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Fachkräfteengpässe in Deutschland – Analyse Juni 2012

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Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Nürnberg, <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

• Aktuell zeigt sich ke<strong>in</strong> flächendeckender Fachkräftemangel <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. Es gibt<br />

jedoch Engpässe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Berufsgruppen und Regionen.<br />

• So zeigen sich derzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen technischen Berufsfeldern sowie <strong>in</strong> den Gesundheitsund<br />

Pflegeberufen Mangelsituationen.<br />

• Bei den technischen Berufen bestehen Fachkräfteprobleme vor allem auf Ebene der<br />

Experten (Ingenieure).<br />

• In der Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnik, im Bereich Mechatronik, Energie und<br />

Elektro gibt es <strong>in</strong> nahezu allen westlichen Bundesländern sowie <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en<br />

Expertenmangel. Anzeichen für Engpässe s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> Sachsen zu erkennen.<br />

• In den IT-Berufen besteht ke<strong>in</strong> genereller Fachkräftemangel. Im Teilbereich Informatik,<br />

IT-Anwendungsberatung sowie Softwareentwicklung und Programmierung ist<br />

jedoch e<strong>in</strong> Expertenmangel erkennbar.<br />

• Auf Bundesebene zeigt sich ferner e<strong>in</strong> Fachkräftemangel bei den (Ingenieur-)Experten im<br />

Bereich der technischen Forschung und Entwicklung, der technischen Zeichnung,<br />

Konstruktion und Modellbau sowie bei Experten für die Ver- und Entsorgung.<br />

• Fachkräftemangel bei Humanmediz<strong>in</strong>ern gibt es mit Ausnahme der Stadtstaaten <strong>in</strong> allen<br />

Bundesländern.<br />

• Gesundheits- und Krankenpflegefachkräfte werden <strong>in</strong> allen Bundesländern gesucht.<br />

In den ostdeutschen Bundesländern fällt die Stellenbesetzung jedoch noch etwas<br />

weniger schwer als im restlichen Bundesgebiet.<br />

• Der Mangel an exam<strong>in</strong>ierten Altenpflegefachkräften zeigt sich <strong>in</strong> allen Bundesländern.<br />

Impressum<br />

Bundesagentur für Arbeit<br />

Arbeitsmarktberichterstattung (CF4)<br />

Kontakt für Rückfragen:<br />

Judith Wüllerich<br />

Ralf Beckmann<br />

Tel.: 0911 179-1080<br />

arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de


Inhaltsverzeichnis<br />

arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

1. Detaillierte Prüfergebnisse Engpassanalyse .......................................................... 3<br />

1.1 Grundsätzliche Überlegungen ...................................................................................... 3<br />

1.2 Gesamtschau ............................................................................................................... 4<br />

1.3 Engpässe nach Berufen und Regionen ........................................................................ 5<br />

1.3.1 Technische Berufe (Experten) ............................................................................... 5<br />

1.3.2 Technische Berufe (Fachkräfte und Spezialisten) .................................................. 7<br />

1.3.3 Gesundheits- und Pflegeberufe ............................................................................. 8<br />

2. Methodik ............................................................................................................... 10<br />

2.1 Prüfschritte ..................................................................................................................10<br />

2.2 Statistische Anmerkungen zu den verwendeten Daten ...............................................11<br />

Anhang ..................................................................................................................... 14<br />

- 2 -


1. Detaillierte Prüfergebnisse Engpassanalyse<br />

1.1 Grundsätzliche Überlegungen<br />

arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

• Nicht jede offene Stelle signalisiert e<strong>in</strong>e Mangelsituation. Offene Stellen s<strong>in</strong>d<br />

Kennzeichen e<strong>in</strong>es funktionierenden Arbeitsmarktes: So wechseln Arbeitnehmer Stellen,<br />

Mitarbeitende scheiden aufgrund von Rentene<strong>in</strong>tritt aus dem Erwerbsleben aus, neue<br />

Projekte lassen zusätzlichen Bedarf entstehen usw.<br />

• Erst wenn die Besetzung nicht zum gewünschten Zeitpunkt erfolgen kann, Angebot und<br />

Nachfrage nicht zusammenkommen, tritt e<strong>in</strong> Engpass e<strong>in</strong>. Die Ursachen für diese<br />

Besetzungsprobleme s<strong>in</strong>d vielfältig. Fachkräftemangel stellt nur e<strong>in</strong>e mögliche Ursache<br />

dar.<br />

• Mögliche Ursachen für Besetzungsprobleme:<br />

− Organisation von Besetzungsverfahren: rechtzeitiges E<strong>in</strong>leiten, Suchwege,<br />

(technisch) standardisierte Auswahlverfahren, …<br />

− Zu ger<strong>in</strong>ge Bekanntheit des Arbeitgebers, <strong>in</strong>sbesondere bei kle<strong>in</strong>en und mittleren<br />

Unternehmen (KMU)<br />

− Ger<strong>in</strong>ge Attraktivität und negatives Image des Arbeitgebers oder des Berufsfeldes an<br />

sich<br />

− Unattraktive Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen (Befristungen, fixe Arbeitszeiten, Schichtarbeit,<br />

fehlende Benefits, Work-Life-Balance, Vere<strong>in</strong>barkeit Familie und Beruf, …)<br />

− Konzessionsbereitschaft des Arbeitgebers<br />

− Regionaler Mismatch<br />

− Qualifikatorischer Mismatch<br />

und mittelfristig:<br />

− Demografischer Wandel<br />

• H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en schwer zu deckenden Fachkräftebedarf <strong>in</strong> bestimmten Berufen bzw.<br />

