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Second Hand Spaces

ISBN 978-3-86859-155-2

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INHALT/<br />

INDEX<br />

Einleitung 12<br />

Kapitel 1<br />

Kulisse 25<br />

Martina Baum<br />

Zukunftsfähigkeit braucht Wandlungsfähigkeit<br />

und Stabilität<br />

Dynamisch-stabile Strukturen im Kontext<br />

nachhaltiger Stadtentwicklung 28<br />

Tom Lecke-Lopatta<br />

Von der Brache als Problem zur Ressource<br />

für kreative Stadtentwicklung<br />

Erfahrungen eines Bremer Planungspraktikers 36<br />

Wolfgang Kil<br />

Geduldsfeld – Slow City – Immobiliencharts?<br />

Wiederholte Besichtigungen einer<br />

Perforationslandschaft 45<br />

Projekte<br />

Carsten Joost<br />

YAAM & Bar25, Berlin<br />

Zwischennutzungen als vermarktungsfördernde<br />

Identitätsstiftungen? 53


Sarah Oßwald<br />

Tentstation, Berlin<br />

Zelten in der Großstadt 62<br />

Siri Frech und Klaus Overmeyer<br />

Mellowpark, Berlin<br />

Stadtpilot für morgen 69<br />

Jakob Sturm<br />

basis, Frankfurt am Main<br />

Raum für Kreative 73<br />

Oliver Hasemann, Daniel Schnier,<br />

Sarah Oßwald und Michael Ziehl<br />

ZwischenZeitZentrale, Bremen<br />

Haustüren und Zeitfenster öffnen 82<br />

Steckbriefe 90<br />

Projekte<br />

Andreas Krauth<br />

Eichbaumoper, Mülheim an der Ruhr<br />

Experimenteller Stadtumbau 137<br />

Nils Grube<br />

Frappant, Hamburg<br />

Kommen, <strong>Hand</strong>eln, Wirken –<br />

Über die Vitalisierung der Großen Bergstraße<br />

durch Zwischennutzer 144<br />

Philippe Cabane<br />

nt/Areal, Basel<br />

stadt der Bürger versus<br />

Stadt der Kunden 153<br />

Peter Birke<br />

ungdomshuset, Kopenhagen<br />

Zwischen Normalisierung und Gentrifizierung 159<br />

Kapitel 2<br />

AKTEURe 105<br />

Arndt Neumann<br />

Noch-Nicht-Unternehmer oder Immer-Noch-Prekäre?<br />

Zwischennutzer zwischen Aufwertung und Prekarität 108<br />

Michael Ziehl<br />

Gängeviertel, Hamburg<br />

Von der Produktion eines<br />

alternativen Stadtraums 164<br />

Steckbriefe 176<br />

Bastian Lange<br />

Neue Formen des Arbeitens in Netzwerken 116<br />

Florian Haydn<br />

Am besonderen Ort 127<br />

Kapitel 3<br />

FLUIDUM 201<br />

Stephan Willinger<br />

Wilde Partizipationen – Was informelle Raumnutzung<br />

mit Bürgerbeteiligung zu tun hat 204


Sarah Oßwald<br />

Tentstation, Berlin<br />

Zelten in der Großstadt 62<br />

Siri Frech und Klaus Overmeyer<br />

Mellowpark, Berlin<br />

Stadtpilot für morgen 69<br />

Jakob Sturm<br />

basis, Frankfurt am Main<br />

Raum für Kreative 73<br />

Oliver Hasemann, Daniel Schnier,<br />

Sarah Oßwald und Michael Ziehl<br />

ZwischenZeitZentrale, Bremen<br />

Haustüren und Zeitfenster öffnen 82<br />

Steckbriefe 90<br />

Projekte<br />

Andreas Krauth<br />

Eichbaumoper, Mülheim an der Ruhr<br />

Experimenteller Stadtumbau 137<br />

Nils Grube<br />

Frappant, Hamburg<br />

Kommen, <strong>Hand</strong>eln, Wirken –<br />

Über die Vitalisierung der Großen Bergstraße<br />

durch Zwischennutzer 144<br />

Philippe Cabane<br />

nt/Areal, Basel<br />

stadt der Bürger versus<br />

Stadt der Kunden 153<br />

Peter Birke<br />

ungdomshuset, Kopenhagen<br />

Zwischen Normalisierung und Gentrifizierung 159<br />

Kapitel 2<br />

AKTEURe 105<br />

Arndt Neumann<br />

Noch-Nicht-Unternehmer oder Immer-Noch-Prekäre?<br />

Zwischennutzer zwischen Aufwertung und Prekarität 108<br />

Michael Ziehl<br />

Gängeviertel, Hamburg<br />

Von der Produktion eines<br />

alternativen Stadtraums 164<br />

Steckbriefe 176<br />

Bastian Lange<br />

Neue Formen des Arbeitens in Netzwerken 116<br />

Florian Haydn<br />

Am besonderen Ort 127<br />

Kapitel 3<br />

FLUIDUM 201<br />

Stephan Willinger<br />

Wilde Partizipationen – Was informelle Raumnutzung<br />

mit Bürgerbeteiligung zu tun hat 204


Angelus Eisinger und Jörg Seifert<br />

urbanRESET – Indizienfelder für<br />

zukunftsfähige urbane Praktiken 213<br />

Niko Paech und Annika Rehm<br />

second hand spaces –<br />

Möglichkeitsräume für urbane Subsistenz 221<br />

Projekte<br />

Christina Vogelsang<br />

sproutbau, Bremen<br />

Hinterlassenschaften eines Sommers im Beton 230<br />

Patrick T. Augenstein<br />

susiburg, Freiburg im Breisgau<br />

Wagenburgwunsch wird Wirklichkeit –<br />

eine Erfolgsgeschichte auf vier Rädern 240<br />

Ragna Körby<br />

prinzessinnengärten, Berlin<br />

ein temporäres Paradies in Kreuzberg 247<br />

Michael Rostalski<br />

RAW, Berlin<br />

Wo das Werden erprobt, sesshaft zu sein –<br />

informelle Nutzungen durch Quartiersbewohner 253<br />

Oliver Hasemann und Daniel Schnier<br />

auFAUF, Bremen<br />

Vom Recycling eines gebrauchten Ortes 259<br />

Steckbriefe 268<br />

Introduction 298<br />

Chapter 1<br />

Backdrop 302<br />

Martina Baum<br />

Future Viability Requires Adaptability and Stability<br />

Dynamic, Stable Structures in the Context of<br />

Sustainable Urban Development 304<br />

Tom Lecke-Lopatta<br />

From the Brownfield as a Problem<br />

to Becoming a Resource for Creative Urban Development<br />

The Experience of a Bremen-Based Planning Practitioner 309<br />

Wolfgang Kil<br />

Field of Patience–Slow City–Real Estate Charts?<br />

Recurring Inspections of a Perforated Landscape 314<br />

Projects<br />

Carsten Joost<br />

YAAM & Bar25, Berlin<br />

temporary Uses as a Means of Establishing<br />

an Identity in Order to Promote Marketing? 321<br />

Sarah Oßwald<br />

tentstation, Berlin<br />

Big-City Camping 325<br />

Siri Frech and Klaus Overmeyer<br />

Mellowpark, Berlin<br />

Urban Pilot for Tomorrow 329


Jakob Sturm<br />

basis, Frankfurt am Main<br />

space for Creative Folks 332<br />

Oliver Hasemann, Daniel Schnier,<br />

Sarah Oßwald and Michael Ziehl<br />

ZwischenZeitZentrale, Bremen<br />

Opening Doors and Windows of Time 336<br />

Profiles 340<br />

Chapter 2<br />

Actors 344<br />

Arndt Neumann<br />

Not-Yet Entrepreneurs or Still in Limbo?<br />

Temporary Users between<br />

Valorization and Precariousness 346<br />

Bastian Lange<br />

New Forms of Working in Networks 352<br />

Florian Haydn<br />

At a Special Place 360<br />

Projects<br />

Andreas Krauth<br />

eichbaumoper, Mülheim an der Ruhr<br />

experimental Urban Redevelopment 366<br />

Nils Grube<br />

Frappant, Hamburg – Arrival, Action, Impact<br />

On the Vitalization of<br />

Grosse Bergstrasse by Temporary Users 370<br />

Philippe Cabane<br />

nt/Areal, Basel<br />

City of Citizens vs. City of Customers 374<br />

Peter Birke<br />

ungdomshuset, Copenhagen<br />

Between the Poles of Normalization<br />

and Gentrification 378<br />

Michael Ziehl<br />

Gängeviertel, Hamburg<br />

On the Production of an<br />

Alternative Urban Space 382<br />

Profiles 386<br />

Chapter 3<br />

Atmosphere 390<br />

Stephan Willinger<br />

Wild Participations<br />

What the Informal Use of Space<br />

Has to Do with Civic Involvement 393<br />

Angelus Eisinger and Jörg Seifert<br />

urbanRESET<br />

Fields for Identifying the Sustainability<br />

of Urban Practices 398<br />

Niko Paech and Annika Rehm<br />

second hand spaces<br />

<strong>Spaces</strong> of Opportunity for Urban Subsistence 404


Projects<br />

Christina Vogelsang<br />

sproutbau, Bremen<br />

legacy of a Summer in Concrete 409<br />

Patrick T. Augenstein<br />

susiburg, Freiburg im Breisgau<br />

the Wish for a Trailer Park Becomes Reality<br />

a Success Story on Four Wheels 412<br />

Ragna Körby<br />

prinzessinnengärten, Berlin<br />

a Temporary Paradise in Kreuzberg 416<br />

Michael Rostalski<br />

RAW-Gelände, Berlin<br />

Where Projects-in-Progress Test Settling Down<br />

informal Uses by Neighborhood Residents 420<br />

Oliver Hasemann and Daniel Schnier<br />

auFAUF, Bremen<br />

On Recycling a Used Site 424<br />

Profiles 428<br />

Autoren/ Authors 439<br />

Quellen/ Bibliography 451<br />

Bildnachweis/ Photo credits 458<br />

Impressum/ Imprint 462


<strong>Second</strong><br />

hand<br />

spaces<br />

Über das Recyceln von Orten<br />

im städtischen Wandel<br />

<strong>Second</strong> hand spaces schöpfen an vakanten Orten aus der Atmo-<br />

sphäre, den Spuren, den Überbleibseln und der Geschichte<br />

der vorherigen Nutzung. Ihre Akteure entwickeln aus dem Ort<br />

heraus eine eigene Ästhetik, die durch Einfachheit und Impro-<br />

visationen gekennzeichnet ist. Neue Ideen werden ausprobiert<br />

und Überraschungsmomente in der Stadt geschaffen. <strong>Second</strong><br />

hand spaces entwickeln sich vor dem Hintergrund veränderter<br />

Ansprüche an Stadträume und bieten bei geringer Miete Platz<br />

für Interaktion, Partizipation und Start-ups. Sie eröffnen der<br />

Stadtplanung neue <strong>Hand</strong>lungsansätze und leisten gleichzeitig<br />

einen nachhaltigen Beitrag zum städtischen Wandel.<br />

Etabliert ist der Begriff second hand vor allem im Zusammenhang<br />

mit gebrauchter Kleidung, die von neuen Nutzern getragen<br />

wird. Die Träger von <strong>Second</strong>-hand-Mode schätzen individuelle<br />

