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Kurzbericht_Passau - Theater am Gymnasium in Bayern

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Von der Kraft des <strong>Theater</strong>s <br />

Die 57. <strong>Theater</strong>tage der bayerischen Gymnasien <strong>in</strong> <strong>Passau</strong> <br />

Will man die 57. <strong>Theater</strong>tage der Bayerischen Gymnasien zutreffend beschreiben, dann <br />

muss man sicher mit der besonderen Atmosphäre unter Schülern und Kollegen <br />

anfangen, die von allen Beteiligten als herausragendes Merkmal dieser Tage <br />

hervorgehoben wurde. Dabei war die Stimmungslage <strong>in</strong> <strong>Passau</strong> gerade mal 6 Wochen <br />

zuvor durch das Jahrhunderthochwasser <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t völlig desolat. Die austragende <br />

Schule, das altehrwürdige <strong>Gymnasium</strong> Leopold<strong>in</strong>um, stand unter Wasser, das Gebäude <br />

war nicht mehr trockenen Fußes zu erreichen und der Unterricht musste e<strong>in</strong>e Woche <br />

ganz ausfallen. Nachdem auch noch fest e<strong>in</strong>geplante Spielstätten nicht mehr genutzt <br />

werden konnten, drohten die traditionsreichen <strong>Theater</strong>tage der Bayerischen Gymnasien <br />

e<strong>in</strong> Opfer der Fluten zu werden. <br />

Umso mehr ist der Kraftakt und der Willen des Kollegiums des Leopold<strong>in</strong>ums zu <br />

würdigen, das sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lehrerkonferenz explizit für die Austragung der <strong>Theater</strong>tage <br />

an se<strong>in</strong>em <strong>Gymnasium</strong> ausgesprochen hat und d<strong>am</strong>it trotz aller widrigen Umstände e<strong>in</strong> <br />

Zeichen setzen wollte, dieses Schuljahr mit e<strong>in</strong>em Fest(ival) zu beenden. Allen voran gilt <br />

natürlich der Dank dem Leiter der Fördergeme<strong>in</strong>schaft und gleichzeitigem Organisator <br />

der <strong>Theater</strong>tage vor Ort, Sepp Meißner. <br />

Im letzten Jahr se<strong>in</strong>es Schuldienstes und se<strong>in</strong>em letzten Jahr als Leiter der <br />

Fördergeme<strong>in</strong>schaft holte er die <strong>Theater</strong>tage noch e<strong>in</strong>mal zu ‚sich‘ ans Leopold<strong>in</strong>um und <br />

setzte d<strong>am</strong>it se<strong>in</strong>er langen Schultheaterkarriere e<strong>in</strong>en denkbar würdigen Abschluss. Als <br />

Auftakt zum Fachtagungsthema „Satire und Ironie“ erhielten alle Teilnehmer mit se<strong>in</strong>er <br />

Produktion „Schui spu<strong>in</strong>“ noch e<strong>in</strong> letztes Mal die Gelegenheit, e<strong>in</strong>e von Sepp Meißners <br />

kabarettistischen Collagen zu erleben. Während im Anschluss die Fachtagung durch <br />

Impulse von Bruno Jonas, Barbara Dorsch und Norbert Entfellner weitergeführt wurde, <br />

arbeiteten die Schüler <strong>in</strong> Workshops an ihren Werkstattpräsentationen. <br />

Im Zentrum der <strong>Theater</strong>tage standen aber natürlich <strong>in</strong> bewährter Tradition die <br />

Produktionen der ausgewählten <strong>Theater</strong>gruppen. Seit 1957 lädt die Fördergeme<strong>in</strong>schaft <br />

für das <strong>Theater</strong> an den bayerischen Gymnasien herausragende Produktionen zu diesem <br />

renommierten Festival <strong>am</strong> Ende e<strong>in</strong>es Schuljahres e<strong>in</strong>. Getragen wird die <br />

Fördergeme<strong>in</strong>schaft durch den Bayerischen Philologenverband (bpv), die <br />

Landeselternvere<strong>in</strong>igung (LEV) und den Fachverband <strong>Theater</strong> <strong>am</strong> <strong>Gymnasium</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> <br />

(TAG). <br />

An e<strong>in</strong>e noch ältere Tradition des Schultheaters knüpfte Schulleiter Markus Birner <strong>in</strong> <br />

se<strong>in</strong>er Eröffnungsrede an und verwies auf dessen Jahrhunderte alte Geschichte <strong>in</strong> den <br />

Gemäuern des Leopold<strong>in</strong>ums, die mit der Gründung des Jesuitenkollegs 1612 begann <br />

und seitdem e<strong>in</strong>en festen Bestandteil des kulturellen Lebens <strong>in</strong> <strong>Passau</strong> bildet. Als <br />

Schirmherr hieß auch Jürgen Dupper, der Oberbürgermeister der Stadt <strong>Passau</strong>, alle <br />

Schüler und <strong>Theater</strong><strong>in</strong>teressierten willkommen und hob den Stellenwert des <strong>Theater</strong>s <br />

bei der Persönlichkeitsbildung von Jugendlichen heraus. Staatssekretär Bernd Sibler <br />

nutzte die Gelegenheit, um die vielfältigen Schlüsselqualifikationen, die im Rahmen des <br />

