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Elisabeth von Falkenhausen Die Prignitz entdecken

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<strong>Elisabeth</strong> <strong>von</strong> <strong>Falkenhausen</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Prignitz</strong> <strong>entdecken</strong>


<strong>Elisabeth</strong> <strong>von</strong> <strong>Falkenhausen</strong><br />

<strong>Die</strong><br />

<strong>Prignitz</strong><br />

<strong>entdecken</strong><br />

Natur und Kultur<br />

einer Region<br />

hendrik Bäßler verlag · berlin


Dank<br />

Mit Freude habe ich die Schönheiten der <strong>Prignitz</strong> entdeckt und beschrieben. Doch ohne<br />

den Beistand vieler hilfreicher Menschen hätte dieses Buch nicht entstehen können.<br />

Hans-Werner Backhaus, Prof. Dr. Bernhard <strong>von</strong> Barsewisch, Uwe Beutler, Peter Bischof,<br />

Gerhard Biskup, Hubert Boger, Annegret Brust, Dr. Wolfgang Dost, Anselm Ewert, Frank<br />

Giese, Jürgen Kaatz, Eckhard Kakstein, Heinz Köhn, Thomas Lutzky, Jens May, Bernd<br />

Menze, Gerhard Neubohm, Dr. Rolf Rehberg, Marion Schlede, Christoph Schlichting,<br />

Prof. Dr. Brigide Schwarz, Günther Seier, Edelgard Taepke, Helmut Widrat und Gottfried<br />

Winter haben mir durch ihren Rat und durch sachkundige Führungen beigestanden und<br />

die Texte überprüft.<br />

Dr. Wolfgang Fischer (Botanik), Erich Erdmann, Torsten Foelsch, Christian Meyer und<br />

Jürgen Herper halfen mir wesentlich. <strong>Die</strong> Veröffentlichungen <strong>von</strong> Franz Bentler und Lieselott<br />

Enders machten mir Dorfkirchen und Geschichte der <strong>Prignitz</strong> zugänglich.<br />

Meine Nichte Florence <strong>von</strong> Menges und mein Sohn Dr. Karl Frhr. <strong>von</strong> <strong>Falkenhausen</strong> haben<br />

die Entstehung des Skriptes kritisch begleitet und Ungereimtheiten ausgemerzt. Adelheid<br />

Gräfin Raczynski überprüfte Verständlichkeit und Rechtschreibung.<br />

Der Verleger, Hendrik Bäßler, ging verständnisvoll auf meine Wünsche ein und gestaltete<br />

das Buch umsichtig und sorgfältig.<br />

Ihnen allen gilt mein Dank<br />

<strong>Elisabeth</strong> <strong>von</strong> <strong>Falkenhausen</strong><br />

www.prignitz-<strong>entdecken</strong>.de.<br />

Titelabbildung: Das alte Schloss Freyenstein<br />

Abbildungen auf der 4. Umschlagseite (<strong>von</strong> oben nach unten): Graureiher, Blick auf Havelberg,<br />

Kurzhaus und Langhaus am Damenplatz im Kloster Heiligengrabe, Gefäße aus slawischer Zeit<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film, Funk und<br />

Fernsehen, im Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme<br />

jeglicher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

© 4., aktualisierte und erweiterte Auflage 2008 by hendrik Bäßler verlag · berlin<br />

Fon: 0 30 / 24 08 58 56 · Fax: 0 30 / 2 49 26 53<br />

E-Mail: info@baesslerverlag.de · Internet: www.baesslerverlag.de<br />

Satz, Karten- und Umschlaggestaltung: Hendrik Bäßler · Berlin<br />

Gesamtherstellung: vierC print + Medienfabrik GmbH & Co. KG · Berlin<br />

ISBN 978-3-930388-27-1


Übersichtskarte <strong>Prignitz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Anreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Wir <strong>entdecken</strong> die <strong>Prignitz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Havelberg – der Beginn . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Dom und Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Das Mühlenholz, einer der<br />

letzten Auwälder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

Bad Wilsnack und die Plattenburg . . . . . . . 18<br />

Das heilige Blut zu Wilsnack . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

<strong>Die</strong> Plattenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

<strong>Prignitz</strong>dörfer – Perlen der Region . . . . . . . 24<br />

Ein goldschimmernder Schnitzaltar<br />

in der Kirche <strong>von</strong> Görike . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Das Runddorf Grube. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Kyritz, die Kyritzer Seen und andere<br />

Schönheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

<strong>Die</strong> Stadt und ihre Geschichte . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Neues Leben im Postluch (Teetzer Luch)<br />

bei Ganz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

<strong>Die</strong> Sandwasserteiche sind ein<br />

Vogelparadies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Drewen: Eine mittelalterliche<br />

Feldsteinkirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Demerthin: Renaissanceschloss,<br />

Kirche und Dunkle Horst . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Sehenswerte Kirchen in Zernitz,<br />

Barenthin und Berlitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

In der Breddiner Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Dannenwalde und andere<br />

<strong>Prignitz</strong>-Dörfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

Dorf, Wald und Wiese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

Bekemühle, Turmhügel und Findlingspark . . 46<br />

Auf den Feldern Kraniche – am Ökoteich<br />

Graureiher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Hünengräber – Zeichen grauer Vorzeit . . . . . 49<br />

Liebesbank, Eiszeit und Ameisenlöwen . . . . . 50<br />

Das Große Luch – nach vergeblicher<br />

Kultivierung bleiben Naturschönheit<br />

und Vogelreichtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

Schafwäsche und Großes Holz . . . . . . . . . . . . 57<br />

Inhalt<br />

Soziale Fürsorge im 19. Jahrhundert –<br />

Ein Rettungshaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

Waldeinsamkeit in den Kolreper Bergen<br />

und das Dorf Breitenfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Kolrep – eines der schönsten<br />

Runddörfer der <strong>Prignitz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Dorf Dahlhausen und eine<br />

Burgruine in Horst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

Ein Blick weit über das Land – der<br />

Aussichtsturm bei Blumenthal . . . . . . . . . . . . 68<br />

Das kleine Dorf Rosenwinkel . . . . . . . . . . . . . 69<br />

Der Blutstein <strong>von</strong> Wutike . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

Eine reich ausgestattete Kirche<br />

in Vehlow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

Das Kleinbahnmuseum in Lindenberg . . . . . 72<br />

Kehrberg – die einzige dreiteilige<br />

Feldsteinkirche der <strong>Prignitz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

