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Methoden der Beobachtung und Bestandserfassung ... - VipersGarden

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Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 13: 431–442 August 2008<br />

D. GLANDT & R. JEHLE (Hrsg.): Der Moorfrosch/The Moor Frog<br />

<strong>Methoden</strong> <strong>der</strong> <strong>Beobachtung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bestandserfassung</strong> von<br />

Moorfröschen (Rana arvalis) als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für Schutzmaßnahmen<br />

DIETER GLANDT<br />

Am Laukreuz 1, D-48607 Ochtrup, dieter.glandt@gmx.de<br />

Methods of observation and population census of moor frogs<br />

(Rana arvalis) as a basis of conservation measures<br />

At the western bor<strong>der</strong> of its distribution area, the moor frog (Rana arvalis) is an endangered<br />

or even critically endangered amphibian. Therefore, sustainable conservation<br />

measures are urgently needed. An important basis are good and standardized<br />

methods for animal observations as well as population censuses. The work summarises<br />

such methods and presents a contribution to their standardization. It deals with<br />

direct methods of sighting the animals, methods of population estimation, determination<br />

problems in the field, and quantitative methods of census by drift fences and<br />

pitfall traps near the breeding pond as well as in the summer habitats. Different developmental<br />

stages and different seasons are consi<strong>der</strong>ed.<br />

Key words: Amphibia, Anura, Ranidae, Rana arvalis, direct observation, population<br />

estimation, quantitative census, drift fence, pitfall traps.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Moorfrosch (Rana arvalis) ist eine vor allem an <strong>der</strong> westlichen Arealgrenze stark<br />

gefährdete o<strong>der</strong> sogar vom Aussterben bedrohte Amphibienart. Deshalb sind nachhaltige<br />

Schutzprojekte für die Art dringend erfor<strong>der</strong>lich. Eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage<br />

hierzu sind gute <strong>und</strong> standardisierte <strong>Beobachtung</strong>s- <strong>und</strong> Erfassungsmethoden. Die<br />

Arbeit stellt verschiedene <strong>Methoden</strong> zusammen <strong>und</strong> will hierdurch einen Beitrag zur<br />

Standardisierung leisten. Es werden Sichtbeobachtungsmethoden <strong>und</strong> Schätzverfahren<br />

behandelt, Bestimmungsmöglichkeiten im Gelände erörtert <strong>und</strong> anspruchsvolle<br />

Erfassungsmethoden mittels Bodenfallen am Laichgewässer sowie im Sommerhabitat<br />

vorgestellt. Dabei werden auch die unterschiedlichen Entwicklungsstadien <strong>der</strong><br />

Tiere <strong>und</strong> die Jahreszeiten berücksichtigt.<br />

Schlüsselbegriffe: Amphibia, Anura, Ranidae, Rana arvalis, Sichtbeobachtung, Populationsschätzung,<br />

quantitative Erfassung, Fangzaun, Bodenfallen.<br />

Einleitung<br />

Der Moorfrosch gehört vor allem an <strong>der</strong> westlichen Arealgrenze (z. B. Nordrhein-<br />

Westfalen) zu den stark gefährdeten, in Frankreich <strong>und</strong> Südwestdeutschland sogar zu<br />

den vom Aussterben bedrohten Arten (GLANDT 2006). Gezielte Schutzmaßnahmen<br />

sind deshalb in diesen Regionen dringend geboten. Rana arvalis gehört zu den FFH-<br />

Arten, findet sich in Anhang IV <strong>der</strong> FFH-Richtlinie <strong>und</strong> gehört damit zu den »streng<br />

© Laurenti-Verlag, Bielefeld, www.laurenti.de


432 GLANDT<br />

zu schützenden Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse« (SCHULZE<br />

& MEYER 2004). Die Art ist deshalb auch in den dichter besiedelten Regionen des<br />

Areals (z. B. Ostdeutschland, Polen) beson<strong>der</strong>s zu beachten, <strong>und</strong> im Rahmen <strong>der</strong> regelmäßigen<br />

Berichtspflichten ist eine Bewertung des Erhaltungszustandes erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Unerlässliche Voraussetzung für die genannten Aufgaben <strong>und</strong> Vorhaben sind Kartierungen<br />

<strong>und</strong> <strong>Bestandserfassung</strong>en, zumindest realistische Bestandsschätzungen. Probleme<br />

in <strong>der</strong> Praxis resultieren zum einen aus <strong>der</strong> oft schwierigen Unterscheidbarkeit<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Entwicklungsstadien (Laich, Larven, Jungtiere, Subadulti, z. T.<br />

auch Adulti) im Hinblick auf an<strong>der</strong>e Braunfroscharten (Grasfrosch, Springfrosch),<br />

zum an<strong>der</strong>en aus <strong>der</strong> nicht immer leichten Beobachtbarkeit <strong>der</strong> Tiere.<br />

Im Folgenden sollen die Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Beobachtung</strong> <strong>und</strong> <strong>Methoden</strong> <strong>der</strong> Erfassung<br />

unterschiedlicher Intensität vorgestellt werden, wobei ich mich vor allem auf<br />

eigene Erfahrungen sowie Langzeituntersuchungen des ehemaligen Biologischen<br />

