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Tierheim Landsberg Zeitung 2015

Tierschutzverein Landsberg Zeitschrift mit Jahresüberblick, Tierschicksale, erfolgreiche Vermittlungen Tips für Tierbesitzer

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Diabetes mellitus bei Katzen –<br />

häufig durch Trockenfutterernährung<br />

Auch im <strong>Tierheim</strong> haben wir schon oft mit Diabetes bei Katzen zu tun gehabt. Die Münchner Tierärztin Martina Menz<br />

hat immer wieder dabei geholfen, diese Tiere zu heilen. Sie beschreibt hier, wie wichtig die Behandlung dieser Krankheit<br />

ist und wie man dagegen vorbeugen kann.<br />

Diabetes mellitus ist bei Katzen weit<br />

verbreitet. Betroffen sind vor allem<br />

Katzen, welche vorwiegend oder ausschließlich<br />

mit Trockenfutter ernährt<br />

wurden und Patienten, die beim Tierarzt<br />

Corticoide („Cortison“) bekommen<br />

haben. Cortison fördert Diabetes, weil<br />

es die Wirkung des körpereigenen<br />

Insulins verringert. Corticoide sollten<br />

deshalb nur dann eingesetzt werden,<br />

wenn andere Therapiemöglichkeiten<br />

nicht zur Verfügung stehen.<br />

Aber warum kann Trockenfutter besonders<br />

bei Katzen Diabetes auslösen?<br />

Ganz im Gegensatz zu Mensch, Hund<br />

und vielen anderen Säugetieren benötigen<br />

Katzen kaum Kohlenhydrate<br />

(Ein- oder Mehrfachzucker) im Futter.<br />

Denn sie können die Eiweiße ihrer<br />

Nahrung bei Bedarf selbst in Kohlenhydrate<br />

umwandeln. Das natürliche<br />

Futter von Katzen (Mäuse, Vögel etc.)<br />

beinhaltet nur ein bis zwei Prozent<br />

Kohlenhydrate. Deshalb sollte gesundes<br />

Katzenfutter viel Eiweiß, jedoch<br />

wenig Kohlenhydrate enthalten.<br />

Handelsübliche Trockenfutter aber<br />

bestehen zu etwa 40 bis 60 Prozent<br />

aus Kohlenhydraten! Leider sind auch<br />

die „hochwertigen“ Trockenfutter keine<br />

Ausnahme. Aus verarbeitungstechnischen,<br />

vor allem aber auch<br />

aus finanziellen Gründen wird ihnen<br />

Zucker und/oder Getreide, das viel<br />

Stärke enthält, zugesetzt. Stärke gehört<br />

chemisch gesehen zu den Kohlenhydraten<br />

- auch wenn sie gar nicht<br />

süß schmeckt. Um sie zu verarbeiten<br />

benötigt der Körper viel Insulin, das<br />

von der Bauchspeicheldrüse gebildet<br />

wird. Ist die Bauchspeicheldrüse dieser<br />

Belastung nicht mehr gewachsen,<br />

entsteht ein Diabetes mellitus.<br />

Was macht artgerechtes Futter<br />

aus?<br />

Die natürliche Nahrung der Katze<br />

enthält ca. 70 – 80 Prozent Flüssigkeit<br />

und nur ca. 30 – 20 Prozent feste<br />

Stoffe. Gesunde, artgerecht ernährte<br />

Katzen müssen deshalb sehr wenig<br />

Wasser aufnehmen - man sieht sie<br />

nur selten trinken. Trockenfutter aber<br />

besteht zu 80 bis 90 Prozent aus<br />

festen Stoffen. In der Folge steigt die<br />

absolute Energiedichte des Futters<br />

um ein Vielfaches an. Katzen, die eine<br />

längere Zeit mit viel Trockenfutter ernährt<br />

wurden, werden im Alter meist<br />

übergewichtig - was die Entstehung<br />

eines Diabetes begünstigt.<br />

Durch die ungenügende Versorgung<br />

mit Flüssigkeit kommen oft andere Erkrankungen<br />

hinzu. Typisch sind z.B.<br />

Harnwegsinfekte oder Kristalle, die<br />

die Harnröhre verlegen können, was<br />

eine Penisamputation zur Folge haben<br />

kann. Auch die häufig bei Katzen<br />

auftretenden Nieren-Erkrankungen<br />

können hier ihre Ursache haben.<br />

Wurde ein Diabetes mellitus diagnostiziert,<br />

sollte sofort auf Nassfutter umgestellt<br />

werden. Trockenfutter jeder<br />

Art - auch die beim Tierarzt speziell (!)<br />

für diabetische Katzen verkauften Erzeugnisse<br />

- sollten unbedingt vermieden<br />

werden, denn sie alle enthalten<br />

Stärke. Diese erhöht den Insulinbedarf<br />

des Patienten, macht die Einstellung<br />

des Blutzuckers schwer kontrollierbar<br />

und verhindert, dass sich die<br />

Bauchspeicheldrüse unter Therapie<br />

wieder erholen kann und der Diabetes<br />

nach einiger Zeit verschwindet.<br />

Mit einer konsequenten Behandlung<br />

und möglichst proteinreicher und kohlenhydratarmer<br />

Ernährung benötigen<br />

viele Katzen nach einiger Zeit kein Insulin<br />

mehr.<br />

„Diabetikergeeignetes Futter“ beim<br />

Tierarzt<br />

Die Blutzuckerkontrolle durch den Tierhalter ist essentiell für eine gute Einstellung<br />

Die Hersteller der „diabetikergeeigneten“<br />

Trockennahrung begründen<br />

den Einsatz von Stärke und anderer<br />

Mehrfachzucker damit, dass hier explizit<br />

Kohlehydrate ausgewählt wurden,<br />

die nur sehr langsam ins Blut<br />

übergehen und somit für einen gleichmäßigen<br />

Blutzuckerspiegel über den<br />

Tag sorgen. Deshalb werden diesen<br />

Erzeugnissen oft auch noch Faserstoffe<br />

beigegeben, die die Aufnahme<br />

der Kohlenhydrate ihrerseits noch einmal<br />

verzögern. Diese Begründung ist<br />

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