In Tüchen steht eine der ältesten<br />

Fachwerkkirchen der <strong>Prignitz</strong> . . . . . . . . . . . . . 75<br />

Von der Bischofsstadt Wittstock zum<br />

Kloster Heiligengrabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

<strong>Die</strong> Wittstocker Heide bot Anlass<br />

zu manchem Streit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

Zur Gedenkstätte „Museum des<br />

Todesmarsches“ im Belower Wald . . . . . . . . . 85<br />

Eine Seenlandschaft bei Sewekow . . . . . . . . . . 86<br />

Burg Goldbeck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

<strong>Die</strong> Kirchen <strong>von</strong> Königsberg und<br />

Rossow nicht versäumen! . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

Das Kloster Stift zum Heiligengrabe –<br />

Stätte der Besinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

Pritzwalk – Stadt an der Dömnitz . . . . . . . 96<br />

<strong>Die</strong> Stadt und ihre Geschichte . . . . . . . . . . . . 96<br />

<strong>Die</strong> Kathfelder Mühle zeigt<br />

alte Mühlentechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

Das Hainholz – im Gehege balzt<br />

ein Auerhahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

Durch das Hainholz nach Streckenthin:<br />

Theater, Café und museale Druckerei . . . . . 102<br />

Groß- und Klein Woltersdorf . . . . . . . . . . . . 102<br />

<strong>Die</strong> Wallfahrtskirche in Alt Krüssow . . . . . . . 105<br />

Gotische Glasmalerei in der Kirche<br />

<strong>von</strong> Kuhsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />

<strong>Die</strong> Burgruine <strong>von</strong> Mesendorf . . . . . . . . . . . 107


Entlang der Stepenitz:<br />

Von Meyenburg bis Seddin . . . . . . . . . . . . 108<br />

Meyenburg und Freyenstein –<br />

die Familie <strong>von</strong> Rohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />

Schmolde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110<br />

Freyenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111<br />

Das Kloster Marienfließ und seine<br />

Gründer, die „Edlen Herren Gans“ . . . . . . . . 112<br />

<strong>Die</strong> „Edlen Gänse zu Putlitz“ . . . . . . . . . . . . . 114<br />

Ein Kleinod: Das Naturschutzgebiet<br />

Marienfließ (Jännersdorfer Heide) . . . . . . . . 114<br />

Ein Kuppelgrab aus der Bronzezeit . . . . . . . . 116<br />

Von Nettelbeck nach Putlitz – Lachse<br />

in der Stepenitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />

Putlitz ist tausend Jahre alt . . . . . . . . . . . . . . . 118<br />

Weiter an der Stepenitz: Wolfshagen<br />

und Umgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

Schloss Wolfshagen erstrahlt<br />

in neuem Glanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

Opferstein und Brache, Fluss<br />

und Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121<br />

Kreuzburg und seine Fischteiche . . . . . . . . . 124<br />

Ein Gutshaus ist Augenklinik:<br />

Groß Pankow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125<br />

Bedeutende Funde der Bronzezeit:<br />

Teufelsberg und Königsgrab . . . . . . . . . . . . . 127<br />

Das Königsgrab <strong>von</strong> Seddin . . . . . . . . . . . . . 129<br />

Alleen – ein Requiem für zwölf<br />

gefällte Bäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131<br />

Perleberg und die Schönheiten<br />

ringsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

Tierpark Perleberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136<br />

Ein slawischer Burgwall<br />

im Stavenower Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137<br />

Merkwürdiges Denkmal und<br />

reizvolle Kirche in Nebelin . . . . . . . . . . . . . . 139<br />

<strong>Die</strong> Kirche in Nebelin . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143<br />

<strong>Die</strong> Dallminer Kirche lädt zum<br />

Verweilen ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144<br />

Neuhausen lockt mit Schloss<br />

und Park . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145<br />

Eine Kostbarkeit: Kuhschellen<br />

auf dem Weinberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146<br />

Unzerstörte Natur im Schlatbachtal . . . . . . . 148<br />

Ein stimmungsvoller Landschaftspark<br />

in Hoppenrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149<br />

Ein mittelalterlicher Turmhügel<br />

in Burghagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151<br />

. . . . . . . . . . . Inhalt . . . . . . . . . . .<br />

Durch die Elbtalaue: Von Quitzöbel<br />

bis Mödlich und Eldenburg . . . . . . . . . . . . 152<br />

Das Biosphärenreservat Flusslandschaft<br />

Elbe-Brandenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152<br />

Quitzöbel und die Quitzows – raubende<br />

Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154<br />

Das Dorf Quitzöbel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156<br />

Große Wehranlagen sollen Hochwasser-<br />

schäden verhindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157<br />

In Legde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159<br />

Auch das Dorf Kletzke gehörte<br />

einst der Familie <strong>von</strong> Quitzow . . . . . . . . . . . 160<br />

Alte Obstbäume in Abbendorf<br />

und Gnevsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161<br />

Rühstädt – mehr als ein Storchendorf . . . . . 163<br />

Einst gehörte Zwischendeich zur Altmark . . 169<br />

Hafen- und Industriestadt<br />

Wittenberge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170<br />

Eine uralte Kirche in Schilde . . . . . . . . . . . . . 173<br />

<strong>Die</strong> Elbtalaue zwischen Cumlosen<br />

und Besandten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />

Cumlosen – „Heimatstube<br />

Willy Westermann“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />

Runddorf Lanz – Feldsteinkirche<br />

und Geburtsort <strong>von</strong> Turnvater Jahn . . . . . . . 176<br />

Auwald-Erneuerung – Ein<br />

aufwendiges Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />

Lenzen – vergessen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179<br />

Naturreichtümer – die Umgebung<br />

Lenzens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />

Mödlich und der Admiral Gysel van Lier . . . 182<br />

Weitere Wischedörfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184<br />

Graue Kraniche am Breetzer See . . . . . . . . . 186<br />

Eldenburg und der Fluch des<br />

Rabbis <strong>von</strong> Stendal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />

Rudower See und Rambower Moor . . . . . . . 188<br />

Mellen – Heimat der kleinen Dott . . . . . . . . 189<br />

Kranich, Rhododendron und Douglasie<br />

in Gadow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190<br />

In Streesow: Überall<br />

Nachtigallengesang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193<br />

Ein Blick <strong>von</strong> den Ruhner Bergen<br />

zurück in die <strong>Prignitz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196<br />

Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198<br />

Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199<br />

Über die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200


öBel<br />

AB roSToCK<br />

Below<br />

GüSTroW<br />

PArCHiM<br />

PArCHiM<br />

SCHWerin / AB HAMBurG<br />

Stepenitz/Marienfließ<br />

●<br />

Meyenburg<br />

●<br />

●<br />

●<br />

e 55<br />

Freyenstein<br />

B 321<br />

B 106<br />

●<br />

Sewekow<br />

●<br />

nettelbeck<br />

B 191<br />

Heinrichsdorf<br />

Schmolde<br />

●<br />

Elbe-<br />

Wasser-<br />

Berlinchen<br />

●<br />

✸<br />

Müritz-<br />

Str.<br />

ludwigslust<br />

●<br />

●<br />

Ruhner Berge<br />

B 5<br />

Alt Daber<br />

●<br />

Dosse<br />

●<br />

Putlitz<br />

●<br />

BoizenBurG/HAMBurG<br />

e 26<br />

. . . . . . . . . . . Übersichtskarte . . . . . . . . . . .<br />

Wittstock<br />

(Dosse)<br />

●<br />

●<br />

B 103<br />

B 321<br />

Stepenitz<br />

B 191<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Dömnitz<br />

B 5<br />

●<br />

Schlat-<br />

●<br />

Löcknitz<br />

●<br />

eldena<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

uelzen<br />

rossow<br />

Elde<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Alte Elde<br />

AB Berlin<br />

B 189<br />

●<br />

✲ Kattenstieg-<br />

mühle<br />

Jeetzbach<br />

●<br />

Löcknitz<br />

●<br />

kl. Jäglitz<br />

●<br />

●<br />

Seedorf<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Jäglitz<br />

●<br />

●<br />

B 107<br />

B 5<br />

Mödlich<br />

●<br />

●<br />

Besandten<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Elbe<br />

Dosse<br />

●<br />

Stepenitz<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

uelzen/BoizenBurG<br />

B 167 neuruPPin B 5 nAuen<br />

●<br />

Grabow<br />

laaske<br />

neuhausen<br />

reckenzin<br />

Dallmin<br />

Schönhagen<br />

Alt Krüssow<br />

Streesow<br />

Helle<br />

Heiligengrabe<br />

Wolfshagen<br />

Pritzwalk<br />

Karstädt<br />

Seddin<br />

Groß<br />

Steinberg<br />

Pankow Kuhsdorf<br />

Grabow<br />

Stavenow<br />

Groß<br />

Mesendorf<br />

Mellen<br />

Dahlhausen<br />

linde<br />

Bullendorf<br />

Königsberg<br />

Kreuzburg<br />

Horst<br />

Klein<br />

Mankmuß<br />

lübzow<br />

Woltersdorf<br />

Breitenfeld<br />

Groß<br />

nebelin<br />

Woltersdorf<br />

Kolrep Wutike<br />

eldenburg<br />

Brünkendorf<br />

Burg-<br />

Tüchen<br />

Perleberg<br />

Teetz<br />

hagen<br />

Dannenwalde<br />

Gadow<br />

Hoppenrade<br />

lenzen<br />

linden- Kehrberg<br />

Vehlow<br />

berg<br />

lanz<br />

Viesecke<br />

Drewen<br />

Schilde<br />

Gumtow Gantikow<br />

Cumlosen<br />

Grube<br />

Schönhagen<br />

Kletzke<br />

Demerthin<br />

Schnacken-<br />

Groß<br />

Kyritz<br />

Breese<br />

burg<br />

Wittenberge Bad<br />

Vehlin<br />

Görike<br />

Berlitt<br />

Müggendorf<br />

Wilsnack<br />

Plattenburg<br />

Barenthin<br />

zwischendeich<br />

Söllenthin<br />

zernitz<br />

Gnevs-<br />

n<br />

dorf<br />

Quitzöbel<br />

rühstädt<br />

Abbendorf<br />

Tarnitz<br />

bach<br />

●<br />

●<br />

e 26/55<br />

Meynbach<br />

kanal<br />

●<br />

● Nadel<br />

B 103<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

bach<br />

●<br />

B 195<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Karthane<br />

●<br />

●<br />

B 5<br />

●<br />

B 493<br />

Karthane<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Aland<br />

neustadt<br />

(Dosse)<br />

Jäglitz<br />

B 107<br />

B 189<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Jäglitz<br />

●<br />

Seehausen<br />

●<br />

B 190<br />

➵<br />

Elbe<br />

SAlzWeDel<br />

Neue<br />

Alte<br />

Havelberg<br />

Havel<br />

●<br />

Übersichtskarte <strong>Prignitz</strong><br />

STenDAl GenTHin rATHenoW


Bauernhaus in Laaslich<br />

<strong>Die</strong> <strong>Prignitz</strong>, auf halbem Wege zwischen<br />

Berlin und Hamburg, liegt in der nordwestlichsten<br />

Ecke des Landes Brandenburg. Mit<br />

dem Auto aus Hamburg oder Berlin kommend,<br />

erreicht man sie auf der A 24 über<br />

die Ausfahrten Sukow, Putlitz, Meyenburg,<br />

Pritzwalk, Herzsprung und auf der A 19<br />

über die Ausfahrt Wittstock. Von Hannover<br />

kommend auf der A 2 bis Magdeburg,<br />

dann über die Bundesstraße 189 über Stendal<br />

nach Wittenberge.<br />

Wer mit der Bahn anreist, kann <strong>von</strong> Berlin<br />

oder Hamburg bequem den InterCity benutzen.<br />

Von Berlin verkehren außerdem<br />

stündlich Züge des Regional-Express 4<br />

Anreise<br />

über Neustadt / Dosse und Bad Wilsnack<br />

nach Wittenberge. Von Neustadt / Dosse<br />

bringt die <strong>Prignitz</strong>er Eisenbahn GmbH<br />

(PEG) die Fahrgäste u. a. nach Kyritz, Pritzwalk,<br />

Meyenburg oder Putlitz. Außerdem<br />

fährt der <strong>Prignitz</strong>-Express RE 6 über die<br />

Städte Wittstock, Heiligengrabe, Pritzwalk,<br />

Perleberg nach Wittenberge.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Prignitz</strong> ist ein Radlerparadies. Ausgebaute<br />