Kleidung und sie kombinieren Gebrauchtes mit Neuem. Ihr<br />

Auftreten ist dadurch oftmals unkonventionell und einfallsreich.<br />

Andere wollen einfach ausprobieren, ob ihnen ein Kleidungs-<br />

stil überhaupt steht, oder sie brauchen das Stück nur für einen<br />

speziellen Anlass. Sie sparen Geld, ohne viel Qualität einzu-<br />

büßen, und sie schonen nicht nur den eigenen Geldbeutel, son-<br />

dern auch Ressourcen. Dass die Kleidung aus zweiter <strong>Hand</strong><br />

Gebrauchsspuren aufweist, ist dabei kein Makel, sondern Ausdruck<br />

einer alternativen, konsumkritischen Lebensvorstellung.<br />

Ähnlich verhält es sich mit second hand spaces. Ihre zumeist<br />

finanzschwachen Nutzer recyceln die materiellen und immateriellen<br />

Werte vakanter Orte aus ökonomischen, ökologischen,<br />

sozialen und kulturellen Beweggründen, definieren sie um und<br />

kreieren daraus Neues: Ein ehemaliges Freibad wird zum Zeltplatz<br />

(Tentstation), ein Wohnhochhaus wird zur Künstlerkolonie<br />

(Sproutbau) und eine unwirtliche Stadtbrache wird zum Gartenparadies<br />

(Prinzessinnengarten). Die Gestaltung der Orte ist individuell<br />

und geprägt von der do-it-yourself-Mentalität ihrer Akteure.<br />

Gebrauchsspuren spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie<br />

erleichtern das Ausprobieren, sie inspirieren die Nutzung, sie<br />

prägen den Ort und sie verringern sogar noch die Miete. Längst<br />

ist daraus ein neuer Trend entstanden. Clubs, Bars, Restaurants<br />

und Galerien kopieren den used look – eine Entwicklung,<br />

die in der Modewelt ihre Entsprechung in neuen Jeanshosen<br />

findet, die bereits beim Kauf getragen aussehen. An second hand<br />

spaces im Stadtraum haben sich viele Menschen dagegen<br />

noch nicht gewöhnt. Sie werden mitunter als störend in einer<br />

ansonsten funktionalen und klar definierten Stadt empfunden.<br />

Kleidungsstücke sind ebenso wie Immobilien von einer bestimmten<br />

Ästhetik, dem Zeitgeist und ihrer Funktion geprägt. Architektur<br />

und Mode sind Ausdrucks- und Kommunikationsmittel,<br />

sie schaffen und vermitteln Identität und haben einen Gebrauchs-<br />

und Tauschwert. Mode unterliegt einem besonders<br />

kurzweiligen Zyklus: Ihre Akzeptanz ist in der ersten Phase<br />

Trend noch gering, in der zweiten Phase Mode erreicht sie ihren<br />

16<br />

17


D e r K a p i t a l i s m u s<br />

e r z e u g t e i n e<br />

g e o g r a f i s c h e<br />

L a n d s c h a f t , d i e f ü r<br />

e i n e g e w i s s e Z e i t<br />

d e m j e w e i l i g e n<br />

E n t w i c k l u n g s m o d e l l<br />

e n t s p r i c h t ,<br />

u m s i e d a n n i m<br />

n ä c h s t e n Z y k l u s z u<br />

z e r s t ö r e n .


