16.11.2012 Aufrufe

Herpetologische Impressionen einer Reise in den ... - VipersGarden

Herpetologische Impressionen einer Reise in den ... - VipersGarden

Herpetologische Impressionen einer Reise in den ... - VipersGarden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

HERMANN SEUFER, THOMAS KOWALSKI & HANS-JÜRGEN ZILGER<br />

<strong>Herpetologische</strong> <strong>Impressionen</strong> <strong>e<strong>in</strong>er</strong> <strong>Reise</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Oman<br />

mit 13 Abbildungen und 1 Karte<br />

Zusammenfassung<br />

Der Bericht handelt von <strong>e<strong>in</strong>er</strong> lOtägigen herpetologisch und<br />

botanisch geprägten <strong>Reise</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Oman, mit Schwerpunkt<br />

auf der südlichen Prov<strong>in</strong>z Dhofar. Uber die Verbreitung<br />

und Lebensweise der beobachteten Amphibien und Reptilien<br />

wird h<strong>in</strong>geweisen, wobei seltene Beobachtungen <strong>in</strong> zuvor<br />

überschwemmten Gebieten (Wadis) gemacht wer<strong>den</strong><br />

konnten. Für Pristurus m<strong>in</strong>imus konnte e<strong>in</strong>e beträchtliche<br />

Verbreitungslücke geschlossen und der Erstnachweis von<br />

Asaccus platyrhynchus für <strong>den</strong> Wadi Misdal erbracht wer<strong>den</strong>.<br />

Außerdem konnte nachgewiesen wer<strong>den</strong>, daß die vermutlich<br />

e<strong>in</strong>geschleppte Blutsaugeragame (Calotes versicolor) <strong>in</strong>zwischen<br />

weiträumig <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bergen der Prov<strong>in</strong>z Dhofar<br />

verbreitet ist.<br />

Land und Leute<br />

Nach mehreren vorangegangenen <strong>Reise</strong>n <strong>in</strong> die<br />

Vere<strong>in</strong>igten Arabischen Emirate sollte diese 10tä-<br />

gige <strong>Reise</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Oman zur Ergänzung und Er­<br />

weiterung unsere Erkenntnisse über die Amphibi­<br />

en und Reptilien der südöstlichen Arabischen Hal­<br />

b<strong>in</strong>sel dienen (s. Karte 1).<br />

Der Oman war schon lange e<strong>in</strong> Traumziel von uns.<br />

Er wird von <strong>den</strong> Vere<strong>in</strong>igten Arabischen Emira­<br />

ten, Saudi-Arabien und dem Jemen e<strong>in</strong>gegrenzt.<br />

Der Nor<strong>den</strong> des Landes wird geprägt durch das<br />

ca. 700 km lange Hajar-Gebirge, welches im Jabal<br />

Akhdar auf über 3000 m ansteigt. Den mittleren<br />

Landesteil nimmt über e<strong>in</strong>e Länge von fast 700 km<br />

die Geröllsteppe »Jiddat al Harasis« e<strong>in</strong>, die im<br />

Landes<strong>in</strong>nern von <strong>den</strong> endlosen Sanddünenfel­<br />

dern der Rub-al-Khali begrenzt wird. Der Sü<strong>den</strong><br />

besteht aus e<strong>in</strong>em hügeligen Bergland welches<br />

Höhen bis 1500 m erreicht.<br />

Während im Nor<strong>den</strong> durch die w<strong>in</strong>terlichen Re­<br />

genfälle Ackerbau möglich ist, wird das Bergland<br />

im Sü<strong>den</strong> (Prov<strong>in</strong>z Dhofar) am Ende des Sommers<br />

(August/September) vom Monsun erreicht. Durch<br />

<strong>den</strong> Regen erstrahlt die ganze Region <strong>in</strong> sattem<br />

Grün. Die Berge s<strong>in</strong>d dann mit Grasflächen oder<br />

Buschwäldern überwachsen. Die Bauern halten<br />

dort große Kuhher<strong>den</strong>, was für Arabien schon et­<br />

was sonderlich wirkt. Die Hora und Fauna der Pro­<br />

v<strong>in</strong>z Dhofar hat viele Geme<strong>in</strong>samkeiten mit der ost­<br />

afrikanischen Küstenregion.<br />

Abstract<br />

This article reports of a 10 day expedition to the Oman with<br />

herpetological and botanical aspects , with special emphasis<br />

on the southern prov<strong>in</strong>ce Dhofar. It is reported about<br />

the distribution and life of the exam<strong>in</strong>ed amphibians and<br />

reptiles, <strong>in</strong> addition to which rare observations could be<br />

made of previously flooded areas (Wadis). The distribution<br />

area of the Pristurus m<strong>in</strong>imus was extended considerably.<br />

First records of the Asaccus platyrhynchus for the Wadi<br />

Misdal could be proven. In addition it could be proved that<br />

the Blood sucker (Calotes versicolor), which is assumed to be<br />

imported, is meanwhile widely distributed <strong>in</strong> the mounta<strong>in</strong>s<br />

of the prov<strong>in</strong>ce of Dhofar.<br />

Die ca. 1,5 Millionen E<strong>in</strong>wohner des Omans leben<br />

zu e<strong>in</strong>em erheblichen Teil von <strong>den</strong> Rohöl- und<br />

Erdgasvorkommen. Die Industrie wurde seit <strong>den</strong><br />

70er Jahren zügig ausgebaut. Der ca. 20 km breite<br />

Küstenstreifen im Nor<strong>den</strong> - Bat<strong>in</strong>ah genannt -<br />

wird landwirtschaftlich genutzt, ebenso die Kü­<br />

stenzone im Sü<strong>den</strong>. Mit <strong>e<strong>in</strong>er</strong> fast 2000 km langen<br />

Küste verfügt das Land auch über e<strong>in</strong>e nicht uner­<br />

hebliche Fischfang<strong>in</strong>dustrie. Die Omanis waren<br />

bedeutende Seefahrer, so stammen z. B. die ersten<br />

Bücher über die Seefahrt von omanischen Seeleu­<br />

ten, die schon lange vor <strong>den</strong> Portugiesen die jähr­<br />

lich wiederkehren<strong>den</strong> Monsunw<strong>in</strong>de nutzten und<br />

<strong>den</strong> Seeweg nach Indien fan<strong>den</strong>.<br />

<strong>Reise</strong> <strong>in</strong> die Prov<strong>in</strong>z Dhofar<br />

Unsere Weiterreise begann unmittelbar nach un­<br />

serer Landung auf dem Flughafen Seeb nahe der<br />

Hauptstadt Maskat am 25. März 1997. Dort über­<br />

nahmen wir kurz nach Mitternacht e<strong>in</strong>en Mietwa­<br />

gen und wollten die über 1000 km lange Strecke <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Sü<strong>den</strong>, <strong>in</strong> die Prov<strong>in</strong>z Dhofar, antreten. Entge­<br />

gen unseren bisherigen <strong>Reise</strong>erfahrungen auf der<br />

Arabischen Halb<strong>in</strong>sel sollte es e<strong>in</strong>e sehr abenteu­<br />

erliche <strong>Reise</strong> wer<strong>den</strong>. Kurze Zeit nach dem Start<br />

begann es <strong>in</strong> Strömen zu regnen und wir bemerk­<br />

ten nach wenigen Kilometern, daß immer wieder<br />

Kröten über die Straße hüpften. Nach <strong>e<strong>in</strong>er</strong> bis da­<br />

h<strong>in</strong> fast 20stündigen Anreise hatten wir leider<br />

nicht <strong>den</strong> Elan sie zu fangen und zu bestimmen.<br />

24 herpetofauna 21 (119), April 1999


Die Fahrt wurde auch immer schwieriger und an­<br />

strengender, so daß sich die Müdigkeit bei uns al­<br />

len sehr schnell e<strong>in</strong>stellte. Uns blieb nichts anderes<br />

übrig, als das Fahrzeug an <strong>den</strong> Straßenrand zu<br />

stellen und erst mal für e<strong>in</strong>ige Stun<strong>den</strong> zu schla­<br />