Radwege bieten vielfältige Möglichkeiten<br />

für kurze, aber auch anspruchsvolle<br />

Touren. Der Fremdenverkehrs- und<br />

Kulturverein in Perleberg hat dazu ein Faltblatt<br />

herausgegeben und informiert über<br />

Fahrradwege, z. B. über eine 250 Kilometer<br />

lange Rundtour, die über kleine Nebenstraßen<br />

und Landwege zu den Sehenswürdigkeiten<br />

der Region führt. Im Internet werden<br />

Informationen zu den Touren unter<br />

www.dieprignitz.de angeboten.<br />

Höhepunkt ist die alljährlich stattfindende<br />

Tour de <strong>Prignitz</strong>. Im Jahr 2007 wurde<br />

sie zum zehnten Mal ausgetragen. An der<br />

Jubiläumstour, die über 317 Kilometer<br />

ging, beteiligten sich 3 225 Radler.<br />

Empfehlenswerte Karten für Wanderer<br />

und Radwanderer:<br />

„Wandern und Radfahren im<br />

Biosphärenreservat Flusslandschaft<br />

Elbe Brandenburg“<br />

ISBN 978-3-7490-4154-1<br />

1 : 50 000 vom Landesvermessungsamt<br />

Brandenburg und die<br />

„Radkarte <strong>Prignitz</strong>“ 1 : 75 000<br />

ISBN 978-3-85000-183-0<br />

aus dem Esterbauer-Verlag


Wir <strong>entdecken</strong> die <strong>Prignitz</strong><br />

Wer in die <strong>Prignitz</strong> reist, sollte Erinnerungen<br />

an hohe Schwarzwaldtannen und<br />

steile Alpengipfel hinter sich lassen. Hier<br />

erwarten ihn die leisen Schönheiten <strong>von</strong><br />

Kattenstiegsee und Löcknitzwiese. Hier<br />

kann er die Stille hören, den Nachtigallen<br />

lauschen und den klaren Sternenhimmel<br />

betrachten.<br />

Der Besucher bewundert den Dom zu<br />

Havelberg und Fachwerkbauten in Wittstock<br />

und Perleberg. Er besucht Schloss<br />

Demerthin, die Plattenburg, Kloster Heiligengrabe<br />

oder ländliche Parks in Hoppenrade<br />

und Rühstädt. In dörflichen Feldsteinkirchen<br />

entdeckt er barocke Taufengel und<br />

gotische Flügelaltäre <strong>von</strong> hoher Qualität.<br />

In dem dünn besiedelten Gebiet blieben<br />

Reste ursprünglicher Vegetation erhalten.<br />

Besonders schön sind die Laubgehölze mit<br />

Buschwindröschen, Gelbem Windröschen<br />

und Waldveilchen. Auf großen und kleinen<br />

Mooren wachsen Wollgras, Moosbeere und<br />

seltener Sumpfporst. In den Wäldern leben<br />

Rothirsch, Reh- und Schwarzwild. Eine reiche<br />

Wasser- und Sumpfvogelwelt bewohnt<br />

die Kyritzer Seen, das Dannenwalder Luch,<br />

die Elbtalaue und das Rambower Moor.<br />

Fischotter und Biber hausen in Elbe, Havel<br />

und Stepenitz. Naturfreunde beobachten<br />

rastende Kraniche, erfreuen sich an schattigen<br />

Wäldern, blühenden Brachen und<br />

dem leuchtenden Violett des Heidekrauts.<br />

<strong>Prignitz</strong> – dieser Begriff bezeichnet seit<br />

dem 14. Jahrhundert die <strong>von</strong> Meynbach,<br />

Elbe, Havel und Dosse begrenzte Landschaft<br />

ganz im Nordwesten des Landes<br />

Brandenburg. Das Relief der <strong>Prignitz</strong> prägte<br />

die Eiszeit. <strong>Die</strong> Kronsberge bei Pritzwalk,<br />

der Tannenberg bei Seefeld und die Kolreper<br />

Berge sind Endmoränenbildungen. <strong>Die</strong><br />

Elbniederung ist ein Urstromtal. <strong>Die</strong> kleinen<br />

Flüsse Dosse und Stepenitz folgen alten<br />

Schmelzwasserrinnen.<br />

Bereits seit der Steinzeit leben Menschen<br />

hier. <strong>Die</strong> Ackerbauern der Jungsteinzeit errichten<br />

die große Grabanlage bei Mellen.<br />

In der Bronzezeit (2200 –700 v. Chr.) ist die<br />

<strong>Prignitz</strong> dicht besiedelt. Das Königsgrab<br />

<strong>von</strong> Seddin zeugt <strong>von</strong> hoher Kultur und<br />

weit reichenden Handelsverbindungen.<br />

<strong>Die</strong> in der Eisenzeit hier ansässigen Germanen<br />

wandern zwischen 200 und 600<br />

n. Chr. ab. Slawen (Wenden) rücken nach<br />

und gelangen bis in die Altmark und in das<br />

Wendland.<br />

929 schlagen die Deutschen bei Lenzen<br />

ein großes slawisches Heer und dringen in<br />

die östlich der Elbe gelegenen Gebiete vor.<br />

Otto der Große errichtet 946 ein Bistum in<br />

Havelberg. Doch 983 stehen Slawen erfolgreich<br />

gegen die deutschen Machthaber auf<br />

und beherrschen bis in die Mitte des 12.<br />

Jahrhunderts das Land rechts der Elbe. Mit<br />

dem sogenannten Wendenkreuzzug 1147<br />

gelingt es dem Askanier, Albrecht der Bär,<br />

in der <strong>Prignitz</strong> Fuß zu fassen und Bauern,<br />

Bürger und Adlige anzusiedeln. Städte,<br />

sowie die beiden Nonnenklöster Marienfließ<br />

und Heiligengrabe werden gegründet.<br />

U. a. dank des aufkommenden Tuchmachergewerbes<br />

und günstiger Transitwege entwickeln<br />

sich die Städte der <strong>Prignitz</strong> zu blühenden<br />

Handelszentren. Doch nach dem<br />

Tod des letzten Askaniers im Jahr 1319<br />

beginnt eine lange andauernde Zeit der<br />

Unruhe.


. . . . . . . . . . . Wir <strong>entdecken</strong> die <strong>Prignitz</strong> . . . . . . . . . . .<br />

