Durch dick und dįnn - OptiSense GmbH & Co. KG
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MESS- UND PRÛFTECHNIK<br />
<strong>Durch</strong> <strong>dick</strong> <strong>und</strong> dçnn<br />
Online-Schicht<strong>dick</strong>enmessung in der Automobilserienlackierung<br />
Manfred Hayk, Georg Nelke,<br />
Bochum, Bekim Maxharray,<br />
Bietigheim-Bissingen, JoÈrg<br />
Perschbacher <strong>und</strong> Andreas<br />
Lindenthal, Ingolstadt<br />
Immer kuÈrzere Produktzyklen, strengere<br />
Umweltgesetzgebungen, hoÈhere Anforderungen<br />
des K<strong>und</strong>en an das Endprodukt<br />
sowie technologische VeraÈnderungen<br />
haben erhebliche Auswirkungen auf<br />
die Anlagen- <strong>und</strong> Prozesstechnik in modernen<br />
Lackierereien.<br />
In Beschichtungs- <strong>und</strong> Produktionsprozessen,<br />
insbesondere in der Groûserienfertigung,<br />
ist heute <strong>und</strong> in Zukunft<br />
ein sehr hoher Automatisierungsgrad<br />
selbstverstaÈndlicher Bestandteil, um die<br />
steigenden QualitaÈtsanforderungen innerhalb<br />
eines angemessenen Kostenrahmens<br />
zu erfuÈllen.<br />
Schlçsselparameter<br />
Schicht<strong>dick</strong>e<br />
Die Schicht<strong>dick</strong>e spielt in den komplexen<br />
Applikationsprozessen in der Auto-<br />
Insbesondere in automatisierten Beschichtungsprozessen ist die kontinuierliche<br />
Kontrolle beziehungsweise Messung der aufgetragenen<br />
Schicht<strong>dick</strong>e unmittelbar nach der Lack-Applikation, also im ¹Nasszustandª,<br />
unabdingbar. Nur so sind Korrekturen der aufgetragenen<br />
Schicht<strong>dick</strong>en im laufenden Betrieb moÈglich. Das weltweit erste robotergestuÈtzte<br />
Online-Schicht<strong>dick</strong>enmesssystem zur automatischen Prozessregelung<br />
wurde vergangenes Jahr bei Audi in Ingolstadt in<br />
Betrieb genommen <strong>und</strong> im Praxiseinsatz erfolgreich getestet.<br />
mobilindustrie eine zentrale SchluÈsselrolle.<br />
Aus den Schicht<strong>dick</strong>en-Messwerten<br />
koÈnnen RuÈckschluÈsse auf die OberflaÈchenbeschaffenheit,<br />
die Farbe, den<br />
Glanz etc. einer beschichteten Karosserie<br />
getroffen werden.<br />
Eine Unterbeschichtung bei der Gr<strong>und</strong>ierung<br />
des WerkstuÈcks beziehungsweise<br />
der Karosserie �KTL- <strong>und</strong> Primer-Beschichtung)<br />
fuÈhrt zu einem unzureichenden<br />
Korrosionsschutz <strong>und</strong> verkuÈrzt<br />
damit die Lebensdauer des Produkts.<br />
Die Base.coat-Schicht<strong>dick</strong>e fungiert<br />
ausschlieûlich als farbgebende Schicht<br />
<strong>und</strong> hat auf die KorrosionsbestaÈndigkeit<br />
<strong>und</strong> andere technologische Eigenschaften<br />
einen vernachlaÈssigbaren Einfluss.<br />
Bei einer Ûberbeschichtung treten unnoÈtige<br />
Belastungen der Umwelt, erhoÈhte<br />
Materialkosten durch zu hohen Verbrauch<br />
von Beschichtungsmaterialien<br />
<strong>und</strong> ein hoÈheres Fahrzeuggewicht auf,<br />
<strong>und</strong> die Wahrscheinlichkeit der unerwuÈnschten<br />
