Botschaft von Ruth Raab Zerger D (.pdf) - MERK
Botschaft von Ruth Raab Zerger D (.pdf) - MERK
Botschaft von Ruth Raab Zerger D (.pdf) - MERK
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Brich auf, mit Gottes Segen<br />
Predigt <strong>von</strong> <strong>Ruth</strong> <strong>Raab</strong>-<strong>Zerger</strong><br />
<strong>MERK</strong> 2012, 20.05.12<br />
Liebe Geschwister,<br />
das Ende der <strong>MERK</strong> 2012 ist in Sicht.<br />
Am Ende einer Wegstrecke angekommen schauen wir ja nicht nur zurück auf das<br />
was gewesen ist - das ist wichtig und gut, wir haben es gerade getan – nein, wir<br />
richten unseren Blick auch nach vorne, auf das was da kommt.<br />
So verschieden wie wir sind, sind auch die Wege die nun vor uns liegen. Manche<br />
mögen schon eine Idee haben, wie sie unser Thema „Hände reichen über Grenzen“ in<br />
ihren Alltag, ihre Lebenswelt umsetzen können. Anderen hingegen steht die Zukunft<br />
noch mit vielen Fragezeichen und. Ungewissheiten vor Augen.<br />
An dieser Stelle des Übergangs steht unser Gottesdienst. Er steht so am Ende dieser<br />
gemeinsamen Tage wie der Segen im Gottesdienst, denn am Ende<br />
gemeinschaftlicher Gottesdienstfeier werden wir in die Welt gesandt mit den Worten:<br />
Geht hin. Aber nicht nackt und bloß werden wir losgeschickt, sondern wir dürfen<br />
unter Gottes Segen gehen, der uns – um mit einem irischen Segenswort zu sprechen -<br />
umhüllt wie ein wärmender Mantel.<br />
So soll es auch heute Morgen sein.<br />
Brich auf mit Gottes Segen – das Thema unseres Gottesdienstes.<br />
Übergangszeiten im menschlichen Leben wurden schon immer <strong>von</strong> Gottes Segen<br />
begleitet.<br />
So beginnt auch Noahs Geschichte, die Emanuel gerade gelesen hat (Gen 9,1.8-17).<br />
Nach der Flut segnet Gott Noah und seine Familie. Er schließt einen Bund mit ihnen<br />
und mit allen Lebewesen und Gott verspricht, dass nie wieder eine Flut die Erde<br />
vernichten soll. Seinen Bogen hat er als Bundeszeichen gesetzt, sozusagen als
Erinnerungshilfe für sich selbst, dass er seinen Bund mit den Geschöpfen dieser Erde<br />
niemals mehr vergessen wird.<br />
Der Regenbogen für uns Zeichen dieses Bundes.<br />
Eine schöne Zusage –<br />
Gleichzeitig denke ich aber an die Tsunamis der letzten Jahre.<br />
Hat Gott sein Versprechen vergessen?<br />
Eine Frage, die Menschen schon immer umtrieb..<br />
Ich glaube wir können sie nicht lösen, nicht ein für alle mal klären, aus der Welt<br />
schaffen.<br />
Immer wird es sie geben, diese großen unüberbrückbaren Widersprüche zwischen<br />
den Zusagen Gottes und dem Zustand dieser Welt. An Gott glauben heißt immer auch<br />
diese Unverstehbarkeiten auszuhalten. Selbst Jesus hat diese Frage mit ans Kreuz<br />
genommen „Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen…“ Ja, Gott zu<br />
vermissen gehört zu einem erwachsenen Gottesglauben.<br />
Einseitig hat Gott seinen Bund erklärt; seine Absicht ist es, dass die Erde bewohnbar<br />
bleiben soll. Gehalten sind wir in Gottes Hand, wie Lukas Amstutz in seiner Predigt<br />
am Donnerstagabend deutlich machte.<br />
Als Christinnen und Christen wissen wir wie Gott seine/unsere Welt will: Recht und<br />
Gerechtigkeit sollen herrschen für alle. Wir wissen aber auch, dass wir das so<br />
einfach nicht erleben werden und trotzdem beinhaltet unser Glaube schon heute<br />
Bilder, Lieder, Vorstellungen dieser neuen/anderen Welt. Jesus nennt sie<br />
Himmelreich, Reich des Vaters, Gottesreich. Fundament unseres Glaubens und<br />
gleichzeitig leben wir in unserer heutigen Welt, nicht naiv, blind oder tau. Nein, wir<br />