Instituts Metelen im Münsterland/Westfalen aus den Jahren 1980–2007 stütze. Die<br />

Anregungen <strong>und</strong> Tipps sind vorrangig für Nicht-Spezialisten gedacht, unabhängig<br />

davon, ob sie bereits amphibienk<strong>und</strong>liche Erfahrungen haben. Mit weitergehenden<br />

<strong>Methoden</strong>beschreibungen werden aber vor allem Spezialisten angesprochen. Soweit<br />

abweichende Erfahrungen in an<strong>der</strong>en Teilen des Areals gemacht wurden/werden,<br />

wäre es wünschenswert, solche ebenfalls zu publizieren. Ziel sollte eine für FFH-<br />

Zwecke <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Naturschutz orientierte wie auch wissenschaftliche Studien praktikable<br />

Standardisierung <strong>der</strong> Erfassung sein (vgl. Ansätze bei BOBBE 2006 <strong>und</strong> GOLL-<br />

MANN et al. 2007).<br />

<strong>Beobachtung</strong>en zur Paarungszeit<br />

Wenn man Moorfrösche beobachten will, braucht man Geduld <strong>und</strong> Glück, da die<br />

<strong>Beobachtung</strong>smöglichkeiten stark witterungsabhängig sind. Um die Art von ihrer<br />

interessantesten <strong>und</strong> farblich schönsten Seite kennen zu lernen, sind in Mitteleuropa<br />

am besten warme sonnige Tage im März geeignet. Wenn es einige Nächte nicht mehr<br />

gefroren hat <strong>und</strong> ein bis zwei Regentage vorausgegangen sind, kann man mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die adulten Tiere ihre Laichgewässer aufsuchen.<br />

Viel versprechend ist es, die Gewässer an sonnig-warmen Tagen über Mittag o<strong>der</strong> am<br />

frühen Nachmittag (zwischen 11 <strong>und</strong> 16 Uhr) aufzusuchen. Da die Tiere sehr scheu<br />

sind, muss man sich vorsichtig, d. h. langsam <strong>und</strong> gleichmäßig, jedoch nicht ruckartig<br />

bewegen <strong>und</strong> dabei behutsam auftreten, um Erschütterungen zu vermeiden. Zwischendurch<br />

sollte man immer wie<strong>der</strong> stehen bleiben <strong>und</strong> hören, ob man die charakteristischen<br />

blubbernden Rufe <strong>der</strong> Männchen vernehmen kann (vgl. SCHNEIDER 2005,<br />

SCHNEIDER & GLANDT 2008). Hilfreich ist es, mit einem Fernglas die bewachsenen<br />

flachen Uferbereiche systematisch nach Fröschen abzusuchen, bevor man an das<br />

Gewässer tritt. Nach meinen <strong>Beobachtung</strong>en ist es am besten, solche Gewässer aufzusuchen,<br />

an denen Bäume bis ans Ufer reichen. Man kann sich dann als aufrecht stehen<strong>der</strong><br />

Mensch gut in die Baumkulisse einfügen <strong>und</strong> Fluchtbewegungen <strong>der</strong> Tiere<br />

vermeiden o<strong>der</strong> zumindest verringern. Bei Störung tauchen die Tiere sehr rasch unter


Methodische Gr<strong>und</strong>lagen für Schutzmaßnahmen von Moorfröschen (Rana arvalis) 433<br />

Wasser <strong>und</strong> verkriechen sich in Pflanzengewirr (Makrophyten) o<strong>der</strong> unter Falllaub.<br />

Dann muss man einige Zeit (20–30 min) warten bevor sie wie<strong>der</strong> auftauchen <strong>und</strong> mit<br />

dem Rufen fortfahren.<br />

Wenn sich die Adulti auf dem Höhepunkt sexueller Erregung befinden, sind sie für<br />

kurze Zeit deutlich weniger scheu. Dann lassen sich viele Verhaltensweisen beobachten.<br />

Selbst das Ablaichen kann man in günstigen Fällen aus geringem Abstand verfolgen.<br />

Diese Phase dauert bei den von mir beobachteten Populationen im nördlichen<br />

Münsterland nur wenige Tage.<br />

Wenn man Moorfrösche verschiedener Populationen in unterschiedlich gelegenen<br />

Gewässern beobachtet hat, gewinnt man den Eindruck, dass die Tiere unterschiedlich<br />

stark scheu sind. Erfahrungen mit <strong>und</strong> ohne Menschen könnten dabei eine Rolle spielen.<br />

Im NSG Gildehauser Venn (südwestlichstes Nie<strong>der</strong>sachsen), einem von Besuchern<br />

häufig frequentiertem Hochmoorgebiet, kann man von öffentlichen Wegen aus<br />

in manchen Jahren große Moorfrosch-Rufergemeinschaften verhören. Dabei führen<br />

die von Fußgängern <strong>und</strong> Radfahrern bei schönem Wetter frequentierten Wege z. T.<br />

unmittelbar an den Gewässern vorbei <strong>und</strong> sind nur durch schmale Gehölzsäume von<br />

diesen getrennt. Die rufenden Moorfrösche lassen sich kaum von den Besuchern<br />

stören. Auch im NSG Fürstenkuhle bei Gescher/Westmünsterland (GLANDT 2008)<br />

verhalten sich die Tiere ähnlich. In den selten von Spaziergängern aufgesuchten Naturschutzgebieten<br />