Z w i s c h e n -<br />

n u t z u n g s -<br />

p r o j e k t e , d i e<br />

z u m n a c h h a l -<br />

t i g e n U m b a u<br />

u n s e r e r<br />

S t ä d t e b e i -<br />

t r a g e n , n i c h t<br />

m e h r<br />

n u r a l s<br />

L ü c k e n f ü l l e r ,<br />

s o n d e r n a l s<br />

s e c o n d h a n d<br />

s p a c e s z u<br />

v e r s t e h e n ,<br />

d e u t e t m ö g -<br />

l i c h e r w e i s e<br />

a u f<br />

e i n e n e r n e u -<br />

t e n V e r s t ä n d -<br />

n i s w a n d e l i m<br />

B e r e i c h d e s<br />

B r a c h e n -<br />

r e c y c l i n g s<br />

h i n .<br />

1.Kapitel<br />

Kulisse<br />

Das Kapitel „Kulisse“ setzt sich mit den Voraussetzungen von<br />

second hand spaces auseinander. Die Urbanistin Dr. Martina<br />

Baum zeigt im ersten Essay, dass sowohl Stabilität als auch<br />

Offenheit Grundvoraussetzungen für die Wandlungsfähigkeit<br />

von Gebäuden und Städten sind und deren Zukunftsfähigkeit<br />

entscheidend mitbestimmen. Tom Lecke-Lopatta wirft als<br />

Planungspraktiker einen Blick auf Veränderungen im Umgang<br />

mit brachgefallenen Flächen. Er sieht in second hand spaces<br />

Potenziale, um Brachen nachhaltig zu entwickeln. Dies setzt<br />

auf Seiten der Verwaltung jedoch ein hohes Maß an Flexibi-<br />

lität, Toleranz und Risikobereitschaft voraus. Für Geduld und<br />

Mut zum Risiko spricht sich auch der Architekturkritiker<br />

Wolfgang Kil in seinem Essay aus. Anhand der jüngsten Umbrüche<br />

im Leipziger Osten erläutert er, wie entschleunigte Entwicklungsprozesse<br />

im Gegensatz zu rein wachstumsfixiertem<br />

Planungshandeln die bedarfsorientierte Entwicklung lebens-<br />

werter Quartiere begünstigen. Dass auch Proteste zur Entschleu-<br />

nigung von Planungen beitragen können, führt Carsten Joost<br />

aus. Der Mitbegründer der Initiative Mediaspree Versenken!<br />

beschreibt, wie sich diese bisher mit Erfolg dafür einsetzt,<br />

dass Investoren kulturelle Nutzungen wie das YAAM und die<br />

Bar25 nicht vertreiben. Anders ist es mit Tentstation. Der Zelt-<br />

platz auf einem Berliner Freibadgelände muss dem Vorhaben<br />

eines Investors weichen. Die Initiatorin Sarah Oßwald schil-<br />

dert, wie sich Tentstation unterschiedliche städtische Veränderungen<br />

und Ereignisse in der Gründungsphase zunutze machte<br />

und sich so zu einem zwar instabilen, aber sehr authentischen<br />

Ort entwickelte. Das Sport- und Jugendprojekt Mellowpark hat<br />

einen Umzug bereits hinter sich. Am neuen Standort steht es<br />

nun vor ungeahnten Herausforderungen. Siri Frech und Klaus<br />

29


Die Zukunftsfähigkeit<br />

VON<br />

Gebäuden<br />

schließen. Auch dieser Status des Temporären kann einen besonderen<br />

Reiz ausüben und eine besondere Qualität darstellen,<br />

die nachgefragt wird.<br />

Die Überlegungen zu den Grundlagen und Treibern dynamischstabiler<br />

Strukturen zeigen,<br />

dass nicht allein<br />

die Architektur entscheidend<br />

ist, sondern<br />

die Kombination aus<br />

der Art der Räumlichkeiten,<br />

den funktionalen<br />

und sozialen<br />

Bedingungen, dem Umfeld<br />

und den Akteuren,<br />

die diese Räume nachfragen<br />

und be-spielen.<br />

Erst durch das Wechselspiel<br />

von Stabilität<br />

und Offenheit, von<br />

Permanenz und Veränderungspotenzial<br />

eröffnen sich Möglichkeitsräume,<br />

die in der<br />

Auseinandersetzung<br />

mit dem spezifischen<br />

Ort neue Nutzungsmuster<br />

und -ideen hervorbringen.<br />

Dynamisch-stabile<br />

Strukturen beschränken sich in diesem Sinne nicht nur auf das<br />

geläufige Bild der zu Ateliers umgebauten Backsteinfabrik der<br />

Gründerzeit. Alle Gebäude und Freiräume, die über Stabilität<br />

und gleichzeitig Offenheit verfügen, können darunter gefasst<br />

werden. In diesem Sinne muss das Nutzerspektrum über Künstler<br />

und Kreativschaffende hinaus erweitert werden auf all jene,<br />

die mit ebensolchen Räumen in Interaktion treten, sich von ihnen<br />

stimulieren lassen und daraus ihr spezifisches Umfeld zum<br />

Leben oder Arbeiten entwickeln.<br />

Auch für heute neu geplante<br />

Gebäude und<br />

Freiräume stellt sich<br />

die Frage nach ihrer<br />

Eignung als second hand<br />

spaces und somit ihrer<br />

Zukunftsfähigkeit.<br />

Ist ein Gebäude offen<br />

und anpassungsfähig<br />

für neue Ansprüche<br />

und Nutzungen und zugleich<br />

kraftvoll und<br />

prägnant genug, um Bestand<br />

zu haben, kann<br />

es dauerhaft lebensfähig<br />

sein. Erlischt allerdings<br />

„die Wandlungsfähigkeit<br />

des Hauses,<br />

ist auch seine Lebensfähigkeit<br />

in Frage gestellt“<br />

(Müller-Menckens<br />

1977: 12). Diese Gedanken<br />

können über das<br />

einzelne Gebäude hinaus<br />

auch auf die Stadt<br />

übertragen werden: Wie kann eine Stadt, ein Quartier Stabilität<br />

besitzen und zugleich offen sein für andere Nutzungen, neue<br />

Lebensmodelle, die Zukunft?<br />

38<br />

39


Tom Lecke-Lopatta<br />

Von der Brache<br />

als ProbleM<br />

zur Ressource<br />

für<br />

kreative<br />

Stadtentwicklung<br />

Erfahrungen<br />

eines Bremer Planungspraktikers<br />

Gerade für jemanden, der seit rund 20 Jahren mit dem Brachenrecycling<br />

befasst ist, sind die aktuellen Debatten und Entwicklungen<br />

zu Zwischennutzungen bzw. second hand spaces sehr<br />

ermutigend. Es tun sich weit mehr – auch ökonomisch relevante<br />

– Perspektiven auf als zunächst vermutet. Aus einem Leerstandsund<br />

Brachenmanagement, das zunächst einzelflächenbezogen<br />

die problematischen Folgen des Strukturwandels bewältigen<br />

helfen sollte, entsteht vielerorts eine neue Stadtentwicklungskultur.<br />

Dadurch werden bislang nur bedingt an Stadtentwicklung<br />

beteiligte Bevölkerungsgruppen miteinbezogen, was unerwartet<br />

große Folgewirkungen für ganze Quartiere und vielleicht sogar<br />

Städte haben könnte.<br />

40<br />

41


Mediaspree<br />

Versenken!<br />

Art Dauerfestival im Stil eines Erwachsenenzirkus hatte es auch<br />

die Bar25 geschafft, sich unverzichtbar zu machen.<br />

Die Zwischennutzer am Spreeufer waren gerade etabliert, da<br />

gründete sich 2006 die Initiative Mediaspree Versenken!. Sie<br />

wurde schnell zum Horror für die Mediaspree-Entwickler, denn<br />

ihr Werbelabel wurde in der öffentlichen Wahrnehmung bald<br />

stärker mit dem Zusatz Versenken verbunden als mit seiner Reinform.<br />

Die Krönung bekam die Kampagne, als 2008 ein Bürgerentscheid<br />

das Entwicklungsprojekt quasi abwählte. Daraufhin<br />

löste sich der Mediaspree e.V. auf – Büros und Webpräsenz<br />

verschwanden. In einem offiziellen Sonderausschuss mussten<br />

die Eigentümervertreter reihenweise antreten und sich unangenehmen<br />

Fragen aussetzen. Auch einige Politiker mussten Rede<br />

und Antwort stehen, denn über die Hälfte der Spreegrundstücke<br />

gehört dem Land Berlin.<br />

dort gilt als gescheitert. Das YAAM hat nach jahrelanger Vertragslosigkeit<br />

endlich wieder einen Mietvertrag und der spanische<br />

Eigentümer, der das Grundstück kurz nach dem Bürgerentscheid<br />

gekauft hat, bietet es jetzt wieder zum Verkauf – zu einem horrenden<br />

Preis. Die Initiative plädiert daher für einen Grundstückstausch,<br />

der Eigentümer soll ein landeseigenes Grundstück<br />

angeboten bekommen und das YAAM zukünftig auf kommunalem<br />

Grund zu Hause sein. Es bleibt zu hoffen, dass die alternativen<br />

Attraktoren weiterhin bleiben können. Dann ginge die Strategie<br />

von Zwischennutzungen als Gentrifizierungsmotoren nicht auf<br />

bzw. sie würde sogar umgekehrt. An der Spree hat es bisher<br />

jedenfalls optimal funktioniert und die Menschen freuen sich<br />

über die alljährlichen Meldungen über Nutzungsverlängerungen.<br />

Der Bürgerentscheid wurde auch von der Bar25 und dem YAAM<br />

aktiv unterstützt. Am Wahlsonntag beispielsweise konnten sich<br />

die Gäste der Bar25 von dem Gelände an der Spree mit einer Pferdekutsche<br />

direkt zum Wahllokal bringen lassen. Nach dem<br />

erfolgreichen Bürgerentscheid beteiligte sich die Initiative Mediaspree<br />

Versenken! über 15 Monate maßgeblich an der Ausschussarbeit<br />

und konnte erste Veränderungen des Masterplans erreichen.<br />

Sobald aber die Eigentümer gegenüber der Stadt mit Schadensersatz<br />

drohten, war Schluss mit lustig. Gegen den amtlich festgestellten<br />

Bürgerwillen wird ab 2012 sogar wieder gebaut. Das<br />

Ringen um das Spreeufer geht also weiter und die Nutzungen<br />

am Spreeufer vorerst auch.<br />

Ein Teil des Bar25-Teams hat sich umfirmiert und ist wegen einer<br />

notwendigen Bodensanierung auf die andere Flussuferseite in<br />

eine wunderbare Industrieruine umgezogen. Der andere Teil der<br />

Bar25 will das ursprüngliche Konzept weiterverfolgen und das<br />

angestammte Grundstück wiedereröffnen. Der Bürostandort<br />

64<br />

65


Sarah Oßwald<br />

Tentstation,<br />

Berlin<br />

Zelten in der Großstadt<br />

Der Ort<br />

ist<br />

der Star<br />

Camping und Zwischennutzungen ähneln sich in vielen Aspekten.<br />

Beides funktioniert über Provisorien, Unkonventionalität und<br />

Temporalität. Der Zeltplatz Tentstation war daher im doppelten<br />

Sinne ein temporäres Projekt. Sowohl die Gäste als auch die<br />

vier Betreiber legten ihren Aufenthalt nicht auf Dauer an und<br />

handelten in vielen Dingen kongruent. Tentstation füllte die<br />

unbestimmte Zeitspanne zwischen der Schließung des ehemaligen<br />

öffentlichen Freibads und dem Baubeginn eines Wellnessbadbetriebs.<br />

Da sich das Großprojekt lange Zeit in einer Warteposition<br />

befand, konnte der einjährige Pachtvertrag zwischen 2006<br />

und 2011 insgesamt fünf mal um jeweils eine weitere Saison ver-<br />

längert werden.<br />

Die Existenz des leer stehenden Freibads direkt am Hauptbahnhof<br />

machte die Schnapsidee urbanes Campen zu einer Geschäftsidee.<br />

Das idyllische Areal in Mitte-Tiergarten vereinte auf zwei<br />

Hektar viele widersprüchliche Anforderungen für einen urbanen<br />

Zeltplatz. Hier war es möglich, im Grünen mit Blick auf den Fern-<br />

sehturm bei Vogelgezwitscher zu frühstücken. Das Tosen der<br />

Hauptstadt schien weit entfernt zu sein und trotzdem waren der<br />

