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das Magazin aus Freising - Supershit

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Das alte <strong>Freising</strong><br />

Das <strong>Freising</strong>er Residenzschloss<br />

Teil I: Ein allgemeiner Überblick<br />

von Florian Notter<br />

In <strong>Freising</strong> gibt es neben der Domkirche<br />

kein weiteres Gebäude, <strong>das</strong> eine solch enorme<br />

historische Bedeutung besitzt, wie<br />

<strong>das</strong> Residenzgebäude. Der wuchtige vierflügelige<br />

Bau, der an der höchsten Stelle des<br />

Dombergs steht und den Domplatz an seiner<br />

Westseite abschließt, diente über viele<br />

Jahrhunderte hinweg als Regierungssitz<br />

der Fürstbischöfe von <strong>Freising</strong>. Hier liefen<br />

alle Fäden zusammen, sowohl die der Bistums-<br />

als auch die der Hochstiftsregierung.<br />

Das Schloss war Behördensitz, Wohn- und<br />

Arbeitsstätte der Fürstbischöfe und Hauptschauplatz<br />

der fürstlichen Repräsentation.<br />

Heute dient es als Bildungszentrum der Erzdiözese<br />

München und <strong>Freising</strong>, bekannt unter<br />

dem Namen „Kardinal-Döpfner-H<strong>aus</strong>“.<br />

Im öffentlichen Bewusstsein ist <strong>das</strong> <strong>Freising</strong>er<br />

Residenzschloss heutzutage – anders als<br />

in vielen anderen Städten – nur mehr wenig<br />

verankert. Die Begriffe „Residenz“ oder<br />

„Schloss“ bringt man nicht mit <strong>Freising</strong> in<br />

Verbindung. Dabei stellt es eine der wesent-<br />

14 Von hier von dort und anderen guten Dingen<br />

lichen Konstituenten für <strong>das</strong> historische<br />

Verständnis, aber auch für <strong>das</strong> gegenwärtige<br />

kulturelle Selbstverständnis der Stadt dar.<br />

Die Residenz versinnbildlicht einen wichtigen<br />

Teil <strong>Freising</strong>er Identität.<br />

Im Folgenden steht die baugeschichtliche<br />

Entwicklung im Vordergrund. In den Teilen<br />

2 und 3 (in den kommenden FINK-Ausgaben)<br />

geht es um die Fürstenzimmer bzw. um<br />

den Großen Saal der Residenz.<br />

Baugeschichtlicher Überblick<br />

Von einigen wenigen Untersuchungen zu<br />

einzelnen Räumen abgesehen hat eine Auseinandersetzung<br />

mit dem <strong>Freising</strong>er Residenzgebäude<br />

bisher nur sehr allgemein stattgefunden;<br />

in Anbetracht seiner Bedeutung<br />

verwundert dies. So kann auch hier nur ein<br />

vager Überblick gegeben werden.<br />

In seinen ältesten Teilen geht <strong>das</strong> <strong>Freising</strong>er<br />