Schnippenpohl <strong>und</strong> Harskamp bei Ochtrup (nördliches Münsterland)<br />

dagegen verhalten sich die Tiere viel scheuer <strong>und</strong> tauchen bei je<strong>der</strong> kleinen<br />

Störung ab.<br />

Ein Problem bei <strong>der</strong> Erfassung <strong>und</strong> <strong>Beobachtung</strong> von Moorfröschen bereitet die sehr<br />

kurze sexuell aktive Zeit am Gewässer. In manchen Jahren konzentriert sich diese<br />

Aktivität auf eine Woche, manchmal nur auf wenige Tage (GLANDT 2006). Verpasst<br />

man diese knappe Zeitspanne, muss man ein Jahr später wie<strong>der</strong>kommen. Hinzu<br />

kommt, dass die Tiere auch in nasskalten Frühjahren ablaichen, ohne sich auffallend<br />

zu präsentieren wie das bei sonnig-warmem Wetter <strong>der</strong> Fall wäre. Dann aber sind die<br />

Tiere beson<strong>der</strong>s schwer zu beobachten, die Männchen färben sich kaum o<strong>der</strong> gar nicht<br />

blau, <strong>und</strong> Rufe kann man nur selten, u. U. gar nicht vernehmen.<br />

Laich- <strong>und</strong> Larvennachweise<br />

Der Laich von Moor- <strong>und</strong> Grasfrosch ist äußerlich nicht unterscheidbar. Da man oft<br />

im selben Gewässer Laichgemeinschaften bei<strong>der</strong> Arten vorfindet, kann man Laichballenzählungen<br />

o<strong>der</strong> -schätzungen nur durchführen, wenn man in <strong>der</strong> kurzen Zeit <strong>der</strong><br />

Paarung zugegen ist. In manchen Gewässern o<strong>der</strong> Jahren laichen Gras- <strong>und</strong> Moorfrosch<br />

in einer gewissen räumlichen Distanz (einige Meter) zueinan<strong>der</strong>. Hat man die<br />

sich paarenden Tiere beobachtet <strong>und</strong> eine Artzuordnung vornehmen können, kann<br />

man einige Tage später die Laichballenerfassung artbezogen vornehmen. Schwierig ist<br />

eine solche Erfassung dagegen, wenn beide Arten im selben kleinräumigen Areal<br />

ablaichen (man sollte dann von Braunfrosch-Laichballen sprechen).<br />

Eine wenn auch aufwändige Trennung <strong>der</strong> Laichballengruppen <strong>der</strong> beiden Arten lässt<br />

sich über die Unterscheidung <strong>der</strong> frisch geschlüpften Larven im Außenkiemenstadi-


434 GLANDT<br />

um durchführen. Da die Tiere zunächst noch mittels larvaler Haftorgane an <strong>der</strong> Gallerte<br />

ihres eigenen Ballens kleben, ist die Möglichkeit <strong>der</strong> artlichen Zuordnung <strong>der</strong><br />

Ballen für kurze Zeit gegeben. Nach PANKRATIUS & AßMANN (2008) haben junge Grasfroschlarven<br />

größere, stärker verzweigte <strong>und</strong> meist schwarz pigmentierte Kiemen,<br />

Moorfroschlarven dagegen kleinere, geringer verzweigte <strong>und</strong> schwächer pigmentierte<br />

(transparente) Kiemenfäden. Während Grasfroschlarven in Ruhestellung die Kiemen<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger senkrecht vom Kopf halten, weisen sie beim Moorfrosch in Ruhestellung<br />

schräg nach hinten.<br />

Eine Unterscheidung älterer Larven (Innenkiemenstadium) <strong>der</strong> beiden Arten ist im<br />

Gelände sehr schwierig <strong>und</strong> ohne optische Hilfsmittel unmöglich. Hierzu müssen<br />

Larvenserien unter einem Stereomikroskop untersucht werden, wobei die spezifische<br />

Ausgestaltung des M<strong>und</strong>feldes (Lippenzähnchenreihen) maßgeblich ist (BERNING-<br />

HAUSEN 1993, MIAUD & MURATET 2004, GLANDT 2006, GRILLITSCH & GRILLITSCH 2008).<br />

Jungtiernachweise<br />

Eine bislang noch viel zu wenig genutzte Möglichkeit des Nachweises von Moorfröschen<br />

im Rahmen von herpetofaunistischen Kartierungen ist das Bestimmen von<br />

frisch metamorphosierten Jungfröschen in den Monaten Juni bis August. Gerade<br />

wenn man die kurze Zeit <strong>der</strong> Reproduktion verpasst hat, kann man im Sommer wie<strong>der</strong>kommen<br />

<strong>und</strong> über die Jungtiernachweise den Moorfrosch belegen. Die Jungtiere<br />

sind leicht im engeren Umfeld <strong>der</strong> Laichgewässer in dichter krautiger Vegetation <strong>und</strong><br />

vor allem bei feuchterem Wetter zu finden, <strong>und</strong> das oft in großer Zahl.<br />