Kocher- <strong>und</strong> LaÈuferbildung<br />
auf der LackoberflaÈche nimmt deutlich<br />
zu. Weiterhin wird der gewuÈnschte optische<br />
Effekt, der Farbton <strong>und</strong> damit der<br />
QualitaÈtseindruck der Beschichtung<br />
nicht erreicht. Eine Unterbeschichtung<br />
hingegen fuÈhrt zu einer nicht ausreichenden<br />
Deckkraft <strong>und</strong> BestaÈndigkeit.<br />
Die bisher uÈberwiegend eingesetzten<br />
Verfahren <strong>und</strong> GeraÈte zur Schicht<strong>dick</strong>enmessung<br />
arbeiten beruÈhrend <strong>und</strong><br />
koÈnnen erst nach dem Einbrennprozess<br />
eingesetzt werden �zum Beispiel WirbelstrommessgeraÈte).<br />
Je nach LaÈnge des Ofens �Anzahl der<br />
Karosserien im Trocknungsprozess),<br />
dem Zeitbedarf fuÈr den jeweiligen Trockenprozess<br />
<strong>und</strong> der Mess- beziehungsweise<br />
Reaktionszeit fuÈr eine manuelle<br />
mo Jahrg. 55 �2001) 5 © Carl Hanser Verlag, MuÈnchen 45
46<br />
MESS- UND PRÛFTECHNIK<br />
Bild 1. PaintCheckercompact, bewegt<br />
durch einen Roboter<br />
Schicht<strong>dick</strong>enmessung nach dem Einbrennen<br />
kann erst mit einer erheblichen<br />
zeitlichen VerzoÈgerung korrigierend in<br />
den Applikationsprozess eingegriffen<br />
werden.<br />
Die Schicht<strong>dick</strong>enmessung erfolgt nur<br />
stichprobenartig durch einen Mitarbeiter.<br />
In der Regel werden dazu in regelmaÈûigen<br />
AbstaÈnden Karosserien in unterschiedlichen<br />
Beschichtungsstadien<br />
aus dem laufenden Prozess ausgeschleust<br />
<strong>und</strong> im QualitaÈts-Audit manuell<br />
gemessen.<br />
Unter UmstaÈnden muss bei einer<br />
Fehlbeschichtung eine erhebliche Anzahl<br />
von beschichteten Karosserien in<br />
einer so genannten Repair-Schleife<br />
nachgearbeitet oder auf Gr<strong>und</strong> des zu<br />
kostspieligen Aufwands fuÈr die Nacharbeit<br />
verschrottet werden. Das blockiert<br />
den laufenden Produktionsprozess <strong>und</strong><br />
erfordert einen zusaÈtzlichen Kostenaufwand.<br />
Weiterhin erfordert der Einsatz<br />
von Messkarosserien bei der EinfuÈhrung<br />
von neuen Farben beziehungsweise Lacken<br />
einen hoÈheren Kosten- <strong>und</strong> Personalaufwand.<br />
Online-<br />
Schicht<strong>dick</strong>enmesssystem<br />
Die Firmen <strong>OptiSense</strong>, Bochum, <strong>und</strong><br />
DuÈrr, Bietigheim-Bissingen, haben mit<br />
Audi, Ingolstadt, ein Online-Schichtdi-<br />
ckenmesssystem konzipiert, um den Beschichtungsprozess<br />
unmittelbar nach<br />
der Applikation kontrollieren <strong>und</strong> regeln<br />
zu koÈnnen. Dazu wurde das PaintChecker-Messsystem<br />
der Firma <strong>OptiSense</strong><br />
in Zusammenarbeit mit DuÈrr Systems<br />
<strong>und</strong> Audi fuÈr den Einsatz in industriellen<br />
<strong>und</strong> automatisierten Applikationsprozessen<br />
optimiert.<br />
Das System bietet viele MoÈglichkeiten<br />
fuÈr den stationaÈren Einsatz sowie fuÈr<br />
den Einsatz auf Robotern oder Positioniereinheiten<br />
