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Magazin zur unternehmerischen Verantwortung von B.<strong>Braun</strong> Ausgabe 2009<br />

Aufklärung statt Angst<br />

Jährlich sterben tausende<br />

Patienten an Infektionen, die<br />

durch MRSA ausgelöst wurden.<br />

Ein paar einfache Faustregeln<br />

helfen, das Risiko zu reduzieren.<br />

Gemeinsam<br />

etwas verändern<br />

Durch ehrenamtliches<br />

Engagement leisten<br />

B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter ihren<br />

Beitrag für eine bessere Welt.<br />

Mehr als Nadel<br />

und Faden<br />

Weltweiter Ideenwettbewerb<br />

„The Future of Sutures“<br />

bringt die Wundverschluss­<br />

Forschung voran.<br />

Ever.Green<br />

B. <strong>Braun</strong> USA ruft auf Initiative<br />

der Mitarbeiter ein<br />

Umweltschutzprogramm<br />

ins Leben und übertrifft<br />

damit die Erwartungen.<br />

share 2009<br />

1


WISSEN GESELLSCHAFT<br />

4 Aufklärung statt Angst<br />

In der Schweiz entwickelt B. <strong>Braun</strong> Konzepte gegen<br />

multiresistente Keime. Die beste Prävention:<br />

Hygiene und Kommunikation<br />

6 Erfolgreiche Expertise<br />

Die Sieger des B. <strong>Braun</strong>­Innovationspreises vereinen<br />

medizinischen Fortschritt und Ökonomie<br />

8 Investition in die Ärzte von morgen<br />

Weltweit fördert B. <strong>Braun</strong> den medizinischen<br />

Nachwuchs und investiert damit in die Weiterentwicklung<br />

der Krankenversorgung<br />

2 share 2009<br />

10 TITEL<br />

Gemeinsam<br />

etwas verändern<br />

12 „Ehrenamtliches Engagement<br />

nützt uns allen“<br />

Der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. h. c. Ludwig<br />

Georg <strong>Braun</strong> im Interview<br />

14 Perspektiven in Westafrika<br />

Engagement für ein Berufsbildungszentrum<br />

16 Join a Build – auf den Philippinen<br />

B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter bauen Häuser für bedürftige<br />

Familien<br />

17 Laufen für das „Geschenk des Lebens“<br />

In ihrer Freizeit unterstützen B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter<br />

die British Transplant Games<br />

18 Mitmenschlichkeit rund um den Erdball<br />

Von Australien in den Kosovo und nach Malawi<br />

20 Zuwendung und Zuversicht<br />

Das Penang Child Trauma Psychosocial Response<br />

Team steht traumatisierten Kindern zur Seite<br />

21 Recht auf Familienleben<br />

Die französische B. <strong>Braun</strong>­Stiftung kooperiert mit<br />

„Les enfants de la Terre”<br />

22 Zeit spenden macht reich – im Herzen<br />

Wie B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter in Singapur bei Kindern<br />

die Lust am Lernen wecken<br />

24 Meldungen


PERSPEKTIVE UMWELT<br />

26 Mehr als Nadel und Faden<br />

Über 200 Wissenschaftler beteiligten sich<br />

am internationalen Ideenwettbewerb<br />

„The Future of Sutures“<br />

29 Die Kleinen sind die Großen<br />

von morgen<br />

B. <strong>Braun</strong> engagiert sich für bessere<br />

Pädiatrieforschung<br />

ZU DIESEM HEFT<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

„Nachhaltigkeit“ und „Corporate Social Responsibility“<br />

sind große Begriffe, die seit einigen Jahren als „en vogue“<br />

gelten. Sie stehen für all das, was das Unternehmen außerhalb<br />

seines engsten unternehmerischen Umfeldes und<br />

mit Blick auf die Zukunft tut. Wir bei B. <strong>Braun</strong> sprechen<br />

lieber von unserem Engagement als „Bürger der Gesellschaft“,<br />

mit dem wir seit Jahrzehnten Mitverantwortung<br />

übernehmen – für das gesellschaftliche und soziale Leben<br />

an unseren über fünfzig Standorten, für einen aktiven<br />

Austausch zwischen dem Unternehmen und seinen<br />

Partnern sowie bei der Hilfe für die Bedürftigen, egal wo<br />

auf dieser Welt. Wissen teilen, Unterstützung bieten,<br />

Perspektiven aufzeigen – das sind die Bereiche, in denen<br />

wir uns seit langer Zeit einbringen. Wichtiger als finanzielle<br />

Hilfen sind dabei oft die gute Idee, die sinnvoll investierte<br />

Zeit, das kräftige Anpacken.<br />

32 Städte für die Zukunft<br />

Produktionsbetriebe eingebettet in die Umwelt<br />

34 Ever.Green<br />

Willem de Goede über die Umwelt­Initiative der<br />

Mitarbeiter von B. <strong>Braun</strong> USA<br />

35 Mahagoni für die Umwelt<br />

Auf den Philippinen pflanzen B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter<br />

Setzlinge gegen den CO 2 ­Ausstoß<br />

Wir sind stolz darauf, dass dieses Verständnis lebt<br />

und sich über Länder- und Gesellschaftsgrenzen<br />

spannt, ohne dass es großer, „verordneter“ Programme<br />

aus der Zentrale bedarf. Mit der vorliegenden Ausgabe<br />

der share möchten wir Ihnen einen Einblick in die<br />

Kreativität des Unternehmens geben, die sich nicht<br />

nur auf bessere Produkte beschränkt, sondern auch<br />

die gute Sache im Blick hat. Ich wünsche Ihnen viel<br />

Freude beim Lesen.<br />

Ihr Prof. Dr. h. c. Ludwig Georg <strong>Braun</strong><br />

share 2009<br />

3


WISSEN<br />

Europa<br />

Aufklärung<br />

statt Angst<br />

Wer ins Krankenhaus geht, will gesund werden, doch leider erleben<br />

etliche Patienten in der Klinik eine böse Überraschung: Sie infizieren<br />

sich mit Keimen, die Wundinfektionen, Blutvergiftungen<br />

oder eine Lungenentzündung auslösen können. Besonders gefährdet<br />

sind frisch operierte Patienten oder ältere Menschen, deren<br />

Immunsystem geschwächt ist. Rund 40.000 Menschen sterben<br />

jährlich in Deutschland an Infektionen, die sie sich in der Klinik<br />

oder im Pflegeheim zugezogen haben.<br />

Diese Gefahr hat einen Namen: MRSA. Die Abkürzung steht für<br />

„Methicillin­resistenter Staphylococcus aureus“ – den wohl bekanntesten<br />

Erreger der Infektionen. Viele Fachleute erklären die<br />

Abkürzung auch als „Multiresistener Staphylococcus aureus“, weil<br />

die Erreger nicht nur gegen das Antibiotikum Methicillin, sondern<br />

auch gegen weitere Antibiotika resistent geworden sind. Dabei sind<br />

Staphylokokken an sich harmlos: Sie gehören zur normalen Haut­<br />

4 share 2009<br />

„Die Prävention sollte möglichst<br />

früh anfangen.“<br />

Florian Brill, Projektmanager für Forschung und<br />

Entwicklung bei B. <strong>Braun</strong> Medical in der Schweiz<br />

flora, und selbst der potenziell gefährliche Staphylococcus aureus<br />

lässt sich immerhin bei einem Viertel der Bevölkerung nachweisen.<br />

Problematisch wird es, wenn die Erreger ins Immunsystem gelangen.<br />

„Dagegen helfen eigentlich schon ein paar einfache Faustregeln“,<br />

sagt Florian Brill, Projektmanager für Forschung und Entwicklung<br />

bei B. <strong>Braun</strong> Medical in der Schweiz. Deren erste: „Die<br />

Rund 40.000 Menschen sterben jährlich<br />

in Deutschland an Infektionen, die durch<br />

multiresistente Erreger ausgelöst werden.<br />

B. <strong>Braun</strong> setzt im Kampf gegen diese MRSA<br />

auf Hygiene, Aufklärung und Kommunikation.<br />

Prävention sollte möglichst früh anfangen.“ MRSA­Erreger übertragen<br />

sich nachweislich vor allem über die Hände – oft über die des<br />

Pflegepersonals oder der Ärzte. Diesen Übertragungsweg, betont<br />

Brill, könne man sehr effektiv durch die konsequente Desinfektion<br />

der Hände blockieren, die theoretisch ohnehin als Berufsstandard<br />

verankert ist und nach jeder Patientenbehandlung erfolgen sollte.<br />

Für eine möglichst praktische Umsetzung dieser Regel entstand in<br />

der Schweiz auch die Softa­Man­Serie von B. <strong>Braun</strong>, eine Produktreihe<br />

zur klinischen und chirurgischen Händedesinfektion.<br />

Einfache Mittel zahlen sich aus. Die zweite Faustregel empfiehlt,<br />

bereits mit dem Erreger kolonisierte Patienten schnellstens zu dekontaminieren,<br />

um die weitere Verbreitung zu unterbinden. Die<br />

B. <strong>Braun</strong>­Sparte Out Patient Market hat dazu ein Behandlungskonzept<br />

entwickelt, das in einer unabhängigen Studie zum „integrierten<br />

MRSA­Management“ laut Brill bereits „vielversprechende Ergebnisse“<br />

erzielt hat. Die Forscher setzten dabei die Prontoderm­Serie ein,<br />

zu der unter anderem ein Desinfektions­Konzentrat für Wannenbäder,<br />

ein Gel für die Anwendung in der Nase und ein Duschgel zum<br />

Haarewaschen gehören.<br />

Schon diese einfachen Mittel zahlen sich im wahrsten Sinne des<br />

Wortes aus: Die Kosten für die Dekontamination eines Patienten<br />

werden in Deutschland mit etwa fünf Euro veranschlagt – bei der<br />

Behandlung der Folgen einer MRSA­Infektion sei dagegen mit<br />

Kosten ab etwa 1.600 Euro zu rechnen. „Und das ist ein Durchschnittswert“,<br />

sagt Brill. Daneben unterstreicht die Studie, wie<br />

wichtig die Kommunikation aller Beteiligten ist: Nicht nur Ärzte<br />

und Pflegepersonal, sondern auch Patienten und Angehörige der<br />

MRSA­Infizierten sollten in den Informationsaustausch einbezogen<br />

sein. So kann einer weiteren Verbreitung vorgebeugt und vor<br />

allem die anschließende Behandlung, etwa beim Hausarzt, koordi­


niert werden. Diesen Prozess unterstützt das von der B. <strong>Braun</strong>­<br />

Tochter CoachIT entwickelte Softwaretool ClinicCoach, das mit einem<br />

MRSA­Modul versehen ist. Über einen PDA können Ärzte und<br />

Pflegepersonal Patientendaten eingeben, abrufen und an andere<br />

Mediziner weiterleiten. Damit erreichen die notwendigen Informationen<br />

alle Beteiligten schon vor der Entlassung des Patienten.<br />

Auf Information setzt auch das Nationale Referenzzentrum zur<br />

Überwachung von Krankenhausinfektionen an der Berliner Charité.<br />

Unter der Leitung von Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für<br />

Hygiene und Umweltmedizin, trägt das Zentrum Daten zu Infektionen<br />

im Gesundheitswesen zusammen und wertet sie aus. Auf<br />

dieser Basis werden dann Mitarbeiter in Krankenhäusern, Apotheken<br />

und anderen Einrichtungen beraten und geschult, um die<br />

Keimausbreitung zu vermeiden.<br />

In den Niederlanden, die eine deutlich niedrigere MRSA­Infektionsrate<br />

als Deutschland aufweisen, habe sich aus einem ähnlichen<br />

Ansatz sogar ein regelrechtes Risikomanagement­System entwickelt,<br />

erzählt Brill. Wenn bekannt sei, dass ein Patient bereits einmal<br />

infiziert war, zu einer Risikogruppe zähle oder aus einem Risikoland<br />

komme, werde er medizinisch und organisatorisch gleich<br />

Das Bakterium Staphylococcus aureus stellt für einen gesunden Menschen<br />

keine Gefährdung dar.<br />

so behandelt, dass die Weiterverbreitung der Keime weitgehend<br />

unterbunden werden könne. „Das bedeutet unter Umständen auch,<br />

den Patienten zu isolieren“, sagt Brill.<br />

Antibiotika-Einsatz sinnvoll verringern. Die dritte Faustregel<br />

umreißt Florian Brill mit zwei Worten: „Verantwortungsvoll verschreiben“.<br />

Zu oft würden Antibiotika schlicht falsch eingesetzt.<br />

Vorsicht sei vor allem bei Breitband­Antibiotika geboten, die gegen<br />

viele verschiedene Erreger wirken. „Sie sind dann sinnvoll,<br />

wenn ein Patient mit einer schweren Infektion ins Krankenhaus<br />

kommt und nicht klar ist, um welchen Erreger es sich handelt“, erläutert<br />

der Fachmann. Sobald aber – meistens nach ein bis zwei<br />

Tagen – die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung vorliegen<br />

und der Erreger zweifelsfrei identifiziert ist, sollte auf ein<br />

Antibiotikum umgestellt werden, das speziell gegen diesen Keim<br />

wirksam ist. Diese „De­Eskalation“ könne eine Entwicklung bremsen,<br />

deren Rasanz zuletzt auch die Universität Freiburg, die Paul­<br />

Ehrlich­Gesellschaft für Chemotherapie und das Bundesamt für<br />

Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in einer gemeinsamen<br />

Studie untersucht haben. Deren Fazit: Bei immer mehr ➔<br />

share 2009<br />

5


6<br />

WISSEN<br />

Krank heitserregern, neben Staphylokokken auch Kolibakterien<br />

und Enterokokken, sei ein deutlicher Anstieg der Antibiotika­Resistenz<br />

zu verzeichnen. Ein Grund: Viele Ärzte verschrieben Antibiotika<br />

oft zu voreilig und zu wenig gezielt. „Die Probleme sind<br />

also hausgemacht“, sagt auch Michael Kreseken, der für die<br />

Paul­Ehrlich­Gesellschaft an der Studie gearbeitet hat. Wohin<br />

der unkontrollierte und unreflektierte Antibiotika­Einsatz führen<br />

kann, zeigt das Beispiel der Vereinigten Staaten: Dort sind Antibiotika<br />

in jedem Drugstore rezeptfrei erhältlich, weshalb sich<br />

mittlerweile einige MRSA­Stämme auch außerhalb von Krankenhäusern<br />

ausgebreitet haben und etwa bei kompletten Football­<br />

Teams nässende Hautinfektionen verursachten.<br />

„In Deutschland sind inzwischen fast 25 Prozent aller klinischen<br />

Isolate von Staphylococcus aureus Methicillin­resistent“, sagt<br />

Florian Brill. Dass die Bundesrepublik mit dieser so genannten<br />

MRSA­Rate im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie<br />

Spanien, Italien oder Griechenland, in denen der Wert zwischen 50<br />

und 80 Prozent liegt, noch gut abschneidet, ist für Brill kein Trost.<br />

Zu ernst sind die Folgen einer Infektion. Er registriert mit Wohlwollen,<br />

dass dem Thema MRSA immer mehr Aufmerksamkeit zuteil<br />

wird. Dafür sorgt zum einen B. <strong>Braun</strong> selbst – etwa indem das<br />