Wichtig bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Jungfrösche ist, dass man nach gestreiften Tieren<br />

(var. striata) Ausschau hält. In Mitteleuropa kann man davon ausgehen, dass zumindest<br />

ein Teil <strong>der</strong> Tiere einer Moorfrosch-Population zu dieser Zeichnungsvariante<br />

gehört. Bei diesen Tieren ist <strong>der</strong> breite, deutlich abgesetzte, von <strong>der</strong> Kopfoberseite<br />

über den ganzen Rücken ziehende Streifen bereits unmittelbar nach <strong>der</strong> Metamorphose<br />

ausgebildet (Abb. 1). Ungestreifte Jungfrösche sollte man vorsichtshalber nur als<br />

Abb. 1: Frisch metamorphosierte Jungtiere des<br />

Moorfrosches: oben gestreifte Varietät, unten<br />

ungestreifte, beide aus <strong>der</strong>selben Population.<br />

Foto: D. GLANDT.<br />

Newly metamorphosed froglets of the moor frog:<br />

above the striped morph, below the unstriped<br />

morph from the same population.


Methodische Gr<strong>und</strong>lagen für Schutzmaßnahmen von Moorfröschen (Rana arvalis) 435<br />

Braunfrösche ansprechen, denn in diesem Stadium sehen sich Gras- <strong>und</strong> Moorfrosch<br />

äußerst ähnlich (gleiches gilt für Moor- <strong>und</strong> Springfrosch). Nur mit viel Erfahrung<br />

<strong>und</strong> einer 10-fach vergrößernden Handlupe kann man einen Teil <strong>der</strong> Jungtiere von<br />

Moor- <strong>und</strong> Grasfrosch auf Gr<strong>und</strong> des Aussehens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Länge des inneren Fersenhöckers<br />

(Callus internus) unterscheiden. Bezüglich weiterer möglicher Unterscheidungsmerkmale<br />

frisch metamorphosierter Braunfrösche sei auf FOG (2008) verwiesen.<br />

Herbstbeobachtungen<br />

Viele Amphibienschützer sind im Frühjahr <strong>und</strong> Sommer unterwegs. Dass aber auch<br />

<strong>der</strong> Herbst viele <strong>Beobachtung</strong>en, manchmal bessere als im Sommer, ermöglicht, ist<br />

noch immer nicht genügend bekannt. Eine Reihe Amphibienarten, so auch <strong>der</strong> Moorfrosch,<br />

vollziehen im September Herbstwan<strong>der</strong>ungen, die zumeist in Richtung Laichgewässer<br />

führen (vgl. GLANDT 1986). Ein nicht geringer Teil <strong>der</strong> Tiere einer Moorfrosch-Population<br />

dringt dabei bis zum Laichgewässer vor (HARTUNG & GLANDT<br />

2008). Dann findet man vor allem halbwüchsige <strong>und</strong> adulte Tiere, <strong>der</strong>en Unterscheidung<br />

von den an<strong>der</strong>en mitteleuropäischen Braunfröschen meist keine Probleme bereitet.<br />

Die älteren Tiere sind allerdings recht flink, <strong>und</strong> man muss schnell sein, um sie mit<br />

<strong>der</strong> Hand zu fangen. Es ist immer wie<strong>der</strong> bemerkenswert, wie schnell Moorfrösche in<br />

dichter bodennaher Vegetation verschwinden können, nach meinem Eindruck viel<br />

schneller als Grasfrösche. Dabei dürfte ihnen ihre geringere Körpergröße <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

spitzere Kopf sehr zu Gute kommen.<br />

Schätzung <strong>der</strong> Populationsgröße<br />

Wenn man eine Aussage zur Größenordnung des Bestandes einer Moorfrosch-<br />

Laichgemeinschaft machen will, wie sie für faunistische Kartierungen <strong>und</strong> Naturschutzzwecke<br />

in <strong>der</strong> Regel ausreichend ist, bietet sich am ehesten die Zählung o<strong>der</strong><br />

Schätzung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> auffälligen, faustgroßen Laichballen an. Nur in kleinen Beständen<br />

ist ein Abzählen <strong>der</strong> Laichballen möglich. Schon einige Hun<strong>der</strong>t Laichballen,<br />

die meist in Ansammlungen abgelegt werden, lassen sich nur noch schätzen. Hierzu<br />

wählt man sich je Laichballen-Ansammlung einen kleinen Ausschnitt (ich wähle ca. 30<br />

x 30 cm) <strong>und</strong> zählt möglichst genau die hierin befindlichen Laichballen aus, sodann<br />

wird auf die gesamte Laichballen-Fläche hochgerechnet. Wie immer bei solchen<br />

Schätzungen braucht man etwas Übung. Eine zweite Person, die unabhängig von<br />

einem selbst nochmals zählt <strong>und</strong> hochrechnet <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> man sich anschließend<br />

abgleicht, kann deshalb in <strong>der</strong> Anfangsphase eines Erfassungsprojektes hilfreich sein.<br />

Zwei Annahmen sind notwendig, um über die Zahl <strong>der</strong> Laichballen die Bestandsgröße<br />

abschätzen zu können. Die erste Annahme ist, dass je adultem Weibchen <strong>und</strong><br />

Saison ein Laichballen abgelegt wird. Die Angaben in <strong>der</strong> Literatur hierzu sind nicht<br />

einheitlich. Manche Autoren geben 1–2 Ballen je Weibchen, an<strong>der</strong>e einen Ballen (im<br />

Einzelnen siehe GLANDT 2006). Letzteres scheint aber die Regel. Deshalb <strong>und</strong> aus<br />

praktischen Gründen empfehle ich, einen Ballen je Weibchen anzunehmen, jedenfalls<br />

solange, bis eindeutige <strong>und</strong> bessere Daten als die bisherigen vorliegen.