in direkter Umgebung der<br />
Lack-Applikation.<br />
Vor dem Aufbau des Komplettsystems<br />
wurde das Messsystem in einem mehrmonatigen<br />
Testbetrieb auf einer zweiachsigen<br />
Positioniereinheit in einer Lackierstraûe<br />
bei Audi, Ingolstadt, erfolgreich<br />
getestet. Mit den daraus gewonnenen<br />
Ergebnissen wurde das Gesamtsystem<br />
speziell fuÈr den Einsatz auf Robotern<br />
in der Automobilserienlackierung<br />
optimiert.<br />
ZusaÈtzlich integrierten die Ingenieure<br />
einen optischen Abstandssensor zur Kollisionskontrolle<br />
in die MesskoÈpfe. FuÈr die<br />
Komplettanlage, die aus ein bis zwei<br />
sechsachsigen Robotern <strong>und</strong> jeweils einem<br />
Messkopf besteht, wurde der gesamte<br />
Prozessablauf mit einer RobCAD-<strong>Co</strong>mputersimulation<br />
erstellt <strong>und</strong> getestet.<br />
Die Kooperationspartner installierten<br />
die gesamte Messstation innerhalb eines<br />
Monats waÈhrend des Produktionsbetriebes<br />
sowie an produktionsfreien Wochen-<br />
Bild 2. Pilotversion des Online-Messsystems bei Audi in Ingolstadt<br />
enden bei Audi <strong>und</strong> nahmen sie anschlieûend<br />
in Betrieb.<br />
Nach der Kalibrierung des Messsystems<br />
auf die unterschiedlichen spezifischen<br />
Farbgruppen <strong>und</strong> Lacksysteme erfolgt<br />
die Messung auf den aufeinander<br />
folgenden Karosserien voll automatisch.<br />
Die erreichte Prozesssicherheit liegt bei<br />
0,8 µm uÈber den gesamten Schicht<strong>dick</strong>enbereich.<br />
Im September 2000 wurde das Komplettsystem<br />
durch Audi vor Ort abgenommen.<br />
Die Inbetriebnahme des Online-Schicht<strong>dick</strong>enmesssystems<br />
erfolgte<br />
in vier Projektstufen in der Audi-Lackiererei<br />
in Ingolstadt.<br />
Anlagenintegration<br />
In der Stufe 1 wurde die FunktionalitaÈt<br />
des Messsystems uÈberpruÈft <strong>und</strong> die Reproduzierbarkeit<br />
fuÈr die Schicht<strong>dick</strong>enmessung<br />
von < 1 µm auf einer zweiachsigen<br />
Positioniereinheit in der Lackierstraûe<br />
bei Audi in Ingolstadt nachgewiesen.<br />
Stufe 2 umfasste die Integration <strong>und</strong><br />
Inbetriebnahme des Gesamtmesssystems<br />
in eine bestehende A3-Applikationslinie<br />
bei Audi. Der Bedienungsaufwand<br />
fuÈr den Anlagenbediener wurde<br />
auf ein Minimum reduziert �Bild 3) <strong>und</strong><br />
die Visualisierungs-OberflaÈche EcoPaint<br />
Screen �DuÈrr Systems) auf die Online-<br />
Schicht<strong>dick</strong>enmessung abgestimmt. Die<br />
Schicht<strong>dick</strong>enverteilungen lassen sich<br />
vom Anlagenbediener durch die visuelle<br />
Jahrg. 55 �2001) 5
Bild 3. Visualisierung ± Messergebnis Schicht<strong>dick</strong>enverteilung auf einer<br />
A3-Karosserie vor der Optimierung<br />
Darstellung der Karosserie schnell lokalisieren<br />
<strong>und</strong> korrigieren.<br />
In der Stufe 3 wurde die vollautomatische<br />
Schicht<strong>dick</strong>enmessung uÈber die<br />
gesamte Karosserie umgesetzt ± circa<br />