Berufsfeldern können sich daher nur aus der Gesamtschau verschiedener Quellen<br />

ergeben. Für sich genommen hat jeder Indikator Schwächen und E<strong>in</strong>schränkungen, die<br />

se<strong>in</strong>e Aussagekraft relativieren. Zieht man jedoch diverse Größenordnungen zusammen,<br />

kristallisieren sich Schnittmengen heraus. In der Summe ergibt sich dann durchaus e<strong>in</strong><br />

aussagekräftiges Bild über Engpässe auf dem deutschen Arbeitsmarkt.<br />

• Bei regionaler Betrachtung kann die Grundgesamtheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Berufen zu kle<strong>in</strong>en<br />

Größen führen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel schwankungsanfälliger. Insofern sollte bei der<br />

Interpretation der Situation kle<strong>in</strong>erer Bundesländer immer auch <strong>in</strong> Erwägung gezogen<br />

werden, dass Pendlerverflechtungen mit den Nachbarländern e<strong>in</strong> Potenzial zur<br />

Abschwächung oder sogar zur Kompensation von Engpässen darstellen können.<br />

- 3 -


1.2 Gesamtschau<br />

arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Aktuell zeigt sich ke<strong>in</strong> flächendeckender Fachkräftemangel <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. In e<strong>in</strong>zelnen<br />

Berufsgruppen und Regionen s<strong>in</strong>d jedoch Mangelsituationen bzw. Engpässe erkennbar.<br />

Fachkräftemangel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Berufsgruppen 1<br />

Bei der weiterführenden <strong>Analyse</strong> zeigt sich aktuell bei folgenden Berufsgruppen e<strong>in</strong><br />

Fachkräftemangel:<br />

• Ingenieure Metallbau und Schweißtechnik (hochqualifizierte Experten 2 )<br />

• Ingenieure Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnikberufe (hochqualifizierte Experten)<br />

• Ingenieure Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe (hochqualifizierte Experten)<br />

• Ingenieure technische Forschung und Entwicklung (hochqualifizierte Experten)<br />

• Ingenieure technisches Zeichnen, Konstruktion und Modellbau (hochqualifizierte<br />

Experten)<br />

• Ingenieure Ver- und Entsorgung (hochqualifizierte Experten)<br />

• Hochqualifizierte Experten im Bereich Informatik<br />

• Hochqualifizierte Experten <strong>in</strong> der IT-Anwendungsberatung<br />

• Hochqualifizierte Experten Softwareentwicklung und Programmierung<br />

• Humanmediz<strong>in</strong>er (ohne Zahnmediz<strong>in</strong>)<br />

• exam<strong>in</strong>ierte Fachkräfte 3 Gesundheits- und Krankenpflege<br />

• exam<strong>in</strong>ierte Fachkräfte Altenpflege<br />

Im Vergleich zur <strong>Analyse</strong> vom Dezember 2011 kommen die hochqualifizierten Experten im<br />

Bereich IT-Anwendungsberatung h<strong>in</strong>zu. Die darüber h<strong>in</strong>aus aufgeführten Berufsgruppen im<br />

technischen Bereich wurden bereits <strong>in</strong> früheren <strong>Analyse</strong>n als Mangelberufe identifiziert. Sie<br />

entsprechen weitestgehend den Tätigkeitsfeldern von Masch<strong>in</strong>en- und<br />

Fahrzeugbau<strong>in</strong>genieuren bzw. Elektro<strong>in</strong>genieuren. Gegenüber der letzten Untersuchung hat<br />

sich die Mangelsituation <strong>in</strong> den genannten Berufsgruppen weiter verstärkt.<br />

1 Zu den differenzierten Klassifikationsnummern gemäß KldB 2010 siehe Anhang.<br />

2 Experten s<strong>in</strong>d Personen mit m<strong>in</strong>destens vierjähriger Hochschulausbildung oder vergleichbarer Qualifikation.<br />

3 Fachkräfte s<strong>in</strong>d Personen mit abgeschlossener m<strong>in</strong>destens zweijähriger Berufsausbildung, Meister-/ Technikerausbildung,<br />

Fachschulabschluss, Hochschulabschluss oder vergleichbarer Qualifikation.<br />

- 4 -


1.3 Engpässe nach Berufen und Regionen<br />

1.3.1 Technische Berufe (Experten)<br />

arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Fachkräftemangel bei Metall-, Elektro- und IT-Experten<br />

Experten (Ingenieure)<br />

<strong>Deutschland</strong> nach Ländern<br />

<strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Masch<strong>in</strong>en- und<br />

Fahrzeugtechnik<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Baden-Württemberg<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

= Fachkräftemangel (Vakanzzeit liegt m<strong>in</strong>d. 40% über dem<br />

Bundesdurchschnitt aller Berufe und es gibt weniger als 150<br />

Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen<br />

oder es gibt weniger Arbeitslose als gemeldete Stellen)<br />

Arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Mechatronik, Energie<br />

und Elektro<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Baden-Württemberg<br />

= Anzeichen für Fachkräfteengpässe<br />

(Vakanzzeit ist über dem Bundesdurchschnitt<br />

aller Berufe und es gibt weniger als 300<br />

Arbeitslose je 100 gemeldeten Stellen)<br />

Insgesamt<br />

• In den technischen Berufen zeigt sich e<strong>in</strong> Fachkräftemangel vor allem bei den<br />

Ingenieuren (hochqualifizierte Experten).<br />

• So kann <strong>in</strong> der Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnik, im Bereich Mechatronik, Energie und<br />

