Ein Instrument mit Grenzen - Petram Personaltransfer GmbH
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PETRAM<br />
Zertifiziert nach den Qualitätsstandards des BVTB<br />
44<br />
Der Bundesverband der Träger<br />
im Beschäftigtentransfer<br />
(BVTB) fordert und fördert den<br />
<strong>Ein</strong>satz von <strong>Instrument</strong>en des<br />
Beschäftigtentransfers bei Personalanpassungen.<br />
Der BVTB<br />
spricht sich jedoch gegen das<br />
‚Parken‘ von Beschäftigten in<br />
Strukturtransfergesellschaften<br />
aus. Diese widersprächen der<br />
Philosophie von Transferagenturen<br />
und -gesellschaften,<br />
weil die arbeitsplatzferne<br />
Qualifizierung die beruflichen<br />
Erfahrungen und fachlichen<br />
Kompetenzen der Beschäftigten<br />
entwerte, die strategische<br />
Leistungsfähigkeit der Unternehmen<br />
schwäche und notwendige<br />
berufliche Neuorientierung<br />
bei einem Strukturwandel<br />
verzögere. Die Autoren<br />
stellen in ihrem Beitrag die<br />
Positionen des BVTB zum<br />
Beschäftigtentransfer vor.<br />
www.petram-online.de<br />
PRESSESPIEGEL / Personalführung 09/2009 / S. 1<br />
Beschäftigtentransfer in der Wirtschaftskrise<br />
<strong>Ein</strong> <strong>Instrument</strong> <strong>mit</strong> <strong>Grenzen</strong> und Potenzialen<br />
Personalabbau ist für Unternehmen<br />
<strong>mit</strong> sinkenden Umsätzen und steigendem<br />
Kostendruck oft unvermeidbar.<br />
Maßnahmen für den Beschäftigtentransfer<br />
mildern in dieser Situation<br />
für die Betroffenen die Härte<br />
der Entlassung, indem sie die un<strong>mit</strong>telbare<br />
Wiederaufnahme einer<br />
beruflichen Tätigkeit unterstützen.<br />
Zudem erhöhen solche Maßnahmen<br />
<strong>mit</strong> individuellen und aktivierenden<br />
Beratungs- und Coaching-Leistungen<br />
die Arbeitsmarktorientierung<br />
und verbessern die Beschäftigungschancen<br />
der Arbeitnehmer durch<br />
passgenaue und arbeitsplatznahe<br />
Qualifizierung. Dies geschieht über<br />
die Organisation eines auf den einzelnen<br />
Teilnehmer abgestimmten<br />
Transferprozesses, der sich aus den<br />
Elementen Beratung, Qualifizierung<br />
und Ver<strong>mit</strong>tlungs-Coaching zusammensetzt.<br />
Weil der Beschäftigtentransfer<br />
proaktiv und nicht kurativ<br />
arbeitet, verlängert er die potenzielle<br />
Aktionszeit. Ziel ist die un<strong>mit</strong>telbare<br />
Wiederaufnahme einer existenzsichernden<br />
Erwerbstätigkeit.<br />
Zentrale Aufgabe dabei ist die Befähigung<br />
des Teilnehmers, seine persönliche<br />
Situation realistisch wahrnehmen,<br />
beurteilen und auswerten<br />
zu können und effektive Handlungsstrategien<br />
zu entwickeln.<br />
Als <strong>Instrument</strong> der aktiven Arbeitsmarktpolitik kommt der Beschäftigtentransfer<br />
im Rahmen von Transfersozialplänen bei der<br />
Restrukturierung von Unternehmen zum <strong>Ein</strong>satz und federt Entlassungen<br />
ab. Mit dem Sozialgesetzbuch III (SGB III) wurden 1998<br />
Transfergesellschaften und Transferagenturen eingeführt und 2004<br />
in Paragraf 216a/b zusammengefasst. Unterstützen Transferagenturen<br />
Mitarbeiter während der Kündigungsfristen bei der beruflichen<br />
Neuorientierung, wechseln bei der Transfergesellschaft die<br />
Mitarbeiter per Aufhebungsvertrag vom ehemaligen Arbeitgeber<br />
in ein befristetes Überbrückungsarbeitsverhältnis <strong>mit</strong> der Transfergesellschaft.<br />
Seit der Novellierung des SGB III 2004 können <strong>mit</strong><br />
dem Transferkurzarbeitergeld Veränderungsprozesse in Unternehmen<br />
begleitet werden, die <strong>mit</strong> Personalabbau einhergehen.<br />
THEMENSCHWERPUNKT PERSONALFÜHRUNG 9/2009
PETRAM<br />
Zertifiziert nach den Qualitätsstandards des BVTB<br />
Die Leistungen des Beschäftigtentransfers umfassen das sogenannte Transferkurzarbeitergeld<br />
und Transfermaßnahmen. Diese gehen über die herkömmlichen<br />
Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung hinaus, weil sie neben der<br />
Qualifizierung unter anderem auch Ver<strong>mit</strong>tlungsaktivitäten einschließen. Die<br />
Hartz-Gesetze sehen vor, dass die von der Entlassung betroffenen Mitarbeiter<br />
für maximal ein Jahr in Transfergesellschaften beschäftigt werden dürfen.<br />
Diese finanzieren Weiterbildungen und helfen bei der Suche nach neuen Jobs,<br />
ohne dass sich die Betroffenen arbeitslos melden müssen. Die Bundesagentur<br />
für Arbeit (BA) zahlt <strong>mit</strong> dem Transferkurzarbeitergeld kinderlosen Mitarbeitern<br />
60 Prozent, den anderen 67 Prozent des letzten Nettolohns. Dabei<br />
stockt der Arbeitgeber in der Regel bis zu 80 Prozent auf. Zudem werden Gelder<br />
des Europäischen Sozialfonds bereitgestellt, um die berufliche Qualifizierung<br />
der Mitarbeiter zu fördern (Bundesagentur für Arbeit 2009).<br />
