%) 68 (22,3%) 149 (48,9%) 39 (12,8%) 0,85 0,60<br />

H Kuchen/ Torten/ süßes Gebäck 11 (3,6%) 23 (7,6%) 56 (18,4%) 129 (42,4%) 85 (28%) 0,93 0,76<br />

I Chips/ salzige Nüsse/ Knabbergebäck 6 (2,0%) 10 (3,3%) 39 (12,8%) 123 (40,5%) 126 (41,4%) 0,75 0,43<br />

5A Schokolade/ Süßigkeiten 27 (8,9%) 40 (13,2%) 71 (23,4%) 110 (36,2%) 56 (18,4%) 0,69 0,96<br />

B Eis/ Pudding/ Sahnecrémes 2 (0,7%) 10 (3,3%) 21 (6,9%) 111 (36,4%) 161 (52,8%) 0,72 0,85<br />

C Marmelade/ Honig/ Nußcrémes 44 (14,4%) 46 (15,1%) 47 (15,4%) 86 (28,2%) 82 (26,9%) 0,91 0,87<br />

6A Mineralwasser/ Früchtetee 182 (59,7%) 42 (13,8%) 20 (6,6%) 30 (9,8%) 31 (10,2%)


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

5.4 <strong>Zahnstatus</strong><br />

301/318 (94,7%) Probanden haben sich zahnärztlich untersuchen lassen <strong>und</strong> ein<br />

<strong>Zahnstatus</strong> wurde erhoben. Details zu den einzelnen Zahntaschentiefen finden sich<br />

in Tabelle 5.4.1 wieder.<br />

5.4.1 Taschentiefe<br />

Bef<strong>und</strong>e <strong>von</strong> erhöhter Taschentiefe (alle Taschentiefen in Tabelle 5.4.1 gezeigt) wurden<br />

eingeteilt in:<br />

• Kein Problem<br />

≤2mm, nur ≤1 Stelle mit 3mm<br />

• Milde <strong>Probleme</strong><br />

≥2Stellen mit 3mm, nur ≤1 Stelle mit 4mm<br />

• Moderate-schwere <strong>Probleme</strong> ≥2Stellen mit 4mm oder mehr<br />

229/302 (75,8%) Probanden hatten keine <strong>Probleme</strong>, 64/302 (21,2%) hatten milde<br />

<strong>und</strong> 9/302 (2,9%) hatten moderate-schwere <strong>Probleme</strong> mit erhöhter Taschentiefe. Mit<br />

höherem Alter stieg die Anzahl erhöhter Taschentiefen (siehe S.50, Tabelle 5.2.5).<br />

Gute M<strong>und</strong>hygiene vor oder während der Reise hatte keinen Einfluss auf die gemessene<br />

Taschentiefe (gute M<strong>und</strong>hygiene während der Reise p=0,41 <strong>und</strong> gute M<strong>und</strong>hygiene<br />

vor der Reise p=0,93). Frauen hatten eine geringere Anzahl erhöhter Taschentiefen<br />

als Männer (p=0,012, Chi Quadrat Test).<br />

• Frauen: Kein Problem mit tiefen Taschen 104/123 (45,6%), mildes Problem<br />

17/123 (26,6%) <strong>und</strong> moderates Problem 2/123 (40,9%).<br />

• Männer: Kein Problem mit tiefen Taschen 124/178 (54,4%), mildes Problem<br />

47/178 (73,4%) <strong>und</strong> moderates Problem 7/178 (77,8%).<br />

Es gab keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Taschentiefe <strong>und</strong> <strong>Probleme</strong>n<br />

während der Reise oder in Bezug auf den Plaque- <strong>und</strong> den Blutungsindex. Der Unterschied<br />

in der Taschentiefe zwischen Rauchern <strong>und</strong> Nichtrauchern war nicht signifikant<br />

(p=0,11 keine vs. milde; p=0,16 keine vs. milde <strong>und</strong> moderate-schwere):<br />

Raucher (n=30): Keine <strong>Probleme</strong> (≤2mm) n=20 (66,7%), milde <strong>Probleme</strong><br />

(≥3mm) n=10 (33,3%), moderate-schwere <strong>Probleme</strong> (≥4-<br />

5mm) n=0.<br />

Nichtraucher (n=271): Keine <strong>Probleme</strong> n=208 (76,8%), milde <strong>Probleme</strong> n=54<br />

(19,9%), moderate-schwere <strong>Probleme</strong> n=9 (3,3%)<br />

Allerdings war die Anzahl der Raucher im Gesamtkollektiv niedrig (30/301,10%).<br />

60


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.4.1: Detaillierte Bef<strong>und</strong>e für Taschentiefe an sechs Ramfjord Zähnen<br />

Zahn 16 0 1 2 3 4 5 6<br />

DV 1 (0,34%) 241 (80,9%) 44 (14,8%) 11 (3,7%) - 1 (0,34%) -<br />

V 1 (0,34%) 270 (90,6%) 21 (7,1%) 6 (2,0%) - - -<br />

MV 1 (0,34%) 227 (76,2%) 58 (19,5%) 11 (3,7%) 1 (0,34%) - -<br />

DP 1 (0,34%) 228 (76,5%) 56 (18,8%) 13 (4,4%) - - -<br />

P 1 (0,34%) 259 (86,9%) 32 (10,7%) 6 (2,0%) - - -<br />

MP 1 (0,34%) 209 (70,1%) 68 (22,8%) 18 (6,0%) 2 (0,7%) - -<br />

Zahn 21 0 1 2 3 4 5 6<br />

DV 3 (1,0%) 265 (88,9%) 22 (7,4%) 7 (2,3%) 1 (0,34%) - -<br />

V 3 (1,0%) 282 (94,6%) 11 (3,7%) 2 (0,7%) - - -<br />

MV 3 (1,0%) 262 (87,9%) 28 (9,4%) 4 (1,3%) 1 (0,34%) - -<br />

DP 3 (1,0%) 275 (92,3%) 14 (4,7%) 6 (2,0%) - - -<br />

P 3 (1,0%) 283 (95,0%) 9 (3,0%) 3 (1,0%) - - -<br />

MP 3 (1,0%) 268 (89,9%) 20 (6,7%) 7 (2,3%) - - -<br />

Zahn 24 0 1 2 3 4 5 6<br />

DV 1 (0,34%) 178 (59,7%) 93 (31,2%) 25 (8,4%) 1 (0,34%) - -<br />

V 1 (0,34%) 283 (95,0%) 11 (3,7%) 3 (1,0%) - - -<br />

MV 1 (0,34%) 147 (49,3%) 120 (40,3%) 30 (10,1%) - - -<br />

DP 1 (0,34%) 199 (66,8%) 73 (24,5%) 19 (6,4%) 5(1,7%) 1 (0,34%) -<br />

P 1 (0,34%) 274 (91,9%) 19 (6,4%) 4 (1,3%) - - -<br />

MP 1 (0,34%) 191 (64,1%) 79 (26,5%) 22 (7,4%) 4 (1,3%) 1 (0,34%) -<br />

Zahn 36 0 1 2 3 4 5 6<br />

DV 4 (1,3%) 207 (69,5%) 60 (20,1%) 23 (7,7%) 1 (0,34%) - -<br />

V 4 (1,3%) 229 (76,8%) 53 (17,8%) 10 (3,4%) - - -<br />

MV 4 (1,3%) 178 (59,7%) 75 (25,2%) 38 (12,7%) 1 (0,34%) - -<br />

DP 4 (1,3%) 233 (78,2%) 48 (16,1%) 12 (4,0%) - - -<br />

P 4 (1,3%) 272 (91,3%) 17 (5,7%) 4 (1,3%) 1 (0,34%) - -<br />

MP 4 (1,3%) 237 (79,5%) 45 (15,1%) 11 (3,7%) 1 (0,34%) - -<br />

Zahn 41 0 1 2 3 4 5 6<br />

DV - 274 (91,9%) 22 (7,4%) 1 (0,34%) 1 (0,34%) - -<br />

V - 291 (97,7%) 7 (2,3%) - - - -<br />

MV - 272 (91,3%) 21 (7,0%) 4(1,3%) 1 (0,34%) - -<br />

DP - 261 (87,6%) 30 (10,1%) 7 (2,3%) - - -<br />

P - 284 (95,3%) 13 (4,4%) - 1 (0,34%) - -<br />

MP - 263 (88,3%) 27 (9,1%) 7 (2,3%) 1 (0,34%) - -<br />

Zahn 44 0 1 2 3 4 5 6<br />

DV - 218 (73,2%) 60 (20,1%) 18 (6,0%) 2 (0,7%) - -<br />

V - 261 (87,6%) 31 (10,4%) 5 (1,7%) - 1 (0,34%) -<br />

MV - 201 (67,4%) 75 (25,2%) 21 (7,0%) 1 (0,34%) - -<br />

DP - 216 (72,5%) 64 (21,5%) 16 (5,4%) 2 (0,7%) - -<br />

P - 286 (96,0%) 8 (2,7%) 4 (1,3%) - - -<br />

MP - 183 (61,4%) 92 (31,0%) 23 (7,7%) - - -<br />

61


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

5.4.2 Plaqueindex<br />

Weder Plaqueindex, noch Papillenblutungsindex waren normalverteilt (Abbildung<br />

5.4.2.1 <strong>und</strong> 5.4.2.2). Der Median für den Plaqueindex war 2,32 (0,26 - 3,75; IQR<br />

2,135 – 2,57). Der Medianwert für den Papillenblutungsindex war 0,02 (0,0 - 2,36;<br />

IQR 0,0 – 0,19).<br />

200<br />

150<br />

Frequenz<br />

100<br />

50<br />

0<br />

.00<br />

.07<br />

.10<br />

.12<br />

.14<br />

.16<br />

.18<br />

.21<br />

.24<br />

.26<br />

.30<br />

.33<br />

.36<br />

.38<br />

.40<br />

.42<br />

.44<br />

.50<br />

.56<br />

.60<br />

.67<br />

.82<br />

1.00 1.36 2.26<br />

Blutungspunkte<br />

Abbildung 5.4.2.1<br />

Blutungspunkte (Papillenblutungsindex) im Gesamtkollektiv<br />

62


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

20<br />

15<br />

Frequenz<br />

10<br />

5<br />

0<br />

.26<br />

1.79 1.83 1.89 2.04 2.11 2.16 2.21 2.25 2.29 2.33 2.41 2.46 2.54 2.58 2.63 2.70 2.76 2.84 2.89 2.96 3.08 3.32 3.67<br />

Plaquepunkte/Plaque-Index, Quickley-Hein (QH)<br />

Abbildung 5.4.2.2<br />

Plaqueindex (Quigley-Hein) im Gesamtkollektiv<br />

Es gab keinen signifikanten Unterschied im Plaque- & Blutungsindex zwischen Probanden,<br />

die in den letzten sechs Monaten beim Zahnarzt waren bzw. eine Zahnreinigung<br />

erhielten (p>0,8) <strong>und</strong> denen, die es nicht waren bzw. keine Zahnreinigung erhielten<br />

(p>0,8). Frauen hatten einen geringeren Plaque- & Blutungsindex im Vergleich<br />

zu Männern (QH: p= 0,005, PBI: p= 0,004).<br />

5.4.3 Sensibilität, Lockerung <strong>und</strong> Vitalität<br />

Ein oder mehr nicht vitale Zähne wurden bei 39/301 (13%) Probanden diagnostiziert.<br />

