21.04.2015 Aufrufe

Soroptimist Österreich - Journal 04-2015

Journal Soroptimist Österreich

Journal Soroptimist Österreich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

um das Familieneinkommen aufzubessern.<br />

Karrieren werden eher von<br />

Frauen gemacht, die allein stehend<br />

sind. Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familien ist ein Frauenproblem, das<br />

Männer insoweit tangiert, als ihre<br />

Bequemlichkeit geschützt und ihre<br />

Familienpflichten sich mit dem Familienerhalt<br />

durch Erwirtschaften des<br />

Einkommens erschöpfen.<br />

Können Frauen überhaupt den Männern<br />

gleichgestellt werden? Gibt es<br />

wirklich keine Unterschiede zwischen<br />

Männern und Frauen. Streben wir<br />

wirklich eine Gesellschaft an, in der<br />

das biologisch angelegte Männliche<br />

und Weibliche verwischt werden und<br />

nicht mehr klar identifiziert werden<br />

können? Handeln wir da im Interesse<br />

der Frauen?<br />

Bei aller Bemühung um Gleichberechtigung<br />

dürfen wir strukturelle<br />

Unterschiede der Geschlechter nicht<br />

verneinen. Wenn wir also ernsthaft<br />

vom Umbruch des Rollenbildes der<br />

Frau reden, so dürfen wir dabei die<br />

Veränderungen im Rollenbild des<br />

Mannes nicht außer Acht lassen. Beide<br />

können sich nur quasi im Gleichschritt<br />

verändern, beziehungsweise<br />

haben Veränderungen bei dem einen<br />

Geschlecht ganz automatisch auch<br />

Veränderungen beim anderen zur Folge.<br />

Genau darin liegen aber auch das<br />

Problem und das Konfliktpotenzial.<br />

Denn verändern wollen Frauen ihren<br />

Lebensumstände, weil sie sich<br />

nicht „geschlechtsgerecht“ behandelt<br />

fühlen, weil sie nach Freiheit<br />

und Eigenverantwortung streben und<br />

eigenberechtigt ihr Leben gestalten<br />

wollen. Den Männern hat ihr bisheriges<br />

Rollenverhalten und den damit<br />

zugeschriebenen (Vor)-Rechten kein<br />

Problem gemacht. Vielmehr erkennen<br />

sie nun, dass ihnen etwas weggenommen<br />

werden soll, dass ihre Rechte<br />

eingeschränkt werden sollen und dass<br />

sie neue Verpflichtungen übernehmen<br />

sollen. Da dies aber eben nicht aus ihrem<br />

Antrieb heraus kommt, können<br />

sie mit den neu erwachten Bedürfnissen<br />

der Frauen nicht gut umgehen<br />

und verhalten sich entsprechend<br />

„männlich“, um den Status quo zu<br />

erhalten. Aber auch die Frauen leben<br />

in einem inneren Konflikt. Denn ihre<br />

weiblichen Verhaltensweisen können<br />

sie nicht aufgeben, da sie fest genetisch<br />

verankert sind. Der männliche<br />

Hormonanteil, der nun um seine<br />

Rechte und seine Unabhängigkeit<br />

kämpft, macht es schwer, dem weiblichen<br />

Anteil im selben Ausmaß gerecht<br />

zu werden. Wie man sich auch<br />

wendet, etwas kommt zu kurz, wird<br />

nicht ausreichend gewürdigt. Frauen<br />

leben im ewigen Zwiespalt zwischen<br />

der Erfüllung der Sehnsucht, ganz<br />

Frau zu sein, und dem Bedürfnis erfolgreiche<br />

Berufstätige zu sein. Im<br />

Berufsleben stehen den Frauen ihre<br />

weiblichen Eigenschaften im Wege,<br />

weil Kampf und Siegstreben zu wenig<br />

angelegt sind, das Liebesbedürfnis<br />

aber keine wirkliche Erfüllung finden<br />

kann. Dennoch sind es aber gerade<br />

die weiblichen Eigenschaften, die in<br />

der Wirtschafts- und Arbeitswelt bei<br />

den Führungsebenen fehlen. Soziale<br />

Kompetenz ist klar ein Vorzug der<br />

Frauen, die den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern zugute kommen könnte.<br />

Fazit:<br />

Das Selbstverständnis der Rollen der<br />

Geschlechter ist einem permanenten<br />

Wandel unterzogen, den wir deshalb<br />

jetzt mehr bei den Frauen wahrnehmen,<br />

weil die äußeren Anreize intensiver<br />

sind. Die heutige Wirtschaft<br />

kann auf die Arbeitskraft der Frau<br />

nicht mehr verzichten. Frauen sind<br />

ob ihrer Lebensumstände mehr denn<br />

je gezwungen, selbst für ihren Erhalt<br />

und insbesondere auch für ihre Alterssicherung<br />

zu sorgen. Somit wird Ausbildung,<br />

Berufswahl und lebenslanges<br />

Lernen wesentlich für die Lebensgestaltung<br />

der Frauen. Natürlich wollen<br />

Frauen auch gerne ihrer ureigensten<br />

Bedürfnisse befriedigt sehen und haben<br />

nach wie vor einen dringenden<br />

Kinderwunsch. Damit laden sich<br />

Frauen automatisch eine Mehrbelastung<br />

auf und müssen gute Koordinatorinnen<br />

sein, um Beruf, Familie und<br />

Partnerschaft vereinbaren zu können.<br />

Auf Entlastung durch den Mann können<br />

sie nur wenig bauen, sie wird immer<br />

lückenhaft sein. Die Frauenpolitik<br />

hat bisher viel für die rechtliche<br />

Gleichstellung getan. Was fehlt, ist die<br />

Umsetzung im Rollenverhalten und<br />

in der gesellschaftlichen Akzeptanz.<br />

Wenn große Unternehmungen wie<br />

eine deutsche Versicherung Frauen<br />

massiv mobben, wenn diese die Möglichkeit<br />

zur Elternkarenz nicht nützen,<br />

ist ein beschämendes Beispiel<br />

für die männlichen Führungskräfte,<br />

die noch immer dem Frauenbild von<br />

anno Dazumal anhängen. Frauen<br />

fühlen sich bereit und willens, auch<br />

Mehrbelastungen auf sich zu nehmen,<br />

um sowohl im Beruf erfolgreich zu<br />

sein als auch ihre privaten Lebensansprüche<br />

zu verwirklichen.<br />

Gleichzeitig müssen sie aber immer<br />

aufs Neue erfahren, dass sie in der<br />

Arbeitswelt als „Zweitklassig“ gesehen<br />

werden, sei es in der Entlohnung, sei<br />

es bei der Karriere. Aufgabe der Gesellschaftspolitik<br />

ist es, den Wünschen<br />

und Ansprüchen der Frauen in der<br />

Berufs- uns Arbeitswelt gleichermaßen<br />

Nachdruck zu verleihen wie den<br />

männlichen. Dass es da sehr hilfreich<br />

ist, wenn sich Frauen auch selbst für<br />

ihre Rechte einsetzen und gestaltend<br />

mitwirken, ist wohl jedem einsichtig.<br />

Frauen sind emanzipiert genug, ihre<br />

Positionen selbst zu vertreten und<br />

können das dann auch viel überzeugender.<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!