PERSONALFÜHRUNG 9/2009 THEMENSCHWERPUNKT<br />
www.petram-online.de<br />
PRESSESPIEGEL / Personalführung 09/2009 / S. 2<br />
Christa Burbach, Personalfachkauffrau,<br />
ist Geschäftsführerin<br />
der PERSONAL Transfair<br />
<strong>GmbH</strong> und Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />
des Bundesverbands der<br />
Träger im Beschäftigtentransfer<br />
e.V. (BVTB), Hürth.<br />
Heinrich Jürgen König, Diplom-<br />
Betriebswirt, ist Geschäftsführer<br />
der PETRAM <strong>GmbH</strong> in<br />
Dortmund und Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />
des BVTB.<br />
Harald Müller, Diplom-Wirtschaftsinformatiker,<br />
ist Geschäftsführer<br />
der Bonner<br />
Wirtschaftsakademie und<br />
Vorstands<strong>mit</strong>glied des BVTB.<br />
Michael Wacker, Diplom-Sozialpädagoge,<br />
ist Abteilungsleiter<br />
bei der Werkstatt im<br />
Kreis Unna <strong>GmbH</strong> und Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />
des BVTB.<br />
Wie könnte ein ‚Rettungsschirm‘<br />
für Arbeitnehmer, die von Entlassung<br />
bedroht sind, aussehen?<br />
Foto: <strong>Ein</strong>e ehemalige Mitarbeiterin<br />
des Handyherstellers BenQ<br />
Mobile vor dem <strong>Ein</strong>gangsbereich<br />
des Werkes in Kamp-Lintfort.<br />
45
PETRAM<br />
Zertifiziert nach den Qualitätsstandards des BVTB<br />
46<br />
Transferagenturen und -gesellschaften<br />
bieten den Betroffenen<br />
das notwendige Maß an Sicherheit<br />
in einer stark verunsichernden Lebenssituation.<br />
Sie erhöhen deren<br />
Orientierung, Handlungsfähigkeit<br />
und Flexibilität am Arbeitsmarkt<br />
und bilden da<strong>mit</strong> die Basis für einen<br />
selbstbestimmten Neuanfang. Unternehmen<br />
können im Rahmen von<br />
Restrukturierung und Personalabbau<br />
betriebliche Flexibilität und hohe<br />
soziale Sicherheit <strong>mit</strong>einander<br />
verbinden. Auf gesellschaftlicher<br />
Ebene bildet der Beschäftigtentransfer<br />
einen wichtigen Puffer im Beschäftigungssystem,<br />
der hilft, Krisen<br />
zu meistern.<br />
verschiedene Maßnahmen vor. Dazu<br />
gehört die Verlängerung der Förderung<br />
während struktureller Kurzarbeit<br />
von zwölf auf 24 Monate,<br />
die Auslagerung von Personen in<br />
Transfereinrichtungen, in denen<br />
schwerpunktmäßig qualifiziert wird,<br />
sowie die explizite Möglichkeit, nach<br />
der Auftragsflaute in das abgebende<br />
Unternehmen zurückkehren zu<br />
können. Diese Pläne können jedoch<br />
nur umgesetzt werden, wenn ein<br />
Passus im Paragrafen 216b des Sozialgesetzbuches<br />
gestrichen würde,<br />
der die Rückkehr aus einer<br />
Transfergesellschaft in den alten<br />
Betrieb verbietet. Dazu bedarf es<br />
der Zustimmung des Bundestages.<br />
Findet sich eine Mehrheit, würde<br />
ein neues, mächtiges Arbeitsmarktinstrument<br />
entstehen. Bei der BA<br />
gibt es bereits entsprechende Überlegungen,<br />
<strong>mit</strong> der <strong>Ein</strong>richtung von<br />
Transfergesellschaften einen Rettungsschirm<br />
zu spannen, unter dem<br />
gekündigte Mitarbeiter Zuflucht<br />
finden. Die Entscheidung über die<br />
Erweiterung der Transfergesellschaften<br />
ist jedoch Sache der Politik.<br />
Strukturtransfergesellschaften<br />
Angesichts drohender Massenentlassungen<br />
in der Wirtschaftskrise<br />
fordern aktuell die Gewerkschaften<br />
und Arbeitgeber der nordrheinwestfälischen<br />
Metall- und Elektroindustrie,<br />
Transfergesellschaften<br />
auch als öffentlich finanzierte Unternehmen<br />
einzurichten, die die<br />
konjunkturelle Krise überbrücken<br />
sollen. Die Branche (insb. Automobilzulieferer)<br />
leidet besonders stark<br />
‚Parken‘ bedeutet Sackgasse<br />
unter dem Konjunktureinbruch und Der BVTB unterstützt die Intentio-<br />
befürchtet, dass Kurzarbeit als Pufnen der Vorschläge und begrüßt<br />
fer bald nicht mehr ausreichen den Stellenwert, den der Beschäf-<br />
könnte und so<strong>mit</strong> Massenentlastigtentransfer in der aktuellen arsungen<br />
bei andauernder Auftragsbeitsmarktpolitischen Diskussion<br />
flaute unvermeidbar sind. Von der genießt. Allerdings betrachtet er<br />
Politik fordern die Gewerkschaften die <strong>Ein</strong>richtung von Strukturtrans-<br />
einen Schutzschirm für alle Arbeitfergesellschaften in der Wirtschaftsnehmer,<br />
der bislang nur Banken krise als einen Schritt in die falsche<br />
und ihren Mitarbeitern gewährt Richtung. Denn Transfermaßnah-<br />
wird. Tatsächlich erwarten Expermen entfalten ihre Wirkung dort,<br />
ten bis zu fünf Millionen Erwerbs- wo es im Wandel des wirtschaftlilose,<br />
nachdem die BA für April 2009 chen Systems zu strukturellen Brü-<br />
noch rund 3,6 Millionen gemeldet chen kommt. Die aktuelle Krise je-<br />
hatte. Da<strong>mit</strong> stünde dem Arbeitsdoch hat ihren Ursprung im Banmarkt<br />