Residenzgebäude auf <strong>das</strong> Spätmittelalter<br />

(14./15. Jahrhundert) zurück. Der überwiegende<br />

Teil der heutigen B<strong>aus</strong>ubstanz stammt<br />

<strong>Freising</strong> um 1550 (Ausschnitt), Aquarell, Stadtmuseum<br />

<strong>Freising</strong>. Rechts der Domberg mit der<br />

sehr unregelmäßigen Anlage der spätmittelalterlichen<br />

Residenz; dahinter die beiden Domtürme.<br />

jedoch <strong>aus</strong> der frühen Neuzeit (16.-18. Jahrhundert).<br />

Wie die spätmittelalterliche Residenz<br />

<strong>aus</strong>gesehen hat, davon können wir<br />

uns nur anhand der <strong>aus</strong> dieser Zeit erhaltenen<br />

B<strong>aus</strong>ubstanz sowie einiger weniger<br />

schriftlicher und bildlicher Quellen ein Bild<br />

machen. Ähnlich wie heute dürfte es sich<br />

um einen annähernd vierflügeligen, jedoch<br />

wohl wenig regelmäßigen Gebäudekomplex<br />

gehandelt haben. Dieser wurde nach Norden<br />

hin von einem Bau abgeschlossen, der<br />

sich im Kern bis heute erhalten hat. Die im<br />

dortigen Untergeschoss (ehem. Hofkellerei,<br />

heute „Korbinianskl<strong>aus</strong>e“) befindlichen<br />

Gewölbeschlusssteine können ins frühe 14.<br />

Jahrhundert datiert werden. Möglicherweise<br />

wurden im Bereich des Nordflügels noch<br />

ältere Teile integriert; so wirft beispielsweise<br />

ein meterdicker Mauerzug (Ostmauer des<br />

Nordflügels), der sich in einem Raum unterhalb<br />

der Hofkapelle im kleinen Residenzturm<br />

befindet und <strong>aus</strong>schließlich <strong>aus</strong> Bruchsteinen<br />

