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seine ganze Ansprache - Joachim Eder

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Ständerat <strong>Joachim</strong> <strong>Eder</strong><br />

6314 Unterägeri<br />

joachim.eder@parl.ch<br />

www.jeder.ch<br />

Brevetierung Berufsmilitärpiloten<br />

Mittwoch, 12.12.12 Seehotel Waldstätterhof Brunnen<br />

Es ist mir eine grosse Freude und Ehre, hier und heute bei Ihnen sein zu dürfen. Als Ständerat<br />

und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission – militärisch ein ausgemusterter<br />

Four Geh Gfr – freue ich mich mit Ihnen allen über den krönenden Abschluss der mehrjährigen<br />

Grundausbildung der Pilotenschule durch Sie, sehr geschätzte Berufsmilitärpiloten aus<br />

den sieben Kantonen BE, FR, LU, OW, SG, VD und ZG. Sie haben eine lange, intensive und<br />

anspruchsvolle Ausbildung hinter sich und damit ein erstes, wichtiges Ziel erreicht. Ich gratuliere<br />

Ihnen ganz herzlich zu Ihrem erfolgreichen Berufsabschluss. Ich danke aber auch den<br />

verantwortlichen Ausbildnern für ihre gute Arbeit und den Eltern und Angehörigen für die<br />

ebenso wichtige Unterstützung.<br />

Für Sie alle ist heute in jeder Beziehung ein spezieller Tag, den Sie bestimmt nicht vergessen<br />

werden! Das aussergewöhnliche Datum 12.12.12 trägt zweifellos das Seine dazu bei! Mit der<br />

Festsetzung hatten die Verantwortlichen eine gute Hand, eine nächste derart spannende<br />

Zahlenkombination ergibt sich nämlich erst wieder am 22.2.22! Geniessen und feiern Sie also<br />

mit Ihren Freunden, Freundinnen und Bekannten diesen wichtigen Lebensabschnitt!<br />

Einsatz für unser Land: Für Freiheit und Demokratie<br />

Korpskommandant Markus Gygax, formell bis Ende dieses Jahres Kommandant der Schweizer<br />

Luftwaffe, hat auf die Frage „Was bringt einen jungen Menschen dazu, Militärpilot zu<br />

werden und im Extremfall gar sein Leben zu riskieren?“ in einem Statement unter dem Titel<br />

‚Mehr als ein Beruf…‘ folgende Antwort gegeben:<br />

1 | S e i t e


„Nur mit der Leidenschaft am Fliegen kann man nicht alles begründen. Mit Geld? Kaum. Die<br />

Antwort ist klar: Für die Schweiz. Unser Land verdient es, dass man sich dafür einsetzt, für<br />

Freiheit, für <strong>seine</strong> Werte, für Demokratie, für die schönsten Landschaften dieser Welt. Damit<br />

Begriffe wie Friede und Sicherheit auch künftig zur Schweiz gehören und sie prägen.“<br />

Besser kann man es eigentlich nicht sagen, und ich bin Korpskommandant Gygax für diese<br />

klare Antwort ausgesprochen dankbar. Persönlich bin ich überzeugt, dass in diesem Saal<br />

heute Morgen in einem Punkt Einigkeit herrscht: Wir leben in unserem Land in Freiheit, Unabhängigkeit,<br />

Wohlstand und Sicherheit, wir können dank unserer direkten Demokratie auch<br />

in allen Fragen persönlich mitbestimmen, wenn, ja wenn wir dieses Recht wahrnehmen. Wir<br />

leben nämlich – ich gestatte mir diesen Ausdruck – in einer Art Paradies. Wir haben zwar<br />

durchaus auch unsere Nöte und Herausforderungen. Gemäss gestern veröffentlichtem Sorgenbarometer<br />

sind es die Themen Arbeitslosigkeit, Ausländerproblematik und Altersvorsorge,<br />

welche die Bevölkerung gegenwärtig speziell beschäftigen. Ein Blick über die Landesgrenzen<br />

hinaus zeigt, dass unsere Probleme aber in keinem Verhältnis zu den existentiellen Herausforderungen<br />

anderer Länder stehen, Länder beispielsweise, in denen teils der Kampf für<br />

die Freiheit erst jetzt beginnt.<br />

Nicht nur Beruf, sondern eigentliche Berufung<br />

Oder wenn ich an die verschiedenen Welten denke, in denen wir leben. Gerne erkläre ich<br />