das Schlimmste tatsächlich kensystem. Nach Auffassung des<br />
noch bevor, auch wenn die Rezes- BVTB sind der Beschäftigtentranssion<br />
ihren Tiefpunkt bereits erreicht fer und die <strong>mit</strong> ihm zu Recht ver-<br />
zu haben scheint.<br />
bundenen Hoffnungen so wert-<br />
Die Vorschläge der Tarifparteivoll, dass sie nicht durch eine voren<br />
in Nordrhein-Westfalen sehen schnelle Verbreitung beschädigt<br />
www.petram-online.de<br />
PRESSESPIEGEL / Personalführung 09/2009 / S. 3<br />
werden dürfen. Seine <strong>Ein</strong>schätzung<br />
stützt der BVTB auf jahrelange Erfahrung<br />
<strong>mit</strong> der aktivierenden und<br />
ver<strong>mit</strong>tlungsorientierten Beratung<br />
(BVTB 2009).<br />
Demnach beruht der Erfolg von<br />
Transferagenturen und Transfergesellschaften<br />
auf ihrer Philosophie<br />
des Erhalts und Ausbaus größtmöglicher<br />
Arbeitsmarktnähe und vor<br />
allem auf der Stabilisierung und<br />
Qualifizierung der fachlichen, sozialen<br />
und arbeitsmarktbezogenen<br />
Kompetenzen der Betroffenen während<br />
des Transferprozesses. Dabei<br />
orientiert sich die Qualifizierung an<br />
den erwartbaren Anforderungen<br />
des Arbeitsplatzes und schlägt die<br />
Brücke zwischen individueller Beschäftigungsfähigkeit<br />
und Marktnachfrage.<br />
Zentrales Qualitätsmerkmal<br />
des Transfers ist dabei die intensive,<br />
individuelle und aktivierende<br />
Beratungs- und Coaching-<br />
Leistung.<br />
In den ausgelagerten Strukturtransfergesellschaften<br />
jedoch erfolgen<br />
Qualifizierungen arbeitsplatz-<br />
und unternehmensfern. Die<br />
Mitarbeiter sind dem Arbeitsprozess<br />
gänzlich entzogen und sitzen<br />
<strong>mit</strong> Ausnahme der Fortbildungszeit<br />
zu Hause, sodass ihnen der<br />
fachliche Austausch, die Anbindung<br />
an betriebliche Ressourcen und<br />
praktische Erfahrungen bei konkreten<br />
Entwicklungen fehlen. Dadurch<br />
werden sie von ihrem Unternehmen<br />
entfremdet und ihre beruflichen<br />
Erfahrungen und fachlichen<br />
Kompetenzen angesichts des<br />
schnellen technologischen Fortschritts<br />
innerhalb kürzester Zeit<br />
deutlich entwertet. Der BVTB hält<br />
die Betonung der Qualifizierung<br />
für richtig. Allerdings bleibt nach<br />
seiner Ansicht der Betrieb auch in<br />
der aktuellen Wirtschaftskrise der<br />
richtige Ort, um Beschäftigung zu<br />
erhalten und Beschäftigungsfähigkeit<br />
zu erweitern.<br />
Für die Unternehmen bringt die<br />
Auslagerung von Mitarbeitern in<br />
THEMENSCHWERPUNKT PERSONALFÜHRUNG 9/2009
PETRAM<br />
Zertifiziert nach den Qualitätsstandards des BVTB<br />
Transfergesellschaften eine kurzfristige<br />
Entlastung von Personalkosten. Mittel-<br />
und langfristig jedoch bedeutet sie in<br />
Zeiten des demografischen Wandels und<br />
angesichts des Fachkräftemangels eine<br />
strategische Schwächung ihrer Leistungsfähigkeit,<br />
denn das Parken in Transfergesellschaften<br />
verringert zum einen die<br />
beruflichen Kompetenzen der entlassenen<br />
Mitarbeiter. Zum anderen ist zu erwarten,<br />
dass diese aufgrund der Prekaritätserfahrung<br />
abwandern und so<strong>mit</strong><br />
der Branche dauerhaft verloren gehen.<br />
Auch die generelle Möglichkeit einer<br />
Rückkehr in das abgebende Unternehmen,<br />
wie sie für die Strukturtransfergesellschaften<br />
vorgeschlagen wird, weist<br />
aus Sicht des BVTB ordnungspolitisch in<br />
die falsche Richtung. Zum einen verhindert<br />
der Rückkehrausschluss bislang, dass<br />
Unternehmen ihre Personalrisiken zulasten<br />
der Allgemeinheit externalisieren,<br />
bei Bedarf dann aber wieder die Vorteile<br />
aus einer Förderung ziehen, wenn sich<br />
die Situation verändert. Zum anderen<br />
wohnt dem Rückkehrausschluss ein wichtiges<br />
psychologisches Moment für die<br />
Motivation der Transfer<strong>mit</strong>arbeitenden<br />
inne. Sie können den Transferweg nur<br />
dann zielgerichtet gehen, wenn sie sich<br />
endgültig von ihrem alten Arbeitgeber<br />
verabschieden, sich aktiv am Arbeitsmarkt<br />
neu orientieren und ein neues Ziel<br />
anstreben. <strong>Ein</strong> ‚Zwischenparken‘ in Strukturtransfergesellschaften<br />
dagegen wird<br />
von der Hoffnung bestimmt, in das alte<br />
PERSONALFÜHRUNG 9/2009 THEMENSCHWERPUNKT<br />
Unternehmen zurückkehren zu können.<br />
Dass dies sehr trügerisch sein kann, weiß<br />
jeder – so kann die Neuorientierung jedenfalls<br />
nicht funktionieren. Weil es in<br />
Strukturtransfergesellschaften zudem keine<br />
ver<strong>mit</strong>tlungsorientierte Unterstützung<br />
gibt, sind die Betroffenen am Arbeitsmarkt<br />
praktisch handlungsunfähig.<br />
Nicht zuletzt spricht sich der BVTB<br />
dagegen aus, die Förderung während<br />
struktureller Kurzarbeit und da<strong>mit</strong> während<br />
des Transfers von bislang maximal<br />