800 Einzelmesswerte pro Karosse. Die<br />
Schicht<strong>dick</strong>enmesswerte werden kontinuierlich<br />
grafisch <strong>und</strong> numerisch visualisiert<br />
<strong>und</strong> in einer uÈbergeordneten Datenbank<br />
archiviert. Das Messsystem<br />
warnt den Anlagenfahrer vollautomatisch<br />
bei Ûber- beziehungsweise Unterbeschichtungen<br />
oder einer Abweichung<br />
von der gewuÈnschten Schicht<strong>dick</strong>enverteilung.<br />
Dazu wird der tendenziell zu erwartende<br />
Schicht<strong>dick</strong>enverlauf verfolgt<br />
<strong>und</strong> angezeigt. Mit einer so genannten<br />
Problemzonendarstellung lassen sich<br />
Schicht<strong>dick</strong>en auf ausgewaÈhlten Problemstellen<br />
der Karosserien uÈber beliebige<br />
ZeitraÈume beobachten.<br />
Derzeit wird in der Stufe 4 der vollautomatische<br />
Regelkreis zur RuÈckfuÈhrung<br />
der Messergebnisse auf den Lackierprozess<br />
im Basislackbereich aufgebaut, damit<br />
ohne manuellen Eingriff die Prozessparameter<br />
uÈberwacht <strong>und</strong> geregelt<br />
werden koÈnnen. Dieses Projekt soll im<br />
naÈchsten Jahr abgeschlossen werden.<br />
Einfahren<br />
eines neuen Farbtons<br />
Die Visualisierung in Bild 3 zeigt das Ergebnis<br />
der Online-Schicht<strong>dick</strong>enmessung<br />
mit dem Messsystem PaintChecker<br />
unmittelbar nach der Umstellung der<br />
Lackierstraûe auf einen neuen Lack beziehungsweise<br />
eine neue Lackfarbe.<br />
Auf jeder KarosserieoberflaÈche werden<br />
ein Netz aus circa 800 Einzel-<br />
messwerten vollautomatisch gemessen<br />
<strong>und</strong> die Messwerte zu Mittelwerten ± jeweils<br />
aus fuÈnf Einzelmesswerten ± zusammengefasst.<br />
Der minimale Messpunktabstand<br />
�Punkteraster) betraÈgt<br />
20 mm.<br />
Die grafische Darstellung indiziert Zonen,<br />
in denen eine Unterbeschichtung<br />
gemessen wurde, mit roten Punkten <strong>und</strong><br />
Zonen, in denen eine Ûberbeschichtung<br />
festgestellt wurde, mit gelben Punkten.<br />
In den Zonen, die mit gruÈnen Punkten<br />
gekennzeichnet sind, liegen die Schicht<strong>dick</strong>enwerte<br />
innerhalb der vorgegebenen<br />
Toleranzen beziehungsweise Grenzwerte.<br />
Magentafarbige Punkte bezeichnen<br />
Fehlmessungen.<br />
Bei GrenzwertuÈber- beziehungsweise<br />
-unterschreitung wird der Anlagenfahrer<br />
automatisch optisch <strong>und</strong> akustisch gewarnt,<br />
um unverzuÈglich den notwenigen<br />
Eingriff vorzunehmen.<br />
Im vorliegenden Beispiel wird nach<br />
der Umstellung auf eine neue Farbe<br />
noch nicht optimal appliziert. <strong>Durch</strong> die<br />
entsprechenden Einstellungen an der<br />
elektrostatischen Applikationseinheit<br />
wird die Schicht<strong>dick</strong>enverteilung optimiert.<br />
WaÈhrend der Einstellung koÈnnen<br />
die Ønderungen online verfolgt <strong>und</strong> kontrolliert<br />
werden.<br />
<strong>Durch</strong> das unmittelbare Messen der<br />
Schicht<strong>dick</strong>e nach der Lackapplikation<br />
