Medien und Ernährung - Super RTL
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Jörg M. Diehl<br />
Institut für Erziehungswissenschaft<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
<strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> –<br />
Einfluss der Food-Werbung<br />
auf Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung
Das Problem ist unübersehbar…<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung
.. <strong>und</strong> bequeme Erklärungen liegen auf der Hand:<br />
"Bereits jedes fünfte Kind <strong>und</strong> jeder dritte Jugendliche<br />
in Deutschland ist übergewichtig.<br />
Ein Faktor für diese alarmierende Entwicklung ist die<br />
intensive Werbung für Dickmacher wie Fast Food, Softdrinks,<br />
Süßigkeiten <strong>und</strong> Knabberartikel."<br />
Aber: Halten diese Behauptungen eigentlich<br />
wissenschaftlicher Betrachtung stand?<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Quelle: Verbraucherzentrale 2003
Verführt die Werbung wirklich jeden zum Essen?<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung
1<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Umfang <strong>und</strong> Art<br />
der Food-Werbung
Süßwarenbranche setzt besonders stark auf TV<br />
Werbeaufwendungen verschiedener Food-Branchen in Deutschland, 2007<br />
Produktgruppe<br />
Schokolade +<br />
Süßwaren<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Werbung<br />
Gesamt*<br />
Mio €<br />
TV-<br />
Werbung<br />
Mio €<br />
Anteil<br />
TV<br />
595,3 551,8 92,7 %<br />
Salzige Snacks 28,1 24,7 87,7 %<br />
Biere 399,0 253,9 63,6 %<br />
Alkoholfreie Getränke,<br />
Säfte, Mineralwasser<br />
310,3 196,0 63,2 %<br />
Fast Food** 196,6 139,9 71,1 %<br />
*umfasst TZ, PZ, FZ, Radio, Outdoor, Online, Kino <strong>und</strong> TV<br />
**national operierende Systemgastronomie im Bereich Fast Food<br />
Quelle: Nielsen Media Research, 2008
Food-Spots sind in der Minderheit<br />
Durchschnittliche Anzahl der Werbespots bei SUPER <strong>RTL</strong> pro St<strong>und</strong>e<br />
Samstags, 2007<br />
07:00 - 07:59 Food<br />
08:00 - 08:59<br />
09:00 - 09:59<br />
10:00 - 10:59<br />
11:00 - 11:59<br />
12:00 - 12:59<br />
13:00 - 13:59<br />
14:00 - 14:59<br />
15:00 - 15:59<br />
16:00 - 16:59<br />
17:00 - 17:59<br />
18:00 - 18:59<br />
19:00 - 19:59<br />
20:00 - 20:59<br />
21:00 - 21:59<br />
22:00 - 22:59<br />
23:00 - 23:59<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Sonstige<br />
Branchen<br />
Quelle: Nielsen Media Research, 2008
Wofür werben Food-Hersteller in der Kinderzielgruppe?<br />
Hastings-Report: Wichtigste Produkte der Werbung<br />
TV-Werbung für Lebensmittel, die sich an die<br />
Kinderzielgruppe wendet, wirbt hauptsächlich für:<br />
� Frühstückscerealien<br />
� Süßwaren<br />
� Salzige Snacks / Knabberartikel<br />
� Softdrinks<br />
Zudem war zu beobachten, dass sich in den letzten Jahren<br />
der Anteil von Spots für Fast Food an der Werbung für<br />
die Kinderzielgruppe vergrößert hat.<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Quelle: Hastings, Stead, et al., 2003
Wofür werben Food-Hersteller in der Kinderzielgruppe?<br />
<strong>Ernährung</strong>sbericht: Food-Werbung für die Zielgruppen Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
Produktgruppen Spots % Produktgruppen Spots %<br />
Cerealien 20 Milchprodukte 7<br />
Schokoladenprodukte<br />
Riegel, Pralinen<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
14<br />
Limonade 4<br />
Eis 10 Obst, Gemüse 3<br />
Fast Food 10 Fischgerichte 2<br />