zwölf auf 24 Monate zu verlängern. Nach<br />
Erfahrung der Transferexperten ist der<br />
Zeitrahmen von zwölf Monaten für einen<br />
Transferprozess völlig ausreichend.<br />
Die 24-monatige Laufzeit führte in der<br />
Vergangenheit dazu, dass das <strong>Instrument</strong><br />
für nahezu zwei Drittel der Mitarbeiter<br />
zur Frühverrentung missbraucht<br />
wurde.<br />
Voreilige Kritik schadet<br />
dem guten Ruf<br />
Die derzeitige Diskussion über den <strong>Ein</strong>satz<br />
des Beschäftigtentransfers in der<br />
Wirtschaftkrise spiegelt die grundsätzliche<br />
Debatte über Nutzen und Ausgestaltung<br />
von Transferleistungen wider.<br />
Die Befürworter sehen im Beschäftigtentransfer<br />
bei Massenentlassungen die<br />
Drehtür für die Rückkehr in den Arbeitsmarkt.<br />
Kritiker hingegen werfen dem Beschäftigtentransfer<br />
vor, dass die Betroffenen<br />
nur auf Staatskosten geparkt wer-<br />
www.petram-online.de<br />
PRESSESPIEGEL / Personalführung 09/2009 / S. 4<br />
Arbeiter einer Transfergesellschaft bei Aufräumarbeiten auf ihrem ehemaligen Firmengelände im brandenburgischen Herzberg.<br />
den, bis sie nach einem Jahr endgültig<br />
in die Arbeitslosigkeit abrutschen. Zudem<br />
würden Arbeitgeber die Transfergesellschaften<br />
nur vorschieben, um die<br />
betroffenen Mitarbeiter ruhig zu stellen<br />
und langwierige Kündigungsschutzklagen<br />
zu vermeiden.<br />
Dr. Hilmar Schneider, Direktor Arbeitspolitik<br />
am Bonner Forschungsinstitut<br />
zur Zukunft der Arbeit (IZA), geht<br />
nach einer Untersuchung sogar davon<br />
aus, dass die Ver<strong>mit</strong>tlungsquote der<br />
Transfergesellschaften nicht höher ist als<br />
bei der Arbeitsagentur <strong>mit</strong> ihrer konventionellen<br />
Vorgehensweise (Schneider et<br />
al. 2007). Laut Schneider haben sich die<br />
Transfermaßnahmen im Durchschnitt als<br />
nicht wirkungsvoll erwiesen. Gleichzeitig<br />
konstatiert er jedoch, dass die Durchschnittsbetrachtung<br />
den Blick für erfolgreiche<br />
Strategien unter dem Dach von<br />
Transfermaßnahmen verstellt (Institut<br />
zur Zukunft der Arbeit 2007) und der<br />
Beschäftigtentransfer durchaus die Arbeitsver<strong>mit</strong>tlung<br />
von morgen ist, wenn<br />
er verantwortungsvoll und professionell<br />
gemacht wird (Kratz 2005). Ferner ließ<br />
sich die Skepsis an der Effektivität des<br />
Beschäftigtentransfers, die von den beteiligten<br />
Instituten schon im laufenden<br />
Forschungsprozess geäußert wurde, <strong>mit</strong><br />
den späteren Ergebnissen nicht bestätigen.<br />
Dennoch hatte der Beschäftigtentransfer<br />
in Deutschland einen Imageschaden<br />
und sinkende Akzeptanz zu verzeichnen,<br />
die durch Medienberichterstattung<br />
zu Massenentlassungen bei<br />
Opel von der Fachwelt in die breite Öffentlichkeit<br />
getragen wurden. Transfergesellschaften<br />
und Transferagenturen<br />
haben nicht mehr den guten Ruf, den<br />
sie eigentlich verdienen.<br />
Transferanbieter schließen<br />
sich zusammen<br />
Die IZA-Evaluation und die negative Berichterstattung<br />
in den Medien haben<br />
unter den Anbietern von Transferdienstleistungen<br />
eine Qualitätsdiskussion und<br />
intensive Kooperation in Gang gesetzt<br />
(Mühge 2008). Sie mündete Anfang<br />
2006 zunächst in den Arbeitskreis „Qua-<br />
47
PETRAM<br />
Zertifiziert nach den Qualitätsstandards des BVTB<br />
48<br />
lität und Effizienz im Beschäftigtentransfer“<br />
und im August 2007 schließlich<br />
<strong>mit</strong> der Gründung des „Bundesverbands<br />
der Träger im Beschäftigtentransfer“<br />
in einen eigenen Interessenverband.<br />
Den Gründungsprozess begleitet<br />
haben die nordrhein-westfälische<br />
Landesberatungsgesellschaft G.I.B.<br />
und das Institut Arbeit und Qualifikation<br />
an der Universität Duisburg-Essen.<br />
Derzeit zählt der BVTB 19 Mitglieder.<br />
Seine Organe sind die Mitgliederversammlung,<br />
der Vorstand und der Beirat.<br />
Seine Arbeitskreise setzen Schwerpunkte<br />
in den Themenbereichen Zertifizierung<br />
und Qualität, Qualifizierung<br />
sowie Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Im BVTB arbeiten die Transferträger,<br />
die sich ansonsten im Wettbewerb<br />
zueinander befinden, gemeinsam an<br />
der Weiterentwicklung ihres Qualitätsverständnisses.<br />
Sie fühlen sich der Sicherung<br />
und Ver<strong>mit</strong>tlung von Beschäftigung<br />
auf dem internen und externen<br />
Arbeitsmarkt verpflichtet und tragen<br />
eine hohe Verantwortung gegenüber<br />
den zu beratenden Teilnehmern und<br />
gleichermaßen gegenüber den beteiligten<br />
Personal abgebenden Unternehmen<br />
und der öffentlichen Hand.<br />
Ziel des BVTB ist es, die Qualität und<br />
Transparenz des Beschäftigtentransfers<br />
in der Breite zu gewährleisten und dazu<br />