�der zeitliche Abstand zwischen Lackapplikation<br />
<strong>und</strong> Online-Messung betraÈgt<br />
etwa 2Minuten) ist eine manuelle Fehlerbehebung<br />
innerhalb von wenigen Minuten<br />
moÈglich.<br />
In einem weiteren Schritt wird die<br />
Anlagenregelung voll automatisiert, so<br />
dass durch die erreichte Prozesssicher-<br />
MESS- UND PRÛFTECHNIK<br />
Bild 4. Visualisierung ± Messergebnis Schicht<strong>dick</strong>enverteilung auf einer<br />
A3-Karosserie nach der Optimierung<br />
heit ein Eingriff des AnlagenfuÈhrers nahezu<br />
uÈberfluÈssig wird.<br />
Vor der Installation des Messsystems<br />
waÈren diese Fehlbeschichtungen erst im<br />
Finishbereich, das heiût nach der Fertigstellung<br />
der komplett lackierten Karosserie<br />
oder bei der naÈchsten Stichprobenkontrolle<br />
mit einer deutlichen ZeitverzoÈgerung<br />
erkannt worden.<br />
<strong>Durch</strong> den Einsatz des Messsystems<br />
in Verbindung mit moderner Robotertechnologie<br />
ist es Audi erstmalig gelungen,<br />
den Schicht<strong>dick</strong>enverlauf online<br />
auf den Karosserien abzubilden.<br />
In Bild 5 sind die Messwerte von 14<br />
aufeinander folgenden Karosserien in<br />
einem Diagramm aufgetragen, um<br />
Schicht<strong>dick</strong>enverlaÈufe, Relationen <strong>und</strong><br />
Problemzonen zu erfassen <strong>und</strong> die KontinuitaÈt<br />
der Beschichtung zu kontrollieren.<br />
Ziel ist es, den minimal moÈglichen<br />
Schicht<strong>dick</strong>enwert gleichmaÈûig auf der<br />
gesamten KarosserieoberflaÈche zu erzeugen.<br />
Im oberen Teil von Bild5 ist der<br />
Schicht<strong>dick</strong>enverlauf der rechten Karosserieseite<br />
nach der Optimierung dargestellt.<br />
Im unteren Teil ist die Schicht<strong>dick</strong>enverteilung<br />
auf der linken Karosserieseite<br />
ohne Optimierung abgebildet.<br />
Mit der durchgefuÈhrten Optimierung<br />
konnte fuÈr mehrere FarbtoÈne eine mittlere<br />
Schicht<strong>dick</strong>enreduzierung um circa<br />
2 µm �entsprechend 15 bis 20 %) uÈber<br />
die gesamte Karosserie erreicht werden.<br />
Statistik- <strong>und</strong><br />
Datenbankfunktionalitåt<br />
Alle Messwerte <strong>und</strong> -reihen werden der<br />
entsprechenden Karosserie zugeordnet<br />
Jahrg. 55 �2001) 5 47
48<br />
MESS- UND PRÛFTECHNIK<br />
Bild 5. Visualisierung<br />
± Messwerte auf 14<br />
Karosserien mit <strong>und</strong><br />
ohne Optimierung<br />
<strong>und</strong> in einer uÈbergeordneten Datenbank<br />
abgelegt. Aus diesen Daten kann unter<br />
anderem eine Statistik uÈber die Fehlerart<br />
<strong>und</strong> -haÈufigkeit, die Schicht<strong>dick</strong>enverlaÈufe<br />
<strong>und</strong> Tendenzen fuÈr einen Tag, eine<br />
Woche, einen Monat etc. erstellt werden.<br />
Bei Reklamationen hat der Automobilhersteller<br />
mit der entsprechenden Fahrzeugnummer<br />
immer Zugriff auf die bei<br />
der Produktion ermittelten Daten.<br />
Das fuÈr den Robotereinsatz optimierte<br />
Online-Schicht<strong>dick</strong>enmessystem Paint-<br />