Fruchtgummi, Lakritz<br />
Bonbons<br />
9<br />
andere Getränke 2<br />
Milchschnitten u.ä. 9 Schokolade 2<br />
Salzige Snacks 8 Sonstiges 1<br />
Quelle: Deutsche Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> e.V.<br />
<strong>Ernährung</strong>sbericht 2000
Fernseh-<strong>Ernährung</strong> jenseits der Werbung<br />
Food-Produkte im Programmanteil, nach Genres (<strong>Ernährung</strong>sbericht)<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Von den gezeigten Nahrungs- <strong>und</strong><br />
Genussmitteln entfielen auf ...<br />
Süßes<br />
+ fette<br />
Snacks<br />
Alkoholische<br />
Getränke<br />
Fernsehgattung<br />
35 % Werbung<br />
30 % Talkshows<br />
30 % Trickfilme<br />
12 % 46 % Spielfilme<br />
16 % 32 % Serien<br />
Quelle: Deutsche Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> e.V.<br />
<strong>Ernährung</strong>sbericht 2004
2<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Untersuchung<br />
der Wirkung von<br />
Food-Werbung
Weckt oder verschiebt Werbung Bedürfnisse?<br />
Mögliche Effekte von Food-Werbung<br />
Werbung für „C“<br />
ändert (nur) die Marktanteile<br />
bei Schoko-Riegeln<br />
Bei den Kindern steigt der Verzehr von „C“,<br />
sie konsumieren entsprechend weniger<br />
von „A“ <strong>und</strong> „B“<br />
B<br />
C<br />
B<br />
A A<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Neuer Schoko-Riegel „C“ wird beworben<br />
zusätzlich zu den bereits existierenden<br />
Riegeln „A“ <strong>und</strong> „B“<br />
Werbung für „C“ steigert<br />
den Gesamtkonsum<br />
an Schoko-Riegeln<br />
Die Kinder behalten die Konsumhöhe<br />
von „A“ <strong>und</strong> „B“ bei - <strong>und</strong> werden veranlasst,<br />
zusätzliche Mengen von „C“ zu verzehren<br />
C<br />
B B<br />
A A
Hersteller vertrauen auf die Wirkung von TV-Werbung<br />
BtB-Werbung für Food-Produkte in der »Lebensmittel-Zeitung«<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Maoam: Mit Maoam kommt Bewegung ins Spiel! Zwei<br />
TV-Flights – 1,2 Mrd. Kontakte.<br />
Müllermilch Melone-Mango: Der Star im Regal.<br />
Über 2 Mrd. TV-Kontakte ab Mai.<br />
Chipsfrisch Chakalaka: Umsatz mit der Würze Afrikas.<br />
Massive Unterstützung durch ganzjährige<br />
Chipsfrisch TV-Kampagne.<br />
Froop minis schmecken immer! Aktivieren neue Zielgruppen<br />
(Ältere, Kinder, Frauen). Eigener Werbespot<br />
mit 2 Mrd. Kontakten.<br />
Dany Sahne: Massiver Werbedruck mit neuem Spot!<br />
Balisto: Natürlich mehr! Mehr TV – 229 Mio Kontakte.<br />
Quelle: Lebensmittelzeitung, 1. Quartal 2008
Forschungshypothesen zur Wirkung<br />
von Food-Werbung<br />
H<br />
1<br />
H<br />
2<br />
H<br />
3<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Je mehr Zeit ein Kind mit Fernsehen verbringt,<br />
umso häufiger ist es auch der<br />
Wirkung von Food-Werbung ausgesetzt.<br />
Wenn Food-Werbung dazu führt, dass Kinder<br />
(mehr) der beworbenen Produkte verzehren, dann<br />
- sollten Vielseher mehr dieser Produkte essen<br />
- <strong>und</strong> sie sollten schwerer als Gleichaltrige<br />
mit geringerer TV-Nutzung sein.<br />
Auch der Umkehrschluss sollte gelten:<br />
Je schwerer ein Kind ist, umso mehr der<br />
im Fernsehen beworbenen Produkte sollte es<br />
verzehrt haben.
Die Realität: Vielseher essen häufiger Snacks<br />
TV-Konsum <strong>und</strong> Verzehr von im Fernsehen beworbenen Food-Artikeln:<br />
Signifikanter Anstieg bei Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Quelle: Diehl, 2003<br />
Aber:<br />
Ist die Werbung der Verursacher des Mehrkonsums?