fen. Als wir am Morgen weiterfahren wollten,<br />

machte unser Motor seltsame Geräusche. Mit Hil­<br />

fe der Polizei kamen wir, obwohl wir e<strong>in</strong>en was­<br />

serführen<strong>den</strong> Wadi durchqueren mußten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Werkstatt <strong>in</strong> Krasha <strong>in</strong> der Nähe von Nizwa. Dort<br />

konnte unser Wagen nicht repariert wer<strong>den</strong> und<br />

auf dem Weg zur nächsten Werkstatt gab der Mo­<br />

tor dann nach ca. 1 km endgültig <strong>den</strong> Geist auf.<br />

Nachdem man uns zur ersten Werkstatt zurückge­<br />

schleppt hatte, nutzten wir die Zeit bis wir e<strong>in</strong>en<br />

Ersatzwagen erhielten, zu ersten Beobachtungen<br />

<strong>in</strong> der Umgebung.<br />

Was uns sofort auffiel war, daß die gesamte Step­<br />

pe, nach Regenfällen der letzten Nächte, mit zahl­<br />

reichen Wasserläufen durchzogen war. Entlang ei­<br />

nes dieser Wasserläufe fan<strong>den</strong> wir zwei Exempla­<br />

re der häufigsten Echse des Omans, <strong>den</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

tagaktiven Gecko Pristurus rupestris BLANFORD,<br />

1874. Die Przsiwrws-Arten wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> der engli­<br />

schen Literatur als »Semaphor-Gecko« (Semaphor<br />

= optischer Telegraph) bezeichnet. Dies spielt auf<br />

das Verhalten der Tiere an, die durch W<strong>in</strong>ken mit<br />

dem Schwanz territoriale Ansprüche geltend ma­<br />

chen.<br />

Dieser Gecko (Abb. 1) besiedelt e<strong>in</strong> riesiges Ver­<br />

breitungsgebiet. Es reicht von N-Somalia, über Dji­<br />

bouti, Eritrea und <strong>den</strong> gebirgigen Westen der Ara­<br />

bischen Halb<strong>in</strong>sel bis zur iranischen Küstenzone<br />

am Persischen Golf. Bei der weiteren Suche kon­<br />

zentrierten wir uns auf e<strong>in</strong>en Hügel, der mit riesi­<br />

gen Felsblöcken übersät war. Hier entdeckten wir<br />

e<strong>in</strong> Pärchen der S<strong>in</strong>ai-Agamen Pseudotrapelus si-<br />

naita (HEYDEN, 1827), e<strong>in</strong>e Mabuya tessellata AN­<br />

DERSON, 1895 und die abgestreifte Haut <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Co¬<br />

luber rhodorhachis.<br />

Unsere Weiterreise wurde zweimal durch wasser­<br />

führende Wadis unterbrochen, so verbrachten wir<br />

e<strong>in</strong>e Nacht bei strömendem Regen im Wagen beim<br />

Wadi von Izz und e<strong>in</strong>e weitere Nacht beim Wadi<br />

Abbildungen von oben nach unten:<br />

Abb. 1: E<strong>in</strong> sehr kontrastreich gezeichneter Pristurus rupestris,<br />

die häufigste Echse des Oman.<br />

Abb. 2: Der Hochwasser führende Wadi bei Adam.<br />

Abb. 3: Männchen von Pristurus m<strong>in</strong>imus.<br />

Abb. 4: Die Sk<strong>in</strong>k (Sc<strong>in</strong>cus mitranus) wurde beim Wadi Izz<br />

unter e<strong>in</strong>em Brett im nassen Sand gefun<strong>den</strong>.<br />

herpetofauna 21 (119), April 1999 25


I<br />

SAUDI ARABIEN<br />

VAE<br />

Salalah<br />

Karte 1: <strong>Reise</strong>route durch <strong>den</strong> Oman.<br />

Dubai<br />

DJ Abu Dhabi<br />

Al Burato<br />

Mirbat<br />

Adam (Abb. 2). Immer gegen Morgen hörte der Re­<br />

gen auf. Die Situation war aber <strong>den</strong>noch so drama­<br />

tisch, daß im Bergland des Jabal Akhdar der Not­<br />

stand ausgerufen wurde und ständig begegneten<br />

uns Soldaten <strong>in</strong> Militärfahrzeugen, die aus <strong>den</strong> süd­<br />

lichen Prov<strong>in</strong>zen kommend <strong>in</strong> <strong>den</strong> nördlichen Teil<br />

des Landes fuhren, um dort zu helfen.<br />

Entlang der Wadis bei Izz und Adam konnten wir<br />

anschaulich beobachten, wie die Reptilien mit dieser<br />

extremen Situation zurecht kommen. So fan<strong>den</strong> wir<br />

z. B. beim Wadi Izz auf <strong>e<strong>in</strong>er</strong> zuvor überschwemm­<br />

ten Fläche e<strong>in</strong> Pärchen des Südlichen Tuberkel­<br />

Ibri<br />

Haima<br />

. Sohar<br />

Golf von Oman<br />

Ar Rustaq ^ÄWaskat<br />

Al Kahil<br />

Izki<br />

Adam<br />

Ghaba<br />

Sur '<br />

Masirah<br />

INDISCHER OZEAN<br />

geckos (Bunopus tuberculatus) BLANFORD, 1874, vier<br />

Exemplare von Pristurus rupestris und drei Tiere (2<br />

Cfcf+l?) von Pristurus m<strong>in</strong>imus mit <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Kopf-<br />

Rumpf-Länge (KRL) bis 25,3 mm und <strong>e<strong>in</strong>er</strong><br />

Schwanzlänge (SL) bis zum 1 x Ii fachen der KRL so­<br />

wie noch zwei <strong>e<strong>in</strong>er</strong> von uns nicht näher bestimm­<br />

baren Acanthodactylus-Spezies. Unter e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Brett fan<strong>den</strong> wir außerdem e<strong>in</strong>en Bunopus tubercu­<br />

latus <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>er</strong> Wohnröhre. Der ganze Bo<strong>den</strong> war<br />

noch naß und das Tier zeigte e<strong>in</strong>e merkwürdige mil­<br />

chig weiße Färbung. Das Tier muß allem Ansche<strong>in</strong><br />

nach die Flut <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bau überstan<strong>den</strong> haben.<br />

26 herpetofauna 21 (119), April 1999


Abb. 5: Männchen von Trapelus flavimaculatus <strong>in</strong> Prachtfärbung neben der Überlandstraße zwischen Al Ghafta<strong>in</strong> und Dauka.<br />

Interessant ist am Fund der drei Pristurus m<strong>in</strong>imus<br />

zum e<strong>in</strong>en, daß die Art sympatrisch mit P. rupestris<br />

vorkommt und daß P. m<strong>in</strong>imus <strong>in</strong> der Region bis­<br />

her nur von Bai und Salalah, Thamarit, der Jazir<br />

Küste, dem nördlichen Ende der Insel Masirah<br />

und <strong>den</strong> Wahiba Sands (ARNOLD 1977, ? op. cit.?,<br />

1980, 1986) und aus <strong>den</strong> Vere<strong>in</strong>igten Arabischen<br />

Emiraten aus der Nähe von Khor Fakkan (BÖHME<br />

& LEPTIEN 1990) bekannt war.<br />

Wir kennen diesen Gecko bereits von <strong>e<strong>in</strong>er</strong> <strong>in</strong> 1995<br />

durchgeführten <strong>Reise</strong> aus e<strong>in</strong>em Sanddünengebiet<br />

