Soroptimist Österreich - Journal 04-2015
Journal Soroptimist Österreich
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um das Familieneinkommen aufzubessern.<br />
Karrieren werden eher von<br />
Frauen gemacht, die allein stehend<br />
sind. Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familien ist ein Frauenproblem, das<br />
Männer insoweit tangiert, als ihre<br />
Bequemlichkeit geschützt und ihre<br />
Familienpflichten sich mit dem Familienerhalt<br />
durch Erwirtschaften des<br />
Einkommens erschöpfen.<br />
Können Frauen überhaupt den Männern<br />
gleichgestellt werden? Gibt es<br />
wirklich keine Unterschiede zwischen<br />
Männern und Frauen. Streben wir<br />
wirklich eine Gesellschaft an, in der<br />
das biologisch angelegte Männliche<br />
und Weibliche verwischt werden und<br />
nicht mehr klar identifiziert werden<br />
können? Handeln wir da im Interesse<br />
der Frauen?<br />
Bei aller Bemühung um Gleichberechtigung<br />
dürfen wir strukturelle<br />
Unterschiede der Geschlechter nicht<br />
verneinen. Wenn wir also ernsthaft<br />
vom Umbruch des Rollenbildes der<br />
Frau reden, so dürfen wir dabei die<br />
Veränderungen im Rollenbild des<br />
Mannes nicht außer Acht lassen. Beide<br />
können sich nur quasi im Gleichschritt<br />
verändern, beziehungsweise<br />
haben Veränderungen bei dem einen<br />
Geschlecht ganz automatisch auch<br />
Veränderungen beim anderen zur Folge.<br />
Genau darin liegen aber auch das<br />
Problem und das Konfliktpotenzial.<br />
Denn verändern wollen Frauen ihren<br />
Lebensumstände, weil sie sich<br />
nicht „geschlechtsgerecht“ behandelt<br />
fühlen, weil sie nach Freiheit<br />
und Eigenverantwortung streben und<br />
eigenberechtigt ihr Leben gestalten<br />
wollen. Den Männern hat ihr bisheriges<br />
Rollenverhalten und den damit<br />
zugeschriebenen (Vor)-Rechten kein<br />
Problem gemacht. Vielmehr erkennen<br />
sie nun, dass ihnen etwas weggenommen<br />
werden soll, dass ihre Rechte<br />
eingeschränkt werden sollen und dass<br />
sie neue Verpflichtungen übernehmen<br />
sollen. Da dies aber eben nicht aus ihrem<br />
Antrieb heraus kommt, können<br />
sie mit den neu erwachten Bedürfnissen<br />
der Frauen nicht gut umgehen<br />
und verhalten sich entsprechend<br />
„männlich“, um den Status quo zu<br />
erhalten. Aber auch die Frauen leben<br />
in einem inneren Konflikt. Denn ihre<br />
weiblichen Verhaltensweisen können<br />
sie nicht aufgeben, da sie fest genetisch<br />
verankert sind. Der männliche<br />
Hormonanteil, der nun um seine<br />
Rechte und seine Unabhängigkeit<br />
kämpft, macht es schwer, dem weiblichen<br />
Anteil im selben Ausmaß gerecht<br />
zu werden. Wie man sich auch<br />
wendet, etwas kommt zu kurz, wird<br />
nicht ausreichend gewürdigt. Frauen<br />
leben im ewigen Zwiespalt zwischen<br />
der Erfüllung der Sehnsucht, ganz<br />
Frau zu sein, und dem Bedürfnis erfolgreiche<br />
Berufstätige zu sein. Im<br />
Berufsleben stehen den Frauen ihre<br />
weiblichen Eigenschaften im Wege,<br />
weil Kampf und Siegstreben zu wenig<br />
angelegt sind, das Liebesbedürfnis<br />
aber keine wirkliche Erfüllung finden<br />
kann. Dennoch sind es aber gerade<br />
die weiblichen Eigenschaften, die in<br />
der Wirtschafts- und Arbeitswelt bei<br />
den Führungsebenen fehlen. Soziale<br />
Kompetenz ist klar ein Vorzug der<br />
Frauen, die den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern zugute kommen könnte.<br />
Fazit:<br />
Das Selbstverständnis der Rollen der<br />
Geschlechter ist einem permanenten<br />
Wandel unterzogen, den wir deshalb<br />
jetzt mehr bei den Frauen wahrnehmen,<br />
weil die äußeren Anreize intensiver<br />
sind. Die heutige Wirtschaft<br />
kann auf die Arbeitskraft der Frau<br />
nicht mehr verzichten. Frauen sind<br />
ob ihrer Lebensumstände mehr denn<br />
je gezwungen, selbst für ihren Erhalt<br />
und insbesondere auch für ihre Alterssicherung<br />
zu sorgen. Somit wird Ausbildung,<br />
Berufswahl und lebenslanges<br />
Lernen wesentlich für die Lebensgestaltung<br />
der Frauen. Natürlich wollen<br />
Frauen auch gerne ihrer ureigensten<br />
Bedürfnisse befriedigt sehen und haben<br />
nach wie vor einen dringenden<br />
Kinderwunsch. Damit laden sich<br />
Frauen automatisch eine Mehrbelastung<br />
auf und müssen gute Koordinatorinnen<br />
sein, um Beruf, Familie und<br />
Partnerschaft vereinbaren zu können.<br />
Auf Entlastung durch den Mann können<br />
sie nur wenig bauen, sie wird immer<br />
lückenhaft sein. Die Frauenpolitik<br />
hat bisher viel für die rechtliche<br />
Gleichstellung getan. Was fehlt, ist die<br />
Umsetzung im Rollenverhalten und<br />
in der gesellschaftlichen Akzeptanz.<br />
Wenn große Unternehmungen wie<br />
eine deutsche Versicherung Frauen<br />
massiv mobben, wenn diese die Möglichkeit<br />
zur Elternkarenz nicht nützen,<br />
ist ein beschämendes Beispiel<br />
für die männlichen Führungskräfte,<br />
die noch immer dem Frauenbild von<br />
anno Dazumal anhängen. Frauen<br />
fühlen sich bereit und willens, auch<br />
Mehrbelastungen auf sich zu nehmen,<br />
um sowohl im Beruf erfolgreich zu<br />
sein als auch ihre privaten Lebensansprüche<br />
zu verwirklichen.<br />
Gleichzeitig müssen sie aber immer<br />
aufs Neue erfahren, dass sie in der<br />
Arbeitswelt als „Zweitklassig“ gesehen<br />
werden, sei es in der Entlohnung, sei<br />
es bei der Karriere. Aufgabe der Gesellschaftspolitik<br />
ist es, den Wünschen<br />
und Ansprüchen der Frauen in der<br />
Berufs- uns Arbeitswelt gleichermaßen<br />
Nachdruck zu verleihen wie den<br />
männlichen. Dass es da sehr hilfreich<br />
ist, wenn sich Frauen auch selbst für<br />
ihre Rechte einsetzen und gestaltend<br />
mitwirken, ist wohl jedem einsichtig.<br />
Frauen sind emanzipiert genug, ihre<br />
Positionen selbst zu vertreten und<br />
können das dann auch viel überzeugender.<br />
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