Elektro sowie <strong>in</strong> der Informatik, IT-Anwendungsberatung und der Softwareentwicklung<br />

von e<strong>in</strong>em Fachkräftemangel an hochqualifizierten Experten gesprochen werden.<br />

• E<strong>in</strong>e Mangelsituation gibt es ebenfalls bei den Experten im Bereich der Metall- und<br />

Schweißtechnik, der technischen Forschung und Entwicklung, der technischen<br />

Zeichnung, Konstruktion und Modellbau sowie bei Experten für die Ver- und Entsorgung 4 .<br />

Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnik (Experten)<br />

• Unter den Experten im Bereich Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnik werden weitestgehend<br />

Berufsbilder verstanden, die denen der Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugbau<strong>in</strong>genieure<br />

(Berufsordnung 601 KldB 1988) entsprechen.<br />

• Die Vakanzzeit liegt mit 107 Tagen bundesweit um 45 Prozent über dem Durchschnitt<br />

von 74 Tagen. Auf 100 gemeldete Arbeitsstellen für Masch<strong>in</strong>en- und<br />

Fahrzeugtechnikexperten kommen rechnerisch 69 Arbeitslose, die dieses<br />

Qualifikationsniveau mitbr<strong>in</strong>gen.<br />

• Die bundesweiten Engpasskriterien weisen im Vergleich zur letzten Untersuchung auf<br />

e<strong>in</strong>e Verstärkung des Fachkräftemangels h<strong>in</strong>.<br />

4 Diese Berufsgruppen s<strong>in</strong>d aufgrund ger<strong>in</strong>ger Größenordnungen nicht regionalisiert dargestellt.<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

Informatik Softwareentwicklung,<br />

IT-Beratung<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Baden-Württemberg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

= ke<strong>in</strong>e Engpässe (Vakanzzeit ist unter dem<br />

Bundesdurchschnitt aller Berufe oder es gibt mehr als<br />

300 Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen)<br />

= Ke<strong>in</strong>e Daten aufgrund kle<strong>in</strong>er Größenordnungen<br />

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit<br />

- 5 -


arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

• Der Fachkräftemangel bei den Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnikexperten zeigt sich <strong>in</strong><br />

allen westlichen Bundesländern 5 . Hier gibt es aufgrund der Wirtschaftsstruktur e<strong>in</strong>en<br />

überdurchschnittlichen Bedarf an Ingenieuren (Automobilstandorte, Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie<br />

usw.).<br />

• In den östlichen Bundesländern 6 stellt sich die Situation differenzierter dar. In<br />

Thür<strong>in</strong>gen zeigt sich ebenfalls e<strong>in</strong> Mangel. In Sachsen gibt es Anzeichen für<br />

Fachkräfteengpässe, woh<strong>in</strong>gegen sich die Situation <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt gegenüber den<br />

letzten <strong>Analyse</strong>n wieder etwas entspannt hat.<br />

• Fachkräftepotenziale s<strong>in</strong>d derzeit noch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Brandenburg und Mecklenburg-<br />

Vorpommern vorhanden. Hier übersteigt die Zahl der Arbeitslosen die Zahl der Stellen<br />

deutlich. Mittelfristig könnten auch die stark angestiegenen Studierendenzahlen zur<br />

Entspannung der Engpass-Situationen beitragen.<br />

Mechatronik, Energie und Elektro (Experten)<br />

• Unter den Experten im Bereich Mechatronik, Energie und Elektro werden weitestgehend<br />

Berufsbilder verstanden, die denen der Elektro<strong>in</strong>genieure (Berufsordnung 602 KldB<br />

1988) entsprechen.<br />

• Die Vakanzzeit liegt bundesweit bei 108 Tagen und damit um 47 Prozent über dem<br />

Durchschnitt. Auf 100 gemeldete Arbeitsstellen kommen rechnerisch 83 arbeitslose<br />

Mechatronik-, Energie- und Elektroexperten.<br />

• Auch hier weisen die bundesweiten Engpasskriterien im Vergleich zur letzten<br />

Untersuchung auf e<strong>in</strong>e Verstärkung der Mangelsituation h<strong>in</strong>.<br />

• Regional 7 betrachtet zeigt sich der Fachkräftemangel vor allem <strong>in</strong> den westlichen<br />

Bundesländern. So ist <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bayern, Baden-Württemberg, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz,<br />

Hessen, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Niedersachsen und Hamburg e<strong>in</strong> Ingenieurmangel im<br />

Bereich Mechatronik, Energie und Elektro festzustellen. Die Vakanzzeit liegt deutlich<br />

über dem Bundesschnitt. Mit Ausnahme von Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen gibt es <strong>in</strong> diesen<br />

Ländern weniger Arbeitslose als gemeldete Stellen.<br />

• In Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Sachsen und Thür<strong>in</strong>gen gibt es (erste) Anzeichen für e<strong>in</strong>e sich<br />

abzeichnende Knappheit an Mechatronik-, Energie- und Elektroexperten.<br />

• Fachkräftepotenziale s<strong>in</strong>d derzeit noch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und<br />

Mecklenburg-Vorpommern vorhanden. Hier übersteigt die Arbeitslosenzahl die<br />

Stellenanzahl deutlich. Mittelfristig könnten auch die gestiegenen Studierendenzahlen zur<br />

Entspannung der Engpass-Situationen beitragen.<br />

5<br />

Differenzierte Aussagen zum Saarland s<strong>in</strong>d aufgrund kle<strong>in</strong>er Größenordnungen nicht s<strong>in</strong>nvoll. Siehe hierzu auch Kapitel 2 zur<br />