436 GLANDT<br />

Die zweite Annahme ist, dass man eine Geschlechterrelation von 1 : 1 annimmt. Auch<br />

dies wird hier aus rein praktischen Gründen empfohlen. Es gibt nur wenige Populationsstudien<br />

an dieser Art, in denen das Geschlechterverhältnis quantitativ ermittelt<br />

wurde, <strong>und</strong> die Werte sind uneinheitlich. In <strong>der</strong> Fürstenkuhle überwogen die Weibchen<br />

(BÜCHS 1987, HARTUNG & GLANDT 2008), in einer Population bei Bremen dagegen<br />

die Männchen (HELLBERND 1987).<br />

Eine an<strong>der</strong>e Methode zur Populationsschätzung wäre die über eine Zählung o<strong>der</strong><br />

Schätzung <strong>der</strong> Zahl rufen<strong>der</strong> Männchen. Diese lässt sich jedoch nur bei kleinen Rufergruppen<br />

verlässlich ermitteln, nach meinem Eindruck allenfalls bis 50 Männchen.<br />

Besser lassen sich mit einem Fernglas die aus dem Wasser ragenden Köpfe <strong>der</strong> Tiere<br />

zählen o<strong>der</strong> schätzen. Die Qualität dieser Erfassung hängt aber von <strong>der</strong> Vegetationsstruktur<br />

<strong>der</strong> Gewässer ab. In Moorgewässern ohne Röhrichtzone gelingt die optische<br />

Erfassung besser als in nährstoffreichen Teichen mit hochwüchsigem Röhricht aus<br />

Typha o<strong>der</strong> Phragmites. Aber auch in ersteren ist die Erfassung von einem ebenerdigen<br />

<strong>Beobachtung</strong>spunkt aus schwierig. Von einem erhöhten Punkt aus lässt sich in günstigen<br />

Fällen die Zahl <strong>der</strong> blau gefärbten Männchen wenigstens grob abschätzen. Im<br />

NSG Harskamp bei Ochtrup/Westfalen konnte ich von einem am Gewässerufer stehenden<br />

Hochsitz aus in warmen Frühjahren eine gute Vorstellung über die Größenordnung<br />

<strong>der</strong> Männchenanzahl gewinnen.<br />

Quantitative Erfassung am Laichgewässer<br />

Eine annähernd komplette Erfassung einer Moorfrosch-Population ist nur mit technischen<br />

Hilfsmitteln (Fangzäune) möglich. Neben den Adulti können hiermit auch<br />

jüngere, subadulte <strong>und</strong> frisch metamorphosierte Tiere erfasst werden. Außerdem lässt<br />

sich die Geschlechterrelation mit Fangzäunen relativ exakt ermitteln, was mit allen<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Methoden</strong> nicht möglich ist.<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen kann man die Bestände zur Laichzeit annähernd<br />

quantitativ erfassen, was für Braunfrösche auch durch jüngste Studien bestätigt wurde<br />

(SANDER et al. 2006). Voraussetzung ist, dass man das Gewässer mit einem geschlossenen<br />

Fangzaun umgibt. Das Prinzip ist einfach, <strong>der</strong> personelle <strong>und</strong> finanzielle<br />

Aufwand bei Installation <strong>und</strong> Unterhaltung <strong>der</strong> Anlagen aber sehr hoch, weshalb<br />

diese Methode nur für anspruchsvolle Spezialuntersuchungen zur Populations- <strong>und</strong><br />

Wan<strong>der</strong>dynamik sowie für die Ermittlung <strong>der</strong> An- <strong>und</strong> Abwan<strong>der</strong>richtungen zu<br />

empfehlen ist (siehe HARTUNG & GLANDT 2008).<br />

Wichtig ist, dass die technische Konstruktion gut überlegt <strong>und</strong> die praktische Ausführung<br />

im Gelände sorgfältig erfolgt, sonst lässt die Effizienz <strong>der</strong> Fangeinrichtung zu<br />

wünschen übrig (vgl. ARNTZEN et al. 1995).<br />

Das Konstruktionsprinzip besteht darin, dass man aus leichtem Material (z. B. Kunststoff-Fliegengaze<br />

o<strong>der</strong> ähnliches) bestehende Abschrankungen von ca. 40–50 cm Höhe,<br />

mindestens ca. 10 cm tief in den Boden eingräbt o<strong>der</strong> stramm auf den Untergr<strong>und</strong><br />

drückt <strong>und</strong> hier fixiert, an Pfosten befestigt <strong>und</strong> komplett um ein Gewässer herumbaut.<br />

