Reif fÃ¼r die Insel - Pfarrblatt Sommer 2012 - Pfarre Eibiswald

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4 Ausgebrannt – Einsatz ohne Erfolg BILDERBOX SONNTAGSB LATT Das Burn-out, das „Ausgebranntsein“, ist eine Erosion der Werte, der Würde, des Geistes und des Willens — eine Erosion der menschlichen Seele. Es ist ein Leiden, das sich schrittweise und ständig ausbreitet und Menschen in eine Abwärtsspirale zieht, aus der das Entkommen schwer ist.“ (Maslach & Leiter, 1997) > Wodurch entsteht eigentlich ein Burn-out? Ein Burn-out ist eine Krankheit, die den ganzen Körper schwächt – sowohl auf der psychischen als auch auf der physischkörperlichen Ebene. Menschen wollen ihre Zeit aus ihrer Sicht sinnvoll nutzen. Wenn sie in eine Sache Mühe und Aufwendungen investieren, so möchten sie auch einen angemessenen Lohn erhalten. Geschieht dies, sind sie glücklich und zufrieden. Geschieht dies so nicht, sind sie enttäuscht und unzufrieden. Dieser einfache Grundgedanke steht im Zentrum jeder Ursachenforschung bei Burnout. Die Frage heißt immer: Brachte der Einsatz den erwünschten Erfolg? Die Be- antwor- tung dieser Frage mag manchmal positiv und manchmal negativ ausfallen. Dies ist normal. Zählt man jedoch am Ende alles zusammen, also betrachtet man sein ganzes Leben, so sollte das Ergebnis größer als Null sein. Bei Menschen, die auf dem Weg zu einem Burn-out sind, liegt es weit darunter. Weist also die Gesamtrechung aus Lohn minus allen Aufwendungen minus Enttäuschungen über Fehlschläge einen Verlust auf, so richtet sich der Zeiger auf „erschöpft sein“. Dies bedeutet: Die eigenen Energiereserven werden angeknabbert. Eine Weile geht dies gut, nur irgendwann ist nicht mehr viel zum Wegnehmen da. Ab diesem Moment beginnt das Burn-out. Die Arbeitsleistung des Betroffenen läuft auf Sparflamme, weil er auf keine nennenswerte Reserven mehr zurückgreifen kann. Nach harter geistiger oder körperlicher Arbeit erschöpft zu sein, ist ein ganz normaler Zustand. Entspannung oder Urlaub schaffen hier Abhilfe. Wer aber ausgebrannt ist, dem hilft auch ein Urlaub nicht, denn er kann keinen Gang zurückschalten. Nach wie vor lasten aber Arbeit und Enttäuschungen auf ihm, die nicht durch genügend positive Erfahrungen ausgeglichen werden können. Die Ursache für Burn-out lässt sich vereinfacht auf die Formel „Einsatz ohne Erfolg“ bringen. Wer keine angemessene Bezahlung für seine Leistungen bekommt, wird unzufrieden – genauso wie jemand, der keinen angemessenen Erfolg für seine Bemühungen in allen Lebensbereichen erhält. Genau diese Unzufriedenheit macht am Ende krank. Da man die Ursache eines Burn-out bei Weitem nicht alleine auf die Arbeit abwälzen kann, darf man auch die Begriffe Einsatz und Erfolg nicht alleine auf die Berufswelt beziehen. Erfolge kann man auch im privaten Umfeld erzielen, aber man muss etwas dafür tun – zum Beispiel Beziehungen pflegen oder Mitmenschen in schweren Zeiten unterstützen. Aber das tägliche Leben im privaten Miteinander bringt auch Misserfolge und Enttäuschungen. So ist es wichtig zu begreifen, dass ein Burn-out bei Weitem kein reines Phänomen im Berufsleben ist, sondern sich auf alle Lebensbereiche beziehen kann. Menschen sind glücklich, wenn
BURN-OUT [ HELMUT STANEK ] 5 sie für ihre Arbeit gelobt werden, wenn sie merken, etwas deutlich besser zu können als andere, wenn ihnen Aufmerksamkeit zuteil wird und man ihnen zuhört, wenn man auf ihre Probleme eingeht oder wenn sie mit anderen etwas gemeinsam erleben und Spaß dabei haben. Fehlen solche Glücklichmacher, sind sie enttäuscht. Je mehr sie an Kraft investiert haben, desto stärker müsste natürlich die Belohnung ausfallen. Selbst wenn auf allen Gebieten Erfolge zu verbuchen sind, sie jedoch noch nicht den Erwartungen des Einzelnen entsprechen, ist er enttäuscht – und aus dieser Enttäuschung heraus entsteht ein Burn- out. > Definition „Burn-out“ Das Burn-out-Syndrom mit seinen vielschichtigen Symptomen ist international noch nicht als Krankheit anerkannt, sondern gilt als ein Problem der Lebensbewältigung. Ein Burn-out wird in der „Internationalen Klassifikation der Erkrankungen“ (ICD-10) als „Ausgebranntsein“ und „Zustand der totalen Erschöpfung“ mit dem Diagnoseschlüssel Z73.0 erfasst und umfasst „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Nach dieser Einstufung ist ein Burn-out eine Rahmen- oder