Von 309 Probanden zeigten lediglich 5 (1,7%) einen Lockerungsgrad einzelner Zähne<br />

zwischen Grad 1 bis Grad 3 (Tabelle 5.4.2). Auffällig war hierbei, dass es sich bei<br />

vier Zähnen um den Zahn 41 <strong>und</strong> bei zwei Zähnen um den Zahn 44 handelte. Drei<br />

der sechs Zähne wiesen Taschentiefen auf, die im Bereich zwischen drei <strong>und</strong> fünf<br />

mm lagen, was auf eine parodontale Schädigung des Zahnes schließen ließe. Die<br />

anderen drei Zähne wiesen Taschentiefen zwischen 1mm <strong>und</strong> 2mm auf. Alle <strong>von</strong><br />

Lockerung betroffenen Zähne waren vital.<br />

63


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.4.2: Vergleich der Taschentiefe <strong>und</strong> der Vitalität der gelockerten Zähne des Probanden.<br />

Proband 83 87 531 552<br />

Zahn 41 44 41 41 41 44<br />

Taschentiefe (Meßpunkt)<br />

distovestibulär 2 3 2 1 1 2<br />

vestibulär 1 5 1 1 1 3<br />

mesiovestibulär 2 4 2 1 1 3<br />

distopalatinal 1 3 3 1 2 3<br />

palatinal 1 1 4 1 2 1<br />

mesiolpalatinal 1 2 3 1 2 3<br />

Lockerungsgrad 1 X X<br />

Lockerungsgrad 2 X X X<br />

Lockerungsgrad 3<br />

X<br />

Zahn vital? Ja Ja Ja Ja Ja Ja<br />

Probanden mit sehr hohem Papillenblutungs- <strong>und</strong> Plaqueindex hatten variable<br />

Taschentiefen (bis zu 6mm), aber keine Zähne, die locker/nicht vital waren (Tabelle<br />

5.4.3).<br />

Tabelle 5.4.3: Erhöhter Papillenblutungsindex (PBI) oder Plaqueindex (QH) im Vergleich zur<br />

Vitalität, Lockerung <strong>und</strong> Taschentiefe der gesamten Zähne des Probanden<br />

Proband PBI QH LG Vit - TT in mm<br />

(Nr)<br />

100 1,36 3,57 0 0 1,2,3<br />

633 2,36 3,07 0 0 1,2,3,4<br />

726 2,26 0,26 0 0 1<br />

738 1,68 2,71 0 0 1,2,3<br />

765 1,22 2,28 0 0 1<br />

798 1,00 2,84 0 0 1,2,3,4,6<br />

*PB = Proband, PBI = Papillenblutungsindex, QH = Quickley Hein, LG = Lockerungsgrad, Vit - = Vitalitätsprobe<br />

negativ, TT = Taschentiefe 1,0 wurde als erhöhter Plaque- <strong>und</strong> Blutungsindex gewertet. Die hauptsächlich vorkommende<br />

Zahntaschentiefe ist in Fettschrift dargestellt.<br />

Eine ausführliche Aufstellung der Informationen, die Probanden mit <strong>Probleme</strong>n betreffen,<br />

ist in Tabelle 5.4.4 zu finden. Patienten mit zahnärztlichem Notfallkit befanden<br />

sich nicht unter den Probanden, die Beschwerden während der Reise hatten. Von<br />

den 53 Probanden mit Beschwerden, hatten 14 (26,4%) keine Medikamente oder<br />

Notfallzahnkits dabei. Acht <strong>von</strong> diesen 14 (57,1%) Probanden litten an Beschwerden,<br />

die mit einem Notfallset für Zähne hätten behandelt werden können. Vier gaben<br />

Zahnfleischbluten an, welches mittels einer Chlorhexidinlösung hätte verbessert wer-<br />

64


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

den können. Vier gaben an, dass sie eine Füllung verloren hatten. Dieses hätte mit<br />

provisorischem Füllmaterial behandelt werden können. 23 der 53 Probanden (43,4%;<br />

[7,4% <strong>von</strong> 309]) hatten Beschwerden wie Zahnschmerzen, Zahnfleischbluten oder<br />

verlorene Füllungen. Ein Zahnnotfallkit hätte auch hier zu einer Linderung der Beschwerden<br />

führen können. Sechs der 23 Beschwerdepatienten wurden in Manang/Nepal<br />

<strong>von</strong> einem qualifizierten Zahnarzt behandelt (M.H.). Die Behandlungen<br />

umfassten provisorische Füllungen, Zahnreinigung bei schwerer Zahnfleischentzündung<br />

<strong>und</strong> spezielle Antibiotikagabe.<br />

Tabelle 5.4.4: Informationen über <strong>Probleme</strong> der Probanden unterwegs<br />

PB Bltg. Zahnschmerz<br />

<strong>Probleme</strong> unterwegs?<br />

Füllung<br />

verloren<br />

Beh.<br />

Zähne<br />

Problem<br />

Was?<br />

Füllung<br />

Anderes<br />

Problem<br />

Behandlung<br />

im Land?<br />

Notfallset<br />

36 X X X<br />

38 X X<br />

65 X X A,AI<br />

81 Zahnhals A<br />

102 Otitis X<br />

103 Foodimpaction<br />

AB,A<br />

112 Keine Angaben<br />

A<br />

114 Zahnhals A,O,NS<br />

501 X Zahnhals Alles<br />

503 X AB,A,AI,<br />

NS<br />

505 X X AB,A,AI<br />

510 Otitis, Tonsillitis<br />

AB,A,AI,<br />

NS<br />

511 X X X X Zahnarztbesuch<br />

Alles<br />

513 Tonsillitis X<br />

517 Erbrechen A,AI<br />

519 X X<br />

520 X nein Zahnhals AB,A,AI<br />

530 X X AB,A,AI<br />

531 Tonsillitis AB,A<br />

534 X AI<br />

535 14 abgebrochelung<br />

Zementfül-<br />

AB,A,AI<br />

(MH)<br />

538 X X X<br />

543 X X AB,A,AI<br />

Fortsetzung siehe nächste Seite<br />

Ja<br />

Nein<br />

65


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

Tabelle 5.4.4 (Fortsetzung): Informationen über <strong>Probleme</strong> der Probanden unterwegs<br />

PB Bltg. Zahnschmerz<br />

<strong>Probleme</strong> unterwegs?<br />

Füllung<br />

verloren<br />

Beh.<br />

Zähne<br />

Problem<br />

Was?<br />

Füllung<br />

Anderes<br />

Problem<br />

Behandlung<br />

im Land?<br />

Notfallset<br />

551 X X X Von MH<br />

X<br />

behandelt<br />

555 TMG <strong>Probleme</strong><br />

Patient selbst<br />

X<br />

behandelt<br />

561 Keine Angabe<br />

X<br />

565 Zahnhals AB,A,NS<br />

569 Tonsillitis AB,A<br />

600 Tonsillitis Alles<br />

601 X X X Aerodontalgie<br />

AB,A,AI<br />

604 X X A<br />

633 X X CHX, Antibiotika<br />

AB,A,AI<br />

(MH)<br />

650 Keine Angabe<br />

A<br />

651 Zahnhals AB<br />

652 X X X NS<br />

653 X X X<br />

658 X X AB,AI<br />

659 TMG <strong>Probleme</strong><br />

A,AI,NS<br />

660 Halitosis X<br />

680 Zahnhals A,AI<br />

687 Keine Angabe<br />

A,AI,NS<br />

791 X X AB<br />

792 X X AB,A,AI<br />

816 X X X<br />

836 Zahnhals X<br />

874 X X AB,A,AI<br />

715 Zahnhals AB,A<br />

733 X X Zement (MH) A,AI,NS,<br />

O<br />

738 X X AB,A,AI<br />

765 X X X<br />

767 X X AB,AI<br />

614 X X AB,A,AI,<br />

NS<br />

734 X X Indien beh. A<br />

Ja<br />

Nein<br />

Die Anzahl der Probanden, die <strong>Probleme</strong> angaben, unterschied sich zwischen den<br />

Herkunftsländern. Allerdings war die Zahl der Probanden aus manchen Ländern zu<br />

klein um weitere statistische Untersuchungen zu betreiben (Abbildung 5.4.3).<br />

66


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

N<br />

12%<br />

27%<br />

11%<br />

23% 21% 30%<br />

31%<br />

15%<br />

14% 40% 50%<br />

50%<br />

50% 67% 50%<br />

Abbildung 5.4.3:<br />

Herkunftsland <strong>und</strong> Frequenz <strong>von</strong> <strong>Probleme</strong>n.<br />

67


Ergebnisse<br />

___________________________________________________________________<br />

5.5 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

1) Zahnmedizinische <strong>Probleme</strong> beim Trekking in Nepal kommen regelmäßig vor<br />

(16% der Probanden in der vorgelegten Studie) <strong>und</strong> beschränken sich in der<br />

vorgelegten Studie hauptsächlich auf Zahnfleischbluten.<br />

2) Notfälle, die unmittelbar zahnärztlicher Behandlung bedürfen, sind relativ selten<br />

(1,9%).<br />

3) Die Minderheit 10/309 (3,1%) führte ein zahnärztliches Notfallkit mit, diejenigen,<br />

die es tun, haben oft medizinische Vorkenntnisse (4/10).<br />

4) <strong>Probleme</strong> traten seltener bei Probanden auf, die in den sechs Monaten vor<br />

Reisebeginn noch einmal beim Zahnarzt waren.<br />

5) Plaquewerte waren signifikant besser bei Frauen <strong>und</strong> bei Probanden mit guter<br />

M<strong>und</strong>hygiene.<br />

6) Erhöhte Blutung fand sich bei älteren <strong>und</strong> vor allem männlichen Probanden.<br />

7) Der ZA Bef<strong>und</strong> war bei den meisten Reisenden gut (≤2mm Taschentiefe, wenige<br />

Blutungspunkte) <strong>und</strong> reflektiert den generell guten Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

der <strong>Trekkingreisenden</strong> <strong>und</strong> den geringen Anteil <strong>von</strong> Rauchern.<br />

8) M<strong>und</strong>hygieneverhalten änderte sich erheblich <strong>und</strong> signifikant bei den Probanden,<br />

manuelle Bürste <strong>und</strong> Putzdauer mit 1-2 Minuten, 1-3x am Tag waren<br />

häufig. Elektrische Zahnbürsten, Zahnseide <strong>und</strong> andere Extras wurden <strong>von</strong><br />

den meisten Probanden zu Hause gelassen.<br />

9) Die Auswertung des Ernährungsfragebogens (bezog sich auf Ernährung zuhause)<br />

zeigte signifikante Unterschiede: Probanden die täglich frisches Obst<br />

zu sich nahmen hatten weniger Zahnfleischbluten, tägliches Kaffee/Teetrinken<br />

war mit höherem Blutungsindex verb<strong>und</strong>en. Erhöhte Plaquebildung wurde bei<br />

täglicher Limonade/Soft Drinks <strong>und</strong> auch täglicher Fleischzunahme beobachtet.<br />