<strong>in</strong> der Nähe der Stadt Nazwa, VAE und durch die­<br />

sen Fund aus <strong>den</strong> Uferbereichen der Wadis Izz<br />

und Adam schließt sich e<strong>in</strong>e beträchtliche Verbrei­<br />

tungslücke. Bemerkenswert ist auch, daß unsere<br />

Fundorte alle weit im Landes<strong>in</strong>nern liegen. Dies<br />

steht im Gegensatz zu <strong>den</strong> gemeldeten Fundorten<br />

der zuvor erwähnten Autoren, die mit Ausnahme<br />

von Thamarit und Al Ajaiz, alle im Küstenbereich<br />

liegen. Die Fundorte am Wadi Izz und Wadi<br />

Adam stimmen außerdem gut mit <strong>den</strong> Angaben<br />

»...freie Fläche mit sandigem harten Bo<strong>den</strong> mit<br />

kle<strong>in</strong>en Hügeln und Büschen darauf...« von AR­<br />

NOLD (1980) übere<strong>in</strong>. Während diese Biotope <strong>in</strong> ei­<br />

nem steppenartigen Gebiet liegen, ist der Fundort<br />

bei Nazwa <strong>in</strong> der Sandwüste. Aber auch dort leben<br />

die Tiere im Schutz der Büsche. Betrachtet man<br />

jetzt die bekannten Fundorte dieses Geckos, so er­<br />

kennt man, daß er <strong>in</strong> geeigneten Biotopen von<br />

Dhofar über die östlichen Küstenregionen und<br />

westlich des Hajar-Gebirges bis <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nordosten<br />

der Vere<strong>in</strong>igten Arabischen Emiraten verbreitet<br />

se<strong>in</strong> muß.<br />

Die Rückenzeichnung von P. m<strong>in</strong>imus ist beson­<br />

ders bei <strong>den</strong> Männchen sehr kontrastreich. Auf der<br />

Rückenmitte läuft e<strong>in</strong> schmutzig-beiger Rücken­<br />

streifen zur Schwanzwurzel. Diese wird nach jeder<br />

Seite von e<strong>in</strong>em helleren Streifen mit dunklen<br />

Flecken begrenzt. An diesen Streifen schließt sich<br />

dann e<strong>in</strong> dunkelbrauner Streifen mit dunkelbrau­<br />

nen Flecken an und dieser wiederum wird mit ei­<br />

nem sehr fe<strong>in</strong>en weißen Streifen e<strong>in</strong>gefaßt. Im An­<br />

schluß daran folgen mehrere Reihen aus braunen<br />

Punkten und Flecken, die ebenfalls <strong>in</strong> Streifen ver­<br />

laufen.<br />

herpetofauna 21 (119), April 1999 27


P. m<strong>in</strong>imus ist auch viel mehr Bo<strong>den</strong>bewohner als<br />

P. rupestris, der zumeist an Bäumen und Fels­<br />

brocken lebt. P. m<strong>in</strong>imus (Abb. 3) flieht zuerst un­<br />

ter se<strong>in</strong>en Busch und dann von <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Seite auf die<br />

andere und hierbei gelegentlich über die untersten<br />

Äste. Nur selten flüchtet er über e<strong>in</strong>en Ast hoch.<br />

Bei größter Gefahr flieht er <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Wohnloch am<br />

Stamm des Busches oder er versteckt sich im<br />

Pflanzenmaterial welches sich um <strong>den</strong> Stamm her­<br />

um angesammelt hat. P. rupestris dagegen flieht<br />

ohne zu zögern die Äste hoch bis an die äußerste<br />

Spitze.<br />

Während unserer Besuche am 25./26. März und 1.<br />

April 1997 im Wadi Izz und Wadi Adam konnten<br />

wir trächtige Weibchen von bei<strong>den</strong> Pristurus-Ar­<br />

ten beobachten. Auf <strong>den</strong> Uferflächen des Wadi<br />

Adams war Pristurus rupestris allerd<strong>in</strong>gs wesent­<br />

lich häufiger als P. m<strong>in</strong>imus. Beide Arten müssen<br />

auch von <strong>den</strong> Fluten betroffen gewesen se<strong>in</strong>, <strong>den</strong>n<br />

das gesamte Gelände war noch feucht und teilwei­<br />

se mit Schlamm bedeckt. Wie der oben erwähnte<br />

Bunopus tuberculatus belegt, können die Echsen<br />

wohl e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong> ihren Löchern überleben. Es ist<br />

unwahrsche<strong>in</strong>lich, daß sie so schnell <strong>in</strong> noch vor<br />

wenigen Stun<strong>den</strong> überflutete Gebiete e<strong>in</strong>gewan­<br />

dert s<strong>in</strong>d. Als Indiz kann hier gelten, daß alle bis­<br />

her erwähnten Reptilien im Abstand von 10-20 m<br />

neben dem wasserführen<strong>den</strong> Wadi gefun<strong>den</strong> wur­<br />

<strong>den</strong>. Auch die Beobachtung an e<strong>in</strong>em prächtigen<br />

Sc<strong>in</strong>cus mitranus ARNOLD (1986) möglicherweise<br />

der Unterart muscatensis angehörend, <strong>den</strong> wir un­<br />

ter e<strong>in</strong>em Brett völlig <strong>in</strong> <strong>den</strong> feuchten Sand e<strong>in</strong>ge­<br />

bettet fan<strong>den</strong>, unterstreicht dies (Abb. 4). Neben<br />

<strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Pristurus-Arten fan<strong>den</strong> wir im Uferbe­<br />

reich des Wadi Adam auch wieder Bunopus tuber­<br />

culatus und Trapelus flavimaculatus (Abb. 5).<br />

Durch die Jiddat-al-Harasis<br />

Nach dem wir <strong>den</strong> Wadi Adam h<strong>in</strong>ter uns gelas­<br />

sen hatten, stand uns nur noch e<strong>in</strong>e mehrstündige<br />

Nachtfahrt durch die Wüste bevor, davon ca. 15<br />

km durch 10-15 cm hohen Schlamm alle 1-2 km<br />

unterbrochen von Stopps um die Frontscheibe zu<br />

re<strong>in</strong>igen. Zu unserer Aufmunterung fan<strong>den</strong> wir<br />

dann nachts um 2.30 Uhr bei unserer Ankunft im<br />

Rasthaus »Al Ghafta<strong>in</strong>« auch gleich e<strong>in</strong>en Bunopus<br />

tuberculatus <strong>in</strong> der Dusche, <strong>den</strong> wir später <strong>in</strong> der<br />

Umgebung wieder frei ließen. An <strong>den</strong> Wän<strong>den</strong> des<br />

Innenhofes saßen <strong>in</strong> der Nähe der Lampen e<strong>in</strong>ige<br />

Bogenf<strong>in</strong>ger-Geckos (Cyrtopodion scaber).<br />

Auf der Weiterfahrt am anderen Morgen sahen<br />

wir zwischen 10.00 und 13.00 Uhr auf der guten<br />

Überlandstraße zwischen Al Ghafta<strong>in</strong> und Dauka<br />

<strong>in</strong>sgesamt fünf Trapelus flavimaculatus <strong>in</strong> der Sonne<br />

sitzen. Weitere waren Opfer des nicht sehr starken<br />

Verkehrs gewor<strong>den</strong>. Zwischen Dauka und Tha-<br />

marit überquerten vier Krötenkopfagamen Phry-<br />

nocephalus maculatus die Straße. Außerdem konn­<br />

ten wir im Wadi Qitbit vor Dauka <strong>in</strong> der nur ganz<br />

spärlich mit niederen Pflänzchen durchsetzten<br />

Steppe zwei Ägyptische Dornschwänze (Uroma-<br />

styx aegyptia microlepis) vor ihren Wohnlöchern<br />

entdecken.<br />

In der Prov<strong>in</strong>z Dhofar<br />

Wenige Kilometer h<strong>in</strong>ter der Stadt Thamarit be­<br />

gann der Aufstieg zum Jabal Qara. Außer P. ru­<br />

pestris fan<strong>den</strong> wir unterwegs zum Plateau ke<strong>in</strong>e<br />

weiteren Reptilien. Kurz bevor wir dann die Poli­<br />

zeistation auf dem Plateau erreicht hatten, faszi­<br />

nierte uns rechts der Straße e<strong>in</strong> steiler und über<br />

und über mit Sukkulenten bewachsener Berghang.<br />

Dort blühten die Wüstenrose (A<strong>den</strong>ium obesum<br />

a<strong>den</strong>ensis) und das Greiskraut (Kle<strong>in</strong>ia sag<strong>in</strong>ata).<br />

