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FAUD gegen Allgemeine Arbeiter-Union 1921

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32<br />

Lettow-Vorbeck Truppen<br />

mit Totenkopf vor dem<br />

Hamburger Rathaus<br />

Seine Zeitung ‚erfreute’ sich noch eines längeren<br />

Lebens, bis zur Einstellung aufgrund des Papiermangels<br />

mit der Ausgabe 11 im Jahre 1943.<br />

In Hamburg und anderswo sind die ersten zehn<br />

Ausgaben der Hamburger Warte nicht verfügbar<br />

bzw. »für die Benutzung gesperrt« (Uni-Bibliothek).<br />

Warscheinlich ist Paschen aufgrund seiner Position<br />

November 2009 - barrikade zwo<br />

an diese Ausgaben herangekommen oder hätte es<br />

können. Aber vielleicht hat er es sich auch leichter<br />

gemacht, denn er zitiert aus den Ausgaben 1 und 2<br />

vom 14.12. und 28.12.1918 (S. 72) und die Nr. 3 vom<br />

18.1.1919 (S. 100) und die Nr. 7 vom 15.2.1919 (S. 132),<br />

diese Textstellen stehen aber auch in der öffentlich<br />

zugänglichen Nr. 11 vom 12.3.1919. Danach folgt<br />

dann die Erwähnung der letzten in Hamburg<br />

vorliegenden Ausgabe Nr. 28 vom 5. Juli 1919. Die<br />

dazwischen erschienen Ausgaben hat er wohl nicht<br />

in der Universitätsbibliothek gelesen, wozu auch?<br />

Die Revolution war ja niedergeschlagen.<br />

Dennoch weiß er ganz genau, welche Rolle F.C. Holtz<br />

weiter gespielt hat, denn er zitiert dessen Büchlein<br />

Haut ihm! (Paschen macht daraus Haut ihn!) aus<br />

dem Jahre 1934, verlegt nach der Masche Aus meiner<br />

gelben Mappe von <strong>1921</strong>. In seinem Abspann erwähnt<br />

er diesen reaktionären Deutschvölkischen jedoch<br />

nicht - ‚Epilog über die Personen des Dramas’. (S. 219<br />

ff) Er hätte sich damit wohl zu offenkundig verraten.<br />

fm<br />

Ein Textvergleich zwischen Paschen und Holtz<br />

Holtz - Hamburger Warte 1919<br />

Paschen - »Frieden, Freiheit, Brot«<br />

Eigene Verlagsanzeige in<br />

Holtz-Fridericus<br />

»Nicht die Lust am Skandal (…), die mir die Feder <strong>gegen</strong> Dr.<br />

