06.05.2015 Aufrufe

Kein Mozart-Effekt: Über die Wirkung von Musik auf ... - Herbert Bruhn

Kein Mozart-Effekt: Über die Wirkung von Musik auf ... - Herbert Bruhn

Kein Mozart-Effekt: Über die Wirkung von Musik auf ... - Herbert Bruhn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ruddeck stellte fest, dass ironische und abwertende Bemerkungen den Lehrern und<br />

Mitschülern zugeschrieben werden. Von Eltern kamen eher positive Aussagen oder Mitleid,<br />

wenn ihr Kind besonders falsch singt. In Tabelle 5 werden Korrelationen zwischen der<br />

Anzahl <strong>von</strong> Äußerungen über <strong>die</strong> engen Bezugspersonen und über <strong>die</strong> eigene Einstellung zu<br />

Musizieren angeführt. Interessant, dass das Musizieren im Eltern keine Beziehung zur<br />

Unmusikalität <strong>auf</strong>weist. Fördernde (positive) Aussagen kommen außerdem <strong>von</strong> anderen<br />

Bezugspersonen, nicht <strong>von</strong> den Lehrern.<br />

Tabelle 5: Wer ist für Kinder der 1. bis 3. Klasse ein Vorbild und wie wirkt sich <strong>die</strong> Vorbildfunktion <strong>auf</strong><br />

den emotionalen Bezug zum <strong>Musik</strong>instrument aus? 30 Die Korrelation wurden aus der Anzahl der<br />

Assoziationen jeweils einer Kategorie berechnet. Die Kategorisierung wurde nach einer Inhaltsanalyse<br />

aller Aussagen vorgenommen.<br />

Korrelation nach Pearson<br />

Aussagen <strong>von</strong> Eltern<br />

oder Verwandten<br />

Aussagen <strong>von</strong> Lehrern<br />

oder Schülern<br />

andere Personen<br />

<strong>Musik</strong> im Elternhaus,<br />

Veranstaltungsbesuche<br />

eigene<br />

Aussagen<br />

zur eigenen<br />

<strong>Musik</strong>alität<br />

passives<br />

<strong>Musik</strong>hören<br />

Korrelationen<br />

aktives<br />

<strong>Musik</strong>machen<br />

negative<br />

Aussagen<br />

mittlere<br />

Ablehnung,<br />

Mitleid<br />

positive<br />

Aussagen<br />

,555** -,121 ,339 ,105 ,645** ,433*<br />

,518** ,170 ,244 ,565** ,548** ,161<br />

,322 -,056 ,497** ,170 ,688** ,508**<br />

,162 ,348 ,053 ,061 ,023 ,140<br />

**. Die Korrelation ist <strong>auf</strong> dem Niveau <strong>von</strong> 0,01 (2-seitig) signifikant.<br />

*. Die Korrelation ist <strong>auf</strong> dem Niveau <strong>von</strong> 0,05 (2-seitig) signifikant.<br />

Der Lehrer gilt allgemein als Vorbild für <strong>die</strong> Schulkinder – es wird dennoch selten reflektiert,<br />

dass durch das Verhalten der Lehrer eine Art <strong>von</strong> Modelllernen angeregt wird: Jeder Lehrer<br />

bietet mit seinem persönlichen Verhalten Handlungsmodelle an, mit denen sich <strong>die</strong> Schüler<br />

identifizieren können. 31<br />

Durch Zufall ist in der Stu<strong>die</strong> <strong>von</strong> Geinitz bei der Befragung der Waldorfschule in Hamburg<br />

Altona eine Frage <strong>auf</strong>genommen worden, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Aspekt etwas näher beleuchtet. Es wurde<br />

gefragt, ob ein <strong>Musik</strong>er oder eine Person im Lebensumfeld des Kindes eine Vorbildrolle<br />

einnimmt. Dies ist bei 71 der 101 Befragten tatsächlich der Fall. Es zeigt sich, dass sich <strong>die</strong><br />

Vorbildfunktion der Eltern annähernd normal verteilt: 40 % sehen <strong>die</strong> Eltern emotionslos als<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

Ruddeck, S. (2003). Singstörung Brummen - Auswertung musikalischer Lebensläufe <strong>von</strong><br />

Stu<strong>die</strong>renden mit dem Fach mit <strong>Musik</strong>pädagogik. Universität Flensburg: Institut für <strong>Musik</strong><br />

(schriftliche Hausarbeit zum 1. Staatsexamen).<br />

Karl Graml (1922-2009) war Professor für <strong>Musik</strong>pädagogik in Augsburg. Insbesondere galt sein<br />

Forschungsinteresse den sogenannten Unmusikalischen, das hieß in Bayern: den Kindern, <strong>die</strong> nicht<br />

sauber singen konnten. In Bayer war es noch zur Jahrtausendwende üblich, dass <strong>die</strong> Beurteilung des<br />

Singens Teil der <strong>Musik</strong>zensur war. Deshalb musste jeder Schüler ein- bis zweimal im Schuljahr vor der<br />

ganzen Klasse vorsingen. Karl Graml wurden sie deshalb bekannt, weil jeder Lehramtskandidat nach dem<br />

Bayerischen Stu<strong>die</strong>nsystem damals ein <strong>Musik</strong>seminar besuchen musste. Die sogenannten<br />

Unmusikalischen konnten bei ihm wählen, ob sie <strong>die</strong> Seminararbeit über ein <strong>Musik</strong>thema oder über ihre<br />

Unmusikalität schreiben wollten. Ingesamt liegen knapp 1000 Aussagen <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong>rendengruppe vor.<br />

Ruddeck, 2003, Fußnote 28.<br />

Geinitz, 2001, Fußnote 25.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!