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Fragen der Ethik, Moritz Schlick Kapitel II: Warum handelt ... - Ge.ch

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<strong>Fragen</strong> <strong>der</strong> <strong>Ethik</strong>, <strong>Moritz</strong> <strong>S<strong>ch</strong>lick</strong><br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>II</strong>: <strong>Warum</strong> <strong>handelt</strong> <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>?


1. Tätigkeit und Handlung<br />

●<br />

“Wie die Erfahrung lehrt, gibt ni<strong>ch</strong>t jedes beliebige<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Tun Anlaß zu sittli<strong>ch</strong>er Beurteilung;<br />

vielmehr ist <strong>der</strong> allergrößte Teil unseres Lebens<br />

mit Tätigkeiten ausgefüllt, die, für si<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>tet,<br />

ganz jenseits von gut und böse sind.” (S.75)<br />

ni<strong>ch</strong>t “gut” o<strong>der</strong> “s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t”


1. Tätigkeit und Handlung (2)<br />

●<br />

Tätigkeit<br />

- man<strong>ch</strong>mal<br />

unbewusst<br />

●<br />

Handlung:<br />

- ++Persönli<strong>ch</strong>keit<br />

- innerli<strong>ch</strong><br />

- äusserli<strong>ch</strong><br />

- Willenshandlung<br />

- keine Ents<strong>ch</strong>eidung<br />

“Reaktionen auf<br />

bestimmte Reize”<br />

(S.76)


1. Tätigkeit und Handlung (3)<br />

●<br />

Beispiel des s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Klavierspielers:<br />

--> Tätigkeit ≠ Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

- Der Klavierspieler denkt ni<strong>ch</strong>t:<br />

“eine Vorstellung (Idee), o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> eine<br />

Wahrnehmung, eine Empfindung, wirkt direkt als<br />

Reiz” (S.76)<br />

sensoris<strong>ch</strong>


3. Der Begriff des Willens<br />

●<br />

●<br />

“Streit <strong>der</strong> Motive” Wahl Willen<br />

“[...] <strong>der</strong> ganze ges<strong>ch</strong>il<strong>der</strong>te Vorgang ist <strong>der</strong><br />

Willensakt.” (S.78)<br />

Anstrengung


4. Das Motivationsgesetz<br />

●<br />

●<br />

●<br />

“»Unter wel<strong>ch</strong>en Bedingungen gewinnt eine<br />

bestimmte Vorstellung die Oberhand über die<br />

an<strong>der</strong>n?« Die Antwort auf diese Frage [...] ist die<br />

Antwort auf die Frage: »<strong>Warum</strong> <strong>handelt</strong> <strong>der</strong><br />

Mens<strong>ch</strong>?«” (S.79)<br />

Antwort: angenehmste Vorstellung<br />

einige Sa<strong>ch</strong>en > angenehmer als an<strong>der</strong>e<br />

angenehm ≠ glei<strong>ch</strong> für alle<br />

hängt vom Kontext ab


4. Das Motivationsgesetz (2)<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Wahl = angenehmste Vorstellung<br />

Wie weiss man, wel<strong>ch</strong>e die angenehmste ist?<br />

- <strong>Ge</strong>fühle ≠ quantitativ<br />

“<strong>der</strong> Übergang von a zu b [ist] ein unlustbetontes<br />

Erlebnis, dagegen <strong>der</strong> von b zu a ein<br />

lustbetontes. Wir werden dann offenbar sagen<br />

können, sozusagen definitionsweise, daß a<br />

gegenüber dem b die stärker lustrei<strong>ch</strong>e<br />

Vorstellung war, o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> die weniger<br />

unlustvolle.” (S.81)<br />

Verglei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Vorstellungen


4. Das Motivationsgesetz (3)<br />

●<br />

Die angenehmste Vorstellung “stellt also einen<br />

Gipfel dar, tritt als sol<strong>ch</strong>er in das Zentrum des<br />

Bewusstseins und zieht die Handlung na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>.”<br />

(S.81)


5. Zum Beweis des<br />

Motivationsgesetzes<br />

●<br />

“[Jetzt] haben wir […] na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Ri<strong>ch</strong>tigkeit dieses<br />

Satzes zu fragen.” (S.82)<br />

●<br />

Satz = unbestreitbar<br />

viele Beispiele im alltägli<strong>ch</strong>em Leben<br />

●<br />

“wir brau<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong>aus ein <strong>Ge</strong>setz, d. h. eine<br />

Bes<strong>ch</strong>reibung des Verhaltens, die ausnahmslos<br />

für alle Fälle zutrifft.” (S.82)<br />

allgemeines <strong>Ge</strong>setz?<br />

Wenn ni<strong>ch</strong>t wahr<br />

Ausnahmen <strong>der</strong> Regel


5. Zum Beweis des<br />

Motivationsgesetzes (2)<br />

●<br />

Für unser Problem: “wir sehen zu, ob ni<strong>ch</strong>t bei<br />

je<strong>der</strong> Willenshandlung s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin die<br />

Ents<strong>ch</strong>eidung in <strong>der</strong> Ri<strong>ch</strong>tung des am meisten<br />

lustbetonten (am wenigsten unlustbetonten)<br />

Motives erfolgt.” (S.82)