Laufenberg geführt haben, sondern die heiße und ehrliche<br />

Empörung darüber, dass gerade dieser Mann es wagte, ganz<br />

Hamburg in einer unerhörten Weise zu vergewaltigen. (…)«<br />

• Hamburger Warte, Nr. 11 vom 12. März 1919 (Sonder-Nummer.)<br />

»Sie hätten zu den Mitteln der unerlaubten Entfernung und<br />

– als das nicht half – der Fahnenflucht gegriffen, um statt in<br />

den Schützengraben in das Ihnen weit mehr sympathische<br />

Gefängnis zu kommen. Und als man Sie gar als Gefangenen<br />

zu Ihrem Truppenteil transportieren wollte, da seien Sie noch<br />

vor der Grenze krank geworden, bis die Revolution dem Kriege<br />

ein Ende machte.<br />

Das sagt man, Herr Dr. Laufenberg. Man erzählt sich’s laut und<br />

leise in Straßenbahnen, in Wirtschaften, in Versammlungen,<br />

auf öffentlichen Straßen und Plätzen und fügt hinzu, dass Ihr<br />

jetziger Mut erst geboren worden ist, nachdem die Schützengraben-Gefahr<br />

beseitigt war.«<br />

• Hamburger Warte, Nr. 8 vom 19. Januar 1919<br />

Paschens Helden<br />

Da finden wir August Winnig, »den tapferen und<br />

selbstbewußten Anführer der deutschen Bauarbeiter,<br />

der Hamburg verlassen hatte, um als Generalbevollmächtigter<br />

des Reichs für die baltischen Lande<br />

mit deutschen Freiwilligen und englischer Unterstützung<br />

<strong>gegen</strong> den Bolschewismus zu kämpfen«<br />

(S. 77) - und, das vergißt Herr Paschen hinzuzufügen<br />

- die deutsch-baltischen Barone im Sattel und<br />

die bürgerlichen Unabhängigkeitsbewegungen in<br />

Schach zu halten, um das Baltikum für‘s Deutsche<br />

Reich zu sichern. Der im Krieg einer der wüstesten<br />

Sozialimperialisten war, und als einziger hoher<br />

SPD-Funktionär und Oberpräsident von Ostpreußen<br />

<strong>1921</strong> sich mit den Kappisten verbrüdert hat.<br />

Herr Paschen kennt sogar Winnigs Buch »Vom Proletariat<br />

zum <strong>Arbeiter</strong>tum« (1. Auflage 1930), in dem<br />

der wackere August den Antisemitismus fröhliche<br />

Urstände feiern läßt, und das Reichsminister Dr.<br />

»Tatsächlich wächst der Widerstand im Bürgertum <strong>gegen</strong><br />

das Laufenberg-Regime. Zum ersten Mal erscheint ein Enthüllungsartikel<br />

über das Verhalten des Dikators im Krieg. Im<br />

Konjunktiv formuliert Friedrich Carl Holtz, der Herausgeber der<br />

Hamburger Warte, die Gerüchte, die auf den Straßen und in<br />

den Wirtschaften laut und leise über den Staatsmann an der<br />

Spitze umlaufen: Mit den Mitteln der unerlaubten Entfernung<br />

von der Truppe und der Fahnenflucht habe er es geschafft, statt<br />

in den Schützengraben in das Gefängnis zu kommen und dann<br />

in die Krankheit zu flüchten. Solche Leute nenne man Feiglinge<br />

und Drückeberger: Wenn das wahr ist, dann steigen Sie herab<br />

von Ihrem Throne! Weichen Sie einer Antwort nichts aus, Herr<br />

Laufenberg! Und Holtz steigert sich zum Schlusssatz: „Mit der<br />

Diktatur des A.-u.-S.-Rats<br />

muss es ein Ende haben!“«<br />

• Seite 101<br />

Frick (NSDAP) 1933 lobte: »Das Buch verdient als<br />

Kampfschrift <strong>gegen</strong> den jüdischen Marxismus und<br />

für ein im Rahmen der deutschen Volksgemeinschaft<br />

idealistisch gerichtetes <strong>Arbeiter</strong>tum weiteste<br />

Verbreitung.« (1) Ja, Winnig ist so erfolgreich, daß<br />

Adolf Hitler (Reichskanzler, NSDAP) ihm 1933 die<br />

Leitung der DAF angeboten hat. Sowas wird »tapfer<br />

und selbstbewußt« genannt. Herr Paschen hätte<br />

vielleicht einmal die Winnig-Biographie von Wilhelm<br />

Riebhegge lesen sollen (2), anstatt sie nur in<br />

seine Literaturliste einzufügen, dann hätte er sich<br />

diese Peinlichkeit ersparen können.<br />

Dann sind da die »Bahrenfelder Zeitfreiwilligen«,<br />

eine »kleine, aber feine Truppe (...), bestehend aus<br />

einigen Hundert jungen Männern mit bartlosen<br />

Gesichtern, Söhne aus bürgerlichen Häusern, aufgerufen<br />

und gewillt, die Vaterstadt vor dem inneren<br />

Feind zu schützen« und deshalb »Gymnasium<br />

und Universität« vernachlässigen. Auf den »Kampf<br />

<strong>gegen</strong> Spartakus« wurden sie von dem »55-jährigen

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