Signifikant weniger Plaquebildung wurde bei Probanden gesehen, die täglich<br />

Mineralwasser/Früchtetee zu sich nahmen.<br />

68


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

6 Diskussion<br />

6.1 Probandenkollektiv – Repräsentativität <strong>und</strong> Vergleichbarkeit<br />

Die vorliegende Studie ist nach unserem Wissen die erste Studie, die zahnärztliche<br />

<strong>Probleme</strong> <strong>und</strong> Parodontalstatus beim Trekking auf Höhen über 3.500 Meter untersucht.<br />

Es gibt nur wenige reisemedizinische Studien die spezifisch nach <strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

<strong>Probleme</strong>n fragen.<br />

Bhatta P. et al. untersuchten zwischen 2006 <strong>und</strong> 2007 wieviele Teilnehmer vom VSO<br />

(Voluntary Service Overseas) <strong>Probleme</strong> am Einsatzort, bzw. <strong>Probleme</strong> nach Rückkehr<br />

zu Hause hatten (Bhatta et al. 2009). Das Alter der 219 Probanden lag zwischen<br />

26 <strong>und</strong> 45 Jahren (Median: 31 Jahre) <strong>und</strong> die Mehrheit (69,4%) waren Frauen.<br />

Bhatta et al. fanden heraus, dass 22,8% der Probanden während ihres Auslandsaufenthaltes<br />

unter Zahnproblemen gelitten hatten. Die Probanden waren unterschiedlich<br />

lange weg, <strong>von</strong> wenigen Wochen bis zu einem Jahr. Leider geben die Autoren nicht<br />

an, wie groß das Risiko standardisiert auf eine Bezugsgröße, z.B. pro 1.000 Aufenthaltstage,<br />

ist.<br />

Sobotta et al. untersuchten, wie viele Kreuzfahrtpassagiere (Weltumr<strong>und</strong>ung) den<br />

Bordzahnarzt aufsuchten <strong>und</strong> warum (Sobotta et al. 2008). Insgesamt suchten<br />

70/1619 Patienten den Bordzahnarzt auf wo<strong>von</strong> 57 mit akuten Beschwerden, wie<br />

z.B. defekter Restauration (35,7%), akuter Pulpitis (20,0%), Karies (11,4%) oder defektem<br />

Zahnersatz (11,4%) auftraten. Der Altersdurchschnitt der Probanden war 67<br />

(+- 11,5) Jahre, bei Problempatienten 71 (±9,8) Jahre. Auch hier erfolgte keine Risikoangabe<br />

nach einer Bezugsgröße.<br />

Rack J. et al. untersuchten Risiken <strong>und</strong> Spektrum <strong>von</strong> Erkrankungen bei Reisenden<br />

zu beliebten Zielen im Ausland (Rack et al. 2005). Hiernach reisen jährlich etwa 4.1<br />

Millionen Deutsche in Entwicklungsländer <strong>und</strong> erleiden dabei verschiedenste Krankheiten<br />

(Rack et al. 2005), (N.N. 2004). 658 Probanden nahmen an der Fragebogen-<br />

Studie teil. Von der Studie ausgeschlossen wurden Probanden die unter 18 Jahre<br />

waren, mehrere Monate ins Ausland reisten <strong>und</strong>/oder unter einer chronischen bzw.<br />

akuten Erkrankung litten. Von den 658 Probanden waren 318 (48,3%) Männer, 340<br />

(51,7%) Frauen. Der Altersdurchschnitt lag bei 40,3 ± 13,5 Jahre. 287/658 (43,6%)<br />

Probanden reisten mit Rucksack, 371/658 (56,4%) übernachteten in Hotels. Es rei-<br />

69


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

sten signifikant mehr Probanden nach Indien/Nepal <strong>und</strong> Thailand (p


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

banden, die nur Fragebögen beantworteten, denen die einen <strong>Zahnstatus</strong> erheben<br />

ließen <strong>und</strong> denen die an der mikrobiologischen Studie teilnahmen. Somit ist auch<br />

hier Repräsentativität für das Gesamtkollektiv der Reisenden gegeben.<br />

6.2 <strong>Probleme</strong> während der Trekkingreise <strong>und</strong> Faktoren, die mit<br />

<strong>Probleme</strong>n zusammenhängen<br />

6.2.1 Prävalenz <strong>und</strong> Art zahnärztlicher <strong>Probleme</strong><br />

Die Prävalenz <strong>von</strong> zahnärztlichen <strong>Probleme</strong>n während der Reise lag in der vorgelegten<br />

Studie bei 16,5%.<br />

Die Studie <strong>von</strong> Bhatta P. et al. ist am besten vergleichbar, da das Probandenkollektiv<br />

ähnlich ist (junge, generell ges<strong>und</strong>e Leute) (Bhatta et al. 2009). Bhatta et al. berichteten<br />

<strong>von</strong> einer Prävalenz <strong>von</strong> 22,8%, obwohl die Art der Zahnprobleme nicht erläutert<br />

wurde <strong>und</strong> keine zahnärztlichen Bef<strong>und</strong>e erhoben wurden. Es ist nicht klar, warum<br />

die Problemrate höher liegt, es könnte an Faktoren, wie z.B. Herkunftsland liegen<br />

(siehe unten). Sobotta et al. untersuchten ein wesentlich älteres, <strong>und</strong> nicht vergleichbares<br />

Patientenkollektiv, die Problemrate in ihrer Kreuzfahrtstudie lag wesentlich<br />

niedriger (4,3%) als in unserer Studie (Sobotta et al. 2008). Rack J. et al. gingen<br />

nicht spezifisch auf Zahnprobleme ein, somit fehlt hier eine Vergleichbarkeit (Rack et<br />

al. 2005). Die <strong>zahnmedizinische</strong>n Notfälle, auf die Shaw M. et al. eingeht, beziehen<br />

sich auf Einheimische in der Mongolei, unsere Untersuchungen bezogen sich auf<br />

Trekkingreisende aus aller Welt, auch hier ist eine Vergleichbarkeit nicht gegeben<br />

(Shaw et al. 2009).<br />

Die Art der Zahnprobleme wurde nur <strong>von</strong> Sobotta et al. detailliert angegeben <strong>und</strong><br />

sind mit denen unserer Studie nicht vergleichbar (Sobotta et al. 2008).<br />

6.2.2 Herkunftsland <strong>und</strong> zahnärztliche <strong>Probleme</strong><br />

Wir konnten die Häufigkeit <strong>zahnmedizinische</strong>r <strong>Probleme</strong> nicht nach Herkunftsland<br />

untersuchen, da unser Kollektiv hierfür zu klein war <strong>und</strong> Probanden aus 24 verschiedenen<br />

Ländern teilnahmen.<br />

71


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

Es ist bekannt, dass es Unterschiede in der Zahnges<strong>und</strong>heit zwischen verschiedenen<br />

Ländern gibt. Crocombe LA. et al. untersuchten Unterschiede zwischen der<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit <strong>von</strong> Australien, Engländern, Deutschen <strong>und</strong> Amerikanern (Crocombe<br />

et al. 2009). Hierbei wurde nach folgenden Punkten geschaut: dem DMFT (decayed<br />

missing filled teeth), Zahnarztbesuch in den letzten 12 Monaten, Häufigkeit der<br />

Zahnseidenbenutzung (≥ 1xTag), ≥ 1 Zahn mit ≥4mm Taschentiefe, ≥ 1 Zahn mit<br />

≥4mm klinischem Attachmentverlust.<br />

Im Vergleich zu Deutschland <strong>und</strong> Australien war der DMFT etwas höher als zu Amerika.<br />

England hatte hingegen einen doppelt so hohen DMFT wie Australien, Deutschland<br />

<strong>und</strong> Amerika. Deutschland hatte einen höheren Anteil Probanden mit Attachmentverlust<br />

im Vergleich zu Amerika <strong>und</strong> Australien. Einen besonders geringen<br />

DMFT, der darüber hinaus noch weitere Verbesserungstendenz zeigt, findet man in<br />

Europa für die Niederlande (Kalsbeek et al. 1998) <strong>und</strong> die Schweiz (Menghini et al.<br />

2003).<br />

Wir konnten diese Unterschiede nicht bestätigen. Man kann allerdings spekulieren,<br />

dass Unterschiede in M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Auftreten <strong>von</strong> <strong>Probleme</strong>n während der<br />

Reise wahrscheinlich mit Faktoren wie z.B. Zugänglichkeit zu zahnärztlicher Versorgung<br />

im Heimatland, Kosten <strong>zahnmedizinische</strong>r Versorgung <strong>und</strong> kulturellen Verhaltensunterschieden<br />

zusammenhängen.<br />

6.2.3 Zigarettenrauchen <strong>und</strong> zahnärztliche <strong>Probleme</strong><br />

Zigarettenrauchen ist mit zahnärztlichen Erkrankungen verb<strong>und</strong>en. Axelsson P. et al.<br />

untersuchten 1093 Probanden im Alter <strong>von</strong> 35 bis 75 Jahren <strong>und</strong> fanden, dass Raucher<br />

mehr fehlende Zähne, Parodontose <strong>und</strong> Karies im Vergleich zu Nichtrauchern<br />

hatten (Axelsson et al. 1998). Die Autoren verwiesen auf Bergström <strong>und</strong> Floderus,<br />

die beschrieben, dass Nichtraucher im Vergleich zu Rauchern zwar erhöhtes Zahnfleischbluten<br />

aufwiesen, dies aber damit zusammenhing, dass Raucher eine schlechtere<br />

Durchblutung in den Endgefäßen haben (Bergstrom & Floderus-Myrhed 1983).<br />

Andere Studien haben ebenfalls eine signifikant höhere Rate an Parodontalerkrankung<br />

bei Rauchern beschrieben (Yanagisawa et al. 2010), (Ziebolz et al. 2008)<br />

Unsere Ergebnisse bezüglich eines Zusammenhanges zwischen Rauchern <strong>und</strong><br />

M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit waren nicht signifikant, allerdings war der Anteil <strong>von</strong> Rauchern in<br />

unserem Kollektiv klein (10%) <strong>und</strong> damit fernab des Anteils in den zitierten Studien.<br />

72


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

Raucher tendierten zu höheren Taschentiefen als Nichtraucher, allerdings war der<br />

Unterschied nicht signifikant.<br />

6.2.4 Alter <strong>und</strong> Vorerkrankungen & zahnärztliche <strong>Probleme</strong><br />

Vorerkrankungen, z.B. Diabetes mellitus, sind mit erhöhtem Risiko zu zahnärztlichen<br />

Erkrankungen wie Parodontose <strong>und</strong> Zahnverlust verb<strong>und</strong>en (Holtfreter et al. 2010),<br />

(Kaur 2009), (Borrell & Papapanou 2005). In der vorgelegten Studie wurde nicht<br />

nach Vorerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefragt. Wir<br />

nehmen allerdings an, dass Personen, die eine Höhenreise auf über 3500 Meter angehen<br />

generell bei guter Ges<strong>und</strong>heit sind. Da wir in unserer Studie hierzu keine Daten<br />

erhoben haben, kann man keinen Vergleich zwischen den Studien erheben.<br />

Zudem weisen derartige Erkrankungen bei Trekkern eine relativ geringe Prävalenz<br />

auf, somit wäre auch eine drastisch höhere Kollektivgröße notwendig gewesen, um<br />

valide statistische Aussagen machen zu können.<br />

Die Aussagen zum Alter <strong>und</strong> Zahnges<strong>und</strong>heit schwanken. Holtfreter et al. fanden in<br />

ihrer deutschen epidemiologischen Studie keinen Altersunterschied bezüglich Parodontalerkrankung<br />