Standards für die Beratung sowie<br />
Projektsteuerung und -abwicklung zu<br />
setzen. Darüber hinaus entwickelt der<br />
Verband die verschiedenen <strong>Instrument</strong>e<br />
weiter, fördert ihren <strong>Ein</strong>satz und vertritt<br />
den Transfer in der Öffentlichkeit<br />
und in der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> anderen<br />
Arbeitsmarktakteuren. Nicht zuletzt<br />
soll das Image des Beschäftigtentransfers<br />
verbessert werden.<br />
Mit der Veröffentlichung eines Positionspapiers<br />
zu Effektivität und Qualität<br />
des Beschäftigtentransfers hat der<br />
Verband eine eigene Position in der<br />
Diskussion um den Beschäftigtentransfer<br />
eingenommen. Das Positionspapier<br />
weist das Qualitätsverständnis<br />
der Arbeit im Beschäftigtentransfer<br />
aus und zeigt, dass das <strong>Instrument</strong> Beschäftigtentransfer<br />
gegenüber kon-<br />
Realistische<br />
Kalkulation<br />
Hohe Erreichbarkeit<br />
des Beraters<br />
Projektcontrolling<br />
Qualitätsstandards des BVTB im Überblick<br />
Antragsmanagement<br />
Betreuungsschlüssel<br />
1 : 50<br />
ventionellen arbeitsmarktpolitischen<br />
<strong>Instrument</strong>en deutlich effizienter ist<br />
(BVTB 2007).<br />
Gleichzeitig spricht sich der BVTB<br />
für eine Standardisierung des Beschäftigtentransfers<br />
aus, da<strong>mit</strong> er seine Wirkung<br />
in der ganzen Breite am Arbeitsmarkt<br />
entfalten kann. <strong>Ein</strong>erseits verfügen<br />
zwar die im BVTB organisierten<br />
Transferträger über reife Konzepte, andererseits<br />
wird die Umsetzung von<br />
Transferdienstleistungen jedoch wesentlich<br />
von Rahmenbedingungen bestimmt,<br />
die außerhalb des <strong>Ein</strong>flusses<br />
des Transferanbieters liegen und die<br />
etwa durch die Finanzkraft des Personal<br />
abbauenden Unternehmens oder<br />
das Verhandlungsgeschick von Betriebsräten<br />
und Arbeitgebern bestimmt<br />
werden. Weil die Regelungen im Sozialplan<br />
und da<strong>mit</strong> für den betrieblichen<br />
<strong>Ein</strong>zelfall getroffen werden, besteht<br />
eine hohe Variabilität in der Finanzierung,<br />
Ausgestaltung und Qualität<br />
der Leistung – letztlich also eine<br />
Unsicherheit auf Seiten der Arbeitnehmer.<br />
Der Beschäftigtentransfer wäre<br />
in Deutschland erfolgreicher, wenn es<br />
gelänge, seine Verbindlichkeit und die<br />
Qualität seiner Rahmenbedingungen<br />
zu erhöhen und festzuschreiben.<br />
Das „Qualitätslabel BT“<br />
Der BVTB will erreichen, dass die Transfergesellschaften<br />
bei der Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
entlassener Arbeitnehmer um den Faktor<br />
zwei bis drei besser sind als die Arbeitsagentur.<br />
Dazu wurde das „Qualitätslabel<br />
BT“ eingeführt, dass die Qualität<br />
von Beschäftigtentransferdienstleistungen<br />
sichert und unseriöse Anbieter<br />
aus dem Markt drängt (BVTB<br />
www.petram-online.de<br />
PRESSESPIEGEL / Personalführung 09/2009 / S. 5<br />
Projektbeirat Dokumentation<br />
Personalverwaltung<br />
Präsenz vor Ort Bewerberoffice<br />
Entgeltabrechnung<br />
Transparenz<br />
Evaluation<br />
Finanzierungssicherung<br />
2007). Es wurde ein Zertifizierungsverfahren<br />
entwickelt, das nur Transferanbieter<br />
im Verband zulässt und diesen<br />
das „Qualitätslabel BT“ gewährt, die<br />
die <strong>Ein</strong>haltung der hohen Qualitätsstandards<br />
des BVTB nachweisen können.<br />
Überwacht werden die Standards<br />
durch ein Zertifizierungsverfahren, das<br />
der BVTB entwickelt hat und das die<br />
transparente, effektive und sichere Prüfung<br />
gewährleistet. Hierbei müssen<br />
sich die Mitglieder hinsichtlich der Dokumentation<br />
und der Arbeitsweise ihrer<br />
Berater regelmäßig den strengen<br />
Qualitätskriterien im Rahmen einer Auditierung<br />
durch akkreditierte Zertifizierungsgesellschaften<br />
stellen. Anbieter,<br />
die den Ansprüchen des anspruchsvollen<br />
Qualitätssicherungssystems gerecht<br />
werden, dürfen das „Qualitätslabel Beschäftigtentransfer“<br />
führen. Wer die<br />
Standards nicht erfüllt, hat keinen Platz<br />
im Verband.<br />
Die Qualitätsstandards des BVTB<br />
umfassen sowohl die Beratung als<br />
auch die effiziente Projektsteuerung<br />
und transparente Projektabwicklung<br />
(vgl. Abb. oben). Deren Grundlage<br />
ist ein de tailliertes Angebot, das eine<br />
Leistungsbeschreibung, eine Konzeption<br />
und eine Kostenkalkulation<br />
<strong>mit</strong> Realdaten im Vorfeld der Maßnahmen<br />
enthält.<br />
Je früher und zügiger die Beratung<br />
einsetzt, desto besser kann Arbeitslosigkeit<br />
vermieden werden. Deshalb<br />
beginnen die ersten Schritte des Transferprozesses<br />
so früh wie möglich, und<br />
es wird rasch an der Umsetzung der<br />