Außerdem fan<strong>den</strong> wir Wolfsmilchgewächse (Eu­<br />

phorbia cactus, E. balsamifera a<strong>den</strong>ensis), Schwalb­<br />

wurzgewächse (Sarcostemma vim<strong>in</strong>ale), Maulbeer­<br />

gewächse (Dorstenia foetida) und Schlangenstapeli-<br />

en (Echidnopsis planiflora) MILLER & MIRANDA<br />

(1988).<br />

Nachdem wir das Plateau überquert hatten, ent­<br />

deckten wir auf e<strong>in</strong>em Felsblock im kahlen Ge­<br />

büschwald e<strong>in</strong>e große Echse. Sie flüchtete unter<br />

<strong>den</strong> Felsblock und da der Bo<strong>den</strong> feucht war, ge­<br />

lang es uns, sie auszugraben. Es war e<strong>in</strong> adultes<br />

Mabuya brevicollis-\N'eibchen. Dieser Sk<strong>in</strong>k kommt<br />

<strong>in</strong> Afrika vom Sudan im Nor<strong>den</strong> bis Tansania im<br />

Sü<strong>den</strong> vor. Auf der Arabischen Halb<strong>in</strong>sel f<strong>in</strong>det<br />

man ihn im südwestlichen Saudi-Arabien, im Je­<br />

men und <strong>in</strong> der omanischen Prov<strong>in</strong>z Dhofar LAN¬<br />

ZA (1988). Se<strong>in</strong> Lebensraum s<strong>in</strong>d die Küstenberei­<br />

che und die Flachlandsavannen im Inland. Wir<br />

fan<strong>den</strong> die Tiere am häufigsten im Buschwald,<br />

aber e<strong>in</strong>mal auch auf <strong>e<strong>in</strong>er</strong> kahlen und nur mit<br />

ganz wenigen niederen Büschen durchsetzten<br />

Hochfläche auf dem Jabal Qara.<br />

Vom Fundort dieses Sk<strong>in</strong>ks hatten wir dann schon<br />

e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende Aussicht auf unseren Aus­<br />

gangspunkt für die nächsten Tage, auf die schöne<br />

Stadt Salalah am Arabischen Meer.<br />

28 herpetofauna 21 (119), April 1999


Nach Mirbat<br />

Am nächsten Tag fuhren wir durch die Salalah-<br />

Pla<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Richtung der Stadt Mirbat. Nur 5-7 km<br />

außerhalb von Salalah fan<strong>den</strong> wir morgens um<br />

9.00 Uhr auf Ste<strong>in</strong>en die Hadramaut-Agame<br />

(Acanthocercus adramüanus). Zuerst glaubten wir<br />

die S<strong>in</strong>ai-Agame (Pseudotrapelus s<strong>in</strong>aita) vor uns<br />

zu haben; die Männchen zeigten auch kräftig<br />

blaue Köpfe und die Weibchen ähnlich rote<br />

Trächtigkeitsflecken (Abb. 6 + 7). Die Tiere waren<br />

jedoch wesentlich größer und kräftiger. Die<br />

Männchen wiesen mehrfarbige Schwänze - an der<br />

Basis rosa, zum Schwanzende h<strong>in</strong> blau - auf.<br />

SCHÄTTI & GASPERETTI (1994) geben für die Ha­<br />

dramaut-Agame e<strong>in</strong>e Höhenverbreitung bis 2800<br />

m NN an.<br />

In der Ebene entdeckten wir an wesentlich kle<strong>in</strong>e­<br />

ren Ste<strong>in</strong>en dann noch Pristurus carteri, als diese<br />

beim Näherkommen davonstoben. E<strong>in</strong>en beson­<br />

deren Blick benötigt man auch, will man die kle<strong>in</strong>e<br />

Stammsukkulente Euphorbia hadramautica ent­<br />

decken, die dort ohne Blätter die Trockenzeit über­<br />

dauert. Wir fan<strong>den</strong> nur kle<strong>in</strong>e 2-3 cm hohe Pflänz-<br />

chen.<br />

S<strong>in</strong>d P. m<strong>in</strong>imus und P. rupestris kle<strong>in</strong>e, geradezu<br />

zerbrechliche Echsen mit <strong>e<strong>in</strong>er</strong> KRL von 26 bzw. 29<br />

mm und <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Gesamtlänge (GL) von ca. 70 mm,<br />

erreicht P. carteri fast die Körpergröße und -masse<br />

von Geckonia chazaliae. Auffallend s<strong>in</strong>d die spitze<br />

Schnauze, die geeignet ist auch kle<strong>in</strong>ste Insekten<br />

aus Ste<strong>in</strong>ritzen zu schnappen und die vertikal ab­<br />

geflachten und oben und unten mit Zacken be­<br />

setzten Schwänze der Männchen (Abb. 8). Wie<br />

auch bei P. rupestris können sie aufgerollt und zum<br />

Signalgeben seitlich bewegt wer<strong>den</strong>, um anderen<br />

Männchen zu signalisieren »dieses Revier ist be­<br />

setzt«. Die Färbung und Zeichnung der Tiere ist<br />

sehr variabel.<br />

Tiere der Hochflächen s<strong>in</strong>d häufig dunkler ge­<br />

zeichnet als Exemplare aus der Küstenebene. In<br />

<strong>den</strong> Küstenebenen sowie auf <strong>den</strong> Felsplateaus<br />

über dem Meer haben wir alle Altersstufen dieser<br />

Art angetroffen. E<strong>in</strong> adultes Männchen mit e<strong>in</strong>em<br />

Schwanzregenerat wies folgende Maße auf: KRL<br />

59 mm und SL 27 mm. An e<strong>in</strong>em frischgeschlüpf­<br />

ten Jungtier maßen wir e<strong>in</strong>e KRL von 19 mm und<br />

e<strong>in</strong>e SL von 12 mm. Die Grundfarbe des Rückens<br />

war e<strong>in</strong> bräunliches Grau mit fünf dunkleren<br />

Querbändern. Der Schwanz besaß neun Querb<strong>in</strong>­<br />

<strong>den</strong>. Der Kopf war gelblichbraun.<br />

Pristurus carteri hat sich hervorragend an die <strong>in</strong> der<br />

Trockenzeit <strong>in</strong>tensiv bestrahlten Flächen ange­<br />

paßt. ARNOLD (1980) hat dies sehr anschaulich be­<br />

schrieben und abgebildet. Wenn die Tageshitze zu<br />

groß wird, richten sie sich hoch auf, um vom war­<br />

men Bo<strong>den</strong> etwas entfernt zu se<strong>in</strong> bzw. um durch<br />

<strong>den</strong> <strong>in</strong> der Küstenebene fast ständig wehen<strong>den</strong><br />

W<strong>in</strong>d zur Temperatursenkung auszunutzen.<br />

Außerdem nutzen sie <strong>den</strong> Schatten von Ste<strong>in</strong>en<br />

und Schaf- und Kameldunghaufen.<br />

Auf dem Weg nach Mirbat und zurück nach<br />

Salalah machten wir mehrere Abstecher. E<strong>in</strong>er da­<br />

von führte uns <strong>in</strong> <strong>den</strong> unteren, dem Meer nahen<br />

Teil, des Wadi Darbat, e<strong>in</strong> bekannter Fundort der<br />

Arabischen Kobra Naja ha je arabica und des Zwerg­<br />

geckos Tropiocolotes scorteccii. Zwischen 10.30 und<br />

12.00 Uhr war es mit über 30° C zu heiß, um diese<br />

Tiere zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Das Wadibett war angefüllt mit<br />

riesigen run<strong>den</strong> Felsen und nicht e<strong>in</strong>fach zu bege­<br />

hen. Begrenzt wird das Wadibett beiderseits mit<br />

Buschwald, durch diesen wuchert die mit unserer<br />

We<strong>in</strong>rebe verwandte Kletterpflanze Cissus qua-<br />

drangularis. Auf e<strong>in</strong>em Fels im Buschwald sowie<br />

im dürren Gras <strong>e<strong>in</strong>er</strong> mit Legeste<strong>in</strong>mauern e<strong>in</strong>ge­<br />

faßten Weide fan<strong>den</strong> wir je e<strong>in</strong>e Mabuya brevicollis.<br />