(Holtfreter et al.). Sobotta et al. untersuchten vorwiegend ältere<br />

Patienten, hatten aber eine geringe Rate an Beschwerdefällen (Sobotta et al. 2008).<br />

Ihre Studie war aber nicht darauf ausgelegt, die Zahnges<strong>und</strong>heit aller Passagiere an<br />

Bord zu untersuchen. Sie diskutieren, dass höheres Alter <strong>und</strong> mehr Zeit auf einem<br />

Kreuzfahrtschiff die Chance erhöhen, eine Behandlung zu benötigen.<br />

Crocombe et al. beschreiben in ihrer Studie einen kontinuierlichen Anstieg der Taschentiefe<br />

in allen vier Ländern im Vergleich zwischen jung <strong>und</strong> alt (Crocombe et al.<br />

2009).<br />

In unserer Studie konnte man ebenfalls erkennen, dass höheres Alter mit höheren<br />

Taschentiefen verb<strong>und</strong>en war, allerdings war dies nur signifikant für die Probanden<br />

im Alter <strong>von</strong> 30-50 Jahren. Hier hatten 24/104 (24,7%) Probanden mehr als zwei<br />

Stellen mit ≥ 3mm <strong>und</strong> ≤ eine Stelle mit 4mm.<br />

73


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

6.2.5 Geschlechtsunterschiede bei M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> <strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

<strong>Probleme</strong>n<br />

Es ist bekannt, dass Männer <strong>und</strong> Frauen signifikante Unterschiede in ihrer M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> im M<strong>und</strong>hygieneverhalten zeigen.<br />

Holtfreter et al. gaben an, dass mehr Männer unabhängig vom Alter als Frauen an<br />

Parodontose erkrankt waren <strong>und</strong> spekulierten, dass Frauen andere Risikofaktoren für<br />

Parodontose haben als Männer (Holtfreter et al. 2010).Sie erwähnten ebenfalls, dass<br />

Frauen bessere M<strong>und</strong>hygiene haben als Männer. Abegg et al. wiesen auch darauf<br />

hin, dass Männer schlechtere M<strong>und</strong>hygiene haben als Frauen (Abegg et al. 1999).<br />

Ziebholz et al. zeigten in ihrer Studie bei jungen Frauen (21,7 Jahre) <strong>und</strong> Männern<br />

(21,4 Jahre) der B<strong>und</strong>eswehr, dass Frauen zwar weniger Karies hatten als Männer<br />

(p=0,03), allerdings war die M<strong>und</strong>hygiene, gemessen mit Plaqueindex (Quigley-Hein)<br />

im gesamten Kollektiv schlecht (Frauen: QH 2,16 ± 0,6; Männer: QH 2,53 ±0,5;<br />

p=0,01) (Ziebolz et al. 2008). Sie fanden signifikant weniger tiefe Zahnfleischtaschen<br />

bei Frauen (p=0,04).<br />

Im Vergleich zu den genannten Studien konnten wir die Aussage <strong>von</strong> Ziebholz et al.<br />

bestätigen, dass Frauen signifikant weniger tiefe Zahnfleischtaschen hatten als Männer.<br />

Allerdings hatten im Gegensatz zu Ziebholz et al. die weiblichen Probanden unseres<br />

Kollektivs weniger Plaque- & Blutungspunkte. Die niedrigeren Werte beim Plaque-<br />

<strong>und</strong> Blutungsindex in unserer Studie lassen bessere M<strong>und</strong>hygiene vermuten,<br />

allerdings war das Putzverhalten bei Frauen <strong>und</strong> Männern während der Reise bei<br />

unserer Studie gleich. Es ist möglich, dass noch andere Faktoren, wie z.B. Ernährungsgewohnheiten<br />

eine Rolle spielen, vor allem käme aber auch eine höhere Effektivität<br />

(„Sorgfalt“) der Reinigung bei nominell gleicher Reinigungsfrequenz in Betracht.<br />

6.2.6 Zahnärztliche <strong>Probleme</strong> <strong>und</strong> Putzverhalten bzw. Zahnarztbesuche<br />

Putzverhalten <strong>und</strong> Zahnges<strong>und</strong>heit sind eng miteinander verb<strong>und</strong>en. Abegg C. et al.<br />

untersuchten in ihrer Studie, ob es einen Zusammenhang zwischen M<strong>und</strong>hygiene<br />

<strong>und</strong> flexibleren Arbeitszeiten gäbe (Abegg et al. 1999). In ihrem Probandenkollektiv<br />

(Alter 24 bis 44 Jahre) fanden sie, dass Frauen regelmäßiger putzen als Männer,<br />

unabhängig <strong>von</strong> Alter <strong>und</strong> Kultur. Ebenfalls beschrieben sie, dass mit höherem Alter<br />

74


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

die Tendenz ≥2x am Tag zu putzen sank. Je flexibler die Arbeitszeiten, desto höher<br />

war die Putzfrequenz, desto effektiver wurde geputzt <strong>und</strong> umso mehr zusätzliche<br />

M<strong>und</strong>hygieneartikel wurden gekauft <strong>und</strong> verwendet (Zahnseide, Zahnhölzchen, Interdentalbürstchen).<br />

Abegg C. et al. verwiesen auf Löe et al (1965) die angaben,<br />

dass bei schlechter M<strong>und</strong>hygiene das Risiko parodontal zu erkranken höher war (Loe<br />

et al. 1965, Abegg et al. 1999). Im Putzverhalten <strong>und</strong> bei den <strong>Probleme</strong>n gab es zwischen<br />

unseren drei Alterskategorien – bis 30 Jahre, 30,1-50 Jahre <strong>und</strong> über 50 Jahre-<br />

keine signifikanten Unterschiede. Im Vergleich zu Abegg C. et al konnte man bei<br />

unserem Kollektiv ebenfalls erkennen, dass dadurch, dass eine Änderung im Putzverhalten<br />

während der Reise stattfand (weniger Flexibilität <strong>und</strong> andere Umgebung)<br />

(Abegg et al. 1999). Wurde vorher noch ausgiebig mit Zahnseide, Interdentalbürstchen<br />

<strong>und</strong> M<strong>und</strong>dusche gereinigt, senkte der Einsatz sich während der Reise um<br />

50%. Ebenfalls verringerte sich die Putzfrequenz.<br />

Der generell erhöhte Plaqueindex weist auf eine schlechtere M<strong>und</strong>hygiene während<br />

der Reise hin, obwohl wir keine Plaqueindex-Bef<strong>und</strong>e vor der Reise untersuchten.<br />

Man kann darauf schließen, dass unter schwierigeren äußeren Einflüssen die M<strong>und</strong>hygiene<br />

leidet. Die Schwierigkeiten beim Trekking sind z.B.: keine adäquaten Sanitären<br />

Anlagen, sehr kaltes Wasser <strong>und</strong> der Umstand „auf Reisen“ zu sein <strong>und</strong> nicht in<br />

der gewohnten heimatlichen Umgebung.<br />

Keinen Zusammenhang gab es zwischen guter/schlechter M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> dem<br />

Blutungsindex (p=0,137, MWU). Dies könnte man darauf zurückführen, dass die<br />

Probanden erst 4-5 Tage unterwegs waren <strong>und</strong> sich somit der Blutungsindex noch<br />

nicht verändert hatte.<br />

Regelmäßige Vorsorgebesuche beim Zahnarzt werden in vielen Ländern angeraten.<br />

Zusammenhänge zwischen M<strong>und</strong>hygiene, sozial-demographischen Unterschieden<br />

<strong>und</strong> Häufigkeit des Zahnarztbesuches sind komplex.<br />

Holtfreter B. et al. beschrieben, dass Frauen öfter zum „Check-up“ gehen als Männer<br />

ihres Alters (Holtfreter et al. 2010).Im Vergleich zwischen Erwachsenen (39,6±2,8<br />

Jahre) gingen Senioren (68,6± 2,7 Jahre) etwas häufiger zum „Check-up“. Im Vergleich<br />

Ost- zu Westdeutschland gingen Ostdeutsche häufiger zum „Check-up“ als<br />

Westdeutsche (Erwachsene <strong>und</strong> Senioren). Sobotta et al. beschrieben ebenfalls,<br />

dass ältere Patienten vermehrt innerhalb <strong>von</strong> sechs Monaten vor Reisebeginn noch<br />

einmal zu einem „Check-up“ bei ihrem Zahnarzt waren (Sobotta et al. 2008). Die<br />

75


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

Kreuzfahrtreisenden hatten in der Regel vor der Reise noch ihren Hauszahnarzt aufgesucht<br />

um möglichen <strong>Probleme</strong>n während der Reise aus dem Weg zu gehen. Die<br />

freiwilligen Helfer <strong>von</strong> VSO (Voluntary Service Overseas) in der Studie <strong>von</strong> Bhatta P.<br />

et al. wurden vor ihrer Abreise ärztlich zunächst <strong>von</strong> ihrem Hausarzt <strong>und</strong> später noch<br />

ein zweites Mal <strong>von</strong> einem Arzt <strong>von</strong> VSO untersucht um <strong>Probleme</strong>n im Einsatz vorzubeugen<br />

(Bhatta et al. 2009). Rack J. et al. kamen bei ihren Untersuchungen zu<br />

dem Entschluss, dass es für Reisende in „exotische“ Länder bzw. sogenannte „Dritte<br />

Welt Länder“ außerordentlich wichtig sei, vorab wenn schon nicht bei einem medizinischen<br />

Reiseinstitut, so doch zumindest bei ihrem Hausarzt Informationen über nötige<br />

Impfungen oder Medikamente einzuholen (Rack et al. 2005). Beide Studien wiesen<br />

nicht auf eine mögliche nötige <strong>zahnmedizinische</strong> Prophylaxe hin.<br />

In unserer Studie gab es keinen Unterschied zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen, in der<br />

Häufigkeit <strong>von</strong> Zahnarztbesuchen, allerdings gingen ältere Probanden (+50Jahre)<br />

häufiger. Es war ersichtlich, dass Probanden, die sechs Monate vor der Reise noch<br />

beim Zahnarzt waren, weniger <strong>Probleme</strong>, vor allem signifikant weniger Blutungsprobleme<br />

auf der Reise hatten. Die Anzahl derer, die Schmerzen, verlorenen Füllungen<br />

oder ähnliche <strong>Probleme</strong> hatte war zu klein um signifikante Ergebnisse zu liefern. Wir<br />

vermuten, dass mit höherer Probandenzahl dort Unterschiede ersichtlich werden<br />

könnten.<br />

6.2.7 Plaqueindex, Blutungsindex <strong>und</strong> potentieller Einfluss der Ernährung<br />

Erhöhte Plaque- <strong>und</strong> Blutungswerte wurden bei vielen Probanden gesehen. Bei den<br />

erhöhten Plaquewerten könnte man da<strong>von</strong> ausgehen, dass der zunächst noch niedrige<br />