Der Fangzaun soll Brems- <strong>und</strong> Leitwirkung zugleich auf die Tiere ausüben <strong>und</strong><br />

muss mit Bodenfallen (Lebendfallen) kombiniert werden, die in starken Wan<strong>der</strong>phasen


Methodische Gr<strong>und</strong>lagen für Schutzmaßnahmen von Moorfröschen (Rana arvalis) 437<br />

Abb. 2: Konstruktionsprinzip des Amphibienfangzaunes, <strong>der</strong> im NSG Fürstenkuhle (Kreis Borken/Nordwestdeutschland)<br />

im Rahmen des Moorfroschprojektes des ehemaligen Biologischen Instituts<br />

Metelen installiert war. Aus HARTUNG (1991).<br />

Construction of the drift fence, which was installed in the nature reserve Fürstenkuhle (county of<br />

Borken/North West Germany) during the moor frog project of the former Biological Institute of<br />

Metelen.<br />

täglich, zu an<strong>der</strong>en Zeiten alle zwei bis drei Tage zu kontrollieren sind. Damit die<br />

Amphibien, die ihr angestammtes Laichgewässer bei <strong>der</strong> frühjährlichen Anwan<strong>der</strong>ung<br />

möglichst auf kürzestem Wege aufsuchen wollen, nicht wie<strong>der</strong> umkehren, dürfen<br />

diese Bodenfallen möglichst nicht weiter als 10–20 m auseinan<strong>der</strong> liegen. Als<br />

Lebendfallen dienen Kunststoffeimer, die bündig mit <strong>der</strong> Bodenoberfläche eingegraben<br />

werden <strong>und</strong> in denen sich die Amphibien sammeln.<br />

Abb. 3: Kleiner Ausschnitt aus dem Fangzaun am Hauptlaichgewässer <strong>der</strong> Fürstenkuhle (vgl. Abb.<br />

2). Foto: D. GLANDT.<br />

A small part of the drift fence ro<strong>und</strong> the main breeding pond in the nature reserve Fürstenkuhle (see<br />

fig. 2).


438 GLANDT<br />

Bei <strong>der</strong> Ausführung <strong>und</strong> Unterhaltung merkt man schnell, dass diese einfache Beschreibung<br />

bei <strong>der</strong> praktischen Umsetzung mit harter Arbeit verb<strong>und</strong>en ist. Als wir<br />

im Rahmen unseres Moorfroschprojektes im NSG Fürstenkuhle den anfangs als<br />

Haupt-Laichgewässer fungierenden Kleinweiher FK 2 mit einem ca. 220 m langen,<br />

geschlossenen Fangzaun umgaben (Abb. 2, 3, vgl. HARTUNG & GLANDT 2008) benötigten<br />

wir zwei Wochen für die Installation. Das lag vor allem daran, dass das Gewässer<br />

komplett von Wald umgeben ist <strong>und</strong> uns die Baumwurzeln vor erhebliche Probleme<br />

stellten. Der Fangzaun konnte deshalb nicht eingegraben werden, son<strong>der</strong>n musste<br />

stramm auf den sorgfältig vorbereiteten Waldboden gedrückt <strong>und</strong> mit zahlreichen<br />

Stahlhaken fixiert werden. Mühsam war auch das Eingraben <strong>der</strong> zahlreichen Fangeimer.<br />

Um eine hohe Fängigkeit des Zaunes zu gewährleisten brachten wir eine Übersteigsperre<br />

oben auf dem Zaun an. Hierbei handelte es sich um ein längsgeteiltes<br />

Kunststoff-Kanalrohr (Abb. 2, 3). Als Fanggefäße dienten rechteckige (nicht die an<br />

Amphibienschutzzäunen oft verwendeten r<strong>und</strong>en) Kunststoffeimer, um eine möglichst<br />

lange Kontaktzone zum Fangzaun zu erhalten, was wie<strong>der</strong>um die Fängigkeit<br />

positiv beeinflusst. Als Schutz vor Prädatoren (Iltis, Fuchs) wurden weitmaschige<br />

Gitter über die Eimer gedeckt.<br />

In Wiesengelände ist es einfacher Fangzäune zu setzen, dennoch ist auch hier <strong>der</strong><br />

Aufwand für die ständige Kontrolle <strong>und</strong> Wartung <strong>der</strong> Fangeimer nicht zu unterschätzen.<br />

Vor allem im Frühsommer <strong>und</strong> Sommer, wenn die frisch metamorphosierten<br />

Jungtiere das Laichgewässer verlassen <strong>und</strong> wegstreben, können die Fallen sehr viele<br />

Jungtiere enthalten <strong>und</strong> müssen über Wochen täglich geleert werden. Nur wenn man<br />

dies garantieren kann, ist es zu vertreten (schon aus Tierschutzgründen), <strong>der</strong>artige<br />