Zusatzdiagnose und keine Behandlungsdiagnose, die zum Beispiel die Einweisung in ein Krankenhaus ermöglichen könnte. Es handelt sich also um eine körperliche, emotionale und geis - tige Erschöpfung aufgrund beruflicher und/oder privater Überlastung. Diese wird meist durch Stress ausgelöst, der aufgrund einer verminderten Belastbarkeit nicht mehr bewältigt werden kann. > Woran man ein Burn-out erkennt 1. an der emotionalen Erschöpfung: Sie resultiert aus einer übermäßigen emotionalen oder physischen Anstrengung bzw. Anspannung. Es ist die Stress-Dimension des Burn-out-Syndroms. Die Betroffenen fühlen sich schwach, kraftlos, müde und matt. Sie leiden unter Antriebsschwäche und sind leicht reizbar. 2. an der zunehmenden Entpersonalisierung: Die Betroffenen reagieren auf die ständige Überlastung mit immer mehr Distanz zwischen sich selbst und ihren Klienten (Patienten, Schülern, Pflegebedürftigen, Teamkollegen oder Kunden). Dies äußert sich in einer zunehmenden Gleichgültigkeit und oft auch zynischen Einstellung gegenüber anderen. Sie lassen die Probleme und Nöte ihrer Mitmenschen nicht mehr an sich heran und konzentrieren sich nur noch auf den sachlichen Aspekt der Beziehung. Die Arbeit wird zur reinen unpersönlichen Routine. 3. am Erleben von Misserfolg: „Ausgebrannte“ haben das Gefühl, dass sie trotz Überlastung nicht viel erreichen oder bewirken und fühlen einen Dauermangel an Erfolgserlebnissen. Da die Anforderungen quantitativ und qualitativ steigen und sich ständig verändern, erscheint die eigene Leistung im Vergleich zu den wachsenden Anforderungen gering. Diese Diskrepanz zwischen Anforderungen und Leistungen nimmt der Betroffene als persönliche Ineffektivität wahr. Dies ist auch eine Folge der Entpersonalisierung, weil die Betroffenen sich von ihren Klienten entfernt haben und auf deren Erwartungen nicht mehr wirksam eingehen können. Darunter leidet der Glaube an den Sinn der eigenen Tätigkeit. Das Burn-out-Syndrom kann ähnliche Symptome wie das Bore-out-Syndrom aufweisen: Der Begriff stammt aus dem Englischen bore = (sich) langweilen und bezeichnet den Zustand beruflicher Unterforderung und Unzufriedenheit, begleitet BILDERBOX SONNTAGSB LATT von gleichzeitig hoher Geschäftigkeit und reduzierter Leistungsfähigkeit und emotionaler Erschöpfung. > Die fünf wichtigsten Anzeichen für ein Burn-out 1. Körperliche Beeinträchtigungen: Rein körperlich werden zunehmend einschränkende Anzeichen spürbar: beginnende Unruhe und Schlafstörungen bis hin zum völligen Zusammenbruch, ähnlich einem Herzinfarkt. Plötzlich und ohne erkennbare Vorbelastungen treten Kopfschmerz, Schwindel, starke unaufhörliche Müdigkeit und Zittern auf. 2. Veränderte psychische Befindlichkeit: Die psychische Befindlichkeit reicht von gereizt, dauermüde, depressiv, ängstlich, unter Druck bis gehetzt, aggressiv und ratlos. Das Leben wird als ein neuer, jedoch fremdartiger Zustand empfunden – bis hin zum Gefühl, neben sich zu stehen. Auch Angstzustände erschweren das tägliche Leben. 3. Verhaltensänderungen gegenüber den Mitmenschen: Die Kunden/-innen, Kollegen/-innen, Klienten, Freunde und Verwandte fallen zunehmend zur Last und werden als lästig und fordernd erlebt. Zynische Worte und Ironie schaffen scheinbar wieder emotionale Distanz und sind gleichzeitig ein Ventil für das Gefühl des Belastetseins. Gleichzeitig wird der Kontakt geringer und dieser Zustand als Einsamkeit interpretiert. 4. Sozialer Rückzug: Die Arbeitszeit „frisst“ die Privatzeit. Beinahe unmerklich geschieht dieser soziale Rückzug. Wer wenig Zeit für (neue) Begegnungen aufbringt, verliert seine Kontakte rasch. Misstrauen und Angst wachsen, man verschließt sich und weicht letztendlich jeder Begegnung aus. 5. Änderungen an persönlichen Werten: Was einem wichtig war und ist, verändert sich langsam ins Negative. Möglicherweise ist der reine Leistungsaspekt, ein „Mehr“ und „Nie genug“, ein „Sofort“, ein „Unbedingt & immer“, in den Vordergrund gerückt. Diese Entwicklung geht zu Lasten der eigenen persönlichen Bedürfnisse im Sinn von „Was brauche ich für mich“, „Was bin ich wirklich fähig zu schaffen“. Der Terminkalender und die To-do-Liste regieren schließlich das Leben. Vorher war es freiwillige Begeisterung, jetzt ist es zu einem „Muss“ und „Geht nicht anders“ geworden. Quellen: World Wide Web
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