Blutungsindex sich im weiteren Verlauf der Trekkingreise erhöhen würde. Je<br />

länger eine starke Plaquebesiedlung der Zahnoberflächen stattfindet, umso mehr<br />

steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Zahnfleischentzündung manifestiert. Wir<br />

haben allerdings keine Daten zu einem späteren Reisezeitpunkt für unsere Probanden.<br />

Die M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit hängt unter anderem auch <strong>von</strong> der Ernährung ab (Bawadi et al.<br />

2010). Wir konnten Zusammenhänge im zahnärztlichen Untersuchungsbef<strong>und</strong>, d.h.<br />

Plaque- <strong>und</strong> Blutungsindex, <strong>und</strong> bestimmten Ernährungsgewohnheiten vor der Reise<br />

76


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

beobachten. Hoher Zuckerkonsum (Limonade etc.), hoher Kaffee-Teekonsum <strong>und</strong><br />

niedriger Konsum <strong>von</strong> frischem Obst waren mit erhöhten Plaque- <strong>und</strong>/oder Blutungswerten<br />

verb<strong>und</strong>en. Da wir nicht auch noch spezifisch nach Ernährungsgewohnheiten<br />

unterwegs gefragt haben, können wir keine weiteren Schlüsse aus diesen Ergebnissen<br />

ziehen. Diese Ergebnisse bedürfen noch weiterer Forschung.<br />

Es ist erwähnenswert, dass sich beim Trekking in Nepal die Ernährung verändert, da<br />

die Hauptnahrungsmittel sehr kohlenhydratreich sind (Reis, Kartoffeln, Nudeln, Mehlspeisen).<br />

Frisches Gemüse oder Obst ist in den unwegsamen Gebieten der Annapurna-Region<br />

sehr knapp, sodass die Bewohner den <strong>Trekkingreisenden</strong> diese nicht<br />

anbieten können. Da der Zusammenhang zwischen Zahnges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> frischem<br />

Obst oder auch Kaffee-Tee Konsum generell nicht geklärt ist, können wir darüber<br />

keine weitere Aussage machen.<br />

Zusammenfassend lässt sich jedoch auf der Basis der vorhandenen Daten sagen,<br />

dass die Ernährung in Nepal im Allgemeinen <strong>und</strong> auf dem Trek im Besonderen einen<br />

zusätzlichen Risikofaktor für <strong>zahnmedizinische</strong> <strong>Probleme</strong> darstellt.<br />

6.2.8 Zahnspezifisches Notfallkit <strong>und</strong> andere Notfallmedikamente<br />

Ausgesprochen wenige Trekkingreisende hatten ein Notfallset für Zähne dabei<br />

(n=10, 3,2% des Gesamtkollektivs). Von diesen zehn Personen hatten vier medizinische<br />

Vorkenntnisse. Wesentlich mehr Probanden (64,7%) gaben an Medikamente<br />

mitzuführen, diese waren aber nicht unbedingt nach <strong>zahnmedizinische</strong>n Aspekten<br />

ausgesucht worden.<br />

Von den Probanden die angegeben hatten unterwegs unter Zahnproblemen zu leiden,<br />

hatte keiner ein Notfallset für Zähne dabei <strong>und</strong> nur 38/53 (67,8%) <strong>von</strong> den Problempatienten<br />

führten Medikamente wie Analgetika, Antibiotika <strong>und</strong>/oder antiinflammatorische<br />

Medikamente mit. Diese würden zum Großteil im Notfall auch bei einer<br />

Entzündung im M<strong>und</strong>raum helfen, allerdings war nicht ersichtlich, ob die Probanden<br />

diese Information besaßen.<br />

Bemerkenswert ist, dass ein Großteil der im Rahmen dieser Studie festgestellten<br />

<strong>zahnmedizinische</strong>n <strong>Probleme</strong> en route durch ein Notfallkit gut hätten behoben werden<br />

können.<br />

77


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

6.2.9 Übertragung der Studienergebnisse auf das Gesamtkollektiv der<br />

Annapurna-Trekker<br />

Aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Studiendaten kann in Kombination mit Daten des Treks <strong>und</strong><br />

mit den gut dokumentierten Zahlen der Trekker, die in der Region unterwegs sind,<br />

eine Abschätzung der Relevanz der Studienergebnisse für das Gesamtkollektiv der<br />

Trekker, die in der Region unterwegs sind, vorgenommen werden.<br />

In der vorliegenden Studie beantworteten in Manang, also bereits am 5.-6. Tag des<br />

Trekkings, 23,2% der Trekker die Frage, ob sie irgendein <strong>zahnmedizinische</strong>s Problem<br />

auf der aktuellen Tour hatten, mit „ja“. Insgesamt hatten 3,8% unterwegs Zahnschmerzen,<br />

1,1% Zahnfrakturen, 1,6% einen Füllungsverlust. Unter der Annahme,<br />

dass die Trekker <strong>von</strong> Bhulbhule, dem Anfang des Annapurna Treks (siehe Abb. 2.5.3<br />

<strong>und</strong> 2.5.5), im Mittel 5,5 Tage bis zum Untersuchungsort Manang unterwegs waren,<br />

lassen sich die Häufigkeiten gemäß Tabelle 6.1 erwarten.<br />

Tabelle 6.2.1: Häufigkeit <strong>von</strong> <strong>zahnmedizinische</strong>n Notfällen auf dem Annapurna Trek pro Trekkingtage<br />

Zahnmedizinisches Problem<br />

Häufigkeit pro x Trekkingtage<br />

Irgendein <strong>zahnmedizinische</strong>s Problem 1 : 23,7<br />

Zahnfleischbluten insgesamt 1 : 37,7<br />

Zahnschmerzen 1 : 145,2<br />

Zahnfrakturen 1 : 509<br />

Füllung verloren 1 : 309<br />

Dabei kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass alle im weitesten Sinne entzündlichen<br />

<strong>Probleme</strong> mit zunehmender Dauer des Treks eher an Häufung zunahmen. Diese<br />

Feststellung ist umso relevanter, als dass in Manang erst etwas mehr als ¼ der Gesamtroute<br />

<strong>von</strong> den Trekkern bewältigt war.<br />

Im Jahr 2007 haben nach Angaben der Nationalparkverwaltung 60.237 Personen die<br />

Annapurna Conservation Area besucht, wo<strong>von</strong> etwa die Hälfte bis Jomsom gingen<br />

<strong>und</strong> <strong>von</strong> dort ausflogen <strong>und</strong> die Hälfte den kompletten R<strong>und</strong>gang machten. Erstere<br />

brauchten damit 11-13 Tage, Letztere 17-18 Tage für ihren Trek.<br />

78


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

Somit haben die Trekker insgesamt etwa 903.550 Personentage im Gebiet verbracht.<br />

Mit diesen Daten <strong>und</strong> mit denen der Tabelle 6.2.1 ergibt sich, dass in der Region,<br />

die keinerlei <strong>zahnmedizinische</strong> Versorgung aufweist (der nächste Zahnarzt ist in<br />

Pokhara), jährlich 30.000 mal bei Trekkern Zahnprobleme bestanden, da<strong>von</strong> 24.000<br />

mal Zahnfleischbluten aufgetreten ist, über 6.200 mal Zahnschmerzen bestanden<br />

haben, immerhin über 1.700 Zähne beschädigt wurden <strong>und</strong> über 2.600 Füllungen<br />

verloren gegangen sind. Auch wenn die Zahl betroffener Patienten geringer ist, weil<br />

einige Personen mehrere der genannten Ereignisse erlitten haben, veranschaulicht<br />

diese Abschätzung – trotz ihrer methodisch bedingten Limite – die Relevanz <strong>zahnmedizinische</strong>r<br />

Präventionen <strong>und</strong> Erster Hilfe sowohl direkt bei Reisenden als auch in<br />

der Ausbildung <strong>von</strong> Ärzten <strong>und</strong> Zahnärzten. Es ist zu fordern, dass die Thematik integraler<br />

Bestandteil <strong>von</strong> Kurrikula reisemedizinischer Ausbildung wird.<br />

6.2.10 Zahnmedizinischer Rat für Reisende<br />

Es gibt fast keine Literatur zum Rat für Reisende bezüglich Zahnges<strong>und</strong>heit. Kedjarune<br />

U. et al. hat 1997 Ratschläge für Reisende bezüglich Zahnversorgung vor <strong>und</strong><br />

während der Reise veröffentlicht, allerdings basieren diese nicht auf soliden epidemiologischen<br />

<strong>und</strong> klinischen Studien (Kedjarune & Leggat 1997). Ebenfalls veröffentlichte<br />

das „Journal of the American Dental Association“ in Zusammenarbeit mit dem<br />

„Council of Scientific Affairs“ ein Handout für Zahnärzte, welche dieses an ihre Patienten<br />

weiterleiten konnten (Association. 2006). Darin wird ebenfalls empfohlen, dass<br />

vor Abreise ins Ausland noch einmal ein <strong>zahnmedizinische</strong>r Check-up stattfindet.<br />

Allerdings sind auch hierzu keine Studien erwähnt worden. Bhatta P. et al. empfiehlt<br />

aufgr<strong>und</strong> der Ergebnisse seiner Studie, dass der Reisende vorab einen Check-up<br />

durchführen lässt, er weist allerdings nicht speziell auf einen <strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

Check-up hin <strong>und</strong> er erteilt auch keinen Ratschlag über mögliche Medikamente, die<br />

mitgenommen werden sollten (Bhatta et al. 2009). Sobotta B. et al. geht in seiner<br />

Studie lediglich darauf ein, dass ein Zahnarzt an Board eines Kreuzfahrtschiffes den<br />

Bedürfnissen der Passagiere bei Notfällen vollkommen entspricht, er verweist nicht<br />

speziell darauf, dass Passagiere vorab noch einmal einen Check-up durchlaufen sollten<br />

<strong>und</strong> er gibt dementsprechend auch keine Ratschläge welche Medikamente sinnvollerweise<br />

mitzuführen wären (Sobotta et al. 2008). Rack J. et al. verweist ausdrücklich<br />

darauf, dass ein medizinischer Check-up vor der Reise wichtig wäre, vor allem<br />

79


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

um individuellen <strong>Probleme</strong>n des Reisenden vor der Reise schon entgegen zu kommen<br />

<strong>und</strong> danach auch die mitzuführende Medikation abzustimmen (Rack et al.<br />

2005). Shaw M. et al. kam zu dem Schluss, dass bedingt dadurch, dass die Expedition<br />

einen Arzt <strong>und</strong> einen Zahnarzt dabei hatte, eine hohe Flexibilität bei <strong>Probleme</strong>n -<br />

auch bei größeren wie Trauma - gegeben war (Shaw et al. 2009). Sie unterstreichen<br />

die Wichtigkeit, dass größere Expeditionen ausreichend medizinisch abgedeckt sind.<br />

Allerdings erteilen sie keinen Rat wie man sich als Teilnehmer einer solchen geführten<br />

Expedition vorbereiten soll. Aufgr<strong>und</strong> der Daten dieser Studie wurden in zwei Büchern<br />

zu Trekking bzw. Reiseges<strong>und</strong>heit allgemein konkrete Hinweise zur Relevanz<br />

des Themas sowie <strong>zahnmedizinische</strong>r Prävention, Erster Hilfe <strong>und</strong> Ausrüstung gegeben<br />

in der Hoffnung, dass das Informationsdefizit zukünftig geringer wird (Mir et al.<br />