<strong>Theater</strong>unterrichts erworben werden können, hervorzuheben, und betonte die Qualität <br />

des <strong>Theater</strong>spielens, weil man dabei „Rollen nicht nur ausfüllen, sondern <strong>in</strong>terpretieren <br />

und Dr<strong>am</strong>aturgien spielerisch erfahren [kann], wie sie das Leben zwar schreiben mag, <br />

wie sie jedoch nicht e<strong>in</strong> jeder tatsächlich erleben wird.“ StD<strong>in</strong> Rita Bovenz, <br />

stellvertretende bpv-­‐Vorsitzende, und Susanne Arndt, Vorsitzende der LEV,


unterstrichen den geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>en materiellen, aber auch verbandspolitischen E<strong>in</strong>satz <br />

ihrer Verbände für die gymnasialen <strong>Theater</strong>tage. Dabei gehe es nicht lediglich um die <br />

f<strong>in</strong>anzielle Absicherung e<strong>in</strong>es Festivals, sondern um e<strong>in</strong>e grundsätzliche Haltung, die <br />

e<strong>in</strong>e stärkere Wertschätzung und Verankerung des ges<strong>am</strong>ten Bereichs der ästhetischen <br />

Bildung <strong>in</strong> der gymnasialen Allgeme<strong>in</strong>bildung im Blick habe. OStR<strong>in</strong> Sab<strong>in</strong>e Köstler-­‐<br />

Kilian, Vorsitzende des Fachverbandes <strong>Theater</strong> <strong>am</strong> <strong>Gymnasium</strong>, unterstrich die <br />

vielfältigen Möglichkeiten, an bayerischen Gymnasien <strong>Theater</strong> <strong>in</strong> den Sekundarstufen I <br />

und II anzubieten. Neben den klassischen Wahlangeboten f<strong>in</strong>det <strong>Theater</strong> zunehmend <br />

auch im Ganztagsbereich und <strong>in</strong> der Form von <strong>Theater</strong>klassen E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die reguläre <br />

Stundentafel. Langfristig solle <strong>Theater</strong>unterricht <strong>am</strong> <strong>Gymnasium</strong> zu e<strong>in</strong>er <br />

Selbstverständlichkeit werden. <br />

Nachdem alle Grußworte gesprochen waren und die Schultheatergruppe des <br />

Leopold<strong>in</strong>ums neben ihrer kabarettistischen Begleitung alle beteiligten Gruppen zu <br />

e<strong>in</strong>er Kurzvorstellung ihres Repertoires auf die Bühne geholt hatte, konnten die <br />

<strong>Theater</strong>tage offiziell beg<strong>in</strong>nen. Zehn Aufführungen, e<strong>in</strong>e Fachtagung für Lehrer und <br />

Workshops für Schüler, Fachforen zur Nachbesprechung aller Produktionen und e<strong>in</strong> <br />

Rahmenprogr<strong>am</strong>m erwarteten die rund 250 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aus ganz <strong>Bayern</strong> <br />

und das angereiste Fachpublikum. <br />

Die Spielgruppen lieferten mit ihren Produktionen e<strong>in</strong>en bee<strong>in</strong>druckenden und <br />

qualitativ bemerkenswerten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Vielfalt der bayerischen <br />

Schultheaterlandschaft <strong>am</strong> <strong>Gymnasium</strong>. Besonders auffallend war die Qualität der <br />

Beiträge der Schüler <strong>in</strong> den Nachbesprechungen und ihre Offenheit und Neugierde an <br />

den künstlerischen Prozessen der anderen Gruppen. Hier zeigen sich vor allem die <br />

Früchte kont<strong>in</strong>uierlicher <strong>Theater</strong>arbeit <strong>am</strong> <strong>Gymnasium</strong>, bei der nicht nur auf die <br />

spielerischen Fähigkeiten im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Theater</strong>projektes h<strong>in</strong>gearbeitet wird, <br />

sondern gerade auch die rezeptiven und analytischen Fähigkeiten der Schüler <br />

wesentliche Inhalte des <strong>Theater</strong>unterrichts darstellen. <br />

Nach vier Tagen fanden sich alle Beteiligten wieder zur Abschlussveranstaltung e<strong>in</strong>, mit <br />

e<strong>in</strong>em riesigen Sack voller Ideen belohnt und um unzählige Erfahrungen und Erlebnisse <br />

reicher. Der Dank für diese e<strong>in</strong>drucksvollen Tage <strong>in</strong> <strong>Passau</strong> und die schöne Atmosphäre <br />

<strong>in</strong> und ums Leopold<strong>in</strong>um herum galt vornehmlich Sepp Meißner und se<strong>in</strong>em Helfer-­‐<br />

Te<strong>am</strong> sowie Markus Birner als Schulleiter, die geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> <strong>in</strong> dieser außerordentlichen <br />

Situation die <strong>Theater</strong>gäste aus <strong>Bayern</strong> mit so viel Sympathie willkommen geheißen <br />

hatten. So war es wirklich die Kraft des <strong>Theater</strong>s, welche die kräftezehrenden <br />

vergangenen Wochen bei allen Beteiligten für e<strong>in</strong>ige Tage vergessen ließ und e<strong>in</strong>e <br />

solidarische Geme<strong>in</strong>schaft formte, die diese besondere Atmosphäre <strong>in</strong> <strong>Passau</strong> lebendig <br />

werden ließ.

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