Im Dreißigjährigen Krieg leidet die <strong>Prignitz</strong><br />

besonders schwer. Nach brutalen Plünderungen<br />

und dem Wüten der Pest zählt<br />

man in Perleberg <strong>von</strong> ehedem 3 500 Einwohnern<br />

noch 300 „Seelen“.<br />

Um das Jahr 1780 lässt der preußische<br />

König Friedrich der Große das Dosse-Luch<br />

und das Dannenwalder Luch kultivieren.<br />

1815 wird die <strong>Prignitz</strong> in die Ostprignitz<br />

mit der Kreisstadt Kyritz und die Westprignitz<br />

mit der Kreisstadt Perleberg untergliedert.<br />

1952 schlägt die DDR-Regierung die<br />

<strong>Prignitz</strong> den Bezirken Magdeburg, Potsdam<br />

und Schwerin zu. 1993 entsteht der<br />

Landkreis <strong>Prignitz</strong> mit dem Hauptort Perleberg.<br />

Er umfasst die alte Westprignitz,<br />

den Kreis Pritzwalk und die Gemeinde<br />

Gumtow. Das Gebiet der ehemaligen Ostprignitz<br />

gehört nun zum Landkreis Ostprignitz-Ruppin<br />

mit dem Hauptort Neuruppin.<br />

Havelberg wird Teil des Landes Sachsen-Anhalt.<br />

Im Runddorf Klein Woltersdorf<br />

10<br />

Der jährlich stattfindende <strong>Prignitz</strong>-Sommer<br />

(www.prignitzsommer.de) bringt Ritterspiele,<br />

Tanz, Rockkonzerte und alte Musik<br />

an historische und sagenumwobene<br />

Stätten der Region.<br />

Informationen über:<br />

Tourismusverband <strong>Prignitz</strong> e.V.<br />

Großer Markt 4<br />

19348 Perleberg<br />

Telefon: 0 38 76 / 61 69 73<br />

E-Mail: info@dieprignitz.de<br />

Internet: www.dieprignitz.de<br />

Verkehrsverein Ostprignitz e. V.<br />

Maxim-Gorki-Straße 32<br />

16866 Kyritz<br />

Telefon: 03 39 71 / 5 23 31<br />

Fax: 03 39 71 / 7 37 29<br />

E-Mail: fvv@kyritz.de<br />

Internet: www.knatter-dosseland.de


Havelberg – der Beginn<br />

Havelberg – der Beginn einer <strong>Prignitz</strong>reise:<br />

Wenn der Besucher sich der Stadt <strong>von</strong> Süden<br />

her nähert, sieht er schon <strong>von</strong> Ferne<br />

den hoch über der Stadt aufragenden Dom.<br />

Jahrhunderte hindurch beeinflusste der Bischof<br />

<strong>von</strong> Havelberg die Geschicke der<br />

<strong>Prignitz</strong>. Aber die Zeiten ändern sich. Heute<br />

gehört Havelberg zum Bundesland Sachsen-Anhalt.<br />

Havelberg – der Beginn deutscher Geschichte<br />

im ostelbischen Raum: Der Havelberger<br />

Dom steht am Beginn der Tausendjährigen<br />

Geschichte Havelbergs, denn hier gründete<br />

Kaiser Otto I. im Jahre 946 – nach Ansicht<br />

einiger Experten 965 – das Bistum<br />

Havelberg.<br />

11<br />

Tausendjähriges Havelberg? <strong>Die</strong> Havelberger<br />

sind zu Recht stolz auf ihre Geschichte.<br />

Hier verehrten die wendischen Brisanen<br />

schon lange vor der Gründung Havelbergs<br />

ihren die Urkraft verkörpernden Gott Gerovit<br />

(Jarovit).<br />

Der Ort an der Havel, den wir Havelberg<br />

nennen, ist viel älter als seine unübersehbar<br />

christlich geprägte Geschichte.<br />

Dom und Stadt<br />

Der Bischofsdom erschließt sich dem Besucher<br />

am Besten, wenn er <strong>von</strong> der Stadt<br />

her den schmalen Weg hinaufwandert.<br />

Oben angekommen, bietet sich <strong>von</strong> der


Im <strong>Prignitz</strong>-Museum Havelberg<br />

. . . . . . . . . . . Havelberg – der Beginn . . . . . . . . . . .<br />

Terrasse am Dom ein weiter Blick über die<br />

kilometerbreite Elbtalaue. Der Dom liegt<br />

nicht – wie es der Name Havelberg vermuten<br />

läßt – auf einem Berg, sondern auf flachem<br />

Gelände über dem Steilufer des vor<br />

Jahrtausenden <strong>von</strong> den gewaltigen Wassermassen<br />

der letzten Eiszeit geformten Elbe-<br />

Havel-Urstromtales.<br />

Der Dom beeindruckt mit seinem in sieben<br />

Geschossen hoch aufragenden Westwerk.<br />

Der untere, romanische Teil mit den<br />

schmalen Lichtschlitzen ist aus Bruchsteinen<br />

errichtet. Das darüber liegende neuromanische<br />

Glockenhaus entstammt dem<br />

19. Jahrhundert.<br />

Das Ensemble Dom und Kloster mit<br />

dem wohlerhaltenen Prämonstratenserkloster<br />

ist eines der wenigen vollständig erhaltenen<br />

Zeugnisse der Backsteinarchitektur<br />

im norddeutschen Raum. Besucher betreten<br />

zuerst den der Gemeinde als Winterkirche<br />

dienenden „Paradiessaal“. <strong>Die</strong>ser<br />

Raum mit seinem wunderschönen Sternrippengewölbe<br />

entstand durch die Zusammenlegung<br />

<strong>von</strong> Sommer- und Winterrefektorium<br />

der Chorherren. Durch den west-<br />

12<br />

lichen Kreuzgang führt der Weg in den<br />

Dom.<br />

Dann der Dom selbst: Welch großartiger<br />

Raum! <strong>Die</strong> großen Fenster, das Rot des<br />

Backsteins und das helle Gelb der Gewölbe<br />

tauchen das Innere in warmes, helles Licht.<br />

An Wänden und Fenstern lässt sich die<br />

Geschichte des Bauwerks ablesen: Den ersten,<br />

mit Rundbögen ausgestatteten romanischen<br />

Dom zerstörte ein Brand im Jahre<br />

1279. Auf den alten Grundmauern wurde<br />

die bis heute erhaltene gotische, dreischiffige<br />

Basilika mit ihren hohen spitzbogigen<br />

Fenstern errichtet.<br />

Der Dom birgt eine Fülle <strong>von</strong> Schätzen:<br />

Einer da<strong>von</strong> ist der kunstvoll aus Sandstein<br />

gearbeitete „Lettner“, der den nur den Chorherren<br />

vorbehaltenen Raum <strong>von</strong> dem dem<br />

gemeinen Volk zugedachten Kirchenschiff<br />

trennt. Das viel gerühmte Kunstwerk zeigt<br />

die Lebens- und Leidensgeschichte Christi.<br />

Besonders reizvoll wirkt eine Madonna mit<br />

musizierenden Engeln. In der Mitte des<br />

Lettners befindet sich die <strong>von</strong> Säulen gestützte<br />

Lesekanzel und davor der Laienaltar.<br />

Durch die Chorschranken geht es in<br />

den Chorraum, der drei – einem älteren<br />

Lettner entstammende – große Sandsteinleuchter<br />

birgt.<br />

<strong>Die</strong> schönen Schnitzereien des Chorgestühls<br />

symbolisieren Gefahren der Welt:<br />

Der Kopf eines Fabelwesens mit durchbohrten<br />

Ohren verkörpert das die Botschaft<br />

Christi nicht aufnehmende Böse, ein Rosettenornament<br />

weist auf die göttliche Ordnung<br />

des Universums hin. In der Mitte des<br />

Chorraums, vor dem Zweisitz, steht das<br />

Hochgrab für den Bischof Wöpelitz (gestorben<br />

1401), der den Lettner aus den sprudelnden<br />

Einkünften des Wilsnacker Wunderbluts<br />

errichten ließ.


. . . . . . . . . . . Havelberg – der Beginn . . . . . . . . . . .<br />

Wer baute den Dom?<br />

König Otto I. (936–973, Kaiser seit 962), Herr des Abendlandes, weitete sein Reich über<br />

die Elbe nach Osten aus. In diesem, <strong>von</strong> heidnischen Slawen (Wenden) besiedelten<br />

Gebiet, setzte er Markgrafen als königliche Amtsträger ein. Auf Plätzen, an denen die<br />

Wenden ihre Götter anbeteten, gründete er die Bistümer Havelberg (946) und Brandenburg<br />

und stattete sie mit umfangreichen Ländereien aus. <strong>Die</strong>se Bistümer sollten die<br />

Herrschaft über die neu eroberten Gebiete sichern und als Missionsbistümer die Slawen<br />

christianisieren. In Havelberg entstand zu dieser Zeit ein erster Vorläufer des heutigen<br />

Doms.<br />

Mit Macht und List rangen die Deutschen den Widerstand der Slawen nieder. Bei<br />

einem Gastmahl erschlug Markgraf Gero dreißig Wendenfürsten – ein für das sittliche<br />

Empfinden beider Völker ungeheuerliches Verbrechen. Deshalb wundert es nicht, dass<br />