2010).<br />

6.3 Konsequenzen <strong>und</strong> Ausblick<br />

Aufgr<strong>und</strong> unserer Ergebnisse schlage ich folgendes vor:<br />

1. Check-up / Reinigung ≤ 6 Monate vor Reiseantritt<br />

Dieser Besuch sollte auch mit einer Reinigung verb<strong>und</strong>en sein. Insbesondere, sollte<br />

auf Risikofaktoren untersucht werden die unterwegs zu Beschwerden führen könnten,<br />

wie z.B.:<br />

• Insuffiziente Füllungen, da das Risiko einer Sek<strong>und</strong>ärkaries steigt, welche unbemerkt<br />

den Zahn schädigen kann. Dies kann wiederum zu akuten Beschwerden<br />

führen, sollte der Nerv mit betroffen sein.<br />

• Weisheitszähne, die noch nicht ganz durchgebrochen sind (Dentitio difficiles). Die<br />

Dentitio difficilis tritt im bleibenden Gebiss fast ausschließlich beim Durchbruch<br />

<strong>von</strong> Weisheitszähnen auf, vorwiegend im Unterkiefer. Die Ursache liegt im Platzmangel<br />

für diese (zuletzt durchbrechenden) Zähne. Im Unterkiefer kommt hinzu,<br />

dass durch den aufsteigenden Ast des Unterkiefers über der distalen Fläche der<br />

Zahnkrone oft eine Zahnfleischtasche entsteht, die der Zahnreinigung nicht hinreichend<br />

zugänglich ist. Besonders bei einem verlagerten oder teilretinierten Zahn<br />

ist diese Gefahr gegeben, wobei dann auch andere Zahnflächen als „Schmutzwinkel“<br />

in Frage kommen.<br />

80


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

• Kariöse Läsionen, welche zu einer Nervschädigung <strong>und</strong> somit zu akuten Beschwerden<br />

oder Abszessen führen können.<br />

• Wurzelreste, d.h. eine im Knochen oder im Weichgewebe verbliebene Wurzelspitze.<br />

Ist diese komplett <strong>von</strong> Knochen umgeben ist das Risiko einer Entzündung<br />

geringer, als wenn die Wurzelspitze eine Verbindung zur M<strong>und</strong>höhle hat <strong>und</strong> somit<br />

die Gefahr einer Entzündung besteht.<br />

• Wurzelkanalbehandelte Zähne, die ein Herdgeschehen an der Wurzelspitze haben.<br />

Wenn ein wurzelkanalbehandelter Zahn ein Herdgeschehen an der Wurzelspitze<br />

aufweist, kann dies dazu führen, dass akute Beschwerden auftreten. Dies<br />

kann in kürzester Zeit bis hin zur Abszessbildung gehen.<br />

• Stark parodontal geschädigte Gebisse, bei denen es durch lokale Entzündungen<br />

in den Zahnfleischtaschen dazu kommen kann, dass sich entzündliche Prozesse<br />

abkapseln <strong>und</strong> sich ein Abszess bildet.<br />

• Insuffiziente Kronen <strong>und</strong> Brücken. Ist eine Krone oder Brücke nicht mehr suffizient,<br />

kann dies zu einer Sek<strong>und</strong>ärkaries führen. Dies wiederum beinhaltet das<br />

Risiko, dass es zu einer Nervschädigung kommt. Zum einen kann diese Nervschädigung<br />

unbemerkt verlaufen <strong>und</strong> es bildet sich eine chronische Entzündung<br />

an der Wurzelspitze oder der Nerv entzündet sich so, dass es zu akuten Beschwerden<br />

kommt, <strong>und</strong> eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt werden muss<br />

2. Gute M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> Ernährung auch während der Reise<br />

Man empfiehlt seinen Patienten allgemein sich zwei Mal am Tag die Zähne zu putzen.<br />

Die Benutzung <strong>von</strong> Zahnseide, Interdentalbürstchen oder einer M<strong>und</strong>dusche<br />

wird individuell empfohlen. Dies hängt unter anderem da<strong>von</strong> ab, ob <strong>und</strong> wie sehr das<br />

Gebiss zum Beispiel parodontal geschädigt ist. Nicht jeder Zahnarzt empfiehlt die<br />

gleichen Hilfsmittel zur M<strong>und</strong>hygiene.<br />

Für eine Trekkingreise wäre es ausreichend, wenn man sich zwei Mal am Tag die<br />

Zähne reinigt <strong>und</strong> zusätzlich <strong>von</strong> Zahnseide oder Interdentalbürstchen Gebrauch<br />

macht. Man muss immer berücksichtigen, dass es für einen gewissen Zeitraum kein<br />

Problem ist, wenn man seine M<strong>und</strong>hygiene etwas einschränkt. Dies bedeutet allerdings<br />

nicht, dass man vollkommen darauf verzichten darf. Dies würde wiederum be-<br />

81


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

deuten, dass man bedingt durch einen erhöhten Plaquebefall eine Zahnfleischentzündung<br />

geradezu herbeiruft.<br />

Hält man einen gewissen M<strong>und</strong>hygienestandard aufrecht, lassen sich viele <strong>Probleme</strong><br />

vermeiden die <strong>von</strong> den Probanden genannt wurden (M<strong>und</strong>geruch, eingeklemmte<br />

Speisereste „food-impaction“, Zahnfleischbluten).<br />

Gute Ernährung sollte zuhause <strong>und</strong> unterwegs angeraten werden.<br />

3. Notfallkit für Laien (siehe Einleitung, Tabelle 1.1.3)<br />

Generell konnte man sehen, dass die <strong>Probleme</strong> die während der Reise auftraten im<br />

Normalfall keine <strong>Probleme</strong> waren, die den Reisenden an der Weiterreise gehindert<br />

hätten. Daher besteht die Frage, ob es sinnvoll ist, jedem <strong>Trekkingreisenden</strong> ein vollständiges<br />

Zahnnotfallkit ans Herz zu legen. Vielmehr würde es Sinn machen, dass<br />

sich Trekkingreisende vorab bei ihrem Zahnarzt vorstellen um eventuelle <strong>Probleme</strong><br />

zu beseitigen. Ein Antibiotikum, welches auch bei Zahnbeschwerden hilft, sollte mitgeführt<br />

werden (z.B. Amoxicillin, Clindamycin). Alle Zahnprobleme, die sich nicht mittels<br />

eines Antibiotikums <strong>und</strong> einer vernünftigen M<strong>und</strong>hygiene beheben lassen, würden<br />

den <strong>Trekkingreisenden</strong> sowieso zwingen umzukehren um den nächstmöglichen<br />

Zahnarzt aufzusuchen. Für die Akutbehandlung bis eine <strong>zahnmedizinische</strong> Versorgung<br />

gewährleistet ist, sollte ein potentes Schmerzmittel mitgeführt werden (z.B.<br />

Ibuprofen, Tramadol o.ä.).<br />

Bei dem Mitführen <strong>von</strong> Medikamenten besteht gr<strong>und</strong>sätzlich die Problematik, dass<br />

praktisch alle zur Verfügung stehenden Substanzen <strong>und</strong> Präparationen an bestimmte<br />

Umgebungsbedingungen geb<strong>und</strong>en sind. In Extremklimata können sie über Zerfall<br />

teilweise wirkungslos werden <strong>und</strong> in Hypoxie können im Einzelfalle veränderte Wirkprofile<br />

beobachtet werden (Kupper et al. 2006), (Küpper et al. 2008). Bislang ist über<br />

Stabilität spezifisch <strong>zahnmedizinische</strong>r Medikationen nichts bekannt.<br />

4. Notfallkit für Personen mit erheblichen medizinischen Vorkenntnissen<br />

(siehe Einleitung, Tabelle 1.1.3)<br />

Anders als beim Laien könnte ein Mediziner mit Hilfe eines gut ausgestatteten Notfallkits<br />

sich ergebende <strong>Probleme</strong> beheben. Hierunter zählt nicht nur die verlorene<br />

82


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

Füllung. Auch ein Sturz auf die Frontzähne, welcher eine eventuelle Schienung der<br />

Zähne nötig machen würde oder ein Abszess, der mittels Inzision gespalten werden<br />

müsste, könnten <strong>von</strong> ihm behandelt werden. Für zahlreiche Medikamente sind begrenzte<br />

Einsatzmöglichkeiten in Extremklima (Hitze, Kälte) bekannt (Übersicht in<br />

(Küpper et al. 2008), (Kupper et al. 2006)). Analoge Daten fehlen für zahnmedizinisch<br />

relevante Präparationen völlig <strong>und</strong> sollten zukünftig erarbeitet werden.<br />

5. Allgemeine Vorschläge<br />

• Generell, muss daran gearbeitet werden, dass die Trekker/Reisenden einen besseren<br />

Zugriff auf Informationen zu Fragen der Zahnges<strong>und</strong>heit haben. Dies bedeutet,<br />

dass im Optimalfall bei Erste Hilfe-Kursen speziell für Reisen mehr darauf<br />

geachtet wird, was im Notfall zu tun ist z.B. wenn jemand stürzt <strong>und</strong> sich einen<br />

Zahn abbricht.<br />

• Zahnmedizinische <strong>und</strong> Reise-Fachliteratur ist noch sehr begrenzt was die Reisezahnmedizin<br />

angeht, auch wenn erste Ansätze, dies zu verbessern, erkennbar<br />

sind (z.B. (Kupper et al. 2010), (Rieke et al. 2010), (Hermann & Laskin 2007)).<br />

• Bessere Aufklärung seitens der Hauszahnärzte wäre wünschenswert.<br />

• Verbesserte Zahnnotfall-Kits <strong>und</strong> eine einfachere Zugangsmöglichkeit, z.B. durch<br />

Apotheken vermarktet <strong>und</strong> durch den Zahnarzt. Werbeflyer für Zahnkits die in der<br />

Apotheke, beim Zahnarzt, Hausarzt oder in Fachgeschäften ausgelegt werden<br />

könnten.<br />

• Ggf. sollte an Flughäfen ebenfalls für Zahnkits geworben werden, sodass die Reisenden<br />

in „letzter“ Minute noch Zugang zu ihnen hätten, beispielsweise über eine<br />

Flughafenapotheke.<br />

• Den Patienten muss verdeutlicht werden, dass sie sich selbst auch in den M<strong>und</strong><br />

schauen müssen um darauf zu achten <strong>und</strong> reagieren zu können, wenn sich <strong>Probleme</strong><br />

ankündigen.<br />

• Geschäfte die Trekkingartikel vermarkten, sollten ebenfalls eine K<strong>und</strong>enberatung<br />

hinsichtlich Notfallkits haben, da doch viele Trekkingreisende nicht mehr zu einem<br />

Check-up bei ihrem Zahnarzt gehen, bevor sie die Reise antreten.<br />

83


Diskussion<br />

___________________________________________________________________<br />

• Vielleicht bestünde auch die Möglichkeit, dass in Dokumentationsfilmen auf eine<br />

bessere medizinische Vorbereitung seitens der Reisenden hingewiesen würde.<br />

• Eine wesentliche gr<strong>und</strong>sätzliche Forderung ist aber, dass <strong>zahnmedizinische</strong> Notfälle<br />

integraler Bestandteil aller Curricula zur Reise-, Trekking- oder Expeditionsmedizinischen<br />