gemeinsamen Zielvereinbarung gearbeitet.<br />
Dabei werden das Ziel der Selbstbefähigung<br />
der Teilnehmer durch ein<br />
ver<strong>mit</strong>tlungsorientiertes Stellen- und<br />
THEMENSCHWERPUNKT PERSONALFÜHRUNG 9/2009
PETRAM<br />
Zertifiziert nach den Qualitätsstandards des BVTB<br />
Bewerber-Matching ergänzt und eine<br />
systematische Stellenakquisition unterstützt.<br />
Die Transferanbieter arbeiten eng<br />
<strong>mit</strong> allen regionalen Arbeitsmarktakteuren<br />
zusammen und nutzen ihre betrieblichen<br />
Kontakte und Netzwerke. Die<br />
Auswahl zielführender Weiterbildungsmaßnahmen<br />
gelingt durch eine enge<br />
Kooperation <strong>mit</strong> geeigneten, in der Regel<br />
nach der Anerkennungs- und Zulassungsordnung<br />
geschulten Qualifizierungsdienstleistern.<br />
Die Beratung der<br />
Teilnehmer erfolgt durch qualifizierte<br />
Transferberater, deren kontinuierliche<br />
Weiterbildung nachgewiesen werden<br />
kann. Besondere Bedeutung haben psychologische<br />
und sozialpädagogische Erfahrungen.<br />
Die Transferberater nutzen<br />
alle zur Verfügung stehenden ver<strong>mit</strong>tlungsfördernden<br />
<strong>Instrument</strong>e, wie zum<br />
Beispiel Probearbeit und Praktika.<br />
Für die Qualität in der Umsetzung<br />
sorgt ein Betreuungsschlüssel, nach<br />
� <strong>Ein</strong>e von 9 Führungskräften<br />
kann führen und motivieren.<br />
Der Mensch macht den Unterschied.<br />
� DIKuB Seminare, Coachings, Trainings machen den Unterschied<br />
messbar, wo Ihre Mitarbeiter den Unterschied machen:<br />
In der Loyalität der Kunden. In den Ergebnissen. Und im Erfolg,<br />
der bleibt. Besuchen Sie uns dazu auf der Zukunft Personal<br />
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dem ein Berater höchstens 50 Teilnehmer<br />
betreut. Im Gegensatz dazu kommen<br />
bei der Arbeitsagentur bis zu 300<br />
Arbeitslose auf einen Berater. Zudem<br />
zeichnen sich die Transferberater durch<br />
ihre hohe Erreichbarkeit und ihre persönliche<br />
und kontinuierliche Präsenz<br />
vor Ort aus. Darüber hinaus steht den<br />
Teilnehmern, unabhängig von individuellen<br />
Terminvereinbarungen, ein frei<br />
zugängliches Bewerberbüro <strong>mit</strong> Hilfs<strong>mit</strong>teln<br />
für die Arbeitsplatzsuche zur<br />
Verfügung.<br />
Für die Transparenz der Projektsteuerung<br />
und -abwicklung sorgen neben<br />
der Dokumentation, dem Controlling und<br />
der Evaluation des Projektes sowie dem<br />
regelmäßigen Treffen des Projektbeirats<br />
auch ein fristgerechtes korrektes Antragsmanagement,<br />
realistische Kalkulationen,<br />
eine professionelle Personalverwaltung<br />
und Entgeltabrechnung und nicht zuletzt<br />
eine Finanzierungssicherung.<br />
Effektive und effi ziente Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
Die <strong>Instrument</strong>e des Beschäftigtentransfers<br />
haben gegenüber der Arbeitsver<strong>mit</strong>tlung<br />
alter Prägung eine größere arbeitsmarktpolitische<br />
Wirkung, besonders<br />
im Hinblick auf die erforderliche Modernisierung<br />
des Arbeitssystems. Insofern<br />
ist die Effektivität des Beschäftigtentransfers<br />
danach zu bewerten, wie er die arbeitsmarktpolitischen<br />
Ziele erreicht. Zugleich<br />
gilt es aber auch, die Effizienz, also<br />
die Wirtschaftlichkeit, ins Auge zu fassen.<br />
Als effizient ist ein arbeitsmarktpolitisches<br />
<strong>Instrument</strong> (unter gleichen Bedingungen)<br />
dann zu definieren, wenn es<br />
im Vergleich zu anderen <strong>Instrument</strong>en<br />
bei niedrigeren Kosten mindestens gleich<br />
gute oder bessere Wirkungen erzielt.<br />
In Ermangelung statistischer Daten<br />
etwa der Agentur für Arbeit liefert eine<br />
Modellrechnung einen Beleg für diesen<br />
Effizienzvorteil, die unter anderem<br />
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DIKuB AG<br />
1/2 Seite quer / sw<br />
Deutsches Institut für KundenBindung<br />
DIKuB AG I Hülchrather Str. 15 I 50670 Köln<br />
www.petram-online.de<br />
PRESSESPIEGEL / Personalführung 09/2009 / S. 6<br />
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PETRAM<br />
Zertifiziert nach den Qualitätsstandards des BVTB<br />
50<br />
auf der Grundlage von Auswertungen<br />
der G.I.B. erstellt wurde. Legt man die<br />
dort er<strong>mit</strong>telten Ver<strong>mit</strong>tlungsergebnisse<br />
zugrunde, hat der Beschäftigtentransfer<br />
einen erheblichen Effizienzvorteil<br />
gegenüber dem konventionellen<br />
Weg. Er hat die größere arbeitsmarktpolitische<br />
Wirkung und beinhaltet<br />
einen klaren Kostenvorteil. Dabei<br />
scheint die Kombination aus Transferagentur<br />
und Transfergesellschaft <strong>mit</strong><br />
einem arbeitsmarktpolitischen Effizienzindex<br />
(ApEx) von 0,65 die effizienteste<br />
Lösung zu sein. In dieser Variante<br />
