16.11.2012 Aufrufe

ngen atur empfohlen von Bill Hybels - Willow Creek

ngen atur empfohlen von Bill Hybels - Willow Creek

ngen atur empfohlen von Bill Hybels - Willow Creek

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die gute alte Zeit<br />

Damals war die Welt noch in Ordnung.<br />

Man saß mit Jugendlichen<br />

und Gitarre um das Lagerfeuer<br />

und schmetterte hingebungsvoll geistliche<br />

Lieder. Es war die Zeit <strong>von</strong> Flanelltafeln<br />

im Kindergottesdienst und Hagebuttentee<br />

nach der Jugendstunde. „Damaris<br />

Joy“ und „Arno & Andreas“ waren allen<br />

christlichen Jugendlichen ein Begriff und<br />

„Twix“ hieß noch „Raider“. Ja, die Welt<br />

war noch so, wie sie heute sein sollte!<br />

Diejenigen, die sich früher mit den<br />

jeweiligen geistigen und geistlichen<br />

Strömu<strong>ngen</strong> auseinander gesetzt haben,<br />

revolutionierende Erkenntnisse<br />

entdeckten und sich mit persönlichen<br />

Erkenntnissen in la<strong>ngen</strong> Diskussionen<br />

das Unverständnis der „älteren<br />

Geschwister“ zugezogen haben, sind<br />

heute in vielen Gemeinden am „Ruder“,<br />

beeinfl ussen das geistliche Leben<br />

der Gemeinde. Viele <strong>von</strong> ihnen machen<br />

eine gute Arbeit. Unbestritten.<br />

Aber bekanntlich sind wir alle nur<br />

Menschen. Und Menschen lieben ein<br />

gewisses Maß an Sicherheit. So war es.<br />

So ist es. Wahrscheinlich wird es immer<br />

so bleiben. Zurzeit wird Sicherheit<br />

verstärkt in einem „Neodogmatismus“<br />

gesucht. Die wilden Jahre als junger<br />

denkender suchender Mensch werden<br />

ausgeblendet. Man ergießt sich in im-<br />

: VON TORSTEN HEBEL<br />

mer wieder neue alte Lehrsätze. Je sicherer<br />

diese Meinu<strong>ngen</strong> und Lehrsätze<br />

ausgesprochen, je öfter sie in einschlägigen<br />

christlichen Veröffentlichu<strong>ngen</strong><br />

wiederholt werden, desto wahrer sind<br />

sie. „Glaubt“ man zumindest. Das Ende<br />

des Denkens ist erreicht. So ist es. So ist<br />

Gott. Das bedeutet Christsein. Punkt.<br />

Wer anders lebt, denkt und glaubt, ist<br />

„nicht mehr auf dem Weg“.<br />

Jesus sagt: „Ich bin der<br />

Weg“ – nicht: „Ich bin der<br />

Standpunkt“<br />

In einer christlichen Gemeinschaft<br />

muss es erlaubt sein, laut und offen<br />

nachzudenken. Wir alle haben eine Entwicklung<br />

hinter uns. Wir alle streben<br />

nach der Wahrheit. Wir alle haben Gründe,<br />

die oft in unserer Biographie liegen,<br />

warum wir das eine glauben und anderes<br />

nicht. Wir alle haben Überzeugu<strong>ngen</strong><br />

verloren und gewonnen oder wieder gewonnen.<br />

Warum haben viele Gemeinden<br />

Angst, sich den Fragen und neuen Herausforderu<strong>ngen</strong><br />

durch die junge Generation<br />

zu stellen? Weil sie Angst haben,<br />

durch gute Argumentationen ihre Dogmen<br />

und damit ihre Sicherheit zu verlieren?<br />

Flüchten sich Menschen deshalb in<br />

fundamentalistische Strukturen, weil sie<br />

Angst haben, dass all die Antworten, die<br />

man sich auf die Komplexität des Lebens<br />

gegeben hat, nicht halten?<br />

