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BR-Magazin 12/2015

Das hauseigene Magazin des Bayerischen Rundfunks informiert vierzehntägig über die Höhepunkte im Programm. Hier finden Sie Hintergründe zu neuen Produktionen und Veranstaltungen. Außerdem gibt es eine ausführliche Programmübersicht.

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Bayern<br />

Zwölfuhrläuten<br />

Aus …<br />

–<br />

Schönbrunn<br />

–<br />

Schönbrunn, heute ein gut tausend Einwohner<br />

zählendes Dorf am unmittelbaren<br />

Rand des Nationalparks Bayerischer Wald,<br />

entstand ab 1599, als hier ein Hans Kürschner,<br />

„Hüttenmeister zum Schönprun“, eine<br />

Glashütte einrichtete. Erst über 330 Jahre<br />

später, im Juli 1938, – die Glashütte lag bereits<br />

seit einem halben Jahrhundert still –<br />

konnte eine Kirche geweiht werden. Da die<br />

Schönbrunner ihre weiten Fußwege nach<br />

Hohenau, Kreuzberg oder Mauth vermeiden<br />

wollten, gründeten sie um 1926 einen<br />

Kirchenbauverein und führten zwei Winter<br />

lang Berge von Bayerwaldgranit zusammen.<br />

Die Mühsal lässt sich heute noch erahnen,<br />

denn Turm und Langhaus des vor<br />

75 Jahren eingeweihten Gotteshauses hat<br />

man nicht verputzt, und sie prägen mit<br />

ihrem Zyklopenmauerwerk das Ortsbild.<br />

Im hellen Kirchenschiff mit der prächtigen<br />

Holzdecke und den hochrechteckigen<br />

Glasfenstern verweisen die an den Seitenwänden<br />

dargestellten Kirchenpatrone,<br />

St. Heinrich und Gunter, auf die Rodungsund<br />

Christianisierungsgeschichte des bayerischen<br />

Waldes. Kaiser Heinrich II. hatte<br />

dem Kloster Niederaltaich Ländereien und<br />

Rodung bewilligt, der heilige Gunter das<br />

knapp vierzig Kilometer nordwestlich gelegenen<br />

Kloster Rinchnach gegründet. Öfters<br />

soll er von einem 1.002 Meter hohen<br />

Felsen gepredigt haben, dem Hausberg der<br />

Schönbrunner, der heute noch Kanzel<br />

heißt. Der Chorschluss der Pfarrkirche<br />

zeigt überlebensgroß und beeindruckend<br />

farbstark die vier Evangelisten. Davor bildet<br />

eine Kreuzigungsgruppe mit spätbarockem<br />

Kruzifix das Zentrum des Altarraums.<br />

Aus dem erst kürzlich renovierten und mit<br />

spitzer Kupferhaube bedachten Turm läuten<br />

fünf Glocken, die alle aus der Gießerei<br />

Perner in Passau stammen und 1949, 1963<br />

und 20<strong>12</strong> gegossen wurden.<br />

––<br />

Bayern 1<br />

Sonntag, 7.6.<strong>2015</strong>, <strong>12</strong>.00 Uhr<br />

Zwölfuhrläuten aus Schönbrunn am Lusen<br />

bayern1.de/zwoelfuhrlaeuten<br />

–<br />

Gilching<br />

–<br />

In der Pfarrkirche St. Vitus in Gilching<br />

hängt neben der Turmpforte eine Glocke,<br />

die um 1170 gegossen wurde, und mit ihrer<br />

Inschrift zeigt, wie schwer Spiegelschrift<br />

zu schreiben ist, besonders in das Innere<br />

eines Glockenmantels. In romanischen<br />

Großbuchstaben steht auf Latein zu lesen:<br />

„Der Priester Arnoldus von Gilching ließ<br />

mich gießen“. Für die letzten drei Worte<br />

reichte die Konzentration nicht mehr, das<br />

“me fundi fecit“ ist nur mit einem Taschenspiegel<br />

zu entziffern. Die Glocke ist knapp<br />

50 Zentimeter hoch, fiel an Fronleichnam<br />

1923 auf das Kirchenpflaster und zersprang<br />

in drei Teile. 1926 gab ihr das Glockenschweißwerk<br />

Lachenmeyer in Nördlingen<br />

ihre Zuckerhutgestalt zurück und rettete<br />

so ein einzigartiges Zeitdokument. Seit<br />

1952 prangt sie im Gilchinger Gemeindewappen.<br />

Der Ort im oberbayerischen Landkreis<br />

Starnberg zählt um die 17.500 Ein-<br />

wohner und ist schon seit 804 urkundlich<br />

nachweisbar. Wesentlich jünger ist die katholische<br />

Pfarrkirche St. Vitus. Das heutige,<br />

dreischiffige Langhaus, das an einen um<br />

1520 gebauten Chor anschließt, wurde<br />

zwischen 1836 und 1842 errichtet. Seine Innenausstattung<br />

mit der dezenten, warmtönigen<br />

Malerei an Kreuzgewölbe, Pfeilern<br />

und Empore und das strahlende Weiß der<br />

Außenfassade erhielt das Gotteshaus bei<br />

der Renovierung 1980. Der Satteldach beschirmte<br />

Turm brannte, zwei Wochen<br />

nachdem Pfarrer Josef Hoch die Arnoldusglocke<br />

in Sicherheit gebracht hatte, beim<br />

Bombenangriff am 13. Juni 1944 aus. So<br />

stammen denn auch die vier Glocken aus<br />

der Nachkriegszeit. Gegossen vom Bochumer<br />

Verein kamen sie 1948 per Bahntransport<br />

nach Gilching. Die Arnoldusglocke<br />

dient auf ihre alten Tage als Sakristei- und<br />

Messglocke.<br />

––<br />

Bayern 1<br />

Sonntag, 14.6.<strong>2015</strong>, <strong>12</strong>.00 Uhr<br />

Zwölfuhrläuten aus Gilching<br />

bayern1.de/zwoelfuhrlaeuten<br />

Fotos:<br />

10 – <strong>BR</strong>-<strong>Magazin</strong>

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