6. Das Motivationsgesetz im Falle<br />

eines Opfers<br />

●<br />

Man<strong>ch</strong>mal Ents<strong>ch</strong>eidung ≠ angenehmste<br />

Vorstellung<br />

“ein Opfer bringen” (S.83)<br />

●<br />

für einige Philosophen:<br />

- Satz ≠ allgemeingültig, “[<strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>] könne<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terdings Beliebiges wollen” (S.83)<br />

- Moralis<strong>ch</strong>e Handlungen ≠ angenehmste Wahl<br />

gültig nur für triviale Fälle


6. Das Motivationsgesetz im Falle<br />

eines Opfers (2)<br />

“Die starken <strong>Ge</strong>fühlstöne, die all diesen<br />

Vorstellungen anhaften, übertragen si<strong>ch</strong> auf die<br />

assoziativ mit ihnen zusammenhängenden Motive<br />

und modifizieren dur<strong>ch</strong>aus <strong>der</strong>en anfängli<strong>ch</strong>en<br />

Lustwert.” (S.84)<br />

bringen Opfer, damit jemand an<strong>der</strong>er froh wird<br />

“Dur<strong>ch</strong> diesen Prozess wird die Vorstellung<br />

des kleineren Gutes lei<strong>ch</strong>t lustvoller als die des<br />

grösseren, und <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>einbar paradoxe<br />

Willensents<strong>ch</strong>luss erfolgt im Sinne unserer<br />

Motivationsregel.” (S.84)


7. Das Motivationsgesetz im Falle des<br />

Heroismus<br />

“Der Held <strong>handelt</strong> »um einer Sa<strong>ch</strong>e willen«, er will<br />

eine Idee dur<strong>ch</strong>setzen o<strong>der</strong> ein ganz bestimmtes<br />

Ziel verwirkli<strong>ch</strong>en.” (S.85)<br />

Eigenes Leben = weniger wi<strong>ch</strong>tig als Idee o<strong>der</strong><br />

Person, für die wir uns aufopfern<br />

ni<strong>ch</strong>ts betrifft ihn (S<strong>ch</strong>merz)<br />

Die Idee grosse Freude<br />

<strong>Ge</strong>setz = gültig


8. Zurückweisung fals<strong>ch</strong>er Erklärungen<br />

und Einwände<br />

“Nein, es ist dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t nötig, dass die siegende<br />

lustrei<strong>ch</strong>e Vorstellung eine sol<strong>ch</strong>e des eignen<br />

Zustandes sein müsste.” (S.86)<br />

mögli<strong>ch</strong> Lust zu haben aus <strong>der</strong>jenigen von<br />

an<strong>der</strong>en<br />

altruistis<strong>ch</strong><br />

Willen wird NIE etwas total unangenehmes wählen


8. Zurückweisung fals<strong>ch</strong>er Erklärungen<br />

●<br />

Lust ≈ objektiv:<br />

und Einwände (2)<br />

- in man<strong>ch</strong>en Fällen subjektiv:<br />

z.B: s<strong>ch</strong>lagen tut weh, aber für Perverse =<br />

angenehm<br />

- ABER nur Ausnahme insgesamt =<br />

objektiv


9. Das Motivationsgesetz ist ni<strong>ch</strong>t leer<br />

●<br />

"Die einen meinen, es sei überhaupt in si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>tssagend [...]" (S.89)<br />

- Mens<strong>ch</strong> will, was er für besser hält<br />

"wollen" = "für besser halten"<br />

<strong>Ge</strong>setz ≠ Inhalt<br />

ABER fals<strong>ch</strong>!<br />

"für besser halten" = "Wüns<strong>ch</strong>en" ≠ "Wollen"<br />

"Auf das blosse Wüns<strong>ch</strong>en brau<strong>ch</strong>t keine Reaktion<br />

zu folgen, Wollen aber ist unzertrennli<strong>ch</strong> mit<br />

Handeln […] verknüpft." (S.90)


9. Das Motivationsgesetz ist ni<strong>ch</strong>t leer<br />

(2)<br />

●<br />

Wir wollen, was wir wüns<strong>ch</strong>en --> empiris<strong>ch</strong>es<br />

Faktum<br />

an<strong>der</strong>es Verhalten = mögli<strong>ch</strong><br />

"Es wäre ein mögli<strong>ch</strong>es Willensgesetz, dass <strong>der</strong><br />

Mens<strong>ch</strong> immer das will, war er am wenigstens<br />

wüns<strong>ch</strong>t." (S.90)<br />

<strong>Ge</strong>setz ≠ Tautologie


10. Das <strong>Ge</strong>setz enthält eine<br />

bedeutsame Erkenntnis<br />

●<br />

"Wenn man fragt, warum <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong> A si<strong>ch</strong><br />

moralis<strong>ch</strong> verhalte, <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong> B dagegen ni<strong>ch</strong>t,<br />

so können wir jetzt darauf antworten: weil die<br />

Vorstellung gewisser Ziele für A si<strong>ch</strong> mit Lust<br />

verknüpft, für B mit Unlust" (S.91)<br />

"<strong>Warum</strong> ist denn eine Vorstellung für den einen<br />

lustvoll, für den an<strong>der</strong>n ni<strong>ch</strong>t?" (S.91-92)<br />

- <strong>Ge</strong>fühle

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