Unternehmen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft<br />

für Wundheilung ein Symposium zum Thema MRSA organisiert.<br />

Zum anderen, sagt Brill, beschäftige sich nach seinen Informationen<br />

auch das deutsche Bundesgesundheitsministerium stärker mit<br />

antibiotikaresistenten Erregern und arbeite an Lösungsstrategien.<br />

„Dabei werden wir gern unser Know­how einbringen.“ n<br />

share 2009<br />

n keine Daten<br />

n < 1 %<br />

n 1–5 %<br />

n 5–10 %<br />

n 10–25 %<br />

n 25–50 %<br />

Eine Studie der European Antimicrobial Resistance Surveillance System (EARSS) aus<br />

dem Jahr 2007 zeigt die Unterschiede bei der Anzahl von MRSA-Fällen, bei denen die<br />

Erreger gegen das wichtigste Antibiotikum Oxacillin resistent sind.<br />

Deutschland<br />

Erfolgreiche<br />

Ohne Frage: Armin Weisser und sein Team sind stolz auf die Auszeichnung.<br />

Doch viel wichtiger sind den Innovationspreisträgern<br />

2008 die positiven Reaktionen der Kunden auf ihre neu entwickelten<br />

„AdTec Single Use“­Einweginstrumente für die Endoskopie.<br />

„Bisher gab es in diesem Bereich keine befriedigenden Lösungen.<br />

Selbst die B. <strong>Braun</strong>­Sparte Aesculap produzierte nur Mehrweginstrumente<br />

und kaufte Einweginstrumente zu. Dabei sind in der Endoskopie<br />

beispielsweise Einwegscheren besonders gefragt, weil die<br />

Aufbereitung für eine Wiederverwendung extrem aufwendig ist“,<br />

erläutert Weisser, Produkt Manager Endoscopic Technology bei der<br />

B. <strong>Braun</strong>­Sparte Aes culap. Deshalb begann er Ende 2005 gemeinsam<br />

mit seinen Tuttlinger Kollegen Bernhard Kupferschmid, Jens<br />

Ole Weissgraf und Roland Frohberg mit der Entwicklung hochwertiger<br />

Einweginstrumente für die Endoskopie. Diese sollten sich in<br />

Qualität und Handling nicht von wiederverwendbaren Instrumenten<br />

unterscheiden und dabei deutlich preiswerter sein.<br />

Bislang war die Herstellung bester chirurgischer Scheren immer mit<br />

aufwendiger Handarbeit verbunden, doch seit der Neuentwicklung<br />

gilt das nur mehr bedingt. „Uns ist es gelungen, den bewährten<br />

Fertigungsprozess zu automatisieren, ohne dass sich die Nutzungseigenschaften<br />

der Einweginstrumente verschlechtern“, erklärt


Expertise<br />

Die besten Ideen für die medizinische Versorgung zeichnet B. <strong>Braun</strong> mit<br />

dem jährlichen Innovationspreis aus. Gemäß dem Leitsatz „Sharing Expertise“<br />

ehrt das Unternehmen Mitarbeiter, deren Projekte im engen Austausch von<br />

Forschung und Praxis entstehen, die innovativ und nachhaltig zugleich sind.<br />

Die hochwertige Einweg-<br />

Instrumentenserie<br />

„AdTec Single Use“ senkt Kosten<br />

bei gleichbleibender Qualität.<br />

Weisser. Als sei das noch nicht genug, entwickelte das Team zudem<br />

ein Endoskopie­System, das die Kombination von Einwegkomponenten<br />

und wiederverwendbaren Teilen ermöglicht. Dieses Prinzip hilft<br />

den Anwendern, Kosten zu sparen und ermöglicht gleichzeitig eine<br />

flächendeckende Verbesserung des chirurgischen Standards.<br />

Weitere Innovationspreise<br />

Zweiter Platz | Akku-System „Acculan 3Ti“ für chirurgische Elektrowerkzeuge<br />

Team | Roland Högerle, Gerhard Bisser, Marcus Schäfer, B. <strong>Braun</strong>-Sparte Aesculap<br />

Besonderheit | Energiespeicher muss nicht mehr sterilisiert werden und bleibt so länger<br />

leistungsfähig, wurde mit dem „iF product design award 2008“ ausgezeichnet<br />

Erster dritter Platz | System bioLogic RR Comfort,<br />

Zusatzmodul für Dialysemaschinen vom Typ Dialog+<br />

Team | Heike Balk, Stefan Moll, Tanja Schlindwein, B. <strong>Braun</strong>-Sparte Avitum<br />

Besonderheit | verhindert Komplikationen durch plötzlichen Blutdruckabfall bei Patienten<br />

Zweiter dritter Platz | Infusionslösung „Tetraspan“<br />

Team | Dr. Klaus Spengler, Kerstin Faude, Dr. Michael Boll, B. <strong>Braun</strong>-Sparte Hospital Care<br />

Besonderheit | ermöglicht zuverlässige, intravenöse Versorgung von Patienten mit<br />

Flüssigkeit und Elektrolyten<br />

Ansporn und Ansehen. Schnell war klar: Das Projekt „AdTec Single<br />

Use“ ist erfolgreich. Schon die ersten klinischen Tests zeigten hervorragende<br />

Ergebnisse, und die Kundenresonanz bestätigte die Entwickler.<br />

Seit der Markteinführung im Frühjahr 2007 hat sich der Absatz<br />

in diesem Segment verdoppelt. Dieser Erfolg überzeugte auch<br />

die Jury des internen B. <strong>Braun</strong>­Innovationspreises. Sie zeichnete das<br />

Team um Armin Weisser mit dem ersten Platz aus. „Der Anspruch,<br />

den wir an die prämierten Projekte stellen, ist hoch: Die Bewerber<br />

müssen Kundennähe, innovatives Projektmanagement und langfristigen<br />

Produkterfolg in Einklang bringen“, erläutert Jurymitglied Prof.<br />

Dr. Andreas Hoeft, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie<br />

und operative Intensivmedizin der Universität Bonn.<br />

Seit 2002 wird der Innovationspreis vergeben. „Er steigert das Ansehen<br />

unter den Kollegen“, weiß Bernhard Kupferschmid: „In den Entwicklungsabteilungen<br />

wird sehr genau beobachtet, wer ein Projekt<br />

einreicht und welches Team die begehrte Auszeichnung erhält.“ So<br />

fördert der Preis auf informellen Wegen das B. <strong>Braun</strong>­Leitprinzip<br />

„Sharing Expertise“ – ein wesentliches Anliegen, wie Dr. Harald<br />

Stallforth betont. Der Direktor Forschung und Entwicklung ist Mitorganisator<br />

des Innovationspreises und sagt: „Wir wollen unternehmensinterne<br />

Netzwerke fördern. Gleichzeitig sollen die Mitarbeiter<br />

zur Eigeninitiative animiert werden. Wir wollen ihnen signalisieren,<br />

dass ihre Ideen ausdrücklich willkommen sind. Wenn der Preis unsere<br />

Mitarbeiter ermutigt, neue Wege zu beschreiten und gemeinsam<br />

nach Lösungen zu suchen, haben wir ein wichtiges Ziel erreicht.“ n<br />

Das Gewinnerteam: Jens Ole Weissgraf,<br />

Roland Frohberg, Bernhard Kupferschmid<br />

und Armin Weisser (v. l. n. r.).<br />

share 2009<br />

7


WISSEN<br />

Deutschland · Philippinen<br />

Investition in die<br />

Ärzte von morgen<br />

Der Moment der Wahrheit kommt oft<br />

schneller als gedacht: „Könntest du bitte<br />

die Infusion anhängen und auf 30 Milliliter<br />

pro Stunde laufen lassen?“, fragt die<br />

Schwester beiläufig. Eigentlich stellt das<br />

einen „Arzt im praktischen Jahr“ (PJ) nicht<br />

vor Probleme. Die Berechnung der Flüssigkeitsmengen<br />

ist gelernt. Doch in der Praxis<br />

sehen die Dinge für die „PJler“ oft ein wenig<br />

anders aus: Wie funktioniert noch einmal<br />

dieser Infusomat, der die automatischen<br />

Infusionen regelt? Und warum piept<br />

er jetzt? Sind Luftblasen im Schlauch?<br />

Zum Glück sind die Patienten an diesem<br />

Vormittag im „Aachener Interdisziplinären<br />

Trainingszentrum für medizinische Ausbildung“<br />

(AIXTRA) aus Plastik. Leben und Gesundheit<br />

stehen also nicht auf dem Spiel,<br />

wenn eine Versorgung misslingt.<br />

Die Übungen bringen die Teilnehmer des<br />

PJ­Vorbereitungskurses im „Skillslab“ dennoch<br />

ins Schwitzen, auch wenn sie manche<br />

Wund naht nur an einem Schweinefuß<br />

setzen. Denn sie proben im Trainingslabor<br />

der Medizinischen Fakultät der Rheinisch­Westfälischen<br />

Technischen Hochschule<br />

Aachen (RWTH) den „Ernstfall“.<br />

Auf der Station wird erwartet, dass alle<br />

Handgriffe sitzen – ob nun beim Legen eines<br />

Venenkatheters oder einer Infusion.<br />

8 share 2009<br />

Die Förderung des medizinischen Nachwuchses –<br />

und damit der Zukunft der Medizin – ist ein wichtiges<br />

Anliegen von B. <strong>Braun</strong>. Wie dieses Engagement in die<br />

Praxis überführt wird, unterscheidet sich von Land zu Land.


Aus Fehlern lernen. Im Kurs, den die RWTH<br />

im Sommer 2008 für die künftigen Mediziner<br />

eingeführt hat, sind Fehler und Nachfragen<br />

ausdrücklich erwünscht. Schließlich<br />

ist es das erklärte Ziel, einfache wie komplizierte<br />

Fertigkeiten praktisch zu vertiefen.<br />

Und aus weniger geglückten Versuchen<br />

lernen die Teilnehmer am meisten. In der<br />

Regel stellen die Chefärzte der Lehrkrankenhäuser<br />

ihre PJler gern für die zwei Kurstage<br />

frei. Am Ende, so ein Teilnehmer, profitieren<br />

beide Seiten vom erweiterten<br />

Know­how: Die Station im Krankenhaus<br />

gewinne tatkräftige Mitarbeiter, und die<br />

Studierenden würden sicherer bei wichtigen<br />

Handgriffen des klinischen Alltags.<br />

Der Ausbildungserfolg wird auch dadurch<br />

garantiert, dass jedes Kursthema von Experten<br />

erklärt wird: Ein Mitarbeiter von<br />

B. <strong>Braun</strong> erläutert geduldig die Funktion<br />

der Infusomaten und Perfusoren und wie<br />

die schrillen Alarm­Meldungen vermieden<br />

werden können. Für die praktischen Übungen<br />

stellt B. <strong>Braun</strong> alle nötigen Materi alien<br />

zur Verfügung: <strong>Braun</strong>ülen, Nähte, Scheren,<br />

Pinzetten und Sets, um einen zentralen Venenzugang<br />

zu legen. So fördert das Unternehmen<br />

den medizinischen Nachwuchs<br />

und profitiert selbst zweifach davon: Die<br />

Studierenden erweitern ihre Erfahrung im<br />

Umgang mit B. <strong>Braun</strong>­Produkten und helfen<br />

durch ihr Feedback, deren Praxistauglichkeit<br />

stetig zu verbessern.<br />

Ausbildung als Katalysator. Als international<br />

agierender Gesundheitsversorger sieht<br />

sich B. <strong>Braun</strong> auch in anderen Ländern in der<br />

Verantwortung, den medizinischen Nach­<br />

wuchs zu fördern. So unterstützt es Programme<br />

auf den Philippinen, wo seit acht<br />

Jahren ein Preis für herausragende Leistungen<br />

in der Krankenpflege ausgeschrieben<br />

wird. Dieser würdigt besondere Leistungen<br />

des Pflegepersonals in der täglichen Arbeit,<br />

aber auch in der Forschung und Weiterbildung.<br />

„Das ist ein sehr prestigeträchtiger<br />

Preis“, sagt Phil Cruz, Sprecher der philippi­<br />

Im „Skillslab“ können sich angehende Mediziner<br />

austauschen und den Ernstfall proben.<br />

nischen B. <strong>Braun</strong>­Dependance. „Auch weil<br />

er landesweit die ein zige Institution ist, die<br />

jene täglichen Anstrengungen des medizinischen<br />

Personals würdigt.“ So trägt der<br />

Preis dazu bei, die Standards in der Gesundheitsversorgung<br />

zu heben.<br />

Vergleichbare Effekte erhoffen sich die Verantwortlichen<br />

zudem von einem neuen<br />

Sti pendienprogramm zur klinischen Ernährung.<br />

Es soll einen Anstoß für bessere Ausbildung<br />

und mehr wissenschaftliche Forschung<br />

in diesem Feld geben. „Im Idealfall<br />

funktioniert das wie ein Katalysator, also ein<br />

Reaktionsbeschleuniger“, sagt Cruz. Das Programm,<br />

das im Januar 2009 gestartet ist, soll<br />

den Stipendiaten ihren Master of Science in<br />

klinischer Ernährung an der renommierten<br />

„Philippine Women's University“ in Manila<br />

ermöglichen. „Wir wollen die akademischen<br />

Fähigkeiten genauso wie das Wissen um die<br />

optimale Anwendung fördern und so eine<br />

nachhaltige Entwicklung anstoßen“, so Cruz.<br />

Feste Institution für die Weiterbildung von<br />

medizinischem Personal ist bei B. <strong>Braun</strong> die<br />

Aesculap Akademie: Weltweit bietet sie Seminare,<br />

wissenschaftliche Symposien und<br />

indikationsbezogene Workshops an. Dabei<br />

decken die Themen fast alle medizinischen<br />

Fachbereiche ab – von der Neurochirurgie<br />

über die Endoprothetik bis hin zu Angeboten<br />

für Veterinärmediziner. Gleichzeitig beschäftigt<br />

sich die Akademie mit Fragen für das<br />

Klinikmanagement und Fachpersonal wie<br />

Hygiene oder Qualitätssicherung. Im Fokus<br />

stehen dabei stets der fachübergreifende<br />

Dialog und der Wissenstransfer.<br />

Das ist nur ein Ausschnitt des weltweiten<br />

Engagements für die Entwicklung der Medizin.<br />

Das Grundprinzip ist überall gleich<br />

und an die Definition des Washingtoner<br />

„Council on Foundations“ angelehnt: Zuwendungen<br />

sollen über Geldspenden hinausgehen.<br />

Vielmehr hat sich die Erkenntnis<br />

durchgesetzt, dass die investierten Ressourcen<br />

finanziell, zeitlich und personell allen<br />

Beteiligten am meisten nützen, wenn sie<br />

nachhaltige Veränderungen bewirken. n<br />

share 2009<br />

9


GESELLSCHAFT<br />

Mitarbeiterengagement als Teil der Unternehmenskultur<br />

Gemeinsam etwas<br />

10 share 2009


verändern<br />

Weltweit agierende Wirtschaftsunternehmen stehen nach Ansicht<br />

der Vereinten Nationen in einer besonderen moralischen Pflicht:<br />

Als Nutznießer der Globalisierung tragen sie Verantwortung dafür,<br />

die Welt gerechter zu gestalten. Dazu gehört es, elementare Menschenrechte<br />

durchzusetzen oder natürliche Lebensgrundlagen der<br />

Menschheit zu schützen. Auf Initiative des damaligen UN­Generalsekretärs<br />

Kofi Annan wurde deshalb 1999 ein „Global Compact“<br />

zwischen der Weltorganisation und der freien Wirtschaft ins Leben<br />

gerufen. Mehr als 3.600 Unternehmen aus über 120 Ländern<br />

sind dem Pakt mittlerweile beigetreten und verpflichten sich zu<br />

bürgerschaftlichem Engagement.<br />

Für eine bessere Welt. Bei B. <strong>Braun</strong> hat dieses Engagement für<br />

die Gesellschaft bereits eine 170­jährige Tradition. In besonderem<br />

Maße richtet es sich an Kinder und Jugendliche, die Unterstützung<br />

benötigen, um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Diese solidarische<br />

