Informationen für unsere Mitglieder und Freunde - Initiative Europa
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Infobrief 1/2008<br />
April<br />
_____________________________________________________________________<br />
Wir machen einen großen Sprung durch die<br />
Geschichte:<br />
1942 beauftragt Dietrich Bonhoeffer den sogenannten<br />
Freiburger Kreis ein Wirtschaftmodell<br />
<strong>für</strong> die Nachkriegszeit zu entwickeln. Die<br />
Ökonomen, die sich an die Arbeit machen,<br />
gehören zu den besten ihres Faches <strong>und</strong> sind<br />
alle <strong>Mitglieder</strong> der Bekennenden Kirche.<br />
Das Konzept der Sozialen<br />
Marktwirtschaft besticht durch<br />
seine anthropologische Nüchternheit.<br />
Es operiert mit einer<br />
Lebensklugheit. Es will den<br />
Menschen nicht umerziehen <strong>und</strong><br />
nicht überfordern. Es will die<br />
Eigenverantwortung fördern <strong>und</strong><br />
Menschen zur Selbständigkeit<br />
D. Bonhoeffer<br />
motivieren. Es nutzt die empirischen<br />
Voraussetzungen <strong>und</strong> verzichtet auf ideologische<br />
Überhöhungen. Es eröffnet zugleich den<br />
Freiraum, in dem Christen in der Gesellschaft<br />
aktiv werden können. „Die ideologiekritischen<br />
Potenziale einer protestantischen Anthropologie<br />
<strong>und</strong> Ethik haben sich im Konzept der Sozialen<br />
Marktwirtschaft voll entfalten können.“ (Günter<br />
Brakelmann)<br />
Auch viele Vertreter dieses <strong>für</strong> Deutschland hoch<br />
erfolgreichen Modells, die es nach dem Krieg<br />
umsetzten, waren <strong>und</strong> sind evangelische<br />
Christen. Viele kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmer<br />
schöpfen ihre Kraft aus protestantischen<br />
Wurzeln. Die Soziale Marktwirtschaft ist<br />
konzeptionell nicht denkbar <strong>und</strong> praktisch nicht<br />
funktionsfähig ohne die Vielzahl kleiner <strong>und</strong><br />
mittlerer Unternehmer in Handwerk, Industrie,<br />
Handel, Dienstleistungsgewerbe <strong>und</strong><br />
Landwirtschaft. Sie ermöglichen eine dynamische<br />
<strong>und</strong> zugleich ausgewogene wirtschaftliche<br />
Entwicklung.<br />
Auch im weltweiten Wirtschaftsleben sind die<br />
protestantischen Spuren sichtbar. So wirkt das<br />
protestantische Berufsethos auch heute noch:<br />
Eine Studie des amerikanischen Ökonomen<br />
Horst Feldmann von der britischen University of<br />
Bath kommt zu dem Bef<strong>und</strong>, dass in<br />
protestantisch bestimmten Ländern mehr<br />
Menschen einer Beschäftigung nachgehen als in<br />
anderen Ländern. Wie die Studie feststellt, liegt<br />
15<br />
die Erwerbstätigenquote in protestantischen<br />
Ländern im Mittel um 6 Prozent über der von<br />
Staaten, die durch andere Religionen oder<br />
Konfessionen geprägt sind. Bei Frauen ist die<br />
Quote sogar um 11 Prozent höher.<br />
Die Nichtregierungsorganisation „Transparency<br />
International“ hat 2006 in ihrem jährlichen<br />
Korruptionswahrnehmungsindex die zwölf Länder<br />
mit der geringsten Korruption vorgestellt: Island,<br />
Finnland, Neuseeland, Dänemark, Singapur,<br />
Schweden, Schweiz, Norwegen, Australien,<br />
Österreich, Großbritannien, Niederlande. Mit<br />
Ausnahme von Singapur <strong>und</strong> Österreich sind<br />
dies alles protestantisch geprägte Länder. Der<br />
Düsseldorfer Politikwissenschaftler Ulrich von<br />
Alemann weist auf die große Bedeutung der<br />
konfessionellen Prägung hin: „Je protestantischer<br />
ein Land, desto weniger anfällig ist es <strong>für</strong><br />
Korruption.“ Offenbar ist die Stärkung der<br />
individuellen Selbstverantwortung ein wichtiger<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> diesen Bef<strong>und</strong>. Korruption gedeiht<br />
besonders gut in Herrschaftsformen mit<br />
hierarchischen Religionskulturen. Die besten<br />
Voraussetzungen gegen Korruption sind flache<br />
Hierarchien, wechselseitige Kontrolle <strong>und</strong> ein<br />
Bewusstsein da<strong>für</strong>, dass jeder zum allgemeinen<br />
Wohl beizutragen hat.<br />
Die Reformation entwickelte ein Menschenbild<br />
<strong>und</strong> ein Berufsethos, die noch heute wirksam<br />
sind. Einige Punkte, die die Kultur der<br />
Selbständigkeit prägen, lassen sich<br />
zusammenfassend festhalten:<br />
Die Freiheit eines Christenmenschen stärkt die<br />
eigenverantwortliche Persönlichkeit.<br />
Die Befreiung weltlicher Tätigkeit von religiöser<br />
Bevorm<strong>und</strong>ung fördert Kreativität <strong>und</strong><br />
Entdeckerfreude. (Man denke etwa an die<br />
großen Ingenieurleistungen, die Deutschland<br />
auch gegenwärtig zu seinem wirtschaftlichen<br />
Erfolg verhelfen.)<br />
Die Aufwertung des Berufs <strong>und</strong> die Entwicklung<br />
eigenständiger Persönlichkeiten bewirken viele<br />
unternehmerische <strong>Initiative</strong>n.<br />
Da die praktische Weltverantwortung allen<br />
Gläubigen übertragen wird, wird Verantwortung<br />
auch in Angelegenheiten des Gemeinwesens<br />
übernommen.