Methodik.<br />

6<br />

Differenzierte Aussagen zu Berl<strong>in</strong>, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgrund kle<strong>in</strong>er Größenordnungen nicht<br />

s<strong>in</strong>nvoll.<br />

7<br />

Differenzierte Aussagen zum Saarland, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt aufgrund kle<strong>in</strong>er<br />

Größenordnungen nicht s<strong>in</strong>nvoll.<br />

- 6 -


arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Informatik, IT-Anwendungsberatung und Softwareentwicklung (Experten)<br />

• Unter den IT-Fachleuten zeigt sich ke<strong>in</strong> genereller Fachkräftemangel. Im Bereich der<br />

Informatik, der IT-Anwendungsberatung sowie der Softwareentwicklung und<br />

Programmierung ist allerd<strong>in</strong>gs durchaus e<strong>in</strong> Expertenmangel existent. Aktuell ke<strong>in</strong><br />

Fachkräftemangel ist h<strong>in</strong>gegen im Bereich IT-Systemanalyse, IT-Vertrieb,<br />

Netzwerktechnik und IT-Koord<strong>in</strong>ation erkennbar.<br />

• Die bundesweiten Engpasskriterien weisen für die Experten im Bereich Informatik, IT-<br />

Beratung sowie Softwareentwicklung und Programmierung e<strong>in</strong>en Fachkräftemangel aus.<br />

Die Vakanzzeit beträgt 106 Tage (44 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe),<br />

gleichzeitig kommen auf 100 gemeldete Arbeitsstellen rechnerisch 112 arbeitslose IT-<br />

Experten.<br />

• Der Fachkräftemangel bei den IT-Experten (Informatik, IT-Beratung, Softwareentwicklung/<br />

Programmierung) fokussiert sich besonders auf die Bundesländer 8 Bayern<br />

und Baden-Württemberg. Auch <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern s<strong>in</strong>d die Kriterien erfüllt,<br />

sollten jedoch aufgrund der kle<strong>in</strong>en Fallzahlen nicht überbewertet werden. In den meisten<br />

anderen Ländern zeigen sich <strong>in</strong> diesen Feldern zum<strong>in</strong>dest Anzeichen für Fachkräfteengpässe<br />

bei IT-Experten.<br />

• Fachkräftepotenziale s<strong>in</strong>d derzeit noch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zu<br />

f<strong>in</strong>den. Hier übersteigt die Zahl der Arbeitslosen die Zahl der Stellen bzw. gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

überdurchschnittliche Vakanzzeit.<br />

1.3.2 Technische Berufe (Fachkräfte und Spezialisten)<br />

• In Abgrenzung zu den hochqualifizierten Experten werden außerdem die „Fachkräfte und<br />

Spezialisten" 9 der Berufshauptgruppen im Bereich Metallerzeugung, -bearbeitung und<br />

Metallbau, Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnik sowie Mechatronik, Energie und Elektro<br />

regionalisiert betrachtet.<br />

• Auf Ebene der Fachkräfte und Spezialisten zeigt sich <strong>in</strong> den Metall- und Elektroberufen<br />

ke<strong>in</strong> bundesweiter Fachkräftemangel. Regional s<strong>in</strong>d jedoch auch hier teilweise<br />

Mangelsituationen oder Anzeichen für Fachkräfteengpässe erkennbar.<br />

• Aufgrund e<strong>in</strong>es überdurchschnittlich hohen Stellenanteils aus der Zeitarbeit kann die<br />

Nachfrage und <strong>in</strong> Folge dessen auch die Engpasssituation <strong>in</strong> den dargestellten<br />

Berufsfeldern allerd<strong>in</strong>gs überzeichnet se<strong>in</strong>.<br />

8 Differenzierte Aussagen zu Bremen, Saarland, Brandenburg aufgrund kle<strong>in</strong>er Größenordnungen nicht s<strong>in</strong>nvoll.<br />

9 Fachkräfte und Spezialisten: Personen mit abgeschlossener m<strong>in</strong>destens zweijähriger Berufsausbildung, Meister-/ Techniker-<br />

ausbildung, Fachschulabschluss, Hochschulabschluss (bis zu drei Jahren) oder vergleichbarer Qualifikation.<br />

- 7 -


arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Anzeichen für Engpässe <strong>in</strong> Metall- und Elektroberufen,<br />

aber Nachfrage stark durch Zeitarbeit geprägt<br />

Fachkräfte und Spezialisten<br />

<strong>Deutschland</strong> nach Ländern<br />

<strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Metallerzeugung, -bearbeitung,<br />

Metallbau<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Baden-Württemberg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

• Die Fachkräftesituation im Bereich Metallerzeugung, -bearbeitung und Metallbau ist<br />

stark durch e<strong>in</strong>e hohe Nachfrage aus der Zeitarbeit (70 Prozent der gemeldeten Stellen)<br />

geprägt. Schwierigkeiten bei der Suche von Fachkräften und Spezialisten zeigen sich <strong>in</strong><br />

Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg und Niedersachsen. Hier kommen<br />

weniger als 100 Arbeitslose auf e<strong>in</strong>e Stelle bzw. die Vakanzzeit liegt deutlich über dem<br />

Durchschnitt. In den übrigen westlichen Bundesländern s<strong>in</strong>d Anzeichen für Engpässe<br />

erkennbar. In den östlichen Bundesländern s<strong>in</strong>d jedoch noch Fachkräftepotenziale<br />

vorhanden, die für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terregionalen Ausgleich genutzt werden könnten.<br />