Eroberung und Christianisierung misslangen. Im Jahre 983 begann der große Aufstand<br />

mit der Eroberung Havelbergs. Der Chronist und Bischof Thietmar <strong>von</strong> Merseburg<br />

berichtet: „<strong>Die</strong> Schandtaten begannen am 29. Juni mit der Ermordung der Besatzung<br />

<strong>von</strong> Havelberg und der Zerstörung des dortigen Bischofssitzes … An Stelle Christi und<br />

seines Fischers, des hochwürdigsten Petrus, wurden fortan verschiedene Kulte teuflischen<br />

Aberglaubens gefeiert … (Slawen) setzten den Unsrigen wie flüchtigen Hirschen<br />

nach, denn auf Grund unserer Missetaten hatten wir Angst, sie aber guten Mut.“ (Peda-<br />

Kunstführer 137/1997). <strong>Die</strong> deutsche Herrschaft im nördlichen und mittleren Teil der<br />

slawischen Gebiete brach zusammen. Bischöfe für Havelberg und Brandenburg wurden<br />

zwar weiterhin ernannt, konnten ihr Bistum jedoch nicht betreten. In Havelberg,<br />

nun Fürstensitz und Hauptort der Brisaner, verehrten die Wenden nun den Gott Gerowit<br />

in seinem Heiligtum.<br />

Im 12. Jahrhundert drang das Christentum weiter nach Osten vor: Dank der Arbeit<br />

des milden Missionsapostels Otto <strong>von</strong> Bamberg nahmen Polen und Pommern den<br />

christlichen Glauben an. Der christliche Hevellerfürst Pribislaw-Heinrich <strong>von</strong> Brandenburg<br />

(gest. 1150) setzte den mit der Nordmark belehnten Askanier, Albrecht der<br />

Bär, zum Erben seines Landes ein. Heidnisch blieb das Land der Obotriten in Mecklenburg<br />

und das der Liutitzen zwischen Elbe, Elde, Dosse und Havel. Gegen sie richtete<br />

sich der <strong>von</strong> Bernhard <strong>von</strong> Clairvaux gepredigte, vom Papst legalisierte, sogenannte<br />

Wendenkreuzzug der sächsischen Fürsten 1147. Den Eroberern wurden Herrschafts-<br />

und Besitzrechte in den dünn besiedelten slawischen Gebieten versprochen. Durch<br />

diesen Kreuzzug kamen die Ländereien der <strong>Prignitz</strong> teils in den Besitz der Domkirche<br />

Havelberg, teils in das Eigentum deutscher Herrengeschlechter wie der Edlen Gänse zu<br />

Putlitz und der Edlen Herren <strong>von</strong> Plotho. Am Wendenkreuzzug beteiligte sich auch<br />

Anselm, seit 1125 Bischof zu Havelberg. Bischof Anselm gehörte dem 1120 <strong>von</strong> Norbert<br />

<strong>von</strong> Xanten in Prémontré gegründeten Prämonstratenser-Orden an. <strong>Die</strong>ser Orden<br />

forderte die Nachfolge Christi unter aktiver Teilnahme am Leben in dieser Welt.<br />

13


. . . . . . . . . . . Havelberg – der Beginn . . . . . . . . . . .<br />

Von den Nöten der Zeit um 1150 zeugt ein Brief Anselms an seinen Freund, den Abt<br />

Wibald <strong>von</strong> Stablo: „Einige <strong>von</strong> uns bauen einen Festungsturm im Angesicht des Feindes,<br />

andere stehen Wache gegen die Angriffe der Heiden. Einige, die sich ganz dem<br />

Gottesdienst hingeben, erwarten täglich das Martyrium, andere reinigen ihre Seelen<br />

durch Fasten und Beten, um sie an Gott zurückzugeben.“ (Bergstedt 1998) Anselm<br />

begann den Bau des 1170 unter seinem Nachfolger geweihten romanischen Domes.<br />

Südlich des Doms begründete er ein Kloster und siedelte ein Chorherren-Konvent<br />

an.<br />

Nach dem Wendenkreuzzug ging es um die Kolonisation des dünn besiedelten Landes.<br />

Bischof Anselm und ebenso die Edlen Gänse und die Herren <strong>von</strong> Plotho ließen Bauern,<br />

Ritter und Handwerker aus „Sachsen“ (dem heutigen Niedersachsen), Franken, Westfalen,<br />

Flandern und den Niederlanden anwerben und ihnen Bauernstellen und Rittersitze<br />

zuweisen. In fast jedem Dorf entstand eine Kirche und ein meist mit einem Prämonstratenser-Priester<br />

besetzter Pfarrhof. Dank der Bevölkerungszunahme im 12. und<br />

13. Jahrhundert gelang es, ausreichend Bauern zur Besiedlung des Landes zu gewinnen<br />

– die alteingesessene slawische Bevölkerung übernahm langsam das Christentum und<br />

die Sprache der Kolonisten. Noch heute geben Ortsnamen Hinweise auf die alte Siedlungsgeschichte:<br />

Namen wie Wulkow, Kleinow und Demerthin, Söllenthin sowie Putlitz,<br />

Ferbitz und Gülitz weisen durch ihre Endungen auf slawischen Ursprung hin.<br />

Perleberg, Wittenberge, Dannenwalde könnten deutschen Ursprungs sein. Mit Groß<br />

Gottschow bzw. Groß Lüben wurden deutsche Dörfer neben den schon bestehenden<br />

slawischen Siedlungen Klein Gottschow und Klein Lüben angelegt.<br />

Über dem Lettner hängt eines der bedeutendsten<br />

mittelalterlichen Ausstattungsstücke,<br />

die Ende des 13. Jahrhunderts entstan-<br />

14<br />

Grundriss und<br />

Klausurgebäude des<br />

Doms zu Havelberg<br />

dene Triumphkreuzgruppe mit lebensgroßen<br />

Figuren <strong>von</strong> Maria und Johannes zu<br />

beiden Seiten des gekreuzigten Heilands.


Gefäße aus slawischer Zeit, gefunden in<br />

Havelberg<br />

. . . . . . . . . . . Havelberg – der Beginn . . . . . . . . . . .<br />

Das nördliche Seitenschiff des Domes ist<br />

mit neun gotischen Fenstern ausgestat-<br />

tet. Ganz links die um 1320 entstandenen,<br />

mit grauen und farbigen Ornamenten geschmückten<br />

Fenster, Fachleute sprechen<br />

<strong>von</strong> Grisaillemalerei. <strong>Die</strong> folgenden sieben,<br />