Hauptbahnhof und das Regierungsviertel in zehn Minuten zu<br />

Fuß erreichbar. Natur und Urbanität trafen zusammen, ein Ort<br />

so widersprüchlich wie die Villa in Tucholskys Gedicht Das<br />

Ideal: „Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee,<br />

hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlichmondän,<br />

vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber<br />

abends zum Kino hast dus nicht weit.“ (Tucholsky 1927: 1256)<br />

Zur Zeit der Brache waren die Schwimmbadrelikte starre Zeugen<br />

des Verlusts eines öffentlichen Freizeitorts. Tentstation hat<br />

den urbanen Stillstand aufgehoben und die Überbleibsel wieder<br />

benutzt, bespielt und umgedeutet. Recycling gehörte zum<br />

Konzept von Tentstation, da es viele ästhetische, finanzielle<br />

und umweltschonende Vorteile mit sich bringt. So wurde der<br />

Sanitärtrakt des Freibads instandgesetzt und um Wasch- und<br />

Spülbecken ergänzt. Schließfachtüren wurden zu Barschränken,<br />

Mülleimer zu Blumenkübeln, Türen zu Duschabtrennungen und<br />

Mineralwasserkästen zu einer Treppe umfunktioniert. Die beiden<br />

Schwimmbecken waren leer gepumpt und begehbar. Im kleinen<br />

Becken konnte man Beachvolleyball und im großen Pool<br />

Basketball oder Fußball spielen. Nachts wurde der alte Sprungturm<br />

angestrahlt, er gab dem Poolbereich – dem Herzstück<br />

des Geländes – eine ganz besondere Atmosphäre. Die ehemalige<br />

Zuschauertribüne wurde zur Bar umgewandelt und das alte<br />

Bademeisterhäuschen konnte als Gästeunterkunft gemietet werden.<br />

Der urbane Zeltplatz zog sehr gemischte Gäste an. So zelteten<br />

Fahrradtouristen aus Holland neben Pfadfindern aus Vietnam,<br />

italienische Interrailer schliefen Zelt an Zelt mit französischen<br />

Familien und deutsche Konzerttouristen campten gegenüber<br />

von Senioren aus der Schweiz. Tentstation profitierte dabei von<br />

den jährlich steigenden Übernachtungszahlen1 von Touristen in<br />

Berlin. Tentstation war aber auch ein Ort für Berliner. Jugendliche<br />

aus der Nachbarschaft nutzten den Pool zum Skaten und Besucher<br />

aus verschiedenen Kiezen kamen zum „Swing im Pool“-<br />

Tanzen, auf Konzerte oder einfach zum Grillen. Der Zeltplatz<br />

war ein Gegenmodell zur Mehrzahl der Campingplätze. Autos<br />

und Wohnmobile waren auf dem Gelände nur selten anzutreffen.<br />

Auch Jägerzäune, Dauercamper und Gartenzwerge waren<br />

Recycling<br />

als<br />

Formel<br />

Authentizität<br />

als<br />

Qualität<br />

1Zwischen 1993<br />

und 2011 sind die<br />

jährlichen Übernachtungen<br />

von<br />

7,5 Millionen auf<br />

über 20 Millionen<br />

gestiegen (vgl.<br />

Werle 2011: 6).<br />

66<br />

67


78<br />

79


Arndt Neumann<br />

Noch-Nicht-<br />

Unternehmer<br />

oder<br />

Immer-Noch-Prekäre?<br />

Zwischennutzer<br />

zwischen Aufwertung und Prekarität<br />

Sind Zwischennutzungen eine „win-win-Lösung zwischen den Ei-<br />

gentümern der Immobilien und den kreativen Nutzern“ (Spars<br />

2010: 86)? Gibt es eine „objektive Interessensidentität“ (Studio<br />

UC/Overmeyer 2007: 22) zwischen Immobilienwirtschaft und<br />

Subkultur? In der Debatte um Zwischennutzungen werden diese<br />

Fragen vielfach mit einem Ja beantwortet. Dabei wird auf die<br />

gesellschaftlichen Umbrüche der letzten Jahre verwiesen, die<br />

lange Zeit undenkbare Allianzen nun möglich machten. Auf der<br />

einen Seite seien im Zuge der Deindustrialisierung immer mehr<br />

innerstädtische Brachen entstanden. Viele Eigentümer seien<br />

damit gescheitert, neue Investoren für neue Nutzungen zu fin-<br />

den. Und auch die Stadtplanung sei angesichts leerer Kassen<br />

nicht mehr auf die gesamte Stadt, sondern nur noch auf bestimm-<br />

te städtische Räume ausgerichtet. Auf der anderen Seite hät-<br />

ten sich „experimentelle Milieus“ (Urban Catalyst 2007: 84) die<br />

innerstädtischen Brachen angeeignet und temporäre Nutzungen<br />

entwickelt – von illegalen Clubs über Nachbarschaftsgärten<br />

bis hin zu innerstädtischen Golfplätzen. Diese temporären<br />

Nutzungen böten eine Möglichkeit für „kapitalschwache Akteure“<br />

(Oswalt 2005: 339), die Stadt zu gestalten. Sie seien eine<br />

Gelegenheit, sich selbst auszuprobieren und sich eine Existenz<br />

als „Kreativwirtschaftsunternehmen“ (Studio UC/Overmeyer<br />

2010: 30) aufzubauen. Zugleich trügen Zwischennutzungen dazu<br />

bei, das Image von bestimmten Orten und Stadtvierteln zu verbessern<br />

und so andere Nutzungen und Investoren anzuziehen.<br />

Da, wo sich Zwischennutzungen in bestimmten Stadtteilen konzentrierten,<br />

seien sie zum Ausgangspunkt für eine neue Stadtentwicklung<br />

geworden. Sowohl für die Eigentümer der Gebäude<br />

und Flächen als auch für die subkulturellen Akteure seien die<br />

temporären Nutzungen von Vorteil.<br />

Dass dennoch viele innerstädtische Brachflächen ungenutzt<br />

blieben, liege an den unterschiedlichen Kulturen der subkulturellen<br />

Zwischennutzer und der aus der Immobilienwirtschaft stammenden<br />

Eigentümer. An diesem Punkt kämen die Zwischennutzungsagenturen<br />

ins Spiel. Diese könnten als „Übersetzer“ (ebd.:<br />

136) wirken und so die „kulturelle Differenz“ (Studio UC/<br />

Overmeyer 2007: 23) zwischen Subkultur und Immobilienwirtschaft<br />

überwinden. Entscheidend an dieser Analyse ist, dass ein Zusammenhang<br />

zwischen der wirtschaftlichen Aufwertung ganzer<br />

Stadtteile und den individuellen Biografien der Zwischennutzer<br />

ausgemacht wird. Ebenso wie Neubauten an die Stelle von Brachflächen,<br />

trete der „Kreativwirtschaftsunternehmer“ an die<br />

Stelle des zwischen projektbezogener Arbeit, ehrenamtlichem<br />

Engagement und Arbeitslosigkeit wechselnden Zwischennutzers.<br />

Gemeinsam profitierten „Kulturinvestoren“ (Studio UC/<br />

Overmeyer 2010: 49) und „Raumunternehmer“ (Studio UC/<br />

Overmeyer 2007: 38) von der Aufwertung ganzer Stadtteile.<br />

Dieses Bild einer nachhaltigen und weitgehend harmonischen<br />

Stadtentwicklung hat in den letzten Jahren deutliche Risse<br />

bekommen. Nicht zuletzt durch den Konflikt um das Gängeviertel,<br />

der im Sommer 2009 in Hamburg ausbrach. Die Interessen<br />

Opfer<br />

des eigenen<br />

Erfolgs<br />

112<br />

113


144<br />

145


Quartiersbevölkerung<br />

als<br />

Integrations-<br />

FAktor<br />

Die Einbindung des Quartiers erfolgte vier Jahre später mit der<br />

Festsetzung eines Bebauungsplanes. Angesichts anstehender<br />

temporärer Leerstände und der positiven Erfahrungen mit den<br />

Zwischennutzern erteilte die Vivico Aufträge für Teilgebiete an<br />

Exponenten des Vereins k.e.i.m. Auch hier begann die Projektentwicklung<br />

nicht mit einem fest umrissenen Konzept, sondern<br />

mit den Akteuren, die über einen moderierten Workshop mit interessierten<br />

Gruppierungen und Einzelpersonen aus dem<br />

Quartier gefunden wurden. Das besondere an dieser zweiten<br />

Nutzungsphase war, dass in dem neu gegründeten Verein V.i.P.<br />

bald über 100 Mitglieder aus dem Quartier zusammenfanden und<br />

Projekte etablierten, die mehr auf Alltagsangebote im öffentlichen<br />

Raum fokussiert waren. Trendsportarten, organisiert und<br />

betreut von losen Gruppierungen im Umfeld der Street Art oder<br />

das Kind-und-Kunst-Projekt Allwäg bildeten die nicht kommerziellen<br />

Eckpfeiler. Ein Sonntagsflohmarkt wurde alsbald zur öffentlichen<br />

Plattform des Quartiers und erfreute sich steigender<br />

Beliebtheit weit über die Stadtgrenzen hinaus. Dazu kamen<br />

später das Quartierlabor in einem der Gebäude und zahlreiche<br />

weitere, teils wirtschaftlich lukrative Projekte, welche der<br />

Brache den Status einer von gemeinnützigen Organisationen<br />

öffentlich bewirtschafteten Freifläche eintrugen.<br />

Auch V.i.P. gelang es, günstige Konditionen für die Flächen auszuhandeln.<br />

Im Gegensatz zum Verein k.e.i.m war die Wertschöpfung<br />

dank der Vermietung von Parkplätzen wesentlich<br />

höher und ermöglichte es, eine Geschäftsstelle einzurichten,<br />

welche die Entwicklung einzelner Projekte professionell angehen<br />

konnte. Dies hatte den Vorteil, dass Überschüsse unbürokratisch,<br />

ohne lange Umwege direkt zum Vorteil der nicht kommerziellen,<br />

vorwiegend soziokulturell geprägten Projekte genutzt<br />

werden konnten. Unbürokratische Strukturen, eine hervorragende<br />

Vernetzung und vor allem auch ein hohes Maß an<br />

Selbstbestimmung für alle Akteure mit jeweils eigenen sozialen<br />

Netzwerken waren wichtige Erfolgsfaktoren des Basler Projekts.<br />

Diesem Umstand einer Kultivierung von Differenz und Dissens<br />

verdankt das nt/Areal seinen öffentlichen Charakter. Hinzu kam<br />

der wichtigste Faktor: Es ging immer um ein soziales Credo der<br />

Akteure, die soziales und kreatives Kapital zugunsten von<br />

Quartier und Stadt, das heißt für öffentliches Leben investierten.<br />

Nach dieser sehr erfolgreichen Aktivierung und öffentlichen Bewirtschaftung<br />

des Standorts durch die beiden Vereine k.e.i.m<br />

und V.i.P. ist die wirtschaftlich positive Bilanz von Zwischennutzungen<br />

auch bei Eigentümern und Immobilienentwicklern angekommen.<br />

Etwa gleichzeitig mit dem Erscheinen des Buches<br />

von Richard Florida (vgl. Florida 2002) wächst die Erkenntnis<br />

auch bei Immobilienentwicklern in aller Welt, dass die Ansiedlung<br />

von Kreativwirtschaft einen (boden)wertsteigernden Faktor<br />

darstellt. Eine fatale Erkenntnis, die in ihrer konsequenten<br />

Anwendung dazu führt, dass nur noch diejenigen Zielgruppen<br />

zum Zuge kommen, von denen eine Wertschöpfung erwartet wird<br />

und entsprechend auch Werte abgeschöpft werden können.<br />

Zwischennutzungen dagegen, die sozial integrativ sind und keinen<br />

direkt nachweisbaren monetären Nutzen bringen, sind unerwünscht<br />

und werden verdrängt.<br />

Ab 2006 begannen Vivico als Entwickler, der Kanton als zukünftiger<br />

Eigentümer der öffentlichen Grünflächen und jüngst<br />

auch die Investoren, Zwischennutzungen im Alleingang und ohne<br />

jegliches Interesse an einer Kooperation oder Koordination<br />

mit den erfahrenen Vereinen zu lancieren. Das Modell der Zwischennutzungsvereine,<br />