• Auch im Bereich Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnik kommt mehr als die Hälfte der<br />

Stellen für Fachkräfte und Spezialisten aus der Zeitarbeit (58 Prozent). Hier ist derzeit auf<br />

Ebene der Fachkräfte und Spezialisten ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Mangelsituation erkennbar. E<strong>in</strong>e<br />

Ausnahme stellt Hamburg dar, wobei die Mangelsituation aufgrund von<br />

Pendelverflechtungen mit den angrenzenden Ländern kompensierbar se<strong>in</strong> dürfte.<br />

• Im Bereich Mechatronik, Energie und Elektro kommt ebenfalls über die Hälfte der<br />

Stellenmeldungen für Fachkräfte und Spezialisten aus der Zeitarbeit (58 Prozent).<br />

Insbesondere <strong>in</strong> den westlichen Bundesländern s<strong>in</strong>d Fachkräfteprobleme erkennbar.<br />

1.3.3 Gesundheits- und Pflegeberufe<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

Masch<strong>in</strong>en- und<br />

Fahrzeugtechnik<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Baden-Württemberg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Mechatronik, Energie<br />

und Elektro<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Baden-Württemberg<br />

= Fachkräftemangel (Vakanzzeit liegt m<strong>in</strong>d. 40% über dem = Anzeichen für Fachkräfteengpässe = ke<strong>in</strong>e Engpässe (Vakanzzeit ist unter dem<br />

Bundesdurchschnitt aller Berufe und es gibt weniger als 150 (Vakanzzeit ist über dem Bundesdurchschnitt Bundesdurchschnitt aller Berufe oder es gibt mehr als<br />

Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen<br />

aller Berufe und es gibt weniger als 300 300 Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen)<br />

oder es gibt weniger Arbeitslose als gemeldete Stellen) Arbeitslose je 100 gemeldeten Stellen) = Ke<strong>in</strong>e Daten aufgrund kle<strong>in</strong>er Größenordnungen<br />

Arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit<br />

• In Gesundheits- und Pflegeberufen kann von e<strong>in</strong>em flächendeckenden Fachkräftemangel<br />

auf allen Qualifikationsebenen ausgegangen werden.<br />

• Betroffen s<strong>in</strong>d die Humanmediz<strong>in</strong>er (ohne Zahnärzte), die Berufsgruppe der<br />

Gesundheits- und Krankenpflegefachkräfte sowie die Altenpflegefachkräfte.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

- 8 -


Fachkräfte<br />

<strong>Deutschland</strong> nach Ländern<br />

<strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Fachkräftemangel <strong>in</strong> Gesundheits- und Pflegeberufen<br />

Humanmediz<strong>in</strong><br />

(Experten)<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Baden-Württemberg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

Gesundheits- und<br />

Krankenpflege<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Baden-Württemberg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Altenpflege<br />

Baden-Württemberg<br />

= Fachkräftemangel (Vakanzzeit liegt m<strong>in</strong>d. 40% über dem = Anzeichen für Fachkräfteengpässe = ke<strong>in</strong>e Engpässe (Vakanzzeit ist unter dem<br />

Bundesdurchschnitt aller Berufe und es gibt weniger als 150 (Vakanzzeit ist über dem Bundesdurchschnitt Bundesdurchschnitt aller Berufe oder es gibt mehr als<br />

Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen<br />

aller Berufe und es gibt weniger als 300 300 Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen)<br />

oder es gibt weniger Arbeitslose als gemeldete Stellen) Arbeitslose je 100 gemeldeten Stellen) = Ke<strong>in</strong>e Daten aufgrund kle<strong>in</strong>er Größenordnungen<br />

Arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit<br />

• Im Bundesdurchschnitt s<strong>in</strong>d gemeldete Stellen für Humanmediz<strong>in</strong>er (ohne Zahnärzte)<br />

173 Tage vakant (+136 Prozent oder +99 Tage im Vergleich zu <strong>in</strong>sgesamt). Außerdem<br />

gibt es weniger Arbeitslose als gemeldete Stellen (rechnerisch 87 Arbeitslose auf 100<br />

Stellenangebote). Der Mangel hat sich im Verlauf der letzten 12 Monate noch verstärkt.<br />

• Außer <strong>in</strong> Hamburg und Berl<strong>in</strong> gibt es bei gemeldeten Stellen für Ärzte <strong>in</strong> allen Ländern<br />

Vakanzzeiten von m<strong>in</strong>destens 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt und gleichzeitig<br />

weniger als 150 Arbeitslose auf 100 gemeldete Stellen. In den meisten Ländern s<strong>in</strong>d<br />

sogar weniger Arbeitslose als gemeldete Stellen zu verzeichnen und die<br />

durchschnittlichen Vakanzzeiten betragen deutlich mehr als 100 Tage.<br />

• Bei Gesundheits- und Krankenpflegefachkräften beträgt die Vakanzzeit von<br />

Stellenangeboten im Bundesdurchschnitt 109 Tage (+48 Prozent gegenüber <strong>in</strong>sgesamt).<br />

Zudem kommen auf 100 gemeldete Arbeitsstellen lediglich 81 Arbeitslose. In allen<br />

westlichen Bundesländern ist e<strong>in</strong> Fachkräftemangel zu verzeichnen. In ostdeutschen<br />

