17.06.2015 Aufrufe

Extrablatt Freundeskreis Pinsk: Fahrt nach Weißrussland 2015

Der Freundeskreis Pinsk vom DRK-KV Güstrow e. V. ist von seiner Fahrt nach Weißrussland zurück gekehrt. Karin Rhein vond er Rettungswache Bützow schildert ihre Eindrücke.

Der Freundeskreis Pinsk vom DRK-KV Güstrow e. V. ist von seiner Fahrt nach Weißrussland zurück gekehrt. Karin Rhein vond er Rettungswache Bützow schildert ihre Eindrücke.

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Unsere Helfer vom <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Pinsk</strong> sind heil wieder angekommen. Auch in<br />

diesem Jahr gabe es viel zu berichten. An dieser Stelle lassen wir gern die Mitreisenden<br />

zu Wort kommen. Aber lest selbst, was Karin Rhein, Leiterin der DRK-<br />

Rettungswache Bützow, zu berichten hat:<br />

Weißrußland? Ja irgendwie Europa, aber auch<br />

wieder nicht.<br />

Nach ca. 10 Jahren hatte ich mich kurzfristig entschlossen,<br />

unseren alljährlichen Hilfstransport <strong>nach</strong><br />

<strong>Pinsk</strong> zu begleiten.Geplant hatte ich das schon lange,<br />

aber irgendetwas ist ja immer…<br />

Dank vieler Spenden war unser Fahrzeug voll beladen<br />

und der erste Schock kam natürlich gleich an der<br />

Grenze von Polen <strong>nach</strong> Weißrußland. Eine übereifrige,<br />

dienstbeflissene Zollbeamtin wollte uns auf Grund unser<br />

Überladung nicht über die Grenze lassen oder wir<br />

sollten auf dem Zollhof 800€ Zollgebühr bezahlen.<br />

Also wieder zurück <strong>nach</strong> Polen und den Schichtwechsel<br />

abwarten.Im 2. Anlauf hat es dann geklappt, aber<br />

es ist schon merkwürdig, wie mit Leuten umgegangen<br />

wird, die doch nur helfen wollen.<br />

Über<strong>nach</strong>tet habe ich dann bei Irina, meiner alten<br />

Freundin und Dolmetscherin vom letzten Mal.<br />

Die Männer- Michael, Peter, Max und Thomas- waren<br />

in einer Neubauwohnung untergebracht. Die Besitzerin<br />

war für diese Zeit auf ihre „Datscha“ gezogen. Das<br />

ortsansässige Hotel ist auf Grund des Touristenaufschlages<br />

nicht bezahlbar.<br />

Natascha vom Weißrussischen Roten Kreuz hatte dann<br />

auch ein straffes Programm für uns vorbereitet.<br />

Am Montag besuchten wir ein Heim für geistig behinderte<br />

Kinder, eine Art Tagespflege.Vorher besorgten<br />

wir<br />

noch Windeln und Spielzeug, die wir dort übergeben<br />

haben. Wie es üblich ist, wurde ein Programm aufgeführt.<br />

Das war schon sehr anrührend und die Freude über<br />

unsere Geschenke groß. Anschließend ging es gleich<br />

weiter - die Familie, bei der vor 2 Jahren die Veranda<br />

für den behinderten Sohn gebaut wurde, wartete auf<br />

uns.<br />

Das war so, wie man sich die russischen Dörfer vorstellt-<br />

Holzhäuser mit Ziehbrunnen und riesigen Kartoffel-<br />

und Gemüsegärten. Aber die frischen Kartoffeln<br />

aus dem Garten haben super geschmeckt.<br />

Am nächsten Tag waren wir in einem (für uns) Kinderund<br />

Jugendwohnheim, die Kinder stammen alle aus<br />

Familien, in denen die Eltern Alkoholprobleme haben.<br />

Von 6 Monaten bis 18 Jahre waren dort alle Altersgruppen<br />

vertreten und die Kinder hoffen bei jedem<br />

Erwachsenen, der das Heim besucht, auf mögliche<br />

Adoptiveltern.<br />

Auch hier hatten wir Geschenke besorgt und konnte<br />

großzügig Süssigkeiten verteilen. Das Heim ist wie<br />

eine kleine Stadt- mit eigener Küche, Kleiderkammer,<br />

Wäscherei, Bibliothek u.v.a.. Programm und Reden<br />

waren natürlich auch wieder fester Bestandteil.