die als vor Ort agierende Vermieter und<br />

intelligent agents spezifische kulturelle Qualitäten etablieren,<br />

soziales und kulturelles Kapital vermehren und auch sozial<br />

benachteiligte Gruppen integrieren, verschwindet seitdem zunehmend.<br />

Aus einer nach sozialen und kulturellen Kriterien<br />

betriebenen Zwischennutzung mit einem gezielt etablierten<br />

Nutzungsmix wurde ein unvermitteltes Nebeneinander von<br />

Einzelvermietungen.<br />

Zwischennutzung<br />

im<br />

Dienste von<br />

Verwertungsinteressen<br />

160<br />

161


172<br />

173


E s g i l t<br />

d e n B l i c k<br />

a u f s e l b s t -<br />

o r g a n i s i e r t e<br />

k l e i n e u n d<br />

f e i n e<br />

L ö s u n g s -<br />

a n s ä t z e<br />

v o r O r t z u<br />

r i c h t e n


Stephan Willinger<br />

Wilde<br />

Partizipationen<br />

Was informelle Raumnutzung mit<br />

Bürgerbeteiligung zu tun hat<br />

Seit mehr als drei Jahrzehnten beschäftigen sich Stadtplaner<br />

damit, demokratische Beteiligungsformen zu entwickeln,<br />

die eine intensive Teilhabe der Stadtbewohner<br />

an Planungsverfahren gewährleisten sollen. Das diesbezügliche<br />

Instrumentarium ist stark ausdifferenziert und<br />

hat durch die Zunahme informeller Planungsformen in<br />

den letzten Jahren weiter an Umfang gewonnen. Doch allen<br />

praktischen Aktivitäten und theoretischen Reflexionen<br />

zum Trotz herrscht allenthalben Unzufriedenheit mit<br />

den Ergebnissen dieser Anstrengungen vor: Sie bleiben<br />

punktuell, erreichen nur bestimmte soziale Gruppen und<br />

die Umsetzung bürgerschaftlicher Ideen bleibt oftmals<br />

hinter den Erwartungen zurück. Im Schatten dieser Debatte<br />

haben sich neue Umgangsformen der Bürger mit ihrer<br />

Stadt herausgebildet, die durchaus auch als Partizipationen<br />

an Stadtentwicklung verstanden werden können.<br />

Zwar entsprechen sie nicht der dominanten Definition,<br />

die als politische Beteiligung nur jenes <strong>Hand</strong>eln mit einem<br />

explizit politischen Impetus versteht. Doch wird unter<br />

den beschriebenen Rahmenbedingungen zunehmend<br />

unsicherer, ob zivilgesellschaftliche Aktivitäten ausgeklammert<br />

werden sollten, die – wie die informelle Aneignung<br />

städtischer Räume – zwar in ihren Konsequenzen,<br />

nicht aber ihrer Intention nach politisch sind. Denn hier<br />

handelt es sich ja um eine weitaus direktere und intensivere<br />

Einflussnahme auf Raumproduktion, die ganz praktisch<br />

aus den Interessen der Nutzer selbst entsteht.<br />

Sollte man zivilgesellschaftliches Engagement und Zwischennutzungen<br />

also nicht vielleicht ebenfalls als Partizipationen<br />

ansehen und sie zum Ausgangspunkt von<br />

Bürgerbeteiligung an Planungsverfahren machen? Was<br />

sieht man, wenn man die Perspektive von Bürgerbeteiligung<br />

wechselt und einmal nicht mit dem Blick der Verwaltung,<br />

sondern aus der Richtung der Stadtbewohner<br />

schaut? Wenn man Beteiligung nicht so instrumentell<br />

und ausschließlich auf Stadtplanungsverfahren gerichtet<br />

versteht, sondern umfassender – als allerlei alltägliche<br />

und außergewöhnliche Aktivitäten, mit denen die Menschen<br />

an ihrer Stadt teilhaben – , dann werden aus einer von<br />

oben betriebenen und oft genug mühevollen Beteiligung<br />

an den formellen und informellen Prozessen der Stadtplanung<br />

vielfältige praktische und virtuelle, öffentliche<br />

und persönliche, diskursive und performative Partizipationen<br />

an Stadtentwicklung. Aus dieser neuen Perspektive<br />

sind Stadtbewohner nicht Beteiligte, sondern immer<br />

schon Ko-Produzenten von Stadt. Aus einer störrischen<br />

und oft nicht auffindbaren Zielgruppe wird ein in seinem<br />

Eigensinn akzeptierter Akteur der Stadtentwicklung. Der<br />

französische Soziologe Michel de Certeau hat dargestellt,<br />

dass jeder sogenannte Verbraucher-Konsument nicht nur<br />

passiver Abnehmer von Produkten, sondern selbst immer<br />

auch Produzent ist. Er beschreibt unsere ganz normalen<br />

städtischen Praktiken so: „Das Alltägliche setzt sich aus<br />

allen möglichen Arten des Wilderns zusammen“ und lobt<br />

die „zersplitterte, taktische und bastelnde Kreativität<br />

von Gruppen“ (de Certeau 1988: 12, 16). Die sogenannten<br />

Zwischennutzer tun genau dies: Sie drehen den Spieß<br />

208<br />

209


Christina Vogelsang<br />

SPROUTBAU,<br />

BREMEN<br />

Hinterlassenschaften eines<br />

Sommers im Beton<br />

Anfang der 1970er Jahre wurde die Hochhaussiedlung Tenever<br />

als Demonstrativbauvorhaben an der Peripherie<br />

Bremens konzipiert. Nach anfänglicher Euphorie über modernes<br />

Wohnen gemäß der Charta von Athen wurde das<br />

Viertel bald Opfer der negativen Folgen seiner Funktionstrennung,<br />

wegfallender Mietsubventionen und Immobilienspekulanten.<br />

Ein hoher Wohnungsleerstand mit einem<br />

von Arbeitslosigkeit, hohem Migrantenanteil und Armut<br />

gezeichneten Milieu trug Tenever den Ruf des „Bremer<br />

Ghettos“ ein. Ende der 1990er Jahre kaufte die Wohnbaugesellschaft<br />

Gewoba einen Großteil der Wohnkomplexe<br />

auf. Der Stadtteil wurde zum Sanierungsgebiet erklärt,<br />

was unter anderem einen Rückbau um ein Drittel der Wohneinheiten<br />

bedeutete. In eines dieser leer stehenden<br />

Objekte zog für einen Monat lang das Wohnexperiment<br />

Sproutbau. Auf 110 Wohnungen verteilt gestalteten hier<br />

79 Menschen aus 15 Nationen den Ort in eine funktionierende<br />

Stadt in der Stadt um, die unter dem Motto „gemeinsam<br />

nutzen statt einsam verbrauchen“ stand. Der Öffentlichkeit<br />

wurden Impressionen von diesem bunten, vielfältigen<br />

Zusammenleben und -arbeiten auf dem abschließenden<br />

Festival der Betonale vorgestellt.<br />

Der Sproutbau hatte sich das Thema Wohnutopien und<br />

Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Die überwiegend<br />

künstlerischen Projekte sollten aufgrund des<br />

temporären Charakters modellhaft darstellen, was andernorts<br />

auf Dauer möglich sein könnte. Den Initiatoren<br />

schwebte die Herstellung einer Semiautarkie vor, zu deren<br />

Erreichung Strukturen geschaffen wurden, die Reaktionen<br />

von Verantwortungsübernahme und Zusammenarbeit<br />

erzeugten.<br />

Verbindung von Individuum und Gemeinschaft: Jeder Teilnehmer<br />

erhielt seinen eigenen Wohnbereich, vorwiegend<br />

in WGs. Gemeinsame Treffpunkte waren das Café, die Bar<br />

Sonnendeck auf dem Dach, die Volksküche, der Garten,<br />

das Büro und Werkstattlager, der Waschraum, der Indoor<br />

Community Garden und der Duschraum mit Warmwasserleitung.<br />

Unter dem Aspekt der kurzen Wege wurden Wände<br />

durchbrochen, Dachaufgänge geöffnet und Wohnungen<br />

zu bestimmten Zeiten als Durchgangsflur genutzt. Die vertikale<br />

Erschließungsstruktur wurde durch ein horizontales<br />

Raumprogramm erweitert, was einen Rundgang durch<br />

den gesamten Gebäudeblock ermöglichte.<br />

Verbindung von Stadt und Land: Im Sproutbau wurden<br />

Hühner und Ziegen gehalten. Während die Hühner tatsächlich<br />

Eier legten, simulierten die Ziegen lediglich die<br />

Möglichkeit, innerhalb eines Wohnblocks frische Milchprodukte<br />

zur Verfügung zu haben. Die Tiere dienten vor<br />

allem auch als Kommunikatoren. Interessierte Nachbarn<br />

konnten sich über die im Garten weilenden Ziegen dem<br />

Projekt unverbindlich nähern und Kontakte knüpfen.<br />

Verbindung von Arbeit und Freizeit: Jeder Teilnehmer bekam<br />

nach Bedarf ein eigenes Arbeitsumfeld. Das Dachkino,<br />

das Theater und die Philosophenwerkstatt sorgten<br />

Den Mangel<br />

zur<br />

Stärke<br />

machen<br />

234<br />

235


Zuggespannen der Wagenbewohner. Rechtssicherheit im<br />

Raum ist daher eng gekoppelt mit der Entwicklung von<br />

Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit jedoch nicht nur im ökologischen<br />