Checkercompact arbeitet in der oben beschriebenen<br />
Anwendung mit einer Messwiederholrate<br />
von 10Hz. So werden in<br />
Verbindung mit der Roboterbewegung<br />
pro Messkopf circa 400 Einzelmessungen<br />
<strong>und</strong> damit circa 800Messwerte auf<br />
jeder Karosserie online ermittelt.<br />
Die Messungen erfolgen kontinuierlich<br />
bei einer Relativbewegung des Roboters<br />
zur Karosserie mit einer Geschwindigkeit<br />
von 200mm/s �12m/<br />
min), die vom Messsystem optisch passiv<br />
kompensiert wird. Damit erzielt man<br />
Bild 6. Kalibrierte<br />
Schicht<strong>dick</strong>enverteilung<br />
Basislack trocken<br />
�majagelb<br />
metallic) entlang des<br />
Messwegs beziehungsweise<br />
der Roboterbahn<br />
auf der<br />
Motorhaube<br />
SD / mum<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0 0<br />
ein Messpunktenetz mit einer Rasterbreite<br />
von 2cm uÈber die gesamte Karosserie.<br />
Kalibrierung des Messsystems<br />
Die Online-Schicht<strong>dick</strong>enmessung erfolgt<br />
auf dem feuchten Lack direkt nach<br />
der Lack-Applikation. Ûber Kalibrierwerte<br />
ermittelt das Messsystem die<br />
Trockenschicht<strong>dick</strong>e aus den feucht gemessenen<br />
Messdaten.<br />
Die Kalibrierung erfolgt komplett in<br />
der Linie <strong>und</strong> unterteilt sich in vier Stufen.<br />
In der ersten Stufe wird auf einer<br />
Probekarosserie die Schicht<strong>dick</strong>enverteilung<br />
der Vorbehandlung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ierung<br />
an vorher genau definierten Punkten<br />
�etwa 120 Punkte mit einer Schablone<br />
auf der Motorhaube) mit einem WirbelstrommessgeraÈt<br />
ermittelt.<br />
In der zweiten Stufe wird unter Produktionsbedingungen<br />
ein deutlich ausgepraÈgter<br />
Schicht<strong>dick</strong>enkeil �5 bis<br />
15 µm) mit einem vorgegebenen Robo-<br />
Wirbelstrom<br />
PaintChecker<br />
20 40 60 80 100 120<br />
Messpunkt<br />
140<br />
ter- <strong>und</strong> Applikationsprogramm auf der<br />
ProbeflaÈche/Motorhaube aufgetragen.<br />
Direkt nach der Applikation werden die<br />
vorbestimmten Messpunkte mit einem<br />
speziellen Roboterprogramm in der Produktionslinie<br />
exakt angefahren <strong>und</strong> die<br />
Schicht<strong>dick</strong>e online ermittelt.<br />
Nach dem Einbrennen der Beschichtung<br />
�ohne Klarlack) werden die gleichen<br />
Punkte mit einer Schablone nochmals<br />
mit dem WirbelstrommessgeraÈt<br />
vermessen �Stufe 3). <strong>Durch</strong> die exakte<br />
Zuordnung �Fehlpositionierung < 5mm)<br />
der per Wirbelstromverfahren erzeugten<br />
Differenzdaten kann die Verteilung der<br />
Basislackschicht<strong>dick</strong>en in ein VerhaÈltnis<br />
zu den Messungen im feuchten Zustand<br />
gesetzt werden. Aus diesem VerhaÈltnis<br />
lassen sich die zugehoÈrige Ausgleichsgerade<br />
beziehungsweise die Kalibrierparameter<br />
ermitteln <strong>und</strong> in einer Parameterdatei<br />
hinterlegen.<br />
PaintChecker-Messsystem<br />