Ich hatte mir den Besuch der Schnellen Medizinischen Hilfe gewünscht, um meinen Kollegen zeigen zu<br />

können, auf welchem technisch hohen Niveau wir arbeiten.<br />

Hier waren die Gespräche sehr spontan und man merkte, dass das Interesse an unserem Gesundheitssystem<br />

groß ist. Gibt es Lyse? Welche Autos fahrt ihr? Was macht ihr mit den Alkoholikern? Ist alles umsonst?<br />

Wie ist die Besetzung der Fahrzeuge?<br />

Bis zur Auslösung des Alarms an die Rettungsmittel dürfen 4 Minuten vergehen, in <strong>Pinsk</strong> selbst muß jeder<br />

Ort innerhalb von 15 min erreicht sein und auf dem Land innerhalb von 30 min.<br />

Insgesamt sind dort 16 Mannschaften (jeweils ein Fahrzeug) stationiert, die 185.000 Menschen versorgen<br />

Die meisten Fahrzeuge kommen aus Rußland und sind mit 2 Feldschern und einem Arzt besetzt. Man hat<br />

uns stolz Tablets vorgeführt, die für die Datenübertragung genutzt werden sollen. Von welchen Geräten das<br />

allerdings ausgehen sollte, hat sich mir nicht erschlossen-ich habe keine gesehen.<br />

Mittwoch dann der Besuch eines modernen Michbetriebes, die Butter, Käse und Trockenmilch herstellen.<br />

Hier war wirklich alles neu und sauber, aber eben auch in privater Hand.<br />

Wie überall hingen auch hier auf den Fluren Bilder mit Alexander Lukaschenko und seinen „Sinnsprüchen“.<br />

Aber das Milchwerk ist einer der großen Spendengeber für das Rote Kreuz.<br />

Anschließend waren wir bei Julia, um den gespendeten Rollstuhl zu übergeben - die Mutter hat geweint<br />

vor Freude und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Solche Szenen machen dann alle Anstrengungen im<br />

Vorfeld wieder wett.Donnerstag hatte Natascha einige ehrenamtliche Helfer (Volontäre) eingeladen.<br />

Sie hatten für einen Afghanistan-Veteranen eine kleine Wohnung besorgt und diese sauber gemacht. Im<br />

Rettungsdienst kriegt man ja viel zu sehen, aber das war schon ganz schön bitter unter welchen Bedingungen<br />

Menschen leben.<br />

Auch Blutspender durften wir an diesem Tag auszeichnen - auch hier die Freude über eine zusätzliche Tafel<br />

Schokolade groß. Ja, die Tage waren mir vielen Erlebnissen gefüllt. Ich habe mich zu Anfang gefragt, was<br />

Natascha eigentlich so macht, da sie ja keine Einrichtung hat, wie wir sie kennen.<br />

Vom Staat bekommt das Rote Kreuz keinerlei Förderung<br />

und sie leben von Spenden.Die Struktur<br />

ist eine ganz andere, Menschen bitten bei ihr<br />

um Hilfe und sie versucht, sie zu organisieren.<br />

Dazu bedarf es eines großen<br />

Netzwerks,<br />

vieler Freiwilliger und eben<br />

Spenden.<br />

Sie leistet die Arbeit, die<br />

wir in<br />

unserem Alltagsstress<br />

manchmal aus den<br />

Augen verlieren<br />

- menschliches<br />

Miteinander.<br />

Deshalb bin ich<br />

froh, dass es<br />

dieses Projekt<br />

gibt. Auf diesem<br />

Wege<br />

möchte ich allen<br />

Spendern,<br />

Mitstreitern<br />

und besonders<br />

auch dem Vorstand<br />

für die großartige<br />

Unterstützung<br />

danken.<br />

Foto: Julia erhält ihren Rollstuhl

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