Sinne, sondern auch im sozialen sowie im<br />

wirtschaftlichen Bereich. Ausbildungen, Arbeit oder Studium<br />

können durch wegfallenden Räumungsdruck konsequenter<br />

verfolgt werden. Darüber hinaus verfestigen<br />

sich durch den Bezug eines Platzes soziale Strukturen<br />

nicht nur zwischen den einzelnen Wagenbewohnern selbst,<br />

sondern auch mit den immobilen Bevölkerungsmilieus.<br />

Ragna Körby<br />

PrinzessinnengÄrten,<br />

Berlin<br />

Ein temporäres Paradies in Kreuzberg<br />

Wagenburgen wie Susiburg als integratives, holistisch<br />

geplantes Gesamtprojekt zeigen exemplarisch, wie ein<br />

nachhaltiger Wohnbaustein auf vier Rädern zur Wiederbelebung<br />

städtischer Brachflächen in ökologischer und<br />

ökonomischer Sicht beitragen kann, mit positiver Imagewirkungskraft<br />

für ganze Stadteile. 25 Wochenstunden,<br />

Solarpaneel und <strong>Second</strong>-<strong>Hand</strong>-Schaukelstuhl avancieren<br />

so mancherorts zum ganz gewöhnlichen Mittelklassewunsch.<br />

Hinter einem grünen Flechtmattenzaun und großen Plakatwänden<br />

befindet sich am Moritzplatz in Kreuzberg einer<br />

der paradiesischsten Orte Berlins – der Prinzessinnengarten.<br />

Auf der fast 6000 Quadratmeter großen Fläche<br />

betreibt die gemeinnützige GmbH nomadisch grün urbane<br />

und nachhaltige Landwirtschaft. Der Anbau erfolgt nach<br />

den Kriterien des ökologischen Landbaus. Es werden vor<br />

allem seltene Pflanzensorten gesät, um die Biodiversität<br />

zu erhöhen. Im Prinzessinnengarten werden aber nicht nur<br />

ökologische Nahrungsmittel mitten in der Stadt hergestellt.<br />

Das Besondere ist, dass sich hier eine sehr freie<br />

Öffentlichkeit bildet. Das Aktivitätslevel ist sehr hoch,<br />

unterschiedliche soziale Gruppen kommen zusammen und<br />

ständig verändert sich etwas. In den unzähligen Zeitungsberichten,<br />

Fernsehbeiträgen, Radiofeatures und<br />

Blogeinträgen über die Prinzessinnengärten wird deutlich,<br />

welch große Faszination von ihnen ausgeht. Sie erweitern<br />

unsere Vorstellung, was urbane Räume sein können.<br />

Wie können wir in der Stadt zusammen mit unseren Freunden<br />

im Freien arbeiten? Können wir uns ein Stück Stadtraum<br />

aneignen und nach unseren eigenen Vorstellungen<br />

gestalten? Und wie könnte man städtische Freiflächen<br />

landwirtschaftlich nutzbar machen? Aus diesen Fragen<br />

heraus entwickelten Robert Shaw und Marco Clausen<br />

die Idee, einen urbanen Garten zu gründen, in dem wirt-<br />

Wie der<br />

Garten nach<br />

Kreuzberg<br />

kam<br />

250 251


W h a t s e c o n d<br />

h a n d<br />

s p a c e s h a v e<br />

i n c o m m o n<br />

i s t h a t<br />

t h e y o n t h e<br />

o n e h a n d<br />

c o n t r i b u t e<br />

t o a l l o w i n g


introduction<br />

R e c y -<br />

c l i n g<br />

S i t e s<br />

Underg<br />

o i n g<br />

U r b a n<br />

Transformat<br />

i o n<br />

At vacant sites, second hand spaces draw on the atmosphere,<br />

the traces, the remains, and the history<br />

of their previous uses. Their actors develop an<br />

individual aesthetic out of such sites, which stand<br />

out due to their simplicity and improvised quality.<br />

New ideas are tested and moments of surprise<br />

are created in the city. <strong>Second</strong> hand spaces evolve<br />

against a background of different demands on urban<br />

spaces and provide opportunities for interaction,<br />

participation, and start-ups at reasonable rents.<br />

They open up new courses of action for urban planning<br />

and at the same time make a lasting contribution<br />

to urban transformation.<br />

The term second hand has primarily come<br />

to refer to used clothing. People who wear second<br />

hand fashion appreciate<br />

individual clothing,<br />

and they combine used<br />

with new. They are often<br />

looked on as unconventional<br />

and resourceful.<br />

Other people simply<br />

want to see if a certain<br />

style of clothing even<br />

suits them, or they need<br />

something for a special<br />

occasion. They save<br />

money without having<br />

to forfeit quality, and<br />

they not only go easy on<br />

their pocket book, but<br />

on resources as well.<br />

The fact that second<br />

hand clothing shows<br />

traces of wear is not a<br />

flaw but the expression<br />

of an alternative notion<br />

of life that is critical<br />

of consumption. It is<br />

much the same for second<br />

hand spaces. Their<br />

mostly financially weak<br />

users recycle the material<br />

and immaterial values<br />

of vacant sites for<br />

economic, ecological,<br />

social, and cultural<br />

reasons, redefine them,<br />

and create something new<br />

out of them: a former<br />

outdoor pool becomes a campsite (Tentstation), highrise<br />

housing becomes an artist’s colony (Sproutbau),<br />

and an inhospitable urban brownfield becomes a garden<br />

paradise (Prinzessinnengärten). The organization of<br />

the sites is individual and marked by the do-it-yourself<br />

mentality of their actors. Traces of use play an<br />

important role. They make it easier to try one’s hand,<br />

inspire use, characterize the site, and even lower the<br />

rent. This has long since turned into a trend. Clubs,<br />

bars, restaurants, and galleries copy the used look — a<br />

development that in the world of fashion finds its<br />

equivalent in new jeans that have been stonewashed or<br />

deliberately frayed. In contrast, many people have not<br />

yet gotten used to second hand spaces in urban space.<br />

They are sometimes perceived as disruptive in what is<br />

otherwise a functional and clearly defined city.<br />

Articles of clothing as well as real estate<br />

are marked by a certain aesthetic, the zeitgeist, and<br />

their function. Architecture and fashion are means of<br />

expression and communication; they create and convey<br />

identity and have utility and exchange value. Fashion<br />

is subject to an especially brief cycle: in the first<br />

phase, trend, its level of acceptance is still low. In<br />

the second phase, fashion, it reaches its climax; and<br />

in the third, obsolescence, while demand decreases,<br />

the possibility rises that a used article of clothing<br />

will find a new buyer. In the case of architecture,<br />

the reasons may be different and the pace slower, but<br />

real estate also reaches a state of obsolescence. The<br />

original user loses interest and general demand wanes.<br />

Many pieces of real estate cannot be rented again.<br />

While the value of used clothing drops after its obsolescence,<br />

the value of real estate for the most part<br />

remains in force, at least in books. Its owners hope<br />

302<br />

303


Carsten Joost<br />

Y A A M & B a r 2 5 ,<br />

b e r l i n<br />

T e m p o r a r y U s e s a s<br />

a M e a n s o f E s t a b -<br />

l i s h i n g a n I d e n t i t y<br />

i n O r d e r t o<br />

P r o m o t e M a r k e t i n g ?<br />

There was a project in Berlin called Mediaspree. Office complexes and shimmering<br />

high-rises were to be built in the border area between Friedrichshain and<br />

Kreuzberg, in particular on land on the east side, where industrial companies<br />

had once stood. This was when Potsdamer Platz had just been completed and<br />

the caravan of speculation was to continue its journey eastward. But Friedrichshain<br />

was not ready yet; the wind was still blowing around the deserted<br />

corners alongside the Spree River. It was a time when attempts were being made<br />

to make neighborhoods interesting by allocating commercial spaces on an operating-cost<br />

basis. Artists’ studios, improvised bars, do-it-yourself boutiques,<br />

and galleries were meant to attract potential solvent tenants. The strategy<br />

panned out—low-cost users were given notice and they had to leave the neighborhoods<br />

that had been upgraded with their help.<br />

Rediscovering the Spree River<br />

It was a brilliant idea to also use this upgrading strategy for the Mediaspree<br />

project—however, it was to the disadvantage of Mediaspree. For decades, the<br />

river was the scene of one or the other boundary dispute, and time and again<br />

the site of dramatic escapes and deaths. The Spree was not a place where one<br />

could chill. If one wanted to build offices and hotels, the Spree first had to<br />

be rediscovered. Temporary uses were intended to take care of that. But the<br />

problem quickly became clear: this time, the temps were not simply going to<br />

go away again. The people who had just discovered that there could be really<br />

beautiful waterfronts in Berlin–with beaches, hut charm, off-culture, and wild<br />

parties–did not want to have them taken away.<br />

325


Oliver Hasemann, Daniel Schnier, Sarah Oßwald, Michael Ziehl<br />

Z w i s c h e n Z e i t -<br />

Z e n t r a l e ,<br />

B r e m e n<br />

O p e n i n g D o o r s a n d<br />

W i n d o w s o f T i m e<br />

ZZZzzzZZZzzz—vacant buildings and brownfields are lying dormant in many places.<br />

The ZwischenZeitZentrale Bremen (ZZZ) is waking them up again with new uses!<br />

There is a complex field of action behind this simple concept that calls for<br />

dealing with a large number of factors and the support of various actors. The<br />

ZZZ arose as a National Urban Development Policy pilot project out of a call<br />

for submissions for a temporary use agency in the urban region of Bremen. 1 The<br />

City of Bremen was seeking to test new approaches to dealing with the challenges<br />

of structural change and new forms of work. For on the one hand, as a<br />

seat of industry the Hanseatic city is struggling with vacant buildings and<br />

brownfields, and, on the other hand, as a university city it is losing too many<br />

young graduates to other cities.<br />

We were commissioned as a young team of four architects, spatial planners,<br />

and geographers. We were very surprised to have won the contract. Because<br />

not only have our Urban Walks and temporary projects in the Tenever<br />

district of Bremen or in the Überseestadt Bremen attracted a great deal of<br />

attention, we have also critically scrutinized local urban development policy.<br />

Yet we were awarded the contract precisely due to our practical experience and<br />

the networks we have been able to establish and expand as active temporary<br />

users in various projects in Bremen and other cities. We have since seen our<br />

role first and foremost as user advocates—knowing full well that projects can<br />

only be accepted and be successful if we succeed in meeting the needs of all<br />

those involved. We therefore conceptualize projects from the outset in such a<br />

way that they have a preferably sustainable impact on users, owners, the city<br />

administration, and the urban population. Our fields of work are correspondingly<br />

broad: it is necessary to acquire vacant buildings and users, moderate user<br />

constellations, clarify legal issues, obtain permits, attract project funding,<br />

perform public relations work, write project reports, calculate costs, and<br />

develop use concepts. Moreover, we often have to arrange for the transport of<br />

material by trucks or participate in neighborhood meetings and user sessions.<br />