Ländern gibt es teilweise Anzeichen für Engpässe. So gibt es <strong>in</strong> diesen Ländern<br />

rechnerisch etwas mehr Arbeitslose als gemeldete Stellen und auch die Vakanzzeit liegt<br />

zumeist nicht signifikant über dem Bundesschnitt.<br />

• Stellenangebote für exam<strong>in</strong>ierte Altenpflegefachkräfte s<strong>in</strong>d im Bundesdurchschnitt 115<br />

Tage vakant (+57 Prozent gegenüber <strong>in</strong>sgesamt). Auf 100 gemeldete Stellen kommen<br />

rechnerisch nur noch 38 Arbeitslose. Der Fachkräftemangel erstreckt sich mittlerweile auf<br />

alle Bundesländer.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Saarland<br />

Bremen<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bayern<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

- 9 -


2. Methodik<br />

2.1 Prüfschritte<br />

arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Schritt 1: Vorauswahl (Bundesebene)<br />

• <strong>Analyse</strong> auf Basis der Daten <strong>Juni</strong> 2011 bis Mai <strong>2012</strong> <strong>in</strong> Relation zum Referenzzeitraum<br />

des Vorjahres (<strong>Juni</strong> 2010 bis Mai 2011).<br />

• Betrachtete Größen nach Berufen:<br />

− durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeiten der gemeldeten sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsstellen<br />

− Stellenzugang und Bestand der bei der BA gemeldeten sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsstellen<br />

− Bestand an Arbeitslosen<br />

• Um valide, verzerrungsfreie, stabile Ergebnisse zu erhalten, werden bei der<br />

Engpassanalyse nur Berufe berücksichtigt, die bundesweit m<strong>in</strong>destens 60 Stellen<br />

jahressummiert im Abgang vorweisen (Stabilitätskriterium). Aus Relevanzgründen<br />

unberücksichtigt bleiben ferner Berufsgruppen, die jahresdurchschnittlich weniger als 100<br />

Stellen im Bestand haben (Relevanzkriterium). Bei der <strong>Analyse</strong> nach Bundesländern gilt<br />

beim Stellenbestand die Grenze von m<strong>in</strong>destens 60 Stellen 10 .<br />

• Engpasskriterien:<br />

− Die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit im betrachteten Beruf liegt<br />

m<strong>in</strong>destens 40 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe.<br />

− Auf 100 offene Stellen kommen weniger als 300 Arbeitslose.<br />

− Die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit <strong>in</strong> dem Beruf ist gegenüber dem<br />

Referenzzeitraum um m<strong>in</strong>destens 10 Tage gestiegen.<br />

• Auf Basis der Kriterien wird aus den 144 Berufsgruppen der KldB 2010 e<strong>in</strong>e Vorauswahl<br />

getroffen, die im weiteren Verfahren validiert wird.<br />

Schritt 2: Validierung (Bundesebene)<br />

• Die durch die Vorauswahl identifizierten Berufsgruppen werden durch zusätzliche<br />

Expertise, unter H<strong>in</strong>zuziehung sowohl weiterer statistischer Daten als auch weiterführender<br />

Informationen bewertet. Folgende Aspekte werden u. a. berücksichtigt:<br />

− Detailanalyse auf Ebene des Anforderungsniveaus sowie auf Ebene der Berufe<br />

− Anteil Stellen aus der Zeitarbeit<br />

− Altersstruktur der Beschäftigten bzw. Erwerbstätigen<br />

− Anteil der Selbständigen<br />

− berufsspezifische Arbeitslosenquote (soweit vorhanden)<br />

− Entwicklung der Zahl der Studienanfänger und Studienabsolventen<br />

− Situation am Ausbildungsmarkt<br />

− <strong>in</strong>ländische Substituierbarkeit durch weitere verwandte Berufsgruppen<br />

− Vergütungsstruktur<br />

10<br />

Siehe hierzu auch Methodenbericht der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Möglichkeiten und Grenzen e<strong>in</strong>er statistischen<br />

Engpassanalyse nach Berufen. Nürnberg 2011 http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Grundlagen/Methodenberichte/Arbeitsmarkt-<br />

Arbeitsmarktpolitik/Generische-Publikationen/Methodenbericht-Statistische-Engpassanalyse-nach-Berufen.pdf<br />

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arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Schritt 3: Regionale <strong>Analyse</strong> Engpässe (Bundeslandebene)<br />

Die regionale <strong>Analyse</strong> nach Bundesländern beschränkt sich auf ausgewählte Berufe. Die<br />

Auswahl folgt dabei den Berufen, für welche auf Bundesebene e<strong>in</strong> Engpass identifiziert<br />

wurde bzw. Anzeichen <strong>in</strong> der Vergangenheit erkennbar waren. H<strong>in</strong>tergrund für die<br />

Betrachtung nach Bundesländern ist die Fragestellung, <strong>in</strong>wieweit <strong>in</strong>terregionale<br />

Ausgleichsprozesse zur Lösung des Fachkräfteproblems beitragen können.<br />

Neben der technischen <strong>Analyse</strong> f<strong>in</strong>det wiederum e<strong>in</strong>e Plausibilitätsprüfung statt. Hierbei<br />

werden <strong>in</strong>sbesondere die statistischen Besonderheiten und Schwierigkeiten bei<br />

regionalisierter Betrachtung berücksichtigt.<br />

Engpasskriterien Bundesländer:<br />

• E<strong>in</strong> Fachkräftemangel liegt für die ausgewählte Berufsgruppe vor, wenn:<br />