Einstellung ist tief in der Unternehmenskultur verwurzelt<br />

und beschränkt sich nicht auf „Scheckheft­Wohltätigkeit“. Es sind<br />

die Mitarbeiter bei B. <strong>Braun</strong>, die weltweit durch tatkräftige Unterstützung<br />

ihren Beitrag für eine bessere Welt leisten. Sie investieren<br />

ihre Freizeit, um für andere da zu sein, geben ihr Wissen weiter<br />

und suchen nach unkomplizierten Wegen, um wirklich<br />

nachhaltig helfen zu können. Dabei sind es oft scheinbar kleine<br />

Gesten, wie das gemeinsame Lernen mit Kindern in Singapur, die<br />

etwas bewirken. Sie eröffnen Mitmenschen neue Zukunftsperspektiven<br />

und helfen ihnen, das Leben selbst zu meistern.<br />

Gewinn für alle. Die Beispiele auf den folgenden Seiten zeigen,<br />

dass ein solches Engagement keine „Einbahnstraße“ ist: Die Mitarbeiter<br />

– und dadurch auch das Unternehmen – können viel für<br />

sich gewinnen. Sie übernehmen Verantwortung und lernen, mit ihr<br />

umzugehen. Sie knüpfen Kontakte zu Menschen aus verschiedenen<br />

Bereichen und Schichten und stärken so ihre kommunikativen<br />

Fähigkeiten, ihre emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz.<br />

Durch einen offenen Umgang miteinander entstehen und wachsen<br />

Netzwerke – zum Vorteil aller Beteiligten. n<br />

share 2009<br />

11


GESELLSCHAFT<br />

International<br />

„Ehrenamtliches Engagement<br />

nützt uns allen“<br />

Viele Mitarbeiter von B. <strong>Braun</strong> engagieren sich neben<br />

ihrer Arbeit ehrenamtlich für gemeinnützige Projekte.<br />

Der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg <strong>Braun</strong><br />

erklärt, warum dieses Thema auch für das Unternehmen<br />

sehr wichtig ist.<br />

Herr Professor <strong>Braun</strong>, warum hat bürgerschaftliches<br />

Engagement bei B. <strong>Braun</strong><br />

einen so hohen Stellenwert?<br />

Als familiengeführtes Unternehmen übernehmen<br />

wir seit 170 Jahren Verantwortung<br />

für die Gesellschaft. Das hat einen einfachen<br />

Grund: Wir glauben, dass unser Erfolg auf<br />

lange Sicht nur Bestand hat, wenn das Unternehmen<br />

nicht ausschließlich in die eigene<br />

Wirtschaftskraft investiert, sondern gleichzeitig<br />

in das Umfeld und in die Menschen vor<br />

Ort. Das ist unser Verständnis von „Corporate<br />

Citizenship“. Wir wollen nachhaltig etwas<br />

verändern, indem wir für kommende Generationen<br />

Perspektiven schaffen, unser Wissen<br />

teilen und Wissen fördern, aber auch sorgfältig<br />

mit den Ressourcen der Erde umgehen.<br />

Denn eine intakte, lebenswerte Umwelt und<br />

ein stabiles soziales Gefüge stärken auch unser<br />

Unternehmen.<br />

B. <strong>Braun</strong> engagiert sich aber nicht nur<br />

als Unternehmen für die gemeinnützigen<br />

Projekte, sondern hilft auch seinen Mitarbeitern,<br />

selbst aktiv zu werden. Was<br />

bringt Ihnen das?<br />

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ehren­<br />

12 share 2009<br />

amtliches Engagement eine große Bereicherung<br />

sein kann. Es erwächst aus der<br />

Verpflichtung eines jeden, sich für die Gesellschaft<br />

und für andere einzubringen – egal, ob<br />

es sich dabei um soziale, kulturelle oder ökologische<br />

Projekte handelt. Ehrenamtliche<br />

Mitarbeit zeigt ganz unmittelbar, dass jeder<br />

gestalten und etwas bewirken kann. B. <strong>Braun</strong><br />

wächst an solchen Erfahrungen mit, weil das<br />

Unternehmen von seinen Mitarbeitern lebt,<br />

durch sie vorangetrieben wird.<br />

Wie sieht das in der Praxis aus?<br />

B. <strong>Braun</strong> versteht sich als „Bürger der Gesellschaft“.<br />

In diesem Sinne fördern wir das<br />

ehrenamtliche Engagement an allen Standorten.<br />

Alle Tochterunternehmen sind zum<br />

Beispiel aufgerufen, geeignete Projekte zu<br />

suchen, die Unterstützung brauchen. Noch<br />

mehr als Geldspenden zählen dabei oftmals<br />

die investierte Zeit, die persönliche Zuwendung<br />

oder gute Ideen. Wie das Motto<br />

„B. <strong>Braun</strong> for Children“ zeigt, liegt uns die<br />

nachwachsende Generation besonders am<br />

Herzen: Denn Kinder sind unsere Zukunft,<br />

sie sind ganz besonders auf Hilfe von anderen<br />

angewiesen, um ihre Potenziale zu<br />

entfalten und ihren Platz in der Gesellschaft<br />

zu finden. Indem wir ihnen helfen,<br />

tragen wir dazu bei, Perspektiven zu schaffen<br />

– auch für unser Unternehmen.<br />

Unterstützt B. <strong>Braun</strong> seine Mitarbeiter<br />

bei ihrem ehrenamtlichen Engagement?<br />

Es wäre paradox, wenn wir die Mitarbeiter<br />

zur Eigeninitiative aufriefen und ihnen<br />

dann Steine in den Weg legten. Deshalb ist<br />

es für B. <strong>Braun</strong> selbstverständlich, etwa bei<br />

der Frage der Arbeitszeiten flexibel zu sein,<br />

wenn das Ehrenamt das erfordert. Auf diese<br />

Weise können auch wir einen kleinen Teil<br />

zum Gelingen dessen beitragen, was unsere<br />

Mitarbeiter für andere Menschen bewegen.<br />

Haben Sie nicht Sorge, dass über dem<br />

ehrenamtlichen Engagement die berufliche<br />

Arbeit zu kurz kommt?<br />

Im Gegenteil: Ich beobachte immer wieder,<br />

dass unsere Mitarbeiter sich sehr stark mit<br />

dem Unternehmen identifizieren und ihre<br />

Energie und Kreativität an ihrem Arbeitsplatz<br />

einsetzen. Es ist aber so, dass erst ein<br />

ausgewogenes Verhältnis zwischen den<br />

verschiedenen Lebensbereichen Arbeit, Fa­


milie und Gesellschaft den Menschen die<br />

Chance gibt, sich auf lange Sicht mit ganzer<br />

Kraft ihrem Beruf zu widmen.<br />

Spielt die Frage nach ehrenamtlichem<br />

Engagement damit auch bei Bewerbungsgesprächen<br />

eine Rolle?<br />

Wenn jemand einen Teil seiner Freizeit zu<br />

Gunsten des Gemeinwesens einbringt, dann<br />

ist das für uns ein Zeichen eigenverantwortlichen<br />

Handelns und sozialer Kompetenz.<br />

Und die ist im Unternehmen ebenso<br />

wichtig wie in der Gesellschaft. Deshalb ist<br />

das neben den fachlichen Qualitäten ein<br />

wichtiges Kriterium unserer Mitarbeiterauswahl.<br />

Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders<br />

am Herzen liegt und in dem Sie sich<br />

auch persönlich engagieren?<br />

Ein Großteil meines ehrenamtlichen Engagements<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

auf die Präsidentschaft des Deutschen<br />

Industrie­ und Handelstages konzentriert.<br />

Neben dieser Verbandsarbeit bereitet es<br />

mir große Freude, als Mitglied der „Stiftung<br />

für ein zukunftsfähiges <strong>Melsungen</strong> e. V.“<br />

die vielfältigen Initiativen in der Stadt zu<br />

beobachten und mitzugestalten. Seit 2005<br />

ist es dem Verein gelungen, nicht nur die<br />

Bildungs­ und Jugendarbeit zu bereichern,<br />

sondern auch die Integration von Menschen<br />

aus anderen Kulturkreisen oder das<br />

Miteinander von Jung und Alt zu fördern.<br />

Der besondere Reiz dieser Stiftung besteht<br />

für mich darin, dass ich die Erfolge der zumeist<br />

ehrenamtlichen Arbeit vor der eigenen<br />

Haustür erleben kann. n<br />

share 2009<br />

13


GESELLSCHAFT<br />

Das Konzept der Mikrokredite ist simpel:<br />

Kleine Geldbeträge geben angehenden Unternehmern<br />

in Entwicklungsländern Starthilfe.<br />

Meist handelt es sich dabei nur um<br />

Summen zwischen 30 und 150 Euro, doch<br />

für die ersten Schritte ist das in den ärmsten<br />

Regionen der Welt oft genug. Nach einer<br />

Gründungsphase ohne Rückzahlungen<br />

muss der Kreditnehmer mit der Darlehenstilgung<br />

beginnen. Weltbekannt wurde die<br />

Idee spätestens 2006 mit der Verleihung des<br />

Friedensnobelpreises an Muhammad Yunus,<br />

den Gründer der Grameen Bank aus Bangladesch.<br />

Das Finanzinstitut vergibt seit 1983<br />

Kleinstkredite ohne klassische Sicherheiten,<br />

um dadurch die Armut der Bevölkerung zu<br />

lindern.<br />

Impulse für Afrika. Doch nicht nur in Südostasien<br />

funktioniert diese Art der „Hilfe<br />

zur Selbsthilfe“. Initiiert vom Städtepartnerschaftsverein<br />

<strong>Melsungen</strong>, ernten dank<br />

Mikrokrediten auch Jungunternehmer in<br />

Westafrika die ersten Früchte ihres eigenen<br />

Geschäfts – oft sogar im Wortsinn.<br />

14 share 2009<br />

Burkina Faso Perspektiven<br />

in<br />

In Koudougou, einer 130.000­Einwohner­<br />

Stadt in Burkina Faso, stattete der gemeinnützige<br />

Verein 30 angehende „Unternehmer“<br />

mit hundert Euro Starthilfe für ein<br />

eigenes Geschäft aus. „Von diesem Geld<br />

konnten sie Rohstoffe, Material oder Werkzeug<br />

kaufen, um eine eigene Geschäftsidee<br />

umzusetzen“, erklärt Emmanuel Goujard<br />

vom Städtepartnerschaftsverein. „Uns war<br />

hierbei die Zusammenarbeit mit der Stadt<br />

Koudougou besonders wichtig. So begleiten<br />

und kontrollieren städtische Institutionen<br />

vor Ort die Kreditvergabe.“<br />

Kouilby Yameogo leitet<br />

den Aufbau des Berufsschulzentrums.<br />

Hier<br />

werden künftig Friseure<br />

ausgebildet (kl. Bilder).<br />

Nach dem ersten Jahr müssen die Kreditnehmer<br />

mit der Rückzahlung beginnen. Das<br />

sei für die Unternehmer wichtig, denn sie<br />

sollen selbst wirtschaftlich erfolgreich werden<br />

und keine Hilfsempfänger sein. Nach<br />

den Erfahrungen in Koudougou setzt das<br />

Startkapital bei vielen erstaunliche unternehmerische<br />

Talente frei. „Eine Frau aus<br />

unserem Projekt hat zuerst Gemüse für den<br />

Verkauf angebaut. Inzwischen produziert<br />

sie auch Gewürze und hält Hühner, deren<br />

Fleisch und Eier sie ebenfalls verkaufen<br />

kann“, erzählt Emmanuel Goujard. „Zudem<br />

haben wir unter anderem den Aufbau einer<br />

Fahrradwerkstatt gefördert und eine Frau<br />

unterstützt, die mit unserem Kredit eine<br />

Erdnussbutterproduktion begonnen hat.“<br />

Wie wichtig solche Projekte sind, zeigen<br />

die Wirtschaftszahlen von Burkina Faso.<br />

Das Land gilt als politisch stabil, zählt aber<br />

dennoch zu den ärmsten des Kontinents.<br />

60 Prozent der rund 14 Millionen Einwohner<br />

leben von weniger als einem Dollar pro<br />

Tag, und kaum ein Drittel der Bevölkerung<br />

hat eine Schulausbildung.


Burkina Faso in Westafrika zählt zu den<br />

politisch stabilen Nationen in der Region,<br />

doch auch hier bringen Dürreperioden<br />

immer wieder Hungerkatastrophen, Armut<br />

und eine hohe Kindersterblichkeit mit sich.<br />

Als Partner der burkinischen Stadt Koudougou<br />

engagiert sich der Städtepartnerschafts -<br />

verein <strong>Melsungen</strong> seit Jahren für viele Projekte<br />

vor Ort, oft mit Unterstützung von B. <strong>Braun</strong>.<br />

Westafrika<br />

Bildung für morgen und übermorgen. An<br />

die Kinder richtet sich ein zweites Melsunger<br />

Projekt: Über 400 Patenschaften für<br />

burkinische Schulkinder vermittelte der<br />

Städtepartnerschaftsverein bislang. Der Patenschaftsbeitrag<br />

von je 160 Euro pro Jahr<br />

wird zur Hälfte für Schulgeld aufgewendet,<br />

der Rest finanziert Hefte, Bücher, Stifte<br />

und die Schulspeisung. Den Hintergrund<br />

erklärt Emmanuel Goujard so: „Wer lesen<br />

und schreiben kann, wird es leichter haben,<br />

seine Familie zu ernähren. Zwar gibt es in<br />

Burkina Faso eine offizielle Schulpflicht für<br />

Kinder zwischen sechs und elf Jahren“, sagt<br />

der Vereinsvorsitzende. „Tatsächlich müssen<br />

aber viele Kinder zum Familienunterhalt<br />

beitragen und können oft überhaupt<br />

keinen Schulabschluss machen.“<br />

Doch ein erfolgreicher Schulabschluss ist<br />

erst der Anfang, denn auch Ausbildungsplätze<br />

und Jobs sind rar in Burkina Faso.<br />

Deshalb hat sich eine Gruppe einheimischer<br />

Lehrer für ein neues, größeres Vorhaben Unterstützung<br />

aus Europa geholt: Für den Aufbau<br />

eines Berufsbildungszentrums konnten<br />

sie neben dem Melsunger Verein auch Dreux<br />

gewinnen, die französische Partnerstadt von<br />

Koudougou. Einen weiteren Partner fanden<br />

sie über Emmanuel Goujard: „B. <strong>Braun</strong> hat<br />

mich in meiner ehrenamtlichen Arbeit für<br />

den Verein immer sehr unterstützt, und als<br />

ich Professor <strong>Braun</strong> von unserem neuen<br />

Vorhaben berichtete, zögerte er nicht und<br />

bot seine Unterstützung an“, erinnert sich<br />

Goujard, der bei B. <strong>Braun</strong> arbeitet.<br />

Schließlich gibt es auch von Unternehmensseite<br />

schon lange Kontakte nach Burkina<br />

Faso. So hat B. <strong>Braun</strong> in der Vergangenheit<br />

jungen Menschen aus Afrika eine Berufsausbildung<br />

in Deutschland ermöglicht. Einer davon<br />

war Kouilby Yameogo, der in <strong>Melsungen</strong><br />

zum Metallverarbeiter ausgebildet wurde.<br />

Obwohl er zu Beginn kein Deutsch sprach,<br />

absolvierte er die Ausbildung in drei Jahren,<br />

zudem besuchte er in Dreux eine technische<br />

Schule. Zurück in der Heimat engagierte sich<br />

Kouilby Yameogo für den Aufbau des Berufsbildungszentrums<br />

und übernahm 2006 die<br />

Leitung des Projektes.<br />

B. <strong>Braun</strong> unterstützt das Vorhaben mit bis<br />

zu 250.000 Euro. Eine Bedingung wurde<br />

auf Vorschlag von Prof. Ludwig Georg<br />

<strong>Braun</strong> gestellt: Mindestens die Hälfte der<br />

Ausbildungsplätze soll an junge Frauen gehen.<br />

Mit dem Geld wurden unter anderem<br />

mehrere Häuser für das Ausbildungszentrum<br />

gebaut.<br />

Management vor Ort. Seit September<br />

2008 ist das Zentrum in Betrieb und bildet<br />

im ersten Lehrgang 30 junge Leute zwischen<br />

14 und 18 Jahren zu Friseuren aus.<br />

In Kürze sollen Ausbildungen zum Maurer,<br />

Schlosser und Schreiner hinzukommen. Ziel<br />

ist es, dass sich das Projekt zukünftig durch<br />

die Arbeit der Azubis selbst trägt.<br />

Unterstützt wird das Berufsbildungszentrum<br />

auch von der Stadt Koudougou, die<br />

beispielsweise das Grundstück zur Verfügung<br />

stellte, und von Yvon Pouhaer, einem<br />

pensionierten Berufsschullehrer aus Dreux,<br />

der jedes Jahr mehrfach vor Ort ist und seine<br />

organisatorische Erfahrung einbringt.<br />

Doch bei allem europäischen Engagement<br />

ist für die Beteiligten klar: „Langfristig<br />

muss das Projekt auch ohne uns funktionsfähig<br />

sein“, so Emmanuel Goujard. n<br />

share 2009 15


GESELLSCHAFT<br />

Philippinen<br />

Join a Build –<br />

Häuser für bedürftige Familien<br />

B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter auf den Philippinen betätigen<br />