Ihnen, was ich damit meine. Der Welt des Überflusses steht die Welt des Hungers gegenüber,<br />

der Welt des „numerus clausus“ an den überfüllten Universitäten jene mit über einer<br />

Milliarde Analphabeten, der Welt der sehr teuren Gesundheit für alle jene mit einer Bevölkerung,<br />

die nicht einmal weiss, was Trinkwasser ist. Diese Liste liesse sich beliebig fortsetzen,<br />

sie zeigt, dass wir mit der privilegierten Situation in unserem Land nicht nur sehr zufrieden<br />

und dafür ausgesprochen dankbar sein sollten, sondern dass wir alles daran setzen müssen,<br />

diese vorteilhafte Position der Schweiz zu halten und zu stärken. Dies gilt auch und gerade<br />

für die Armee und die Landesverteidigung, die eine eigentliche Lebensversicherung unserer<br />

Heimat ist. Sie, sehr geschätzte und nun brevetierte Berufsmilitärpiloten, sind dazu bereit,<br />

und zwar nicht nur, weil diese Aufgabe nun zu Ihrem Beruf gehört, nein, sie tun es aus Über-<br />

2 | S e i t e


zeugung, aus eigentlicher Berufung. Das verdient unseren Dank, unseren Respekt und unsere<br />

Anerkennung.<br />

Neuer Nationalstolz<br />

Vielleicht haben Sie einen der drei Türme, welche an der <strong>seine</strong>rzeitigen Expo in Biel das<br />

Thema „Macht und Freiheit“ symbolisierten, gesehen. Dann sind Ihnen die Hunderten von<br />

Schweizerfahnen sicher noch in Erinnerung! Kleine und grosse, zerrissene und geflickte,<br />

schöne und würdige. Sie alle leisteten offensichtlich ihren Dienst für die Heimat, bei Wind<br />

und Wetter. Sie alle flatterten jahrelang auf Passhöhen, in Klosterhöfen, auf Schulhausplätzen,<br />

vor Einfamilienhäusern, in Schrebergärten, in Badeanstalten, auf Dorfplätzen, an<br />

Seepromenaden....<br />

Man sieht diese Fahnen, diese Flaggen mit dem Schweizer Kreuz auch heute immer mehr.<br />

Und zwar nicht nur am Nationalfeiertag! Neustens tragen viele Schweizerinnen und Schweizer<br />

das Symbol unseres Landes sogar wieder auf T-Shirts, speziell die Jungen. An Sportveranstaltungen,<br />

erst gerade an den Unihockey-Weltmeisterschaften in Bern und Zürich, flatterten<br />

unsere Schweizer Kreuze auf den Zuschauerrängen und sorgten so nicht nur für eine ausserordentliche<br />

Stimmung, sondern für ein ganz eindrückliches Bild.<br />

Die von mir bereits erwähnte, gestern publik gemachte Umfrage bestätigt diesen offensichtlichen<br />

Trend: Die meisten Schweizerinnen und Schweizer lieben ihr Land. 86 Prozent der<br />

Befragten gaben nämlich an, dass sie stolz auf ihre Heimat sind. Nur 11 Prozent waren nicht<br />

zufrieden mit der Schweiz, übrigens so wenige wie noch nie. Dieser neue Nationalstolz gründet<br />

vor allem auf politischen Komponenten, in erster Linie der Neutralität und Eigenständigkeit<br />

unseres Landes.<br />

Schweizer Kreuz ist ein Plus<br />

Ein solches Heimatgefühl, ein solcher Patriotismus verpflichtet: Unser Schweizer Kreuz ist<br />

nämlich, und dies muss man immer wieder speziell erwähnen, von der Form her ein Plus,<br />

also ein positives Zeichen. Das Plus gibt uns Halt, Identität, und es ist, wenn wir es derart<br />

3 | S e i t e


deutlich und offen zeigen und tragen, ein klares Bekenntnis. Ein Bekenntnis zu unserer schönen<br />