werden pro Ver<strong>mit</strong>tlung 65 000 Euro<br />
an Gesamtkosten (netto) aufgewendet.<br />
Im Vergleich dazu liegt der ApEx<br />
des konventionellen Weges bei 2,26<br />
oder 226 000 Euro, die hier pro Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
anfallen (BVTB 2007). Darüber<br />
hinaus bieten die <strong>Instrument</strong>e des<br />
Beschäftigtentransfers, weil sie in vernetzten<br />
Systemen realisiert werden,<br />
von vornherein eine hohe praktische<br />
Anschlussfähigkeit zu anderen zeitgemäßen<br />
arbeitsmarktpolitischen <strong>Instrument</strong>en.<br />
Flexibilität und Sicherheit<br />
Der Beschäftigtentransfer ist ein zentrales<br />
<strong>Instrument</strong> moderner Arbeitsmarktpolitik,<br />
weil er Flexibilität und Sicherheit<br />
in der globalisierten Arbeitsgesellschaft<br />
<strong>mit</strong>einander verbindet.<br />
Diese zeichnet sich dadurch aus, dass<br />
die zeitgenaue Verfügbarkeit geeigneter<br />
Arbeitskräfte für Unternehmen ein<br />
Wettbewerbsfaktor ist, der vor allem<br />
bei systembedingten Friktionen zum<br />
Tragen kommt. Für die Beschäftigten<br />
bedeutet das, sich vom altgedienten<br />
Normalarbeitsverhältnis zu verabschieden<br />
und sich auf den mehrfachen<br />
Wechsel der Arbeitsverhältnisse, -plätze<br />
und -orte einzustellen. Obwohl beruflicher<br />
Wandel, Unsicherheit und der<br />
Verlust des Arbeitsplatzes unter diesen<br />
Bedingungen schon lange keine <strong>Ein</strong>zelfälle<br />
mehr sind, bedeuten diese Flexibilitätsanforderungen<br />
noch immer eine<br />
krisenhafte und existenziell bedrohlich<br />
empfundene Lebenssituation, der<br />
sich die Betroffenen oftmals schutzlos<br />
ausgeliefert fühlen.<br />
Vor diesem Hintergrund betrachtet<br />
der BVTB den Beschäftigtentransfer<br />
als ein System des Managements<br />
individueller Übergänge, das für Sicherheit<br />
und Verlässlichkeit sorgt. Dieses<br />
<strong>Instrument</strong>arium hilft Unternehmen,<br />
im Rahmen von Restrukturierungen<br />
und Personalanpassungsprozessen betriebliche<br />
Flexibilität und hohe soziale<br />
Sicherheit <strong>mit</strong>einander zu verbin den.<br />
Dadurch können arbeitsgerichtliche<br />
Auseinandersetzungen vermieden werden,<br />
bleibt der Betriebsfrieden erhalten<br />
und wird das Ansehen des Unternehmens<br />
gestärkt. Auch die Verbesse rung<br />
der Altersstrukturen wird unterstützt.<br />
Auf gesellschaftlicher Ebene werden<br />
immense Kosten im Versicherungssystem<br />
gespart, die <strong>mit</strong> Arbeitslosigkeit<br />
oder Krankenkosten einhergehen, und<br />
es existiert ein Puffer im Beschäftigungssystem,<br />
der hilft, Krisen zu meistern<br />
(BVTB 2007).<br />
Ganzheitliche Perspektive<br />
Da<strong>mit</strong> der Beschäftigtentransfer die<br />
Grundlage der Flexibilisierung des Be-<br />
www.petram-online.de<br />
PRESSESPIEGEL / Personalführung 09/2009 / S. 7<br />
Die Ver<strong>mit</strong>tlung von älteren Arbeitnehmern gilt nach wie vor als schwierig. Foto: CNC-Programmierung bei der<br />
Krones AG in Rosenheim, einem Hersteller von Packmaschinen für die Getränkeindustrie.<br />
schäftigungssystems bilden kann, hat<br />
der BVTB Ansatz, Arbeitsweise und<br />
Selbstverständnis der Transferanbieter<br />
in Richtung einer ganzheitlichen Arbeitsweise<br />
erweitert. Nach seiner Philosophie<br />
dienen Transfermaßnahmen<br />
nicht allein der Regelung arbeitsrechtlicher<br />
Klippen oder der Sozialauswahl<br />
und schon gar nicht der Beruhigung<br />
der Beteiligten. Der Transferprozess beschränkt<br />
sich vor dem Hintergrund steigender<br />
beruflicher Anforderungen nicht<br />
auf eine Aneinanderreihung unzusammenhängender<br />
Trainingsmodule.<br />
Es ist vielmehr die langfristige Perspektive,<br />
die eine erfolgreiche Wiedereingliederung<br />
ausmacht. Die Betroffenen<br />
sollen dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt<br />
verbleiben und ihre Beschäftigungsfähigkeit<br />
erhalten und erweitern.<br />
Deshalb muss der Beschäftigtentransfer<br />
sie in ihrer gesamten Lebenssituation<br />
erfassen und sie motivieren, ihre bisherige<br />
berufliche und persönliche Situation<br />
zu reflektieren und sich selbstbestimmt<br />
grundlegend neu zu orientieren. Stößt<br />
der Beschäftigtentransfer diese „Tür<br />
nach innen“ (Meyer 2005) auf, geht er<br />
weit über den schnellstmöglichen Transfer<br />
in neue Beschäftigung hinaus. In der<br />
THEMENSCHWERPUNKT PERSONALFÜHRUNG 9/2009
PETRAM<br />
Zertifiziert nach den Qualitätsstandards des BVTB<br />
partnerschaftlichen Überzeugungs-<br />
und Ver<strong>mit</strong>tlungsarbeit zwischen Transferberater<br />
und Teilnehmer treten dabei<br />
Potenziale, Vertrauen und Förderung<br />
an die Stelle von Defiziten, Angst<br />
und Druck.<br />
Nicht zuletzt ist Transfer ein <strong>Instrument</strong><br />