sich in ihrer Freizeit als Bauarbeiter und verhelfen so<br />

armen Familien zu einem Dach über dem Kopf.<br />

Wohnen ist ein verbrieftes Menschenrecht.<br />

Was aber, wenn Menschen ihr Dach über<br />

dem Kopf verloren haben und sich eine<br />

neue Bleibe schlicht nicht leisten können?<br />

Auf den Philippinen betrifft ein solches<br />

„Bedürftigen zu helfen, sich<br />

ein eigenes Haus zu bauen,<br />

das lohnt jede Anstrengung.“<br />

Anthony Llanos, Hospital Care Sales Manager bei<br />

B. <strong>Braun</strong> Philippines<br />

Schicksal Hunderttausende, die Folgen des<br />

verheerenden Taifuns vom November 2006<br />

sind noch immer spürbar. Die Mitarbeiter<br />

von B. <strong>Braun</strong> am philippinischen Standort<br />

Pasig City tragen in der Metropolregion<br />

Manila tatkräftig dazu bei, diese Wohnungsnot<br />

zu lindern: Jeder der rund 80 Angestellten<br />

hat sich bereit erklärt, acht Stunden<br />

ehrenamtlich bei einem Projekt der<br />

internationalen Hilfsorganisation „Habitat<br />

for Humanity“ mitzuarbeiten. Unter dem<br />

Motto „Join a Build“ – „zusammen ein Haus<br />

bauen“ werden in freiwilliger Arbeit Häuser<br />

für bedürftige Familien geschaffen. Neben<br />

dem Engagement der Mitarbeiter unterstützt<br />

B. <strong>Braun</strong> den sozialen Baueinsatz<br />

auch materiell – unter anderem mit Schutzhandschuhen,<br />

Verpflegung und Getränken.<br />

16 share 2009<br />

Bezahlbarer Wohnraum für die Ärmsten.<br />

„Das war ein beeindruckendes Erlebnis“,<br />

schildert Catherine Caneleta, Hospital Care<br />

Sales Manager bei B. <strong>Braun</strong> Philippines. „Es<br />

zeigt, wie ernst B. <strong>Braun</strong> seine Verantwortung<br />

gegenüber der Gesellschaft nimmt. Die<br />

Aktion stärkt auch den Zusammenhalt zwischen<br />

den Kollegen.“ Ihr Kollege Anthony<br />

Llanos fügt hinzu: „Bedürftigen zu helfen,<br />

sich ein eigenes Haus zu bauen, das lohnt jede<br />

Anstrengung.“ Die freiwilligen Helfer mischen<br />

beispielsweise Zement, gießen Betonplatten,<br />

transportieren Baumaterial, streichen<br />

die Rohbauten an und reinigen sie. Im Ergebnis<br />

entstehen einfache, aber zweckmäßige<br />

und solide Gebäude für Familien, deren Einkommen<br />

sonst nicht für einen angemessenen<br />

Wohnraum reicht. Die künftigen Bewohner<br />

zahlen insgesamt etwa ein Drittel des üblichen<br />

Kaufpreises.<br />

Die Arbeit der freiwilligen Helfer sowie<br />

Material­ und Geldspenden ermöglichen es<br />

„Habitat for Humanity“, die Häuser kostengünstig<br />

über einen zinslosen Ratenkredit<br />

an Bedürftige abzugeben. Die Non­Profit­<br />

Organisation ist in über hundert Ländern<br />

aktiv und hat in den 30 Jahren ihres Bestehens<br />

mehr als 280.000 Häuser gebaut und<br />

damit bereits über einer Million Menschen<br />

weltweit geholfen. n


Großbritannien<br />

Laufen für das „Geschenk des Lebens“<br />

Die Warteliste ist lang: Allein im Frühjahr<br />

2008 warteten fast 8.000 Menschen in<br />

Großbritannien auf die Transplantation einer<br />

pas senden Niere, Leber, Bauchspeicheldrüse,<br />

Lunge oder auf ein neues Herz. Nach dem<br />

aktuellen UK­Transplantationsbericht hat<br />

sich dieser Traum von einem „zweiten Leben“<br />

für 3.235 Patienten zwischen 2007 und<br />

2008 erfüllt. Allerdings warteten 506 Menschen<br />

vergeblich und starben, weil der passende<br />

Spender fehlte. Denn auch wenn die<br />

Bereitschaft zur Organspende weltweit kontinuierlich<br />

steigt, kann vielen Menschen<br />

noch immer nicht geholfen werden.<br />

Deshalb macht alljährlich ein Sportereignis<br />

auf die Leistungen der modernen Transplantationsmedizin<br />

und den Spenderbedarf aufmerksam.<br />

Die britischen Transplant Games<br />

sind ein nationaler Wettbewerb organtransplantierter<br />

Sportler. Im August 2008 startete<br />

er im mittelenglischen Sheffield am Sitz<br />

der B. <strong>Braun</strong>­Niederlassung. „Für uns war es<br />

selbstverständlich, dass wir uns an dieser<br />

besonderen Sportveranstaltung beteiligen“,<br />

sagt Brian Chapman, Projektleiter B. <strong>Braun</strong><br />

Medical UK Ltd. „Als Hersteller medizinischer<br />

und pharmazeutischer Produkte haben<br />

wir traditionell eine enge Verbindung<br />

zur Hochleistungsmedizin.“<br />

Die B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter opferten gern ihr<br />

Wochenende, um bei den Wettkämpfen zu<br />

helfen. „Bei über 1.500 Teilnehmern im Alter<br />

von 15 Monaten bis 82 Jahren gab es vor<br />

und hinter den Kulissen mehr als genug zu<br />

tun“, sagt Katie Carter, Assistentin von Brian<br />

Chapman. Vom Wettkampf für Profiathleten<br />

bis zum unterhaltsamen Kinderspaß hielt<br />

das Programm für jeden etwas bereit.<br />

Zu den Helfern zählte auch Aynsley Pix,<br />

Aes culap Academy Sheffield: „Ich habe die<br />

Gelegenheit genutzt, mit den Teilnehmern<br />

ins Gespräch zu kommen. Man erfährt dabei<br />

erstaunliche Lebensgeschichten.“ Was Menschen<br />

mit einer solchen Vorgeschichte leisten<br />

können, beeindruckte auch Marie Bowden,<br />

Business Administrator bei B. <strong>Braun</strong><br />

Avitum: „Manchmal war ich regelrecht<br />

überwältigt. Man lernt die eigene Gesundheit<br />

neu zu schätzen und beginnt zu überlegen,<br />

was man für andere tun kann.“ Ein<br />

Hilfe für fliegende Retter<br />

Seit acht Jahren fördert B. <strong>Braun</strong> Medical UK Ltd. die<br />

Hubschrauber-Rettungsstaffel in Yorkshire und hilft so,<br />

die Notfallbereitschaft in der Grafschaft auf hohem Niveau<br />

abzusichern. Das Engagement geht über die Spenden von<br />

derzeit 12.000 britischen Pfund pro Jahr hinaus: Die Mitarbeiter<br />

helfen bei organisatorischen Fragen und haben<br />

die Notfall-Infrastruktur und das Managementteam mit<br />

aufgebaut. „Als Unternehmen haben wir eine besondere<br />

Verantwortung für die Region“, sagt Brian Chapman von<br />

B. <strong>Braun</strong> Medical UK Ltd. „Mit ihren Rettungsassistenten<br />

haben die Hubschrauber über 2.300 Menschen gerettet.<br />

Dazu haben auch wir mit unserer Erfahrung beigetragen.“<br />

Ganz im Sinne der B. <strong>Braun</strong>-Leitlinie: „Sharing Expertise“.<br />

British Transplant Games: B. <strong>Braun</strong> startet mit eigener Mannschaft zum Organspenderlauf.<br />

Wettkampf bei den Transplant Games steht<br />

traditionell den Nichttransplantierten offen:<br />

der 5.000­m­Spenderlauf. Die Teilnehmer<br />

und Sponsoren wollen auf den Mangel an<br />

Spenderorganen aufmerksam machen und<br />

die Bereitschaft der Bevölkerung zur Organspende<br />

erhöhen. Dafür starteten am 7. August<br />

2008 in Sheffield mehr als tausend<br />

Läufer über die Distanz von fünf Kilometern,<br />

unter ihnen eine 15­köpfige Mannschaft<br />

von B. <strong>Braun</strong>. n<br />

share 2009<br />

17


GESELLSCHAFT<br />

Australien · Kosovo · Malawi<br />

Mitmenschlichkeit<br />

Seit die australische Niederlassung von B. <strong>Braun</strong> vor 26 Jahren gegründet wurde,<br />

gehören Sozialprojekte und bürgerliches Engagement als selbstverständliche<br />

Facette des unternehmerischen Wirkens dazu.<br />

Seit drei Jahren arbeitet Sheree Brugel in der Marketingabteilung<br />

bei B. <strong>Braun</strong> Australia. Ende 2007 blieb ihr Arbeitsplatz für einige<br />

Wochen verwaist – die beruflich sonst so engagierte Frau war in<br />

Osteuropa unterwegs. Hier verteilte sie gespendete Weihnachtspakete<br />

der Wohlfahrtsorganisation Samaritan's Purse an Kinder.<br />

Die Aktion ist als „Operation Christmas Child“ bekannt, in<br />

Deutschland heißt sie „Weihnachten im Schuhkarton“: Süßigkeiten,<br />

Spielzeug und Kleinigkeiten sollen Kindern in den Krisen­<br />

und Elendsgebieten der Welt ein wenig Freude und Hoffnung<br />

schenken. So auch im Kosovo – die kriegsgebeutelte Region ringt<br />

mit den Vereinten Nationen und ihren Nachbarn um die Unabhängigkeit.<br />

„Als wir ankamen, konnten wir die Spannung geradezu<br />

mit Händen greifen“, schildert Sheree Brugel. Mit 11.000 Paketen<br />

im Gepäck reisten die Helfer von der Hauptstadt Pristina noch<br />

einige Dutzend Kilometer gen Süden in die 70.000­Einwohner­<br />

Stadt Ferizaj. „Unsere Angst und Besorgnis waren schnell vergessen,<br />

als wir die strahlenden Augen der Kinder sahen. Viele hielten<br />

das erste Mal in ihrem Leben ein Weihnachtsgeschenk in den<br />

18 share 2009<br />

Händen.“ Um diese Erfahrungen reicher, engagiert sich die Marketingfrau<br />

auch 2008 ehrenamtlich für das Projekt – diesmal bei<br />

der Paketsammlung in ihrer Heimat.<br />

Lebensmittel für die „Afrikanischen Mütter“. Auch in Malawi<br />

sind Menschen dringend auf Hilfe angewiesen: Das kleine ostafrikanische<br />

Land wird immer wieder von Dürren heimgesucht und<br />

ist von Malaria und Aids schwer getroffen. Allein die Immunseuche<br />

hat Heerscharen von Waisen hinterlassen. Jane Markey, eine<br />

ehemalige Mitarbeiterin von B. <strong>Braun</strong> Australia, sah auf ihrer Reise<br />

die Not – aber auch, mit welcher Aufopferung sich die Einheimischen<br />

für die Waisenkinder engagieren. Eine Sammelaktion<br />

unter den Mitarbeitern der australischen Niederlassung ergab eine<br />

beachtliche Summe. Auf Initiative des Geschäftsführers David<br />

Crawford wurde der Betrag sogar verdoppelt und den „Afrikanischen<br />

Müttern“ zur Verfügung gestellt: Reihum kochen die Frauen<br />

in einem Elendsviertel nahe der Hauptstadt dreimal die Woche<br />

Essen für die Waisen, dabei haben sie und ihre Familien kaum<br />

Die Aktion „Weihnachten im<br />

Schuhkarton“ bringt Kindern aus<br />

dem Krisengebiet Kosovo ein wenig<br />

Ablenkung vom Alltag (Bild links).<br />

In Malawi unterstützt der australische<br />

B. <strong>Braun</strong>-Standort „Afrikanische<br />

Mütter“, die für Waisenkinder in den<br />

Elendsvierteln kochen (rechts).