− die Vakanzzeit m<strong>in</strong>destens 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt aller Berufe<br />

liegt und es weniger als 150 Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen gibt<br />

oder<br />

− es weniger Arbeitslose als gemeldete Stellen gibt.<br />

• Anzeichen für e<strong>in</strong>en Engpass <strong>in</strong> der ausgewählten Berufsgruppe gibt es, wenn:<br />

− die Vakanzzeit über dem Bundesdurchschnitt aller Berufe liegt und es weniger als<br />

300 Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen gibt.<br />

• Ke<strong>in</strong>en Fachkräftemangel im ausgewählten Beruf gibt es, wenn:<br />

− die Vakanzzeit unter dem Bundesdurchschnitt aller Berufe liegt<br />

oder<br />

− es mehr als 300 Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen gibt.<br />

2.2 Statistische Anmerkungen zu den verwendeten Daten<br />

Bei der Betrachtung und <strong>Analyse</strong> der Arbeitskräftenachfrage nach Berufen ist Folgendes zu<br />

berücksichtigen:<br />

Neue Klassifikation der Berufe 2010<br />

• Die <strong>Analyse</strong> erfolgt auf Basis der neuen Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010),<br />

welche im Jahr 2011 e<strong>in</strong>geführt wurde.<br />

• Bei der KldB 2010 handelt es sich um e<strong>in</strong>e vollständige Neuentwicklung, welche die<br />

aktuelle Berufelandschaft <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> realitätsnah abbildet.<br />

• Die KldB 2010 ermöglicht anhand ihres Aufbaus die <strong>Analyse</strong> der Fachkräftesituation<br />

nach zwei Dimensionen:<br />

− Beruf<br />

Die <strong>Analyse</strong> erfolgt auf Ebene der 144 Berufsgruppen. Hier s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne Berufe<br />

anhand ihrer Ähnlichkeit der sie auszeichnenden Tätigkeiten, Kenntnisse und<br />

Fertigkeiten gruppiert. E<strong>in</strong> möglicher Ausgleich von Engpässen durch verwandte<br />

Berufe wird damit implizit berücksichtigt.<br />

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arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

− Qualifikation<br />

Das Anforderungsniveau 11 bildet die Komplexität der auszuübenden Tätigkeit ab. Es<br />

werden vier Niveaus unterschieden:<br />

1. Helfer und Anlerntätigkeiten (Helfer)<br />

2. fachlich ausgerichtete Tätigkeiten (Fachkraft)<br />

3. komplexe Spezialistentätigkeiten (Spezialist)<br />

4. hoch komplexe Tätigkeiten (Experte)<br />

Bei der Fachkräfteengpassanalyse wird ausschließlich die Fachkräfteebene 2 bis 4<br />

berücksichtigt. Mit dem Begriff „Fachkräfte" wird dabei die Summe aus den<br />

Anforderungsniveaus 2 bis 4 beschrieben. Der Begriff „Experte" wird ausschließlich für<br />

das (akademische) Anforderungsniveau 4 verwendet.<br />

• E<strong>in</strong>e direkte Vergleichbarkeit mit der Fachkräfteengpassanalyse auf Basis der<br />

Klassifikation der Berufe 1988 (KldB 88) ist nicht gegeben. Soweit möglich wurde jedoch<br />

versucht <strong>in</strong>haltliche Beziehungen zu früheren <strong>Analyse</strong>n (bis Sommer 2011) herzustellen.<br />

• Ursache der Nichtvergleichbarkeit s<strong>in</strong>d sowohl Verschiebungen aufgrund der neuen<br />

Gliederung der Berufe, als auch die geänderte qualifikatorische Abgrenzung. Diese<br />

erfolgte <strong>in</strong> der alten Klassifikation abschluss-/zertifikatsbasiert. Nach der neuen<br />

KldB 2010 erfolgt die Abgrenzung der Qualifikation nun tätigkeitsorientiert.<br />

• In der KldB 2010 f<strong>in</strong>det sich entgegen der KldB 1988 z. B. ke<strong>in</strong>e eigene Gruppe mehr für<br />

Ingenieure. H<strong>in</strong>tergrund ist, dass <strong>in</strong> der KldB 2010 die Zuordnung zum Berufsfeld anhand<br />

der ausgeübten Tätigkeit erfolgt, und der Abschluss <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund tritt. Die<br />

Tätigkeitsfelder s<strong>in</strong>d jedoch nach Anforderungsniveau unterscheidbar. Dabei entspricht<br />

das Anforderungsniveau „4. hoch komplexe Tätigkeiten - Experten" im technischen<br />

Bereich <strong>in</strong> der Regel der geläufigen Ingenieursbezeichnung.<br />

Arbeitsstellen<br />

• Die <strong>Analyse</strong> erfolgt auf Basis der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten<br />

sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen. Diese Daten stellen ke<strong>in</strong>e Vollerfassung<br />

dar, da es <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> ke<strong>in</strong>e Meldepflicht für offene Stellen gibt, sondern die Meldung<br />

auf Freiwilligkeit beruht.<br />

• Nach Untersuchungen des IAB wird etwa jede zweite Stelle des ersten Arbeitsmarktes<br />

bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, bei Akademikerstellen jede vierte bis fünfte.<br />

Die Meldequoten unterscheiden sich jedoch nach Branchen und Berufen. Hierüber liegen<br />

allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e differenzierten Informationen vor.<br />

Zeitarbeit<br />

• Etwa jede dritte gemeldete Arbeitsstelle wird durch e<strong>in</strong> Zeitarbeitsunternehmen gemeldet.<br />