einer umfassenden Beschäftigungsberatung.<br />
Gerade Letztere trägt<br />
dazu bei, Transfer möglichst zu vermeiden<br />
und zielt darauf ab, Beschäftigungsfähigkeit<br />
für den <strong>Ein</strong>zelnen zu erhalten<br />
und Innovationspotenziale für das Unternehmen<br />
dadurch zu gewinnen, dass<br />
Umfeldentwicklungen konse quent <strong>mit</strong><br />
personal- und organisationsentwicklerischen<br />
<strong>Instrument</strong>en flankiert werden.<br />
Der BVTB will den Transfer zur<br />
Beschäftigungsberatung ausbauen und<br />
dazu beitragen, dass zum Beispiel Qualifizierung<br />
während Kurzarbeit stärker,<br />
früher und innovationsorientierter eingesetzt<br />
wird.<br />
Summary<br />
Employee Transfers<br />
During the Economic Crisis<br />
The German Federal Association of<br />
Sponsors of Employee Transfers<br />
(BVTB) recommends use of instruments<br />
of employee transfers. However,<br />
it has spoken out against the<br />
establishment of “structure transfer<br />
companies” during the current economic<br />
crisis. According to the Association,<br />
the off-the-job qualification<br />
of employees associated with structure<br />
transfer companies devalues the<br />
professional experience and specialized<br />
competence of the employees,<br />
weakens the strategic performance<br />
capabilities of the companies, and<br />
delays the required reorientation of<br />
career objectives. The BVTB was established<br />
in 2007. It has defined standards<br />
for consulting, project management,<br />
and project implementation<br />
and has introduced a certified qualification<br />
procedure for its members.<br />
In accordance with the BVTB philosophy,<br />
employee transfers must consider<br />
the overall life situation of af-<br />
PERSONALFÜHRUNG 9/2009 THEMENSCHWERPUNKT<br />
fected employees and also be a component<br />
of comprehensive employment<br />
counseling.<br />
Literatur<br />
Bundesagentur für Arbeit (2009): Transferleistungen.<br />
Förderung der Teilnahme<br />
an Transfermaßnahmen. Transferkurzarbeitergeld,<br />
Nürnberg<br />
BVTB (2007): Positionspapier des Bundesverbandes<br />
der Träger im Beschäftigtentransfer,<br />
Düsseldorf<br />
BVTB (2009): Positionspapier des BVTB<br />
zur aktuellen Diskussion um den Beschäftigtentransfer,<br />
Düsseldorf<br />
Darga, I. / Kratz A. (2007): Beschäftigtentransfer.<br />
Leitfaden zur Projektgestaltung,<br />
in: G.I.B. Gesellschaft für innovative<br />
Beschäftigungsförderung<br />
(Hg.): Arbeitspapiere 14, 3–23<br />
Institut zur Zukunft der Arbeit (2007):<br />
Positive Wirkung der Hartz-Reformen<br />
zu beruflicher Weiterbildung – Transferleistungen<br />
dagegen wirkungslos,<br />
IZA-Presse<strong>mit</strong>teilung v. 8.1.2007<br />
Keuler, M. / Herrmann, G. / Kratz, A. /<br />
Lindner, T. (2002): Arbeitsmarktpolitische<br />
<strong>Instrument</strong>e zum Beschäftigtentransfer,<br />
in: G.I.B. Gesellschaft für<br />
innovative Beschäftigungsförderung<br />
(Hg.): Arbeitspapiere 8, 3–26<br />
Kirsch, J. / Mühge, G. (2006): Das Prinzip<br />
„<strong>Ein</strong>zelfall“, in: Die Mitbestimmung,<br />
52 (12), 18–21<br />
Knuth, M. (2008): Supporting job transitions:<br />
employers, worker representatives<br />
and agencies, in: B. Gazier /<br />
F. Bruggeman (Eds.): Restructuring<br />
work and employment in Europe:<br />
Managing change in an era of globalisation,<br />
Cheltenham, 239–262<br />
Knuth, M. / Mühge, G. (2008): Germany:<br />
negotiated restructuring, in: B. Gazier<br />
/ F. Bruggeman (Eds.): Restructuring<br />
work and employment in Europe:<br />
Managing change in an era of globalisation,<br />
Cheltenham, 120–140<br />
Kratz A. (2005): Beschäftigtentransfer –<br />
eine wirksame Alternative, in: G.I.B.-<br />
Info, 1, 30–35<br />
Meyer, H. (2005): Die Tür geht nach innen<br />
auf!, in: Arbeitsrecht im Betrieb, Zeitschrift<br />
für Betriebsräte, 10, 615–618<br />
Mühge, G. (2008): Über den Tellerrand<br />
hinaus. Für eine Fortführung und Erweiterung<br />
der Qualitätsdiskussion im<br />
Beschäftigtentransfer, in: G.I.B.-Info,<br />
3, 70–73<br />
N. N. (2009): Transfergesellschaften –<br />
Parkplatz für die Mitarbeiter, http://<br />
beruf und chance.fazjob.net/s/<br />
Rub8EC3C0841F 934F3A<br />
BA0703761B67E9FA/Doc<br />
EC34D0F7425D8458AB2<br />
DAF90A2633E809ATpl<br />
Ecommon~Scontent.html (13.5.2009)<br />
Schneider H. et al. (2007): Evaluation der<br />
Maßnahmen zur Umsetzung der Vorschläge<br />
der Hartz-Kommission. Modul<br />
1b: Förderung beruflicher Weiterbildung<br />
und Transferleistungen. Bericht<br />
2006 für das Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales. IZA Research<br />
Report 10, Bonn<br />
www.petram-online.de<br />
PRESSESPIEGEL / Personalführung 09/2009 / S. 8<br />
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