Wichtig erscheint mir die Kultur<br />

<strong>von</strong> sachlichem Austausch, einer neuen<br />

Toleranz für „Andersgläubige“ und<br />

das Kennzeichen eines Christen – der<br />

Liebe nämlich – als bindende Substanz<br />

im Umgang miteinander, wieder neu<br />

zu entdecken und zu fördern.<br />

Warum schreibe ich das? Es treibt<br />

mich die Frage um, warum sich viele<br />

junge Menschen nicht mehr für Glauben<br />

und Gemeinde interessieren.<br />

Warum fi nden sich immer weniger<br />

Jugendliche in den „normalen“ Gottesdiensten?<br />

Vielleicht, weil sie sich dort<br />

nicht wiederfi nden?<br />

Jugendliche sind<br />

lösungsorientiert<br />

„Jugendliche heute haben ein hohes<br />

Maß an Bewusstsein für die großen<br />

WillOW-tReND<br />

Themen der Gesellschaft. Vom demografi<br />

schen Wandel über Probleme am<br />

Arbeitsmarkt bis hin zu ihren eigenen<br />

Zukunftsperspektiven: Jugendliche stellen<br />

sich den Herausforderu<strong>ngen</strong>. Was<br />

auch auf sie zukommt – sie suchen eine<br />

Lösung“, sagt die Shell-Jugendstudie.<br />

Das ist der Punkt: Überall in der Gesellschaft<br />

werden junge Menschen herausgefordert<br />

eigene Lösu<strong>ngen</strong> für ihre Probleme<br />

zu fi nden. Ein übergeordnetes<br />

Wertesystem – man mag das bedauern<br />

– existiert nicht mehr. Individuelle Lösu<strong>ngen</strong><br />

müssen gefunden werden.<br />

Der Lebensweg eines Jugendlichen<br />

war in den 70er Jahren noch vorgezeichnet.<br />

Heute nicht mehr. Damit<br />

verändert sich auch das Denken und<br />

Handeln. Junge Menschen müssen sich<br />

dem System anpassen um fl exibel auf<br />

die Herausforderu<strong>ngen</strong> ihres Lebens reagieren<br />

zu können. Sie müssen ständig<br />

denken, Entscheidu<strong>ngen</strong> treffen und<br />

handeln. Sollte das ausgerechnet in unseren<br />

Gemeinden nicht möglich sein?<br />

Kirche darf mutig<br />

Kontaktfl ächen für<br />

Experimente bieten<br />

Ich vermisse in breiten Teilen unserer<br />

Gemeindelandschaft Kontaktfl ächen<br />

für junge Menschen, auf denen<br />

man frei und ohne ausgegrenzt zu<br />

werden denken darf. Ich wünsche mir,<br />

dass wir uns Gutes unterstellen, auch<br />

wenn in brennenden Fragen keine Einigung<br />

in Sicht ist. Echte Liebe misst<br />

sich immer am Andersdenkenden. Jugendliche<br />

haben ein feines Gespür für<br />

Echtheit und Authentizität. Sie wissen<br />

intuitiv, was in ihr Leben passt – und<br />

was nicht. Jesus ist nicht nur der Weg,<br />

sondern auch die Wahrheit und das Leben.<br />

Mit einer gelu<strong>ngen</strong>en Integration<br />

<strong>von</strong> ju<strong>ngen</strong> Menschen in unsere Gemeindestruktur<br />

geben wir Älteren und<br />

Ju<strong>ngen</strong> neue Chancen, auf „dem Weg“<br />

weiter voran zu kommen.<br />

Torsten Hebel ist Leiter <strong>von</strong><br />

blu:boks Berlin, einem Jugendsozialprojekt<br />

vom Blauen<br />

Kreuz. Er ist Referent beim Kongress<br />

„Jugend und junge Erwachsene“<br />

(1.–3. Mai 2009, Nürnberg).<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!