Das Männchen war wohl <strong>in</strong> Paarungsstimmung,<br />

<strong>den</strong>n se<strong>in</strong>e Kehle und der vordere Teil des Bau­<br />

ches waren <strong>in</strong>tensiv rot. Daß dieser Sk<strong>in</strong>k nicht nur<br />

am Tage aktiv ist, sondern auch bis <strong>in</strong> die Abend­<br />

dämmerung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, zeigte e<strong>in</strong> Weibchen, welches<br />

wir am 31.03.97 um 18.30 Uhr im oberen Teil des<br />

Wadi Darbats antrafen.<br />

Unter <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Ste<strong>in</strong>platte und unter e<strong>in</strong>em Baum­<br />

stumpf befan<strong>den</strong> sich noch je e<strong>in</strong>e adulte Dhofar-<br />

Kröte (Bufo dhufarensis). Der Bo<strong>den</strong> unter <strong>den</strong> Ver­<br />

stecken war feucht, so daß sie hier der nächsten<br />

Regenzeit entgegen sehen können.<br />

Am östlichen Ende der Salalah-Ebene trafen wir<br />

am Rand der kle<strong>in</strong>en Stadt Mirbat e<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>en<br />

ehemals bedeuten<strong>den</strong> Weihrauchhafen besaß.<br />

Dort erstreckt sich e<strong>in</strong>e ebene, flache Landschaft,<br />

die durchzogen wird von Wadiausläufern und<br />

Felsformationen. Hier konnten wir <strong>den</strong> Jemen-<br />

Dornschwanz (Uromastyx benti) nachweisen (SEU-<br />

FER et. al. 1998).<br />

Im gleichen Biotop fan<strong>den</strong> wir noch P. carteri,<br />

Acanthocercus adramüanus und e<strong>in</strong>e Acanthodacty-<br />

Zws-Art. Auf dem Rückweg nach Salalah besuchten<br />

wir das auf der Hochebene des Jabal Samham bei<br />

der Ortschaft Tawi Atayr gelegene »S<strong>in</strong>k hole«.<br />

herpetofauna 21 (119), April 1999 29


30<br />

itmic<br />

Hier ist das ausgewaschene, löchrige Kalkgeste<strong>in</strong><br />

zweihundert Meter abgesackt, so daß e<strong>in</strong> rundes<br />

Loch von ca. 100 m entstand. In <strong>den</strong> Seitenwän<strong>den</strong><br />

s<strong>in</strong>d zahlreiche Höhlen vorhan<strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en un­<br />

zählige Vögel, darunter auch Webervögel, nisten.<br />

Aus diesem Grunde wird es von <strong>den</strong> Jabalis, <strong>den</strong><br />

Bewohnern der Berge, auch als »Brunnen der Vö­<br />

gel« bezeichnet. Während unseres Aufenthaltes<br />

dort, war die ganze Luft erfüllt von <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Vielzahl<br />

melodischer Vogelstimmen. In <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Höhle fan<strong>den</strong><br />

wir drei Halbf<strong>in</strong>ger-Geckos (Hemidactylus yerburii)<br />

ANDERSON, 1895.<br />

Die Tiere saßen zwischen 16.30 und 17.30 Uhr an<br />

<strong>den</strong> Höhlene<strong>in</strong>gängen und flohen dann <strong>in</strong>s Höh­<br />

len<strong>in</strong>nere. Beim Fang muß man sehr vorsichtig sei,<br />

da die Tiere sehr leicht die Haut verlieren können.<br />

Dieser Gecko kann e<strong>in</strong>e KRL von 75 mm erreichen,<br />

es gibt aber auch Populationen, die nur e<strong>in</strong>e KRL<br />

von 55 mm aufweisen. Se<strong>in</strong>e Verbreitung erstreckt<br />

sich von N-Somalia über das südwestliche Arabi­<br />

en bis zur Küstenregion Sahil al-Jazir, Dhofar,<br />

Oman. Beim Herausklettern aus dem »S<strong>in</strong>k hole«<br />

flohen noch zwei 7-9 cm lange braune Sk<strong>in</strong>ke ei­<br />

ner uns unbekannten Art. Oben auf <strong>den</strong> Feldern<br />

der Jabalis, die stark durchsetzt s<strong>in</strong>d mit Ste<strong>in</strong>en,<br />

trafen wir immer wieder auf P. rupestris.<br />

Auf dem Weg zur jemenitischen Grenze<br />

Am 29.03.1997 fuhren wir auf der Straße Nr. 47<br />

über <strong>den</strong> Jabal al Qamar <strong>in</strong> Richtung zur jemeniti­<br />

schen Grenze. Nur 5-7 km nach Raysut, dem Ha­<br />

fen von Salalah, entdeckten wir an <strong>den</strong> nach Nor­<br />

dosten gerichteten Wadihängen wiederum e<strong>in</strong>e<br />

äußerst <strong>in</strong>teressante Pflanzengeme<strong>in</strong>schaft. Sie be­<br />

stand aus Bogenhanf (Sanseviera ehrenbergii, Aloe<br />

<strong>in</strong>ermis oder dhufarensis), <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Aasblume aus der<br />

Gattung Caralluma und e<strong>in</strong>igen Weihrauchbäu­<br />

men (Boswellia sacra). Die Weihrauchbäume wach­<br />

sen wild und verstreut <strong>in</strong> der Salalah-Ebene (Abb.<br />

9), <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bergen und <strong>in</strong> <strong>den</strong> Tälern zur Wüste h<strong>in</strong>.<br />

Die Stämme wer<strong>den</strong> angeritzt und zwischen De­<br />

Abbildungen von oben nach unten:<br />

Abb. 6: Männliche Hadramaut-Agame (Acanthocercus adramitanus),<br />

Mirbat Pla<strong>in</strong>s.<br />

Abb. 7: Weibchen der Hadramaut-Agame (Acanthocercus<br />

adramitanus), <strong>in</strong> Normalfärbung <strong>in</strong> der gleichen Lokalität.<br />

Abb. 8: Männlicher Pristurus cateri <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mirbat Pla<strong>in</strong>s. Man<br />

beachte <strong>den</strong> vertikal abgeflachten Schwanz mit deutlichem<br />

Kamm.<br />

Abb. 9: Weihrauchbaum, das von diesem Baum gewonnene<br />

Harz wird für viele Zwecke verwendet.<br />

herpetofauna 21 (119), April 1999


zember und Mai wird das austretende Harz ge­<br />

sammelt. Die Qualität des Weihrauches hängt von<br />

der Monsunmenge ab, die die Bäume abbekom­<br />

men. Das klare, transparente Harz verfügt über<br />

die höchste Qualitätsstufe. Weihrauch wird auch<br />

<strong>in</strong> Somalia und Äthiopien geerntet, allerd<strong>in</strong>gs soll<br />

der fe<strong>in</strong>ste Weihrauch aus Dhofar stammen. Die<br />

Araber verbrennen das Harz zur Abwehr von In­<br />

sekten, hauptsächlich aber gegen e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Krankheiten.<br />

An <strong>den</strong> Wadihängen entdeckten wir e<strong>in</strong> Pärchen<br />

Acanthocercus adramitanus , auf <strong>den</strong> angrenzen<strong>den</strong><br />