• Der Anteil an Zeitarbeitsstellen variiert bei der Betrachtung nach Berufen deutlich. Es ist<br />

davon auszugehen, dass e<strong>in</strong>e hohe Nachfrage durch die Zeitarbeit die Gesamtnachfrage<br />

leicht überzeichnet. Stellen von Zeitarbeitsunternehmen werden überdurchschnittlich<br />

häufig bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, weisen also im Vergleich zu anderen<br />

Feldern e<strong>in</strong>e hohe Meldequote auf. Da Beschäftigungsverhältnisse <strong>in</strong> der Zeitarbeit<br />

11 Siehe hierzu auch Übersicht nach Anforderungsniveaus <strong>in</strong> der Anlage.<br />

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arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

zudem häufig von kürzerer Dauer s<strong>in</strong>d, ist die Fluktuation höher als <strong>in</strong> anderen Feldern<br />

und damit auch die Zahl der Stellenzugänge. Darüber h<strong>in</strong>aus kann nicht ausgeschlossen<br />

werden, dass die Stellenzahl aufgrund von Dubletten überzeichnet ist. Dies kann<br />

passieren, wenn Betriebe sowohl mit Hilfe der Arbeitsagentur als auch über die Zeitarbeit<br />

nach Mitarbeitenden suchen.<br />

Vakanzzeit<br />

• Die abgeschlossene Vakanzzeit misst die Dauer von dem Zeitpunkt, zu dem e<strong>in</strong>e<br />

gewünschte Stellenbesetzung erfolgen sollte, bis zur tatsächlichen Abmeldung e<strong>in</strong>er<br />

Stelle bei der Arbeitsvermittlung.<br />

• Die Vakanzzeit unterscheidet sich nach Bundesländern deutlich. Dies geht auf<br />

unterschiedliche Wirtschafts- und Arbeitsmarktstrukturen <strong>in</strong> den Bundesländern zurück.<br />

Zudem trägt e<strong>in</strong> hoher Anteil an Stellen aus der Zeitarbeit <strong>in</strong> der Regel zu e<strong>in</strong>er längeren<br />

Vakanzzeit bei.<br />

Arbeitslose<br />

• Seit 2011 liegen Arbeitslosenzahlen nach Berufen <strong>in</strong>klusive der Daten der zugelassenen<br />

kommunalen Träger, rückwirkend ab dem Jahr 2007, vor. Allerd<strong>in</strong>gs ist zu beachten,<br />

dass es durch die Integration der Daten zugelassener kommunaler Träger derzeit noch<br />

e<strong>in</strong>e größere Anzahl von Fällen gibt, die berufsfachlich nicht zugeordnet werden können<br />

(im gleitenden Jahresdurchschnitt <strong>Juni</strong> 2011 bis Mai <strong>2012</strong> rund 10 Prozent). Hierdurch<br />

kann es zu Verzerrungen kommen. Dies wurde bei der Interpretation der Daten<br />

berücksichtigt.<br />

• Aufgrund der Klassifikationsumstellung liegen nicht für alle Arbeitslosen vollständige<br />

Informationen auf Berufsebene vor. In Folge dessen kann es zu e<strong>in</strong>er Unter- bzw-<br />

Überzeichnung der Arbeitslosenzahlen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Berufsgruppen und damit zu e<strong>in</strong>er<br />

Über- bzw. Unterzeichnung des jeweiligen Engpasses kommen. Dies wurde bei der<br />

Interpretation der Daten soweit möglich berücksichtigt.<br />

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Anhang<br />

arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Fachkräfteengpässe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Analyse</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Berufeliste Mangelberufe:<br />

mit Klassifikationsnummern und Anforderungsniveau nach der KldB 2010<br />

Klassi-<br />

fikations-<br />

nummer<br />

Anforderungs-<br />

niveau<br />

Bezeichnung<br />

244 4 (Experten) Metallbau und Schweißtechnik<br />

25 4 (Experten) Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugtechnikberufe<br />

26 4 (Experten) Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe<br />

271 4 (Experten) Technische Forschung und Entwicklung<br />

272 4 (Experten) Technisches Zeichnen, Konstruktion und Modellbau<br />

343 4 (Experten) Ver- und Entsorgung<br />

431 4 (Experten) Informatik<br />

4322 4 (Experten) IT-Anwendungsberatung<br />

434 4 (Experten) Softwareentwicklung und Programmierung<br />

813 2-4 (Fachkräfte) Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe<br />

814 4 (Experten) Humanmediz<strong>in</strong> (ohne 8147 Zahnmediz<strong>in</strong>)<br />

821 2-4 (Fachkräfte) Altenpflege<br />

Übersicht Anforderungsniveaus:<br />

Niveau Bezeichnung Kurzbezeichnung Voraussetzung<br />

1 Helfer und<br />

Anlerntätigkeiten<br />

2 Fachlich ausgerichtete<br />

Tätigkeit<br />

3<br />

Komplexe Spezialistentätigkeiten<br />

4 Hoch komplexe<br />

Tätigkeiten<br />

Helfer<br />

Fachkraft<br />

Spezialist<br />

Experte<br />

Ke<strong>in</strong> formaler beruflicher Bildungsabschluss bzw.<br />

e<strong>in</strong>jährige (geregelte) Berufsausbildung<br />

Abschluss e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>destens zweijährigen<br />

Berufsausbildung oder vergleichbare Qualifikation<br />

Meister-/ Technikerausbildung oder Fachschul-<br />

/Hochschulabschluss oder vergleichbare<br />

Qualifikation<br />

M<strong>in</strong>destens vierjährige Hochschulausbildung oder<br />

vergleichbare Qualifikation<br />

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