und um den Erdball<br />

Sheree Brugel von B. <strong>Braun</strong> Australia<br />

(1. v. l.) und weitere Helfer sind Ende<br />

2007 mit 11.000 Weihnachtspaketen<br />

in den Kosovo geflogen (Bild unten).<br />

selbst genug zum Leben. Von den Spenden können sie Mais, Soja<br />

und Erdnüsse kaufen – und Milchpulver für die Jüngsten.<br />

Forschung für Leben. Bereits seit nahezu zehn Jahren engagiert<br />

sich B. <strong>Braun</strong> Australia für die Organisation „Jeans for Genes“: So<br />

richtet das Unternehmen jedes Jahr ein Bankett aus, dessen Erlös<br />

medizinischen Hilfsprojekten zugute kommt. „Jeans for Genes“<br />

fördert die Forschung zu Diagnose und Therapie schwerer chronischer,<br />

erblich bedingter Krankheiten und unterstützt zudem<br />

Betroffene.<br />

Das Spektrum der von B. <strong>Braun</strong> Australia geförderten Hilfsprojekte<br />

ist noch weitaus größer. So organisiert das Unternehmen jedes<br />

Jahr eine Tombola zu Gunsten des nahe gelegenen St. Michael's<br />

Familiy Centers. Dort erhalten Frauen und Kinder Hilfe, die von<br />

Gewalt oder Obdachlosigkeit betroffen sind. Weitere lokale Projekte<br />

stehen im Fokus der traditionellen Weihnachtsaktion der<br />

Mitarbeiter: 2007 sammelten sie Spenden für die Kids Help Line,<br />

eine kostenlose Beratungshotline für junge Leute zwischen fünf<br />

und 25 Jahren. In großem Umfang unterstützt B. <strong>Braun</strong> zudem<br />

ein Jugendprojekt im australischen Bundesstaat Victoria: Das Michell<br />

Youth Forum will Schulabgängern Perspektiven aufzeigen<br />

und sie dazu bewegen, Verantwortung in der Gesellschaft zu<br />

übernehmen. n<br />

share 2009<br />

19


GESELLSCHAFT<br />

Malaysia<br />

Zuwendung und Zuversicht<br />

Malaysia ist für seine große kulturelle Vielfalt,<br />

den üppigen Regenwald und paradiesisch<br />

weiße Sandstrände bekannt. Doch auf<br />

der anderen Seite der Postkartenidylle stehen<br />

Naturkatastrophen wie Tsunami und<br />

Überschwemmungen, die den Alltag in Malaysia<br />

in jüngster Zeit immer öfter prägen.<br />

Neben enormen materiellen Verlusten verursachen<br />

diese Ereignisse oft auch psychische<br />

Verletzungen – besonders Kinder sind<br />

davon betroffen.<br />

Begleitung nach dem Trauma. Hilfe für die<br />

traumatisierten Kinder bietet das „Penang<br />

Child Trauma Psychosocial Response Team“,<br />

das im Juni 2008 mit Hilfe von UNICEF gegründet<br />

wurde. Sofort erklärten auch die<br />

Manager und Mitarbeiter von B. <strong>Braun</strong> Medical<br />

Industries ihre Unterstützung, denn<br />

am Standort auf Penang, einer Insel im<br />

Nordwesten Malaysias, engagiert sich<br />

B. <strong>Braun</strong> schon seit einigen Jahren für lokale<br />

Hilfsangebote. Das neue Projekt vereint<br />

Spezialisten für psychologische und soziale<br />

Hilfe, die sich intensiv um traumatisierte<br />

Kinder und Jugendliche kümmern. Acht<br />

Mitarbeiter von B. <strong>Braun</strong> Medical Industries<br />

sind mit im Team und stehen im Notfall den<br />

Kindern zur Seite. Wenn diese ihre Familien<br />

verloren haben, sich in einer zerstörten Umwelt<br />

orientieren und mit ihren Ängsten umgehen<br />

lernen müssen, geben die Mitarbeiter<br />

des Response Teams psychologische Unter­<br />

20 share 2009<br />

für Kinder<br />

Die Mitarbeiter von B. <strong>Braun</strong> Medical Industries engagieren<br />

sich im Penang Child Trauma Psychosocial Response Team.<br />

Ihr Ziel ist es, Kinder nach traumatischen Erlebnissen bei<br />

ihrem Weg zurück in den Alltag zu begleiten.<br />

stützung und vor allem liebevolle Zuwendung.<br />

Denn oft fehlt nach traumatischen<br />

Erlebnissen ein Mensch, der den Kindern<br />

zuhört und wieder etwas Zuversicht vermitteln<br />

kann.<br />

Kleine Gesten mit großer Wirkung. Für<br />

ihren Dienst erhalten die B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter<br />

einen besonderen Personalstatus: Im<br />

Katastrophenfall werden sie von der Arbeit<br />

freigestellt, um ihrem Ehrenamt nachgehen<br />

zu können. Vorbereitet wurden die freiwilligen<br />

Helfer durch eine spezielle Ausbildung,<br />

für die B. <strong>Braun</strong> Medical Industries alle<br />

notwendigen Mittel bereitstellte. In einem<br />

dreitägigen Intensivkurs erfuhren sie unter<br />

anderem, unter welchen Formen von Stress<br />

Kinder nach einem Unglück leiden können.<br />

Zudem erlernten sie Methoden zur Unterstützung<br />

der Kinder – beispielsweise eine<br />

besondere Atemtechnik, Entspannungsübungen,<br />

Spiele und Zeichnen. „Bei unserer<br />

Arbeit sehen wir, dass oft auch kleine Dinge<br />

oder Gesten den Kindern helfen können“,<br />

sagt Wang Kiah Yong, B. <strong>Braun</strong> Penang.<br />

„Entscheidend ist, dass wir uns der Kinder<br />

annehmen, ihnen unsere Zeit schenken und<br />

ihnen eine Chance geben, trotz schlimmer<br />

Erlebnisse wieder in ein normales, fröhliches<br />

Leben zu finden.“ n


B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter unterstützen die Organisation „Le enfants de la Terre“.<br />

Es ist inzwischen zwanzig Jahre her, dass<br />

Tennisstar Yannick Noah und seine Mutter<br />

Marie­Claire sich entschieden haben, nicht<br />

nur die großen Hilfsorganisationen zu unterstützen.<br />

Damals beschlossen sie, selbst die<br />

Initiative zu übernehmen – und der Erfolg<br />

kann sich sehen lasssen. Heute betreibt ihre<br />

Organisation „Les enfants de la Terre“ in<br />

Frankreich fünf Häuser, in denen Kinder in<br />

schwierigen Situationen Ruhe und Kraft<br />

finden. Das Ziel der Initiative ist simpel: Sie<br />

will Kindern unkompliziert helfen, die zum<br />

Beispiel ihr Obdach verloren haben, misshandelt<br />

wurden oder deren Eltern schwer<br />

krank sind. Die Häuser bieten den Kindern<br />

ein Zuhause, solange sie es benötigen.<br />

Dieses Engagement unterstützen die vier<br />

französischen B. <strong>Braun</strong>­Standorte seit 2003<br />

im Rahmen des „B. <strong>Braun</strong> for Children“­Programms<br />

mit Spenden. Darüber hinaus sammeln<br />

die Mitarbeiter bei Wohltätigkeitsveranstaltungen<br />

Geld und arbeiten in ihrer<br />

Freizeit als Helfer in den fünf Häusern der<br />

Organisation. „Ich versuche, regelmäßig Zeit<br />

zu investieren und Aktionen zu Gunsten von<br />

‚Les enfants de la Terre‘ zu organisieren“, erklärt<br />

Marie­France Godfrin von B. <strong>Braun</strong><br />

Medical. „Jedes Jahr zu Weihnachten lade<br />

ich Kinder aus dem Haus Mittainville bei Paris<br />

zur Weihnachtsfeier in unsere Zentrale in<br />

Boulogne ein. Auf diese Weise haben sie eine<br />

fröhliche Zeit und erhalten Geschenke – wie<br />

die Kinder unserer Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter. In diesem Sommer bietet unsere<br />

Beschäftigtenvertretung sechs Kindern einen<br />

einwöchigen Urlaub am Meer im Wohnmobil<br />

des Unternehmens in Royan an.“<br />

Frankreich<br />

Recht auf<br />

Familienleben<br />

Vereintes Engagement. Künf tig bündeln<br />

die vier französischen B. <strong>Braun</strong>­Standorte<br />

in der neu gegründeten B. <strong>Braun</strong>­Stiftung<br />

ihre Unterstützung, um noch gezielter helfen<br />

zu können. Die „Fondation d'entreprise“<br />

hat drei wesentliche Ziele: die Förderung<br />

sozialer Projekte, die Unterstützung der<br />

medizinischen Forschung und die Verbesserung<br />

der Lebensqualität von Patienten.<br />

2009 führt die Stiftung eine Wanderausstellung<br />

von B. <strong>Braun</strong> fort, die bereits zum dritten<br />

Mal für einen guten Zweck stattfindet.<br />

In diesem Jahr wird die Fotokunstschau<br />

„Hände“ in französischen Krankenhäusern<br />

gezeigt. Jeder Besucher ist aufgerufen, seine<br />

Stimme für ein Lieblingsfoto abzugeben –<br />

B. <strong>Braun</strong> spendet pro Votum einen Euro an<br />

Tennisstar Yannick Noah hat<br />

mit seiner Mutter eine<br />

Organisation gegründet, die<br />

Kindern in schwierigen Situationen<br />

ein Zuhause bietet.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.enfantsdelaterre.net.<br />

die Vereinigung „Petits Princes“. Die Organisation<br />

erfüllt schwer kranken Kindern lang<br />

gehegte Träume und Erlebnisse im Kreise<br />

ihrer Familie.<br />

Im sozialen Bereich unterstützt die Stiftung<br />

auch das Projekt „SOS Douleur“, das die<br />

Schmerzbehandlung im häuslichen Bereich<br />

verbessern will, und die Vereinigung „Vaincre<br />

la mucoviscidose“ im Kampf gegen die<br />

Erbkrankheit Mukoviszidose. Ebenfalls unter<br />

dem Dach der neuen B. <strong>Braun</strong>­Stiftung<br />

finden sich die Unternehmensaktivitäten<br />

zur Unterstützung der Forschung. In diesem<br />

Rahmen setzt das Unternehmen beispielsweise<br />

auf eine rege Zusammenarbeit mit<br />

Fachgesellschaften wie der French Society<br />

of Anesthesia and Reanimation (SFAR). n<br />

share 2009<br />

21


GESELLSCHAFT<br />

Singapur<br />

Zeit spenden macht reich –<br />

im Herzen<br />

Weihnachten 2007 startete B. <strong>Braun</strong> Singapur die erste Gemeinschaftsaktion<br />

mit der Hilfsorganisation Beyond social services: Die<br />

Mitarbeiter spendeten für das Bildungsprojekt „LIFE – Learning is<br />

Fun and Exciting“, das Kindern aus benachteiligten Schichten<br />

mehr „Spaß und Spannung beim Lernen“ in der Schule vermitteln<br />

will. Einige B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter engagierten sich persönlich, etwa<br />

bei den Lesestunden jeden Mittwoch im Treffpunkt von Beyond.<br />

So auch Heang Siew Hong: „Ich habe einem Jungen ein Buch vorgelesen,<br />

das er sich in der Bibliothek des Centers ausgesucht hatte.<br />

Es faszinierte mich, wie er hochkonzentriert der Geschichte<br />

folgte“, schildert sie ihr Erlebnis. Auf solche Art will das Bildungs­<br />

22 share 2009<br />

Der Gesellschaft etwas Wertvolles zurückzugeben, gehört zu den Grundprinzipien<br />

bei B. <strong>Braun</strong>. Die Niederlassung in Singapur setzt hierbei auf die<br />

Partnerschaft zu Beyond, einer Wohlfahrtsorganisation, die sich besonders<br />

für Kinder und Jugendliche in dem südostasiatischen Stadtstaat stark macht.<br />

projekt das Interesse am Lesen wecken und die Kinder entsprechend<br />

ihrem Stand fördern. Das ist keine Selbstverständlichkeit in<br />

dem Stadtstaat, der zu den zehn Ländern mit dem höchsten Pro­<br />

Kopf­Bruttoinlandsprodukt in der Welt zählt. Singapur ist Heimat<br />

für Menschen verschiedenster nationaler Herkunft und vieler Sprachen;<br />

Englisch dient als wichtige Verkehrssprache.<br />

Bildung als Chance für die Zukunft. Das Projekt zur Bildungsförderung<br />

markierte den Auftakt für eine langfristige Zusammenarbeit,<br />

die B. <strong>Braun</strong> Singapur seit April 2008 offiziell als Partner mit Beyond<br />

social services verbindet. „Für diese Wohlfahrtsorganisation haben


„Track a Life”: Unter diesem Motto helfen B. <strong>Braun</strong>-<br />

Mitarbeiter in Singapur Familien, die allein die wichtige<br />

Schulbildung ihrer Kinder nicht finanzieren könnten.<br />

Damit eröffnet sich auch Jaikumars Schwester (Bild<br />

rechts) eine Perspektive für die Zukunft.<br />

wir uns nach reiflicher Prüfung entschieden“, sagt Christina Lim,<br />

Corporate Communications Manager bei B. <strong>Braun</strong> Singapur. „Seit<br />

Jahrzehnten setzt sich Beyond vor allem für die ärmeren Schichten<br />

in Singapur ein. Über ausgewählte Projekte können wir Kindern und<br />

Jugendlichen den Zugang zu Bildung erleichtern und somit Zukunftsperspektiven<br />

eröffnen. Wir helfen ihnen, ihren eigenen Weg<br />

zu gehen.“ Beyond hat ein breites Spektrum gut organisierter und<br />

zeitlich flexibler Angebote für ehrenamtliche Helfer etabliert. Das ist<br />

wichtig für B. <strong>Braun</strong> Singapur, denn die Mitarbeiter sollen sich aktiv<br />

in die Hilfsprojekte einbringen können. Auch Geschäftspartner und<br />

Kunden möchte das Unternehmen mit einbeziehen.<br />

Eine erste Möglichkeit dazu bot der MILK Run 2008 – ein Großereignis<br />

zur Förderung der Kinder­ und Jugendhilfe und zugleich<br />

nationaler Tag der Jugend in Singapur: Das Motto „Mainly I Love<br />

Kids“ steht für die Wertschätzung der Kinder in dem geburtenarmen<br />

Land. Die Sportveranstaltung mit buntem Begleitprogramm<br />

lockt jedes Jahr tausende Läufer auf die viereinhalb, sechs oder<br />

9,4 Kilometer langen Distanzen rund um den Singapur River und<br />

wirbt etwa eine Million Singapur­Dollar (rund 500.000 Euro)<br />

Spenden für die Arbeit von Beyond ein. B. <strong>Braun</strong> sponserte das Zelt<br />

am Zieleinlauf, wo die Mitarbeiter den Gewinnern gratulierten –<br />

und jene Teilnehmer trösteten, die das Rennen nicht bis zum<br />

Schluss durchgehalten hatten.<br />

„Track a Life“. Ganz persönlich wird die Hilfe von B. <strong>Braun</strong> in einer<br />

Patenschaft für den siebenjährigen Jaikumar: Sein Vater verdient<br />

weniger als ein Drittel des Durchschnittseinkommens von<br />

45.000 Singapur­Dollar (23.000 Euro) im Jahr, die sechsköpfige<br />

Familie hat kaum das Notwendigste. B. <strong>Braun</strong> trägt ein Jahr lang<br />

die Kosten für Bücher, Schuluniform und was sonst für einen guten<br />

Start in die „Schulkarriere“ nötig ist. Die Hilfe kommt letztlich<br />

auch Jaikumars drei Geschwistern zugute. Beyond vermittelt solche<br />

Patenschaften unter dem Motto „Track a Life“ an ausgewählte<br />

Familien mit geringem Einkommen: Es gilt, ein junges Leben von<br />

vornherein in die richtige Bahn zu lenken und den Kindern lohnende<br />

Perspektiven aufzuzeigen.<br />

Für mindestens drei Jahre hat B. <strong>Braun</strong> seine Unterstützung von<br />