New Ideas in Old <strong>Spaces</strong><br />

In principle, all local actors with a need for space that cannot be met by the<br />

regular real estate market are taken into account as users. The concept behind<br />

this is to make space available to people and their ideas that would otherwise<br />

be inaccessible due to rents that are too high. The pertinent contract<br />

terms are carved out individually, but they basically adhere to the principle<br />

of a relatively favorable rent for a fixed-term use. In return, the users are<br />

prepared to adapt their demands and concepts to the piece of property and to<br />

invest a great deal of voluntary work in upgrading it. This requires as much<br />

design freedom as possible and a reliable use period. Experience shows that<br />

short periods of use tend to result in makeshift solutions. Investments in<br />

structural changes, such as repairing a heating system, installing a kitchen,<br />

or creating a second escape route, are only worthwhile if periods of use are<br />

more long term. When structural changes are to be carried out, however, applications<br />

for changes in use are usually necessary, which can cause serious<br />

problems if the associated structural specifications lead to high costs. In<br />

such cases, temporary projects can serve as test uses in order to sound out<br />

whether investments are worthwhile and whether the idea for the use is also<br />

viable in the long term. Thus, temporary uses can open the door for permanent<br />

uses.<br />

Support and Backing in Politics and Administration<br />

The ZZZ is a collaborative project among various governmental agencies on a<br />

federal and state level. What this means for us is a great deal of communicative<br />

effort, regular workshops, and the recurring preparation of interim and<br />

assessment reports. Despite this bureaucracy, the inter-agency context of the<br />

ZZZ is definitely helpful and a requirement for one or the other unconventional<br />

project, as it substantially simplifies gaining access to public property as<br />

well as to municipal decision-makers. The regulating authorities in the public<br />

sector have a strong influence on temporary uses and at the latest play a role<br />

if uses contrary to the intended use are to be initiated. If areas are city-<br />

340<br />

341


Profiles<br />

Profiles<br />

B a r 2 5<br />

Location: Holzmarktstrasse, Friedrichshain district of Berlin<br />

Use: Parties, restaurant, movie theater, theater,<br />

hostel, wellness, trailer park<br />

Previous Use: Premises of the Berliner Stadtreinigung (BSR)<br />

Users: Party and restaurant guests, tourists<br />

Founding Year: 2005<br />

Organization: Private partnership<br />

Financing: Internal financing<br />

Features: International prominence, multiple use renewal, relocation<br />

to an alternate site across from the original premises<br />

Difficulties: Use conflicts with plans for the development of the<br />

waterfront of the Spree River<br />

www.bar25.de<br />

Y A A M ( Y o u n g<br />

A f r i c a n A r t s<br />

M a r k e t )<br />

Location: Friedrichshain district of Berlin<br />

Use: Beach bar, sports, parties, concerts, bazaar, youth<br />

Previous Use: Brownfield in the border area between<br />

East and West Berlin<br />

Users: Intercultural clientele<br />

Founding Year: 1994<br />

Organization: Kult e.V.<br />

Financing: Internal financing<br />

Features: Five relocations, large international<br />

community, site of social integration work<br />

Difficulties: Use conflicts with plans for the development<br />

of the waterfront of the Spree River; an investor is actively<br />

being sought for the property<br />

www.yaam.de, www.ms-versenken.org<br />

T e n t s t a t i o n<br />

Location: Mitte-Tiergarten district of Berlin<br />

Use: Campsite, bar, events<br />

Previous Use: Outdoor pool from 1929 to 2002<br />

Founding Year: 2006<br />

Organization: Private partnership consisting of four partners<br />

Visitors: Tourists, 60 percent of them from abroad;<br />

Berliners, in particular local residents<br />

Financing: Initial investments through savings and personal loans,<br />

cost savings by means of recycling and do-it-yourself measures,<br />

self-sufficient since its first year<br />

Features: Location, time, and idea were well suited to one<br />

another; authentic alternative to standardized accommodations<br />

Difficulties: One-year leases, sale of the grounds<br />

to an investor<br />

www.tentstation.de<br />

M e l l o w p a r k<br />

Location: An der Wuhlheide, Köpenick district of Berlin<br />

Use: BMX and skateboard park, ramp construction business,<br />

sound studio, rehearsal rooms, hostel, childcare<br />

Previous Use: Cable works<br />

Users: Skaters, children, youths, and adults<br />

344<br />

345


Florian Haydn<br />

A<br />

Special<br />

a<br />

t<br />

Place<br />

What causes us to become<br />

actors, and, as actors,<br />

which side are we standing<br />

on? On the side that<br />

makes a place available,<br />

or are we standing on<br />

role of the actor. The<br />

normal cycle of utilization<br />

is extended by<br />

a cycle space, a space<br />

of time, and the space<br />

of experience is played<br />

planation of the property code. “The property code<br />

therefore implies that with respect to all goods<br />

capable of being owned, everyone is an owner or<br />

non-owner and that third possibilities are ruled<br />

out. Inclusion is brought about by difference and<br />

not by the positive code value. The property of the<br />

the side that has devel-<br />

out. However, within<br />

individual is the non-property of everyone else.<br />

oped a desire for the<br />

this extended cycle the<br />

. . . They accept their exclusion from certain<br />

place being kept avail-<br />

person who makes some-<br />

property because that brings about their inclusion<br />

able? Are those who make<br />

thing available contin-<br />

in the economy.” (Luhmann 1994: 189) In the dif-<br />

it available, the owners<br />

ues to keep it avail-<br />

ferentiation between inclusion and exclusion, with<br />

of a place, actors? As<br />

able with the support of<br />

Luhmann we are treading the connective level ex-<br />

actors, do we work for<br />

the person who desires<br />

pressed by inclusion in the economy. At the specific<br />

the interests of those,<br />

it. Until now, the term<br />

place, the actor code differentiates making avail-<br />

either consciously or<br />

“temporary use” has been<br />

able/keeping and desiring/honoring. According to<br />

unconsciously, who make<br />

used to refer to this<br />

the property code, in being included, a cherishing,<br />

something available or<br />

extended time-space. It<br />

a bond of common good is woven. If the have-nots<br />

who desire it?<br />

is now being described<br />

become part of the economy by way of the differen-<br />

more precisely: second<br />

tiation discussed by Luhmann, the haves become part<br />

The actor at a<br />

hand spaces appear to be<br />

of the common good through the actor code. Yes, the<br />

specific place distin-<br />

associated with a ges-<br />

actor code naturally also means inclusion in the<br />

guishes him– or herself<br />

ture of giving; giving<br />

economy against the backdrop of the specific place<br />

in that there is a con-<br />

from one hand to the<br />

that has reduced monetary expectations but does<br />

nection between those<br />

other, a transfer, a<br />

not rule them out in future. Even if the monetary<br />

who make it available<br />

transfer by hand is the<br />

expectation can be reduced to zero, this does not<br />

and those who desire it.<br />

temporary connection.<br />

mean that the actors move outside of the economy.<br />

It is this connection<br />

And shaking hands is the<br />

alone that accounts for<br />

visual manifestation of<br />

In German, the word “Wirtschaft” 1 has two<br />

the actor at a specific<br />

this connection.<br />

meanings: economy and inn. It consists of the words<br />

place, a partnership<br />

“Wirt,” which means “host, innkeeper,” and the suf-<br />

in which the person who<br />

Here at this spe-<br />

fix “schaft,” which resembles the verb “schaffen,”<br />

makes something avail-<br />

cific place, it may be<br />

“to create.” “Wirt-Schaft” therefore perhaps indi-<br />

able and the person<br />

possible to demonstrate<br />

cates a connection, active creating in the presence<br />

who desires it assume<br />

an actor code in terms<br />

of and in association with an active provider, the<br />

a role; they share the<br />

of Niklas Luhman’s ex-<br />

“Wirt.” Creating the “Wirt” so that the “Wirt,” the<br />

364<br />

365


Philippe Cabane<br />

n t / A r e a l ,<br />

b a s e l<br />

C i t y o f C i t i z e n s<br />

v s . C i t y o f<br />

C u s t o m e r s<br />

Pioneers as Door Openers<br />

Two ambitious cooks, a clever artist, and two urban planners with a background in<br />

the social sciences initiated the nt/Areal project. They had made an unsuccessful<br />

effort to acquire a disused barracks building on the Rhine in order to set<br />

up a loft hotel. Thus, the group was already in place and founded an alternative<br />

at the twenty-hectare DB freight-yard site, where the owner (presently Vivico)<br />

and the canton of the City of Basel planned new and not exactly reasonably-priced<br />

apartments as well as eight hectares of public green and open space in the middle<br />

of a socially disadvantaged neighborhood. With a study financed by funds from the<br />

temporary user scene in Basel (cf. Bürgin/Cabane 1999) in their pocket, the five<br />

traveled to Vivico (at the time the Eisenbahnimmobiliengesellschaft or EIM Railway<br />

Property Company) in Frankfurt. They succeeded in winning over the owner and<br />

negotiating a contract for the former staff canteen and the wagon master building<br />

in the middle of the site, still marked by logistics operations. With a handful<br />

of pioneers who wanted to venture to achieve what was apparently impossible and<br />

an owner representative who was not afraid of experiments, the first step was taken.<br />