Heimat, aber auch ein Bekenntnis, sich als Land, als Volk, als einzelne Bürgerin und Bürger<br />

zu engagieren für Ideale, wie sie in unserer Verfassung niedergeschrieben und von uns<br />

an der Urne bestätigt worden sind.<br />

Ich denke, es ist wichtig, dass gerade ein so bedeutender Tag wie heute uns allen diese Aufgaben,<br />

diese Verantwortung in unserer Zeit und Gesellschaft wieder so richtig bewusst<br />

macht.<br />

Einsatz für die Armee, Einsatz für einen neuen Flieger<br />

Damit bin ich bei jenem Punkt, den Sie bestimmt schon lange erwartet haben. Auch 2012 ist<br />

die Armee ein Politikum, das die Gemüter erregt. Das zeigte sich in der gestrigen Nationalratsdebatte<br />

um die Wehrpflicht. Fast ein Drittel des Rates meldete sich zu Wort. Ausgelöst<br />

wurde die Diskussion, die heute ihre Fortsetzung findet, durch die Gruppe für eine Schweiz<br />

ohne Armee (GSoA) mit ihrer Initiative zur Abschaffung der Wehrpflicht. Ich ging kurz in den<br />

Nationalratssaal. Was ich dabei hörte, reichte mir. Wenn Begriffe wie ‚Schützengräben des<br />

Kalten Krieges‘, ‘Massenheer‘, ‚Armee von Verbrechern, die von Idioten kommandiert werden‘,<br />

fallen, dann war mir das eindeutig zu viel, dann ist dies eines Parlamentes unwürdig.<br />

Aber wir wissen es ja: Politikerinnen und Politiker sind nichts anderes als das Spiegelbild der<br />

Gesellschaft. Redaktor Markus Häfliger fasst die stundenlange Diskussion in der heutigen<br />

NZZ wie folgt zusammen: „Die Wehrpflicht und die Milizarmee seien ein alter Zopf, sagt die<br />

Linke. Die Rechte hingegen glaubt, dass eine Freiwilligenarmee die Schweiz nicht schützen<br />

könnte.“<br />

Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit des Nationalrates heute die GSoA-Initiative und auch<br />

die beiden Gegenentwürfe ablehnen wird. Der eine möchte einen obligatorischen Bürgerdienst<br />

einführen, der andere einen Militär- oder wahlweise Ersatzdienst von zehn Wochen.<br />

Das zweite militärpolitische Thema, welches seit Wochen die Medienspalten füllt, ist Ihnen<br />

ebenfalls bestens bekannt. Ich spreche vom Tiger-Teilersatz und dem Beschluss des Bundesrates,<br />

der den Eidgenössischen Räten mit dem Rüstungsprogramm 2012 die Beschaffung von<br />

4 | S e i t e


22 Kampfflugzeugen Gripen E (Einsitzer) beantragt. Dazu ist ein Verpflichtungskredit von<br />

3,126 Milliarden Franken nötig. Das Gripen-Fondsgesetz soll die Finanzierung sicherstellen.<br />

Dieses untersteht dem fakultativen Referendum. Das Volk wird also das letzte Wort haben.<br />

Im Herstellerland Schweden hat sich das Parlament gestern deutlich für den Kauf entschieden,<br />

übrigens mit Unterstützung der oppositionellen Sozialdemokraten.<br />

Glaubwürdige Sicherheitspolitik garantieren<br />

Für mich ist der Gripen unter den gegebenen Umständen das richtige Kampfflugzeug für die<br />

Schweiz. Er ist – so habe ich mir von Experten sagen lassen – ein leistungs- und konkurrenzfähiger<br />

moderner Jet, dessen Beschaffung sich auch positiv auf die Standorte der Militärflugplätze<br />

und der Ausbildungsplätze der Armee auswirkt. Zudem erlaubt uns der Gripen wegen<br />

<strong>seine</strong>s Preises auch, die dringend notwendigen Investitionen in anderen Bereichen der Armee<br />

zu tätigen. Ohne diese kann die Ausrüstung und Bewaffnung nicht auf jenem Stand gehalten<br />

werden, der eine starke Milizarmee und damit eine glaubwürdige Sicherheitspolitik<br />

garantiert. Für mich ist nämlich etwas klar: Die Armee hat nun während Jahren gespart, fast<br />

wollte ich sagen auf Kosten anderer Departemente. Es ist unsere Aufgabe in der Politik, nun<br />

die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen und die entsprechenden Beschlüsse zu fassen.<br />