Beyond fest zugesagt. Aus den Projekten und Aktionen der Hilfsorganisation<br />

wählen die Mitarbeiter für sich diejenigen aus, die<br />

„Unsere Mitarbeiter (...) bekommen für ihr<br />

Engagement viel zurück – sie können ihre<br />

Talente und Stärken entfalten und mit jenen teilen,<br />

die Hilfe brauchen.“<br />

Christina Lim, Corporate Communications Manager, B. <strong>Braun</strong> Singapur<br />

ihnen persönlich zusagen. „Unsere Mitarbeiter sind von diesem<br />

Angebot begeistert“, sagt Christina Lim. „Sie bekommen für ihr<br />

Engagement viel zurück – sie können ihre Talente und Stärken<br />

entfalten und mit jenen teilen, die Hilfe brauchen. Sie bereichern<br />

ihr Leben, indem sie uneigennützig und selbstlos anderen Menschen<br />

helfen, und gewinnen dadurch an Selbstvertrauen und<br />

emotionaler Reife.“ n<br />

share 2009<br />

23


GESELLSCHAFT<br />

Italien<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

am Rande der Sahara<br />

Mauretanien zählt zu den ärmsten Regionen Afrikas. Etwa drei Millionen<br />

Menschen leben in dem westafrikanischen Land mit einer<br />

durchschnittlichen Lebenserwartung von knapp 54 Jahren – rund<br />

20 Jahre weniger als in Deutschland. Neben vielen existenziellen<br />

Dingen fehlt den meisten Menschen die Chance, ihre dringendsten<br />

Probleme selbst zu lösen. Darum haben sich B. <strong>Braun</strong> Italien, das<br />

Rote Kreuz Italien und die Italienische Gesellschaft für Künstliche<br />

Ernährung und Stoffwechsel (SINPE) für mehrere Hilfsprojekte zusammengetan.<br />

In der Region Gorgol im Süden realisierten sie die<br />

Projekte „Getreidemühle“ und „Erste­Hilfe­Station“. „Als wir von<br />

den Verhältnissen in Gorgol erfuhren, suchten wir nach Möglichkeiten,<br />

die Lebensqualität in der Region nachhaltig zu verbessern“,<br />

sagt Dr. Luigi Boggio, Geschäftsführer von B. <strong>Braun</strong> Italien.<br />

Der Alltag in Gorgol wird vor allem von den großen Entfernungen<br />

bestimmt. So war der Weg zur nächsten Getreidemühle für die<br />

Bewohner des Ortes Tabeitt mit einer langen Reise von 60 Kilometern<br />

verbunden. Gemeinsam mit den italienischen Partnern wurde<br />

deshalb eine neue Mühle gebaut, die für die etwa 60.000 Menschen<br />

der Region schnell erreichbar ist. B. <strong>Braun</strong> Italien übernahm<br />

dafür die kompletten Kosten, für den technischen Support sorgt<br />

das Rote Kreuz.<br />

Noch weiter entfernt war bisher die medizinische Versorgung für<br />

die Menschen in Gorgol: Weil öffentliche Verkehrsmittel fehlen,<br />

mussten sie mit dem Taxi zum Arzt fahren – für unerschwingliche<br />

24 share 2009<br />

290 Euro. Doch seit die neue Erste­Hilfe­Station in Keedi besetzt<br />

ist, die ebenfalls von B. <strong>Braun</strong> Italien finanziert wird, hat sich die<br />

Situation für die Menschen deutlich gebessert: Die Zahl der Todesfälle<br />

verringerte sich erheblich.<br />

Diese zwei Beispiele zeigen, wie einer ganzen Region spürbar geholfen<br />

werden kann. Statt nur auf Spenden setzt B. <strong>Braun</strong> auch<br />

auf Know­how­Transfer: Die B. <strong>Braun</strong>­Sparte Hospital Care bildet<br />

beispielsweise Helfer vor Ort aus – denn Hilfe zur Selbsthilfe ist<br />

die wirksamste Waffe gegen Hunger und Krankheit.<br />

Thailand<br />

Auszeichnung für HNO-<br />

Behandlung in Thailand<br />

Seit 1993 vergeben die renommierte Mahidol University in Thailand<br />

und B. <strong>Braun</strong> alljährlich den ge meinsamen „Mahidol University<br />

B. <strong>Braun</strong>“­Preis. Dieser würdigt Leis tungen in der Me di zin, von<br />

denen die thailändische Bevölkerung profitiert. 2008 ging die Auszeichnung<br />

an Dr. Salyaveth Lekagul (links), den Mitgründer der<br />

„Rural Ear Nose and Throat Foundation“. Seine Stiftung entsendet<br />

seit 1972 Hals­Nasen­Ohren­Ärzte in die ländlichen Gegenden<br />

Thailands, die oftmals medizinisch unterversorgt sind. Durch das<br />

Engagement von Dr. Lekagul und seinen Kollegen konnten bisher<br />

über 120.000 Patienten untersucht und behandelt werden.<br />

www.ruralent.org


Indien<br />

Chancen bieten<br />

Gemessen an den absoluten Produktionszahlen,<br />

gehört Indien zu den wichtigen Industriestaaten<br />

– Fachkräfte aus der „größten<br />

Demokratie der Welt“ sind international<br />

gefragt. Gleichzeitig können mehr als die<br />

Hälfte der Inder weder lesen noch schreiben,<br />

und auch wenn das Kastensystem offiziell<br />

abgeschafft wurde, bestimmt es nach<br />

wie vor die Perspektiven vieler Menschen.<br />

Die Leidtragenden sind dabei zumeist Frauen<br />

und Kinder. Zwischen aufstrebenden<br />

Computerex perten und<br />

Kindern, die Müll einsammeln<br />

müs sen, um<br />

ihre Familien zu unterstützen,<br />

wächst die Kluft<br />

in Indien rasant. Grund<br />

dafür sind beis piels weise<br />

un terschied li che Bildungs<br />

chan cen.<br />

Um diesem Problem ent ­<br />

gegenzuwirken, wur de<br />

1979 die Nicht re gierungs<br />

or ga nisation Sarva<br />

Se va Sangh gegründet.<br />

Sie kümmert sich<br />

seit 2006 in Jogeshwari,<br />

Marol und Vijaynagar um Vorschulprojekte.<br />

Familien erhalten eine finanzielle<br />

Unterstützung, damit ihre Kinder unterrichtet<br />

werden können. Auf dem Stundenplan<br />

der etwa einhundert Vorschüler stehen<br />

neben Lesen und Schreiben auch<br />

Zeichnen, Spielen sowie Lektionen über<br />

Gesundheit und Hygiene. Dabei unterstützen<br />

die B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter der Landesgesellschaft<br />

Indien Sarva Seva Sangh nicht<br />

nur finanziell. Sie engagieren sich auch<br />

persönlich und unterrichten beispielsweise<br />

die Vorschulkinder. Zudem helfen sie, die<br />

Eltern davon zu überzeugen, dass Bildung<br />

für die Zukunft ihrer Kinder wichtig ist.<br />

Das ist oft schwierig, weil viele der Mütter<br />

und Väter selbst Analphabeten sind und<br />

die Unterstützung der Kinder für das Bestreiten<br />

des Lebensunterhaltes dringend<br />

benötigen.<br />

Schweiz<br />

Kids-Action auf vier Rädern<br />

Zwei Tage pure Action – das garantiert das jährliche Schweizer<br />

Kids Camp seinen fünf­ bis vierzehnjährigen Teilnehmern. Organisiert<br />

wird das Camp im Paraplegiker­Zentrum Nottwill vom nationalen<br />

Dachverband der Querschnittsgelähmten. Ausrichter sind<br />

die B. <strong>Braun</strong> Medical <strong>AG</strong> und die Schweizer Paraplegiker­Vereinigung<br />

(SPV). Im Kids Camp können die Kinder zusammen mit ihren<br />

nichtbehinderten Geschwistern Erlebnisse teilen, die sich sonst<br />

kaum realisieren lassen – tauchen und reiten beispielsweise. Bei<br />

Ballsportarten sitzen dann alle Kinder gleichermaßen im Rollstuhl,<br />

und die geübten Rolli­Piloten können ihren „Heimvorteil“ richtig<br />

ausspielen.<br />

Mexiko<br />

Leuchtende Kinderaugen<br />

In Mexiko wird jedes Jahr am 30. April der<br />

„Tag des Kindes“ gefeiert. Schon Wochen<br />

im Voraus organisieren die Mitarbeiter<br />

von B. <strong>Braun</strong> Aesculap de México Spielzeug,<br />

Plüschtiere und Süßigkeiten, um<br />

diesen Tag für kranke Kinder auf Krankenhausstationen<br />

zu einem echten Feiertag<br />

zu machen. Die Sachspenden kommen von<br />

den Mitarbeitern und deren Familienangehörigen.<br />

2008 beschenkten die Mitarbeiter Kinder<br />

des Krankenhauses „Niño Morelense“ und<br />

der Einrichtung „Casa de la Sal“, wo vor allem<br />

aidskranke Kinder behandelt werden.<br />

share 2009<br />

25


PERSPEKTIVE<br />

26 share 2009<br />

International<br />

Mehr als<br />

Nadel<br />

und Faden


Seit über hundert Jahren ist B. <strong>Braun</strong> auf dem Feld<br />

der Wundverschlussforschung eine feste Größe.<br />

Damit dies auch künftig so bleibt, rief das Unternehmen<br />

2007 den internationalen Ideenwettbewerb<br />

„The Future of Sutures“ ins Leben. Insgesamt wurden<br />

182 Beiträge aus über 30 Ländern eingereicht.<br />

Die Zunft der Chirurgen kann auf eine Tradition<br />

bis in die Steinzeit zurückblicken.<br />

Doch während sich ihre Arbeitstechnik im<br />

Laufe der Jahrhunderte durch revolutionäre<br />

Entwicklungen veränderte, blieb das grundsätzliche<br />

Vorgehen bis heute gleich: öffnen,<br />

operieren, schließen. Das Nahtmaterial ist<br />

dabei von besonderer Bedeutung – nicht<br />

nur für den Verschluss der Wunde, sondern<br />

auch für den anschließenden Heilungsprozess.<br />

Eng verbunden mit der Entwicklung<br />

des chirurgischen Nahtmaterials sind der<br />

Name und die Leistungen von B. <strong>Braun</strong>, wo<br />

1908 das erste industrielle Verfahren zur<br />

sterilen Produktion vollständig resorbierbaren<br />

Nahtmaterials erfunden wurde.<br />

Die Fertigung des so genannten Katgut ist<br />

ein Beispiel der erfolgreichen Kooperation<br />

zwischen B. <strong>Braun</strong> und Anwendern. Die Ent­<br />

„Es war uns sehr wichtig, den Wettbewerb<br />

zu unterstützen, weil wir wussten,<br />

dass er qualitativ hochwertige<br />

Forschungs ergebnisse bringen wird.“<br />

William Thomas, Vorsitzender des Bereichs Aus- und Weiterbildung<br />

am Royal College of Surgeons of England<br />

wicklung gründete sich auf dem zufälligen<br />

Austausch von Carl <strong>Braun</strong> mit dem Chirurgen<br />

Franz Kuhn, die während einer Zugfahrt<br />

im Speisewagen saßen und ins Gespräch<br />

kamen. Seither gehen theoretisches Knowhow<br />

und praktische Anwendung im Unternehmen<br />

Hand in Hand und sind in der Leitlinie<br />

„Sharing Expertise“ zum Kernstück der<br />

weltweiten B. <strong>Braun</strong>­Kultur geworden.<br />

Erfolgreiche Tradition. Bereits 1935 setzte<br />

B. <strong>Braun</strong> einen weiteren Meilenstein auf<br />

dem Gebiet der modernen Wundversorgung.<br />

Mit „Synthofil A“, dem ersten synthetischen<br />

Nahtmaterial überhaupt, lieferte<br />

das Unternehmen ein wegweisendes Produkt,<br />

das die chirurgische Praxis nachhaltig<br />

verändern sollte. Mit seinen nicht resorbierbaren<br />

Grundbestandteilen wurde der<br />

Faden „Synthofil A“ höchsten Anforderungen<br />

gerecht. Er war widerstandsfähig, temperaturbeständig,<br />

sterilisierbar und reduzierte<br />

Komplikationen der Wundheilung.<br />

Etwas mehr als dreißig Jahre später erreicht<br />

B. <strong>Braun</strong> mit dem Gewebekleber<br />

„Histoacryl“ erstmals einen Wundverschluss<br />

ohne Stichkanäle. Der nahtlose Verschluss<br />

heilte in kürzester Zeit. Der weltweite Erfolg<br />

dieses Produktes bestätigt, dass die Er­<br />

forschung nachhaltiger Lösungen nicht nur<br />

der medizinischen Entwicklung, sondern<br />

auch dem Unternehmen zugute kommt.<br />

Bis heute treibt B. <strong>Braun</strong> die Forschung und<br />

Innovation auf dem Gebiet des chirurgischen<br />

Wundverschlusses voran. Davon zeugt nicht<br />

nur die Entwicklung weiterer richtungweisender<br />

Methoden und Materialien, sondern<br />

auch der Ausbau der Vernetzung<br />

➔<br />

share 2009<br />

27


PERSPEKTIVE<br />

zwischen Forschung und Praxis. Das hundertjährige<br />

Bestehen dieses erfolgreichen<br />

Dialogs zwischen Wissenschaft, Industrie<br />

und Anwendung war 2007 der Anlass für<br />

die Ausschreibung des Wettbewerbs „The<br />

Future of Sutures“.<br />

Wettstreit der Ideen. Der mit insgesamt<br />

400.000 Euro dotierte Wettbewerb widmete<br />

sich neuartigen, überzeugenden Entwicklungen<br />

zum Thema Wundverschluss<br />

und Nahtmaterial. Seit April 2008 hatten<br />

Mediziner, Wissenschaftler und internationale<br />

Forscherteams 182 Vorschläge auf den<br />

Gebieten Naturwissenschaft und Technik,<br />

Medizin und Handhabung sowie Gestaltung<br />

und Funktion eingereicht. Teilnehmer<br />

aus rund 30 Ländern beteiligten sich, darunter<br />

China, Italien, Spanien, Mexiko und<br />

Brasilien. Allein aus Deutschland kamen<br />

40 Beiträge. „Wir freuen uns über die überwältigende<br />

Resonanz“, sagt Prof. Dr. h. c.<br />

Ludwig Georg <strong>Braun</strong>, Vorstandsvorsitzender<br />

der B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong>. „Über unsere<br />