Welche Rolle spielt dabei die Werbung?<br />
Werbekenntnis <strong>und</strong> aktueller Konsum<br />
Kinder hatten bei Fotos aus Werbespots das beworbene Produkt zu erkennen<br />
Kinder mit extrem schlechter<br />
Werbeerkennung<br />
Keine bedeutsamen Unterschiede im Konsum von:<br />
Nussnougatcreme – Fischstäbchen – Eiscreme – Bonbons – Fruchtgummi - Lakritz<br />
Schokolade – Schokoriegel (z.B. Snickers, Milky Way, Hanuta, Knoppers, usw).<br />
Ferrero Küsschen, usw. – Schokonüsse – Milchschnitte, usw. – Kekse, Lebkuchen, usw.<br />
Chips – Flips – Hamburger, (Big Mac, Royal TS, usw). – Hähnchen Nuggets – Pommes Frites<br />
Ketchup – Limonade, Cola – Fruchtquark (z.B. Obstgarten) –<br />
Fruchtzwerge – Pudding (z.B. Dany) – Milchreis (z.B. Müller)<br />
Cornflakes – Frosties, Smacks, usw.<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Kinder mit extrem guter<br />
Werbeerkennung<br />
Quelle: Deutsche Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> e.V. – <strong>Ernährung</strong>sbericht 2000
3<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Gewichtsstatus,<br />
Fernsehkonsum<br />
<strong>und</strong> Verzehr<br />
TV-beworbener<br />
Produkte
Snacken beim Fernsehen ist normal<br />
Essen & Trinken beim Fernsehen [1]<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Nahrungsaufnahme durch Kinder<br />
während des Fernsehens<br />
„Kinder* nahmen am Wochenende mehr als 25 % der<br />
täglichen Kalorien während der TV-Nutzung auf, an<br />
durchschnittlichen Werktagen fast 20 %.<br />
Obwohl gezeigt werden konnte, dass Werbung die<br />
Lebensmittelauswahl von Kindern beeinflusst, kann unsere<br />
Untersuchung die Hypothese nicht bestätigen, dass Kinder<br />
diejenigen Produkte während des Fernsehens besonders häufig<br />
verzehren, die stärker beworben werden.“<br />
*Kinder der 3. <strong>und</strong> 5. Klasse<br />
Quelle: Matheson et al, 2004. Hervorhebung durch Verf.
Snacken beim Fernsehen ist normal<br />
Essen & Trinken beim Fernsehen [2]<br />
Energieaufnahme während der TV-Nutzung<br />
“Nur 3,5% der Jugendlichen verzehren niemals Süßwaren,<br />
Snacks oder Soft-Drinks, während sie fernsehen.<br />
Daher läßt sich feststellen, dass Fernsehnutzung generell mit<br />
dem Verzehr von Lebensmitteln <strong>und</strong> Snacks einhergeht.<br />
In Belgien trägt die Nahrungsaufnahme während des Fernsehens<br />
bei den Jungen 19 % zur täglichen Gesamtenergieaufnahme bei,<br />
bei den Mädchen 12-14 %.“<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
*Durchschnittsalter: 13,2 + 16,4 Jahre<br />
Quelle: Van den Bulck & Van Mierlo, 2004. Hervorhebung durch Verf.