Fangzäune zu betreiben! Voraussetzung sollte sein, dass die Fragestellung <strong>der</strong> Untersuchung<br />

einen nennenswerten wissenschaftlichen Gewinn verspricht <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

möglichst eine Artenschutz orientierte Verwendung finden können. Außerdem<br />

muss alles getan werden, um die Kleinsäuger- <strong>und</strong> Insektenmortalität in den Fangeimern<br />

so niedrig wie möglich zu halten. Durch Stöckchen, die aus den Eimern herausragen,<br />

wird erreicht, dass ein erheblicher Teil <strong>der</strong> Wühlmäuse, Spitzmäuse <strong>und</strong> Insekten<br />

die Eimer wie<strong>der</strong> verlassen kann (Abb. 2, Näheres bei HARTUNG & GLANDT 1988,<br />

HACHTEL & BÖHME 2006).<br />

Wenn die Laichgewässer sehr groß sind <strong>und</strong> ein geschlossener Fangzaun nicht in<br />

Frage kommt, kann man sich mit kurzen Fangzaunstücken begnügen, die um das<br />

Gewässer herum aufgebaut werden. Damit kann man zwar keine Populationserfassung<br />

durchführen, aber die Phänologie <strong>der</strong> Population <strong>und</strong> ihrer Altersstadien ermitteln.<br />

Bei mehrjährigen Untersuchungen lassen sich außerdem die relativen Populationsschwankungen<br />

ermitteln sowie die An- <strong>und</strong> Abwan<strong>der</strong>richtungen, sofern die<br />

Zaunelemente nicht zu kurz <strong>und</strong> die Zwischenräume nicht zu groß sind.<br />

An einem großen Heideweiher von 350 m Länge <strong>und</strong> 200 m maximaler Breite hatten<br />

VAN GELDER & OOMEN (1970) keinen Fangzaun aufgebaut. Dieser wäre nämlich weit<br />

mehr als 1 km lang geworden. Sie gruben stattdessen in Nähe des Südwestufers des<br />

Weihers ca. 40 Bodenfallen (Öffnung 60 x 25 cm, Tiefe 40 cm) in einer bestimmten<br />

Anordnung (Fallenquadrat) bündig mit <strong>der</strong> Bodenoberfläche ein. Zusätzlich wurden<br />

einige Fallen großräumig um das Gewässer herum verteilt eingegraben. Mit dieser<br />

Zahl <strong>und</strong> Anordnung <strong>der</strong> Fallen konnten sie zahlreiche Tiere (zwischen 187 <strong>und</strong> 761 je


Methodische Gr<strong>und</strong>lagen für Schutzmaßnahmen von Moorfröschen (Rana arvalis) 439<br />

Jahr in einer 5-Jahres-Studie) fangen. Da es sich um eine größere Population des<br />

Moorfrosches handelte (zwischen 800 <strong>und</strong> 1 200 Laichballen wurden in den einzelnen<br />

Jahren abgelegt) reichte das Stichprobenverfahren für bestimmte Fragestellungen<br />

sicherlich aus.<br />

Erfassung im Sommerlebensraum<br />

Die Erfassung von Moorfröschen in ihren Sommerlebensräumen kann man mit <strong>und</strong><br />

ohne technische Hilfsmittel bewerkstelligen. Eine Möglichkeit ist die <strong>der</strong> direkten<br />

<strong>Beobachtung</strong> <strong>und</strong> des Handfangs innerhalb festgelegter Probeflächen o<strong>der</strong> entlang<br />

von Transekten. LOMAN (1978) hat 1–2 ha große Probeflächen in verschiedenen Biotoptypen<br />

abgegrenzt <strong>und</strong> jeweils 30 min lang alle Frösche mit <strong>der</strong> Hand gefangen. Für<br />

Detailstudien zum kleinräumigen Ortsverhalten <strong>der</strong> Tiere (Gras- <strong>und</strong> Moorfrosch) hat<br />

er eine kleine Probefläche in einer Wiese von 50 x 50 m jeweils eine St<strong>und</strong>e lang nach<br />

einem einheitlichen Begehungsschema durchstreift <strong>und</strong> alle Tiere per Hand gefangen<br />

(LOMAN 1994).<br />

Die Erfassung ohne technische Hilfsmittel per Handfang nach direkter Sichtbeobachtung<br />

von Moorfröschen (aber auch an<strong>der</strong>er Arten) ist in erheblichem Maße von <strong>der</strong><br />

Erfahrung <strong>der</strong> untersuchenden Person abhängig. Das gilt beson<strong>der</strong>s in den weitläufigen<br />

Sommerhabitaten, da die Tiere hier eine viel geringere Siedlungsdichte als in <strong>der</strong><br />

unmittelbaren Umgebung des Laichgewässers aufweisen. Auch die jeweilige Vegetationsstruktur<br />

(Wald, Wiese, Weide) spielt eine nicht unerhebliche Rolle für das Ergebnis.<br />

Bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> erhaltenen Daten muss man deshalb vorsichtig sein.<br />

Eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Ergebnisse verschiedener Autoren ist nur bedingt gegeben.<br />

Abb. 4: Eine geflügelte Landfalle im natürlichen Biotop an <strong>der</strong> Fürstenkuhle. Foto: D. GLANDT.<br />

A landtrap with short drift fences in natural habitat in the nature reserve Fürstenkuhle.