wissen um all das was der Hoffnung entgegensteht und trotzdem handeln wir immer<br />
wieder so als könnten wir eine Änderung herbeiführen. Auch für diese große<br />
Zuversicht steht Gottes Bogen als Zeichen am Himmel. Denn der Regenbogen<br />
erinnert nicht nur Gott an seine Bindung zu allem Lebendigen dieser Erde; er<br />
erinnert auch uns daran:<br />
… trotzdem zu hoffen, auch wenn alles dunkel scheint
… trotzdem zu handeln, auch wenn es sinnlos scheint<br />
… trotzdem zu glauben, auch wenn Gott verloren scheint.<br />
Gottes Bund, sein Regenbogen für mich Zeichen dieses großen „Trotzdems“.<br />
Ein Zeichen, dass alles Lebendige unter Gottes Segen steht. So können und dürfen<br />
auch wir <strong>von</strong> hier aufbrechen in der Gewissheit Gesegnete zu sein –<br />
Dürfen aufbrechen im Glauben an eine Welt in der Recht für alle herrschen soll.<br />
Um dieses große „Trotzdem“ in unserer Welt leben zu können braucht es Orte an<br />
denen die Hoffnung, der Glaube und die Zuversicht genährt werden.<br />
Vielleicht war die <strong>MERK</strong> für manche solch ein Ort war; denn dort wo wir „Hände<br />
reichen über Grenzen“ wird etwas <strong>von</strong> diesem Glauben / dieser Hoffnung sichtbar..<br />
Auch biblische Geschichten, Lieder, Bilder, Musik, Begegnungen oder Erfahrungen<br />
anderer Menschen können unsere Hoffnung nähren.<br />
Fulbert Steffensky sprach im Rahmen des ökumenischen Kirchentags in München<br />
<strong>von</strong> zwei Grundnahrungsmitteln christlicher Hoffnung:<br />
Dem Gebet und der Gemeinschaft.<br />
Zum Gebet sagt er:<br />
„Es ist die Stelle, an der man über die Widersprüchlichkeit der Welt und des Lebens<br />
hinauskommt ... an der man weiter springt, als man springen kann … Dort sagt man<br />
noch im Fallen die Worte des Psalms:“ Du bist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz,<br />
dass ich gewiss nicht fallen werde“ (Ps.62). … Das Gebet ist die Stelle der kecken<br />
Hoffnung. Das Gebet gräbt uns die Hoffnung in die Seelen…“<br />
Praktiziert haben wir das hier auch bei den Tagesgebeten am Morgen, Mittag und<br />
Abend.<br />
Und zur Gemeinschaft sagt er:.<br />
„Man kann nicht als Einzelner überleben. Man verhungert, wenn man alleine ist.<br />
Unser großes Geschenk: Wir sind nicht allein. Wir (können) … einander die<br />
Hoffnung <strong>von</strong> den Lippen lesen …
Wir glauben unseren Geschwistern den Glauben, mit dem sie beten und singen… Wir<br />
leihen uns die Hoffnung unserer Geschwister aus.“<br />
Ich denke, dass dies ganz besonders in Zeiten ohne eigene Hoffnung, ohne eigene<br />
Kraft gilt. Die Gemeinde, die Gemeinschaft als „Hoffnungsverleihanstalt“.<br />
Gerade da liegt einer unserer mennonitischen Schätze: die weltweite Verbundenheit,<br />
das über die Grenzen blicken und wie hier auf der <strong>MERK</strong> – im wahrsten Sinne des<br />
Wortes - über die Grenzen fahren. Hier wird Hoffnung genährt indem wir teilhaben<br />
und hören auf die Geschichten der anderen, die <strong>von</strong> ihrem Leben, ihren Träumen und<br />
ihrem Glauben erzählen.<br />
So macht euch auf in euren Alltag,<br />
erzählt euch Geschichten der Hoffnung und lasst euch nähren <strong>von</strong> den Geschichten<br />
der anderen.<br />
Ich wünsche, dass jede und jeder ein wenig Nahrung für die eigene Hoffnung<br />
erhalten konnte, so dass wir, wenn wir nun heimgehen in unsere<br />
Lebenszusammenhänge wir dieses große „trotzdem“ unseres Glaubens das im<br />
Regenbogen sichtbar wird leben können, in der Gewissheit, dass Gott (Vater, Sohn<br />
und Heiliger Geist) mit uns geht.<br />
So brecht auf mit Gottes Segen! Amen.