Vielseher wiegen aber nicht zwangsläufig (viel) mehr<br />
Fernsehkonsum <strong>und</strong> Gewichtsstatus: Kein signifikanter Zusammenhang<br />
Abweichung vom Längen-Sollgewicht (%)<br />
10<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
fast (nie)<br />
Jungen<br />
Mädchen<br />
selten<br />
manchmal<br />
TV-Konsum (Woche)<br />
oft<br />
sehr oft<br />
Quelle: Diehl, 2003
Mehrgewicht ist nicht auf beworbene Artikel zurückzuführen<br />
Gewichtsstatus <strong>und</strong> Verzehr von im Fernsehen beworbenen Food-Artikeln:<br />
Kein signifikanter Zusammenhang<br />
Verzehrshäufigkeit<br />
27<br />
26<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
19<br />
18<br />
17<br />
unter -10%<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Jungen<br />
Mädchen<br />
-10 to -5<br />
-4 to +2<br />
+3 to +12<br />
Abweichung vom Längen-Sollgewicht (%)<br />
über +12%<br />
Quelle: Diehl, 2003
Keine Unterschiede in der Verzehrshäufigkeit<br />
Gewichtsstatus <strong>und</strong> Verzehr besonders beliebter Produkte<br />
Bei über 6.800 Schulanfängern wurde die Verzehrshäufigkeit<br />
von bei Kindern beliebten Lebensmitteln erfragt.<br />
Beim Verzehr von beispielsweise:<br />
Schokolade - gesüßten Getränken<br />
Chips - Erdnüssen - Keksen - Kuchen<br />
zeigten sich keine Unterschiede zwischen<br />
normalgewichtigen <strong>und</strong> übergewichtigen Kindern.<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Quelle: Koletzko, 2005
Weder Süßwaren noch Imbisskost sind Auslöser<br />
Gewichtsstatus <strong>und</strong> Verzehr von Süßigkeiten <strong>und</strong> Imbisskost (5- bis 7-Jährige)<br />
Süßigkeiten<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
täglich öfter/<br />
Woche<br />
einmal/<br />
Woche<br />
selten/<br />
nie<br />
übergewichtig 20,5 61,4 13,9 4,2<br />
normalgewichtig 24,9 54,2 17,7 3,2<br />
untergewichtig 22,7 69,3 5,3 2,7<br />
Imbisskost<br />
täglich öfter/<br />
Woche<br />
einmal/<br />
Woche<br />
selten/<br />
nie<br />
übergewichtig 0 2,4 22,9 74,7<br />
normalgewichtig 0,4 2,0 17,4 80,3<br />
untergewichtig 0 1,3 17,3 81,3<br />
Quelle: Mast et al, 1998
Nur eine Minderheit greift häufig zu Fast Food<br />
Fast-Food-Konsum bei 14- bis 16-Jährigen<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
% Mädchen Jungen<br />
nie 7 1<br />
selten 73 45<br />
1-2 mal pro Woche 18 35<br />
3-5 mal pro Woche 1 16<br />
täglich 1 3<br />
„Fast Food – das ist all das Essen, das man schnell mal eben kaufen kann – z.B.<br />
Pommes, Bratwurst, Hamburger usw. aus der Pommesbude, Pizza auf die Hand<br />
vom Stand an der Ecke, Döner-Kebab, Lahmacun, Gyros-Pita usw.<br />
Natürlich gehört auch alles aus den bekannten Fast-Food-Ketten dazu: Essen<br />
von McDonalds, Burger King, Pizza Hut oder Taco-Bell.“<br />
Quelle: Raithel, 2002
Kritischer Umgang mit Aussagen der Werbung<br />
Einstellung zur Food-Werbung bei 11- bis 16-Jährigen<br />
»Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> Nützlichkeit der Food-Werbung« %<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Das Gesagte ... trifft voll zu �<br />
trifft etwas zu �<br />
trifft wenig zu �<br />
trifft überhaupt nicht zu �<br />
Die Werbung bietet uns Sachen an, die gut schmecken <strong>und</strong> gut für unseren<br />
Körper sind<br />
21 49 26 5<br />
Durch die Fernsehwerbung erfahren meine Eltern, was es Gutes für mich zu<br />
Essen <strong>und</strong> zu Trinken gibt 46 33 16 5<br />
Ohne die Fernsehwerbung würde man kaum erfahren, was es Leckeres zu<br />
essen <strong>und</strong> zu Naschen gibt<br />
24 31 32 13<br />
Durch die Werbung erfährt man am besten, was man essen <strong>und</strong> trinken sollte 42 38 16 5<br />
Die Ess-Sachen, für die geworben wird, sind gut für unseren Körper, weil<br />
sie oft viel Milch <strong>und</strong> viele Vitamine <strong>und</strong> Nährstoffe enthalten 27 43 25 6<br />
Die Werbung möchte einem behilflich sein bei der Auswahl ges<strong>und</strong>er Ess-<br />
Sachen <strong>und</strong> Getränke<br />