440 GLANDT<br />

Abb. 5: Senkrechter Blick in eine geflügelte Landfalle nach ca. zweitägiger Exposition. Auf dem<br />

Boden sieht man zahlreiche Amphibien. Foto: D. GLANDT.<br />

Vertical view into a landtrap after about two days of exposition. Several amphibians are on the<br />

gro<strong>und</strong>.<br />

Um eine Objektivierung <strong>der</strong> Fänge in den Sommerhabitaten zu erzielen haben wir im<br />

Rahmen unseres Moorfroschprojektes im Westmünsterland in den Jahren 1986–1989<br />

Bodenfallen eingesetzt. Eine ausführliche Beschreibung dieser sog. »geflügelten Landfallen«<br />

(Abb. 4) sowie des Aufbauens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wartung findet sich bei HARTUNG &<br />

GLANDT (1988).<br />

Kernstück <strong>der</strong> Lebendfalle war ein bündig mit <strong>der</strong> Erdoberfläche eingegrabenes<br />

Kunststoffgefäß (handelsüblicher, im Querschnitt rechteckiger Mülleimer) mit einer<br />

Öffnung von 30 x 24 cm <strong>und</strong> einer Tiefe von 40 cm. Derselbe Gefäßtyp wurde auch<br />

entlang <strong>der</strong> Innen- <strong>und</strong> Außenseite des drei Jahre lang betriebenen Fangzaunes am<br />

Hauptlaichgewässer eingesetzt. Um die Fängigkeit <strong>der</strong> Fallen zu erhöhen wurden in<br />

vier Himmelsrichtungen ziehende 5 m lange <strong>und</strong> 50 cm hohe Zaunelemente aus unauffälliger<br />

Kunststoff-Fliegengaze mit den Eimerfallen kombiniert (Abb. 4). Das bereits<br />

oben erwähnte Stöckchen wurde auch in diese Fallen gegeben <strong>und</strong> ebenso eine<br />

Grassode o<strong>der</strong> ein Moospolster.<br />

Da die Eimer an ihrer Oberkante mit einem umlaufenden, nach innen in die Falle<br />

geneigten Kunststoffstreifen gegen das Herausklettern abgesichert waren, entkamen<br />

nur wenige in die Fallen geratene Amphibien, wie ein Versuch zeigte. Hierzu wurden<br />

markierte Anuren dreier Arten (Erdkröte n = 33, Moorfrosch n = 90 <strong>und</strong> Grasfrosch n =<br />

55) in an <strong>der</strong> Fürstenkuhle betriebene Fallen eingesetzt <strong>und</strong> nach 24 <strong>und</strong> 48 St<strong>und</strong>en<br />

die Zahl <strong>der</strong> in den Fallen verbliebenen Individuen ermittelt. Durch die Markierung<br />

war eine Unterscheidung von zwischenzeitlich hineingefallenen Amphibien eindeutig<br />

möglich. Während Erdkröten überhaupt nicht entfliehen konnten (0 %), fehlten von<br />

den Moorfröschen auch nach 48 St<strong>und</strong>en nur 6,7 % <strong>der</strong> eingesetzten Tiere. Bei den<br />

Grasfröschen war <strong>der</strong> Prozentsatz ähnlich gering (7,3 %). Diese Daten wiesen die<br />

Fallenmethode als hinreichend brauchbar für den verfolgten Zweck aus.


Methodische Gr<strong>und</strong>lagen für Schutzmaßnahmen von Moorfröschen (Rana arvalis) 441<br />

Die Kontrollintervalle dürfen nicht zu groß sein. In Migrationsphasen (Frühsommer<br />

<strong>und</strong> Herbst) wurden die Eimer nahezu täglich kontrolliert, in den Hochsommermonaten<br />

jeden zweiten Tag. Nach ergiebigen Regenfällen musste zusätzlich kontrolliert<br />

werden, da sonst viele Tiere (Kleinsäuger, manche Amphibien, Wirbellose z. B. Käfer)<br />

in den Fallen ertrunken wären. Da wir zeitweilig bis zu 30 Landfallen allein in <strong>der</strong><br />

Füstenkuhle, verteilt über ein großes Areal, unterhielten <strong>und</strong> zeitweise zusätzlich 10<br />

Fallen in einem zweiten Untersuchungsgebiet (NSG Heidesee bei Coesfeld), mussten<br />

an den Kontrolltagen große Strecken zu Fuß zurückgelegt werden. Auch die Wartung<br />

<strong>der</strong> Fallen war mit einem beträchtlichen Aufwand verb<strong>und</strong>en. In trockenen Phasen<br />

wurden die Grassoden am Boden <strong>der</strong> Eimer befeuchtet, in regenreichen musste häufig<br />

Wasser aus den Eimern geschöpft werden. Die Methode ist deshalb nur vertretbar,<br />

wenn (wie schon beim geschlossenen Fangzaun betont) ein deutlicher wissenschaftlicher<br />

Gewinn erzielt werden kann <strong>und</strong> für den Naturschutz verwertbare Ergebnisse zu<br />

erwarten sind.<br />

Danksagung. Für die Verbesserung <strong>der</strong> englischen Passagen <strong>und</strong> Hinweise zum Manuskript<br />

danke ich ROBERT JEHLE (Universität Salford, GB).<br />

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