um 1420 angefertigten Figurenfenster erfreuen<br />

das Auge mit ihrer intensiven Far-<br />

Inselstadt Havelberg, im Bild rechts oben der Dom<br />

1<br />

bigkeit und zeigen in chronologischer Folge<br />

Szenen aus dem Leben Christi.<br />

Tourist-Information<br />

Uferstraße 1 · 39539 Havelberg<br />

Telefon: 03 93 87 / 7 90 91 · Fax: 7 90 92<br />

E-Mail: touristinformation-havelberg@t-online.de<br />

Internet: www.havelberg.de<br />

Dom<br />

Domplatz · 39539 Havelberg<br />

Telefon: 03 93 87 / 8 93 80<br />

Während der Sommermonate finden<br />

im Dom regelmäßig Konzerte statt.<br />

<strong>Prignitz</strong>-Museum Havelberg<br />

Domplatz 3 · 39539 Havelberg<br />

Telefon: 03 93 87 / 2 14 22<br />

Fax: 03 93 87 / 8 87 78<br />

Internet: www.prignitzmuseum.de


Spülinsel<br />

Havel<br />

Bahnhofstr.<br />

Steintorbrücke<br />

i<br />

Uferstr.<br />

tor<br />

Vor d. Stein<br />

Sandauer<br />

Str.<br />

Steinstr.<br />

Lange Str.<br />

➎<br />

➏<br />

Sandauer<br />

Brücke<br />

➐<br />

. . . . . . . . . . . Havelberg – der Beginn . . . . . . . . . . .<br />

str.<br />

Scabell-<br />

Mühlenstr.<br />

Genthiner Str.<br />

Stadtgraben<br />

Fischer-<br />

Domstr.<br />

➋<br />

➌<br />

➍<br />

Hin<br />

Uferstr.<br />

Im Klostergebäude südlich des Domes<br />

befindet sich das <strong>Prignitz</strong>-Museum : <strong>Die</strong><br />

Abteilung zur Ur- und Frühgeschichte bietet<br />

einen guten Überblick über die Bronzezeit.<br />

Sie zeigt Kopien <strong>von</strong> Funden aus dem<br />

Königsgrab <strong>von</strong> Seddin, die kunstvoll gearbeitete<br />

Jederitzer Bronzedose und weitere<br />

bronzezeitliche Funde sowie die Nachbildung<br />

eines bronzezeitlichen Hauses. <strong>Die</strong><br />

Slawenzeit wird durch die Darstellung einer<br />

Wallanlage sowie durch Knochengerät,<br />

Schlittknochen und Gefäße lebendig.<br />

<strong>Die</strong> stadtgeschichtliche Abteilung enthält<br />

Hausrat aus mehreren Jahrhunderten, schöne<br />

alte Möbel, Modelle <strong>von</strong> Flussmühlen<br />

und vieles andere mehr.<br />

<strong>Die</strong> Abteilung Kirchen und Sakralbau<br />

führt die Domgeschichte, insbesondere die<br />

des Westwerks, deutlich vor Augen. Ein<br />

Holzkruzifix <strong>von</strong> 1330 wirkt eindrucksvoll.<br />

Kirch str.<br />

Krugtor<br />

Am Camps<br />

d.<br />

weg<br />

Bischofsberg<br />

ter<br />

Kir<br />

str.<br />

Schulstr.<br />

che<br />

➑<br />

str.<br />

Krugtor-<br />

Prälatenweg<br />

Dombrücke<br />

1<br />

Amtstorstr.<br />

Domplatz<br />

➊<br />

Domherren<br />

Propsteiplatz<br />

Weinbergstr.<br />

n<br />

➵<br />

str.<br />

Havel<br />

Stadtzentrum<br />

Havelberg<br />

➊ Dom<br />

➋ Marktplatz<br />

➌ rathaus<br />

➍ Stadtpfarrkirche<br />

St. laurentius<br />

➎ Beguinenhaus<br />

i Touristinformation<br />

➏ Salzmarkt<br />

➐ St. Annen- und<br />

Gertraudenkapelle<br />

➑ Krugtor<br />

Anrührend ist die dreiteilige Gedenktafel<br />

für den im Alter <strong>von</strong> zwei Jahren gestorbenen<br />

<strong>Die</strong>derich Curdes.<br />

<strong>Die</strong> <strong>von</strong> Havelarmen malerisch umrahmte<br />

Inselstadt Havelberg entwickelte<br />

sich im Schutz des Domes. Fischerei, Handwerk<br />

und Handel prägten das Leben der<br />

Stadt. <strong>Die</strong> Fischer verkauften Fische und<br />

Krebse bis in die entfernten Metropolen<br />

Hamburg und Berlin. Wichtigste Erwerbsquelle<br />

war der den Wasserweg nutzende<br />

Handel mit Holz, Getreide und Mühlsteinen.<br />

In den Havelberger Werften wurden<br />

im 17. Jahrhundert sogar seetüchtige Schiffe<br />

gebaut.<br />

Der <strong>von</strong> Süden auf der Bundesstraße 107<br />

anreisende Autofahrer gelangt direkt auf<br />

den Marktplatz mit dem 1854 erbauten ansehnlichen<br />

Rathaus. Einige Schritte da<strong>von</strong><br />

entfernt liegt der Kirchplatz mit der drei-


. . . . . . . . . . . Havelberg – der Beginn . . . . . . . . . . .<br />

schiffigen gotischen Hallenkirche St. Laurentius,<br />

in der eine schöne Spätrenaissance-Kanzel<br />

zu sehen ist.<br />

Weiter geht es durch die ringförmigen<br />

Straßen mit Fachwerkhäusern und klassizistischen<br />

Gebäuden in dem für Havelberg<br />

typischen Nebeneinander <strong>von</strong> giebel- und<br />

traufständigen (mit der Längsseite zur Straße<br />

stehenden) Häusern. Das aus dem<br />

14. Jahrhundert stammenden Beguinenhaus<br />

besitzt schöne gotische Fenster.<br />

Am Rande der Stadt liegt die achteckige,<br />

spätgotische St. Annen- und Gertraudenkapelle.<br />

Wegen des reizvollen Innenraums<br />

lassen sich Paare hier gern trauen.<br />

Besonders sehenswert ist der traditio-<br />

nelle Pferdemarkt an jedem ersten Septemberwochenende.<br />

Neben Volksfest mit Fahrbetrieben,<br />

Bratwurstbude und Biertresen<br />

wechseln hier tatsächlich Pferde ihren Besitzer<br />

und das ganz unzeitgemäß nur per<br />

Handschlag.<br />

Das Mühlenholz,<br />

einer der letzten Auwälder<br />

An der Straße nach Räbel<br />

Ein Kilometer westlich <strong>von</strong> Havelberg<br />

Einst bedeckten Wälder die Elbaue. Im<br />

Mühlenholz blieb ein Stück Auwald erhalten!<br />

<strong>Die</strong> Straße nach Räbel führt nach einem<br />

Kilometer zum berühmten Auwald<br />

mit Eichen, Eschen, Flatterulmen und Feldulmen.<br />

Im Unterholz wächst Weißdorn,<br />

Pfaffenhütchen, Feldahorn und Hartriegel.<br />

Heute liegt der Wald im Schutz des Deiches<br />

und nur schwere Hochwasser setzen<br />

1<br />

Eiche im Mühlenholz<br />

ihn unter Wasser. Doch Wasser und Eisgang<br />

können den oft mehr als 300 Jahre alten,<br />

tief wurzelnden, dickborkigen Eichen<br />

der Elbtalaue wenig anhaben. Den Kräutern<br />

helfen Knollen und Wurzeln Hochwasser<br />

und Winter zu überstehen.<br />

Im April dann eine Blütenfülle: Neben<br />

weißem Busch-Windröschen wächst auch<br />

das seltene Gelbe Windröschen, der Wald-<br />

Goldstern kommt dazu. Wenige Wochen<br />

später bedecken Teppiche <strong>von</strong> gelb blühendem<br />

Scharbockskraut und ebenfalls gelb<br />

blühenden Goldschopf-Hahnenfuß den<br />

Waldboden. Gundermann erfreut die Besucher<br />

mit blauvioletten Blüten. Gemeine<br />

Waldrebe, Hecken-Windenknöterich und<br />

der seltene Hühnerbiss (Taubenkropf) klettern<br />

an Büschen und Bäumen empor. An<br />

Waldrändern wachsen Schlehen.