Die Fernsehwerbung gibt einem die besten Tipps, was man essen <strong>und</strong><br />
trinken sollte<br />
32 37 25 6<br />
43 40 14 3<br />
Quelle: Diehl, 2005
Viele Faktoren entscheiden über Konsum<br />
Gründe für die Auswahl eines bestimmten Snacks bei 4- bis 15-Jährigen<br />
Gründe dafür, einen HFSS-Snack<br />
("High in Fats, Salt & Sugar") gewählt<br />
zu haben<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Stimme<br />
sehr zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Summe<br />
Schmeckt gut 83 15 98<br />
Esse ich immer 53 38 91<br />
Meine Fre<strong>und</strong>e mögen es 46 26 72<br />
Macht satt 24 47 71<br />
Ist billig 33 30 63<br />
Meine Eltern mögen es 32 29 61<br />
Hat im Laden meine Neugier geweckt 26 31 57<br />
Ist etwas Besonderes 25 25 50<br />
Macht nicht dick 18 18 36<br />
Ist ges<strong>und</strong> 19 16 35<br />
Ist neu oder anders 9 21 30<br />
War ein Sonderangebot 11 17 28<br />
Habe ich in der Werbung gesehen,<br />
hat mich neugierig gemacht<br />
10 14 24<br />
Mangelnde Auswahl 5 20 25<br />
Quelle: Ofcom, 2004
4<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Wirkung der Food-Werbung<br />
� Ofcom-Report<br />
� Hastings-Report
Ofcom-Fazit: Nur mäßige Effekte nachweisbar…<br />
Kernergebnisse des Ofcom-Reports<br />
•„Die akademische Forschung kann nur „mäßige“ direkte Effekte der TV-Werbung auf<br />
die Präferenzen für Lebensmittel, den Verbrauch <strong>und</strong> das Essverhalten nachweisen.“<br />
•„Es gibt keine ausreichenden Belege, um den Einfluss der TV-Werbung auf das<br />
Essverhalten von Kindern im Vergleich zu anderen relevanten Einflussfaktoren zu<br />
quantifizieren. Es gibt bis jetzt noch nicht einmal einen Konsens darüber, welcher Natur<br />
diese anderen Einflussfaktoren sein könnten.“<br />
•„Berücksichtigt man die Vielzahl von Faktoren, die die Lebensmittelauswahl von<br />
Kindern beeinflussen, ist es wenig überraschend, dass der direkte Einfluss der TV-<br />
Werbung allenfalls moderat ist.“<br />
•„In unserer quantitativen Studie konnten wir sehen, dass beispielsweise die<br />
Geschmackspräferenzen der Kinder, der Preis, die Bekanntheit mit dem Produkt,<br />
der Druck des sozialen Umfelds (Peer-Effekte), ges<strong>und</strong>heitliche Wirkung <strong>und</strong> der<br />
Convenience-Faktor wichtiger waren als der Kontakt mit der Werbekampagne.“<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Quelle: Ofcom, 2004. Hervorhebungen durch Verf.
Hastings-Fazit: Zusammenhänge existieren…<br />
Kernergebnisse des Hastings-Reports<br />
•“Ein Überblick vorhandener Forschung fand Hinweise darauf, dass<br />
Lebensmittelwerbung die Nahrungspräferenzen <strong>und</strong> den Kauf bei Kindern<br />
beeinflusst.”<br />
•“Einige Studien konnten auch zeigen, dass Lebensmittelwerbung den tatsächlichen<br />
Verzehr beeinflusst.”<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Quelle: Hastings et al, 2003. Hervorhebung durch Verf.
…aber darum macht TV-Werbung noch lange nicht dick!<br />
Kernergebnisse des Hastings-Reports<br />
•“Der nächste Schritt, nämlich nachzuweisen, ob ein Zusammenhang zwischen<br />
Lebensmittelwerbung <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> oder Fettleibigkeit existiert, ist extrem<br />
schwierig, da er Untersuchungen in der realen Umgebung erfordert.”<br />
•“Eine Anzahl von Studien haben dies versucht, indem sie den TV-Konsum als Maßzahl<br />
für den Kontakt mit TV-Werbung genommen haben.”<br />
•“Diese Studien konnten eine klare Verbindung zwischen TV-Nutzung,<br />
Nahrungsaufnahme, Fettleibigkeit <strong>und</strong> Cholesterinspiegel aufzeigen.”<br />
•“Es ist aber unmöglich zu sagen, ob dieser Zusammenhang auf dem Kontakt mit<br />
Werbung, dem sedierenden Charakter der TV-Nutzung oder der<br />
Nahrungsaufnahme während des Fernsehens beruht.”<br />
•“Zudem haben nur sehr wenige Studien versucht zu messen, wie stark diese Wirkungen<br />
im Verhältnis zu anderen Einflussfaktoren sind.”<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Quelle: Hastings et al, 2003. Hervorhebung durch Verf.