Ebenen Pristurus carteri und im Wadibett unter ei­<br />

nem Ste<strong>in</strong> <strong>den</strong> kle<strong>in</strong>en Halbf<strong>in</strong>gergecko Hemidac-<br />

tylus homeolepis. Hierbei handelte es sich um e<strong>in</strong><br />

trächtiges Weibchen, welches nur e<strong>in</strong> Ei trug. Dies<br />

ist wohl typisch für diesen kle<strong>in</strong>en Gecko, der auf<br />

der Insel Masirah e<strong>in</strong>e KRL von 46 mm erreicht,<br />

während er auf dem Festland nur e<strong>in</strong>e KRL bis 39<br />

mm erreicht.<br />

Am Übergang der Ebene <strong>in</strong> die Berge, ca. 8-10 km<br />

vor dem Fischer- und Badeort Al Mughsayl, der<br />

bekannt ist für se<strong>in</strong>e Sehenswürdigkeiten wie z. B.<br />

<strong>den</strong> »Blow holes« (natürliche Wasserfontänen an<br />

der Felsküste), fan<strong>den</strong> wir auf der Straße e<strong>in</strong>e we­<br />

nige Stun<strong>den</strong> vorher überfahrene Telescopus d. dha-<br />

ra. Diese mittelgroße Katzenaugennatter gehört zu<br />

<strong>den</strong> Trugnattern und ist hauptsächlich nachtaktiv.<br />

Von dieser Schlange gibt es sowohl e<strong>in</strong>e gefleckte<br />

als auch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>farbige Farbvariante. Das von uns<br />

gefun<strong>den</strong>e Tier gehörte durch se<strong>in</strong>e attraktive rot­<br />

braune Färbung der ungefleckten Variante an. Ob­<br />

wohl diese Art von Marokko, Mauretanien im We­<br />

sten bis Ägypten im Osten und h<strong>in</strong>unter bis Kenia,<br />

über das westliche und zentrale Arabien bis zur<br />

Musandam-Halb<strong>in</strong>sel, N-Oman verbreitet ist, s<strong>in</strong>d<br />

die Kenntnisse über sie spärlich. Auch Erfahrun­<br />

gen aus <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Terrarienhaltung s<strong>in</strong>d uns nicht be­<br />

kannt. Nach GALLAGHER (1993) erreicht sie e<strong>in</strong>e<br />

Länge von 950 mm und ernährt sich von Nagetie­<br />

ren, Reptilien, Vögeln und Fledermäusen.<br />

Abbildungen von oben nach unten:<br />

Abb. 10: Drachenblutbäume auf der mit Nebelschwa<strong>den</strong><br />

durchzogenen Hochfläche westlich Al Mughsayl.<br />

Abb. 11: Männchen von Mabuya brevicollis <strong>in</strong> Paarungsfärbung<br />

auf der Hochebene des Jabal Qara.<br />

Abb. 12: Trächtiges Weibchen von Pseudotrapelus s<strong>in</strong>aita aus<br />

dem Wadi Ayun. Deutlich zu sehen s<strong>in</strong>d die roten Trächtigkeitsflecken<br />

auf dem Rücken.<br />

Abb. 13: Männchen des erst 1994 beschriebenen Asaccus platyrhynchus<br />

aus dem Wadi Misdal (Erstnachweis).<br />

herpetofauna 21 (119), April 1999


Nur 1-2 km weiter verläuft die Straße durch e<strong>in</strong>en<br />

Wadi. Die Luft war erfüllt von <strong>den</strong> Paarungsrufen<br />

der Dhofar-Kröten (Bufo dhufarensis). Da es auch<br />

hier unten im Sü<strong>den</strong> des Landes ausgiebig gereg­<br />

net hatte, war die Straße e<strong>in</strong> oder zwei Tage bevor<br />

wir sie befuhren noch überschwemmt gewesen.<br />

Im Wadibett bildeten sich riesige Tümpel, die von<br />

B. dhufarensis sicherlich für e<strong>in</strong>e außerplanmäßige<br />

Fortpflanzung genutzt wur<strong>den</strong>. Die e<strong>in</strong>e Wadisei-<br />

te war bestan<strong>den</strong> mit zahlreichen Wüstenrosen<br />

und Sansevieren. Anhand der riesigen Stammba­<br />

sen konnte man erkennen, daß es sich bestimmt<br />

um mehrere hundert Jahre alte Pflanzen handelt.<br />

Nach der Ortschaft Al Mughsayl steigt die Straße<br />

auf über 1000 m NN an. Sie wurde größtenteils <strong>in</strong><br />

die Felsen gesprengt und stellt die größte straßen­<br />

bautechnische Leistung auf omanischem Bo<strong>den</strong><br />

dar. Die Fahrt ist wirklich atemberaubend; unter­<br />

wegs bieten sich unzählige fasz<strong>in</strong>ierende Aus­<br />

blicke <strong>in</strong> die umgeben<strong>den</strong> Berge. Bereits unter­<br />

wegs sahen wir immer wieder Drachenblutbäume<br />

(Dracaena serrulata). Auf der Hochfläche bildeten<br />

sie dann ganze Bestände (Abb. 10). Die Bergbe­<br />

wohner nutzten früher diese Pflanzen als Lieferant<br />

von Fasern und als Nahrungsmittel (das Blattherz<br />

kann wie bei <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Artischocke gekocht und ge­<br />

gessen wer<strong>den</strong>). Ahnlich <strong>den</strong> Wüstenrosen kön­<br />

nen sie mehrere hundert Jahre alt wer<strong>den</strong>. Uber<br />

die ste<strong>in</strong>ige Hochfläche zogen von 10 bis 15 Uhr,<br />

vom Meer kommend ununterbrochen Nebel­<br />

schwa<strong>den</strong>. Die Temperatur lag zwischen 20 und<br />

25° C bei <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Luftfeuchtigkeit zwischen 95 und<br />

100%. Die Hochfläche war durchzogen von senk­<br />

rechten Spalten, <strong>in</strong> ihnen fan<strong>den</strong> wir wieder Hemi­<br />

dactylus yerburii und se<strong>in</strong>e Eiablageplätze. Auf der<br />

Hochfläche trafen wir e<strong>in</strong>ige wenige P. rupestris<br />

an, die uns auch <strong>in</strong>sgesamt kl<strong>e<strong>in</strong>er</strong> und schmächti­<br />

ger vorkamen, als die bisher beobachteten Tiere.<br />

Beim Umdrehen e<strong>in</strong>es nur handtellergroßen Stei­<br />

nes entdeckten wir noch e<strong>in</strong>en männlichen Hemi-<br />

dactylus homeolepis. Wie auch dieser Fund belegt,<br />

fan<strong>den</strong> wir diese Art nur auf dem Bo<strong>den</strong> im<br />

Gegensatz zu Hemidactylus yerburii, <strong>den</strong>n diese Art<br />

haben wir nicht auf dem Bo<strong>den</strong> angetroffen, son­<br />

dern nur <strong>in</strong> Höhlen und <strong>in</strong> <strong>den</strong> großen Abwasser¬<br />

rohren (0 120 cm), die die Uberlandstraßen unter­<br />

queren. Nach <strong>den</strong> Beobachtungen von ARNOLD<br />

(1980) leben die bei<strong>den</strong> Arten je nach <strong>den</strong> Gege­<br />

benheiten der Biotope sowohl am Bo<strong>den</strong> wie auch<br />

an senkrechten Flächen.<br />

Unser nächster Zwischenstopp war e<strong>in</strong>e öde, nur<br />

sehr spärlich mit kle<strong>in</strong>en Büschen bewachsene<br />

Hochebene ca. 20 km vor dem Städtchen Raykhut,<br />

über die ständig e<strong>in</strong> leichter W<strong>in</strong>d wehte. An Repti­<br />

lien konnten wir folgende Arten beobachten: Pri-<br />

sturus rupestris, P. carteri und Acanthocercus adrami-<br />

tanus . Dieses Biotop sche<strong>in</strong>t recht lebensfe<strong>in</strong>dlich<br />

zu se<strong>in</strong>, <strong>den</strong>n besonders die P. carteri waren <strong>in</strong> kei­<br />

nem sehr guten Zustand. Sie waren extrem hell ge­<br />

färbt und die Zeichnung war fast nicht mehr zu er­<br />

kennen, außerdem erschienen sie uns im Verhältnis<br />

zu <strong>den</strong> Tieren der Küstenebene mager.<br />

Wir verließen die geteerte Uberlandstraße Nr. 47<br />

und fuhren mit unserem Personenwagen e<strong>in</strong> paar<br />

Kilometer auf der unbefestigten Straße weiter <strong>in</strong><br />

Richtung Raykhut. Die Fahrt führte uns größten­<br />

teils durch <strong>den</strong>, weil Trockenzeit war, kahlen<br />

Buschwald, überall blühten die »Wüstenrosen«.<br />

Man konnte me<strong>in</strong>en, man wäre <strong>in</strong> Afrika. In dieser<br />