Das Messsystem PaintChecker ist ein<br />
beruÈhrungslos <strong>und</strong> zerstoÈrungsfrei arbeitendes<br />
Laser-Messsystem, welches<br />
auf der Basis eines modifizierten photothermischen<br />
Messverfahrens arbeitet.<br />
Es misst die applizierten Schicht<strong>dick</strong>en<br />
online im Nasszustand fuÈr unterschiedliche<br />
Lack-/Substratkombinationen innerhalb<br />
von wenigen Millisek<strong>und</strong>en mit<br />
einer Genauigkeit von bis zu 1% der aktuellen<br />
Schicht<strong>dick</strong>e. Auf Gr<strong>und</strong> der<br />
sehr hohen oÈrtlichen AufloÈsung, des<br />
kleinen Messflecks �<strong>Durch</strong>messer 2 mm)<br />
<strong>und</strong> der WinkelunabhaÈngigkeit �± 45°)<br />
kann die Schicht<strong>dick</strong>e auch auf raÈumlich<br />
kleinen Strukturen, gekruÈmmten,<br />
abgewinkelten <strong>und</strong> schwer erreichbaren<br />
FlaÈchen gemessen werden �Bild1).<br />
Die zulaÈssige Relativbewegung zwischen<br />
Messkopf <strong>und</strong> Messgut ermoÈglicht<br />
die Online-Schicht<strong>dick</strong>enmessung<br />
auf Bauteilen, die sich mit Geschwindigkeiten<br />
bis zu 12m/min �entsprechend<br />
200 mm/s) bewegen, ohne zusaÈtzliche<br />
Modifikation des Messsystems.<br />
Bild6 zeigt die korrelierten Schicht<strong>dick</strong>enverteilungen<br />
der Online-Schicht<strong>dick</strong>enmessung<br />
<strong>und</strong> der Referenz-Wirbelstrommessung<br />
auf der Testkarosserie.<br />
Das dargestellte Schicht<strong>dick</strong>enprofil<br />
entsteht durch eine zweifach gefaltete<br />
Bahn entlang eines Schicht<strong>dick</strong>enkeils<br />
auf der Motorhaube. In Bild 7 ist die Ermittlung<br />
der Ausgleichsgerade bezie-<br />
Jahrg. 55 �2001) 5
hungsweise der 16<br />
Kalibrierparameter<br />
dargestellt. Die er- 14<br />
reichteStandardabweichung der<br />
12<br />
Messwertpaare<br />
10<br />
entlang der Ausgleichsgeraden<br />
liegt in Bild 6 bei<br />
8<br />
0,8 µm.<br />
6<br />
Die groÈûte Fehlerquelle<br />
fuÈr die<br />
4<br />
Kalibrierung wird 2<br />
durch die Berechnung<br />
der Differenzschicht<strong>dick</strong>en<br />
0<br />
80<br />
aus den Wirbelstrommessungen<br />
<strong>und</strong> durch die Ungenauigkeit<br />
des WirbelstrommessgeraÈts<br />
vorgegeben. Die Online-Schicht<strong>dick</strong>enmessung<br />
erfolgt mit einer deutlich hoÈheren<br />
Genauigkeit <strong>und</strong> Reproduzierbarkeit.<br />
SD_Hand (trocken) / mum<br />
Untergr<strong>und</strong>einfluss<br />
Der ¹nasseª Basislack wird auf einer getrockneten<br />
Funktionsschicht aus KTL<strong>und</strong><br />
FuÈllerschicht aufgetragen. Damit<br />
muss ein Einfluss des Untergr<strong>und</strong>s bei<br />
der Schicht<strong>dick</strong>enmessung beruÈcksichtigt<br />
werden. Um den Einfluss des Untergr<strong>und</strong>s<br />
auf die Messung zu ermitteln<br />
<strong>und</strong> damit auch die Umrechnung des<br />
noch feuchten Basislacks in Trockenschicht<strong>dick</strong>en<br />
�Kalibrierungsgr<strong>und</strong>lage)<br />