5<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Keine Food-Werbung –<br />
weniger dicke Kinder?
Schaffen Verbote dünnere Kinder?<br />
Werberegulation in Schweden<br />
“Es gibt (in Schweden*) ein Verbot für jegliche Werbung,<br />
die sich an Kinder unter 12 Jahren wendet.<br />
Ausserdem dürfen Werbungtreibende in jeglicher Werbung,<br />
auch wenn sie sich an Erwachsene wendet, weder Stimmen<br />
von Kindern benutzen, noch Kinder zeigen, die Produkte<br />
kaufen oder ihre Eltern um den Kauf bestimmter Produkte<br />
bitten.“<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
*Anm. d. Verf.<br />
Quelle: Ofcom, 2004, S. 150
Schaffen Verbote dünnere Kinder?<br />
Häufigkeit von Übergewicht bei 7- bis 13-jährigen Kindern<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Schweden 18 %<br />
Polen 18 %<br />
Österreich 17 %<br />
Deutschland 16 %<br />
Dänemark 15 %<br />
Quelle: Lobstein & Frelut, 2003
Schaffen Verbote dünnere Kinder?<br />
Werbebeschränkungen in Kanada<br />
Quebec Consumer Protection Act<br />
vom April 1980:<br />
Verbot von TV-Werbung, die auf Kinder unter 13<br />
Jahren zielt<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung
Schaffen Verbote dünnere Kinder?<br />
Anteil Übergewichtiger bei 7- bis 13-Jährigen<br />
Provinz % Provinz %<br />
Newfo<strong>und</strong>land 36 Quebec 28<br />
PEI 36 British Columbia 27<br />
Nova Scotia 35 Saskatchewan 26<br />
New Brunswick 34 Manitoba 25<br />
Ontario 31 Alberta 23<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Quelle: Willms et al, 2003
6<br />
Fazit<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung
Fazit (1): Kinder sehen Werbung – <strong>und</strong> diese wirkt!<br />
•Beim Fernsehen kommen Kinder mit zahlreichen Food-Spots in<br />
Kontakt.<br />
•Diese Werbung wird dominiert durch Spots für<br />
Frühstückscerealien, Süßwaren, salzige Snacks, Fast Food <strong>und</strong><br />
Erfrischungsgetränke.<br />
•Es gilt als bewiesen, dass Kampagnen (für neue, veränderte oder<br />
bestehende Produkte) den Marktanteil der beworbenen Produkte<br />
erhöhen.<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung
Fazit (2): Werbewirkung bedeutet nicht zwangsläufig<br />
Mehrkonsum!<br />
•Es gibt keinen empirischen Nachweis dafür, dass Food-Werbung<br />
bei Kindern den Konsum der beworbenen Produktgruppe<br />
insgesamt steigert.<br />
•Eine Zunahme der Sehdauer führt bei Kindern nicht dazu, dass<br />
insgesamt mehr der Produkte aus der beworbenen Produktgattung<br />
verzehrt werden.<br />
•Übergewichtige Kinder verzehren keine größeren Mengen von<br />
Frühstückscerealien, Süßwaren, salzigen Snacks, Fast Food oder<br />
Erfrischungsgetränken als normal- oder untergewichtige Kinder!<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung
Fazit (3): Werbeverbote haben keinen Einfluss auf die<br />
Verbreitung von Fettleibigkeit!<br />
•Weil kein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Kontakte, die<br />
Kinder zu Food-Werbung haben, <strong>und</strong> ihrem Gewichtsstatus<br />
gef<strong>und</strong>en werden konnte, wird auch ein Verbot der Food-Werbung<br />
keinen Einfluss auf den Anteil der übergewichtigen Kinder haben.<br />
•Erfahrungen aus Schweden <strong>und</strong> Kanada untermauern dies:<br />
Obwohl dort seit Jahren TV-Werbung verboten ist, die sich an<br />
Kinder richtet, hat sich der Anteil übergewichtiger Kinder nicht<br />
verringert.<br />
•Ein Verbot oder eine Einschränkung der Food-Werbung mit dem<br />
Ziel, die Fettleibigkeit unter Kindern zu reduzieren, sind<br />
Maßnahmen, deren Wirkungslosigkeit bereits vorab bewiesen<br />
wurde.<br />
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung
Kinderwelten 2008: <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> – Einfluss der Werbung<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!