Gegend, ca. 5-7 km vor Raykhut, flüchtete e<strong>in</strong>e<br />

weibliche Mabuya brevicollis <strong>in</strong> ihre Wohnhöhle zwi­<br />

schen <strong>den</strong> Felsblöcken. Nach knapp 10 M<strong>in</strong>uten<br />

kam sie wieder zum Vorsche<strong>in</strong> und schob sich dann<br />

Zentimeter um Zentimeter, immer wieder nach al­<br />

len Seiten Ausschau haltend, <strong>in</strong> die Sonne.<br />

Fahrt über <strong>den</strong> Jabal Qara zum Wadi Ayun<br />

Am 30. März 1997 wählten wir als Ziel <strong>den</strong> schon<br />

auf der nördlichen Seite des Jabal Qaras liegen<strong>den</strong><br />

Wadi Ayun. Hierzu verließen wir Salalah und fuh­<br />

ren <strong>in</strong> Richtung Thamarit, kurz vor dem Gipfelort<br />

Qeiroon Heiritti bogen wir nach l<strong>in</strong>ks ab <strong>in</strong> Rich­<br />

tung Ayun. Unterwegs <strong>in</strong>spizierten wir auf dem<br />

Hochplateau die unter der Straße verlaufen<strong>den</strong><br />

Wasserrohre. Dort fan<strong>den</strong> wir - wie erwartet - <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> meisten 5-6 Exemplare von Hemidactylus yer­<br />

burii. In zwei vielleicht 500 m ause<strong>in</strong>ander liegen­<br />

<strong>den</strong> Rohren fan<strong>den</strong> wir e<strong>in</strong>mal Geckos, die wie ty­<br />

pische H. yerburii aussahen und zum anderen Ex­<br />

emplare, die wesentlich bunter gefärbt (gelbe Quer­<br />

b<strong>in</strong><strong>den</strong>, nicht so kräftige Tuberkel) waren und wie<br />

e<strong>in</strong>e andere Art aussahen. Nach ARNOLD (1980) soll<br />

H. yerburii aber so variabel se<strong>in</strong>, daß man me<strong>in</strong>en<br />

könnte, zwei verschie<strong>den</strong>e Arten vor sich zu haben.<br />

Dennoch vermuten wir aus <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Grün­<br />

<strong>den</strong>, daß es sich bei <strong>den</strong> bunten Exemplaren um<br />

e<strong>in</strong>e andere Art handeln muß: Zum e<strong>in</strong>en verlieren<br />

diese Tiere ihre Haut nicht, zum anderen s<strong>in</strong>d die<br />

Eier um die Hälfte kl<strong>e<strong>in</strong>er</strong> und auch die Jungtiere<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Größe und Färbung völlig unterschiedlich.<br />

32 herpetofauna 21 (119), April 1999


Ungefähr 7 km nach der Abzweigung nach Ayun<br />

sichteten wir <strong>in</strong> der ö<strong>den</strong> und ausgetrockneten<br />

Hochfläche wieder Pristurus rupestris und P. carte-<br />

ri. Vor e<strong>in</strong>em niederen Busch entdeckten wir dann<br />

e<strong>in</strong> Männchen von Mabuya brevicollis <strong>in</strong> Paarungs­<br />

färbung (Abb. 11). Das Tier flüchtete <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Wohnhöhle vor e<strong>in</strong>em großen Ste<strong>in</strong>. Da die Höhle<br />

aber nur ca. 20 cm tief war, war es sehr e<strong>in</strong>fach das<br />

Tier zum Fotografieren auszugraben.<br />

Den Wadi Ayun mit se<strong>in</strong>en blauen und tiefen Seen<br />

erreichten wir um die Mittagszeit bei <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Tem­<br />

peratur von 38° C im Schatten. Lediglich P. carteri<br />

war auf <strong>den</strong> Hochflächen und die S<strong>in</strong>ai-Agame<br />

(Pseudotrapelus s<strong>in</strong>aita) am Straßenrand an größe­<br />

ren Ste<strong>in</strong>en aktiv. Die Weibchen dieser Agame wa­<br />

ren trächtig und zeigten die typischen roten Träch-<br />

tigkeitsflecken (Abb. 12).<br />

Auf dem Rückweg nach Salalah statteten wir noch<br />

dem beliebten Ausflugsziel A<strong>in</strong> Razat (A<strong>in</strong> = Quel­<br />

le) e<strong>in</strong>en Besuch ab. K. SEELER, Albisried, konnte<br />

dort 1996 e<strong>in</strong> Chamäleon beobachten und wir<br />

wollten herausf<strong>in</strong><strong>den</strong>, um welche Art es sich han­<br />

delt. Im gefaßten Quellauslauf lebten unzählige<br />

Zahnkarpfen. Die Chamäleons konnten wir nicht<br />

f<strong>in</strong><strong>den</strong>, dafür aber drei Blutsaugeragamen (Calotes<br />

versicolor). E<strong>in</strong> semiadultes Tier saß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Baum<br />

direkt am Wasser, e<strong>in</strong>e adulte Blutsaugeragame<br />

wenige Meter daneben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Busch. Das dritte<br />

Tier, e<strong>in</strong> Männchen, entdeckten wir auf e<strong>in</strong>em<br />

Gartenpfosten des angelegten Parks. ARNOLD<br />

(1986) nahm noch an, daß das Tier, welches ihm<br />

vorlag, e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall sei, welches mit Pflanzen<br />

oder anderem Material e<strong>in</strong>geführt wurde.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs entdeckten wir noch drei weitere Blut­<br />

saugeragamen bei der ca. 10 km Luftl<strong>in</strong>ie entfernt<br />

liegen<strong>den</strong> Quelle »A<strong>in</strong> Tabrook«. Aufgrund dieser<br />

Beobachtung, kann angenommen wer<strong>den</strong>, daß<br />

diese Art <strong>in</strong>zwischen an <strong>den</strong> Südhängen des Jabal<br />

Qara und des Jabal Samham lebensfähige Popula­<br />

tionen ausgebildet hat. Sicherlich ist Calotes versi­<br />

color nicht autochton, sondern e<strong>in</strong>geschleppt wor­<br />

<strong>den</strong>; fraglich ist nur, wann dies geschah. Dies kann<br />

schon vor, menschlich gesehen, sehr langer Zeit<br />

geschehen se<strong>in</strong>, bestehen doch seit m<strong>in</strong>destens<br />

1000 Jahren Schiffsverb<strong>in</strong>dungen zwischen dem<br />

<strong>in</strong>dischen Subkont<strong>in</strong>ent und dem Oman.<br />

Direkt an der Quelle sahen wir noch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Sk<strong>in</strong>k, da wir ihn nicht fangen konnten, war e<strong>in</strong>e<br />

Bestimmung nicht möglich. Im Anschluß an die<br />

Quelle A<strong>in</strong> Razat öffnet sich e<strong>in</strong> Tal welches mit<br />

steilen Felswän<strong>den</strong> e<strong>in</strong>gefaßt ist. In <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Felsspal­<br />

te entdeckten wir e<strong>in</strong>en Hemidactylus yerburii und<br />

am Fuße der Felsen drei Exemplare von Mabuya<br />

brevicollis. Auf dem Talbo<strong>den</strong> lebte e<strong>in</strong>e sehr kon­<br />

trastreiche Population von P. rupestris. Wir beob­<br />

achteten auch sehr viele Tiere, die ganze helle und<br />

breite Rückenstreifen aufwiesen. Rückenstreifen<br />

kommen sehr häufig vor, aber <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>er</strong> solchen<br />

Deutlichkeit kennen wir sie nur von A<strong>in</strong> Razat.<br />

Im Nor<strong>den</strong> des Oman<br />

Am 1. April 1997 verließen wir die Prov<strong>in</strong>z Dhofar<br />

und traten die Rückfahrt nach Al-Suwaiq <strong>in</strong> der<br />

Nähe der Hauptstadt Maskat an. Von dort aus un­<br />

ternahmen wir aber noch e<strong>in</strong>en sehr erfolgreichen<br />

Abstecher <strong>in</strong> die Wadis Sahtan und Misdal <strong>in</strong> der<br />