Sonst scheint mir das immer wieder geforderte Mass an Sicherheit nicht gewährleistet.<br />

Ich verstehe deshalb, warum Luftwaffenchef Markus Gygax an <strong>seine</strong>r feierlichen Verabschiedung<br />

im Bogenhangar des Militärflugplatzes Dübendorf gestern die politischen Instanzen<br />

kritisierte, indem er wörtlich sagte: „Die Armee ist der budgetäre Steinbruch der Politik.“<br />

Nicht leichtfertig gefährden, was wir erreicht haben<br />

Das verwendete Bild vom Steinbruch ist zwar gut, möglicherweise auch treffend, aber es ist<br />

nun eindeutig genug abgebaut worden. Es darf auf keinen Fall so weiter gehen. Auch im<br />

Bundeshaus gibt es viele, die zu unserem Staat und <strong>seine</strong>n Institutionen stehen, viele, die<br />

Werte und Traditionen hochhalten, und zwar für unsere Heimat, die Schweiz, für die sich<br />

jeder Einsatz lohnt, auch unter schwierigen Umständen. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit<br />

in unserem Land noch so denkt und weder die Armee abschaffen noch der Luftwaffe die<br />

neuen Flieger verweigern will. Einfach wird der Kampf aber nicht. Wir müssen die Bevölke-<br />

5 | S e i t e


ung mit der alles entscheidenden Frage konfrontieren. Und diese heisst: Wo kämen wir hin,<br />

wenn wir die Schweiz und ihre Werte, nämlich unsere Demokratie, unsere Freiheit, unsere<br />

Unabhängigkeit, unsere Sicherheit nicht mehr verteidigen würden? Entwicklungen im Ausland<br />

zeigen es deutlich genug: Wer <strong>seine</strong> Geschichte, wer <strong>seine</strong> Wurzeln aufgibt, gibt letztlich<br />

sich selbst auf. Und noch etwas: Wo der Staat zerfällt, entsteht nicht etwa Freiheit, sondern<br />

herrschen letztlich Anarchie und Gewalt. Auch dafür gibt es genug Beispiele neueren<br />

Datums. Letztlich ist es eine einfache Botschaft, die ich in folgendem Satz zusammenfasse:<br />

Wir dürfen nicht leichtfertig gefährden, was wir erreicht haben. Nehmen wir uns dies zu Herzen!<br />

Denken wir daran, wenn wir am Ende der Feier gemeinsam unsere Nationalhymne singen!<br />

Und vergessen wir bei all unseren Tätigkeiten nicht, dass wir Menschen Halt brauchen, dass<br />

wir eine Heimat als Boden unter unseren Füssen brauchen, dass wir aber auch – und dies<br />

scheint mir gerade in unserer zu materialistischen Welt entscheidend – schützende Hände<br />

über uns brauchen! Sicher wird uns der Armeeseelsorger dazu noch etwas sagen!<br />

Abschliessend wünsche ich Ihnen allen für Ihre Zukunft nur das Beste, viel Glück, Erfolg, Zufriedenheit<br />

und vor allem Gesundheit. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass Sie, geschätzte<br />

neue Berufsmilitärpiloten, Ihren Begriff und Namen overstress, den Sie zum Label Ihrer<br />

Website gewählt haben und der nichts anderes heisst als Überlastung, Überbeanspruchung,<br />

nun nach dem heutigen Festtag ändern. Ich schlage eine Umkehr des Wortes vor, nämlich:<br />

Stress is over!<br />

Beenden möchte ich meine <strong>Ansprache</strong> mit einem Zitat von Leonardo da Vinci, dem berühmten<br />

italienischen Maler, Bildhauer und Architekten aus dem 15./16. Jahrhundert, der folgendes<br />

gesagt hat:<br />

„Wenn Du einmal Fliegen empfunden hast, wirst Du immer auf der Erde wandeln, mit dem<br />

Auge himmelwärts gerichtet, denn dort bist Du gewesen und dort wird es Dich immer wieder<br />

hinziehen…“<br />

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

6 | S e i t e

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