eigenen Entwicklungen hinaus möchten<br />

wir im Dialog mit Anwendern und Wissenschaftlern<br />

Innovationen fördern, die diesen<br />

wichtigen Bereich der Medizin voranbringen.“<br />

Im Zentrum des Wettbewerbes standen<br />

deshalb vor allem zukunftweisende<br />

Fragen: Wie werden künftige Ope ra ti onswunden<br />

verschlossen? Wie wird sich das<br />

28 share 2009<br />

Nahtmaterial von morgen an die Wunde<br />

anpassen? Wird es „mitdenken“? Wie lassen<br />

sich Form und Funktion besser in Einklang<br />

bringen?<br />

Für die Schirmherrschaft des Projektes<br />

konnte neben der Deutschen Gesellschaft<br />

für Chirurgie auch das renommierte Royal<br />

College of Surgeons of England gewonnen<br />

werden, das sich seit vielen Jahren für<br />

hochwertige Standards in der praktischen<br />

Chirurgie einsetzt. „Die Zukunft des Nahtmaterials<br />

ist so fundamental für alle Chirurgen,<br />

dass es wenig Überzeugungsarbeit<br />

bedurfte, uns für dieses Projekt zu gewinnen“,<br />

sagte William Thomas, Vorsitzender<br />

des Bereichs Aus­ und Weiterbildung am<br />

Royal College of Surgeons of England. „Es<br />

war uns sehr wichtig, den Wettbewerb zu<br />

unterstützen, weil wir wussten, dass er<br />

qualitativ hochwertige Forschungsergebnisse<br />

bringen wird.“<br />

Visionäre, pragmatische Ideen. Die Forschungsprojekte<br />

der beiden Erstplatzierten<br />

zeigen, dass diese Erwartung gerechtfertigt<br />

ist. Dr. Sonja Gillen vom Klinikum rechts<br />

der Isar in München entwickelte ein neuartiges<br />

System von Nieten, die nach einem<br />

endoluminalen endoskopischen Eingriff<br />

auch Wunden von mehr als einem Zentimeter<br />

Größe verschließen können. Das Besondere:<br />

Die Nieten lassen sich mit Hilfe<br />

eines Standard­Endoskops platzieren, und<br />

der Wundverschluss kann somit in den Ver­<br />

Journalisten beim Hands-on-Workshop zum<br />

chirurgischen Nähen.<br />

lauf der Endoskopie integriert werden. Das<br />

reduziert die Dauer der Behandlung und<br />

die Belastung für den Patienten erheblich.<br />

Die Jury würdigte das Forschungsergebnis<br />

als „visionär pragmatische Idee mit einem<br />

breiten Anwendungsspektrum“.<br />

Ebenfalls einen ersten Preis war die Idee von<br />

Diplomingenieur Wolfgang Steiner vom Bio­<br />

Med Center aus Österreich wert. Sein Beitrag<br />

„SOS – Signaling Overload Sutures“ sind<br />

Nahtmaterialien, die ihre Eigenschaften an<br />

verschiedene Situationen anpassen können.<br />

Unterliegt das Nahtmaterial beispielsweise<br />

einer zu hohen Krafteinwirkung, verändert<br />

es entweder seine physischen Charakteristika<br />

oder die Farben. So kann der Operateur<br />

reagieren und ein Zerreißen verhindern –<br />

„eine großartige Unterstützung für Chirurgen“,<br />

wie William Thomas lobte.<br />

Auch Prof. <strong>Braun</strong> ist mit den Ergebnissen<br />

des Wettbewerbs zufrieden: „Die unabhängige<br />

internationale Jury war so begeistert<br />

von der Innovationskraft der Einreichungen,<br />

dass wir uns entschlossen haben, sechs statt<br />

der vorgesehenen drei Preisträger zu ehren“,<br />

kommentierte er. So gingen Auszeichnungen<br />

an Forscher aus Deutschland, Österreich,<br />

den Niederlanden, Italien und Kolumbien.<br />

Neben diesen Preisträgern standen schon<br />

vor dem Jury­Entscheid zwei Gewinner<br />

fest: Es sind die vielen Patienten, die von<br />

den neuartigen Entwicklungen des Wettbewerbes<br />

profitieren werden, und die Chirurgen,<br />

deren Aufgabe erleichtert wird. n


Deutschland<br />

Die Kleinen sind die<br />

Großen von morgen<br />

In der Medizin kümmert sich die Pädiatrie um die Kleinsten und Schwächsten der<br />

Gesellschaft. Aus diesem Grunde kommt der Kinderheilkunde eine besondere Stellung in<br />

der Medizin insgesamt zu, die aber oft zu wenig anerkannt wird. Im Familienunternehmen<br />

B. <strong>Braun</strong> widmet man sich den Jüngsten seit langem in besonderer Weise.<br />

share 2009<br />

29


PERSPEKTIVE<br />

Niemand wird gern krank oder liegt gern<br />

im Krankenhaus. Erst recht nicht Kinder<br />

und Heranwachsende, für die ein Klinikaufenthalt<br />

mit besonderem Stress und Trennungsschmerz<br />

verbunden ist. Daher sollte<br />

allen daran gelegen sein, gerade für die<br />

„Die Erfahrung lehrt uns, dass viele<br />

dieser Entwicklungen nach fortgeführter<br />

Forschung auch für Erwachsene<br />

neue Möglichkeiten der Behandlung<br />

eröffnen können.“<br />

Dr. Meinrad Lugan, Mitglied des Vorstandes von B. <strong>Braun</strong><br />

Kleinen optimale Lösungen für den Krankheitsfall<br />

zu entwickeln und die Wege zur<br />

Genesung möglichst rasch einzuleiten.<br />

Herausforderung Kinderheilkunde. In der<br />

Praxis zeigt sich schnell, wo die besonderen<br />

Probleme im Bereich der Pädiatrie liegen.<br />

Sie ergeben sich aus der Sonderstel­<br />

Zwischen Theorie und Praxis:<br />

Das 51. Kasseler Symposium<br />

Im Juni 2008 trafen sich in der Kasseler Stadthalle über 300<br />

Teilnehmer aus verschiedenen Forschungsdisziplinen zum<br />

Thema „Interdisziplinarität in der pädiatrischen Intensivmedizin<br />

– Fakt, Fiktion, Notwendigkeit?“. Im Rahmen des jährlich<br />

stattfindenden Symposiums fördert B. <strong>Braun</strong> gemeinsam<br />

mit der Aesculap Akademie den wissenschaftlichen<br />

Austausch. Die Veranstaltung gab einen Überblick über den<br />

aktuellen Stand auf dem Gebiet der pädiatrischen Intensivmedizin<br />

unter besonderer Berücksichtigung neuer Wege<br />

und Behandlungsmethoden. Hierzu kamen Vertreter aus<br />

unterschiedlichen Fachbereichen und chirurgischen Disziplinen<br />

(z. B. Unfall-, Neuro-, Kinderchirurgie) zusammen<br />

und gaben wichtige Denkanstöße für die pädiatrische Forschung<br />

und Behandlung.<br />

www.kasseler­symposium.de<br />

30 share 2009<br />

lung der Kinderheilkunde innerhalb der<br />

Medizin: Weil sie nur für einen relativ kleinen<br />

Teil potenzieller Patienten relevant ist,<br />

sind auch die Fallzahlen bei Erkrankungen<br />

oder für wissenschaftliche Studien entsprechend<br />

gering. Für viele Pharmaunter­<br />

nehmen ist dieser Markt deshalb nur wenig<br />

attraktiv, und Medikamente oder medizinische<br />

Geräte für Kinder und Jugendliche<br />

werden nicht in ausreichendem Maße entwickelt<br />

und produziert. Das Dilemma führt<br />

häufig dazu, dass Kinder und Jugendliche<br />

wie „kleine Erwachsene“ behandelt werden:<br />

Wegen fehlender Alternativen greifen<br />

viele Mediziner auf Arzneimittel für Erwachsene<br />

zurück und dosieren das Medikament<br />

entsprechend geringer. Dieser so<br />

genannte „Off­Label­Use“ birgt erhebliche<br />

Risiken, weil die Wirkung der Medikamente<br />

auf Kinder nicht in klinischen Studien<br />

erforscht wurde. Da die Organe aber erst<br />

reifen müssen, ist der Stoffwechsel der<br />

Kleinen in vielerlei Hinsicht anders. Die<br />

Anwendung eines Arzneimittels an Minderjährigen<br />

ohne entsprechende Daten<br />

zur Dosierung, An wendungshäufigkeit und<br />

­form vermehrt die Gefahr unerwünschter<br />

Nebenwirkungen. Der Forschungs­ und<br />

Entwicklungsbedarf im Bereich der pädiatrischen<br />

Medizin ist also enorm und auf<br />

Pionierleistungen von Unternehmen angewiesen,<br />

die den Weg weisen.<br />

B. <strong>Braun</strong> geht voran. Als eines von wenigen<br />

Unternehmen hat B. <strong>Braun</strong> in den<br />

vergangenen Jahren intensiv klinische<br />

Grundlagenforschung auf dem Gebiet der<br />

Kinderheilkunde betrieben und dadurch ein<br />

Fundament für neue Produktlinien geschaffen.<br />

„Wir engagieren uns schon lange in


der pädiatrischen Forschung und entwickeln<br />

maßgeschneiderte Anwendungen für<br />

die kleinen Patienten“, sagt Dr. Meinrad<br />

Lugan, Vorstand der Sparten Hospital Care<br />

und Out Patient Market, über die Aktivitäten<br />

des Unternehmens. Zu diesen innovativen<br />

Lösungen für Kinder und Jugendliche<br />

zählen unter anderem die bei B. <strong>Braun</strong> entwickelten<br />

Scalp Vein Sets – haarfeine Kanülen<br />

für die Behandlung kleinster Venen im<br />

Schädelbereich – oder auch Technologien<br />

zur Feindosierung von Infusionslösungen.<br />

Einen ganz praktischen Eindruck von der<br />

B. <strong>Braun</strong>­Arbeit auf dem Feld der Pädiatrie<br />

vermittelt die Erforschung und Verbesserung<br />

der so genannten Inline­Filter, mit denen<br />

die Genesung von Kindern auf der Intensivstation<br />

deutlich beschleunigt werden<br />

kann. Diese Filter in der Infusionsleitung<br />

sollen Bakterien und Partikelstoffe zurückhalten<br />

und verhindern, dass sie in die Blutbahn<br />

geraten, wo sie gerade für Neugebo­<br />

rene und Kleinkinder problematisch würden.<br />

In einer groß angelegten Studie mit mehr als<br />

800 Patienten testet B. <strong>Braun</strong> daher in Kooperation<br />

mit der Medizinischen Hochschule<br />

Hannover die Funktionsweise der Filter.<br />

„Wir hoffen, nach der Studie Genaueres sagen<br />

zu können, sind aber der Auffassung,<br />

dass sich Inline­Filter positiv auswirken<br />

werden, nicht zuletzt bei der Verkürzung<br />

der Liegezeiten oder bei der Reduzierung<br />

von Komplikationen“, sagt Dr. Norman Kachel,<br />

wissenschaftlicher Projektmanager für<br />

Klinische Studien bei B. <strong>Braun</strong>.<br />

Mit Projekten wie diesem leistet B. <strong>Braun</strong><br />

seinen Beitrag dafür, dass Medikamente<br />

und medizinische Lösungen den kleinen<br />

Patienten zugute kommen und vielleicht<br />

auch einmal anderen Patientengruppen<br />

zur Verfügung stehen. „Die Erfahrung<br />

lehrt uns, dass viele dieser Entwicklungen<br />

nach fortgeführter Forschung auch für Erwachsene<br />

neue Möglichkeiten der Be­<br />

Therapie nach Maß<br />

In der Kinderintensivmedizin gelten<br />

besondere Regeln: Die Altersgruppen<br />

unterscheiden sich im Hinblick auf<br />

Atemphysiologie, Thermoregulation,<br />

Wasserelektrolythaushalt und immunologische<br />

Abwehr so sehr, dass sie<br />

individuell angepasste Behandlungskonzepte<br />

benötigen.<br />

handlung eröffnen können“, sagt dazu<br />

Dr. Lugan. Von besonderer Bedeutung ist<br />

dabei – wie überall – die Vernetzung verschiedener<br />

Fachbereiche wie auch der<br />

Austausch von Wissen und Erfahrung<br />

zwischen Theorie und Praxis (siehe Kasten<br />

links). Der Leitlinie „Sharing Expertise“<br />

folgend, hat B. <strong>Braun</strong> hierfür die nötigen<br />

Grundlagen geschaffen, um auch in Zukunft<br />

zum Wohle von Kindern und Heranwachsenden<br />

nach optimalen Medizinlösungen<br />

zu suchen und in der Praxis<br />

anzubieten. n<br />

share 2009<br />

31


UMWELT<br />

„B. <strong>Braun</strong>­Architektur schafft mehr als rein funktionale Industrieanlagen.<br />

Sie gestaltet Orte, an denen unsere Mitarbeiter nicht nur<br />

arbeiten, sondern sich auch wohl fühlen sollen. Die Gebäude gliedern<br />

sich harmonisch in die Region ein und stehen im Einklang<br />

mit der Natur sowie den kulturellen Gegebenheiten vor Ort.“ So<br />

beschreibt Prof. Dr. h. c. Ludwig Georg <strong>Braun</strong> die B. <strong>Braun</strong>­Philosophie<br />

vom verantwortungsvollen Bauen. Unterschiedliche Formen,<br />

Farben, das Parkhaus als zentraler „Eingangsort“, ein Straßennetz,<br />

eine Parkanlage mit Teich: Die Anlage im nordhessischen <strong>Melsungen</strong><br />

zeigt, was mit „Stadt der Industrie“ gemeint ist. Eingebettet in<br />

die Landschaft, symbolisiert der Sitz der Unternehmenszentrale<br />

anschaulich die Ansprüche der B. <strong>Braun</strong>­Architektur.<br />

Regionale Einbindung. Unter dem Titel „Buildings for Generations“<br />

legt B. <strong>Braun</strong> die Anforderungen an den Bau und die Er weiterung<br />

von Gebäuden in einem weltweit<br />

bindenden Hand buch fest: Die<br />

Architektur sollte die Werte Innovation,<br />

Effizienz und Nachhaltigkeit<br />

widerspiegeln; sie soll offen,<br />

transparent und zukunftsfähig<br />

sein. Dabei nimmt das Unternehmen<br />

auch seine Verantwortung als Bürger der Gesellschaft ernst:<br />

„Unsere Industriestädte sollen Teil der jeweiligen Region sein. Deshalb<br />

beziehen wir zeitig die Behörden vor Ort mit ein, arbeiten mit<br />

einheimischen Handwerkern und Bauarbeitern zusammen“, sagt<br />

32 share 2009<br />

Deutschland<br />

Städte für die Zukunft<br />

Prof. <strong>Braun</strong>. Noch in der Planungsphase werden Umweltaspekte<br />

analysiert: Gibt es vor Ort seltene Tier­ und Pflanzenarten, was ist<br />

beim Wasser­ und Klimaschutz zu beachten? Zudem stellt B. <strong>Braun</strong><br />

hohe Ansprüche an die verwendeten Materialien – sie müssen<br />

langlebig, zeitlos und nach Möglichkeit einheimisch sein. „Wir<br />

bauen nicht nur für das Jetzt. Wir denken voraus und beziehen<br />

heute schon künftige Erweiterungen der Standorte mit ein“, erklärt<br />

Prof. <strong>Braun</strong>.<br />

Benchmark Pfieffewiesen. Am Hauptstandort in <strong>Melsungen</strong> hat<br />

B. <strong>Braun</strong> bereits bewiesen, dass sich die Vision vom verantwortungsvollen<br />

Bauen realisieren lässt. Die erste „Stadt der Industrie“ beherbergt<br />

heute neben der zentralen Verwaltung auch das europäische<br />

Logistikzentrum und zwei hochmoderne Produktionsstandorte:<br />

die Fertigung von Infusionsüberleitungsgeräten und die Leading Infusion<br />

Factory Europe, die modernste<br />

Infusionslösungsfertigung<br />

des Kon tinents. Gewaltige Glasflächen<br />

dominieren die Gebäude,<br />

erlauben Einblicke von außen und<br />

signalisieren Transparenz. Materialien<br />

wie Holz oder Schiefer zeigen<br />

die Nähe zur Region, und die Formen der Gebäudestrukturen<br />

fügen sich in die umgebende Natur ein.<br />

Im ersten Bauabschnitt wurde die Stadt der Industrie mit 55.000 einheimischen<br />