Nähe der Stadt Rostaq. Im Bereich des Wadi<br />

Sahtan trafen wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geröllfeld mit faust­<br />

großen Kieseln auf die S<strong>in</strong>ai-Agame (Pseudotrape­<br />

lus s<strong>in</strong>aita).<br />

Der Wadi Misdal führte trotz der starken Regen­<br />

fälle ke<strong>in</strong> Wasser mehr. Das Wadibett besteht zu<br />

e<strong>in</strong>em erheblichen Teil aus 3-5 m großen Fels­<br />

brocken. Häufig konnten wir Fächerf<strong>in</strong>ger-Geckos<br />

(Ptyodactylus hasselquistii) im Halbschatten sitzen<br />

sehen. Mehrmals konnten wir drei bis fünf Exem­<br />

plare direkt nebene<strong>in</strong>ander beobachten. Bisher<br />

kannten wir nur, daß e<strong>in</strong> oder zwei Tiere beie<strong>in</strong>an­<br />

der sitzen. Teilweise bil<strong>den</strong> die großen Fels­<br />

brocken am Wadirand tiefe Spalten. In diesen<br />

Spalten konnten wir nun drei Gecko-Arten nach­<br />

weisen. Vorne am E<strong>in</strong>gang dieser Spalten waren<br />

die Fächerf<strong>in</strong>ger-Geckos zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>, dann folgte<br />

der Persische Halbf<strong>in</strong>gergecko (Hemidactylus persi-<br />

cus) und ganz tief im Innern, wo es noch recht<br />

feucht war, saßen die zerbrechlich wirken<strong>den</strong><br />

Asaccus platyrhynchus (Abb. 13).<br />

Von Ptyodactylus hasselquistii fan<strong>den</strong> wir <strong>in</strong> diesen<br />

Spalten e<strong>in</strong>en Eiablageplatz mit ca. 400 geschlüpf­<br />

ten Eiern; e<strong>in</strong> Zeichen, daß dieser Platz von <strong>den</strong><br />

Tieren schon seit vielen Generationen benutzt<br />

wird. Interessant wäre, wie die drei Arten koexi­<br />

stieren können, zumal die Arten unterschiedliche<br />

Größen aufweisen. Jungtiere der bei<strong>den</strong> kl<strong>e<strong>in</strong>er</strong>en<br />

Arten könnten durchaus <strong>in</strong>s Beuteschema der<br />

Fächerf<strong>in</strong>ger-Geckos passen. Ptyodactylus hassel­<br />

quistii ist mit <strong>e<strong>in</strong>er</strong> KRL von 98 mm die größte Art,<br />

während Hemidactylus persicus <strong>in</strong> Arabien e<strong>in</strong>e<br />

KRL von 90 mm und Asaccus platyrhynchus von 63<br />

mm erreichen kann. H. persicus kann <strong>in</strong> Arabien<br />

herpetofauna 21 (119), April 1999 33


geradezu »riesige« Ausmaße annehmen; <strong>in</strong> ihrem<br />

übrigen vorderasiatischen Verbreitungsgebiet<br />

bleibt diese Art mit <strong>e<strong>in</strong>er</strong> maximalen KRL von 70<br />

mm deutlich kl<strong>e<strong>in</strong>er</strong> als <strong>in</strong> Arabien. Die von uns<br />

gefangenen Tiere wiesen aber alle e<strong>in</strong>e KRL von<br />

weniger als 70 mm auf. Außerdem löste sich bei<br />

ihnen die Haut ebenso leicht ab wie bei Hemidacty-<br />

lus yerburii.<br />

Für <strong>den</strong> erst 1994 von ARNOLD und GARDNER be­<br />

schriebenen Asaccus platyrhynchus stellt der Wadi<br />

Misdal e<strong>in</strong>en Erstnachweis dar.<br />

Danksagung<br />

Nach zehn <strong>in</strong>teressanten und erlebnisreichen Ta­<br />

gen verließen wir dieses schöne und fasz<strong>in</strong>ierende<br />

Land mit se<strong>in</strong>en überaus gastfreundlichen Men­<br />

schen, mit dem Wunsche, daß es noch lange se<strong>in</strong>e<br />

jetzige Schönheit behält und wir e<strong>in</strong>es Tages es<br />

wieder bereisen können. Hier an dieser Stelle sei<br />

nochmal <strong>den</strong> Omanis gedankt, die uns unei­<br />

gennützig durch die Wadis bei Izz und Adam ge­<br />

holfen und uns mit Essen versorgt haben. Ohne<br />

ihre Hilfe wären wir nie nach Sü<strong>den</strong> <strong>in</strong> die Prov<strong>in</strong>z<br />

Dhofar gekommen.<br />

Bildnachweise:<br />

Abb. 2,5,6, 7,8,10,11,12 + Karte: H. SEUFER<br />

Abb. 1,3,4,9,13: T. KOWALSKI<br />

Schreibweise geographischer Namen:<br />

Die Schreibweise der im Text und <strong>in</strong> der Karte erwähnten<br />

geographischen Namen wur<strong>den</strong> von Meyers Enzyklopädie-<br />

Lexikon und Bertelsmann »Weltatlas 2000« übernommen.<br />

Literatur:<br />

ARNOLD, E. N. (1977): Little-known geckoes (Reptilia: Gekkonidae)<br />

from Arabia with descriptions of two new species<br />

from the Sultanate of Oman - J. Oman Stud. Spec.<br />

Rep. 1: 81-100.<br />

—(1980): The reptiles and amphibians of Dhofar, Southern<br />

Arabia.- In: The scientific results of the Oman flora and<br />

fauna survey 1977.-J. Oman Stud., Spec. Rep., 2:273-332.<br />

—(1986): A key and annotated check list to the lizards and<br />

amphisbaenians of Arabia - Fauna of Saudi Arabia, Riad,<br />

8: 385-435.<br />

ARNOLD, E. N. & A. S. GARDNER (1994): A Review of the<br />

Middle Eastern Leaf-toed Geckoes (Gekkonidae: Asaccus)<br />

with Descriptions of two new species from Oman.- Fauna<br />

of Saudi Arabia, Riad, 14:424-441.<br />

BÖHME, W. & R. LEPTIEN (1990): Record oiPristurus m<strong>in</strong>imus<br />

ARNOLD, 1977 (Reptilia: Sauria: Gekkonidae) from the<br />

United Arab Emirates.- HERPETOZOA 3 (1/2): 73-78.<br />

GALLAGHER, M. (1993): Snakes of the Arabian Gulf and<br />

Oman.- Muscat, Oman (Selbstverlag bei M. Gallagher),<br />

16 S.<br />

LANZA, B. (1988): Amphibians and reptiles of the Somali Democratic<br />

Republic: checklist and biography - Biogeographia,Vol.<br />

14,407-456.<br />

MILLER, A. G. & M. MIRANDA (1988): Plants of Dhofar - The<br />

southern region of Oman: Traditional, economic and medic<strong>in</strong>al<br />

uses. 361 S.<br />

SCHÄTTI, B. & J. GASPERETTI (1994): A contribution to the<br />

herpetofauna of Southwest Arabia - Fauna of Saudi Arabia,<br />

Riad, 14:348-423.<br />

SEUFER, H., KOWALSKI, T., PROKOPH, U. & H.-J. ZILGER<br />

(1998): Erstnachweis von Uromastyx benti ANDERSON,<br />

1894 für <strong>den</strong> Oman (Prov<strong>in</strong>z Dhofar).- herpetofauna,<br />

We<strong>in</strong>stadt, 20 (114): 22-23.<br />

Anschriften der Verfasser:<br />

HERMANN SEUFER<br />

Kreuzstr. 3<br />

D-75210 Keltern-Weiler<br />

THOMAS KOWALSKI<br />

Holzweg 63<br />

D-25337 Elmshorn<br />

HANS-JÜRGEN ZILGER<br />

Kampstr. 34<br />

D-25712 Quickborn<br />

34 herpetofauna 21 (119), April 1999

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!