Bad Wilsnack und die Plattenburg<br />

20 Kilometer nördlich <strong>von</strong> Havelberg und<br />

eng mit der Geschichte dieses Bischofsitzes<br />

verwoben, entwickelten sich Wilsnack mit<br />

seinem Wunderblut und die Plattenburg<br />

als bischöfliche Sommerresidenz.<br />

Das heilige Blut zu Wilsnack<br />

<strong>Die</strong> Geschichte <strong>von</strong> Wilsnack ist voller Wunder:<br />

Während Bauern und Pfarrer des kleinen<br />

Dorfes Wilsnack am 16. August 1383<br />

das Patronatsfest in der Bischofsstadt Havelberg<br />

feierten, brannte der Ritter Heinrich<br />

<strong>von</strong> Bülow Dorf und Kirche nieder.<br />

Doch, oh Wunder, drei geweihte Hostien,<br />

die sich auf dem Altar befanden, waren<br />

vom Feuer verschont geblieben und in ihrer<br />

Mitte zeigten sich Blutstropfen. <strong>Die</strong><br />

Wunder mehrten sich: Kerzen auf dem Altar<br />

entzündeten sich <strong>von</strong> selbst und brannten<br />

nicht nieder. Ein mit dem Schwert getöteter<br />

Mann wurde nach Anrufung des<br />

heiligen Blutes wieder lebendig – sein blutgetränktes<br />

Hemd wurde in der Wilsnacker<br />

Kirche ausgestellt. Auch eine ertrunkene<br />

Müllersfrau wurde wieder zum Leben erweckt.<br />

Schon ein halbes Jahr nach Auffindung<br />

der Hostien stellte der Erzbischof <strong>von</strong> Magdeburg<br />

zusammen mit dem Bischof <strong>von</strong><br />

Havelberg eine Ablassurkunde für die Wilsnacker<br />

Kirche aus, in der viele Zeichen und<br />

große Wunder erwähnt wurden. Eine Lübecker<br />

Urkunde aus dem Jahr 1392 bezeugt,<br />

dass ein wegen seiner Verbrechen erhängter<br />

Gewalttäter wieder lebendig wur-<br />

1<br />

de, nachdem seine Angehörigen dem Heiligen<br />

Blut gelobten und nach Wilsnack wallfahrteten.<br />

So verbreitete sich der Ruhm des<br />

Wilsnacker Wunderbluts weithin. Bald gehörte<br />

Wilsnack zu den meist besuchten<br />

Wallfahrtsorten Europas. Aus Skandinavien<br />

und aus Böhmen eilten Pilger herbei.<br />

Fürsten und Könige trafen sich hier. Bis zu<br />

100 000 Pilger sollen jährlich nach Wilsnack<br />

gekommen sein, um für Rettung aus<br />

Notlagen zu danken, um Heilung <strong>von</strong><br />

Krankheit zu erlangen, das Heil der eigenen<br />

Seele oder Ablass <strong>von</strong> Kirchenstrafen<br />

zu suchen. In Havelberg geprägte Pfennige<br />

in Gestalt einer blutenden Hostie dienten<br />

als Nachweis für den Besuch des heiligen<br />

Blutes zu Wilsnack.<br />

<strong>Die</strong> Pilger hinterließen dem heilenden<br />

Wunderblut reiche Spenden. Als einfallsreichste<br />

Einnahmequelle erwies sich die<br />

Sünderwaage: In einer Waagschale der<br />

Mensch mit seinen Sünden, in der anderen<br />

Gold und Silber, Wurst und Speck. Erst<br />

wenn die Schale genügend gefüllt war, kam<br />

sie ins Gleichgewicht.<br />

Wilsnack und mit ihm das Bistum Havelberg<br />

wurden reich. <strong>Die</strong> Wilsnacker konnten<br />

ihre große Kirche bauen. Der Dom zu<br />

Havelberg verdankt dem Wils-nacker Wunderblut<br />

Kostbarkeiten wie den aus Sandstein<br />

gemeißelten Lettner. <strong>Die</strong> Bischöfe<br />

bauten ihren Sommersitz, die Plattenburg,<br />

prächtig aus.<br />

Doch auch im Mittelalter waren solche<br />

Wunder umstritten: So betraute der Erzbischof<br />

<strong>von</strong> Prag drei Magister, darunter Johannes<br />

Hus, mit der Prüfung der Wunder.<br />

<strong>Die</strong> jungen Magister äußerten sich empört:


. . . . . . . . . . . Bad Wilsnack und die Plattenburg . . . . . . . . . . .<br />

Wunderblutkirche in Bad Wilsnack<br />

Priester und Laien verkünden die Wunder<br />

aus Habsucht. <strong>Die</strong> Priester wegen der Opfergaben,<br />

die Laien wegen der Geschenke und<br />

der Pilger, die sie durch Kosten für Unterkunft<br />

und Verpflegung ausplündern. Daraufhin<br />

erging 1405 für die Erzdiözese Prag<br />

das Verbot nach Wilsnack zu pilgern. Ein<br />

anderer Geistlicher, Heinrich Tocke, Professor<br />

der Theologie in Erfurt und Domherr<br />

zu Magdeburg, besuchte Wilsnack<br />

und fand die in einem Mirakelbuch verzeichneten<br />

Wunder lächerlich, die wunder-<br />

1<br />

tätigen Hostien „sahen aus wie Spinnweben,<br />

kein Blut war daran zu erkennen“.<br />

Auch der große Gelehrte Nicolaus <strong>von</strong><br />

Cues zweifelte an den Hostienwundern.<br />

Der Streit um das Wunderblut erreichte<br />

dann auch den heiligen Stuhl in Rom, und<br />

da Friedrich II., Markgraf <strong>von</strong> Brandenburg,<br />

der Bischof <strong>von</strong> Havelberg und andere<br />

für das Heilige Blut <strong>von</strong> Wilsnack sprachen,<br />

verhieß der Papst 1447 allen Besuchern<br />

<strong>von</strong> Wilsnack großzügigen Ablass. Er<br />

ordnete an, dass künftig eine neue geweih-

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