Bäumen und Sträuchern begrünt, ein künstlich angeleg­


Viele industrielle Bauprojekte werden<br />

allein von Zweckmäßigkeit und Effizienz<br />

bestimmt. B. <strong>Braun</strong> beweist, dass sich<br />

wirtschaftliche Erfordernisse mit<br />

regionalen Aspekten und den Ansprüchen<br />

der Mitarbeiter verbinden lassen.<br />

ter See, der gleichzeitig als Löschwasserteich dient, wird von zwei<br />

Kanälen gespeist, die sich durch das Gelände schlängeln. Der britische<br />

Architekt James Stirling verstand es, funktionale Industriearchitektur<br />

mit ihrer Umgebung und den Bedürfnissen der Menschen zu vereinen.<br />

Wie sich die Ansätze des Hauptwerkes in <strong>Melsungen</strong> fortsetzen<br />

lassen, zeigte der Architekt Michael Wilford in der zweiten Bauphase<br />

zwischen 1998 und 2001, in der er das „Europagebäude“ für die Verwaltung<br />

des wachsenden Weltkonzerns nahtlos integrierte. Transparent<br />

und offen wie die Architektur ist auch das Arbeiten im Werk.<br />

Das Bürokonzept 2010 steht für Teamwork und Kommunikation.<br />

Es ermöglicht den Mitarbeitern durch die Wahlfreiheit des Arbeitsplatzes<br />

einen kontinuierlichen Austausch und schafft zudem<br />

Freiraum für neue Ideen. Unterstützt wird ihre Kreativität durch<br />

eine Vielzahl zeitgenössischer Kunstwerke, die in allen Bereichen<br />

des Werks präsent sind: in Büros, Gängen, Fertigungshallen und in<br />

der Kantine. Sie liefern Denkanstöße und regen die Mitarbeiter zur<br />

Auseinandersetzung damit an.<br />

Global denken. Die positiven Erfahrungen, die B. <strong>Braun</strong> beim Bauen<br />

in Deutschland gemacht hat, werden mit den neuen Architekturrichtlinien<br />

auch für internationale Bauprojekte verbindlich. In<br />

puncto Qualität und Sicherheit gelten selbstverständlich die gleichen<br />

strengen Regeln wie in Deutschland. Beispiel dafür ist Vietnam:<br />

In Hanoi baut das Unternehmen derzeit eine hochmoderne<br />

Infusionsfertigung auf. Die Entwürfe machen deutlich, dass auch<br />

hier der Natur und den Menschen genug Raum zur Entfaltung ge­<br />

Der Architekt im Interview:<br />

Michael Wilford<br />

Weshalb ist es wichtig, ein Gebäude in seine Umgebung<br />

zu integrieren?<br />

Jeder Architekt ist nicht nur der Funktionalität und Gestaltung<br />

seiner Gebäude verpflichtet, sondern immer<br />

auch ihrer Umgebung. Sie funktionieren erst dann gemeinsam,<br />

wenn sie aufeinander abgestimmt sind und in<br />

einer Beziehung zueinander stehen.<br />

Was bedeutet naturbezogene Unternehmensarchitektur<br />

künftig?<br />

Viele Industriegebäude werden heute<br />

möglichst schnell und billig in die<br />

Landschaft gesetzt. Dabei liegt bei<br />

den Unternehmen die Verantwortung,<br />

schonend mit Ressourcen umzugehen<br />

und regionale Besonderheiten<br />

zu integrieren. Es gilt, wann<br />

immer möglich, mit natürlichen, recycelbaren Materialien<br />

zu arbeiten und erfahrene ortsansässige Handwerker<br />

zu beauftragen. Nur so werden wir auch künftig<br />

noch charakteristische Gebäude haben, die sich einfügen<br />

und Ressourcen verantwortungsvoll nutzen.<br />

Konnten Sie und Ihr Kollege James Stirling diesen Ansprüchen<br />

gerecht werden, als Sie gemeinsam die „Stadt<br />

der Industrie“ gestaltet haben?<br />

Die „Stadt der Industrie“ besteht aus lang gezogenen,<br />

niedrigen Gebäuden. Wir haben sie in das Tal integriert<br />

und einen Park als Zentrum gewählt. Die Mitarbeiter<br />

überblicken den Park, wenn sie die Verbindungen zwischen<br />

den Gebäuden nutzen, wenn sie zur Arbeit kommen<br />

und nach Hause fahren. Die Landschaft steht im<br />

Fokus – mit ortsüblichen Pflanzenarten und durch die<br />

Auswahl einfacher, charakteristischer Rohstoffe. So demonstriert<br />

B. <strong>Braun</strong> seine Verantwortung gegenüber<br />

Menschen und Natur. Hier wird sie Tag für Tag gelebt.<br />

www.michaelwilford.com<br />

lassen wird. So wie die asiatische Kultur diesen Standort prägt,<br />

sollen lateinamerikanische Akzente das Bauprojekt im brasilianischen<br />

São Gonçalo mitgestalten. In die neuen Gebäude in Lima werden<br />

Eindrücke von den Bauwerken der peruanischen Andenregion<br />

aufgenommen, und im spanischen Rubí wird die regionale Identität<br />

Kataloniens in die Wahrnehmung von B. <strong>Braun</strong> einfließen. n<br />

share 2009<br />

33


UMWELT<br />

USA<br />

Ever.Green<br />

Seit mehr als drei Jahrzehnten produziert B. <strong>Braun</strong> USA<br />

umweltbewusste Produkte. Heute ist dieses nachhaltige<br />

Engagement in einer unternehmensweiten Initiative<br />

gebündelt: dem Ever.Green-Programm. <strong>Share</strong> hat sich<br />

mit Willem de Goede, Geschäftsführer und Vorstands-<br />

Vizepräsident von B. <strong>Braun</strong> Medical Inc. in den USA, über<br />

Ever.Green unterhalten.<br />

Warum wurde Ever.Green ins Leben gerufen?<br />

Der Auslöser war das tiefe Verständnis bei<br />

unseren Mitarbeitern, dass wir die kostbaren<br />

Ressourcen unserer Erde schützen müssen.<br />

Der Grundgedanke: Wir können etwas<br />

bewirken, wenn wir B. <strong>Braun</strong> USA zu einem<br />

verantwortungsvolleren Unternehmen machen,<br />

indem wir beispielsweise den medizinischen<br />

Abfall unserer Kunden reduzieren.<br />

Doch dabei wollten wir es nicht belassen.<br />

Hinzu kommt, dass wir auch die Abfälle<br />

von B. <strong>Braun</strong> USA und den Energieverbrauch<br />

messbar reduzieren wollen.<br />

Welche Ihrer Ziele haben Sie bereits<br />

erreicht?<br />

Mit der kontinuierlichen Ausweitung des<br />

Programms haben wir unsere Erwartungen<br />

bereits übertroffen. So hat B. <strong>Braun</strong> USA im<br />

September 2008 hundert Prozent des Glycols<br />

recycelt, das als Frostschutz eingesetzt<br />

wird. Unsere Anlage in Irvine produzierte<br />

85 Prozent ihres eigenen Energiebedarfs vor<br />

Ort. Hocheffiziente Lampen mit Bewegungssensoren,<br />

automatische Wasserhähne, Toiletten<br />

und Abwasseraufbereitung sparen<br />

Energie und Wasser.<br />

34 share 2009<br />

Können Sie die Ergebnisse der Initiative<br />

in Zahlen fassen?<br />

Auf diese Weise recycelte B. <strong>Braun</strong> 2008 in<br />

den Vereinigten Staaten 90 bis 100 Prozent<br />

der genutzten Materialien. Dabei wurden<br />

2.693 Tonnen Müll wiederaufbereitet und<br />

verwertet. Dieses Ergebnis werden wir 2009<br />

noch übertreffen.<br />

Wie motivieren Sie die Mitarbeiter, beim<br />

Ever.Green-Programm mitzumachen?<br />

Unsere Mitarbeiter haben erkannt: Für<br />

B. <strong>Braun</strong> USA stehen Gesundheit und Sicherheit<br />

im Mittelpunkt – und dazu zählt<br />

auch das Bemühen, umweltfreundliche<br />

Produkte herzustellen. Ever.Green war ursprünglich<br />

die Idee unserer Mitarbeiter, und<br />

deshalb sind sie auch hochmotiviert.<br />

Sehen Sie weitere positive Effekte des<br />

Programms ?<br />

Das Programm hat dem Unternehmen in<br />

diesem Jahr über 100.000 Dollar gespart.<br />

Gleichzeitig wirkte es sich positiv auf die<br />

Stimmung innerhalb des Unternehmens aus.<br />

Die Mitarbeiter sind durch das gemeinsame<br />

Engagement weiter zusammengerückt. Hinzu<br />

kommt der positive Effekt, den unsere<br />

Kunden wahrnehmen: Unsere „grünen“ Produkte<br />

helfen den Kunden, ihre „grünen“<br />

Ziele zu erreichen. Mit dem Recycling von<br />

so vielen Tonnen Müll leisten sie gemeinsam<br />

mit uns einen Beitrag zu einer saubereren,<br />

gesünderen Umwelt.<br />

Welches Ergebnis von Ever.Green hat Sie<br />

am meisten überrascht?<br />

Am meisten war ich trotz der hohen Anfangsmotivation<br />

über das Ausmaß und die<br />

Konsequenz überrascht, mit denen die Mitarbeiter<br />

für das Programm eingetreten sind<br />

und wie sie es in ihren Arbeitsalltag haben<br />

einfließen lassen.<br />

Wie lange wird die Initiative dauern?<br />

Es gibt keinen Endpunkt, denn Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeit gehören zum<br />

Selbstverständnis von B. <strong>Braun</strong>, und ich bezweifle,<br />

dass angesichts der positiven Effekte<br />

die Motivation der Mitarbeiter jemals<br />

schwinden wird. n


Die weltweite Klimaveränderung geht vor allem auf eins zurück – den<br />

CO 2-Ausstoß durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe. Jeder trägt dazu bei,<br />

dass Tag für Tag über 23 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre<br />

gelangen. Dabei wäre eine teilweise Neutralisierung des CO 2-Aufkommens<br />

ganz einfach – B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter auf den Philippinen zeigen, wie es geht.<br />

Philippinen<br />

Mahagoni für die Umwelt<br />

Wer früh am Morgen das Haus verlässt und<br />

ins Auto steigt, verstärkt damit die Erderwärmung,<br />

wer die Heizung aufdreht oder sich<br />

eine Suppe kocht, ebenso: Die Abgase des<br />

Kfz und viele weitere Kohlendioxid­Emissionen<br />

aller Menschen ergeben zusammen die<br />

unglaubliche Zahl von 8,47 Milliarden Tonnen<br />

Kohlendioxid, die jährlich menschenverursacht<br />

in die Atmosphäre gelangen. Neben<br />

den modernen Industriestaaten tragen zunehmend<br />

Schwellenländer dazu bei, dass die<br />

Umweltbilanz der Menschheit insgesamt<br />

dramatisch ausfällt. Seit dem Jahr 2000 ist<br />

der CO 2­Ausstoß viermal schneller gestiegen<br />

als noch im Jahrzehnt davor, rechnen die<br />

Wissenschaftler des Global Carbon Projects<br />

vor. Ein aufkommensneutrales Gleichgewicht<br />

mit der Natur gibt es nicht, stattdessen<br />

produzieren Menschen immer mehr<br />

schädliche Abgase, die das Klima der Erde<br />

verändern. Im Internet zeigen „CO 2­Rechner“<br />

die Bilanz für jeden Einzelnen: Eine<br />

vierköpfige Familie in Deutschland produziert<br />

im Jahr durchschnittlich 43 Tonnen<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong>, Nürnberger Straße 55, 34212 <strong>Melsungen</strong><br />

share@bbraun.com, www.bbraun.de<br />

Redaktion: B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong>, Dr. Bernadette Tillmanns­Estorf, Direktorin<br />

Unternehmenskommunikation (verantwortlich); Matthias Oetting, Manager Interne<br />

Markenführung; Pleon Dresden, Goetheallee 23, 01309 Dresden<br />

Konzeption und Gestaltung: Pleon Dresden, Goetheallee 23, 01309 Dresden<br />

Kohlendioxid, ein Geschäftswagen kommt<br />

schnell auf über 20 Tonnen.<br />

Eigeninitiative in Südostasien. Einen praktischen<br />

Schritt zur Lösung dieser Probleme<br />

gehen B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter auf den Philippinen:<br />

Sie pflanzen Bäume, um so einen<br />

Ausgleich für den Kohlendioxidausstoß ihrer<br />

Autos zu schaffen. „Das ist doch der<br />

beste Weg, unseren kränkelnden Planeten<br />

zu retten“, findet Anthony Llanos, Pharmareferent<br />

von B. <strong>Braun</strong> in Manila.<br />

„Mit dieser Aktion möchte unser Unternehmen<br />

ganz konkret zum nachhaltigen Umgang<br />

mit unserer Erde beitragen“, schildert<br />

Phil Cruz, Marketing Services and Corporate<br />

Communications Manager in Manila, das<br />

Anliegen. Projektpartner ist SCTEX – der<br />

Betreiber einer neu errichteten Autobahn.<br />

„An einem Streckenabschnitt pflanzen wir<br />

bis voraussichtlich Mai 2009 links und<br />

rechts der Fahrbahn insgesamt 1.000 junge<br />

Mahagonibäume an.“ Die Bäume binden<br />

beim Heranwachsen das Klimagas und<br />

wandeln es in Biomasse und Sauerstoff um.<br />

Viele B. <strong>Braun</strong>­Mitarbeiter sind mit großem<br />

persönlichen Engagement bei der Sache.<br />

So auch Isabel Sula, Cash Accountant bei<br />

B. <strong>Braun</strong> Medical: „Bäume pflanzen wollte<br />

ich schon immer, aber zu Hause ist zu wenig<br />

Platz. Einen Sämling zu setzen und zu<br />

sehen, wie er heranwächst – damit werden<br />

wir quasi zu Gottes Mit­Schöpfern.“ Ihr<br />

Kollege Roy Amparo ist selbst in einer<br />

waldreichen Gegend aufgewachsen – „mit<br />

frischer Luft und kühler Witterung. Noch<br />

heute fahre ich mit meiner Familie jedes<br />

Wochenende hin.“ Zur Pflanzaktion will er<br />

auf jeden Fall seine Kinder mitbringen: „Sie<br />

sollen beizeiten lernen, wie wichtig die<br />

Mahagonis für uns sind.“ n<br />

Druck: Bernecker MediaWare <strong>AG</strong>, Unter dem Schöneberg 1, 34212 <strong>Melsungen</strong><br />

Fotografie: Régis Alain (Morainville), André Druschel (Fulda), Marco Moog<br />

(Hamburg), Graham Bell (corbis), mariusFM77 (istockphoto), medicalpicture<br />

(picture alliance)<br />

<strong>Share</strong> – das Nachhal tigkeitsmagazin der B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong> erscheint einmal<br />

im Jahr und wird kostenlos abgegeben. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />

wird keine Haftung übernommen.<br />

share 2009<br />

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Nr. 3001725<br />

38.132 Experten<br />

weltweit verzweigt und tief verwurzelt.<br />

In über 50 Ländern und über alle Kontinente hinweg vernetzen Mitarbeiter von<br />

B. <strong>Braun</strong> täglich ihr Wissen und ihre Erfahrung zum Thema Gesundheit – mit<br />

Kollegen und Kunden. Zum Beispiel in unseren „Centers of Excellence“.<br />

Fachübergreifend entwickeln dort Teams aus Spezialisten die Produkte und<br />

Technologien von morgen. Ein verlässlicher Stamm aus Know-how, auf den wir<br />

jederzeit von jedem Ort zugreifen können. Zum Vorteil unserer Kunden. Denn<br />

selbst unsere kleinste Einheit nutzt immer die Kraft der ganzen Familie. Effizient.<br />

Leistungsstark. Und das seit 170 Jahren. Sharing Expertise, made by B. <strong>Braun</strong>.<br />

B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong> · 34209 <strong>Melsungen</strong> · Deutschland · www.bbraun.de

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