Ausbildung <strong>von</strong> Ärzten werden. Es wäre wünschenswert wenn derartige<br />

Themen bereits im medizinischen Studium angesprochen würden.<br />

84


Literatur<br />

___________________________________________________________________<br />

7 Literatur<br />

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87


Zusammenfassung<br />

___________________________________________________________________<br />

8 Zusammenfassung<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Studie:<br />

Trotz steigender Zahl der Trekkingtouristen gibt es hinsichtlich möglicher <strong>zahnmedizinische</strong>r<br />

<strong>Probleme</strong> in großer Höhe keine spezifischen Daten. Zudem gibt es für<br />

Trekkingtouristen kaum Literatur, die auf mögliche Notfälle, nötige Medikamente <strong>und</strong><br />

vorbeugende Maßnahmen hinweist.<br />

Ziele der vorgelegten Studie:<br />

1) Datenerhebung zur M<strong>und</strong>hygiene während des Trekkings.<br />

2) Untersuchung <strong>zahnmedizinische</strong>r Risiken, <strong>Probleme</strong> <strong>und</strong> Notfälle beim Trekking.<br />

3) Erarbeitung <strong>von</strong> Vorschlägen zur zahnspezifischen Vorbereitung <strong>und</strong> Ausrüstung<br />

der Trekking-Reisenden.<br />

Material & Methode:<br />

Untersucht wurden 309 Trekkingreisende auf 3500 Metern Höhe während ihres Akklimatisationstages<br />

in Manang (Annapurna Circuit/ Nepal). Es handelte sich hierbei<br />

um eine prospektive Querschnittstudie. Mittels eines Fragebogens wurde ermittelt<br />

wie oft <strong>und</strong> warum die Probanden vor dieser Reise zum Zahnarzt gingen. Es wurde<br />

nach Art <strong>und</strong> Dauer der M<strong>und</strong>hygiene zu Hause <strong>und</strong> während der Reise sowie nach<br />

<strong>Probleme</strong>n während dieser <strong>und</strong> vorheriger Reisen gefragt <strong>und</strong> ob <strong>und</strong> welche Notfallmedikamente/Notfallkits<br />

die Probanden mitführten. Ein Ernährungsfragebogen<br />

wurde genutzt um den Einfluss <strong>von</strong> Ernährungsgewohnheiten zu untersuchen. Abschließend<br />

wurde ein <strong>Zahnstatus</strong>, der Papillenblutungsindex (PBI) <strong>und</strong> der Plaqueindex<br />

nach Quigley <strong>und</strong> Hein (QH) erhoben.<br />

Ergebnisse:<br />

Von 309 Probanden hatten 50 (16,5%) <strong>Probleme</strong>, die mit Hilfe eines <strong>zahnmedizinische</strong>n<br />

Notfallkits hätten gelöst werden können. Die M<strong>und</strong>hygiene verschlechterte<br />

sich unterwegs <strong>und</strong> erhöhte Plaquewerte wurden bei vielen Probanden gef<strong>und</strong>en<br />

(Median QH: Frauen: 2,25, Männer: 2,36). Probanden, die ≤6 Monate vor der Reise<br />

noch einen Kontrolltermin beim Zahnarzt hatten, hatten weniger <strong>Probleme</strong>, insbesondere<br />

signifikant weniger Zahnfleischbluten.<br />

88


Zusammenfassung<br />

___________________________________________________________________<br />

Schlussfolgerungen:<br />

Um <strong>Probleme</strong>n während der Reise aus dem Weg zu gehen, wäre es ratsam, dass<br />

Probanden ≤6 Monate vor Abreise noch einmal einen Check-up beim Zahnarzt<br />

durchführen lassen. Ebenfalls wäre die Mitnahme eines kleinen zahnspezifischen<br />

Notfallkits förderlich um mögliche <strong>Probleme</strong> eigenständig zu behandeln. Unbedingt<br />

sollte die Erstversorgung <strong>zahnmedizinische</strong>r Unfälle in die reisemedizinische Ausbildung<br />

<strong>von</strong> Ärzten integriert werden.<br />

89


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

9 Anhang<br />

9.1 Ernährungsfragebogen, deutsche Fassung<br />

90


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

9.2 Ernährungsfragebogen in englischer Übersetzung<br />

Dear mountaineer, please complete this questionnaire as part of our study investigating dental health<br />

and emergencies in travelers (please tick the boxes as applicable).<br />

Group Food Daily Almost<br />

daily<br />

3-4x<br />

per<br />

week<br />

1-3x<br />

per<br />

week<br />

1 Multigrain (brown) bread/rolls <br />

Muesli, natural oat flakes, corn flakes <br />

Cereals, e.g. Frosties, Smacks, Chocolate muesli <br />

Mixed or white bread/rolls <br />

Rice, pasta <br />

2 Multigrain/brown rice or pasta <br />

Boiled potatoes <br />

French fries, fried potatoes <br />

Vegetables, fresh or frozen <br />

Tinned vegetables <br />

Green/raw salad <br />

Salad with mayonnaise or cream dressing <br />

Pulses (peas, beans, lentils) <br />

Fresh fruit <br />

Tinned fruit <br />

3 Milk <br />

Natural yoghurt, kefir, buttermilk, fromage frais <br />

Cream, crème fraîche <br />

Cheese <br />

4 Meat/poultry <br />

Offal (tripe, kidney, liver) <br />

Sausage/ham/bacon <br />

Fish, fresh or frozen <br />

Fish, tinned <br />

Seafood, crab, mussels <br />

Eggs, alone or in foods <br />

Cakes, cream cakes, sweet pastry <br />

Crisps, salted nuts, other party food <br />

5 Chocolate, sweets <br />

Ice cream, pudding, cream puddings <br />

Marmalade, jam, honey, nut paste <br />

6 Mineral water, fruit tea <br />

Coffee, black tea <br />

Lemonade, cola (fizzy drinks) <br />

Fruit juice <br />

Beer, wine, sparkling wine <br />

Rarely<br />

or<br />

never<br />

91


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

9.3 Klassifikation der Schwierigkeiten <strong>von</strong> Fels- <strong>und</strong> Eisgelände<br />

Die UIAA (Union Internationale des Associations d`Alpinisme) stuft die Schwierigkeitsgrade<br />

in einer Bewertungsskala ein, der sogenannten UIAA-Skala. Sie wird in<br />

römischen oder arabischen Zahlen angegeben <strong>und</strong> erstreckt sich <strong>von</strong> 1-11, wobei die<br />

Schwierigkeit mit dem Grad wächst. Zudem wird am dem dritten Grad eine Feinabstufung<br />

mit Plus- oder Minuszeichen gebraucht werden<br />

(http://www.bergaufbergab.com/5_files/UIAA-Skala.pdf).<br />

UIAA<br />

I<br />

II<br />

III<br />

III+<br />

IV-<br />

IV<br />

IV+<br />

Erklärung<br />

Kaum Schwierigkeiten. Einfachste Form der Felskletterei (doch kein leichtes Gehgelände!). Die Hände<br />

sind zur Unterstützung des Gleichgewichtes erforderlich. Anfänger müssen am Seil gesichert werden.<br />

Schwindelfreiheit ist bereits erforderlich.<br />

Geringe Schwierigkeiten. Hier beginnt die Kletterei, welche die Drei-Punkt-Haltung erforderlich macht.<br />

Geringe Schwierigkeiten. Zwischensicherungen an exponierten Stellen empfehlenswert. Senkrechte<br />

Stellen verlangen bereits Kraftaufwand. Geübte <strong>und</strong> erfahrene Kletterer können Passagen dieser<br />

Schwierigkeit noch ohne Seilsicherung erklettern.<br />

entsprechend III der oberen Grenze<br />

entsprechend IV der unteren Grenze<br />

Kleine Schwierigkeiten. Hier beginnt die Kletterei schärferer Richtung. Für sportliche Nichtkletterer<br />

noch ohne <strong>Probleme</strong> bewältigbar. Längere Kletterstellen bedürfen aber bereits mehrerer Zwischensicherungen.<br />

Auch geübte <strong>und</strong> erfahrene Kletterer bewältigen Passagen dieser Schwierigkeit gewöhnlich<br />

nicht mehr ohne Seilsicherung.<br />

entsprechend IV der oberen Grenze<br />

V- entsprechend V der unteren Grenze<br />

V Mäßige Schwierigkeiten. Zunehmende Anzahl an Zwischensicherungen ist die Regel. Erhöhte Anforderungen<br />

an körperliche Voraussetzungen, Klettertechnik <strong>und</strong> Erfahrung. Für überdurchschnittlich<br />

sportliche Nichtkletterer noch schaffbar. Lange hochalpine Routen im Schwierigkeitsgrad V zählen<br />

aber bereits zu den ganz großen Unternehmungen in den Alpen <strong>und</strong> außeralpinen Regionen. Im<br />

Sportklettern ist dieser Schwierigkeitsgrad aber für einigermaßen sportliche Menschen gut erreichbar.<br />

V+ entsprechend V der oberen Grenze<br />

VI-<br />

VI<br />

VI+<br />

VII-<br />

VII<br />

VII+<br />

entsprechend VI der unteren Grenze<br />

Etwas höhere Schwierigkeiten. Für überdurchschnittlich fitte Kletterer nach kurzer Zeit <strong>und</strong> Übung<br />

schaffbar. Für durchschnittlich fitte Nichtkletterer der Grad, der gerade noch schaffbar ist, aber danach<br />

wird es schwierig. Große Ausgesetztheit, oft verb<strong>und</strong>en mit kleinen Standplätzen im alpinen Gebieten.<br />

Im alpinen Bereich können Passagen dieser<br />

Schwierigkeit in der Regel nur bei guten Bedingungen bezwungen werden.<br />

entsprechend VI der oberen Grenze<br />

entsprechend VII der unteren Grenze<br />

Relativ hohe Schwierigkeiten. Die Kletterei erfordert weit überdurchschnittliches Können <strong>und</strong> hervorragenden<br />

Trainingsstand. Neben akrobatischem Klettervermögen ist das Beherrschen ausgefeilter Sicherungstechnik<br />

unerlässlich.<br />

entsprechend VII der oberen Grenze<br />

92


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

VIII-<br />

VIII<br />

VIII+<br />

IX-<br />

IX<br />

IX+<br />

entsprechend VIII der unteren Grenze<br />

Hohe Schwierigkeiten. Ein durch gesteigertes Training <strong>und</strong> verbesserte Ausrüstung erreichter Schwierigkeitsgrad.<br />

Auch die besten Kletterer benötigen ein regelmäßiges Training um Routen dieser<br />

Schwierigkeit zu meistern. Ein Schwierigkeitsgrad der nur <strong>von</strong> wenigen Kletterern erreicht wird.<br />

entsprechend VIII der oberen Grenze<br />

entsprechend IX der unteren Grenze<br />

Sehr hoher Schwierigkeitsgrad, der nur <strong>von</strong> sehr wenigen Kletterern beherrscht wird. Erfordert intensives<br />