aufgeführt worden ist, einige Fragen<br />

auf (seit dem 12. Jahrhundert wurde <strong>das</strong><br />

aufwändig zu transportierende und entsprechend<br />

teure Bruchsteinmaterial in der Regel<br />

durch Ziegelsteine <strong>aus</strong> lokalen Brennstätten<br />

ersetzt; demnach ergäbe sich für den Mauerzug<br />

ein sehr hohes Alter). Eine Ansicht des<br />

Domberges <strong>aus</strong> der Zeit um 1550 (vgl. Abb.)<br />

gibt <strong>das</strong> Schloss als sehr heterogenere Anlage<br />

wieder: ein pallasartiger Bau, der mit einem<br />

steilen Dach und wuchtigen Stufengiebeln<br />

versehen ist, daran anschließend ein etwas<br />

niedrigeres Gebäude, <strong>das</strong> am Ostende von<br />

einem Turm mit Satteldach abgeschlossen<br />

wird. Auf der Nord-, Ost- und Westseite war<br />

die spätmittelalterliche Residenz von einer<br />

tiefen, mit Ziegeln <strong>aus</strong>gemauerten Grabenanlage<br />

umgeben, Zugang gewährte nur eine<br />

an der Ostseite gelegene Brücke (die noch im<br />

späten 17. Jahrhundert existierende „Hoff<br />

Pruggen“).<br />

Einen ersten bedeutenden Schritt von der<br />

mittelalterlichen Wehranlage hin zum<br />

frühneuzeitlichen Fürstensitz stellten die<br />

weitreichenden Umbaumaßnahmen während<br />

der Regierungszeit Fürstbischof Philipps<br />

von der Pfalz (reg. 1498-1541) dar.<br />

Mit ihm hielt die Kunst der Renaissance<br />

Einzug in <strong>Freising</strong>. Ein erstes quellenmäßig<br />

fassbares Projekt stellt die um <strong>das</strong> Jahr 1514<br />

errichtete neue Dürnitz, der Speiseraum für<br />

<strong>das</strong> Hofgesinde, im ersten Obergeschoss<br />

des Nordflügels dar. Dieser Bau ist wohl<br />

im Zusammenhang mit der Umgestaltung<br />

des gesamten Nordflügels zu sehen. Unter<br />

Einbeziehung spätmittelalterlicher B<strong>aus</strong>ubstanz<br />

im Bereich des Erdgeschosses schuf<br />

man dort offensichtlich den regelmäßigen,<br />

dreigeschossigen Gebäudetrakt, der sich<br />

GOLD-<br />

SCHMIEDE<br />

MICHAEL<br />

BEER<br />

Meisterwerkstatt<br />

Unikatschmuck Trauringe Anfertigung Umarbeitung Reparatur<br />

im Großen und Ganzen bis heute erhalten<br />

hat. 1517 ist vom Neubau einer Kanzlei die<br />

Rede. Sehr wahrscheinlich handelte es sich<br />

dabei um den heutigen, zum Domplatz hin<br />

gelegenen Ostflügel mit der Residenzpforte.<br />

Als Architekt hierfür ist der Münchner<br />

Oberstadtmaurermeister Wolfgang Rottaler<br />

(um 1470-1523) belegt. Im Zusammenhang<br />

mit jenen Neubaumaßnahmen erfolgte auch<br />

die Errichtung der Arkadenanlage im Residenzhof.<br />

Wie eine Marmortafel im Hof<br />

angibt, wurde dieser dem Ost- und Nordflügel<br />

vorgeblendete, zweigeschossige Bau 1519<br />

vollendet. Die Ausführung geht auf den<br />

Landshuter Bildhauer Stephan Rottaler (um<br />

1485-1533) zurück.<br />

Wurde während der Regierungszeit Philipps<br />

von der Pfalz also damit begonnen, der <strong>Freising</strong>er<br />

Residenz eine klare und regelmäßige<br />

Gestalt zu geben, so kam dieser Prozess im<br />

frühen 17. Jahrhundert durch weitere bedeutende<br />

Baumaßnahmen zu einem Ende.<br />

Noch während der Regierungszeit Fürstbischof<br />

Ernsts von Bayern (reg. 1566-1612),<br />

wurde 1608 mit dem Bau eines neuen Südflügels<br />

angefangen. Dieser ersetzte wohl<br />

mehrere unterschiedlich große Baukörper,<br />

wie sie auf der oben erwähnten Ansicht <strong>aus</strong><br />

<strong>Freising</strong><br />

Fischergasse 12<br />

Tel.:08161/2011098<br />

Das alte <strong>Freising</strong><br />

Der <strong>Freising</strong>er Domberg von Süden 1642, Kupferstich von M. Merian, Dombibliothek <strong>Freising</strong>. In<br />

der Mitte ist die <strong>Freising</strong>er Residenz mit dem ab 1608 erbauten Südflügel zu sehen, links davon die<br />

Stiftskirche St. Andreas, rechts die Domkirche. Deutlich präsentieren sich auch die beiden Residenztürme<br />

in ihrer frühbarocken Gestalt.<br />

der Zeit um 1550 zu sehen sind. Außerdem<br />

wurde auch der größte Teil des Westflügels<br />

neu aufgeführt. Die Bauleitung lag in den<br />

Händen des Hofbaumeisters Hans von Erfurt.<br />

Der Innen<strong>aus</strong>bau dieser Neubauten<br />

zog sich allerdings über die Regierungszeit<br />

Fürstbischof Stephans von Seiboldsdorf (reg.<br />

1612-1618) bis in die ersten Regierungsjahre<br />

Veit Adams von Gepeckh (reg. 1618-1651),<br />

worauf unter anderem die Jahresangabe<br />

„1619“ im stuckierten Gewölbe eines Saales<br />

im Erdgeschoss des Südflügels verweist. Die<br />

Neugestaltung der beiden mittelalterlichen<br />

Residenztürme erfolgte wohl ebenfalls zu<br />

Beginn der Regierungszeit Veit Adams von<br />

Gepeckh. Statt ihres bisherigen Zeltdaches<br />

erhielten beide jeweils einen oktogonalen<br />

Aufsatz, der große Turm zudem eine umlaufende<br />

Galerie. Im oberen Teil des kleinen<br />

Residenzturms wurde zwischen 1617 und<br />

1629 die neue Hofkapelle des Fürstbischofs<br />

eingerichtet, nachdem man die über der<br />

Domvorhalle gelegene Vorgängerkapelle im<br />

Zusammenhang mit der damaligen Erneuerung<br />

der Domkirche aufgegeben hatte. Mit<br />

diesen Um- und Neubaumaßnahmen in den<br />

ersten drei Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts<br />

hatte die <strong>Freising</strong>er Residenz schließ-<br />

www.goldschmiede-michael-beer.de<br />

Di.-Fr.: 11.00-13.00 Uhr und 14.00-18.00 Uhr<br />

Sa.: 10.00-14.00 Uhr<br />

fink Das <strong>Freising</strong>er Stadtmagazin Dezember 2011<br />

Von hier von dort und anderen guten Dingen 15

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