zu ermoÈglichen, wurden bei <strong>OptiSense</strong><br />
in Bochum wie auch in der Lackierstra-<br />
100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300<br />
SD_PAC (feucht) / 1<br />
Bild 7. Kalibrierkurve Basislack trocken<br />
Regression<br />
ûe bei Audi in Ingolstadt umfangreiche<br />
Tests durchgefuÈhrt.<br />
Bedingt durch den noch hohen<br />
Wasseranteil der frisch aufgetragenen<br />
Base.coat-Schicht erscheint die zuletzt<br />
aufgetragene, feuchte Schicht im Vergleich<br />
zur eingebrannten Gr<strong>und</strong>ierung<br />
aus KTL <strong>und</strong> Primer zum Zeitpunkt der<br />
Messung photothermisch gesehen deutlich<br />
<strong>dick</strong>er. Mit den in der Linie ermittelten<br />
Kalibrierkoeffizienten der feucht<br />
gemessenen Schicht<strong>dick</strong>en ergab sich,<br />
dass eine Schwankung der Untergr<strong>und</strong>beschichtung<br />
um weniger als ein Zwanzigstel<br />
bis zu einem Dreiûigstel in die<br />
Bestimmung der Basislackschicht<strong>dick</strong>e<br />
eingeht.<br />
Demnach reicht schon eine grobe Bestimmung<br />
der Untergr<strong>und</strong>schicht<strong>dick</strong>en<br />
MESS- UND PRÛFTECHNIK<br />
aus, um die Trockenschicht<strong>dick</strong>e mit einer<br />
Genauigkeit von weniger als 1 µm<br />
ermitteln zu koÈnnen.<br />
Jahrg. 55 �2001) 5 49<br />
Fazit<br />
Nach dem halbjaÈhrigen, erfolgreichen<br />
Betrieb der Pilotanlage bei Audi, Ingolstadt,<br />
sollen im Jahr 2001 drei weitere<br />
Lackierstraûen im Base.coat-Bereich mit<br />
jeweils einem Online-Schicht<strong>dick</strong>enmesssystem<br />
ausgestattet werden. Audi<br />
ist weltweit der erste Anwender dieser<br />
Technologie.<br />
Die Autorendieses Beitrags<br />
Dipl.-Ing. Manfred Hayk studierte Physikalische<br />
Technik an der MFH Iserlohn, Fachrichtung<br />
Lasertechnik <strong>und</strong> optische Messtechnik.<br />
Derzeit ist er bei der <strong>OptiSense</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>.<br />
<strong>KG</strong>, Bochum, als Entwicklungsingenieur taÈtig.<br />
Dipl.-Phys. Georg Nelke studierte Physik an<br />
der UniversitaÈt Bonn. Derzeit ist er GeschaÈftsfuÈhrer<br />
der <strong>OptiSense</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>, Bochum.<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Bekim Maxharraj studierte<br />
an der UniversitaÈt Paderborn Wirtschaftsingenieurwissen.<br />
Derzeit ist er als Entwicklungsingenieur<br />
bei der DÛRR Systems<br />
<strong>GmbH</strong> in Bietigheim-Bissingen taÈtig.<br />
Dipl.-Ing. JoÈrg Perschenbacher studierte Automatisierungstechnik<br />
an der UniversitaÈt Bochum.<br />
Derzeit ist er in der Fertigungsplanung<br />
Lackierereien bei der Audi AG in Ingolstadt<br />
taÈtig.<br />
Dr.-Ing. Andreas Lindenthal, studierte Verfahrenstechnik<br />
an der UniversitaÈt Erlangen<br />
<strong>und</strong> promovierte im Fach StroÈmungsmechanik.<br />
Derzeit ist er als technischer Sachbearbeiter<br />
Lackapplikation bei der Audi AG in Ingolstadt<br />
taÈtig.