Training.<br />

entsprechend IX der oberen Grenze<br />

X- entsprechend X der unteren Grenze<br />

X<br />

Sehr, sehr hoher Schwierigkeitsgrad, den fast nur noch professionelle Kletterer beherrschen<br />

X+ entsprechend X der oberen Grenze<br />

XI-<br />

XI<br />

entsprechend XI der unteren Grenze<br />

Hier liegt der Weltrekord, weltweit nur <strong>von</strong> einer Handvoll absoluter Ausnahmetalente gemeistert.<br />

Die Schwierigkeit beim Eisklettern wird mit der siebenstufigen WI-Skala bewertet, WI<br />

steht für „Water Ice“.<br />

Skala Steilheit [°] Eiszustand Sicherungsmöglichkeiten Sonstiges<br />

WI1 40-60 Sicherungen sind leicht<br />

anzubringen<br />

WI2 60-70 kompaktes Eis gute Sicherungsmöglichkeiten<br />

WI3 70-80 s. o. s. o. abwechselnd steilere <strong>und</strong> flachere<br />

Passagen<br />

WI4 80 kurze Passagen mit<br />

Röhreneis möglich<br />

s. o. kurze Abschnitte senkrechtes Eis<br />

möglich<br />

WI5 85-90 s. o. s. o. längere senkrechte Passagen<br />

WI6 90 Röhreneis <strong>und</strong><br />

freistehende Eissäulen<br />

teilweise schlechte Sicherungsmöglichkeiten<br />

WI7<br />

Überhängend<br />

dünne freistehende<br />

Eissäulen, freihängendes<br />

Eis<br />

sehr schlechte Sicherungsmöglichkeiten<br />

(http://wapedia.mobi/de/Schwierigkeitsskala_(Klettern)<br />

93


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

9.4 Aufklärungsformular <strong>und</strong> Einverständniserklärung<br />

94


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

95


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

96


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

9.5 Zahnmedizinischer Fragebogen<br />

Date____/_____/______<br />

Study Number _______<br />

ADEMED STUDY 2008 – Dental Health and Emergencies<br />

Gender: M □ F □ Age:________years Nationality:______________<br />

_________________________________________________________________________________<br />

GENERAL TRAVEL HISTORY<br />

Do you make regular high altitude trips?<br />

Y / N<br />

Have you experienced dental problems during previous travels? Y / N If yes – what kind:<br />

________________________________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Were these problems affecting teeth treated previously? Y / N<br />

If yes, what kind: Fillings □ Endodontics □ Dentures □<br />

_________________________________________________________________________________<br />

PRIOR TO TRIP<br />

Dentist<br />

Regular dentistry visits: Y / N If yes – Intervals: 3mo 6mo 9mo 12mo 2years<br />

Last prophylaxis: ____/_____ Last professional cleaning: ____/_____ Last x-rays: ______/_______<br />

month year month year month year<br />

Last invasive treatment:Filling □ Root canal □ Prosthetics □ CP□ PV □ Medicated strips □<br />

Other, specify______________________________________________________<br />

97


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

Reason for last visit: Pain□ Check up □ Cleaning □ Invasive Tx □ Prosthetics □<br />

Emergency; if yes why:______________________________________<br />

Periodontal tx prior to trip:<br />

Y / N<br />

If yes Initial therapy□ Curettage□ Antibiotics□ Medicated strips□<br />

Antibiotic tx in last 3 mo: Y / N If<br />

yes:<br />

Why___________________________________________<br />

Which_________________________________________<br />

Are you pregnant:<br />

Y / N / NA<br />

Dental hygiene:<br />

Toothbrush (manual / electric)1x/d □ 2x/d □3x/d □Tooth brushing time1min □2min □ 3min □<br />

Do you use Tooth picks □ Dental floss □ Water pick □ Interdental brushes □<br />

Oral habits:<br />

Do you suffer from: Grinding □ Pressing □ Lip/cheek biting □ Snoring/Apnea □<br />

Other, specify: ______________________________________________________<br />

Are habits being treated? Y / N If yes, specify _________________________________<br />

98


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

DURING TRIP<br />

Have you experienced dental problems?<br />

Y / N<br />

If yes, was it:<br />

Gingival (gum) bleeding<br />

□ Where:____________ When: during brushing □ spontaneously □<br />

Tooth loosening/movement □ Where:________________How long:_________________________<br />

Impaired chewing ability □ Since when:_______Dentures present □ Dentures used daily □<br />

Halithosis, bad taste/breath □ Since when______Problems with food impaction (getting stuck) □<br />

Toothaches<br />

Lost filling(s)<br />

□<br />

□<br />

Dentures lose or lost □<br />

Tooth fracture(s)<br />

□<br />

Abscesses □ What kind___________________Periodontal □ Endodontal □<br />

“Tooth neck sensitivity” □<br />

Temporo Mandibular Joint (jaw joint) problems? □<br />

Otitis □ Tonsillitis □ Vomiting □<br />

Other □,specify ___________________________________________________________________<br />

Are the current problems affecting teeth that were treated prior to trip? Y / N<br />

If yes – what kind:Fillings □Endodontics □ ⇒ Tx completed Y / N Medicated strips □Other ____<br />

99


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

Where these problems treated locally (in Nepal)? Y / N<br />

If yes – how: Antibiotics □ Analgetics □ Other_______________________________________<br />

Dental hygiene on the trip:<br />

Toothbrush (manual / electric) 1x/d □ 2x/d □ 3x/d □ Tooth brushing time1min □2min □3min □<br />

Do you use Tooth picks □ Dental floss □ Water pick □ Interdental brushes □<br />

Oral habits:<br />

Do you suffer from: Grinding □ Pressing □ Lip/cheek biting □ Snoring/Apnea □<br />

Other, specify: ______________________________________________________<br />

Are habits being treated? Y / N If yes, specify ________________________________<br />

Emergency supply available for dental problems: Y / N If yes – what kind:<br />

Antibiotics □ Analgetics □<br />

(e.g. Paracetamol, Codeine)<br />

Anti-inflammatories<br />

Ibuprofen or Voltarol)<br />

□Nasal spray □ Ear drops □<br />

Specify<br />

Any other emergency supply such as e.g. emergency fillings etc: _____________________________<br />

100


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

AFTER TRIP<br />

Have you experienced dental problems?<br />

Y / N<br />

If yes, was it:<br />

Gingival (gum) bleeding<br />

□ Where:____________When: during brushing □ spontaneously □<br />

Tooth loosening/movement □ Where:______________How long:_________________________<br />

Impaired chewing ability □ Since when:_________Dentures present □ Dentures used daily □<br />

Halithosis, bad taste/breath □ Since when______Problems with food impaction (getting stuck) □<br />

Toothaches<br />

Lost filling(s)<br />

□<br />

□<br />

Dentures lose or lost □<br />

Tooth fracture(s)<br />

□<br />

Abscesses □ What kind___________________ Periodontal □ Endodontal □<br />

“Tooth neck sensitivity” □<br />

Temporo Mandibular Joint (jaw joint) problems? □<br />

Otitis □ Tonsillitis □ Vomiting □<br />

Other □,specify ___________________________________________________________________<br />

Are the current problems affecting teeth that were treated prior to trip? Y / N<br />

If yes – what kind:Fillings □Endodontics □ ⇒ Tx completed Y / N Medicated strips □ Other ___<br />

Have you needed to see a dentist since your return because of medical problems? Y / N<br />

If yes – why: ______________________________________________________<br />

101


Anhang<br />

___________________________________________________________________<br />

9.6 Datenbogen für den <strong>Zahnstatus</strong><br />

102


Danksagung<br />

___________________________________________________________________<br />

10 Danksagung<br />

Mein Dank gilt…<br />

Dr. Thomas Küpper, der mit seinem Enthusiasmus <strong>und</strong> Tatendrang die Gr<strong>und</strong>idee für<br />

diese Doktorarbeit hatte <strong>und</strong> mich unterstützt <strong>und</strong> motiviert hat!<br />

Prof. Dr. F. Lampert, der unser Vorhaben den Himalaya unsicher zu machen <strong>und</strong> die<br />

Zahnmedizin auch in diesen Winkel der Welt zu bringen, wo er nur konnte förderte!<br />

Dr. Simone Schröder, ohne sie hätte ich nur die Hälfte der Probanden rekrutiert <strong>und</strong><br />

untersuchen können! Ihr konnte ich zumindest einen kleinen Einblick in die Zahnmedizin<br />

gewähren.<br />

Meiner Schwester Claudia. Mein Dank lässt sich kaum in Worte fassen.<br />

Frau Karin Lechner <strong>und</strong> Frau Christine Scharfenberg, für ihre Hilfe beim rekrutieren.<br />

Meiner Lieben Mutter, die in den vergangenen drei Jahren nicht locker gelassen hat<br />

mich in jeder Minute danach zu fragen, wie es mit der Doktorarbeit aussieht <strong>und</strong> mich<br />

in allem unterstützt hat!<br />

Meiner Schwester Bianca <strong>und</strong> meinem Schwager Robin. Beide haben mich darin<br />

bestärkt, dass alles einmal zu Ende geht!<br />

Meinem Fre<strong>und</strong> Jochen, unermüdliche Versorgung mit Schokolade <strong>und</strong> anderem<br />

Nervenfutter…<br />

Meiner Oma <strong>und</strong> Heinz. Die Frage nach der Doktorarbeit wurde immer taktvoll umgangen.<br />

Meinen Studienkollegen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en, Caro, Jalleh, Ole <strong>und</strong> Matthias. Unermüdliche<br />

Motivationsreden!<br />

Meiner Großcousine Hille. Ohne Deine Frühstückseier wäre das Leben nur halb so<br />

schön.<br />

Nicht zu vergessen, meinen super Mitarbeitern!<br />

Zu guter Letzt:<br />

Meinem Vater, für Alles.<br />

103


Erklärung § 5 Abs. 1 zur Datenaufbewahrung<br />

___________________________________________________________________<br />

11 Erklärung § 5 Abs. 1 zur Datenaufbewahrung<br />

Hiermit erkläre ich, dass die dieser Dissertation zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Originaldaten<br />

- bei mir, Malaika Hettlich, Kapellenstr.1 in 47533 Kleve,<br />

<strong>und</strong><br />

- bei meinem Betreuer,Priv. Doz. Dr. med. Thomas Küpper, Inst. F. Arbeits- &<br />

Sozialmedizin des Universitätsklinikums Aachen,<br />

hinterlegt sind.<br />

104


Lebenslauf<br />

___________________________________________________________________<br />

12 Lebenslauf<br />

Name:<br />

Geboren:<br />

Staatsangehörigkeit:<br />

Malaika Michaela Hettlich<br />

07. Juli 1981 in Münster<br />

Deutsch<br />

Ausbildung:<br />

1988 – 1993 St. Michael Gr<strong>und</strong>schule Reichswalde<br />

1993 – 2001 Johanna-Sebus Gymnasium Kleve, Abitur<br />

2001 – 2007 Studium der Zahnmedizin<br />

Heinrich-Heine Universität Düsseldorf<br />

November 2007<br />

Zahnmedizinisches Staatsexamen<br />

2008 – jetzt Eigene Praxis - Zahnärztin in Kleve<br />

105

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