The rent was negotiated down to one-sixth of Vivico’s original demand. This<br />

enabled the association k.e.i.m. to generate a surplus with its commercial gastronomic<br />

projects and support cultural and social activities at the site. Foundations<br />

and non-profit associations provided additional start-up aid in the form of<br />

one-off contributions to the project. Countless friends, acquaintances, and interested<br />

parties invested a substantial share of creative capital in the project.<br />

As was expected, the authorities acted in a reserved and reactive way, but they<br />

were definitely positive. This was at least accompanied by the benefit that margins<br />

of discretion could be taken advantage of during the approval procedure. This<br />

demonstrates: besides committed pioneers, all of the participating actors have to<br />

have the courage to take risks and show goodwill.<br />

United in the association k.e.i.m., the first committed circle of people<br />

engaged in the cultural sector formed and began to publicly vitalize the<br />

location. Even though the individual motives were very different, they all<br />

had a common denominator: they wanted to create spaces with cultural qualities<br />

and exploit these as public space. With a restaurant that even appealed to<br />

the municipal decision-makers and allowed them to participate in the project<br />

as guests, a club for night owls, and the experimental art space nt/Labor,<br />

the location quickly became an insiders’ tip. The creative-economy establishment<br />

converged with the autonomous art and culture scene. New York to Moscow<br />

danced outdoors until the wee hours of the morning. Thus, a first step had been<br />

taken toward opening the site, and the stage was set for complying with the<br />

pioneers’ actual wish for a sociocultural integration of the urban-planning<br />

proposal in the midst of a predominantly socially disadvantaged neighborhood<br />

population.<br />

Neighborhood Population as an Integration Factor<br />

The integration of the neighborhood occurred four years later with the arrangement<br />

of a development plan. In view of the upcoming temporary vacancy<br />

rates and the positive experience with the temporary users, Vivico awarded<br />

contracts for partial areas to backers of the association k.e.i.m. In this<br />

case as well, project development did not begin with a concrete concept but<br />

with the actors, who were found by way of a moderated workshop with interested<br />

groups and individuals from the neighborhood. The special thing about this<br />

second use phase was that the newly established association V.i.P. soon attracted<br />

more than one hundred members from the neighborhood, who established<br />

projects that concentrated more on ranges of everyday offers in public space.<br />

Trend sports, organized and supervised by loose groups within the context of<br />

Street Art, or the child-and-art project Allwäg constituted non-commercial<br />

cornerstones. A Sunday flea market quickly became the neighborhood’s public<br />

platform and enjoyed increasing popularity far beyond the city limits. This<br />

was later joined by the neighborhood laboratory in one of the buildings and<br />

numerous additional, in part economically lucrative projects that inscribed<br />

the brownfield with the status of a space publicly exploited by non-profit organizations.<br />

378<br />

379


sated and further ideas to be implemented. There are a variety of sources of<br />

revenue. About half of the turnover is generated by gastronomy and the sales<br />

stall; in addition, Nomadisch Grün constantly solicits donations, money for<br />

vegetable patch adoptions, and funds for individual projects. Within just a<br />

brief period of time, a network has developed comprised of cooperations, partnerships,<br />

and mutual exchange. A variety of different projects has arisen from<br />

these, more and more new gardens, and thus the enterprise’s future as well. A<br />

permanent offshoot of the gardens, cultivated by local residents, was set up<br />

in the back courtyard of a neighboring building. With the help of Nomadisch<br />

Grün, mobile gardens with vegetable patches in plastic crates were even established<br />

in a courtyard of the Berlin University of the Arts and on a parking<br />

deck in Hamburg. Nomadisch Grün supplies schools and training facilities<br />

with mobile units for lessons in gardening, school-class patch adoptions, and<br />

assistance in laying out school gardens. Such services and transfers of knowledge<br />

augment the Prinzessinnengärten’s financial means. However, the most valuable<br />

achievements, such as strengthening social cohesion, neighborly cooperation,<br />

and the contribution to biodiversity are not compensated for—a large<br />

problem for many social enterprises.<br />

to transport foodstuffs, but also lie in rediscovering the city as a biosphere<br />

and in the truest sense of the word situating and earthing oneself as a human<br />

being in a sustainable world” (Müller 2011c: 71f.). In this spirit, a participatory<br />

project for youths 1 funded by the Federal Ministry of Transport,<br />

Building, and Urban Development was carried out by Nomadisch Grün; at the same<br />

time, in due consideration of social and ecological factors, scenarios for<br />

the design of Moritzplatz are currently being developed in collaboration with<br />

study groups.<br />

Even if the Prinzessinnengärten is only temporary, as a pioneer<br />

achievement it will continue to have a lasting impact. Even if the gardens<br />

have to one day make way for another use, what is produced there will be more<br />

socially compatible and therefore considerably better coordinated than what<br />

would have originated without it. The gardens have left a mark on the location<br />

and exposed local potential. Hence, they belong to those temporary uses that<br />

have an impact beyond their duration of use and initiate potentials for urban<br />

development processes. For Robert Shaw it has long since ceased to be a temporary<br />

use, but rather a pioneering use with a perspective.<br />

How the Prinzessinnengärten Influence the<br />

Design of the City of Tomorrow<br />

The Prinzessinnengärten is already considered to be a textbook example in the<br />

discourse on civic commitment, ecological urban planning, and social urban<br />

development. Its radiates far beyond Kreuzberg and is taken into account in<br />

current concepts for the city of tomorrow.<br />

1 Within the scope of Stadtsafari (urban safari), a mobile space for<br />

youths was set up in collaboration with adolescents that could be used as an<br />

outpost for the temporary appropriation of urban niches.<br />

It is up to municipal administrators to realize that the gardens have<br />

engendered a pool of knowledge and a public that represents a unique basis<br />

for citizen involvement, for as sociologist Christa Müller sums up: “In recent<br />

approaches to urban planning, issues of sustainable production are no<br />

longer treated in isolation from consumers. It is to a greater degree a matter<br />

of developing a participative approach by means of urban agriculture in order<br />

to again allow people to experience food cycles and collaborate in the structuring<br />

of public spaces. The potentials for post-fossil strategies of urban<br />

design restrict themselves not only to the reduction of the distance required<br />

422<br />

423


Uses and users from the initial phase are still around today. Their<br />

inclusion in the formal land use planning process went far beyond the normal,<br />

time-limited phase of civic involvement in terms of formal law. As a result,<br />

the land use plan that had been agreed to, which stipulated the demolition of<br />

nearly all of the buildings and thus the eviction of most of the uses, was<br />

scrapped by local policy-makers. The informal uses were thus acknowledged for<br />

the first time as active civic involvement and the site itself was approved as<br />

a space of opportunity for this extended approach to participation in urban<br />

development. On their part, the users of the RAW-Gelände continued to promote<br />

their ideas for development with the slogan “We came to stay.” With this they<br />

were not only making reference to their own stay, but also expressing their<br />

solidarity with other pioneers of temporary use, and in doing so strengthening<br />

the political debate over local social urban development. However, fewer and<br />

fewer user projects were in a position to pay the price of their success—a socially<br />

and culturally livable neighborhood—which took on the form of increasing<br />

rents (cf. Rostalski 2011).<br />

Additional Projects, Unplanned Developments,<br />

and Unfulfilled Expectations<br />

Primarily artists and cultural projects use the RAW site as a temporary place<br />

of inspiration, engaging in projects that last from several weeks to many<br />

years. In the process, decisions with respect to the perspective for staying<br />

are made mostly based on the degree of social orientation and inclusion within<br />

the local context. Thus, the “Kinderzirkus Zack,” a children’s circus not<br />

only active in Berlin but nationwide, had to change its name to “Jugendzirkus”<br />

(youth circus), because many of the children have since grown up and are still<br />

actively involved, using play to deal with their notions of urban (co)existence.<br />

Approaches to urban gardening, that have since become commonplace at<br />

many locations around town, also found space to experiment at the RAW site.<br />

The site offered non-designated free space for collective learning and exchanging<br />

knowledge, supplemented by funding for local subsistence approaches.<br />

Another development took up the flair of the building stock: at the former<br />

high-rise bunker, what was initially informal use—besides the indoor skating<br />

hall with a range of offers for school sports—became a public adventure site<br />

for climbers.<br />

As a result of the positive perception of the projects and the public<br />

debate over the further development process, the demand for space at the RAW<br />

site always exceeded the space that was actually available. This did not go<br />

unnoticed by the new owners of the site, who have as yet not been able to push<br />

through their visions of demolition and new buildings—“preplanned” and highdensity.<br />

Yet their step into temporary use as an interim solution to their<br />

actual plans would have resulted in a considerable shift in relations at the<br />

site. Furnished with the look of temporary use and thus not visible from the<br />

outside, financially attractive projects no longer rent spaces via an umbrella<br />

organization—ensuring the cross-financing of social projects—but now serve the<br />

owner’s financial interests. Thus, it is almost exclusively up to the owner’s<br />

discretion to decide which uses define the development of the site, which is<br />

the size of an entire neighborhood, while district policy-makers are reduced<br />

to adhering to legal use restrictions that can be interpreted in any number<br />

of ways (cf. Rostalski 2007). Local residents and users themselves have become<br />

spectators or at best new consumers; a beer garden, a concert hall, or<br />

a temporary storage facility for beverages that, seen individually, definitely<br />

serve the interests of a new clientele in the neighborhood. While these new<br />

projects may also use the existing structures, the expectation of being able<br />

to actively involve a broad stratum of the population in urban development via<br />

temporary use and irrespective of financial means can only be upheld with difficulty.<br />

Thus, it becomes apparent that where temporary uses are praised as a<br />

means of revitalizing urban space, these require a democratic framework that<br />

permits the lasting inclusion of the population in the sense of civic involvement.<br />

Only in this way can the danger of giving preference to individual<br />

interests be guarded against. The RAW site has not yet been cooked. It remains<br />

to be seen whether the previous projects-in-progress at the site congeal into<br />

concrete or continue to shape the site on the basis of daily reality—settled,<br />

but with an open future.<br />

426<br />

427


I n e v e r y<br />

u s e d ,<br />

s e c o n d h a n d<br />

i t e m , w h a t<br />

i s s p e c i a l<br />

a b o u t i t<br />

i s t h e t i m e<br />

w i t h w h i c h<br />

i t h a s<br />

b e e n<br />

i n s c r i b e d .


I m G e g e n s a t z z u<br />

d e m N e u e n , d a s n o c h<br />

o h n e Z e i t i s t<br />

u n d a l l e i n e d i e Z u k u n f t<br />

v o r s i c h z u h a b e n<br />

s c h e i n t ,<br />

w i r d m i t e i n e m G u t a u s<br />

z w e i t e r H a n d a u c h e t w a s<br />

v o n d e r Z e i t , a u s d e r<br />

Z e i t d a v o r ,<br />

e i n M e h r ü b e r g e b e n ,<br />

d a s k e i n e n d i r e k t<br />

a u s s p r e c h b a r e n C o d e<br />

v e r l a n g t .

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